21.7.2004 | 13:28 von dogfood

MyBlog is 20Six

Mario Sixtus hat es zügig im Heise-Newsticker veröffentlicht: “MyBlog.de” wird von “20Six” gefressen.

Der kommerzielle Hamburger Blog-Hoster 20Six (zirka 14% Marktanteil) kauft das “Hobbyprojekt” MyBlog.de (zirka 50% Marktanteil). Ab Freitag wird auf allen neu eingerichteten Weblogs Werbung geschaltet, die gegen Gebühr abgeschaltet werden kann. Für bestehende Weblogs wird sich nix ändern, diese werden werbefrei bleiben. Zudem kann danach jeder aktuelle myBlog.de-Besitzer noch einen Freund/Bekannten zum kosten- und werbelosen mybloggen einladen. Ein recht guter Deal den Nico für seine Blogger rausgeschlagen hat.

Als Gründe gibt Nico Wilfer die zunehmende zeitliche und finanzielle Belastung an. MyBlog.de wäre nicht mehr als ausschließliches Hobbyprojekt weiterzuführen gewesen. Bereits vor Wochen hat Nico in seinem Blog angedeutet, dass das Transfervolumen, wie einst bei blogger.de, über seinen Kopf wächst.

Interessant sind die Konsequenzen des Deals. Werden beide Software-Plattformen getrennt weitergeführt? Soviel Resourcen scheinen mit weder Nico noch 20six zu haben. Die Rede ist von einer “einer idealen neuen Weblog-Plattform“. Haben 20six auch die finanziellen Resourcen zwei Plattformen zu pflegen und eine dritte zu entwickeln? Hat man das technische Know-How, oder warum ist das Unternehmen 20six bereit, eine seit knapp anderthalb Jahren entwickelte Softwareplattform auf Eis zu legen?

Mal weitergesponnen: Blog-Hoster scheint kein wirklich profitables Geschäft zu sein. Entweder man bietet einen hochpreisigen “DeLuxe-Service” wie TypePad an, oder man versucht sich z.B. via Online-Werbung oder Partnerschaften zu refinanzieren.

Um bei GMX, Yahoo oder AOL vorzusprechen, braucht es User und Leser. Je mehr desto besser. Daher erinnert der 20six/MyBlog.de-Deal an die Phase der Fusionen der Online-Medien und Online-Plattformen. Der Mehrwert am Deal für 20six könnte nicht in der Software oder duften Ideen liegen, sondern simpel an der schieren Masse an Blogs und Besuchern.

Erklärung Nico Wilfer/MyBlog.de
Mitteilung von 20six

Weil Nico Wilfers Weblog derzeit schwer erreichbar ist, hier die komplette Mail/Erklärung von Nico:

Neues von myblog.de

Liebe myblog.de-User,
nach einer langen Zeit ohne Newsletter gibt es heute große Neuigkeiten bei myblog.de, von denen ich euch in dieser Mail berichten möchte. Vorab: Die Neuerungen betreffen euch nur eingeschränkt, es wird sich nichts an euren Weblogs ändern.

Die aktuelle Situation: Ich betreibe myblog.de seit über anderthalb Jahren nur neben der Schule beziehungsweise inzwischen neben meinem Studium. Wie einige von euch sicher schon bemerkt haben, kann dies aus verschiedenen Gründen so nicht weitergeführt werden. In wenigen Monaten werde ich ein Studium an einer Journalistenschule aufnehmen, wodurch ich zeitlich noch deutlich stärker eingeschränkt werde als bisher. Ich kann mich schon jetzt nicht ständig um die Seite kümmern, was bedeutet, dass Fehler etc. unter Umständen nicht schnell gelöst werden können. In Zukunft wäre dies noch problematischer. Hinzu kommt, dass der Datentransfer der Seite aufgrund des großen Erfolgs inzwischen ein Volumen erreicht, das ich alleine nicht mehr finanzieren kann. Aus diesen Gründen habe ich bereits seit längerer Zeit nach einer Lösung gesucht, die den weiteren Betrieb von myblog.de gewährleistet und für euch User keine Einschränkungen zur Folge hat.

Ich bin sehr froh, euch heute mitteilen zu können, dass diese Lösung nun gefunden wurde. In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich ausführlich mit Stefan Glänzer vom europäischen Webloghoster 20six gesprochen. Angesichts der neuen Problematik haben wir einen Plan erarbeitet, der Folgendes vorsieht: myblog.de wird in Zukunft von mir und 20six gemeinsam verwaltet und betrieben. Hierdurch wird erstens das Problem der mangelnden Professionalität gelöst. Neben meiner Arbeit an myblog.de helfen mir Techniker von 20six dabei, sich um die Seite zu kümmern, sodass eine höhere Sicherheit und schnellere Reaktionen bei Systemfehlern gewährleistet werden kann. (Für Supportanfragen bleibe ich natürlich weiterhin über das Supportformular für euch erreichbar.) Zudem ist die Finanzierung von myblog.de somit nun gesichert, die Blogging-Community kann weiter wachsen, ohne dass mir daraus finanzielle Probleme entstehen.

Über diese Pläne zur Absicherung von myblog.de hinaus werden wir, 20six und ich, unser Know-How gemeinsam nutzen und an einer idealen neuen Weblog-Plattform arbeiten, die sich an den bisherigen Systemen orientiert und auf der dann weitere Features und neue Möglichkeiten bereitstehen werden. Wir würden uns freuen, wenn ihr als erfahrene Blogger uns dabei helfen würdet, indem ihr uns auf dem neu eingerichteten EntwicklungsBlog (http://myblog.de/entwicklung) sagt, welche Dienste ihr euch wünscht.

Für das jetzige myblog.de ergibt sich lediglich folgende Konsequenz: Alle ab übermorgen neu angemeldeten Weblogs erhalten eine kleine Werbeanzeige, die in naher Zukunft gegen einen geringen Beitrag deaktiviert werden kann. Zudem wollen wir bald neue Services (mehr Speicherplatz etc.) gegen Aufpreis anbieten, um euch noch mehr Möglichkeiten beim Bloggen bereitzustellen, was in der bisherigen Situation leider nicht möglich war.

Zusammengefasst: Für euch ändert sich nichts, eure Weblogs bleiben werbefrei. Als kleiner Bonus für eure Treue zu myblog.de könnt ihr ab übermorgen einen Code im Blogadminbereich abrufen, der es euch ermöglicht, zusätzlich ein weiteres werbefreies Weblog anzumelden. Diesen Code könnt ihr an einen Freund verschenken. Der myblog.de-Betrieb ist gesichert, bald gibt es neue Zusatzdienste. Ich denke, ich habe so eine ideale Lösung für alle Beteiligten gefunden und freue mich mit auf die Zusammenarbeit mit Anton, Leif, Max und Stefan (20six). Kommentare und Fragen zu den Neuerungen könnt ihr im myblog.de-Weblog unter http://myblog.de/nico loswerden.

Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit myblog.de und euren Weblogs!

Viele Grüße,
Nico Wilfer
nico@myblog.de
Webmaster http://www.myblog.de

20.7.2004 | 10:14 von _Lu

nomen est omen ?

http://preisbloggen.blogawards.de/blafasel_vote_ergebnis.php

so glitzerte es wörtlich in den referrern.

blafasel ? ich dachte, die ZEIT wäre ein wenig kreativer.
wie steht es denn wohl bei den nominierten aus dem bereich “design” ? vielleicht

http://preisbloggen.blogawards.de/krikelkrakel_vote_er… ?

never mind, just kiddin’ ! ich mein ja nur.

19.7.2004 | 23:59 von DonAlphonso

Die Vergessenen…

Vor ein paar Tagen stand ja mal wieder die Frage im Raum, wie viele Blogs es eigentlich gibt – Nico Lumma kommt auf etwa 15.000 im deutschen Sprachraum, ohne allerdings möglicherweise 10.000+x Lifejournals mit einzubeziehen, oder jetzt.de, die ebenfalls eine Blogfunktion innerhalb einer Community haben.

Hier ist noch einer, den in meinem Umfeld kaum einer kennt: Digidiary. Immerhin haben sie in den letzten 6 Monaten ihre Nutzerzahl verdreifacht, auf jetzt fast 2500 Blogger. Was gar nicht so klein ist. Was zur Frage führt, ob tatsächlich wenige Leute bloggen, oder ob man sie aufgrund der mangelhaften Vernetzung einfach nicht sieht.

19.7.2004 | 19:35 von dogfood

Blogs taugen nix

… zumindest nicht britische Politik-Blogs und zumindest nicht als Beitrag zur parlamentarischen Demokratie. Sagt eine Studie der Hansard Society aus der der GUARDIAN zitiert.

The quality of comment and debate on political blogs is often poor or even non-existent, and the jury is still out on whether they will ever make a significant contribution to parliamentary democracy […]

Von den acht beauftragten Blog-Beobachtern, wollte nur einer nach der Studie einige der politischen Blogs weiterbesuchen. Einer der Blog-Beobachter: ein gewisser Howard Dean.

The jurors were impressed by the “look and feel” of the blogs, and found some of their authors witty and insightful. However, they also complained the postings could be tedious, long-winded and opinionated. Most found that their own contributions were ignored.

The report says content is at the root of the problem. “The jurors could not find enough to empathise, or even to disagree with, in what they read.” Bloggers, particularly MPs and other elected politicians, must continue to experiment with the format and find ways to “ask” rather than “tell” their readers.

Ein Problem im Zusammenhang mit Politiker-Blogs fasst einer der Wissenschaftler so zusammen:

“The public will never relax in their company and will be ever suspicious that today’s ‘spontaneous’ blog entry was yesterday’s faxed ‘message’ from the party HQ.” […]

The Hansard Society also expressed concern at the possibility that the next general election would inspire a wave of homogenous, party-approved campaign blogs. “Should we … expect a launch of off-the-shelf party weblogs in the run-up to the forthcoming UK elections, modelled on their American counterparts and run by blogmasters in party headquarters, as it happened in the States?”

19.7.2004 | 17:04 von DonAlphonso

Aushilfsbloggerin

Urlaub?
Endlich mal DIE Frau gefunden und 7 Tage und Nächte unabkömmlich?
Kreative Krise?
Kein Update im Blog?

Das muss nicht sein! bestellen Sie noch heute eine Aushilsbloggerin! Alle weiteren Informationen über Beschaffung, Wartung und Nebenwirkungen bei der Kaltmamsell

18.7.2004 | 22:59 von DonAlphonso

Ein Bild des Friedens

Sonntagsruhe auf dem Balkon, am Rande von Berlin Mitte. Die Schwalben sirren durch die Luft, der Salbei duftet, und auf dem Thinkpad ist das pdf eines Buches. Eines Blogbuches. Die Paginierung geht bis 346, und der Tee soll anregen. Ein ruhiger Sonntag –

bis auf das Nervenbündel, das gerade die kamera hält und soeben gemerkt hat, dass alles von ihm hätte anders werden sollen, seine Texte versteht garantiert niemand, und so mies, das gibtŽs doch nicht, das hab ich nie geschrieben, alles STOPP! und bitte bitte morgen kein Redaktionsschluss…

Sonntagsruhe. Von wegen.

18.7.2004 | 16:22 von Anke Gröner

Tourettebloggen

Wir sind alle scheiße.

16.7.2004 | 18:00 von DonAlphonso

Rede an den Nachwuchs

Journalisten und Blogger – das geht irgendwie nicht zusammen, und Ausnahmen bestätigen die Regel. Der journalistische Betrieb kennt Zwänge, die man irgendwann so verinnerlicht hat, dass man alles ausserhalb dieser Zwänge als falsch wahrnimmt, oder zumindest nicht als den reinen, wahren, wertschöpfenden Journalismus.

Aber wie sieht das bei denen aus, die noch nicht so betriebsblind sind? Den Anfängern, den Einsteigern, den jungen Leuten, die noch keine abschliessende Real-Life-Gehirnwäsche in den Umerziehungslagern der Redaktionen hinter sich haben?

Auch nicht besser, habe ich gestern erleben dürfen.

Doch, es hat Spass gemacht. Aber die Tatsache, dass sie noch nicht mal Maxim Billers 100 Zeilen Hass kannten – das nehme ich ihnen übel.