14.11.2006 | 21:57 von DonAlphonso

Kauft jetzt Voelkischer-Beobachter.de von Ehssan Dariani!

English Summary: Ehssan Dariani, filmmaker and founder of the infamous startup StudiVZ, has registered the Websites voelkischer-beobachter.de and voelkischerbeobachter.de, named after the notorious newspaper of the Third Reich – and tries to sell them now.

Ja, Kapitalismus rules! St.-Gallen-Absolvent und StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani, der uns mit seiner Firma in den letzten Tagen ein aussergewöhnliches privates und Geschäftsgebahren präsentierte – von Klovideos über Spamaktionen seiner Firma bishin zum Fälschen von Wikipediaeinträgen – hat sich zuletzt wegen der von ihm zu Geburtstagseinladungszwecken betriebenen Webseiten voelkischer-beobachter.de und voelkischerbeobachter.de wohl für immer in die Galerie der exzentrischen Entrepreneure eingetragen. Man muss in der deutschen Geschichte weit zurückgehen, um Vergleichbares zu finden, doch Dariani behauptet standhaft wie eine deutsche Eiche:

Es heisst aber auch sich die Domains voelkischer-beobachter.de, voelkischerbeobachter.de und voelkischer-beobachter.com zu sichern, wie ich es vor Jahren tat, um zu verhindern, dass sie von Faschos reserviert werden.

Na bravo! Ein echter Antifaschist, der Dariani! Ein ganzer Kerl, den Faschos diese Seiten wegzunehmen, selbst wenn es eigentlich überflüssig ist – liegen die Rechte doch beim Innenministerium des Freistaates Bayern. Allerdings ist Darianis Haltung im Umgang mit dem Thema wohl in letzter Zeit lockerer geworden, angefangen von der im Stil der Nazipostille gehaltenen Einladung mit Goebbelsanleihen bishin zum Einfügen des StudiVZ-Symbols an der Stelle, an der das Hakenkreuz war. Wie Dariani über seine Aktion so schön sagt:

Der “Völkische Beobachter” wäre dann hoffentlich auch nicht mehr 61 Jahre nach Stilllegung, eine immer noch vielen Deutschen “Ehrfurcht einflössende” Institution, sondern als das was es einmal war entlarvt: Ein Schmierblatt für Hass und Hetze. Dazu muss es allerdings als Schmierblatt und Pamphlet entlarvt werden; nicht als etwas Heiliges, etwas Religiöses, das man nicht für weltliche Belange missbrauchen darf.

Im Bemühen, die Profanisierung voranzutreiben, hat sich der wackere selbsternannte Antifaschist und Hakenkreuzersetzenlasser Ehssan Dariani nun entschlossen, die Websites beim Domainhändler Sedo auch noch dem schnöden Mammon zu unterwerfen:

http://sedo.de/search/details.php4?domain=voelkischer-beobachter.de
http://sedo.de/search/details.php4?domain=voelkischerbeobachter.de

[Edit: Plötzlich waren zwei Spamkommentare da – und der Verkauf der Domains beendet. Wie auch immer, die Müllhalde Internet vergisst selten etwas:
http://whois.domaintools.com/voelkischer-beobachter.de
http://whois.domaintools.com/voelkischerbeobachter.de
” Buy Now: This domain is listed for sale at Sedo with no price. Make Offer”

Und Maternus hatte den Screenshot]

Wobei ich ja eher glaube, dass da ein ziemlich abseitig humorbegabter Kerl einfach verucht, die Schatten seiner nicht wirklich ruhmvollen Vergangenheit so loszuwerden, wie gewisse Leute 1945 versucht haben, Orden und anderen braunen Krempel an die Soldaten der Alliierten zu verticken. Wäre es alles nicht so eklig, wäre ich fast in Versuchung, zu kaufen – und daraus einWatchblog für die Darianis dieses Landes zu machen. Die sich, so hört man, inzwischen abseilen wollen.

Edit: Angesichts der hier in grösseren Mengen auflaufenden, gezielt agierenden Störer mit gefälschten Mailadressen wird ab sofort durchgegriffen: Wir verlangen eine echte Mailadresse, wer die nicht hat und hier einen auf aggressiv macht, kann sich das Schreiben sparen.

14.11.2006 | 13:57 von DonAlphonso

Ehssan Dariani, Lügen, Philosemitismus und Braunes bei StudiVZ

Der Gründer des wegen einer Menge unschöner Geschichten kritisierten Studentennetzwerks StudiVZ Ehssan Dariani betreibt die Webseiten voelkischerbeobachter.de und voelkischer-beobachter.de. Auf diesen Webseiten hat er im Juli 2006 mit einer nachgeformten Seite des originalen Nazizeitung zu seinem Geburtstag eingeladen. Es hat seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe über eine Woche gedauert, bis sich Dariani dazu im Blog von StudiVZ äussert: Gemacht hätte die Parodie ein Praktikant, es wäre nur ein Witz gewesen, jüdische Gäste seiner Geburtstagsparty hätten sich daran nicht gestossen. Humor sei der beste Weg, gegen Nazis zu kämpfen, und zu dieser Überzeugung haben ihn das Deutsch-Perser seine eigenen Erfahrungen gebracht. Titel:

Vom “Völkischer Beobachter” und dem Versagen der Deutschen in Umgang mit ihrer Vergangenheit, ihrer Identität und folglich mit der Integration

Sich selber sieht Ehssan Dariani nicht als rechtsextrem oder einfach nur auf der falschen Bahn, nein, im Gegenteil, er behauptet (alle Hervorhebung von mir):

Mitunter hatte ich auch längere Gespräche mit einem führenden Vertreter der Gruppe “Jewish Anti-Defamation League”.

[Edit: In einem Kommentar wird darauf hingewiesen, dass es bei StudiVZ intern eine Gruppe namens “Jewish Anti-Defamation League” gibt. In Darianis Beitrag ist sie allerdings weder verlinkt noch als StudiVZ-Gruppe kenntlich gemacht. Nachdem es bei StudiVZ nach Eigenangaben 180.000 Gruppen gibt, ist es m. E. wenig wahrscheinlich, dass die Kenntnis dieser Gruppe bei StudiVZ-Teilnehmern, geschweige denn bei unbeteiligten Betrachtern als bekannt vorausgesetzt werden kann. Sollte es so gemeint gewesen sein, bedaure ich meine Fehleinschätzung – und dann geht die gleiche Argumentation 3 Absätze weiter unten weiter.] Ehssan Dariani lügt. Edit: Der dadurch entstehende Eindruck ist falsch. Er kann keine Gespräche mit diesem führenden Vertreter gehabt haben, weil es die “Jewish Anti-Defamation League” nicht gibt. Es gibt die Anti Defamation-League, die zwar aus einer jüdischen Gesellschaft hervorging, sich aber nicht allein um jüdische Belange kümmert. Von jemandem, der mit einem “führenden Vertreter” der ADL gesprochen haben will, sollte man erwarten, dass er zumindest deren Namen kennt. Aber schauen wir uns diesen “führenden Vertreter” mal etwas genauer an. Die ADL ist in den USA beheimatet.

Ehssan Darini dagegen kommt aus Kassel. Dort gibt es keine Vertreter der ADL. In Göttingen, wo er nach dem Gymnasium in Kassel Mathematik und Physik studerte, gibt es keinen Vertreter der ADL. In St. Gallen, wo Dariani studierte, gibt es keinen Vertreter der ADL. In Leipzig, wo er nach dem Studium wohnte und die URL voelkischer-beobachter.de registrierte, gibt es keinen Vertreter der ADL. Und in Berlin, wo er jetzt ist, gibt es Vertreter der ADL nur, wenn die mit den offiziellen Stellen reden. Ich weiss das, denn ich war 2004 beim Auftritt des ADL-Chefs Abe Foxman in Berlin dabei. Da gibt es keine Chance, sich mal eben mit irgendeinem Studi zu treffen und längere Gespräche zu führen. Es gibt übrigens auch keine führenden Vertreter der ADL in der Nähe seiner europäischen Aufenthaltsorte wie etwa in Frankfurt, Basel oder Zürich.

Es gibt in Europa eine einzige Stelle der ADL – und die ist in Wien. Und wird betrieben von der Lauder Foundation. Wollte Ehssan Dariani also mitunter mit einem führenden Vertreter der ADL gesprochen haben, hätte er schon in Wien in der Spiegelgasse 21 bei der Lauder Foundation auflaufen und dem dortigen Repräsentanten reden müssen. Ist etwas über häufige Reisen von Dariani nach Wien bekannt? Was der Vertreter dann wohl zu Ehssan Dariani sagen würde?

Denn am 6. Oktober erschien in der Netzeitung dieses Interview mit dem StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani, und darin die Frage:

Netzeitung: In ihrem Portal gibt es Gruppen, in denen sich Studenten mit gemeinsamen Interessen austauschen können. Eine Gruppe heißt «Kritiker der Politik des Zentralrats der Juden». Das dazu gehörige Bild zeigt einen Geparden, der eine Antilope reißt – ziemlich geschmacklos. Wie wollen Sie mit 30 Mitarbeitern die Inhalte von über 600.000 Studenten kontrollieren?

Dariani: Die genannte Gruppe kenne ich nicht. Es gibt aber viel weniger schwarze Schafe als angenommen. Im Falle eines Falles reguliert sich die Gemeinschaft selbst. […] Wir dürfen Meinungen nicht zensieren, auch wenn sie uns persönlich nicht passen. Die Grenzen setzt der Gesetzgeber. Es gibt bei uns eine liberale Atmosphäre – aber kein Appeasement.

Gestern nun in seinem Blogeintrag behauptet Dariani:

Schon vor längerem habe ich bspw. in meiner Gruppe “Freunde jüdischer Kultur und Israel” eine Diskussion angestossen, was mit sehr-rechts-lastigen Gruppen im VZ geschehen soll.

Ach wirklich? Das muss aber eine sehr lange Diskussion sein. Bis heute liest man unverändert bei der besagten Gruppe, die Dariani spätestens seit dem 6. Oktober durch die Netzeitung gekannt haben muss, neben dem Bild des eine Antilopen reissenden Geparden:

Vielmehr entsteht der Eindruck, man wolle jegliche Kritik an der Politik der israelischen Regierung – gerechtfertigt oder nicht – im Keime ersticken und bedient sich hierbei gerne und regelmäßig der Begriffe “antiisraelisch” und “antisemitisch”, welche in Anbetracht der deutschen Geschichte und der „besonderen Verantwortung des deutschen Volkes“ selten ihr Ziel verfehlen: die Angeklagten mundtot zu machen.

Durch diese inakzeptable, da undemokratische und feige Politik diskreditiert sich der Vorstand des Zentralrats der Juden in Deutschland selbst und wird durch sein ständiges Gejammer mehr und mehr als eine Mischung aus Nervensäge und Lachnummer wahrgenommen

Weitere Beispiele für die “liberale Atmosphäre” bei StudiVZ, die “voelkischer-beobachter.de” Ehssan Dariani vermutlich nicht kennt oder vielleicht auch witzig findet, wer weiss das schon bei einem Mann, der eine Frau im Klo filmt und das online stellt, sind Gruppen wie:

Preußens Gloria – Heil dir im Siegerkranz
Preußen lebt!!!!
Adolf Hitler ist mir im Traum erschienen!
Deutsche Patrioten

Und besonders nett, liberal und hilfreich bei Darianis schlussendlicher Forderung, seine Kritiker möchten doch bitte Berlin sicherer für seine multinationale, angeblich “teils jüdische” Belegschaft machen, dürften die 120 Mitglieder dieser Gruppe sein:

Wer den Papst angreift, dem kack ich in den Dönerladen

Da wird Ehssan Dariani wohl einiges zu bereden haben, in Wien bei seinem angeblichen Bekannten, dem angeblich “führenden Vertreter” der angeblichen “Jewish Anti-Defamation League”.

Disclaimer: Ich bin Jude, arbeite u.a. für jüdische Medien – und rede tatsächlich mitunter mit führenden Vertretern der ADL.

13.11.2006 | 12:58 von DonAlphonso

Wikipedia fälschen mit StudiVZ: Geständnis und neue Fälle

English Summary: The German startup StudiVZ not only deleted critical remarks on their business in Wikipedia, they even tried to spam Wikipedia in France and Italy for their international spinoffs StudiQG and StudiLN.

Während Ehssan Dariani das lesenswerte PR-Rührstück “Ich war gar nie nicht kein Nazi und habe massenhaft Juden im Keller die mir das so auch bestätigt haben”, das sich schon nach 1945 grosser Beliebtheit erfreute, in den Spielplan seines Blogs aufnimmt, hier nochmal eine Erweiterung des Themas Wikipedia-Fälschung durch StudiVZ-Leute. Es gibt nämlich Neugkeiten.

Bei Jeriko On hat sich nämlich mit dem Ex-Praktikanten und StudiVZ-“Campus Captain” Julian Artope der Übeltäter gemeldet, der den deutschen Wikipediaeintrag mehrfach gefälscht und kritische Bemerkungen gelöscht hat. Er versucht es, mit einer emotionalen Einzeltätererklärung:

Ja ich habe die Wikipedia-Einträge von Zeit zu Zeit bearbeitet. Mich hat einfach geärgert was teilweise an Unwahrheiten behauptet wurde. Ich habe in die Kommentare auch immer geschrieben, warum ich das gelöscht habe, das meiste waren keine “kritisierenden Abschnitte” sondern aus meiner Sicht schlicht falsche Behauptungen. Ich mag Wikipedia und die Idee die dahintersteht (bin mit dem System aber nicht vertraut genug, das muss ich wohl einsehen) und habe mich deswegen über die Diskrepanz zwischen meinem subjektiven Bild des inzwischen zur Firma gereiften VZs und der Darstellung in Wikipedia geärgert. Natürlich bin ich vorbelastet, durch meine Arbeit beim VZ und habe manchmal emotional gehandelt, dafür entschuldige ich mich, es ändert aber nichts an meiner Meinung.

Das “von Zeit zu Zeit” sind übrigens nicht weniger als 8 gezielte Veränderungen am deutschen Wikipediaeintrag zu StudiVZ. Allein ist er mit dem verhalten allerings nicht – wie ein Wikipedia-Mitarbeiter zu berichten weiss, gab es auch Versuche, die nationalen Töchter StudiQG in Frankreich und StudiLN in Italien bei der dortigen Wikipedia mit schmeichelhaften Einträgen zu bewerben

Die StudiVZ’ler haben auch in den französischen und italienischen Wikipedias versucht zu spammen. Man findet zum Beispiel hier den Hinweis darauf, dass eine Seite zu StudiQG von einem Wikipedia-Admin gelöscht wurde wegen “publicité ou autopromotion”. Die verschwundene Seite findet sich noch im Google Cache, auch eine zu “chalouiller”, gruscheln auf frz, beides reine Werbetexte.Der italienische Eintrag zu StudiLN existiert noch, enthält auch ein paar kritischere Anmerkungen, die sind aber offenbar erst hinzugekommen, als sich ein paar echte Wikipedianer der Sache angenommen haben. Die erste Version war ein reiner Werbetext, angelegt von jemandem, der sich nur über seine IP identifiziert hat.

Die spanischen und polnischen Teams haben es scheinbar noch nicht versucht, oder die Texte sind entfernt worden.

Was eigentlich noch??? werden geneigte Leser fragen. Nun – wir werden es erfahren. Eher früher als später. Nächste Station: Datenschutz. Oder was StudiVZ dafür hält.

12.11.2006 | 21:19 von DonAlphonso

StudiVZ-Mitarbeiter fälscht Wikipedia

English Summary: A person with strong ties to the founders of the infamous German startup StudiVZ – a Facebook-Clone – tried to delete critical remarks from the Wikipedia article about the company.

Es gibt Leute, die finden, dass man den Gründer von StudiVZ Ehssan Dariani wegen solcher und solcher und vieler weiterer Geschichten endlich mal in Ruhe lassen sollte, ist doch alles schon lang vorbei, und der Dariani ist so ein netter Junge. Stellvertretend für diese Meinung möchte ich hier einen Kommentator namens “julian” auf dieser Seite zitieren:

man könnte mal ganz dezent drauf hinweisen, dass herr dariani einer “Pro-Israel-Gruppe” im VZ angehört, diese sogar gegründet hat (Freunde israelischer Kultur” oder so) und zwar lange, lange, lange bevor dieser Skandal ans Tageslicht kam.
Wär aber etwas, was die ganzen Hasstiraden und Spekulationen um seine Gesinnung hinfällig machen würde und außerdem tiefergehende Recherche, insofern wohl viel zu anstrengend…

Gut. Dann wenden wir uns aktuellsten Ereignissen zu, die nicht nur Dariani betreffen, sondern das Unternehmen StudiVZ. Es ist nämlich so, dass der hier veröffentlichte Beitrag über das Spammen in Frankreich Eingang in den Artikel über StudiVZ in der Wikipedia gefunden hat. Kurzfristig, am 8. November. Am 9 November, gegen Mittag, war damit auch schon wieder Schluss – hier ein Vergleich zwischen beiden Versionen. Der Benutzer, der das gemacht hat, fällt durch ein sehr schmales Werk bei Wikipedia auf – er löscht lediglich Kritik zu StudiVZ. Neu ist das nicht, auch dieses Mitglied mit einer sehr ähnlichen IP löschte und editierte Ende Oktober nach Kräften – und sagte:

es ist die UNWAHRHEIT, dann muss auch nicht spekuliert werden. wer dies bezweifelt kontaktiere mich bitte: jartope@gmail.com)

Die gleiche Email hat auch der obige Kommentator hier abgegeben, sein Name: Julian Artope. Ein (ehemaliger?) Mitarbeiter von StudiVZ, Campus Captain, und Thema einer StudiVZ-Gruppe mit dem schönen Namen “Julian Artopé muss in Berlin bleiben”, eingerichtet vom StudiVZ-Gründer Dennis Bemmann.

Entsprechend spannend ist dann auch die Debatte über StudiVZ in der Beitragsdiskussion:

Eingriff durch StudiVZ in Wikipediaeintrag
Es wird massiv von der PR Abteilung von StudiVZ in diesen Wikipediaeintrag eingegriffen und wegeditiert.[…]
@203.229.73.100 bzw. 203.229.72.244 bzw. jartope@gmail.com, der Du den Eintrag über die gegensätzlichen Angaben zu einer möglicherweise geflossenen oder möglicherweise nicht geflossenen Millionenzahlung immer wieder löschst:
1. An Deine email-Adresse werde ich mich NICHT wenden – der angemessene Platz für Auseinandersetzungen zu diesem Artikel ist diese Diskussionsseite! Dafür hat man diese Möglichkeit in wikipedia eingerichtet, und der Vorteil, dass die Argumente dann auch von allen anderen hier nachvollzogen werden können, liegt auf der Hand.

Ich sagŽs mal so: Es ist mir relativ egal, welche Behauptungen StudiVZ wo und wie vorbringt. Können sie machen. Was aber absolut unerträglich ist, ist der Eingriff in ein neutrales Medium, das den Nutzern zur Information dient – und nicht zum Aufpolieren der eigenen, wenig erbaulichen Geschichte. Wikipedia fälschen ist eines der Dinge, die noch gefehlt haben im StudiVZ-Sündenregister – aber es wird nichts unversucht gelassen, von Trollnummern bishin zu solchen erbärmlichen Zensureingriffen. So schlecht war die Domain “Völkischer-Beobachter.de” wohl doch nicht gewählt.

Zumal es auch im Inneren von StudiVZ komischerweise einen kritischen Beitrag in den Gruppen erwischt hat. Die Gründerin Ein Mitglied einer Simpson-Gruppe mit rund 5000 Mitgliedern hat auf die diversen Geschichten hingewiesen – prompt war ihr Beitrag [edit: nach Worten der Gruppengründerin] verschwunden:

Interessant finde ich es wiederum, dass der erste Beitrag auf einmal verschwunden ist. Als Gruppengründerin kann eigentlich nur ich ihn löschen. Oder aber die Studiverzeichnis-Bosse, denen der Eintrag vielleicht nicht gefallen hat ?!? Ich wars jedenfalls nicht.

Wenn schon Wikipedia gefälscht wird…

11.11.2006 | 20:05 von DonAlphonso

Businessblog reinigen für Anfänger

Berlin. Ein Klo. In einer drittklassigen Kneipe. An mir torkelt eine verkokste Anjatanja vorbei, mit einem CEÖchen im Schlepptau. Er schaut mich an, sagt: Heeyyyyy Gleine waaaht mal dasch isch doch der Don ey! Mann echt der Don Alphonso! Kudos und so. Ich les Dich ja imma geile Sache. Du bist mein Idol, weisste das? Währenddessen schwankt AnjaTanja, lehnt sich an ein Waschbecken und kotzt Caipi No 7-9 1/2 aus.
Er so: He Mann is das gut. Waht mal. (Packt eine Digicam aus und richtet sie auf mich) Was issssdeinäh Bodhicksschafd?
Ich so: Guten Tag erst mal, ich bin Don Alphonso, auch bekannt als Jüngstes Gericht 2.0 oder der Alptraum aller Businessblogger.
Er so: Und was isnnn deine Boschafd Mann.
Ich so: Nun, ich würde allen jungen CEOs des sogenannten Web2.0 raten, sich auch heute primär an die Tugenden zu halten, die man sich von einem Unternehmer als verantwortungsbwusstem Teil dieser unserer Gesellschaft erwartet – und die man an ihm schätzt. Um das mal ex negativo zu erklären – kein Domaingrabbing, keine Fakeblogs, kein Spamming, keine miesen Tricks mit den Nutzerdaten, keine egal wie witzig gemeinte braune Scheisse – kurz – ich würde sagen, immer das Gegenteil des Berliner Startups StudiVZ sein.
Sie so: Ey mia is schlecht, willste mich nicht gruschln?
Er so: (Schaut die Speibfäden an den Mundwinkeln an) Ne, mia gruselts… Ah, Don, danke Alder, aber deine Bodschafd, Deine persönliche Botschaft an Leude wie mich.
Ich so: Gut. Was ich Leuten wie Dir raten würde, die sich statt in ihrer Firma nachts um 4 mit Blondinen auf dem Klo rumtreiben und anderen Leuten ihre Kameras unter die Nase halten: Das ist privat. Es geht nur Dich was an. Und sonst niemanden. Egal wann, egal wo, trenne Beruf und Privates.
Er so: Auch im Bisnessblog?
Ich so: Gerade da. Das kann nämlich verheerende Folgen haben. Stell Dir vor, Du fällst doch irgendwann auf, wegen einer dummen Geschichte. Monatelang ging es gut, Deine Freunde fanden es prima, was Du so gebracht hast. Aber dann plötzlich kommen all die alten Geschichten in falsche Hälse. Und dann bleibt Deinem Kumpel nichts anderes übrig, als alle problematischen Bilder zu löschen, die bislang offen bei Flickr waren. So ein blödes Bild, wo Du Zeitungen in einen Abfalleimer mit Szenen aus einem Film über eine gewisse wenig coole Zeit versenkst. Bilder von gewissen Parties, deren Einladung nicht koscher war, weil sie über die Website voelkischerbeobachter abgewickelt wurden. Und Dein Kumpel muss noch einen Ordner löschen, vom Ivy League Turnier 2006 bei der HHL in Leipzig mit beschwippsten Leuten, die vielleicht gar nicht bei Dir auf dem Blog veröffentlicht werden wollten. Du hast einen Scheisstag, Du glaubst dann, alles ist prima, alles ist vorbei, alles sauber, Du versuchst, Dir einen sauberen Anstrich zu verpassen…
Er so: Ja und?
Ich so: Und vergisst etwas.
Er (nicht mehr ganz) so: Oh scheeeiiiiii….
Ich so: Auf Deinem Blog ist nämlich noch der Text, der zu den Bildern gehört. Dein zweiter Blogeintrag überhaupt. Der ist ganz oben auf der Frontseite des Blogs verlinkt, und Du – denkst – einfach – nicht – dran. Und das sieht dann beispielsweise so aus:

Jüngste Vergangenheit: Ivy League der HHL in Leipzig

studivz in Leipzig Mai 2005

Bewerbungsinterview Frage als Anmachspruch:

Wo sehen Sie sich beruflich in 5 Jahren, Frl. Jana?

Und das in Deinem Businessblog, über das die Firmenkommunikation läuft. Und weisst Du was? Das ist so übel, das ist so grosskotzig, da kommt man so mies dabei rüber, das sagt so viel über einen, das ist ohne Bilder noch eine Spur härter, so pur, direkt, da weiss jeder sofort, was für ein Typ das ist. Jemand, dessen Mitarbeiter man eigentlich bedauern muss. Jemand, dem man seine Sprüche vom anpackenden Unternehmertum kaum glaubt. Alles was man ihm abnimmt, ist vielleicht, dass er Frauen in der U-Bahn gegen deren Willen abfilmt. Schlimm genug, wenn einer mit sowas im Kopf rumrennt, aber es auch noch sagen und dann beim nachträglichen Blog Bereinigen vergessen – das ist übel Mann. So richtig übel. Das findet einer, und dann klatschen sie es Dir wie ein nasses Handtuch um die Ohren, und bei Gott ich sage Dir

DU VERDIENST ES

Er (plötzlich nüchtern) so: Jü… Jüngstes Ge.. Gericht 2.0?
Ich so: Sag mal, ich kenn Dich doch, na, Du bist doch der, na, …
Er so: Ok, Don, Danke für Deine Botschaft, äh, ich glaub ich muss nochmal ins Büro, äh.
Ich so hinterherbrüllend: Und wenn Du schon dabei bist, schau Dir auch mal das Impressum an – es gibt nämlich auch welche, die im Handelsregister zwei Vertretungsberchtigte haben, im nationalen Impressum gleich drei und im Blogimpressum nur einen für ein und dieselbe Firma!
Sie so (starrt ihm nach): Und wie komm ich jetzt insssein Bedd?

11.11.2006 | 2:17 von DonAlphonso

Edelman-Walmart: Kleinlaut in der Blogosphäre

Probleme mit Nazispässen scheinen momentan Konjunktur zu haben: Vielleicht hat ja jemand bei Wal-Mart mit dem baldigen Einmarsch von Wehrmachtsuniformen superspassig meinenden StudiVZlern in Amerika gerechnet. Jedenfalls hatte der Einzelhandelsriese in seiner Textilabteilung T-Shirts mit einem SS-Symbol im Regal, was wiederum einem Blogger aufgefallen ist. 1ooirgendwas Kommentare und Dutzende Blogeinträge später kommt dann prompt ein alter Bekannter angewackelt: Skandalnudel Marshall Manson, der als Edelman-Mitarbeiter schon im ersten Bloggeranschleimskandal vom März dieses Jahres aufgefallen ist. Und der nun versucht, das um sich greifende Feuer wegen der bei Neonazis sicher nicht schlecht ankommenden Klamotten mit beschwichtigenden Emails zu löschen:

Steve,

Good morning. My name is Marshall Manson. I work for Edelman doing online public affairs for Wal-Mart. I noticed your post about the t-shirts that Wal-Mart is selling. I wanted to make sure you saw the company’s statement about this and knew that Wal-Mart is now removing the t-shirts from its stores. Obviously, with a company as big as Wal-Mart, that may take a day or two.

So ist es brav. Da sage noch einer, dass PRler nicht lernfähig sind, wenn die Methoden nur rabiat genug sind. In der ersten Runde hatte man noch versucht, Kritiker durch eingekaufte rechtslastige Blogger zu neutralisieren, jetzt versucht man es mit Entschuldigung und Rückzug, also fast schon zivilisiert. Davon könnten manche deutsche Mitarbeiter noch was lernen – Björn Hasse von Edelman etwa, der mich hier, angesprochen auf eine kleine, miese Astroturfingnummer (lesenswertes Original hier) aus dem Pharmasektor mit Edelmanverwicklung aufklärte:

Das glamouröse Bild der PR – “Spin-Doctors in Warrooms, die über die Neutralisation der Gegner beraten” -, das anscheinend in manchen Köpfen präsent ist, entspricht nicht der Realität.

Zu blöd, dass dieses Bild genau der Darstellung seines eigenen Ladens entspricht, so vorgeführt der New York Times:

Whenever possible, Mr. McAdam said, the war room will try to neutralize criticism before it is leveled.

Merkbefreit oder Probleme mit der Wahrheit? Wer weiss. Edelman wird noch viel lernen müssen, hier draussen. So von wegen digitale Erinnerung, und so.

10.11.2006 | 12:38 von DonAlphonso

StudiVZ, Dariani und das Goebbels-Ministerium

Das Oberkommando der internationalen Blogbarbrigarde teilt mit:

Aufgrund der massiven Anfragen nach weiterem Material über die Truppenkonzentrationen von StudiVZ und ihrem generaluniformgeschmückten Gründer Ehssan Dariani haben wir uns entschlossen, bislang streng geheimes Material über die Frontverläufe am 15.7. dieses Jahres bekannt zu geben. Es handelt sich deren Eigenangaben zufolge um Informationen des Völkischen Beobachters auf Weisung aus dem RMVP, dessen letzter bekannter Chef ein dummer Junge namens Goebbels war. Diverse Blogger behaupten, dass trotzdem für niemanden eine Nähe zum Rechtsextremismus zu konstruieren sei.

9.11.2006 | 13:19 von DonAlphonso

StudiVZ Barcelona-Connection: Deine Daten und wer sie bekommt

Während andernorts momentan durchsickert, dass es im Fall des StudiVZ-Gründers Ehssan Dariani wohl doch Inhalte auf seiner Website voelkischerbeobachter.de gab, reden wir hier lieber mal über den Blitzkrieg, in dem der sturmerprobte Generalfeldmarschall der Studentendatenverwendung seine Truppen zum möglicherweise baldigen Sieg in Europa führt und so demnächst Einblicke in das studentische Volk hat, um die ihn Berja, Himmler und der Chef des chinesischen Geheimdienstes beneiden würden – aber China wird vielleicht auch noch erobert, wer weiss.

Nun zeigte es sich aber, dass es beim Vormarsch auf Paris einige Probleme gab, die Spammerei bei Remede.org darf man wohl getrost als “StudiVZalingrad des Westens” bezeichnen. Bei der Planung der Feldzüge scheint auch einiges nicht richtig gelaufen zu sein, denn in den jeweiligen Ländern war das Impressum unvollständig. Das hat man inzwischen bereinigt. Trotzdem macht es Sinn, sich die im Ausland aufgebauten 5. Kolonnen des StudiVZ-Grossreiches mal genauer anzuschauen.

In Spanien:

estudiLN
Gran de Gracia 15 1° 1a
08012 Barcelona

In Frankreich:

studiQG.fr,
34, rue Godot de Mauroy
75009 Paris

Nicht in Vichy? Seltsam. In Italien:

StudiLN
Viale Monte Santo 12
20124 Milano

Vielleicht gibtŽs später auch noch ein Büro in schönen Salo, wer weiss. Dennoch: Das überrascht kundige Beobachter erst mal. Denn die italienischen Mitarbeiter von StudiVZ sind gerade in Berlin und arbeiten von dort aus, wie man auf den Photos sieht. In der französischen Abteilung, wo man mit mässigem Erfolg versucht hat, die deutsche Herkunft der Firma zu verschleiern, gesteht man gerade zerknirscht die halbe Wahrheit ein, ohne die Franzosen über die Firmen im Hintergrund aufzuklären. Die “Macher” Laurine Martinoty, Romain Oudart und der als Spammer aufgefallene Loic Freyburger sitzen jedoch ebenfalls in Berlin. Und “VOM BALTIKUM BIS GIBRRRALTARRRR!” stehen hier mit den anderen zusammen die spanischen Mitarbeiter. In Berlin.

Nanu? Ist denn schon Endsieg?

Also, zusammengefasst: Die Mitarbeiter sind in Berlin. Im Büro von StudiVZ. Aber was zur Hölle ist dann in Mailand, Paris und Barcelona? Büros ganz sicher. Unter gleicher Adresse findet man in Italien – die Kontaktanbahnungsfirma Parship. In Frankreich – Parship. In Spanien – Parship, nein welche Überraschung. Übrigens, dank des Zusatzes 1° 1a bei der Adresse Gran de Gracia sieht man auch, dass es die gleiche Einheit im gleichen Haus ist. Zusammenfassend: Die Postadresse der ausländischen Gruppen ist immer die Parship-Dependance. In der es aber keinerlei erkennbare Mitarbeiter von StudiVZ gibt.

Parship selbst wurde von Holtzbrinck Networxs, der Corporate Venture Capital Firma von Holtzbrinck gegründet, ist heute aber als “Exit” in Richtung Mutterhaus verzeichnet – sprich, die aus Networxs hervorgegangene VC Firma Holtzbrinck Ventures hält nur noch geringe Anteile.

So. Und jetzt kann man sich zweierlei Gedanken machen. Einerseits über die Art der Milestonefinanzierung, die Holtzbrinck Ventures mit der Beteiligung bei StudiVZ verfolgt. Mitlesende VCs werden jetzt ganz breit grinsen und das Wort “Kickback” im Kopf haben. Aber hey, das ist deren Problem, wenn das Geld der Beteiligung gleich wieder zurück zu Holtzbrinck zirkuliert.

Das eigentliche Problem ist ein anderes. Von StudiVZ hört man immer wieder folgende Sätze:

in dtd. herrschen die härtesten datenschutzgesetze der welt. diese übertreffen wir in vielem. wir haben unseren sitz in berlin. nicht auf den bahamas. und nichts ist für die nachhaltigkeit des studiVZ wichtiger als das vertrauen unserer studis.

Aber Briefe laufen bei Landesbüros ein, wo StudiVZ nur draufsteht, aber Parship drin sitzt? Wie soll das bitte zusammengehen? Parship und StudiVZ haben nur eine Gemeinsamkeit – eine Minderheitsbeteiligung von Holtzbrinck Ventures. Über die Zugriffsmöglichskeiten mag sich jeder selbst seine Gedanken machen. Wi meinte der StudiVZ- und frühere Jamba-Pressesprecher Til Bonow mal nicht so schön:

“Klar geht es um die Nutzerdaten. Sonst macht das Ganze doch keinen Sinn, das ist doch klar.”

Das sollte man von StudiVZ gegenüber den deutschen und anderen Mitgliedern vielleicht mal offenlegen. Nebst der Verbindungen zu den Parship-Büros und wer da sitzt und was die da machen. Weil, wenn man jemandem Post – etwa eine Abmahnung und so Zeug – schickt, möhte man in der Regel schon, dass die beim Empfänger ankommt. Und nicht bei einer Firma, in der zufälligerweise gerade der gleiche Investor beteiligt ist.