15.7.2004 | 19:10 von dogfood

Blogs, surprise me.

Zugegebenermaßen wirre, wenig stringente Gedanken:

Die werden kaum bemerkt. Sie tauchen kaum in den Referrers aus. Du findest bei denen auch nicht die üblichen Links auf SPIEGELonline, Heise oder so etwas. Als ob sie in einer eigenen Welt leben. Du kannst tagelang in deren Linklisten surfen, ohne dass du auf ein bekanntes Blog stößt. Eine völlig eigene Geschichte.“, sagte Don als die Rede auf die LiveJournal-Weblogs kam, von denen laut Angabe der Statistics-Seite immerhin 12.300 User in Deutschland beheimatet sein sollen, die in diversen Blogzählungen und Zahlen bislang nicht vorgekommen sind .

Dass es fast so etwas wie ein “Paralleluniversum” gibt, ist eine andere Frage. Ich fand es interessant, dass die Abwesenheit von Nachrichtenquellen wie SPIEGELonline als Unterscheidungsmerkmal benutzt wird.

Die Blogosphäre als “Echochamber”, als Resonanzkörper von SPIEGELonline, Heise und Telepolis. Der Ärger von Mario Scheuermann ist verständlich, berücksichtigt man, dass es noch nie soviel Medien gab wie heute. Irrwitzig wird es, wenn man bedenkt, dass die Informationen von SPIEGEL, Heise und Telepolis selten exklusiv sind, sondern ebenso gut woanders hätten aufgeschnappt werden können. Trotzdem stürzt sich die Mehrzahl auf diese wenigen Nachrichtenquellen.

Blogs suchen noch nach ihrer Funktion der “Gegenöffentlichkeit”. Sollte man vielleicht besser sagen: “deutsche Blogs“? Stellt sich doch in den USA die Nachrichtenlage politischer, weniger blogfixiert und was Nachrichtenquellen angeht, auf etwas breiteren Füßen aufgestellt. Siehe Daypop.

In der Vielfalt der Blogs lassen sich auch andere Nachrichtenquellen finden. Aber mangels Masse an Blogs die jene Nachrichten repetieren, bekommen die anderen Nachrichtenquellen nur selten die gleiche Durchschlagskraft wie SPIEGELonline, Heise oder TP und versickern stattdessen in den Websites der “choosen ones” oder verenden in den Ghettos der politischen, literarischen oder sonstwas Blogs.

Blogs, surprise me.

Wenn man will, ist dieses Flehen eine andere Variante der von Anke Gröner beschriebenen Blog-Müdigkeit (Eintrag 15.7.2004).

Klar, man kann dieses Problem mir in die Schuhe schieben, dass ich mich nicht drum kümmere neue Blogs zu entdecken. Und da ist was Wahres dran. Ebenso stelle ich aber fest, dass es keine wirklich guten Mechanismen in der “Blogosphäre” gibt, um sich eine Frischluftzufuhr zu verpassen.

Es gibt entweder das Prinzip Zufall wie bei blogg.de oder newkidontheblog.de oder endlosen Linklisten und Blogrolls, die, wenn überhaupt, dürftigst erläutert sind und nicht wirklich zum anklicken verleiten.

Vielleicht bräuchte ich eine Art Blog-Browser mit “SmartLists” à la iTunes. Eine BlogRoll die nur meine 50 am besten bewerteten Blogs enthält. Alles was neu reinkommt, schmeißt das “schwächste” Blog raus. Das Regime der Darwin’schen Auslese. Ergänzt um monothematische Blogs die gerade aktuell sind (wie z.B. Blogs von Apple-Entwicklern während der WWDC).

Blogs, surprise me.

Dirk Hesse/Ligne Claire stellte in seinem Weblog ein Interview mit zwei in Deutschland Asyl suchenden Togolesen ab, die in ihrer Heimat, einer ehemals deutschen Kolonie, politisch verfolgt wurden.

Resonanz: zwei, drei eMails.

Vielleicht war der Eintrag zu lang. Vielleicht zu politisch, zu schwere Kost um im “Gemischtwarenladen” eines normalen Weblogs abgelegt zu werden. Blogg.de hat jedenfalls keinen Link auf diesen Beitrag gefunden, obwohl LigneClaire gerade im Rahmen der “Preisblogger”-Aktion nominiert wurde und daher auf der Site reger Zulauf herrschen sollte.

Oder vielleicht hat das Thema schlichtweg keine Sau interessiert.

Joe Lockard von “Bad Subjects” sieht schwarz und konstatiert angesichts des “Versagens” der Internetöffentlichkeit im Falle des Völkermordes von Darfur eine neue Form des Kolonialismus: den Info-Kolonialismus (Link by WeblogNews).

Können solche Einträge nur in dem Ghetto eines Polit-Blogs abgelegt werden? Führen solche Einträge nur dann zu Reaktionen, wenn es etwas zu kommentieren gibt, wenn ein Aufruf zur Aktion, z.B. GoogleBombing, erfolgt? Braucht es einen eMail-Link zur togolesischen Botschaft und dem Innenministerium samt Textbausteinen um den Leser zu motivieren?

Blogs, surprise me.

Und wie langweilig bin ich selber heute gewesen?

15.7.2004 | 18:11 von dogfood

Twoday-Umfrage 2004: the results

Der österreichische Blog-Hoster twoday.net hat Ergebnisse einer im Web durchgeführten Umfrage über Blogs online gestellt.

15.7.2004 | 11:34 von DonAlphonso

Kwalidäzschurnalismus

Hallo? Kann mir mal bitte jemand erklären, was uns die Computerwelt damit sagen will?

Die Zahl der Personen, die nach wie vor jeden Tag Nachrichten posten, ist durchaus bedeutsam. Auch die Anzahl der Gespräche stieg weiter an, über 275.000 Einträge werden täglich gezählt. Im Durchschnitt werden insgesamt drei Blogs pro Tag aktualisiert.

Wie kann sowas überhaupt passieren? Wie werden da Beiträge abgenickt? Ich weiss ja nicht, aber soweit mir bekannt, blogt man in Antville und Sunlog, aber nicht in Gesprächen. Und wenn nur 3 Blogs pro Tag aktualkisiert werden, dann beeilt Euch mal – ich habe heute schon 2 Blogs aktualisiert….

15.7.2004 | 10:41 von DonAlphonso

Schreibblockade

Da sitzt man nun also vor der Eingabemaske, 19 hungrige Lesermäuler warten schon, ausserdem jagt ein Referrer weitere Infogierige rüber, man ist bei Blogstats sogar schon unter den Top100 – und dann schlägt sie zu: Die Schreibblockade, meist gekleidet in der Frage: “Warum tue ich das überhaupt, wenn ich eigentlich sowieso nichts zu sagen habe.”

Und dann wird erst mal der Stecker gezogen – und, ironisch genug, wortreichst begründet, dass man jetzt erst mal eine Pause macht und überhaupt, vielleicht geht es mal weiter.

Ohne dem ganzen mangelnden Ernst unterstellen zu wollen, fallen doch 3 Dinge auf:

1. Das ganze Problem, den ganzen Habitus kennt man, wenn man nur mit genügend sensiblen, trinkfreudigen Studentinnen gesegnet ist, die gerade eine nicht ganz optimale Bewertung bekommen haben. Wenn die dann um 1 Uhr anrufen und sagen, dass sie sich demnächst mit dem Fön in die Wanne legen oder zumindest das Studium schmeissen, klingt das recht ähnlich. Es ist ein Schrei um Aufmerksamkeit, eine Bitte, die Probleme Ernst zu nehmen, man sollte zu ihr fahren, eine Packung Rocher mitbringen und einen Kamillentee kochen, aber: Nicht gleich den Notarzt verständigen.

2. Schreibblockaden sind auch bei Profis völlig normal. Da ist der Zeitdruck, da ist vielleicht eine gewisse persönliche Betroffenheit, da ist der berufliche Stress. Aber während Blogger dann eben mal die Krise bekommen, muss ein Journalist weiterklotzen. Das führt in der Regel zu einer parallelen Zwangshandlung des Druckabbaus – Journalisten werden sehr häufig miese, hasserfüllte Grattler (besonders Lokale Kulturseiten, bei denen auch noch das “Keinerliestmich-Syndrom” dazukommt), machen die Untergebenen zur Sau (und ein Praktikant zum Treten ist immer da), oder greifen zur Flasche (mit 1,8 Promille sind die berechtigten Minderwertigskeitsgefühle weggeräumt, und der Grössenwahn bricht sich Bahn). Im Vergleich dazu ist die Schreibpause bei Bloggern vielleicht für den Leser erst mal auffälliger, aber langfristig sicher gesunder.

3. In aller Regel kommt das Bloggen nach 2, 3 Tagen wieder. In der Zeit lädt einen das Leben mit neuen Geschichten, neuen Ideen und neuen Gefühlen auf, man kann durchatmen, man muss es nicht bloggen – und dann denkt man – eigentlich könnte man doch wieder. Und irgendwann hat man sie, die definitive neue Geschichte. Und es geht wieder los. Bis zur nächsten Krise.

Schlussfolgerungen? Die Blogpause ist was völlig normales. So, wie man nicht jeden Abend SATC gucken kann, mit einer Packung Rocher und einer Flasche Sekt, genauso kann man nicht jeden Tag bloggen. Gut, die ganz Harten schaffen das vielleicht. Die Maniacs. Dier Naturprallen. Was – schon 11 Uhr? Over and out jetzt, ich muss mein Blog updaten… ;-)

14.7.2004 | 9:40 von dogfood

U Blog Six Apart

SixApart, Macher der Weblogsoftware “MovableType” und des Blog-Hoster “Typepad“, haben ihren europäischen Vertriebspartner “U-Blog” aufgekauft und in “SixApart EMEA” (Europa-Middle East-Africa) umgetauft.

Siehe entsprechenden Eintrag bei “Menas Corner” und in einem Interview der französischen Internet-Zeitschrift “Journal du Net”, das etwas mehr faktisches liefert als “wir sind alle eine große Familie“.

Demnach wird Ublog zur einer 100%igen Tochter von SixApart. Es sind keine finanziellen Mittel transferiert worden, sondern nur Anteile. Loic Le Meur wird “Executive Vice President” von SixApart und Generaldirektor für die Bereich Europa, Mittlere Osten und Afrika.

Le Meur verkauft in dem Interview “Blogs” als werdende Industrie (“le blog n’est qu’en passe de devenir une industrie“) in einem Wachstumsmarkt (“marché émergeant“). SixApart will seine Position als “Weltmarktführer” (“position de leader mondial“) behalten.

MovableType ist bislang mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden und gemäß Le Meur die am meisten verbreitete Anwendung der Welt. Seit einigen Monaten ist SixApart aus den roten Zahlen draußen (“l’entreprise est à l’équilibre depuis quelques mois“), nicht zuletzt dank des Aufkaufes des japanischen Partners vor sechs Monaten, der mit seinen 100.000 Blogs dazubeigetragen hat, dass die Null erreicht wird.

Mit dem Aufkauf von Ublog bekommt SixApart 25.000 weitere Blogger und Expertise in der EU. Entwicklungen finden in Frankreich, Deutschland, Spanien und Belgien statt, Großbritannien wird folgen, so Le Meur in dem Interview.

Für die jetzigen Kunden von Ublog wird sich nichts ändern, nach und nach werden Aussehen und Software von Ublog an die CI und Software von Typepad angepasst.

13.7.2004 | 9:13 von dogfood

Glückwunsch!

Für das von DIE ZEIT und Blogg.de veranstalteten Preisbloggen 2004 sind fünf Blogs aus dem Buch nominiert worden. Herzlichen Glückwunsch an Emily’s Beatbox, Miagolare, Ligne Claire, Anke Gröner und argh! (— Ähem —).

12.7.2004 | 17:09 von DonAlphonso

“Medienschaffende”

von hierWas für einWort, bäh… Kann man das nicht irgendwie anders “labeln”? Oder einfach nur Blogs schreiben?

Nico Lumma bekommt gerade wohl mit, dass man in seinen Aussagen vorsichtiger sein sollte, wenn Medien dabei sitzen – sonst wird man schnell als Verlierer gebrandmarkt.

12.7.2004 | 11:09 von dogfood

BILD dir deine Meinung

Dienstraum.com melden heute (via “Onlinejournalismus.de“) ein neues Watchblog in deutschen Landen (das erste?). “BILDblog — Notizen über eine große deutsche Boulevardzeitung“. Geschrieben von verschiedenen Autoren unter Pseudonym, u.a. ein gestandener Journalist der hier bei blogbar.de in den letzten Tagen schon öfters Anlaß für Diskussionen war.

Man darf gespannt sein, ob es da zu Konflikten kommt. Der festangestellte Journalist gegen einen Konkurrenten. Wird der Arbeitgeber sich rühren, weil einer Krähe der anderen das Auge nicht aushacken soll? Wird der Arbeitgeber sich rühren, weil das “Blog-Führen” zu Interessenskonflikten führt oder den Journalisten zeitlich zu sehr in Beschlag nimmt?

Erinnert sei an Kevin Sites, einst CNN-Reporter im Norden Iraks, dessen Arbeitgeber ihn Zwang seine Postings einzustellen und später von NBC übernommen wurde. Mehr zu Kevin Sites bei “Online Journalism Review“.