15.9.2005 | 20:45 von DonAlphonso

Ach so, ja, was Patalong eigentlich sagen wollte:

“Entgegen dem, was wir uns noch während der Leipziger Buchmesse gedacht haben – dass wir nämlich keine Blogs haben wollen – haben wir jetzt ein paar Runden nachgedacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir es doch mal probieren. Wir hatten ja schon den UMTS-Handy-Vergleich, und nachdem die Blogs mit den Livekommentaren zur Kanzlerduell abgesahnt haben, haben wir das bei nächster Gelegenheit auch probiert. Das Ganze lief recht locker ab, und jetzt müssen wir unsere eigenen Leser auf das Thema eichen. Also schreibe ich jetzt einen Beitrag, in dem ich aufzeige, dass das Thema Politik in den Blogs zwar toll wäre, aber nicht gut gemacht ist. Genauer, dass man es besser machen könnte.

Und dann lassen wir einige unserer Autoren selbst bloggen. Wir nehmen dazu den Broder, der ist schön bekannt und bekommt die zwei Absätze schon irgendwo hin, die er ohnehin schon schreibt, der Gabor “Neoliberal” Steingart macht auch mit für ein paar schnelle Sätze, dann noch Wolfgang Büchner und den Volkery und den Weiland. So machen wir das. Dann zeigen wir den Bloggern und den Lahmis von der SZ und Zeit mal, was ne Harke ist. Schnell und dreckig. Kommentieren ist natürlich nicht, sonst macht noch jemand ein Watchblog und verlinkt das, aber das spielt keine Rolle. Wir sind die Grössten. Und das 0,1% der Blogs, die kein Müll sind. Ausserdem, was interessiert uns das Gelaber von gestern.”

15.9.2005 | 9:56 von DonAlphonso

Kann sein,

dass da draussen jetzt ein paar Leute drauf warten, dass ich als im Spiegel verlinkter Blogger auch noch was zu Patalongs Artikel sage. Mache ich nicht. Das Thema, der Beitrag ist irrelevant.

Was ich aber sage, Freunde, Johnny, Ix und noch ein paar andere: Alle Blogwelt schreit Trara, wenn jemand von aussen über uns schreibt. Dann ist grosses Bohei. Obwohl wir alle wissen, dass für die das Thema Blogs genauso hingeschluderter Bullshit ist wie alles andere, worüber sie selbst ihren eigenen Bullshit absondern. In solchen Momenten fällt die ganze eigenständige Blogosphäre auf den Macht- und Deutungsanspruch irgendwelcher unrasierter, schlecht angezogener Zeilengeldlutscher rein.

Mal ehrlich: HABEN WIR DAS NÖTIG?

Wir sehen doch auch beim aktuellen Artikel, dass die letztlich nur wiederkäuen. Entweder, sie klauben sich das Zeug aus anderen Blogs zusammen und schnitzen es, wie sie es gerade brauchen und es in den beitrag passt, wie Patalong das macht. Oder sie machen Restmüllverwertung ihrer zwei Dutzend Interviews mit Freunden und überbacken das mit ihrer Social-Software-Grütze, wie der Sixtus das macht. Keiner von denen kam je auf den Gedanken, das, was wir tun, was wir entstehen lassen, als

KULTUR

aufzufassen. Aber genau das ist es. Nicht mehr, nicht weniger. Eine Kultur, die zehntausende jeden Tag aufs neue fesselt, unterhält, erfreut, bewegt. Hey, das ist GROSS. Das alles machen wir selbst, nicht die mit ihrer jahrhundertealten Monopolstellung. Das ist unsere Stunde Null, und sie haben Angst, dass es die erste Minute ihrer letzten Stunde ist. Deshalb gehen sie nicht auf die Kultur. Weil es das ist, was ihnen Angst macht. Eine lebendige Kultur, die sich fundamental von anderen Kulturen, wie etwa dem Journalismus oder der Literatur unterscheidet, wegen einer gewissen Ähnlichkeit aber von beiden Seiten falsch angefasst wird.

Und solange wir denen bei jeder Absonderung nachhecheln und rummosern und es gern anders hätten, fummeln wir an den Details rum. An IHREN Details, nicht an dem, was für uns wichtig ist. Wir geben denen dadurch die Definitionshoheit am Grossen und Ganzen. Sie sind die Karawane, wir sind die bellenden Hunde.

Wölfe werden wir nur dann sein, wenn wir sie nicht mehr ankläffen. Sondern unseren eigenen Weg gehen, und unsere eigenen Themen und Gedanken in unserem ureigenen kulturellen Komplex verwirklichen. Redet doch mal über das Bloggen. Einfach so. Tu ich ja auch. Es gibt keinen Grund, das zu verstecken. Es gibt keinen Grund nicht jeden Morgen zu sagen, dass Bloggen eine grossartige Sache ist. Oder die notwendigen Denkanstösse selbst zu geben, indem man provoziert. Es ist nicht “Wir gegen die”, es ist “Machen wir es selbst”. Dadurch, und nur dadurch, und durch die Nichtachtung der Schmierbuben und das Nichtrespektieren ihrer Ansprüche, können wir unseren Weg selbst bestimmen.

Die anderen kommen dann schon nachgedackelt. Weil sie keine Karawane sind, sondern nur ein paar verlauste Redaktionspudel. Ich mein, schaut Euch doch mal die Blog-Knalltüten von Zeit, Stern, Tagesspiegel und SZ an. Sie haben nicht die Eier. Sie können es nicht. Sie wissen nichts von unserer Kultur. Wir schon. Weil wir sie jeden Tag, wenn wir die Eingabemaske aufmachen, neu erschaffen.

14.9.2005 | 17:17 von DonAlphonso

Stern-Blogs

Angeschaut

Bei Thomas nachgelesen.

Zu lahm, zu öde, Stern. Für sowas brauchst Du eigentlich keine Chance.

Vergessen.

(Wieso sind die eigentlich alle, wirklich alle so hundsmiserabel? Das liest doch keine alte Sau. Schauen die sich wenigstens mal an, was bloggen ist? Oder denken die, einfach schreiben wird schon reichen?)

14.9.2005 | 16:33 von DonAlphonso

Ponotcasting

Johnny meinte, dass der CSU-Clip heute mein Einstieg in die Podcasterszene wäre. Everything but, nur eine multimediale Erweiterung. Ich glaube nicht an Podcasting, und die mauen Abrufe geben mir recht. Bislang wurde das Ding 175 mal abgerufen, bei ca. 1200 Besuchern der Seite. Dafür, dass in dem Ding vom Texten über das Einsprechen, Schnitt und Mastering bis zum Onlinestellen drei Stunden Arbeit stecken, ist das ein erbärmliches Resultat. Aus Sicht des Radiomachers und Bloggers eine ganz katastrophale Quote. Trotzdem hat die CSU einen entsprechenden Link gelöscht, man hat wohl Angst…

Mehr bei den rebellen ohne Markt.

14.9.2005 | 16:25 von DonAlphonso

Google Blogsearch

Angeschaut.

Mit Blogstats verglichen.

Zu spät, zu schwach, Google. Du hattest Deine Chance.

Vergessen.

13.9.2005 | 4:00 von DonAlphonso

Wenn der Ede in der Mailbox zweimal klingelt (Update)

Harte Wahlkampfzeiten erfordern harte Massnahmen. Um jeden Meter wird erbittert gerungen, und sei es auch nur virtuell. Bei der Gelegenheit ist die CSU offensichtlich ihren alten Sprüchen aus der Zeit der New Economy auf den Leim gegangen, als alles irgendwie laptopig und online und always on sein musste. Irgendjemand in der Wahlkampfzentrale kam jedenfalls auf die Idee, mutmasslich von einem professionellen Adressenanbieter ein Paket mit 300.000 bespambaren Emailadressen zu kaufen. “Moderne Wahl-Werbung”, inclusive nicht abiturtauglichem Depperlbindestrich, nennt die CSU das an dieser Stelle,

http://www.blog4berlin.de/stories/968940/

wenn man den Link hinter dem http:// zusammenfügt – nein, ich denke gar nicht daran, so etwas zu verlinken. Ausserdem will äh die CSU im Grunde genommen äh also ein paar tausend eh eh junge Leute auf ihr sozusagen privates Handy eine wie sagt man ach so äh Voice Mail also äh so eine Tonbandansage des Ministerpräsidenten Ähdmund Stoiber zukommen äh lassen nicht wahr. Nach dem Motto:

Die Morgenlatte vergeht ganz locker,
sagt Ede auf den Horrorschocker.

Und immer, wenn man denkt, dass es noch blöder nicht geht, findet man dann einen Rechtsaussenblogger namens Stefan Herre, der seine rechtsgerichteten Leser zum Spammen angeblich sozialdemokratischer Blogs aufruft.

Und warum sich eigentlich nicht mal etwas beim politischen Gegner umschauen – macht doch eh am meisten Spaß, oder? Hier also ein paar Sozi-Blogs zum eifrigen Austausch von Argumenten. Ach ja: als URL natürlich http:// myblog.de/politicallyincorrect angeben!

Herre hat zu diesem Zweck gleich eine Schwarze Liste aufgestellt und erwähnt auch überparteiliche Blogs wie Lautgeben und das Wahlblog, die ohnehin schon unter den immer gleichen Kommentartrollen leiden. Das Vorgehen erinnert leicht an den – inzwischen Herre und seine Gefolgschaft unterstützenden – Magnus Becker aka Girliezine, das ebenfalls bei Myblog lange Zeit sein Unwesen trieb. Ähnlich wie Girliezine ist das Blog von Herre eines der stark frequentierten Blogs von myblog. Momentan liegt es auf Platz vier hinter drei Blogs zum Thema einer Jugendgrippe namens Nagasaki Neppladen, oder so. Allein beim flüchtigen Durschschauen von Texten und Bildmaterial fällt auf, dass Herre sich um Urheberrechte nicht weiter kümmert – nur scheint das keine Rolle zu spielen. Ganz ähnlich verhält sich das mit Herre “befreundete” Blog Fakten-Fiktionen; ebenfalls eines der grösseren bei Myblog.de. Unter anderem findet sich hier http:// www.myblog.de/kewil/art/1944465 ein geklautes Bild eines Rosinenbombers des Starphotographen Henry Ries – ein Impressum hat das Blog allerdings nicht.

Über die Aufforderung zum Spammen anderer Blogs habe ich Nico Wilfer, den Webmaster von Myblog gestern Nachmittag in einer Mail informiert.

+++Developing Story+++

Inzwischen hat die CSU ihr Blog für Berlin kurzzeitig vom Netz genommen, nachdem ZDnet, heise und Golem berichtet hatten und 117 Kommentare eingelaufen waren. Nach kurzer Zeit ging das Blog wieder online – jetzt waren viele kritische Kommentare geköscht und pro-CSU-Kommentare, offensichtlich im eigenen Haus geschrieben, eingefügt worden. Die CSU reagiert auf die kritischen Kommentare mit dieser Einlassung:

Insbesondere verpflichtet sich der Nutzer/ die Nutzerin, im Rahmen der eingeräumten Nutzungsmöglichkeiten keine pornografischen, gewaltverherrlichenden, grob beleidigende, diffamierende oder volksverhetzenden Inhalte darzustellen, nicht zu Straftaten aufzurufen oder Anleitungen hierfür darzustellen oder solche Leistungen anzubieten. Bei Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen behält sich die CSU vor, Beiträge des Nutzers/ der Nutzerin aus dem Blog zu entfernen sowie ihr durch den Missbrauch entstandenen konkreten Schaden geltend zu machen.

Nett. Kann gut sein, dass hintentum grössere Mengen Daten über die Nutzer gesammelt werden, um solche Drohungen umzusetzen. Tolle Wahlwerbung, das.

12.9.2005 | 10:26 von DonAlphonso

Wortbloggen beim ZKM

In eineinhalb Wochen bin ich am ZKM in Karlsruhe und halte einen Vortrag über Bloggen als Kulturphänomen, erzähle vom Reiz des freien Schreibens und der neuen Literatur, die im Netz ohne Kommerzzwang und Verwertungsregeln entsteht – und erkläre daraus, warum die ganzen Business-Sickos mit ihrem Hypegeschwafel, ihrer Trafficgier und hemmungslosen Linkschleimerei bald totes Fleisch sein werden. Danach gibt es noch einen anderen Vortrag eines PR-Unternehmers aka Freiberuflers, der mehr oder weniger das Gegenteil behaupten wird, und danach eine Diskussion. Die sich gewaschen hat. Damit die beim altehrwürdigen ZKM mal einen begriff davon bekommen, was in Blogs so alles passiert.

Der Eintritt ist frei, und es wäre schön, wenn ein paar Leute kommen würden, damit das ganze nicht in den Sphären theoretischer Betrachtung versandet.

7.9.2005 | 12:56 von dogfood

Wikipedia contra Blogs

Auf der gestrigen Veranstaltung habe ich Dirk Franke von Wikipedia gefragt, wie sich die länderspezifischen Unterschiede in der Popularität zwischen Wikipedia und Blogs erklären.

Einerseits gilt Deutschland als Blog-Entwicklungsland, andererseits ist die deutsche Wikipedia die zweitgröße Sprachversion. Einerseits gelten Blogs in Ländern wie Frankreich, Polen und Iran als außerordentlich populär. Andererseits kommt die iranische Version kaum in die Hufen und die polnische und französischen Versionen hinken, gemessen an der Zahl von Bloggern, auch weit hinter ihrem Potential her.

Dirk Franke machte es an einigen Punkten fest: in Deutschland hat die Wikipedia Glück gehabt, recht früh von den Medien aufgegriffen worden zu sein und die richtigen Leute als “Hubs” zu haben die für eine schnelle Verbreitung sorgten.

Der Deutsche an und für sich, ist möglicherweise auch ein “Qualitätsfaschist”, dem eine subjektive Stimme (wie z.B. in Blogs) nicht so liegt wie eine Enzyklopädie.

Er wollte auch nicht ausschließen, dass die deutsche Wikipedia inzwischen viele potentielle Blogger für sich in Beschlag genommen hat, die dort Artikel schreiben, statt irgendwo Blogs anzulegen.