Netzeitung vs. FAZ
DIENSTRAUM berichtet über einen Zwist zwischen der FAZ und der NETZEITUNG. Letztere dürfte im deutschsprachigen Webloggerlande neben SPIEGELonline das am meisten zitierte Medium sein (subjektiver Eindruck).
In der FAZ am Sonntag berichtete Stefan Niggemeier von Problemen in der NETZEITUNG. Stichwort: mangelnde Einnahmen, Ausbeutung, sinkende Qualität. Aufhänger ist dabei die möglicherweise eingestellte Medien-Kolumne “Altpapier”
Der Chefredakteur und Mitbesitzer der NETZEITUNG, Michael Maier, setzt sich in einem Artikel in der Netzeitung zur Wehr. Ortet einen Rachefeldzug wegen kritischer Berichte über FAZ-Herausgeber Frank Schirrmachers neuem Buch und dem Abdruck einer vom SPIEGEL abgelehnten Titelgeschichte.
Die Replik von Maier kommt etwas schwachbrüstig daher. Zu konkreten Vorwürfen wie der vermuteten Einstellung der Kolumne “Altpapier”, den Geschäftszahlen und den Zahlen festangestellter Mitarbeiter nimmt er keine Stellung. Stefan Niggermeier von der FAZ gehört seit Jahren zu den besten Medienjournalisten des Landes, so dass der Vorwurf der Retourkutsche nicht glaubwürdig ist.
Es ehrt die NETZEITUNG, dass sie als eines der ersten Online-Medien sich den neueren Vernetzungstechnologien wie RSS-Feeds öffnete.
Wer sich regelmäßig (z.B. per RSS-Feeds) die Schlagzeilen der NETZEITUNG auf seinen Desktop holt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die NETZEITUNGs-Mitarbeiter nicht mit Agenturticker, aber Browser und News-Aggregatoren arbeiten. Wenn man so will: institutionalisierter Zweite-Hand-Journalismus, der qualitativ selten mehr als eine Handbreit über der geistigen Fallhöhe von Blogs liegt.
Wie schreibt Michael Maier:
Wer wie die Netzeitung den englischen, deutschen und französischen Dienst von AP, die ddp, ddp-vwd, epd und den Sportinformationsdienst bezieht, hat eine solide Grundlage für die Berichterstattung.
Wie jeder Blogger…
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wenn ich es irgendwie schaffe, schreibe ich heute eine Erwiderung. Soweit ich informiert bin, hat keine Zeitung mehr Geld für sein Peral verbraten wie die FAZ, und das ganze dann so schnell wieder zurückgefahren. Michael Maier hat unter den gegebenen Vorraussetzungen einen sehr guten Job gemacht, während die FAZ wie die SZ und der FR eben mal so an der Pleite vorbeigeschrammt ist.
Deine Replik geht m.E. an der Sache vorbei, hält sich allenfalls an einigen Formulierungen von Niggemeier auf. Es geht in disem Fall nicht um den grundsätzlichen Kampf FAZ vs. NETZEITUNG und die moralische Fallhöhe der Beteiligten.
Niggemeier kritisiert Qualität der Netzeitung (und ich frage: muss man im Zeitalter von RSS-Feeds wirklich noch kaum aufbereitete Agenturmeldungen bringen?), spricht Stellenabbau und karge Ressourcen an und mutmaßt über die Einstellung einer Medienkolumne.
So wie es aussieht, scheint keiner der Beteiligten dies zu bestreiten.
Und die Antwort von Maier ist so wachsweich, das Ausweichen auf ein ideologisches Spielfeld (böse FAZ, böser SPIEGEL) so kalkuliert wirkend, normalerweise wird sowas mit den natürlichen DotComTod-Instinkten aber soetwas von verissen.
Und als jemand der via DCT Kress-Report verfolgt hat, ist Niggemeier nicht ein Guter, der sich eigentlich nicht für eine Retourkutsche hergibt?
Es gibt keine Guten. Es gibt nur Grau. Und in Niggemeiers Artikel ist eine Menge ßrger zu spüren, weil Maier ihn mit der Nichtantwort auf seine Fragen ausgebremst hat.
Ich will die NZ auch gar nicht verteidigen, aber die machen nur das, was alle anderen auch machen, nur: schneller und kostenfrei. Wieso das ein Zeichen des Niedergangs sein soll, kann ich nicht erkennen. Die NZ war auch Anno 2000 so, sie hat überlebt, sie hat eine feste Leserschaft, und sie hat das mit Mitteln geschafft, die bei der FAZ noch nicht mal für den Zucker im Pausenkaffee der Belegschaft reichen würde.
Klar könnte es journalistisch besser sein. Es geht immer besser. Es ginge aber auch schlechter: Etwa das Hausblatt deutscher Geschichtsrevisionisten zu sein – ich sag nur “Historikerstreit”.
Vermutlich hat dogfood als einziger den Niggemeier-Artikel gelesen und verstanden. Oder hat Maier auf die “Vorwürfe” der “FAS”, die ja nicht die Idee der NZ in Frage gestellt hat, sondern bloß die Praktiken Maiers, diese um jeden Preis (auch gegen die Interessen der daran beteiligten Journlaisten) durchzusetzen, in seiner Replik zufriedenstellende Antworten gegeben? Dann muss ich das überlesen haben…