21.1.2006 | 9:34 von Anke Gröner

„Wenn Sie dieses Weblog mögen, könnte Sie auch folgendes Weblog interessieren:“

In der gestrigen New York Times wird über einen neuen Blog-Verlag berichtet, der eine Plattform für science blogs bietet. Blog-Verlage sind ja nix Neues, Gawker hat bereits seit längerem einige Weblogs unter sich versammelt, und das deutsche Äquivalent Spreeblick macht genau das gleiche. Das Besondere an diesem Verlag ist, dass ein Printprodukt, das Wissenschaftsmagazin Seed Magazine, sich nun im Internet versucht und ein paar Weblogs an sich bindet, die thematisch alle die gleiche Ausrichtung haben. Der Hintergrund ist natürlich der schnöde Mammon: Werbekunden können gezielter ihre Anzeigen platzieren, weil die anvisierte Zielgruppe relativ homogen ist. Bisher sind Streuverluste vorprogrammiert: Die Anzeigen bei den Gawker-Blogs finde ich ziemlich willkürlich, und bei Spreeblick ist es meist nur ein Sponsor für alle beteiligten Blogs, wenn überhaupt. Bei beiden Verlagen regieren zurzeit eher Google Ads, die meiner Meinung nach für die wenigsten Leser relevant sind. Insofern ist die Idee, Weblogs mit gleicher inhaltlicher Ausrichtung zusammenzufassen und dementsprechend Werbung zu schalten, gar nicht so doof. Wenn man mal davon ausgeht, dass Anzeigen auf Weblogs generell nicht DAS BÖSE sind.

Ich frage mich, ob das in der deutschen Blogosphäre auch funktionieren würde (ich war nicht auf der Neujahrslesung, ich darf noch „Blogosphäre“ sagen). Ich glaube, dass viele Blogleser thematisch relativ festgelegt sind (Achtung, Klischeeaufzählung zur Verdeutlichung des Gedankengangs): Die einen lesen gerne was über Web 2.0, Apple, Gadgets und anderen Jungskram, andere lesen lieber was über Kochrezepte, Schöner-Wohnen-Wandfarben und lustige Dekotipps mit leeren Klopapierrollen und wieder andere lesen gerne die tagebuchartigen Weblogs, die schlicht Geschichten erzählen. Diese „monothematischen“ Weblogs verlinken natürlich auch gerne ähnlich gelagerte Blogs, und so kann man sich als Leser an der Blogroll des Lieblingsblogs entlanghangeln, um weitere Weblogs zu finden, die einem vielleicht (oder wahrscheinlich) gefallen könnten. Jedenfalls geht mir das so: Viele Weblogs auf den Blogrolls meiner Lieblinge lese ich auch, während ich in Weblogs, in die ich zufällig reingestolpert bin und die ich nicht in meine Lesezeichenleiste packen würde, auch in der Blogroll meist nichts finde, was mich großartig interessiert.

Dummerweise sind nur die wenigsten Weblogs monothematisch. Daher befindet sich vielleicht in der Blogroll eines Hardcore-Microsoft-Fans, den ich lese, weil ich was über Microsoft wissen will, auch ein politisches Weblog und eins, das sich mit stehenden Gewässern in Niedersachsen beschäftigt. Ich muss mich also vielleicht durch eine Menge Weblogs klicken, die mich nicht die Bohne interessieren, bevor ich eins finde, das sich genau mit dem Thema beschäftigt, über das ich gerne mehr lesen würde. Deshalb fände ich eine Plattform ziemlich spannend, unter der sich thematische Weblogs finden lassen würden. Und das müsste nicht mal werbefinanziert sein oder über einen Verlag laufen. Ich stelle mir das so ähnlich wie Globe of Blogs vor oder das Bloghaus. Die Blogpläne zeigen, dass es schon von Interesse ist, Blogger zu lesen, nur weil sie vielleicht nebenan wohnen. Daher nehme ich an, dass es Leser gibt, die sich wirklich auf die Suche nach Weblogs machen, die hauptsächlich mit einem speziellen Thema befüllt sind. Mich persönlich würden weitere Filmblogs interessieren, die sich mit etwas anderem als meinem Lieblingsthema, dem amerikanischen Mainstream, beschäftigen. Danach kann ich zwar googeln und hoffen, dass ein paar Ergebnisse dabei sind, die mich interessieren, aber es wäre natürlich komfortabler, wenn ich einfach auf eine Art Portalseite gehen könnte, wo Filmblogs sich eintragen könnten, Strickblogs, Sexblogs, Tagebuchblogs und wasweißichnoch. Quasi die Gelben Seiten der Blogosphäre. Wäre das möglich? Wäre das spannend? Oder wäre das total überflüssiger Quatsch?

20.1.2006 | 1:15 von DonAlphonso

Skalierungsfreuden

Disclaimer: Es gibt Beiträge, da denkt man, lass es, da kommen nur wieder die alten Säcke von damals und kriegen sich nicht ein. Damals, als die Blogosphäre noch klein war, sehr klein… aber andererseits, was sollŽs, zum Teufel damit.

Auf Podien wird immer wieder gefragt, warum das Bloggen in Deutschland nicht richtig zündet, warum die USA, Frankreich und sogar Länder wie Polen so viel mehr Blogger haben. Dazu werden dann noch Zahlen durch den raum geworfen, die ich persönlich gar nicht mal glaube; alles was irgendwie 6-stellig ist, zählt vermutlich alle Blogleichen mit, und die machen sicher weit mehr als die Hälfte der deutschen Blogs aus. Allein, was ich zu Testzwecken alles angelegt habe – alles noch da, kaum zu glauben. Wie auch immer: Selbst 100.000 mindestens wöchentlich aktualisierte Blogs sind so viel, dass heute niemand mehr einen Überblick hat, was da existiert. Man sucht sich ein paar Blogs raus, die man regelmässig liest, findet ab und zu ein paar andere, und das warŽs dann. Die Blogosphäre ist schon jetzt so gross, dass man tagelang durch Blogrolls streifen kann, ohne auch nur eines der sog. “bekannteren Blogs” zu entdecken. So spielen etwa die in der öffentlichen Diskussion stehenden Blogs bei Hostern wie Myblog.de absolut keine Rolle, und ganze Szenen hängen fast hermetisch abgeschlossen in diesem Raum.

Dieses enorme absolute Wachstum in Deutschland – ich schätze es auf eine Verdoppelung alle 6 bis 9 Monate – hat allerdings relativ gesehen nicht die gleichen Folgen in den Leserzahlen bei denen, die schon länger bloggen. Weder wächst die Verlinkung in der Regel so stark an, noch die Leserzahlen. Soweit man auf Counter zugreifen kann, geht es auch bei älteren Blogs meist stetig bergauf, aber es sieht so aus, als ob sich die neuen Blogger nicht zwingend an den alten orientieren würden, sondern sich vielmehr eigene Linksphären schaffen. Natürlich verschwinden alte A-Lister nicht von heute auf morgen im Meer der anderen Blogs, aber angesichts der Gesamtgrösse nimmt die Bedeutung der einzelnen stark ab.

Beispiel: Als wir das Buch gemacht haben, vor etwa 2 Jahren, kannte jeder einen gewissen “Schockwellenreiter”, eine “Melody” und einen “Moe”. Fragt man heute bei jüngeren Bloggern rum, sind denen diese Namen nicht mehr bekannt, oder sie haben vielleicht mal was von gehört. Lesen tut das keiner. Gelesen wird das Bildblog, und dann vielleicht noch der Spreeblick, und danach kommen oft Namen, bei denen auch ich erst mal fragen muss, wer oder was das ist. Für die alten “Alphatiere”, die früher vergleichsweise leicht in der Blogosphäre “die Themen” setzen konnten, bedeutet das eine starke Einschränkung von Einfluss. Eine ganze Reihe von Blogautoren, die früher allgemein Beachtung fanden, wursteln heute in “irgendeiner Ecke”, um das mal mit den Worten eines dieser damaligen Meinungsführer, der mit anderen damaligen “Grossen” vernetzt war, zu sagen. Die Themen werden heute nicht mehr von Leuten gesetzt, sondern durch ihre Relevanz, und sicher auch den Zufall, ohne den es in diesem unübersichtlichen Netzwerk nicht geht. Das chaotische, plutalistische, selbst eregulierende Antikollektiv hat die Diven, die Vorreiter, die “Deutungsmafia”, um nachmal so ein altes Wort zu gebrauchen, obsolet gemacht.

Ich würde so weit gehen wollen zu sagen, dass es heute nicht mehr möglich ist, weder gezielt auf “Impact” zu bloggen noch Meinungsführerschaft zu erreichen, von Deutungshoheit ganz zu schweigen. Relativ kann man zu den meisten Einlassungen von Bloggern immer sagen: “Who cares?” es wird immer nur eine verschwindend kleine Minderheit wahrnehmen (wie auch diesen text hier). Aus einer durch Egomanen geprägten Clique ist eine vielschichtige, flexible Gesellschaft geworden, deren Vereinnahmung an ihrer Grösse scheitern muss.

Das ist gross genug. Alle weiteren Wachstumsschritte werden viele weitere, spannende, langweilige, gute, schnell augegebene Blogs bringen, einen Zuwachs an Meinungen und Blickwinkeln, aber die Qualität der Struktur an sich wird sich m. E. nicht mehr ändern.

19.1.2006 | 3:12 von DonAlphonso

Kommen und Gehen im Blogbiz

Man sollte momentan wirklich nicht bei Google News nach dem Wort “Blogs” suchen, sondt bekommt man nur Magenkrämpfe. Denn Google News pustet auch die letzte idiotische Pressemitteilung raus, akteull gestern: “www.(geändert)bullshitlaber(/geändert)-blog.biz erstmals über 1000 Besucher am Tag”. Man fragt sich, was so mancher Kommunikator eigentlich in der Scheidewand – egal.

Angesichts solcher Einlassungen empfinde ich fast so etwas wie leichte Melancholie bei der Feststellung, dass die Jörg Stengl Medien GmbH das Stadtblog Minga.de in die “Winterpause” schickt. In der New Economy hätte man es noch “Freeze Mode” genannt, was jetzt mit einem der ersten kommerziellen Blogversuche des Landes geschieht, nachdem das Blog die letzten Tage nur noch müde vor sich hindümpelte. Offensichtlich ist das googleoptimierte Lexikonprojekt lukrativer als das Blog, das hochzujubeln Stengel vor ein paar Wochen nicht umhin konnte. Damals war noch von einem eingestellten Redakteur die Rede, heute dagegen von einem “offenen Salon”, wo jeder mitschreiben darf, die Werbekunden würden es Stengel vielleicht danken.

Noch geräuschloser hat sich allerdings der Bloghoster Blogall (wir berichteten) vom Acker gemacht – die Website ist abgeschaltet. Wieder einmal zeigt es sich, dass man vielleicht auch dann ein Geschäftsmodell haben sollte, wenn das Buzzword Bloghoster so schön und modern klingt. Mal schaun, welcher der vielen anderen Kleinanbieter als nächstes die Blogradieschen von unten bewundert. Eine gewisse Konsolidierung aufgrund des ausbleibenden totalen Hypes wäre vielleicht gar nicht so dumm.

Überleben wird, dank starker Anbindung an einen grossen Internetkonzern, der Anbieter Blogg.de. Obwohl es in Sachen Reiseblogs die Firma HLX gerade Richtung Bermudadreieck der verschollenen Fakeblogs zieht, verkündet Blogg.de-Boss Nico Lumma das zum Portal weg.de gehörende Reiseblog. Darin bemüht sich ein namenloser Autor um irgendwelche stimulierenden Worte, die im Moment aufs Verreisen so viel Lust machen wie die Meldung von Angriff der vogelgrippigen Killerquallen auf sämtliche Urlaubsregionen der Welt. Vielleicht sollte man den Animateur zurück zu den Omis im Pool schicken, das kann er sicher besser.

Besser kann es vermutlich Thomas Gigold, der jetzt den entscheidenden Schritt in das Bloggeschäft macht. Sein Netzwerk heisst nach dem bekanntesten Blog aus seinem Haus “Medienrauschen” – und es sucht noch Leute, die mutmasslich mehr drauf haben sollten als ein paar der obigen Beispiele.

Und damit nicht genug. Ein weiteres unabhängiges Blog-Netzwerk, hört man, soll Anfang der nächsten Woche online gehen. Kernpunkte: Multi-User, Business, Economy, Internet, Social Responsibility, Case Studies, Hypeblabla. Natürlich mit .com-Domains und Pressemitteilungen. Das hört nie auf.

17.1.2006 | 13:14 von DonAlphonso

Bullshit Blog Marketing, next Generation: Süddeutsche kauft Leser

Ich bin ja bekanntlich der Meinung, dass es nichts bringt, mittelmässige Onlinejournalisten als Blogtölpel zu verhackwursten, die sich dann mit Gedisse wie “anwachsende Geschwätzigkeit” vom Rest der Blogosphäre absetzen wollen. Mit dem Ergebnis, dass das oberste Verkündungsasset der Süddeutschen-Blogger namens Bernd Graff sich, ähnlich wie die anderen Kollegen, von Oktober bis Januar gerade mal sechs todlangweilige Bleiwüsten abringt. Das Motto “Came in Peace” sollte da besser “Rest in Peace” lauten, dann würde sich die Süddeutsche Zeitung weitere Peinlichkeiten ersparen.

Aber Medien geben ja nicht so schnell auf bei ihren Schleimtouren in der Blogosphäre – so hat gerade erst die Zeit-Online-Redaktion das Blog hier zum Favoriten ausserhalb ihrer eigenen Redaktionsschnarchseiten gekürt; ich weiss nicht, ob ich jetzt nur beleidigt sein soll oder es einfach auf die Neigung mancher zur “Inspirationssuche” zurückführen soll. Leser bekommt man aber auch so keine, und deshalb versucht es die Süddeutsche jetzt schlicht und einfach mit dem Leserkauf. Ihr neues Krimiblog verspricht den ersten 333 registrierten Lesern:

Registrieren Sie sich jetzt in unserem Krimiblog und gewinnen Sie jeden Monat eines von 25 aktuellen Buchpaketen der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. Die ersten 333 registrierten User erhalten auf jeden Fall unser Krimi-Starterset, bestehend aus Band 1 “Der Malteser Falke” von Dashiell Hammett, Bleistiften und Aufklebern zur Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. In Kürze startet dann hier der große SZ Krimi-Kurzgeschichtenwettbewerb mit attraktiven Preisen für Autoren und Kritiker.

Und danach werden Daten abgefragt, als wäre man bei der Polizei und hätte gerade vorher inflagranti der Süddeutschen den Server mit der Pumpgun abgeknallt. Aus Notwehr. Weil man es so richtig Scheisse findet, dass die Süddeutsche mit Methoden ähnlich denen eines Zuschussverlags an die Leser herantritt:

Verfassen Sie basierend auf der von uns vorgegebenen Anfangssequenz eine Krimi-Kurzgeschichte. Unsere registrierten User entscheiden über die beste Krimi-Kurzgeschichte, die mit einer Gesamtedition der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek als Fortsetzungslieferung belohnt wird. Die Zweit- bis Fünftplatzierten eines Monats erhalten jeweils ein aktuelles Buchpaket der Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek. Die beste Krimi-Kurzgeschichte eines jeden Monats wird von uns auf www.sz-magazin.de veröffentlicht. Der Autor/Die Autorin dieses Kurzkrimis hat später die Chance auch im SZ-Magazin mit einer eigenen Erzählung abgedruckt zu werden.

Aha, im Internet kann man es drucken, da kostet es nix, und auf Print gibt es die “Chance”. Mehr nicht. Ohne Honorar, versteht sich. So zieht man Leser. Und massenhaft Datensätze. 333 Preise, schnell, schnell, den letzten beissen die Hunde. Weil, für so ein kostenloses Buch kann man das schon mal machen. Und dabei die sog. Datenschutzerklärung übersehen, die da lautet:

Ihre freiwilligen Angaben werden zusammen mit den für die Vertragsabwicklung erforderlichen Angaben von uns und den Unternehmen der Süddeutscher Verlag Mediengruppe, unseren Dienstleistern sowie anderen ausgewählten Unternehmen für Marketingzwecke genutzt, um interne Marktforschung zu betreiben und um sie über Produkte und Dienstleistungen zu informieren, die für Sie von hohem Interesse sein können.

Sollten Sie jedoch dies nicht wünschen, so können Sie uns das jederzeit schriftlich an folgende Adresse mitteilen:

Süddeutsche Zeitung GmbH
Süddeutsche Zeitung | Mediathek
Sendlinger Straße 8
80331 München

Dummheit ist schliesslich kein Verbrechen. Und auch in weichen, glitschigen Schleimbeuteln ist manchmal ein harter Kern.

16.1.2006 | 23:10 von DonAlphonso

Angewandte Blogerkenntnis bei Pro7 und HLX

Früher, ungefähr zu der zeit, als Kai und ich das Blogbuch konzipiert haben, konnte man von den angehenden Vertretern des Bloggeschäfts oft hören: “Bloggen ist jetzt noch klein, aber warte erst mal, bis die Grossen einsteigen – dann kommt der fette Schub in Deutschland.”

Heute, etwa 2 Jahre später, kann man diese These allenthalben überprüfen. Tatsächlich beschäftigen sich die Grossen heute mit Blogs, und man kann nicht umhin zuzugeben, dass sie irgendwo zumindest das theoretische Wissen haben, wie das nun geht mit dem Blogdings da:

Der Blogger sollte sein Weblog in regelmäßigen Zeitabständen aktualisieren, um seine Leserschaft nicht zu enttäuschen.

sagt einer der sinnvolleren Sätze auf dieser zum Sender Pro7 gehörenden Website. Der Anlass sind zwei Blogs von Moderatoren, die von der Idee her etwas ähnlich sind wie das im Buch vertretene Projekt http://woman.twoday.net/: Frau und Mann treten gegeneinander mit dem jeweiligen Geschlechterstandpunkt an. Beim ersten Durchlesen versteht man schnell, wieso die beiden Neublogger eigentlich Moderatoren eines Boulevardmagazins sind, das keinerlei gesteigerten Anspruch auf elaborierte Wortwahl legt, Zitat:

Oder… was gibtŽs sonst noch für Ideen, die man unbedingt mal in die Tat umsetzen müsste??? Also.. wer sich jetzt dazu berufen fühlt, seine Meinung hier zu hinterlassen… – Na dann mal los…!!! Schließlich brauche ich ja noch ein paar gute Vorsätze für das nächste Silvester-Raclette-Essen….

Liest sich wie aus der Schreckenskammer einer Selbstverstümmelungs-Myblog-Userin, ist aber ein führendes TV-Angebot. Möglicherweise aber genau für diese Zielgruppe. Wie auch immer: Von dem obigen Wissen scheint man den neuen Bloggern nicht wirklich viel mitgegeben zu haben. Obwohl die Blogs auch auf der Startseite von Welove.de verlinkt sind, datieren die beiden existierenden Beiträge vom 2. Januar. So neu und jetzt schon wieder 2 Wochen brachliegend – die grosse Liebe zum Bloggen sieht anders aus.

Gleiches kann man auch zu einem anderen Grossversuch sagen. HLX trat Mitte November 2005 mit einer ganzen Plattform von Blogs für Urlaubsreisen an, und der Bemerkung: “Wir glauben, dass Weblogs in der Tourismus-Branche künftig eine bedeutende Rolle spielen werden.”

So bedeutend, dass ab Mitte Dezember bei den sog. “Expertenblogs” erhebliche Ruhe einkehrte, Totenstille erfolgte ab dem 29. Dezember. Laut Datumsangaben wurden dann heute, am 16. Januar innerhalb von 11.36 bis 12.15 Uhr drei Blogs aktualisiert. Komisch, was? Von echten Blogs echter Reisender ist momentan nichts zu sehen. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass diese Blogs irgendwie nicht so richtig lebendig, sondern eher eine Art PR-Zombies sind. Und auch nicht im Sinne der Initiatoren laufen.

HLX und Pro7 sind Bestandteile von Firmen, die eigentlich genau wissen, wie man Kunden bindet, und die Agenturen, die ihnen im Bereich Bloggen helfen, behaupten von sich, dass sie Ahnung davon haben. Kann alles sein. Aber Bloggen hängt immer noch vom Blogger ab. Hier draussen weiss keiner, dass Du ein Hund bist, eine PR-olet-Anja, ein mieser Fake oder ein d-prominenter Unterschichten-Dienstleister. Es interesiert keine alte Sau, mit Verlaub, wenn das, was Du blogst, nicht gut ist. Und zwar jeden Tag. Das ist das ganze Geheimnis, mehr gibt es nicht zu sagen, und alles weitere Geblubber irgendwelcher dahergelaufener Berater ist, brutal gesagt, fürŽn Arsch. Sie wissen schon, das Ding, in das man gewissen Beraterkanaillen treten sollte, die ihren Kunden Bullshit erzählen.

14.1.2006 | 16:30 von DonAlphonso

Clowns, Tiger und Nichtartisten im Podiumszirkus

Es gehört irgendwie schon zu den typischen Ritualen der Blogosphäre, dass diejenigen Blogger, die an einer öffentlichen Veranstaltung teilnehmen, in den Blogs mancher, die weder auf das Podium durften noch auf der Veranstaltung waren, blöd angemacht werden. In aller Regel wird dann vornerum die Qualität des Vortragenden in Zweifel gezogen, diskeditiert und übel nachgeredet. Man kann auf diese Fur Blasen aus der Blogosphäre beispielsweise so reagieren, oder einfach auch nur still sein und warten bis zum nächsten Mal. Man kann natürlich auch öffentlich verkünden, dass die Kritiker eine Bande Neidhammel sind, weil sie wissen, dass sie weder eingeladen werden, noch dortselbst irgendwas anderes als eine drittklassige Powerpointpräsi ins Mikrophon stottern könnten.

Die Plätze auf den Blogpodien der Republik sind begrenzt, die Wünsche nach Auftritten einer gewissen Gruppe Berater, Unternehmer und sonstiger Personen, die etwas zu sagen haben meinen, sind dagegen grenzenlos. So ein Auftritt verspricht meistens die Spesen, manchmal auch Honorar, sog. Business-Kontakte mit Entscheidern, und natürlich Awareness, woran viele glauben, die noch nicht begriffen haben, wie belanglos in unseren Tagen Nachrichten und Berichte geworden sind. Ich persönlich, das gebe ich unumwunden zu, folge Einladungen gerne, weil ich eine Rampensau bin und als Radiomacher schlichtweg nicht an einem Mikrophon vorbeigehen kann, ohne was loszuwerden.

Aber das ist nur die eine Seite. Die andere ist, dass man erst mal eingeladen werden muss. Und statt jetzt mal wieder über Leute herzuziehen, die das Maul über Leistungen aufreissen, ohne sie erlebt zu haben, hier ein paar Ratschläge für Möchtegern-Rampenferkelnachwuchs: Wie geht das auf dem Podium?

Nach meiner Erfahrung war es enorm hilfreich, ein Buch zum Thema herausgegeben zu haben. Das allein reicht aber nicht; wenn man sich mit Veranstaltern unterhält, merkt man schnell, dass sie vor allem auf der Suche nach Leuten sind, die das Thema allgemeinverständlich rüberbringen. In den Vorgesprächen kommt sehr oft die Bitte, die Sache so zu erklären, dass sie jeder versteht, mit den Beispielen im deutschen Sprachraum zu bleiben, nicht mit Studien aus Kasachstan, Angola und den USA um sich zu werfen, und das Erfahrungsumfeld der Zuhörer zu berücksichtigen. Will sagen: Ich glaube, dass hochgradig spezielle Werke über Blogmarketing, PR und Business nicht der richtige Türöffner in einer Zeit sind, da das Phänomen an sich bei weitem noch nicht erschöpfend behandelt ist. Noch nicht mal die uralte Frage nach der Beziehung zum Journalismus ist für die meisten Zuhörer bei Medienveranstaltungen auch nur ansatzweise klar. Veranstalter fragen an, wenn sie denken, dass der Vortragende die Sache fundiert und verständlich rüberbringt.

Nun könnte man meinen, dass Veranstalter dann eben zwei oder drei Blogger einladen, einen für das Grobe der Gegenwart, die anderen für die feinen Zukunftserwartungen. Genau das aber passiert nicht. Weil die Veranstalter mehr oder weniger gezwungen sind, auch grosse Player an Bord zu holen. Ob nun der Medienmittwoch in Frankfurt Google, Yahoo und Burda holt, das ZKM in Karlsruhe den Prof. Leggewie oder die Böllstiftung in Berlin die ARD – der Posten derer, die aus den “mickrigen, schmutzigen, kleinen Amateur-Blogs” etwas in ihr bestehendes, berühmtes, grandioses, unsagbar wichtiges Business mit Geld und Einfluss übertragen, sind auf dem Podium von Anfang an vergeben. Das sind die Sachzwänge von Veranstaltern, für die Blogs im Jetztzustand völlig belanglos wären, würden die “Grossen” darin nicht etwas sehen, was sie zu integrieren oder vereinnahmen gedenken.

Es mag für Blogger erst mal hart sein, aber auch als erfahrene, bekannte Blogger sind nicht sie interessant, sondern die anderen und ihre Vorhaben.

In dieser Situation sind Blogger auf dem Podium erst mal nur die unvermeidliche Staffage, das Feigenblatt, der folkloristische Trubel für die Diven. Im Prinzip gibt in dieser Manege der Eitelkeiten vier Möglichkeiten, zu reagieren: Entweder man führt sich selbst als Business-Diva auf. Das allerdings ist nicht zu empfehlen; so ein piefiger Blogger kann in der Regel nicht mit Leuten mithalten, die aus gutem Grund an den Positionen sind, wo sich mancher Businessblogger an seinem Küchentisch vergeblich hinwünscht. Man kann über die Buzzwordleier aus den Firmen denken, was man will: So kommunizieren sie nun mal, sie sprechen die gleiche Sprache, und was wirklich zählt, ist die Grösse des Unternehmens. Die Grundidee eines user-controlled-Bloghostingbusiness mag im Kern immer gleich blöd sein, aber wenn ein Burda dafür 3 Millionen investiert, ist da etwas anderes als ein kleiner Freelancer, der solche Ideen vor sich hinfaselt.

Aber zum Glück gibt es ja noch andere Rollen, die das Publikum von hochfliegenden Businessartisten ablenken: Die des menschenfressenden Raubtieres, das sich unvermittelt losreisst und in Richtung Direktor stürmt – HUNGER! – und der Clown, der die gezwungene Eleganz erdet. Das sind die Rollen, in denen man sich in solchen Situationen zur Wehr setzen kann, wenn alle anderen nur das eigene Relevant Sets abspulen. Sprich, es zahlt sich auf so einem Bullshit Bingo Podium aus, gleich mit der ersten Bemerkung von den gängigen Linien abzuweichen. Man muss den anderen den Raum nehmen, sie dürfen erst gar nicht so weit kommen, in ihrem Geseiere zu baden, man muss ihre Argumente in Echtzeit auf Schwachstellen untersuchen und dann angreifen. Das wirkt nicht immer fein, und natürlich blickt man mitunter in das leidende Bambiauge eines Pressesprechers, das ersterbend sagt: “Das Thema hatten wir aber ausgeschlossen in der Vorbesprechung”. Auch ein zaudernder Moderator ist mitunter eine gute Gelegenheit, der Debatte die selbst gewünschte Richtung zu geben.

Danach brennt die Luft, das Publikum ist polarisiert, die einen finden es super, die anderen sind fassungslos, wie kann er es nur wagen, der wird sicher nie wieder eingeladen….

Bullshit. Am Ende zählt nur, wer die Stimmung gebracht hat. Das sind die Leute, die man gern wieder auf das nächste Podium holt. Leimsieder, Phrasendrescher und Auswendiglerner muss man weiter akzeptieren, wenn sie die grosse Firma hinter sich haben, aber unter den Bloggern gewinnt das aggresivste Raubtier, der Clown mit den Lachern, im Kern also der, der mit ganzer Kraft und Überzeugung für sein Metier in die Manege geht. Nur dann ist das Publikum bei der Sache, es hat zu reden, und es wird das nächste Mal wieder kommen – wenn denn der Typ vom letzten Mal wieder gegen die Regeln spielt. Das ist das Spiel, das sind die wahren Regeln.

Um nochmal den Weg aufs und übers Podium mit ein paar Schlagworten zusammenzufassen:

1. Kenne Dich aus
2. Sei allgemein bekannt
3. Kenne die Underdog-Rolle, die sie Dir geben
4. Zeig dem Moderator, wer hier das sagen hat (man glaubt gar nicht, wie viele Moderatoren dann einknicken)
5. Nutze Dein Wissen aus den Kommentarschlachten
6. Das Publikum ist Dein Freund, wenn Du es nicht langweilst und überförderst
7. Sei authentisch und mit dem Herzen dabei

Und die Nichtartisten werden wieder in ihren Kämmerchen sitzen und meckern, dass sie es so viel besser gekonnt hätten, ganz zu schweigen von den tollen Kontakten, die ihnen entgangen sind.

11.1.2006 | 3:14 von DonAlphonso

Web2.0 und der totale Durchblick

Es gehört zum unabänderlichen Schicksal der Grossen, dass manch Kleiner versucht, an seinem Schuh das Bein zu heben. In der Geschichtswissenschaft gehört daher die Quellenanalyse, die Erforschung derer, die Informationen, Gerüchte und Lügen niederschreiben, zu den zentralen Aufgaben des Forschens. Was einer schreibt, kann jeder lesen – aber zu erkennen, wer das ist und warum er das tut, ist schon weitaus schwerer.

Nun gibt es hier an der Blogbar mitunter den ein oder anderen Disput über ein sog. “Web2.0”, das manche hierzulande in der Nachfolge amerikanischer Vordenker – oder Vorpowerpointer, je nach Gusto – ebenfalls erkennen wollen. Ich mache aus meiner Meinung keinen Hehl, dass Web2.0 in etwa das ist, was wir in der Spätphase der New Economy unter dem Begriff “Next Economy” schon mal hatten. Web2.o ist alles, was sich gut an Google, Yahoo und Ebay verkaufen lässt, und noch nicht nachweislich gescheitert ist. Eine der Visionen von Web2.0 ist ein Netz, in dem der User, vereinfacht gesagt, als soziales Wesen mit anderen in Kontakt tritt und interagiert, und durch seine zugänglichen Informationen im Netz als reale Person erkennbar wird. Kann man glauben, sicher. Wenn ich mir aber aktuell diese Kommentare hier anschaue, habe ich den Eindruck, dass manche Web2.0-Vertreter die soziale Kompetenz eines Lynchmobs haben. Wobei ich natütlich zugeben muss, dass “social/sozial” erstmal ein wertneutraler Begriff ist, auch asoziales Verhalten ist ein soziales Phänomen.

Web2.o ist es auch, wenn aktuell einer derjenigen, die sich dafür engagieren, zu meiner Person ein wenig schmeichelshaftes Du-bist-Deutschland-Fake bei Flickr einstellen, mit dem hier bewusst nicht verlinkten und im Original zitierten Text:

Don Alphonso schreibt Bücher darüber, wie scheisse das Internet ist und wie dumm die, die damit hantieren und Kohle verdienen wollen.

Abgesehen davon, dass ich das Internet sehr schätze, kann ich sehr wohl differenzieren zwischen einem Startup, das in 6 Monaten nach Launch mit Millionengewinnen an die Börse will und einem Unternehmer, der im Netz eine ordentliche Dienstleistung abliefert und dafür ordentlich bezahlt wird. Wie auch immer, der Macher ist offensichtlich Web2.0 und hat die entsprechende Behauptung auch gleich getagged und gepoolt.

Nun bin ich ja auch nicht ganz unweb, wenngleich eher web0.92beta, und natürlich schaut man nach, wer der Typ eigentlich ist, wenn er schon das Beinchen hebt. Und damit zum oben angeschnittenen Problem der Analyse der berichtenden Person: Die betreffende Person ist ziemlich Web2.0. Sie lebt im Internet das, was im Bereich der Social Software mitunter als Ideal gesehen wird. Will sagen, die Informationen über ihn zum Interagieren muss man nicht suchen, sie fallen einem praktisch entgegen. Er hat ein Blog, das viel über seine Person verrät – etwa, dass er Web2.0 toll findet. Er hat einen Open-BC-Account, der seinen Lebenslauf verrät. Es ist ohne Probleme möglich, seinen Bildungsweg inclusive Note nachzuvollziehen, seinen Aufenthaltsort verrät er über Places, und dabei auch gleich die Firma, bei der er arbeitet, und ihre Adresse. Seine Bilder lädt er bei Flickr hoch, er hält voll drauf auf seine Bankkarte und die Gesichter anderer Leute, die er mitunter auch namentlich nennt, und er verrät sogar sein Kameramodell. Manche Bilder seiner Bekannten wären angesichts der Situation, nehme ich an, bei Bewerbungen nicht wirklich hilfreich. Wenn ich mir die Mühe machen würde, seiner von ihm veröffentlichten Beschreibung der Anfahrt zu seiner Haustür zu folgen, dann könnte ich zu ihm hinfahren und sagen:

Sag mal, gehtŽs noch? Im Prinzip kann es mir scheissegal sein, wie du mit deinen Daten umgehst, aber ich will verflucht sein, wenn das, was du da machst, die Zukunft werden soll. Ich habe die Schnauze gestrichen voll von all den Typen, die alles und jeden uploaden und vertaggen, selbst wenn es denen vielleicht egal ist. Und was bitte geht eigentlich in deinem Kopf ab, wenn du in einer Bar Leute knipst, das Bild in 1600 x 1200 Pixeln mit “Irgendwelche Typen” überschreibst und mit dem Tag “white trash”versiehst, und man angesichts des Datums und der Ortsbeschriebung erfährt, wann diese Personen wo waren? Mal ehrlich, kommst du dir nicht manchmal etwas krank vor? He? Bist du eine im Lokal installierte Scheissüberwachungskamera, oder was ist los? Was geht dich das überhaupt an? Was hat das im Netz verloren? Schon mal was von §13 GG gehört? Vom Recht am eigenen Bild?

Hast du mal drüber nachgedacht, dass manche Leute sowas wie eine Privatsphäre wollen? Dass es in Deutschland auch ein Recht darauf gibt, auch wenn es dir mit deinem ins Netz gepusteten Datenbestand offensichtlich egal ist? Dein ausgelebtes Web2.0 ist eine geile Sache für Data Miner, für die Überwachungsschweine, die wissen wollen, was du eigentlich am Arbeitsplatz machst, die müssen nur mal via Places schaun, wann du mit welcher Connection auf Arbeit warst und gleichzeitig bei Flickr einen Kommentar gelassen hast, geht prima ohne IP und Kamera im Büro. Dein Web2.0 gibt jedem, der will, die Möglichkeit, dein momentanes Ich in allen Facetten mit ein paar Clicks auf Festplatte zu schaufeln und nach Belieben zu verwenden, auch wenn es sie einen Dreck angeht, Stichwort Profiling. Kann sein, dass es dir egal ist, dass dich dolle Softwarespielzeuge mehr reizen als die olle Privatsphäre, aber ich kenne keinen Personaler, der deine Angaben nicht via Google checkt, und was da mitunter zu finden ist, ist nicht wirklich ein Ausweis an Zuverlässigkeit und Diskretion. Bilder einfach so rauspusten beispielsweise soll mitunter nicht wirklich beliebt sein. Allenfalls Diebe finden das toll: Wenn mal einer bei dir einbricht, weil er dank aktualisiertem Places weiss, dass du in der Arbeit und 40 Minuten vom Wohnort entfernt bist, von dem Wohnort, den du ins Netz stellst, du Hirni. Statt mit der komischen Software zu daddeln, zieh dir lieber mal ein paar Grunndlagen Persönlichkeitsrechte rein. Ne, ich verlinke dich nicht. Auch du hast ein Recht auf Privatsphäre, und ich hoffentlich Leser, die das auch respektieren.

Die anderen Web2.0-Freunde: Kann schon sein, dass manche Software ganz witzig ist. Kann auch sein, dass manches Projekt sein Geld wert ist. Aber die Kombination Blog, Flickr, Places, OpenBC und andere Spielzeuge sind, wenn man nicht verdammt aufpasst, zusammengenommen eine Dystopie, gegen die RFID, Biometrik und der grosse Lauschangriff ein kleiner Scheiss sind. Weil plötzlich jeder über sich und andere praktisch unbegrenzt Informationen verbreiten, verraten, und jenseits aller weiterer Einflussnahme abstellen kann. Flickr-Accounts haben kein Impressum, Blogger keinen Richter, der darüber entscheidet, ob belauscht oder observiert werden darf. Typen wie das obige Beispiel sind sicher noch eine kleine Minderheit und bleiben es hoffentlich auch. Aber wenn man schon von Web 2.0 spricht, dann sollten zumindest diejenigen, die es voranbringen, sich nicht mit anderer Leuten Rechten am eigenen Bild oder dem Urheberrecht aufführen wie zugekokste Halbaffen.

Sorry für die deutlichen Worte. Aber vielleicht denkt Ihr mal nach, was genau da eigentlich bei Web2.0, social Softwware und Personal Media passieren soll, und was das für die persönlichen Daten bedeutet. Ist ja schon schlimm genug, was man sich mit dem Blog, Gmail und Technorati so alles antun kann.

4.1.2006 | 23:02 von DonAlphonso

The Future that didnŽt happen in 05: V – Rücksicht auf geistiges Eigentum

News Frankfurt, Izynews, zwei mal Creative Weblogging, die WELT, Blogfox, BILD – das sind ein paar Beispiele dafür, dass der Mensch nicht unbedingt klüger wird. 2005 wurden Blogs als Thema in den Medien relativ gross, und prompt kamen eine Reihe von Leuten auf die Idee, sich selbst bei anderen zu bedienen, kleine Lichter neben kleinen Lichter grosser Medien. Dass jeder Versuch keinerlei Erfolge hatte, dass sich niemand fand, der aus dem Geschäftsmodell ein echtes geschäft gemacht hätte, und dass es jedesmal einen Aufstand gab – das alles hält offensichtlich niemanden in den mehr oder weniger etablierten Medien davon ab, sich aus der Textfülle der Blogs und ihres Umfeldes zu bedienen. Einsicht in den Umstand, dass man als kommerzieller Anbieter die Rechte der Blogger respektieren sollte, kommt meist spät und nach einigem Gemaule – etwa, die Blogger sollten doch froh sein, dass man über sie berichtet.

Umgekehrt muss man aber auch zugeben, dass Blogger mitunter ähnlich dreist stehlen, auch wenn das von manchen Bloghostern aufmerksam beobachtet wird. Schliesslich sind die letztlich mit dran, wenn sich da jemand an Bildern und Texten vergreift. Allerdings machen das einige Blogger schon ziemlich lang, ohne dass die Verantwortlichen des Hosters, der in diesem Punkt laut der eigenen AGBs eigentlich massiv durchgreifen müsste, aktiv werden. Zu sehen ist das an zwei Blogs am rechten politischen Rand, die beim zum 20six gehörenden Bloghoster Myblog zu finden sind. Das anonyme Blog http:// www.myblog.de/ kewil und http:// www.myblog.de/ politicallyincorrect von Stefan Herre ziehen ihr Bildmaterial zum grössten Teil direkt mit der Bild-URL von den Servern der Rechteinahaber, darunter grosse deutsche und ausländische Medien. Dass der Umgang mit Texten bei diesen Blogs ebenfalls nicht dem in Deutschland geltenden Zitatrecht entspricht, ist da eigentlich nur konsequent.

Natprlich gibt es eine fliessende Grenze zwischen aufgreifen und klauen, zwischen Inspiration und Diebstahl, zwischen leihen und missbrauchen. Zitieren und sampeln sind kulturelle Prozesse, dafür gibt es auch Creative Commons Lizenzen, die das Urheberrecht durch Erlaubnis individuell aufweichen. Trotzdem wäre es schön, wenn ein wenig mehr Rücksicht oder Bewusstsein für die Probleme auf beiden Seiten da wäre. Oder von den Chefredakteuren und Bloghostern durchgesetzt werden, bevor Abmahnungen kommen.