5.7.2004 | 21:10 von dogfood

BlogWort

In Wien findet derzeit “BlogTalk 2.0” statt, eine Konferenz wie geschnitzt für Leute deren Profession Blogs sind, werden sollen, gewesen sind oder hätten werden sein sollen dürfen können.

Die Einträge und Panels lassen sich u.a. in “Topic Exchange“, eine Art Link-Zentrale oder bei smi vom Blog-Hoster twoday.net nachverfolgen.

Nico Lumma, vom Blog-Hoster “blogg.de”, stellte in einem Vortrag Zahlen zur deutschen Blogosphäre vor. Die Präsentation ist als PDF bei ihm erhältlich. Die deutschsprachige Blogosphäre hat sich in den letzten 12 Monaten ungefähr verzehnfacht, die Zahl an aktiven Blog steigt von Monat zu Monat derzeit um 10%. Derzeit gibt 14.500 deutschsprache Weblogs, die Hälfte davon aktiv. Im Schnitt mit zehn Einträgen pro Monat.

Die Zahlen sind mit einem Teelöffel Vorsicht zu geniessen, da Blogg.de nur Blogs erfassen kann, die Blogg.de, blo.gs oder weblogs.com anpingen.

Als Außenstehender, d.h. als nicht in Wien partizipierender, bekommt man via Blogs nur einen Teilausschnitt von dem auf der BlogTalk Gesagtem übermittelt. Ich kann mich also täuschen…

… aber mitunter erinnert der strahlend reine Sprühoptimismus an New-Economy-Pitching vor Incubators. Alles hat nur die eine, reine, weiße Seite.

Mir ist das zumindest bei einem Eintrag von “csar” aufgestoßen. Die extremsten Vertreter verlangen volle Kanne Offenheit. Am besten eine standardisierte “About Me”-Seite oder, in einem etwas anderen Kontext, völlig offene Kommentare. Als gäbe es nicht anderes als dieses strahlende Weiß. Als würde die Digitalisierung des Alltags nur Komfort bedeuten.

Mich würde interessieren wieviele von diesen Leuten Anfang der Achtziger Jahre gegen die Volkszählung waren (bzw. gewesen wären)…

Nicht direkt dazu gehörend, aber trotz eine interessante Randnotiz: von den 14 Bloggern die am Buch beteiligt sind, haben vier aus unterschiedlichen Gründen so viel Stress, dass deren Weblog kurzfristig auf Eis gelegt oder stark reduziert wurde.

5.7.2004 | 20:30 von dogfood

Der zweite Schlaf

Dann doch noch nach fast zwei Wochen: der zweite Teil des Telepolis-Artikel “The Revolution will be blogged“: “Die fünfte Gewalt” von Thomas Pany.

Der Artikel wurde nicht gerade erfreut aufgenommen, irgendwo zwischen Ärger und achselzuckendes Hinnehmen eines unfertig wirkenden ersten Teils.

Habe ich beim ersten Teil noch benefit of doubt walten lassen wollen, so weiß man auch nach dem zweiten Teil nicht, wohin Pany wollte. Falls er überhaupt irgendwohin wollte und nicht einfach nur um einige besuchte Websites Text herumgestrickt hat. Blog-only News-Diät, Frau Blood und warum Blogs kein Journalismus sind, Blogs als Infoquellen im Iran, Blogs als Groschenpresse. Es wird von Bookmark zu Bookmark gehüpft.

Hausaufgabe bis morgen: “Was wollte uns Pany in seinen zwei Artikeln sagen?” in drei Sätzen zusammenfassen.

5.7.2004 | 15:52 von dogfood

Netzeitung vs. FAZ

DIENSTRAUM berichtet über einen Zwist zwischen der FAZ und der NETZEITUNG. Letztere dürfte im deutschsprachigen Webloggerlande neben SPIEGELonline das am meisten zitierte Medium sein (subjektiver Eindruck).

In der FAZ am Sonntag berichtete Stefan Niggemeier von Problemen in der NETZEITUNG. Stichwort: mangelnde Einnahmen, Ausbeutung, sinkende Qualität. Aufhänger ist dabei die möglicherweise eingestellte Medien-Kolumne “Altpapier”

Der Chefredakteur und Mitbesitzer der NETZEITUNG, Michael Maier, setzt sich in einem Artikel in der Netzeitung zur Wehr. Ortet einen Rachefeldzug wegen kritischer Berichte über FAZ-Herausgeber Frank Schirrmachers neuem Buch und dem Abdruck einer vom SPIEGEL abgelehnten Titelgeschichte.

Die Replik von Maier kommt etwas schwachbrüstig daher. Zu konkreten Vorwürfen wie der vermuteten Einstellung der Kolumne “Altpapier”, den Geschäftszahlen und den Zahlen festangestellter Mitarbeiter nimmt er keine Stellung. Stefan Niggermeier von der FAZ gehört seit Jahren zu den besten Medienjournalisten des Landes, so dass der Vorwurf der Retourkutsche nicht glaubwürdig ist.

Es ehrt die NETZEITUNG, dass sie als eines der ersten Online-Medien sich den neueren Vernetzungstechnologien wie RSS-Feeds öffnete.

Wer sich regelmäßig (z.B. per RSS-Feeds) die Schlagzeilen der NETZEITUNG auf seinen Desktop holt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die NETZEITUNGs-Mitarbeiter nicht mit Agenturticker, aber Browser und News-Aggregatoren arbeiten. Wenn man so will: institutionalisierter Zweite-Hand-Journalismus, der qualitativ selten mehr als eine Handbreit über der geistigen Fallhöhe von Blogs liegt.

Wie schreibt Michael Maier:

Wer wie die Netzeitung den englischen, deutschen und französischen Dienst von AP, die ddp, ddp-vwd, epd und den Sportinformationsdienst bezieht, hat eine solide Grundlage für die Berichterstattung.

Wie jeder Blogger…

5.7.2004 | 13:45 von DonAlphonso

Das Knirschen der Zeit

wenn man beim letztes Sprint über die Minuten hetzt: Es gab noch ein paar inhaltliche Wünsche, die jetzt umgesetzt werden müssen. Die selbstreferenziellen Witzchen beim Intro zum Beispiel. Eventuell kann man die ja auf die DVD packen, die kommt, wenn wir beim Spiegel auf Platz 1 stehen: “Blogs unplugged im Editors Cut feat. all Tippfehlers and juristically problems.” Da gibt es nämlich auch noch ein Ding, das überschliffen werden muss. Und der Klappentext muss auch kommen. Genug zu tun für heute. Weshalb es hier auf dieser Baustelle eventuell zu Arbeitsniederlegungen meiner Person kommen könnte*. Thx für das Verständnis.

*dabei weiss der geneigte Leser doch längst, dass sich gegen 24 Uhr die Rampensau Bahn brechen wird…

5.7.2004 | 12:21 von dogfood

Frankfurts Studierendenparlament und das KuZ

Nachtrag zum Eintrag vom Freitag bezüglich des AStA Frankfurts und sein Vorgehen u.a. gegen ein Blog.

Vor knapp einer Woche fand eine Außerordentliche Sitzung des Studierendenparlamentes zur Sache statt. Andrea Diener zitiert in ihrem Blog aus Antrag und Reaktion.

5.7.2004 | 12:13 von dogfood

Weblogs for Beginners

Konstantin Klein, Journalist der Deutschen Welle (DW) und seit längerem Blogger, erklärt für die DW-Website den Begriff “Weblog”: “Fragen Sie bloß nicht nach Weblogs!

Das Problem kommt erst mit den Webloggern. Denn die sind, auch wenn sie es mit Abscheu und Empörung von sich weisen werden, auch nicht anders als andere Menschen, die ein Hobby betreiben – sie sind auch nicht anders als Golf-GTI-Sammler oder Briefmarkenzüchter oder Dackelfahrer.

Nein, nein, er beißt nicht, er will nur spielen ((c) by Nico Lumma))

BTW: Konstantin Klein scheint heute auf der BlogTalk-Konferenz in Wien für Dezember einen Weblog-Award der Deutschen Welle angekündigt zu haben, glaubt man der Frau Godany.

(DW-Link by generation neXt)

2.7.2004 | 17:29 von dogfood

AStA Frankfurts Amoklauf gegen ein Blog

… oder “Die Scheinwelten des Alexander Witzig, Matthias Mayer und Costantino ‘Tino’ Gianfrancesco“.

Ein Lehrbeispiel was Blogs lostreten können, zeigt die jüngste Entwicklung rund um einen Eintrag von BLOGS!-Mitautorin Andrea Diener, zusammengefasst bei Chuzpe: “Hexenjagd in Frankfurt

In ihrem Blog-Eintrag “?Wir sind ja nicht RTL? oder: The World according to Kulturzeit” schilderte sie im April das Spektakel rund um eine von ihr mitveranstaltete Lesung von Thor Kunkel im Frankfurter “IG Farbe”-Haus. Kunkel war mit einem Roman über “Nazi-Pornos” den Schlagzeilen. Andrea Diener wollte im Rahmen des Kulturzentrums der Universität Frankfurt einen Diskurs zum Buch veranstalten.

Eigentlich, so dachte ich mir, muß man doch auf ein Buch auch anders reagieren können als mit Hysterie und Totschweigen. Eigentlich müßte es doch nochwas dazwischen geben. Kritischer Diskurs, so schwebte mir vor. Als Geisteswissenschaftler steht es einem gut zu Gesicht, bedient man sich der Mittel und Möglichkeiten der Geisteswissenschaft und nicht derer des, sagen wir mal, Borderline-Journalismus.

Die Veranstaltung und ihre Planung bekamen eine Eigendynamik, die letztendlich zur schlagzeilenträchtigen Kombination vom “Nazi-Porno”-Literaten Kinkel, 20.April (Hitlers Geburtstag) und Veranstaltungsort “IG Farben”-Haus führte.

Das Tilmann Jens-Spektakel

Oder wie 3Sats tägliches Magazin “Kulturzeit” anriß:

Am 20. April kam Thor Kunkel nach Frankfurt. Ausgerechnet ins IG Farbenhaus. Der Führer wäre an diesem Tag 115 geworden. Der Abend gehörte einem Mann, der behauptet, echte Nazi-Nacktfilmchen gefunden zu haben […]
Wenn der Eichborn-Verlag noch einen Funken Anstand besitzt, dann zieht er das Buch zurück — anstatt bei kritischen Nachfragen den Vorhang zu schließen.

Die Bemerkung mit dem “Vorhang schließen” bezieht sich auf den hanebüchenen Auftritt des bekannten Fernsehjournalisten Tilmann Jens, der mehrmals und unerlaubt versuchte, die Veranstaltung filmen zu lassen und am Ende mit den Versatzstücken die er hatte, ein wüstes Feature für die “Kulturzeit” bastelt, das der Realität nicht Stand hält. Tilmann Jens hat für jeden Leser des Blog-Eintrages bei Andrea, seine gesamte Glubwürdigkeit pulverisiert.

So weit so gut.

Costantino Gianfrancesco und der infernale AStA Frankfurt

Mitte Mai wurde der AStA der Universität Frankfurt gewählt und mit ihnen der Vorstand, das “Trio infernale” (Eigenbezeichnung), “jetzt auch politisch” (Selbstlob)

Nach Recherchen von Rainer Meyer sah “politisch” erst einmal so aus, das Pfründe besetzt wurden. Die Zahl der AStA-Referate wurde fast verdoppelt, das Budget für studentische Projekte gekürzt.

Zuerst sollten auch die Gelder für das “Kulturzentrum” (KUZ) gekürzt, Wochen später gar ganz gestrichen werden. Begründung: eben jene Veranstaltung vom 20ten April mit Thor Kunkel.

Während des Junis veranstaltet der AStA rund um Costantino Gianfrancesco, kurz “Tino“, eine Treibjagd auf das KUZ. Als Munition diente dabei der Blog-Eintrag von Andrea Diener. Was dabei an Wahrheitsverdrehung, Sinnentstellung oder gar der blanken Lüge vom AStA Frankfurt veranstaltet wurde, ist eigentlich justiziabel.

Gerne hätte ich an dieser Stelle auf entsprechendes Material im Internet verwiesen, aber der AStA Frankfurt ist mit dem Publizieren seiner Pressemitteilungen im Internet offensichtlich sehr selektiv. Und wäre unsere junge Elite noch nicht derart unbeleckt vom Medium Internet, hätte ich auch gerne auf die neue Ausgabe der AStA-Zeitung verlinkt.

Auftritt “Kritische Wissenschaft” mit Alexander Witzig

Dort stehen zwei Artikel von Autoren, die die Kunkel-Veranstaltung auseinandernehmen. Andrea Diener hat die Artikel auszugsweise ins Netz gestellt.

Die Freunde der Endstufe — “Kulturzentrum” bastelt an der “Neubesetzung” des IG Farben-Hauses

[Andrea Diener] ist sich auch nicht zu schade, in ihrer Darstellung das Vokabular der Neuen Rechten, das von neofaschistischen Zeitungen wie der Jungen Freiheit verwendet wird, wortgetreu zu benutzen. Geschichtsbewusste Menschen, für die Kunkels Ausfälle keine “Melange unterschiedlicher Begehrlichkeiten” (KuZ-Ankündigung), sondern schlicht und einfach revisionistischer Müll sind, werden als “Denkverweigerer” denunziert — Horst Mahler hätte es nicht schöner ausdrücken können.

Der Artikel ist unterzeichnet mit “Referat für Kritische Wissenschaft“, die Webseite des AStA führt unter für dieses Referat die Namen Alexander Witzig und Sirwa Kader. Eines jener neu eingerichteten Referate die von der Schließung des KUZ finanziell profitieren.

Haken an der Geschichte: der Text schiebt Andrea Diener Zitate und Ausdrücke unter, die nicht im Blog standen. Ist dass die “Kritische Wissenschaft”?

Semantik mit Matthias Bayer

So jedoch, bleibt eine eindeutige, glaubhafte Distanzierung von den Neu-Rechten Begeisterungsstürmen aus, ebenso wie eine Entschuldigung bei all denen, die sich von der Pietätlosigkeit und Unverfrorenheit der Veranstaltung am 20. April und deren unsäglichem Ankündigungstext verhöhnt und in ihrer Würde verletzt fühlen […]

Wir bleiben dabei: Keinen Fuß breit den Faschisten! Antisemitismus und Rassismus den Nährboden entziehen! Den antifaschistischen Minimalkonsens verteidigen, die revanchistische Verklärung der deutschen Geschichte unmöglich machen!

Unterschrieben von Matthias Bayer, einem der Verantwortlichen der AStA-Zeitung, garniert mit etlichen Zitaten aus dem Blog.

Selbstredend sind weder die Verfasser noch AStA-Vorstand Costantino Gianfrancesco bei der Veranstaltung am 20.4. anwesend gewesen.

Gute Medien, schlechte Medien

Der gleiche AStA der dem KUZ wahrheitswidrig vorwirft, die Medien aus der Kunkel-Veranstaltung rausgeworfen zu haben, entblödete sich nicht, in Form vom AStA-Vorstand Costantino Gianfrancesco, dem nachfragenden Journalisten Rainer Mayer zu entgegnen, dass es niemanden etwas angehe, wann der AStA sich die Kürzung der Geldmittel durch das Studentenparlament bestätigen lassen will.

Der AStA ließ mittlerweile durchblicken, dass man vom KUZ “personelle Konsequenzen” fordert. Der Beschluß zum “Einfrieren” der Gelder ist am 29.6. vom Studentenparlament angenommen worden. Gelder werden nur noch fallweise per Projekt genehmigt. Angesichts des selektiven Umganges mit der Wahrheit, ahnt man, dass nur noch Projekte nach dem Gusto von “Tino” und seinem “Trio infernale” bezuschußt werden.

Links

Andrea Diener, “‘Wir sind ja nicht RTL’ oder: The World according to Kulturzeit“, 24.4.2004, Beschreibung der Kunkel-Veranstaltung, der Planung und des Auftrittes von Tilmann Jens und seines Kamerateams

Andrea Diener, “meine schäfsten kritiker“, 1.7.2004, Zitat aus der neuen Ausgabe der AStA-Zeitung

Rainer Meyer, “Hexenjagd in Frankfurt“, 2.7.2004, Teil Eins der Reportage über die Vorgänge rund um AStA und KUZ und die merkwürdige Rolle des Costantino Gianfrancesco.

Frankfurter Rundschau, Martin Hampel, “Kulturzentrum auf der Kippe“, 30.6.2004, Artikel auf der FR-Campus-Seite über die Vorgänge

2.7.2004 | 10:14 von dogfood

Aufsatzsammlung zum Thema Blogs

Die Universität von Minneapolis/St.Paul (“Twin City“) in Minnesota forciert das Thema “Blogs” und stellt anscheinend Studierenden Blogs zur Verfügung: “The University Libraries are proud to announce the unveiling of UThink: Blogs at the University Libraries

Dazu hat man eine Sammlung von Aufsätzen und Diskursen zusammengetragen: “Into the Blogosphere

Themen sind z.B. “Personal Publication and Public Attention”, “The Labyrinth Unbound: Weblogs as Literature”, “The Spirit of Paulo Freire in Blogland: Struggling for a Knowledge-Log-Revolution”, “Visual Blogs”.

gefunden via BloggingPro

Ich muss mal nachgucken, vielleicht findet sich auch ein in einfachen Worten verfasster Aufsatz über die Kunst des richtigen Zitierens. den man mal Matthias Bayer und der AStA-Zeitung der Uni Frankfurt rüberschieben kann.