Signalexemplar, das (n.)
Das Signalexemplar ist das erste Buch, das Verlag und Autor bzw. die Herausgeber unmittelbar aus der Druckerei nach Beendigung aller Arbeiten direkt erhalten.
Dankend erhalten heute, 24.8.04, 10.35 Uhr.
Das Signalexemplar ist das erste Buch, das Verlag und Autor bzw. die Herausgeber unmittelbar aus der Druckerei nach Beendigung aller Arbeiten direkt erhalten.
Dankend erhalten heute, 24.8.04, 10.35 Uhr.
Der Interviewreigen beginnt. Ab 15.15 Uhr sitze ich im Studio in Berlin und werde nach Köln geschaltet. So gegen 15.30 wird das Interview dann live, ungeschnitten, und mit allen Ähs und Verhasplern in der Sendung “Corso” on Air gehen. So 10, 12 Minuten haben wir Zeit. Es werden die schnellsten 10, 12 Minuten des Jahres werden.
Der Deutschlandfunk ist auch über Internet zu empfangen.
Am Ende hatten Kai und ich noch 2 Seiten übrig, die wir mit einem ausblickenden Dialog gefüllt haben – über das, was wohl kommen mag. Das Gespräch ist natürlich nicht unironisch, aber bei manchen Aussagen von Kai habe ich erst mal gezuckt. Es geht um die Frage, was nach uns kommen wird; wir haben die Lawine mit losgetreten, sind auf ihr gesurft, aber jetzt habe ich zumindest Angst, dass es nach dem Hype vorbei ist, die Lawine wird im Tal ankommen und die Medien das Buch werden nutzen, um das Thema durchzudeklinieren, einzuordnen, zu hätscheln und sich dann des Hypes bemächtigen.
Natürlich gibt es im Moment noch Gegenwehr, wenn die Zeit Blödsinn schreibt, wenn viral marketeers und search engine optimizers Blogs missbrauchen, wenn Firmen mit klaren Interessen einen auf sozial machen (was wir nicht tun, das hier ist ohne jede Frage ein Begleitprojekt zu einem kommerziellen Produkt, und ich hoffe, dass das den Lesern klar ist). Noch ist da eine gewisse Bissigkeit in der Szene, die Debatten vorrantreibt und die Gegenseite in die Diskurse zwingt. Das Beispiel Neon hat gezeigt, dass sich viele Blogger auch nicht einfach so vereinnahmen lassen.
Aber wie lange wird das noch gehen? Wenn von da draussen zu viele kommen? Wenn das nächste Mal keine blöde Suma AG kommt, sondern clevere Leute? Wenn sie ordentlich Geld in die Hand nehmen und eine Strategie entwickeln, statt es wie Warner zu vergeigen? Wenn die Medien so schnell davon Besitz ergreifen, es so massiv einsetzen, dass ihre schiere Marktmacht erdrückend wird? Wenn sie vertikale Blogs entwickeln, die nicht nach draussen linken, sondern nur innerhalb der Firmen-Blogosphäre? Wenn die gleichen Monopolisierungsideen wieder die Runde machen, die schon während der New Economy postuliert wurden?
Damals war ich einer von ihnen, und sie oder ihre Nachfahren haben immer noch meine Email. Sie stellen mir Fragen, was man machen könnte, wie man da rankommt, wie man sich jetzt noch schnell Marktanteile an der Awareness holt, bevor es ein anderer tut. Nach uns, meinte Kai, kommen die Bohlens. Eine von den Mails heute bringt mich zur Überzeugung, dass sie schon da sind.
Listening: Propellerheads, History repeating
In der September-Ausgabe der deutschen GQ findet sich ein Artikel über Sexblogs. Neben den üblichen Verdächtigen wie fleshbot.com und belledejour.co.uk werden auch die deutsche belle (neuerdings auf antville) und Herr fry erwähnt:
“Auch den deutschen Bloggern haben die amerikanischen Vorbilder Mut gemacht. Auf belledejour.antville.org teilt eine 30-jährige Berlinerin, die sich Anne nennt, ihre Liebesabenteuer mit der Netzgemeinde. Die Authentizität der hervorragend geschriebenen Texte ist zwar fragwürdig, gerüchtehalber stammen sie vom Schriftsteller Don Dahlmann, einem der fleißigsten deutschen Blogger, aber selbst wenn Anne so nicht existiert: Niveauvollere und klügere Texte über Sex als in ihrem Internettagebuch hat man lange nicht gelesen. Man kann es sich ein wenig wie Sex in the City vorstellen, wobei Carrie im Vergleich zu Anne ein prüdes und devotes Mäuschen ist. Und auch ein männliches Pendant gibt es schon, ebenfalls 30, ebenfalls aus Berlin, der seine Erlebnisse unter schmuddelblog.blogger.de erzählt. “Texte über Sex und den ganzen Rest” lautet der Untertitel des ganz und gar nicht schmuddeligen Blogs. Es ist der Rest, der den Unterschied macht.”
Pointblog.com meldet das unzufriedene 20six-Blogger in Frankreich in Streik getreten waren. Wie es sich gehört, gibt es die entsprechenden “Streik-Blogs”: 20six-en-grève (“20six im Streik“), Blogs_en_colère (“wütende Blogs“), Petition bei BatGirl77
Am Dienstag begann der befristete Streik um gegen die schlechte Performance (“langsam”) von 20six-Frankreich zu protestieren. Dazu sollten Blogger ihre Website mit einem Text “im Streik bis zum 19.8.2004” versehen.
Am Dienstagabend die erste Reaktion von 20six Frankreich in Form einer Nachricht von Max Niederhofer, in der die schlechte Performance bestätigt wurde, dementiert wurde dass man die Gratis-Blogs in die Bezahlangebote treiben will (diese wären derzeit genauso langsam) und versprochen wurde, sich der Performance anzunehmen.
Am Mittwoch abend dann eine längere Erklärung von 20six Frankreich/Max Niederhofer und der Streik wurde vorerst eingestellt.
20six.fr erklärt die technische Natur der Probleme (die Datenbank) und bietet den Franzosen das in Deutschland gekaufte myblog.de als “20six Light” an, das performanter sein soll. Problem: es müsse sich nur noch jemand bereit erklären, dass Ganze aus dem Deutschen oder Englischen ins Französische zu übersetzen. Vermutlich gibt es ein Gratisblog auf Lebenszeit ;-)
Die 20six.fr-Erklärung grob übersetzt:
Danke dass ihr euch in Streik gesetzt habt. Ihr habt das Recht zu protestieren, wenn ihr glaubt wir hätten schlechte Arbeit geleistet. Ihr habt das Recht uns daran zu erinnern, dass wir alle nur ein Ziel vor Augen haben: aus 20six die beste Blog-Plattform machen, denn ihr seid es, die 20six ausmacht. Euer Streik hat einen Effekt gehabt: er hat uns vor Augen geführt, dass es unsere oberste Priorität sein muß, die Website schneller zu machen.
In diesem Sinne ist eure Initiative ein Erfolg und ihr werdet euch noch erfolgreicher fühlen, wenn ihr die Vorteile der Veränderungen spürt.
Die Hauptfrage die ihr gestellt habt: warum ist die Site so langsam. Die Antwort ist eine technische: in den Datenbanken fehlten einige Index-Tabellen (“indices“) und die gesamte Datenbank wurde im laufenden Betrieb permanent repariert (“des scans complets de la base de données étaient effectués en permanence“), was die Performance des Servers reduzierte. Es handelt sich also nicht um ein Problem der Bandbreite oder der Hardware. Wir haben die Indizes repariert, die Performance sollte sich normalisieren (Anm: die 20six.fr-Server sind auch heute noch kriechend lahm — kai). In den nächsten Wochen werden wir uns ferner das komplette System ansehen und auf Optimierungen für die Performance untersuchen. Die jetzige Situation ist nicht unhaltbar und ich verspreche dass wir alles in Gang setzen werden um wieder einen Qualitätsdienstleistung anbieten zu können.
[…]
Ich habt euch außerdem über das Ausbleiben auf Antworten auf eure eMails beschwert. Hier gibt es einen Unterschied zwischen den kostenlosen und den Bezahl-Blogs. Wie ihr es euch denken könnt, bekommt 20six jeden Tag hunderte von eMails, aber es gibt nur einen Angestellten pro Land, so dass es uns nicht möglich ist, alle eMails zu beantworten […]. Wir haben den Support per eMail auf die User von bezahlten Blogs beschränkt. Wir halten das für eine faire Lösung, da wir den Angestellten zur beantwortung der eMails schließlich auch bezahlen müssen […]
Wir arbeiten außerdem an einer weiteren Lösung um die Performance der Plattform zu verbessern: eine “light” Version von 20six Frankreich. Diese Version wird bereits in Deutschland betrieben, besitzt weniger Optionen, ist aber wesentlich schneller. Diese Version wurde ins Englische übersetzt. Und gut möglich dass jemand der des Deutschen oder Englischen mächtig ist, diese Version auch auf Französisch übersetzen kann. Das braucht nicht mehr als 4 bis 8 Stunden und technische Kenntnisse sind nicht notwendig. Schickt eine eMail wenn ihr interessiert seid. Wir werden diese Version dann in 2-3Wochen starten können, falls ihr an einer schnellen Version interessiert seid.
Jaja, der Musikindustrie geht es schlecht. Wissen wir alle. Wie desparat die bei Warner Music mittlerweile sind (und wie wenig die die Bloggosphäre verstanden haben), illustriert ein hübsches Beispiel:
Die Band “Secret Machines” brauchte offenbar ein bißchen Werbeunterstützung, weshalb Warner einen Song der Band an mehrere MP3-Blogs verschickte. Dorten wunderte man sich über die Post aus großem Hause, war aber nicht sonderlich interessiert an der Mainstream-Mucke. Wenn man MP3s postet, dann lieber Indie-Labels.
Dann erschienen in einem der Blogs plötzlich begeisterte Fan-Postings zu den Warnerschen”Secret Machines”, die IP-Adressen führten geradewegs, Überraschung, ins Haus Warner. Bei Warner heißt es, das sei nicht Teil der Kampagne, vielleicht seiens ein paar fannische Mitarbeiter gewesen, die ihrer Begeisterung Luft machen wollten.
Zumindest bei den Bloggern ham’se sichs nun verschissen für die nächsten Jahre. Laut NYT fielen seitens der Blogbetreiber Einschätzungen wie “bestenfalls plump, schlimmstenfalls hinterhältig”.
Nee, Warner. So geht das nicht.
(Ach ja, Meldung stammt von hier)
“This is Rumor Control” berichtet heute von zwei irakischen Bloggern die wegen ihres Blogs nun beschlossen haben, in die Politik zu gehen: “Bloggers Rule?”
Our work on the weblog opened our minds more, made us bolder and encouraged us to communicate with our fellow citizens as they’re the ones who can make the change and they’re the ones we started to write for their sake.