20.10.2006 | 23:38 von DonAlphonso

An Advise for Steve Rubel after the next Blunder for Wal-Mart

After this story about stealth mode authors on fakeblogs for Walmart, the top blogger of Edelman Steve Rubel asks for advise how to go on with topics like transparency, authenticity and, well, credibility. IŽm just a blogger from the tiny, crappy German Blogosphere (copyright Edelman Germany), but of course IŽm willing to help. I would suggest Edelman to tell the whole story. Because the story of those three authors revealed to the public is just the next act in an opera buffa full of lies, blunder and forgery. So I wrote a comment on SteveŽs blog:

Mr. Rubel,

quite simple: Tell us the whole truth. Those three Edelman employees of forwalmart.com and paidcritics.com arenŽt experienced professionals, theyŽre newbies. There are virtually no traces of them at Google. Kate Marshall of paidcritics graduated from James Madison University in 2004:

http://smad.jmu.edu/alumni.php

“Date Posted: July 25, 2006
Name: Kate Marshall
Year Graduated: 2004
Location: Alexandria, VA 22314 USA
Email Address: kate.marshall@edelman.com
Employer: Edelman
Message: I’m onto job #2, this time working as an account exec at Edelman Public Relations Worldwide in DC. I work on the Wal-Mart account and am usually responsible for researching, creating backgrounders, fact sheets, and talking points, and pitching the media. The job is awesome (never a dull moment) and the environment and people at Edelman are great too. Drop me a line if you’re in DC and/or are interested in working here. Good luck, smaddies!

What Edelman wants to tell the blogosphere is that some twentysomethings, none of them with blogging experience according to Technorati, were allowed by the third largest worldwide PR firm to run the two fake blogs for an important PR campagne of the worlds largest retailer, trying to fight the behemot of trade union campagnes and political uproar all over the USA..

IŽm sorry, IŽm just a journalist, but Edelman had 35 PR consultants working on that project. I do believe that Kate Marhall, Miranda Grill and Brian McNeill do exist, and I do believe that there are obviously accounts with their names at those blogs.

What I donŽt believe and I guess noone accustomed to PR buzz will believe is that those three pals are responsible for anything that is writen or said on those two blogs. There are others who decide what is said and done. According to a source inside Edelman there are a bunch of Edeman consultants behind Brian, Miranda and Kate.

I donŽt know wether if are simply the pawn sacrifice. But they are definitely the curtain to hide a certain man. The guy who said: “ThatŽs the way we gonna do it. WeŽll hide EdelmanŽs engagement from the public”. Richard Edelman took the responsibility, we now know the names of those at the front end. But the truth is what is inbetween those pals offered to the public and Richard Edelman. It took Richard Edelman four days to get the facts. I donŽt think itŽs a wise decision to hide those facts for another four days. Because, if yu donŽt tell, someone will find out. In the meantime everyone will be talking about the man behind the curtain. We all see the shoes. I thought they were red, with the sign “rathergate” on them.

My source said Mike Krempasky isnŽt the man behind the courtain. Well, who else?

20.10.2006 | 11:38 von DonAlphonso

Was zum Thema Linkrelevanz

Bei uns gibt es, solange es Überlieferung gibt, also 2700 Jahre grob geschätzt, die immer gleiche Debatte: Wer ist ein Jude? Ist es einer, der einen jüdischen Vater hat, oder eine jüdische Mutter, konvertiert wurde, muss er beschnitten sein und in einer Gemeinde, wie darf er aussehen und welche goyische Nase weist darauf hin, das Sarahle vielleicht doch was mit dem Schmied von gegenüber hatte? Das ist bei uns sowas wie die Diskussionen über das Wetter bei den Briten.

Wer diese Debatten kennt, kennt auch die Verhaltensmuster bei der Debatte um die Relevanz von an sich völlig bedeutungslosen Links, die in Folge der indiskutablen Edelman-Technorati-Liste aufkam. Im Prinzip gibt es da zwei Fraktionen: Die einen halten Blogrolls mit den täglich gelesenen Blogs für irrelevant, die anderen finden sie wegen der dauerhaften Empfehlung dagagen als wichtiger als kurzfristige Verlinkungen in Texten.

Mir geht es jetzt nicht darum, hier irgendjemandem die Rechtmässigkeit abzusprechen. Nur eine Sache gibt es, für deren konsequenten ŽRausschmiss würde ich plädieren: Links, die als “via” eine Quellenangabe sind. Warum? Nehmen wir mal an, ich schreibe eine tolle Geschichte. Und ein anderer schreibt: Ey, dolle Geschichte beim Don. Und ein dritter kommt und sagt: Dolle Gedschichte bei Don, gefunden beim zweiten. Laut Technorati hätten dann beide Blogs die gleiche Relevanz. In den Medien wäre das so, als würde man dem Kiosk die gleiche Relevanz zusprechen wie der FAZ. Dass dieses System im Übrigen Linkschleudern unterstützt und echte Autoren benachteiligt, sorgt für eine völlig schräge Statistik. Dadurch entsteht eine Scheinrelevanz derer, die einen hohen Output, aber nicht zwingend Qualität haben.

Insofern müsste man meines Erachtens die via-Links entweder ganz rausschmeissen, oder zumindest deutlich abwerten, wenn man denn partout über Linklisten die Relevanz bestimmen wollte. Was meines Erachtens so oder so nicht geht, viel wichtiger sind meines Erachtens Kommentare, Leserbindung und die Fähigkeit, thematisch breitgestreute Debatten anzustossen und weiterzutragen. Das Bildblog zum Beispiel halte ich für ein völlig irrelevantes Blog in allen Bereichen ausser der Bildzeitung und Medien. Sinnlos ist die Debatte trotz allem, aber man kann sie ja dennoch mal aufmachen. Wenn das eigene Blog grade down ist ;-)

Ergänzung: Liz hat den vielleicht rundesten Beitrag zum Thema verfasst.

19.10.2006 | 0:03 von DonAlphonso

Edelman goes Ekelman: Bloggertäuschen mit heisser Nadel

English Synopsis: This Article exposes two more fake blogs of PR-Firm Edelman for “Working Families for Walmart”. It features four screenshots that show clearly how Edelman changed and built in the names of authors from Edelman after the PR-crisis that followed this article about the fakeblog “Walmarting across America”. There have been questions about Edelman running the blogs Forwalmart.com and Paidcritics.com without visible connection to the company on the blogs of Steve Rubel and Richard Edelman, but both failed to respond. In the meantime, both blogs were pimped with author names: Compare this screenshot of the Google cache October 14 from forwalmart with the screenshot of the same article today. See this screenshot where you can still see the old “author” WFWM above Miranda Grill from Edelman. A screenshot of paidcritics in month overview shows clearly that the Edelman authors now visible on the frontpage are not visible in other views. Edelman changed both sites without telling anywhere – they not only created those fakeblogs, they also tampered with these new authors for more “transparency”. LetŽs see how long the silence of Rubel, Edelman & Co. will prevail this time.

[Disclaimer: Das hier ist keine Edelman-Deutschland-Geschichte, sondern Edelman-USA. Soweit ich weiss, ist die deutsche Tochter nicht gut und umfassend informiert, das hier Aktuelle kennen sie nicht – und Edelman-USA bekommt das alles hier durchaus mit, ohne sich bislang aber an der Debatte zu beteiligen. Das Ganze kommt jetzt auch nicht hinterrücks – dass dieser Artikel hier kommen würde, hätte einem guten Blogüberwacher spätestens seit meinem Kommentar bei Rober Basics “abschliessender” Betrachtung zu diesem Fall klar sein müssen. Johannsen und Kretschmer lassen grüssen. :-) ]

Einer der vielen in diesem Beitrag angesprochenen Aspekte über die Blog-PR der grossen PR-Firma Edelman für den Einzelhandelsriesen Wal-Mart waren einige Blogs, die im Umfeld der Initiative “Working Families for Walmart” entstanden sind. Neben den aufgeflogenen Walmarting across America Blog, für das Edelman gestern nochmal eine böse Abreibung der Business Week bekommt, gibt es auch noch andere Blogs: Paidcritics und For Walmart, beide aus dem Umfeld der Organisation “Working Families for Walmart”, über die Walmart im obigen Business Week Artikel sagte:

“We won’t comment on the RV tour, since it was a Working Families for Wal-Mart initiative and we didn’t have anything to do with it.”

Nun ist es so, dass die Edelman-Blogger Steve Rubel und sein Chef Richard Edelman bei ihren Eingeständnissen der Pleite rund um das Fakeblog mehrfach vehement nach den anderen beiden Blogs gefragt wurden. Die Antwort, wie schon beim ersten Fakeblog: Schweigen.

Statt dessen wird heftig an besagten Blogs gestrickt. Und zwar von Edelman. Gestern noch tappte man bei der Suche nach den Autoren der Seiten im Dunkeln. Bei Paidcritic gab es nichts, bei Forwalmart immer nur das Kürzel WFWM. Das hat sich jetzt grundlegend geändert. Heinlich, still und leise wurden die meisten Blogeinträge rückwirkend zurechtgefälscht. An keiner Stelle findet sich ein Hinweis, dass hier früher keinerlei Transparenz und Offenheit war. Statt dessen findet man jetzt Autoren wie Brian (dessen Leben bei Edelman ein Liedchen wie Always look on the bright side of Life vertragen könnte), Kate und Miranda, deren Beschreibung stets gleich lautet:

works for Edelman. One of her clients is Working Families for Wal-Mart.

Der Googlecache verrät aber die Wahrheit: Hier ist die Version vom 14. Oktober als Screenshot, und hier der gleiche Artikel nochmal in der Version von heute. Aus WFWM wurde Miranda. Aber wie es nun mal so ist, wenn man in der Krise zu schnell fälscht: Dann bleibt eben mal bei einem Artikel der Beweis für die Fälscherei stehen. Aber auch bei Paidcritics hat sich ein Fehler eingeschlichen: Die Namen der Autoren tauchen jetzt nur auf der Frontseite auf, schaltet man zu den Einzelartikeln oder zur Monatsansicht, sind sie wieder verschwunden.

Das ist sympthomatisch für die Arbeit von Edelman. Irgendwie gibt Edelman jetzt zu, dass sie inhaltlich hinter den beiden Fakeblogs stehen. Aber nicht direkt. Und nicht immer. Und kein Wort darüber, dass sie diese halbe Offenheit später und unter Druck hineingefälscht haben. Offenheit und Ehrlichkeit heissen die Potemkinschen Dörfer bei Edelman.

Schämt Euch.

16.10.2006 | 21:59 von DonAlphonso

Edelentmant: Lüge, Bestechung und Diffamierung statt Dialog

Das Thema Edelman wird momentan immer weiter getrieben, denn zu den aktuellen Technorati-Debakeln kommt jetzt auch noch Neues aus Amerika dazu; Robert Basic und Patrick Breitenbach haben schon kurz darauf verwiesen: Der Edelman-Kunde Walmart ist mit einem Fakeblog aufgefallen, justament zu einem Zeitpunkt, da die miese Behandlung der Macjobber bei Walmart zu einigen spektakulären Prozessen und Urteilen (Gewerkschaftsseite) geführt hat. Aber schauen wir mal etwas genauer hin, da gibt es noch viel zu entdecken.

Kritik an Walmart ist nicht neu. Der Walmart Greeter ist der Inbegriff des schlecht bezahlten Jobs in den USA, Walmart macht den Einzelhandel kaputt und vertickt den billigsten Plunder ohne Rücksicht auf die Herstellung. Wenn McDonalds der Fettarsch Amerikas ist, ist Walmart die aufgequollene Gierfresse. Seit zwei Jahren versucht Walmart, zusammen mit Edelman aktiv gegen solche Meinungen vorzugehen. Edelman hat das Prinzip der Me2Revolution, mit der verkündet wurde, dass mit ihr die drittgrösste PR-Agentur der Welt auf Online Konversationen mit besonderem Augenmerk auf den direkten Kontakt zum Nutzer und Verbraucher setzt:

How can companies embrace this future of empowered stakeholders? Speak from the inside out, telling your employees and customers what is happening so they can spread the word for you. Be transparent, revealing what you know when you know it while committing to updating as you learn more. Be willing to yield control of the message in favor of a rich dialogue, in which you learn by listening. Recognize the importance of repetition of the story in multiple venues, because nobody believes something he or she hears or sees for the first time.

Dialog, das ist es, was Edelman für Walmart im Sinn hat, sagt man bei Edelman. Und wie finktioniert dieser Dialog? Nun, zuerst richtet man dafür eine Zentrale mit Leuten ein, die Erfahrung mit Kampagnen haben. Und man nennt es War Room. War Rooms sind in den Wahlkämpfen die Zentralen, in denen die eigene Kampagne laufend optimiert, der Gegner beobachtet, ausgeforscht und diskreditiert wird, mit dem Ziel, die eigene seite so gut und die andere so schlecht wie möglich hinzustellen. Bei Walmart sind durch Edelman die Topberater von Clinton während des Lewinsky-Skandals und Reagen während diverser Erstschlag-Ooopsies, und die machen aus ihrer Sicht des Dialogs mit denen da draussen gegenüber der New York Times Ende Oktober 2005 keinen Hehl:

Whenever possible, Mr. McAdam said, the war room will try to neutralize criticism before it is leveled.

McAdam war früher PR-Mann für die Zigarettenbranche. Neutralize ist militärisches Neusprech für Abmurksen, das in die PR-Branche gewandert ist. Damit könnte man eigentlich schon wieder Schluss machen und Edelman als bigotte Bande titulieren, die schön daherreden und in Wirklichkeit den widerlichsten Teil der PR-Branche auf das Internet ansetzt. Wäre aber schade, denn Edelman hat weitaus mehr Fehler gemacht, als den Dialog ausgerechnet aus einem War Room heraus zu beginnen.

Vielleicht hätte man besser die Klappe gehalten, denn die nächste Erwähnung in der New York Times war nicht mehr so nett. Die Zeitung veröffentlichte am 7. März 2006 einen grossen Bericht über die Versuche von Edelman, bei Bloggern nicht gekennzeichnete Walmart-Meldungen unterzubringen. Dass manche die PR tatsächlich ohne Quellenangaben abdruckten, war für die auch nicht gerade fehlerfreien Medien ein gefundenes Fressen. Edelman-Boss Richard Edelman sah sich gezwungen, die Sache auf seinem eigenen Blog schönzureden, während woanders, der Link ist später wichtig, begonnen wurde, sich auf Walmart und Edelman einzuschiessen.

Etwa zeitgleich wurde unter der Edelman-Ägide die Website Walmarktfacts zu einem zentralen Portal zur Kommunikation netter Walmartgeschichten auf Kundenniveau aufgebaut. Darunter finden sich auch zwei Blogs, die den mitunter den Anschein machen, als würden sie authentisch vom Leben von und bei Walmart berichten: Life at Walmart zu den Arbeitsbedingungen und Working Families for Walmart für die Kunden, die unter anderem aufgerufen werden, ihre Geschichten zu erzählen und sich für Walmart als Pressure Group politisch zu betätigen. Das alles ist bekannt, trotzdem behauptet letzteres Blog von sich:

Working Families for Wal-Mart is a group of leaders from a variety of backgrounds and communities all across America. Working Families for Wal-Mart are customers, business leaders, activists, civic leaders, educators and many others with first-hand knowledge of Wal-Mart’s positive contributions to communities.

Stimmt nicht, es ist eine Konstruktion von Edelman für Walmart. Es kommt aber noch besser: Diese von Edelman initiierte “Gruppe” betreibt auch noch das Blog Paidcritics, das versucht, Kritiker als käufliche Lügner zu enttarnen. Dass der Dialog bei allen drei Blogs über Kommentare und Trackbacks nicht möglich ist, ist eine kleineres Problem im Vergleich mit dem Umstand, wie hier “offen” und “ehrlich kommuniziert wird. Interaktiv ist es durchaus – es gibt eine Emailadresse, wo man bezahlte Kritiker verraten kann. Aber auch das schönste Blog hilft nichts, wenn es offline nicht klappt. So geschehen mit dem Working Families for Walmart Chef Andrew Young, einem nicht unclever gewählten Afroamerikaner, der es in einem Interview begrüsste, dass Walmart kleine Geschäfte kaputt macht:

“But you see those are the people who have been overcharging us — selling us stale bread, and bad meat and wilted vegetables. And they sold out and moved to Florida. I think they’ve ripped off our communities enough. First it was Jews, then it was Koreans and now it’s Arabs, very few black people own these stores.”

Rassismus und Antisemitismus sind etwas anderes als gute PR. So ist das, wenn der Obermacker im War Room sich mit einer Granate die Zigarre anzündet. Da hilft auch kein schickes Blogteam bei Walmart mehr, das von einem Edelman-Mitarbeiter geleitet wird. Besonders nicht, wenn dieser Leiter erwischt wird, wenn er versucht, Kritiker zu kaufen, die er im Falle von Consumerist, siehe oben, auf sich gezogen hat. Sachen wie

“This is all off the record. What can we do to get you to stop writing about our companies?”

sind ausgesprochen unkluge Einlassungen, wenn sie nachher im Internet stehen. Natürlich ist das ein Dialog – aber unter Dialog läuft auch Folter, Lüge, Verleumdung und, wie hier, gewisse Angebote, um unerwünschte Dialoge zu beenden. Me2Revolution eben. Dass Edelman übrigens direkt hinter Working Families for Walmart steht, konnte man dann letzt Woche in einem Geständnis nachlesen. Zwei freie Journalisten hatten, von Walmart bezahlt, mit dem Wohnmobil eine Reise durch Amerika unternommen und Geschichten von den idllischen Walmarktparkplätzen aufgelesen und gepostet:

So I called my brother, who works at Edelman and whose clients include Working Families for Wal-Mart, in order to find out if we’d be allowed to talk to people and take pictures in Wal-Mart parking lots.

Wer sie waren, wollten sie nicht sagen, aber rausgekommen ist es auch so: Die Business Week bringt alle unschönen Details über die Edelman-Walmart-Connection, durch die das Fakeblog angeblicher Walmartbegeisterter entstanden ist. Aber kein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist – so beschimpft die Autorin zum Schluss nochmal die bösen kritiker, die ihre Identität herausbekommen haben. Die Folge: Das Blog wurde weitgehend gelöscht, und auch der schicke zugehörige Flickr-Account ist nicht mehr. Alles Spurenverwischen hilft jedoch nicht weiter; der Photograph der Tour, ein freier Mitarbeiter der Washington Post, muss sich diesen knallharten Artikel des eigenen Hauses reinziehen und alle ihm entstandenen Kosten an Walmart zurücküberweisen. Sowas nennt man ein Exempel statuieren, und eine Warnung an käufliche Johurnaille, in Zukunft Edelmans Me2Revolution besser zu meiden. Dass Edelman damit selbst gegen die Richtlinien des Word-of-Mouth-PR-Verbandes verstossen hat, an dem sie selbst mitgeschrieben haben, ist nur eine Frage unter vielen, die jetzt seit vier Tagen zu einem Sturm der Entrüstung in der amerikanischen Blogosphäre geführt haben. Die vielen Edelman-Blogger, mitsamt dem Chef und dem bekannten Steve Rubel – hüllen sich in Schweigen. Die drittgrösste PR-Agentur der Welt hat einen PR-GAU hingelegt und hat es vier Tage nicht für nötig, sich dazu zu äussern.

HALLO?

Jaaa, werden manche sagen, das ist Amerika. Aber hier? Nun, hier sieht der Dialog so aus, dass man sich alle Mühe gibt, eigenes Versagen klein zu reden. Natürlich auf den “privaten” Blogs der Mitarbeiter. Hier mal ein Beispiel vom Formsache-Blog. Oder die deutsche Edelman-Chefin Kunze “die Amtliche” zum gleichen Thema, die glaubt, mit der Masche hätte man Leute zum nachdenken gebracht. Eine andere nette Sache passiert hier im Blog von Thomas Knüwer beim Handelsblatt. Thomas bringt eine Story der nicht unumstrittenen PR-Bloggerin Strumpette. Es dauert nur etwas mehr als eine halbe Stunde, dann steht im zweiten Kommentar

a) Strumpette. Hm. Vielleicht dient dieser kurze Post dem besseren Einblick: http://blog.basturea.com/archives/2006/05/18/no-strumpette/
Richtig, nein, Strumpette ist keine sexy bestrumpfte Ex-Super-Account-Directress mit Einblick in alles und jeden. Das ist ein “er”, der ein wenig enttäuscht scheint, von seiner “ungeheuren Erfahrung” (die ja jeder hat, der schon mal drei Wochen bei Müller&Meier-PR in Buxtehude Praktikum gemacht hat) zehrt.

Nicht nett, diese Behauptung, oder? Nun ist Strumpette Amanda Chapel nach allem, was man weiss, durchaus weiblich. Vor allem aber ist sie die vielleicht schärfste Kritikerin der Me2Revolution und hat immer wieder auf die Diskrepanz zwischen Realität und Anspruch hingewiesen. Von dem kommentierenden Edelman-Mitarbeiter würde man sich da, hm, durchaus mehr Distanz erwarten. Denn so, wie es da steht, ist es schwer, zwischen privater Meinung und Firmenspin zu unterscheiden – wenn es bei Edelmänern solche Unterschiede gibt.

Bleiben zwei Fragen: Was bedeutet das für Edelman – und was für Blogger.

Edelman hat 2000 Mitarbeiter, Walmart ist einer ihrer Grosskunden. Mit seinem multiplen Versagen hat sich der selbsternannte Dialogvorreiter Edelman weitere Aufträge dieser Art wahrscheinlich auf lange Zeit verbaut. Nachdem Me2Revolution das neue Hauptkennzeichen werden sollte, dürfte der “Brand” Edelman massiv Schaden leiden, weil alle Konkurrenten genau diese Geschichten bei den Kunden bekannt machen werden. Wenn der Zukunftsmarkt wegbricht, kann es gut sein, dass Edelman erheblichen Schaden davonträgt. Zumal nach dem letzten Streich auch ein Haufen Medienleute eher vorsichtig bei Edelmanschen Mitteilungen sein werden.

Was Blogger angeht: Ohne hier einen Manichäismus predigen zu wollen; Edelman ist der Erzfeind. Edelman interessiert sich einen Dreck für Dialog, sie interessieren sich für ihre Kunden und werden, siehe oben, jede Schweinerei machen, um die zufrieden zu stellen. Ausser vielleicht kritische Blogger erschiessen. Das Anschleimen, der Einsatz gekaufter Blogger wie Steve Rubel ist da nicht mehr als ein Hilfsmittel, gutes Wetter zu machen. Dialog in allen obigen kranken Edelmanformen ist nur ein Mittel zum Zweck. Ihrem Profit.

Nachtrag: Während des Schreibens kam die dürre Ansage von Richard Edelman rein, dass sie es tatsächlich waren und die Sache verbockt haben. Witzig finde ich nach vier Tagen peinlichen Schweigens den Versuch, es immer noch irgendwie hübsch aussehen zu lassen:

For the past several days, I have been listening to the blogging community discuss the cross-country tour that Edelman designed for Working Families for Wal-Mart. I want to acknowledge our error in failing to be transparent about the identity of the two bloggers from the outset. This is 100% our responsibility and our error; not the client’s.

Mitgefangen-Mitgehangen-Steve-Rubel der Grossmäulige, der ebenfalls die schmalen Lippen nicht aufbekam, verweist nur auf den Boss und fügt hinzu:

I am sorry I could not speak about this sooner. I had no personal role in this project. There is a process in place that I had to let proceed through its course. This is why it took some time.

Transparent. Direkt. Ehrlich. Edelman und seine Jünger haben absolut keine Ahnung davon, wie Blogs funktionieren.

13.10.2006 | 10:09 von DonAlphonso

Vertrauen im Netz zu Privatpersonen und Firmen

Um mal ein wenig wegzukommen von der reinen Listenebene des PR-Versagens der PR-Agentur Edelman und ihrer Mitarbeiter mit dem lustigen Deutschenglisch: Obwohl der Begriff ja bei einigen Bloggern verhasst ist und kritisch hinterfragt wird – meistens, wennŽs grad selbst nicht so prima läuft mit dem Thema – ist er bei PR-Firmen und anderen Interessenten sehr in Mode. Wer oft auf solchen Konferenzen ist, kennt das übliche Credo: Die neuen Währungen der Kommunikationsbranchen sind Aufwerksamkeit, Vernetzung und Glaubwürdigkeit. Gerade aber die Glaubwürdigkeit herkömmlicher Institutionen wie Parteien, Firmen und Organisationen lässt in den letzten Jahren rapide nach; eine Folge des verbesserten Informationsflusses und einer unkontrollierbaren Datenflut. Gleichzeitig registriert diese Branche eine wachsende Bedeutung des sozialen Netzes um die Rezipienten. Kurz gesagt, die Leute wenden sich von den Medien als Hauptkanal der Information ab und verlassen sich mehr auf Freunde.

Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob das tatsächlich so ist, die Institutionen in den letzten Jahren zwischen Dummheit, Agression und Nepotismus besonders miserabel waren, oder das PRoletengeschmeiss einfach nur nach neuen Geschäftsfeldern sucht. Tendenziell ist es wohl so, dass sich gerade in Blogs und Foren schnell eine gewisse kritische Stimmung aufbauen lässt, wenn sich eine eng umrissene, halbwegs gut vernetzte Gruppe bedroht oder reingelegt vorkommt. Kann durchaus sein, dass das misslaunige Gegrunze vor der Glotze im Netz, mit mehr oder weniger fundierten Informationen unterfüttert, eine neue Durchschlagskraft durch “kollaboratives Knowledgemanagement” aka “Schwarmintelligenz” aka “Blogmob” erhält. Wenn, dann ist es erst mal verständlich, dass sich die Kommunikationsbranchen – Medien, Werbung, PR, Marketing, wenn man das überhaupt noch trennen kann – da rein will. Da, wo er warm und persönlich kuschelig ist.

Tatsächlich stellen sie es nicht gerade dumm an. Man sieht das an den Round Tables und Konferenzen, mit denen etwa die WAZ-Zeitungsgruppe, en Kongress ChanceWeb2.0 oder aktuell die PRler von Edelman versuchen, Kritiker einzubinden und Blogger als “Evangelisten” einzuspannen. Ob das per se geht, wage ich mal zu bezweifeln, selbst, wenn es Aufwandsentschädigungen, vage Hoffnung auf Jobs, Kontakte, geldwerte Leistungen oder Honorare für das Kommen gibt. Nachdem in solchen Fällen die Erwartungen meist grösser sind als das, was geboten wird, habe ich persönlich den Eindruck, dass die Firmen bislang einfach zu wenig Geld in die Hand genommen haben, um sich dauerhaft Einfluss zu erkaufen.

Was Firmen aber gelungen ist, mal mehr, mal weniger gut, ist die Ausnutzung der privaten Netze der angeheuerten Blogger. Es geht in meinen Augen völlig ok, wenn sich Nico Lumma für seine Werbeprojekte wie Opel oder Ask.com einsetzt. Da erkennt jeder, woher es kommt und was es bedeutet. Ein Firmenlenker, der seine Vorgehensweise offen erklärt und verteidigt, ist erst mal glaubwürdig. Ein anderes Beispiel ist dagegen Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, der momentan für Edelman die Kritik auf seinem Privatblog abarbeitet, auf dem steht: “Was immer er hier schreibt, ist seine persönliche Meinung und spiegelt nicht unbedingt die Meinung seines Arbeitgebers oder eines seiner Kunden wider.” Da verwischen dann schon die Grenzen zwischen privat und beruflich. Besonders, wenn er dann die privat gesammelten Email-Adressen, darunter eben auch meine, verwendet, um eine beruflich bedingte Umfrage zu machen. Da knirscht es dann im Getriebe, und von dem Moment an kann man mit der Glaubwürdigkeit, die ich dem Privatmensch entgegenbrachte, meine Kotze von der Edelman-Klowand wischen. Weil ich dann selbst nicht mehr weiss, wem ich da gegenüber stehe. Ich fühle mich, gradraus gesagt, verarscht. Und ich glaube, das Wolfgang mit diesem Verhalten eine Riesendummheit gemacht hat. [Disclaimer: Das habe ich ihm schon vor dem Hochkochen der Affaire auch persönlich mitgeteilt, es ist also kein hinterrücks Dolchstechen]

Als wäre die Vermischung von Privat und Beruflich bei diesen Zwitterwesen noch nicht schwierig genug, kommt dann noch ihr persönliches Umfeld dazu. Was dort dann abgeht, ist manchmal noch nicht mal mehr von den eigentlich Betroffenen zu kontrollieren. Ein Beispiel ist die früheren Coke-PR-Autorin und WAZ-Online-Chefin Lyssa und ein recht schmeichelhaftes Portrait in der taz. Es ist kein Geheimnis, dass die Kaltmamsell, Bloggerin von Vorspeisenplatte das gut findet; schliesslich sind sie befreundet, haben zusammen Lesungen gemacht [Disclaimer: Bei denen ich übrigens auch gelesen habe, das nur um klarzustellen, dass auch ich da durchaus persönlich mit drin hänge], die Kaltmamsell war in der Berliner Coke-WG, und hat sich schon früher früher für Lyssa ins Zeug geworfen. Wenn man das alles weiss, dann geht das durchaus ok, es ist stringent und nachvollziehbar – wenn nicht, bekommt das aber alles recht schnell einen schalen Beigeschmack.

Beonders, wenn dann bei der Kaltmamsell in den Kommentaren dann das dritte Glied dieser Persönlichkeitskette aufläuft, eine Bloggerin namens Walküre, die schnell mit einem versuchten Outing eines Kritikers bei der Hand ist. Und das ist dann der Zeitpunkt, wo es richtig übel wird. Vertrauen? Solche peinlichen Hilfs-Stasis landen bei mir in der gleichen Schublade wie Schnüffler von Bild und Abmahnanwälte. Und Leute, die sowas dulden, steigen auch nicht in meiner Reputation. Ich habe keine Ahnung, wie das persönliche Verhältnis zwischen Lyssa, der Kaltmamsell und Walküre ist. Es ist mir in diesem Moment, mit Verlaub, scheissegal, da läuft einfach etwas grundsätzlich schief.

Solche schägen Eindrücke kann es allerorten geben, es ist nicht auf den Einfluss von Firmen begrenzt. Aber mit dem Einstig der Firmen werden solche Konfrontationen entgrenzt. An dieser Stelle gehen Wirtschaft, Blogkommunikation und persönliche Beziehung eine Mischung ein, die in meinen Augen alles andere als gut für jede dieser Gruppen ist. Das Problem bei Vertrauen und Glaubwürdigkeit ist, dass sie als Konstrukte im Netz erst mal recht wenig aushalten, weniger sicher als private Beziehungen. Wenn dann noch solche Aktionen mehr oder weniger mit Wissen und Billigung der Beteiligten laufen, macht das nicht die Outerin besser, sondern die anderen schlechter. Diese Probleme sollten eigentlich schon seit dem Zeitpunkt bekannt sein, als der für Opel-PR-Schreiber Felix Schwenzel aka wirres seine Leser auf Poodlepop gehetzt hat. Das kennen Historiker schon von den spätantiken Währungskrisen. Immer das gleiche. Immer die gleichen Deppen. Hat sich aber wohl noch nicht ganz rumgesprochen. Anders ist es nicht zu erklären, wenn die üblichen weniger empfehlenswerten Personalities des Blogbizz mit solchen Einlassungen auf Kundenfang gehen: “Beziehen Sie “Ihre” Öffentlichkeit in die Schlacht mit ein. Aktivieren Sie Ihre Multiplikatoren. Zeigen Sie, daß diese wichtig für Sie sind.” (http://www.themenblog.de/2006/10/im_dialog_mit_dem_kunden_wie_eingreifen.html)

Vertrauen ist grosse Kunst. Vertrauen ist was anderes als Linkzählen, und noch nicht mal persönliche Kontakte garantieren irgendwas. Ich denke, dass wir noch einiges sehen werden, was in die Richtung “Draufsatteln auf Blogvertrauen” geht. Es ist nun mal ein grosses Thema in der Kommunikation. Es wird fraglos dazu führen, dass sich einige für kleines Geld auf eine gigantische Tupperwareparty2.0 einlassen. Es ist dann um das Vertrauen auch nicht weiter schade – wie man in Bayern sagt: A Guada hoits aus und um an schlechtn is ned schod. Aber die PRoleten und Scharlatane werden schon kistenweise Koks auf den Konfi packen und die Praktis nackt tanzen lassen müssen, um ihrer Dreckskundschaft sowas als Erfolg zu verkaufen.

12.10.2006 | 17:51 von DonAlphonso

Wie man sich die Realität zurechtlügt,

um in der Öffentlichkeit mit PR gut dazustehen:

Dazu wurde auch ein erster Entwurf einer “Top Liste” zur Diskussion gestellt, die ebenfalls auf den Daten von Technorati beruht und gemeinsam mit dem europäischen Blogger-Team der Agentur Edelman erstellt wurde.

Edelman Pressemitteilung vom 11.10.2006, 14:57 Uhr

So wird dann aus einem peinlichen PR-Debakel und einer miserabel zusammengepfuschten, als “amtlich” titulierten Liste angeblicher Topblogger ein gezielter Versuch mit einem Entwurf, mit den Bloggern zu diskutieren. Wenn man Scheisse nur lang genug quirlt, wird irgendwann Kaviar draus – das alte und neue Credo der PR, jetzt neu auch mit Blog, publik beta und unter dem schnieken Label przweinull.de.

Schämt Euch.

Ach so, noch eine kleine Nachbetrachtung: Die Verursacher dieser Peinlichkeit bei Edelman werden momentan mit Links. Traffic und Awareness eingedeckt. Nur eben nicht so, wie man sich das vielleicht wünscht. Würde Technorati das in eine Liste einbauen, kämen die Herrschaften schön weit voran. Nur – welche Bedeutung hätten sie deshalb jenseits ihrer Rolle als komplett versagende PR-Agentur?

Keine. Die neuen Links zu Edelman bringen nichts, sie belegen keinerlei Bedeutung, und die Awareness kann man auch haben, wenn man auf der Leopoldstrasse mit dem Ferrari in ein Cafe rast, da gibt es dann auch viel Gegaffe und Gelächter und Zuschauer. Egal, wie man nachher betont, dass man ein saucooler Kerl ist und genau diese Reaktion wollte.

12.10.2006 | 10:26 von DonAlphonso

Übersetzungshilfe für Edelman-Sprech

Man kennt das. Da ist eine PR-Agentur, die sich wichtig fühlt. Hey, sie sind gross, sie haben Reporter vom Washington Post für ein Taschengeld gekauft, sie machen aus dreckigen Bananenfirmen, die Menschenrechte mit den Füssen treten, sauber wirkende Konzerne, sie werden von Politikern um Rat gefragt, und 40 bis 80% der Informationen, je nach Medium, gehen auf ihre Tätigkeit zurück. Diese Leute betreiben eine eigene Wissenschaft, und haben eine eigene Sprache.

Nun hat sich der grosse PR-Macher Richard Edelman, Chef der nach ihm benannten, drittgrössten PR-Firma am Rande der grossen Stadt zu Wort gemeldet, um uns allen Top-Bloggern sowie seiner Kundschaft mitzuteilen, was sie mit uns Bloggern vorhaben:

We have released the Edelman Technorati study on the blogosphere in the US, UK, France, Germany and Italy. We are simultaneously releasing a study by Edelman’s Strategy One research unit on consumer usage of blogs in the US, UK and France plus a review of mainstream media in the same three countries that demonstrates the increasing power of blogs as a source of credible information.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. “Consumer usage of Blogs”. Das ist es, was die Jungs an der Blogosphäre interessiert. Blogger? Kannste vergessen. Her mit den Kunden. Nun ist es aber so, dass Edelman in den letzten Tagen mit seiner Umfrage ein wenig suboptimal agiert hat. Hier und auf anderen Blogs bemüht sich der sog. Haltungsturner, der das Bloggeschäft von Edelman hier in Deutschland aufbauen soll, als Feuerwehr. Dass er dabei seinen normalen Namen und sein normales Blog angibt und bei dieser – Schurken der Blogs würden sagen – Blogkommentarspammerei pseudoprivat agiert, statt irgendwo bei Edelman Webseiten klipp und klar zu sagen, was schief gelaufen ist, wer er ist und wer ihn dafür bezahlt, nun – das ales sei ihm vergeben, jeder muss selbst wissen, wie er seinen Ruf in die Tonne tritt das Image seiner Agentur rettet: Wie auch immer, er weist uns auf diese zusätzliche Einlassung seines Chefs hin, die zu übersetzen ich mich hier anschicke:

One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists.

Ich würde den Teufel tun und offiziell oben irgendwo mitteilen, dass wir mit unserer Liste so viel Scheisse gebaut haben wie damals, als uns die New York Times und Dailykos wegen unserer Bloggerschmierung für Walmart ausgepeitscht haben.

These lists are in beta.

Wie wir mittlerweile erfahren haben, sind unsere, Zitat “amtlichen” Listen, auf deren Basis wir schon unsere Befragung der Topblogger durchgeführt haben, Bullshit. Deshalb nennen wir sie jetzt einfach mal Beta, das ist supi web2.0ig.

We have more work to do in perfecting them

So kauft uns den Scheiss keiner ab, das sehen wir auch, und schliesslich ist es unser Geld, mit dem wir in Vorlage gehen.

and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists

Aber wirklich Schuld sind die Bewohner der bloggenden Winzszene mit ihrem Geplärre, weil sie nicht verstehen, dass wir es für weitere Blogschmieraktionen brauchen, die verwirrten Schwachköpfe. Ja, FCUK es tut uns Leid. Für all das schöne Geld, das wir verdienen könnten.

before they were scrubbed by technoati for public release.

Und Schuld sind nur diese *%$E§)?=!!!!-Typen von Technorati, die uns diesen Dreck geliefert haben! Die hätten die Listen aufpolieren müssen! Die haben uns kein Wort gesagt! Schuld sind nur die Blogger und Technorati!

The good news is that you can help.

Aber wie ich höre, waren ja auch massig Leute blöd genug, für lau an unserer Umfrage – ohne Impressum und Datenschutz natürlich, mit unerlaubt gespeicherten und ausgeforschten Emails – teilzunehmen. Wer so bescheuert ist, wird uns sicher auch beim Putzen der Liste für lau helfen.

If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in;

Wir haben Mordsdruck auf die Hungerleider von Technorati gemacht, Euch eine passende Deppenfalle hinzustellen, bei der Ihr Eure Bloggerärsche mit ein paar Klicks zu unserem Verwertungsschinken machen könnt.

this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks.

Dafür könnt Ihr Euch toll fühlen, weil die geldhungige Datenkrake Technorati Euch in einer Top100-Liste präsentiert – so, wie mancher Bauer die Preise für seine geschlachteten Schweine an das Hoftor nagelt.

So, ist das jetzt klar?

11.10.2006 | 10:23 von dogfood

Edelman und die entglittenen Blogs

Ich habe in den letzten Monaten das Interesse an Metabloggerei verloren, was meine längere Abwesenheit auf blogbar erklärt. Wenn ich aber lese wie die PR-Agentur “Edelman” nun mit einem hanebüchenen Ranking der Blogosphäre versucht, sich zu profilieren, dann läuft mir die Galle über und es treibt mich an die Tastatur.

Edelman und Technorati haben in Kooperation versucht, qualitative und quantitative Zahlen zu der englischsprachigen, französischsprachigen, italienischsprachigen und deutschsprachigen Blogosphäre zu ermitteln. Basis sind dabei die Zahlen von Technorati. Gestern wurden die Zahlen international vorgestellt.

Cornelia Kunze, CEO Edelman Deutschland, darf im media coffee blog die deutschen Zahlen erläutern. Für die street-credible Begleitung sorgt Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach in seinem Blog “Haltungsturner” ([1], [2]).

Um es vorwegzunehmen: die Zahlen sind eine Lachnummer und so schlampig recherchiert, das man sich unwillkürlich fragt, wie es um das sonstige Qualitätsverständnis im Hause Edelman bestellt ist.

Die Probleme fangen schon mit dem Basiszahlenmaterial an: wer etwas mehr als Spurenelemente Verständnis für die Funktionsweise der Blogosphäre hat, weiß das Technorati nicht mehr ist, als ein Spaßtool, Suchmaschine oder ein “es gibt halt nix anderes”-Werkzeug, aber niemals die Basis für ernsthafte statistische Arbeiten sein darf.

Der Popkulturjunkie (Jens) macht sich seit Monaten die Mühe und stellt auf Basis der Technoratizahl “verlinkende Blog” eine Art Hitparade zusammen: “Deutschen Blogcharts“. Im Laufe der Zeit sind Jens zahlreiche Ungereimtheiten in den Datenbanken von Technorati aufgefallen, die er versucht händisch aus den Charts auszusortieren.

Prototypisch die hohe Verlinkung von zeitgrund.de. Als einer vom deutschen Team der Blogsoftware WordPress ist sein Blog in der Default-Einstellung der Software erst einmal automatisch verlinkt. Sein hoher Rang (Platz 3 in den deutschsprachigen Blogs) ist also eher ein Zeichen für die Popularität von WordPress, der Faulheit der deutschen WordPress-User, aber mit Sicherheit kein Zeichen des “Einflußes” auf die Blogosphäre, dem eigentlichen Ziel des Rankings, nicht wahr, Frau Kunze?

Gemeinsam mit unserem Partner Technorati hat unser internationales Blogging-Team in den letzten Wochen nun auch (nach den USA und UK) die einflussreichsten Blogs in Deutschland, Frankreich und Italien zusammengestellt.

Mehr über die Problematik der Technorati-Zahlen kann man im begleitenden Blog der Blogcharts lesen oder auch zusammengefasst im neuen Eintrag beim Popkulturjunkie.

Dass die publizierten Grafiken (JPG, 225kb) vor Fehler strotzen, geschenkt. Die Diskussion inwieweit das BILDblog mangels Kommentarfunktion wirklich ein Blog ist, dürfte noch drei bis vier weitere Generationen entzweien.

Ärgerlich ist aber, dass die Zahlen publiziert worden sind, ohne das jemand nachgearbeitet hätte oder mit Verstand die Sache noch einmal überflogen hat. Mir sind binnen 10 Minuten beim Austesten meiner Blogroll schon sechs, zum Teil sehr bekannte Blogs aufgefallen, die gar nicht in der Liste vorhanden sind: argh.de
hebig.com, hebig.org, elle (journelle.com), Franziskript, Treehuggin Pussy.

Wer von sich in Selbst-PR behauptet, die “einflußreichsten” deutschsprachigen Blogs zusammengetragen zu haben, muss sich nach seiner Kompetenz fragen lassen, wenn er die Nummer 36 argh.de unterschlägt oder Heiko Hebig, immerhin beim Burda-Verlag als eine Art Blogberater angeheuert, vergisst. Der Popkulturjunkie hat 34 “vergessene” Blogs in den Top 100 gezählt.

34 bei 100!

Schlampigkeiten und Fehler können passieren und auch Edelman hat das Recht eine Liste als “Alpha-Version” zu veröffentlichen.

Aber da kommt dann etwas anderes im Spiel, was nun bei mir Würgreize verursacht: wie die Sache von Edelman verkauft wird.

Im Edelman-Hinterhof sorgt Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach auf Haltungsturner für die relativierenden Worte für das wissende Publikum (“das Ziel der jetzt in einer ersten Version zur Diskussion gestellten Listen ist, mittelfristig ein ähnliches “automatisiertes” Ranking für die einzelnen Sprachen zu haben“).

Auf der deutschen Front-Seite begnügt sich CEOeuse Kunze sich mit dem Wort “Schnappschuss” als semantischen Notausgang, auf den man sich zurückziehen kann, falls man eingestehen muss, dass die Ergebnisse statistisches Gammelfleisch sind, um danach 11 Absätze lang über Erkenntnisse aus dem Gammelfleisch zu schwadronieren.

An der internationalen Front reicht Steven Rubel der große Gestus mit dem die Zahlen hingeworfen werden, ungetrübt von jedweder Relation. Etwas später, mit getrenntem Posting und nicht sichtbar im Haupteintrag mit dem Zahlen, rollt dann auch der Rubel seine Rhetorikschleifchen: “And That’s Why It’s Called “a Beta”“. Und wenn Rubel oder Edelman irgendwo dick und fett über die Zahlen und Erkenntnisse “Beta” (richtiger: “Alpha”) hingeschrieben hätte, würde man es sogar glauben.

Nein, stattdessen wurde die PR-Maschine angeschmissen, die Zahlen hinausgebrüllt, keinerlei Transparenz im Prozedere der Zahlendarstellung getätigt. Man läuft von Kongress zu Kongress, von Symposium zum Meeting und versucht mit so etwas Kompetenz zu zeigen und Consulting zu verkaufen.

Die Relativierungen gibt es dann für Suchende im Kleingedruckten beim Haltungsturner: “Das Ranking ist, anders als bei Jens Blogcharts nicht noch einmal nachbearbeitet,” (link), “Das, was ich bisher an Kritik gelesen habe, ist berechtigt und wird von mir berücksichtigt, wenn wir in die Tiefe gehen werden und die Plausibilität überprüfen.” (link)

Mit dem Handling dieses Zahlenmaterial hat sich Edelman erst einmal aus jedweder Glaubwürdigkeit verabschiedet. Einladungen zum Diskutieren sehen anders aus, als einfach die Zahlen rauszublasen und alle Vorarbeiten (Deutscheblogcharts) zu ignorieren. Da helfen auch keine “Bad Cop – Good Cop”-Spielchen zwischen Edelman-Front End und Haltungsturner-Back End.

(Wo sind meine blutdruckhemmenden Pillen?)