7.11.2006 | 22:35 von DonAlphonso

StudiVZ – StudiQG: Gerade erst in Frankreich und schon Spammer

Irgendwie überrascht mich beim Berliner Startup StudiVZ gar nichts mehr. Würde mir jemand erzählen, Ehssan Dariani würde für sich und sein Projekt Werbung im Nazistil machen – ich würde es vermutlich glauben. Aber auch so ist es eklig genug, was er und seine Freunde so treiben; ich habe den Eindruck, dass die Investoren, die Herren Samwer da etwas – aber gut. Es gibt Neues.

StudiVZ hat mittlerweile einen französischen Ableger, namens StudiQG. Gleiche von Facebook geklaut “übernommene” Idee, gleiches von Facebook “inspiriertes” Layout, kurz, StudiQG ist ein Teil der gerade laufenden Kampagne von StudiVZ, sich in Italien, Frankreich und Spanien einen Ruf zu erarbeiten. Dummerweise hat man in Frankreich mitunter schnell verstanden, was für Burschen da auflaufen. Beim Remede.org, einem Netzwerk für Medizinstudenten, wusste man zwar nicht um die leicht vertuschten Beziehungen zur deutschen Mutter, aber um so mehr über einen gewissen Loic Freyburger. Der hat nämlich bei Remede.org versucht, viele der dortigen Mitglieder mit Spammails für StudiQG zu “begeistern”. Was in die Hose ging. Bei Remede rät man davon ab, sich bei StudiQG zu beteiligen und empfiehlt, von Loic Freyberger eine Erklärung einzuholen – und zwar nicht bei der wohl falschen Mailadresse in der Spampost. Ansonsten lässt Remede keinen Zweifel an Natur der Aktion:

Nous avons demandé à ce dernier des explications depuis une quinzaine de jours sur cette publicité illégale pour son site

Illegale Aktion. Allerdings hält man Freyburger für den eigentlichen Entwickler der Site, der Hintergrund mit StudiVZ ist ihnen nicht klar. Freyburger selbst ist einer der Autoren des StudiQG-Blogs, bei StudiVZ beschreibt er sich so:

Firma: StudiVZ.net
Position / Job-Titel: Marketing auf französischen Markt.
Was er da macht: übersetzung und anpassung der Webseite für Frankreich

Ein Co-Autor heisst Romain Oudart und ist auch schon bei Fuzz, eine Art Digg.com in Frankreich, in Erscheinung getreten – auf eine Art, die man in Deutschland schon vom Fakeblog bei Jetzt.de kennt: Schnell angemeldet, einen Werbetext abgesetzt und dann gleich wieder verschunden. Der Text selbst erzählt die Geschichte vom Pferd, das nicht von den Samwerbrüdern und Holtzbrinck geritten wird:

Le site StudiQG.fr a été fondé en Septembre 2006, par un groupe d’étudiants français et étrangers.

Und diese nette, angeblich im September gegründete Studentengruppe wusste Mitte Oktober auch gleich mit feinen Zahlen des “Studentenprojektes” in Deutschland aufzuwarten:

déjà eu un succès immense en Allemagne ( 1 million d’inscrits bientôt)

Aber klar doch, Freunde, es wird immer noch toller mit den Zahlen. Wie war das noch mit der Seite voelkischer-beobachter.de, für die Ehssan Dariani der administrative Ansprechpartner ist? Die Namensgeber haben ja auch ein höchst relatives Verhältnis zu Statistiken in ihrem Reich gehabt. Und Spam wäre damals nur ein Kavaliersdelikt gewesen.

7.11.2006 | 9:19 von DonAlphonso

StudiVZ: Die Konkurrenz um eine Breitseite anbetteln

Disclaimer: Soweit ich erkennen kann, erzähle ich keinem der Konkurrenten von StudiVZ irgendwas, was sie nicht eh schon wissen.

Das unter massive Kritik geratene Startup StudiVZ (die Liste der Verfehlungen vom Domaingrabbing bis Klofilming hier) ist gerade dabei, in andere europäische Länder zu expandieren – statt sich darum zu kümmern, dass der Laden in Deutschland endlich stabil läuft. Bekanntlich muss jeder selber wissen was er tut, und offensichtlich hat man im ehemaligen Vorzeige-Gründerteam heute andere Priotäten. Und dabei bleibt so einiges auf der Strecke, wie man im jeweiligen Impressum der Länderseite sieht:

Altro:
Cancelleria: Tribunale di Charlottenburg
Numero di registro: HRB 101454
Partita Iva: DE248186947
Responsabili: Ehssan Dariani, Dennis Bemmann, Michael Brehm. Per i contenuti nelle pagine personali, nei messaggi privati, nei gruppi, negli album fotografici e nei forum sono responsabili i singoli.

heisst es auf der italienischen Seite Studiln. Übersetzt steht es so auch bei den französischen und spanischen Ablegern, und dazu gleich im ersten Satz die übersetzte Behauptung:

gehören zu einem Projekt von Ehssan Dariani, Dennis Bemmann und Michael Brehm

Nur ist das Projekt eben nicht irgendwas, sondern die StudiVZ Ltd. Deren Registernummer beim Amtsgericht Charlottenburg und Umsatzsteuernummer zwar angegeben wird – aber auf den ausländischen Seiten fehlt jeder Hinweis auf die StudiVZ Ltd. Auf allen Seiten heisst es:

Vertretungsberechtigt:
Ehssan Dariani, Dennis Bemmann, Michael Brehm

Komisch. In der einzigen Meldung im Handelsregister finde ich dagegen:

Vertretungsregelung: Ist ein Director bestellt, vertritt er die Gesellschaft allein. Sind mehrere Directors bestellt, wird die Gesellschaft durch sämtliche Directors gemeinschaftlich vertreten. Einzelvertretungsbefugnis kann erteilt werden. Director:; Bemmann, Dennis, *28.07.1978, Berlin; mit der Befugnis die Gesellschaft allein zu vertreten; Director:; Dariani, Ehssan, *15.07.1980, Berlin; mit der Befugnis die Gesellschaft allein zu vertreten

Kein Michael Brehm. Könnte es sein, dass StudiVZ Ltd. vielleicht noch einen Termin beim Amtsgericht beantragen sollte, um Michael Brehm nachtragen zu lassen? Und wäre es nicht klug, den Firmennamen zu nennen, der eben nicht StudiLN, StudiQG.fr ist, sondern in jedem Fall StudiVZ Ltd.? Vielleicht ist es für manche ja wichtig zu wissen, dass ihr Vertragspartner formal kein Projekt dreier Studenten oder eine echte Firma im jeweiligen Heimatland, sondern eine deutsche Zweigniederlassung einer englischen Brieflkastenfirma mit sehr beschränkter Haftung im, grob gesagt, Gegenwert einiger Abmahnung in diesem Geschäftsbereich ist.

Ich denke, man wird an der Reaktionen von Unister, Studylounge und anderen Konkurrenten sehen, ob die locker mit sowas umgehen, oder ob sie juristisch Vollgas geben, wie man es normalerweise machen würde – aber vielleicht wollen sie einfach auch nicht auf das Niveau eines gewöhnlichen Domaingrabbers absinken. Peinlich für das angebliche Erfolgsstartup StudiVZ ist diese Art der europäischen Expansion aber allemal. Riecht alles sehr nach eher inkompetenten Leuten im Expansionsrausch wie in der New Economy.

Was sonst noch peinlich – und meines Erachtens weitaus schlimmer ist – kommt heute Nachmittag.

5.11.2006 | 15:35 von DonAlphonso

StudiVZ – Kostenlose Werbung2.0 auf Fakeblogs

Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn man die Studentencommunity StudiVZ als Vorzeigeprojekt für Web2.0 herumreicht. An StudiVZ kann man prima zeigen, was das real xistierende Web2.0 bedeutet: Domaingrabbing, ein Chef, der öffentlich Frauen abfilmt , die das offensichtlich nicht wollen, Nachbau anderer Leute Software, luftige Markenrechtsnummern, eine Software, die so beta ist, dass sie fast schon im Stealth Mode daherkommt, weil viele erst gar nicht reinkommen, ohne eine fehlermeldung zu sehen. Kurz: StudiVZ macht so ziemlich alles, was im gängigen Geschäftsbetrieb Partner zum Kotzen über die Kloschüssel treiben würde. Und noch einiges mehr. Trotzdem hat der Laden Venture Capital im angeblich zweistelligen Millionenbereich durch die Brüder Samwer und Holtzbrinck Ventures erhalten – auch wenn Chef Dariani öffentlich auf 25.000 Euro Schulden hinweist und sonst nicht gern über Geld redet.

Aber Geld braucht es auch nicht, um eine Idee an die User zu bringen. Wie sowas versucht wurde, kann man bei Jetzt.de betrachten, dem Jugendnetzwerk der Süddeutschen Zeitung. Dort hat sich am 22.6.2006 ein “ABrown” angemeldet. ABrown (lustiger Name, mir kommt bei sowas sofort eine bräunliche Adissoziation) hat kein Interesse, an den üblichen Jetzt.de-Clubs teilzunehmen. Alles, was der braune Ado ABrown macht, ist: Um 16.28 Uhr eine recht frische Pressemitteilung von StudiVZ fast 1:1 inclusive der holprigen pseudodeutschen Sprache in sein Tagebuch reinstellen, und hinzu zu fügen:

“Wie findet ihr das neue Netzwerk?”

Um die ganze, ungeschminkte Wahrheit zu sagen, müsste ich vorher mit meinem Anwalt reden. Nachdem das der einzige Eintrag von ABrown war, er nie mehr zurückkehrte und auch sonst nicht mehr in Erscheinung trat, würde ich zumindest sagen, ich finde, dass hier jemand in einem Fakeaccount Schleichwerbung für StudiVZ macht. Und natürlich auf die AGBs scheisst. So geht das, im Web2.0. Schämt Euch, Ihr Fakeblogger. Was da sonst wohl noch rauskommt?

Wir werden sehen.

4.11.2006 | 20:29 von DonAlphonso

Der Medienimpact auf Blogs

Liebe Medien,

Ihr glaubt also, dass Ihr Einfluss darauf habt, was wir hier draussen so denken und bereden. Wenn Ihr ein Thema gross macht, ist es bei uns DAS Thema. Ihr dreht das Rad, wir hecheln Euch nach. Ihr habt eine Agenda, wir haben zu folgen. Ihr seid relevant, wen Ihr bringt, der ist relevant, und wir sind nur das dumme Vieh, das Euch folgt. Gell? Machen wir mal eine Probe aufs Exempel:

Nehmen wir die Memoiren von Gerhard Schröder. Die waren bekanntlich überall, vom Springersumpf bis zum Talkshowabschaum, von den SPONacken bis zu der kleinen nazigegrpndeten Dreckspostille in meiner Heimatstadt. Kurz, das Thema war gross, vermutlich habt Ihr es so rumgetrötet, dass wirklich jeder mitbekommen hat: Der Exkanzler hat sein Buch fertig. Hier draussem im Netz allein findet Google News aktuell 817 Treffer zu Schröder und seinen Memoiren im letzten Monat.

Bei Technorati müssen wir wegen eines Bugs nach Gerhard und Memoiren suchen. Bereingt um Technorati-Fehler, Medien und andere Gülle aus der bei Technorati angekommenen PR-Ecke zähle ich für den gleichen Zeitraum 52 Erwähnungen. Bei vielleicht 200.000 aktiven Blogs in Deutschland bei Technorati bedeutet das: 0,026% juckt das Thema so sehr, dass sie darüber berichtet haben.

0,026%. Na gut, ich bin grosszügig, vielleicht sind es nur 50.000 wirklich aktive Blogs, dann sind wir bei satten 0,1%. Das, liebe Medien, ist Euer Impact hier draussen. Geht und kauft Euch davon einen Keks.

3.11.2006 | 1:12 von DonAlphonso

Edelman: Der besoffene Freier in mein Sälong

Nur zur Erinnerung: Edelman ist die PR Firma, die die Verantwortung ihrer Wal-Mart-Fakeblogs an drei jungen Mitarbeitern hängen lässt und bislang keinerlei Anstalten macht, die eigentlich Verantwortlichen zu benennen. Kurz, der Laden serviert Sündenböcke und hält ansonsten die Klappe. Eine Antwort auf die diversen kritischen Anmerkungen zu ihrer Zusammenarbeit mit der Blogsuchmaschine Technorati gibt es bislang auch nicht. Dafür gibt es jetzt angewandte Onlineconversations, die dann im Fall der deutschen Abteilung so aussehen:

Hallo Gerrit, ja, hier ist jemand – allerdings ist mir in diesem Faden hier nicht aufgefallen, dass jemand konversieren wollte. Wo denn?

Reden? Wenn dann sollen die Blogger erst mal Edelman zuhören, wie toll die weiter an der Legende des einmaligen Zwischenfalls stricken:

Die Runde, die für die US-Kollegen stattfand, ist nun im Rahmen unseres Podcasts Earshot online gegangen. Reinhören! In den USA erzielt er schon einige Aufmerksamkeit, was mich freut – denn genau diese Transparenz darüber, wie wir arbeiten und wie wir auch Fehler aufarbeiten, finde ich wichtig und richtig…

Wo sind bitte transparent die Namen der Verantwortlichen für das Versagen? Und der eingekaufte US-Blogger Steve Rubel von Edelman weint verschnupft wegen der Kritik, dass diese destruktiven Leute nie das hinbringen, was er so toll findet, Leadership nämlich:

If there’s something that most of these folks have in common it’s this – they are critical, but they’re also really nice and willing to learn. They always contribute to the discussion in a positive way. They focus on a greater goal that they share with their own circle of readers and other bloggers.

At the same time, the ‘sphere is also filled with really nasty people who do nothing but spew toxic waste. They write sensational headlines and throw rocks because it’s fun. Sometimes, it gets very personal in nature. Many of them are arrogant. What they have in common is that they don’t really contribute. And while they might grab a lot of links here and there, they really don’t lead and they never grow.

Das arme Hascherl… Da hat wohl eine PR-Agentur gelernt, dass die Blogosphäre anders funktioniert als ein Strassenstrich für führende Schnallntreiber, dessen Seitenstrassen in den Medien und andere etablierte Kommunikationswege. Also wird dicht gemacht und ignoriert und nur noch mir REINHÖREN! (mit RUFEZEICHEN!!!) aufgearbeitet, was man zugeben will. Und damit auf “Einige Aufmerksamkeit” stösst, Linderung für die plötzlich von Vorreitern der Online Conversations zu Komplettversagern, Zurechtbiegern und Winzszenenverächtern degradierten Herrschaften. Die wohl auf ein kurzes Gehirn ihrer Leserschaft setzen – und vielleicht solche Edelman-Äusserungen über ihre jetzt verurteilten Fakeblogs vergessen haben:

Anders als beim across america Projekt sind die anderen Aktionen – so ungewöhnlich sie uns in Europa erscheinen mögen – immer transparent gewesen, indem klar war, dass Wal Mart oder die WFWM dahinter stecken. Dass Agenturen im Namen ihres Kunden agieren und nicht bei jeder Pressemitteilung, bei jeder Anfrage und so weiter in eigenem Namen, ist Teil ihres Selbstverständnisses und des Geschäftsmodells Agentur.

Passt mal auf, Ihr PRler, was zum Nachdenken: Könnte es nicht einfach sein, dass das, was Ihr da an Ohrfeigen kassiert habt, nicht etwa ein ungezogenes Verhalten bösartiger Blogger ist, sondern schlicht und einfach die Ohrfeige, die sich ein besoffener Freier einfängt, wenn er auf einem Empfang versucht, einer Dame mit seinem letzten zerknitterten Dollarschein eine unzüchtige Handlung abzunötigen? Der Handschuh, den einer kassiert, wenn er andere mit seinen Lügen beleidigt? Haben die Blogger Euch irgendwie gebeten, sie zu mit Technorati zu beschnüffeln und mit Fakeblogs zu belästigen? Müssen wir es hinnehmen, dass Ihr Euch hinstellt und mit ein paar beschissenen Aktionen und Lügenfurzen den Ruf der gesamten Veranstaltung ruiniert, den wir über Jahre hinweg aufgebaut haben? Und jetzt beschwert Ihr Euch über den Ton? Meint Ihr, dass man nochmal geduldig zuhören sollte, wenn der ausgenüchterte Grosskotz diesmal neue Preisvorschläge für seine klinisch sauber formulierten, aber immer noch dreckigen Phantasien vorbringt und verspricht, sich vorher die Zähne in seinem Lügenmaul zu putzen, solange es noch welche gibt, die ihm bei der letzten Geschichte nicht deutlich genug ins Pedal getreten haben?

Solange ein perverser Drecksack in meinem Salon steht, Freunde, kann er gerne seinen Arsch wütend abwenden – aber sich bitte nicht über Absätze im unteren Hirnfortsatz wundern, wenn er denselbigen dann nicht schleunigst zur Tür hinausbringt.

2.11.2006 | 2:28 von DonAlphonso

Germanblogs: Schleichwerbung, versteckte PR und Manipulation beim BOB

Ich dachte mir, nach den diversen Debakeln von Germanblogs und dem Versuch des Leiters Carsten Schütte, das Ruder in Sachen Schleichwerbung, PR, Urheberrechte und Filz herumzureissen, lasse ich ihnen etwas Zeit und schaue dann, ob die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wie hiess es nicht so schön?

Ihr alle werdet bestätigen, dass wir eine kritische Berichterstattung wünschen und diese von Euch einfordern. Bei germanblogs.de gibt es unzählige Beispiele kritischer und investigativer Beiträge. Ein Blick ins Politik Blog, Glaubens Blog oder Satire Blog genüg. Was wir definitiv nicht wollen, sind abgedruckte Pressemitteilungen oder dpa-Meldungen. […] Wir werden uns bestehende und künftige Beiträge genauer anschauen und löschen, wenn diese unseren Vorstellungen nicht entsprechen. […] Hierbei geht es um Identität, Authentizität, Quellenangabe, Urheberrecht und Transparenz.

Dann schauen wir mal, was wir Germanblogs aktuell bestätigen können. Kleiner Hinweis vorne dran: Es gibt von allen Seiten gesicherte Abbildungen. Nach den – oben verlinkten – Debakeln mit PR von der Agentur Wilde & Partner, die von deren Mitarbeiterin und Germanblogsautorin Christiane Wolff in Artikeln untergebracht wurde, sollte man meinen, dass sich Schütte und Co. mal ein wenig mit dem Gesamtwerk dieser Autorin auseinandergesetzt hätten. Tatsächlich sind die hier aufgedeckten Artikel zu einer PR-Reise nach Indien verschwunden. Andere wie dieser hier dagegen nicht:

Wer etwas auf sich hält – in Sachen Golf – schaut aber sicher irgendwann in seiner Golfer-Karriere in Bad Griesbach vorbei: dem Mekka für Golfer und Wellnessurlauber mit sechs 18-Loch-Plätze im Umkreis von fünf Kilometern. […] Ein Vier-Sterne-Superior-Haus finden Urlauber der bayrischen Toskana im Columbia Hotel. Das vor zwei Jahren eröffnete Hotel bietet mit dem neuen Spa & Beauty Bereich, dem Seven CŽs Club und der sagenhaften Küche sicher eine Alternative zu den traditionellen Hartl-Unterkünften.

Was Frau Wolff kaum verborgen geblieben sein dürfte – schliesslich wird das Hotel von ihrem Arbeitgeber betreut. Haben wir beim grossen Eingeständnis wohl vergessen, was? Alte Geschichte, nehme ich an. Die beiden neuesten Einträge dagegen sind keine “Reisetipps”, sondern Kultur. Der eine fängt so an:

Der nächste Newsletter vom Haus der Kunst ist in meinem Email-Account eingetroffen. Und die folgenden Happenings werden darin vorgestellt:

Darauf folgt 1:1 die Pressemitteilung vom Haus der Kunst. Wie meinte Schütte nicht so schön? “Was wir definitiv nicht wollen, sind abgedruckte Pressemitteilungen”. Na, dann sollte er bei der PR-Betreuerin, die er persönlich ja gut von seinem Medien-MBA kennt, etwas genauer hinschauen, denn der nächste Beitrag von Frau Wolff über eine Galerie nimmt erneut deutlich Bezug zu deren PR-Textereien:

Ein weiteres neues Projekt, „Testing areas“, das nun auch in München zu sehen ist, entstand in einem Farbengeschäft in Krakau, in dem Künstler Farben ausprobierten, bevor sie sie kauften. Der Künstler stellte dort Leinwände zur Verfügung, die während der sechsmonatigen Aktion mit bunten Farbstrichen und Farbklecksen bemalt wurden.

Was sich gleichlautend auf der Website der Galerie findet.Man muss schon ein recht zynisches Verhältnis zu den klassischen Medien haben, wenn man darauf Schüttes Anspruch anwenden will: “Unsere Themenblogs sollen sich zu attraktiven Online-Medien mit aktuellen und relevanten Inhalten entwickeln, die klassischen Medien Konkurrenz machen.”

Ein Einzelfall? Das schwarzbehaubte Schaf in der ansonsten recht unschuldig blonden Familie? Wenden wir uns doch mal einem dieser blonden Mitglieder zu, Gerti Keller: Sie stellt im Reiseblog am 27.10. das Buch “Orte der Muße” vor:

Also habe ich mir gesagt, da schreibe ich mal einen Wanderführer oder besser gesagt Ausflugsführer der etwas anderen Art. Einen der zu ganz besonderen Plätzen führt – zu Orten der Muße. Das können ganz verschiedene Fleckchen sein, z.B. ein altes Kloster, eine kleine Kapelle, ein stiller See oder ein einsamer Berggipfel. Einfach Orte, an denen man dem Alltag entfliehen und abschalten kann.

Ein Buch, es mag kaum verwundern, das von ihr selbst verfasst wurde. “Unser Ziel ist es, anspruchsvolle, glaubwürdige und unabhängige Inhalte von kompetenten Bloggern zu veröffentlichen.” Sagt Schütte. Sehr unabhängig, das. Welch ein Zufall, dass sich seine Autorin gerade dieses Buch rausgesucht hat. Und keiner hat was bemerkt. Vielleicht, werden manche sagen, ist ja besonders das Reiseblog betroffen. Andere hingegen sind aufrechte Kämpfer um die Ziele von Germanblogs. Wie Alexander Greisle, der gestern im Futureblog eine supertolle Blogbusinessberatungs-Veranstaltung ankündigte:

Zusammen mit IBM veranstaltet der Business Club innovativ.in eine Veranstaltung zum Thema Blogs für Firmen. IBM berichtet über praktische Erfahrungen. Ein weiteres Thema wird die Auswirkung von Blogs auf die Unternehmenskultur sein. Und damit das ganze keine theoretische Kiste wird, gibts praktische Blog-Übungen und Live-Bloggen von der Veranstaltung.

Scheinbar hat Herr Greisle – neben einem Apostroph – irgendwie vergessen mitzuteilen, dass er bei innovativ.in als Partner geführt wird. Hätte er erwähnt, dass er bei eben dieser Veranstaltung auch als Referent dabei ist, wäre die Information vollständig gewesen. Aber halt auch ziemlich offensichtlich PR, nicht wahr. So ist es “nur” Schleichwerbung.

Offen dagegen ist die Einlassung, mit der ein gewisser Martin Kulik im Intra-Blog von Germanblogs deutlich zur Manipulation der Abstimmung beim Deutsche-Welle-Award “Best of Blogs” zugunsten seines Kollegen “Textspeier” auffordert:

Im Moment, d.h. Dienstag, 31.10.2006 ca. 10:30 Uhr, liegt er (noch) auf Platz drei. Aber, der Rückstand auf den ersten Platz beträgt nicht einmal dreißig Stimmen! Ein Klacks! Also ruck zuck hier geklickt und in der Kategorie „Best Weblog Deutsch” Textspeier gewählt, noch schnell allen Bekannten, Verwandten, Freunden und Familienmitgliedern eine Mail geschickt, mit der Aufforderung gleiches zu tun und dann zurücklehnen, denn damit ist die heutige gute Tat vollbracht. (Hervorhebung von mir)

Woraufhin ich ein Jurymitglied des Wettbewerbs angemailt habe, in der Hoffnung, dass die den Kerl entsprechend rauskicken. Urheberrechtsverletzungen, weitere Fälle von Schleichwerbung und andere widerliche Geschichten ein ander Mal. Jetzt würde ich erst mal gern sehen, was Germanblogs als Nächstes macht. Weil, seit der letzten Erklärung kann nicht viel passiert sein. Germanblogs ist in meinen Augen immer noch eine Peinlichkeit für den Geldgeber Holtzbrinck – ich würde mir wünschen, sie benennen sich um in GermanPRlogs, um Verwechslungen mit Blogs zu vermeiden.

31.10.2006 | 14:22 von dogfood

Der Meta-Deal YouTube/Google

Ein Linktipp, vielleicht nicht unpassend zu Dons Überlegungen über die “Verletzlichkeit von Web 2.0-Geschäftsmodelle“.

Mark Cuban, nach Verkauf von broadcast.com an Yahoo einst zum Milliadär und Investor in Medien- und Webgeschichten geworden (und Besitzer des NBA-Teams Dallas Maverick), veröffentlicht in seinem Blog eine eMail aus einer Mailingliste eines angeblichen Insiders des YouTube-Google-Deals. Wie er selber disclaimt:

I cant say this has been fact checked. It hasnt. I cant say its 100 pct accurate, I dont know. But it rings true, and as I said, I trust the source

Der angebliche Insider erklärt die Hintergründe des YouTube-Verkaufs.

Executive Summary: die Anwälte der Medienkonzerne rückten YouTube wg. Copyrightverstöße immer mehr auf die Pelle. YouTube musste schnell irgendwoher Geld auftreiben, um die Medienkonzerne ruhigzustellen, also wurde der Verkauf forciert. Mit Aussicht auf Google-Frischgeld ging YouTube zu den Medienhäusern und bot fette Geldsummen als “Stillhalteabkommen”. Das ganze wurde zudem so verpackt (als Investment statt Lizenzeinnahmen), dass die Medienkonzerne diese Einnahmen nicht an die entsprechenden Künstler weitergeben mussten.

Google griff zu, als die großen Medienkonzerne ein sechsmonatiges Moratorium zusagten – Zeit in der Google/YouTube in Ruhe weiterwachsen kann – und die Medienkonzerne zusicherten, YouTube-Konkurrenz durch gezielte Klagen und Prozeße aus dem Weg zu räumen. Inzwischen sind entsprechende Klagen an Bolt und Grouper gegangen.

In den Details durchaus interessante Ausführungen bei Mark Cuban. Im Hinterkopf sollte man aber auch haben, das Cuban evtl. selbst eine interessierte Seite ist, dank seiner zahlreichen Investments in Suchmaschinen (aus denen er sich, glaub ich, wieder zurückgezogen hat) und Medienunternehmen (namentlich digitale HD-Kinos)

31.10.2006 | 4:33 von DonAlphonso

Verletzlichkeit der Geschäftsmodelle im Web2.0

In der New Economy gab es eine Standardfrage von Investoren an Startups, die sich als absolut zentral erwiesen hat: “Könnt Ihr was, was sonst kein anderer kann?” Alles andere ist dagegen zweitrangig, denn an allem, an Produkten, Märkten, Teams kann man später feilen, hinbiegen und rumdrehen, aber nicht an dieser Kernproblematik. Sobald zwei Teams an der gleichen Idee dran sind, explodieren die Kosten für das Marketing und die Herausarbeitung eben jenes Vorsprungs, mit verheerenden Folgen für den Geldgeber bei Bewertung und Risiko des Investments. Für das Team bedeutet es einen aufreibenden Zweifrontenkrieg, einerseits für das eigene Produkt und dessen Markt, und zum anderen gegen den Konkurrenten. An solchen Problemen und den dadurch entstehenden Folgen für Teams und Businessplan sind Startups vermutlich öfter draufgegangen, als an klassischen Fehleinschätzungen des Marktes.

Teuer und ekelhaft wurden solche Kämpfe vor allem, weil die Marktentwicklung über den Preis der Produkte gelaufen ist. Für Börsengänge zählte allein das Wachstum, also musste erst mal Umsatz her, egal auf welche Art. Bestes Beispiel sind die grossen Webagenturen des Jahres 1999, die sich ein Rattenrennen um grosse Kunden lieferten. Was dann so aussah, dass eine Agentur einer grosse Bank 12 Monate praktisch kostenlose Wartung ihrer Webseite über Luftbuchungen anbot. Prima für den Umsatz, Verluste sind Wunschgrössen für die Buchhaltung, notfalls gründet man was aus, wo die Verluste hingehen. Das Ende von Razorfish über Red Ant bis Kabel New Media ist sattsam bekannt. Es ist einfach entscheidend, dass die Jungs etwas können, was ihnen keiner nachmachen kann, nur dann bekommen sie auch das Geld für ihre Produkte. Klingt banal, ist es auch – so banal wie die un-glaub-lich wirksame Erkenntnis, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht.

Heute, 5 Jahre nach dem omnipräsenten Verrecken, reden manche vom Web2.0 und social Media. Und fast könnte man glauben, dass es diesmal besser läuft. Denn die Firmen, von denen man momentan in den üblichen Kreisen so spricht, haben durch die “soziale” Ausrichtung etwas geschaffen, was nur sie können: Die Community, die sie und ihre Inhaltebasis ausmachen. Früher sagte man, wenn man hinten dran war und eine Kopie startete: Wir werben den anderen die Schlüsselzugänge zum Markt ab, wir holen uns ein paar unzufriedene Mitarbeiter von denen – das ging ganz locker, schliesslich gab es eine überschaubare Anzahl an Akteuren und Kunden. Im Web2.0 ist die Softwareentwicklung im Vergleich zum Communityaufbau ein Klacks, und der Community kann man nicht ein paar hunderttausend Angeboten zum wechseln kommen, sollte man meinen.

Andererseits ist es nicht weiter schwer, die Software nachzubauen und sich theoretisch die gleiche Ausgangsbasis zu erschaffen. Und dann? Schauen wir mal auf drei bekannte deutsche Firmen: Das Karrierenetzwerk OpenBC (finanziert durch Freunde des Gründers und Wellington), das Studentennetzwerk StudiVZ (Samwer Brüder, Holtzbrinck) und den Empfehlungsdienst Qype (“Businessangels”, hinter denen sich Jungs von SinnerSchrader verbergen sollen, sowie VCs).

OpenBC soll über 1 Million Mitglieder haben, teilweise in Form eines Haufens Karteileichen. Und neben den Karteikarten gibt es als interaktives Element für die “Power-User” die Foren. In meinen Augen Bühnen für Scharlatane, Selbstdarsteller und Grossmäuler, aber eben das dynamische Element, das aus der grossen Community viele kleine Bereiche macht, die den Laden zusammenhalten und tagesaktuell fortentwickeln. Hier kann man nachlesen, wie OpenBC mit Foren und deren Leitern umgeht: Von oben herab, und ohne Vergünstigung und Anreize, dafür aber mit Inkasso gegen Leistungsträger. Hey, man ist der Marktführer, sonst gibt es hierzulande nichts vergleichbares, und beim Börsengang sollen 200 Millionen fliessen, mindestens. Gesellschaftspolitisch betrachtet schafft OpenBC an, und die anderen müssen spuren. Asozial mit social Software. Und da stossen wir auf ein spannendes Phänomen der Social Software:

1. Die Community ist letztlich nur eine erweiterte, unbezahlte Struktur der Firma.

So. Jetzt nehmen wir mal an, wir wollen OpenBC mal so richtig weh tun. Ihren Marktwert um 50 Millionen senken. Das geht so: Wir bauen die Software nach, verstärken aber massiv die Foren und bohren die Profile um nichtstatische Elemente auf. Und dann bieten wir den Forenmachern bei OpenBC an, dass sie 500 Euro im Monat bekommen, Premiummitgliedschaft für lau, von mir aus auch ein paar Bonusmeilen und eine Flasche Schampus, sowie 50 Einladungen für andere, die unseren Dienst in der Pro-Version für ein Jahr lang kostenlos ausprobieren dürfen. Würde etwa 2, 3 Millionen/Jahr kosten, und danach dürfte OpenBC aber die Mutter aller wertlosen Karteileichen sein.

StudiVZ hat angeblich 900.000 Mitglieder, die meisten sind noch nicht länger als ein paar Wochen oder wenige Monate dabei. Was “dabei” eben so heisst, wenn man draussen bleiben muss, weil der Server dauernd abstürzt und man seit Monaten keine Lösung hat. Kritische Fragen werden knallhart abgewürgt Dabei gäbe es einiges zu besprechen, die Samwer-Jamba-Connection und noch so ein paar Lebenslügen, die aus einem 32-Mann-Startup bitteschön wieder die netten Studis von der Uni machen sollen. Wer mal zu Technorati schaut wird feststellen, dass der Unmut klar dominiert. Was zur Schlússfolgerung führt:

2. Communities sind nicht ganz doof, lassen sich ungern verarschen und hinhalten.

Aus Sicht der PR sitzt das StudiVZ auf einer Bombe: Unklare Finanzierung, unschöne Hintermänner, schlechte Erreichbarkeit, wenig sympathisches Handling. Das ist, mit Verlaub, der Stoff, aus dem schelchtes Karma in Hektolitern gekeltert wird. StudiVZ hat noch nicht erklärt, wie sie Geld verdienen wollen. Wäre ich fies, würde ich – was natürlich verboten ist – da mit meinen Prätorianern reingehen, eine Gruppe Unzufriedener mit massenhaft gefälschten Bunnies der Extraklasse gründen, drei Wochen gruscheln ohne Ende, und dann einem Journalisten stecken, dass die Jungs auf massenhaft hochsensiblen und leicht zugänglichen Daten sitzen. Keine Ahnung, was genau die damit machen, bei den windelweichen StudiVZ-AGBs zum Datenschutz wird mir persönlich jedoch speiübel. Ich bin ja nicht fies und würde das nie tun, aber dank der Interaktionsmöglichkeiten hat StudiVZ da eine enorm grosse, weiche Flanke für einen Generalangriff, wenn so eine negative Nachricht erst mal die Runde macht und es irgendwo eine funktionierende Alternative gibt.

Und Qype – nun, was man da tun kann, wird man sehen. Ich habe keine Ahnung, was an Strategien gegen OpenBC und StudiVZ in irgendwelchen Schubladen liegt, die obigen Ideen sind sicher kein grosses Problem für die üblichen Knochenbrecher der Strategieberater, aber bei Qype gibt es definitv einen Plan und einen Ansatz, der im Prinzip darauf beruht, dass eine uninspirierte Community wie die Qypeschreiberlinge, die das Füllmaterial für das Venture Capital Kassieren eines Mannes mit besten Kontakten zu Bild.T-Online sind, wohl keine Chance haben gegen eine disziplinierte Prätorianergarde mit einem Ziel, effektivem Qualitätsmanagement und einer Mission. Die dritte Lehre lautet:

3. Die Grösse der Community ist nichts, wenn ihre Qualität nicht stimmt.

Schlussendlich würde ich sagen: Die alten VC-Weisheiten werden bei Firmen, die ihr Leben aus der Community beziehen, nicht mehr gelten. Communitymanagement im Internet ist ein absoluter Scheissjob, done that, nie wieder, danke, lustig und lukratiuv wie ein Flohzirkus in der Unterhose. Man sollte vorher eine Menge Lenin und Trotzki lesen, das Internet lässt sich prima mit den Begriffen der permanenten Revolution fassen, und bitte nicht wundern, wenn die roten Garden plötzlich vor dem Palast stehen. Während man früher ein Team mit ein paar Leuten hatte, die mehr oder weniger durch ein Ziel geeint waren, steht man heute vor dem Chaos einer an der Firma hängenden Gesellschaft, in der jeder profitorientierte Regelungsansatz fehlen muss, weil er die Profite der Firma schmälern würde. Aber das macht die Dinger auch so kritisch, unberechenbar und anfällig. Ein Heidenspektakel natürlich für die, die in der Blogbar zuschauen können. Setzt Euch, nehmt einen Keks.