In der US-amerikanischen Blogosphäre wird seit knapp einer Woche wieder mit etwas erhöhtem Adrenalinspiegel über das Thema Blogs und Werbung diskutiert. Auslöser war ein Blogeintrag von Phil Ringnalda “O’Reilly joins the search engine spam parade“.

O’Reilly ist der vielleicht beste Verlag für IT-Bücher, der zudem inzwischen ein Konglomerat an Websites mit mannigfaltigen Inhalten rund um Computer, Open Source und Internet aufgebaut hat. Ringnalda wirft nun dem Verlag vor, mit seinen Websites Google-Spam zu betreiben. Auf einigen Websites, z.B. dem MacDevCenter, wird gaaaanz unten links unter der Headline “Travelling to a tech show” Werbung für (O-Ton Ringnalda) “garbage hotels” gemacht. Auf Websites wie OSDir.com wird Werbung für Alkohol und Online-Diplome betrieben.

How horribly low have we sunk, that I’m not willing to link to O’Reilly sites without a rel=”nofollow”, because they are a bunch of low-life search engine spammers? X-bloody-ML.com, something that I won’t touch without a nofollow condom?

Tim O’Reilly, Cheffe vom Verlag, hat mit einem längeren Eintrag geantwortet und auch Kottke und Dori Smith haben sich in die Diskussion eingeschaltet.

Lassen wir mal beiseite, dass auf den O’Reilly-Sites die Kästchen nicht deutlich als Werbung ausgezeichnet sind, ist der Fall der derzeit prominenteste Vorreiter für einen Paradigmenwechsel der … äh… Werbung oder Spammer.

Bezahlt wird in diesen Fällen nicht die optische Präsenz gegenüber dem Besucher oder eine “clickthrough rate” für das Anklicken ? auf der O’Reilly-Site sind die Kästchen teilweise auch absurd schlecht positioniert. Nein, der menschliche Besucher spielt keine Rolle.

Vielmehr werden die O’Reilly-Websites für ihren PageRank entlohnt. Dafür dass sie dem Google-Spider hochwertiges Futter bieten.

Die raison d’être der Anzeigen ist die Verlinkung auf die Website des Kunden mit speziellen Schlüsselwörtern und damit das Pushen des Kunden im Index von Google. Wie Matt Haughey im ersten Kommentar auf Tim O’Reillys Eintrag schreibt: Diese Anzeigen sind die neuen Methoden nachdem Google die Linkfarmen alter Ausprägung hinreichend aus seinem Index geschmissen hat. Oder wie Dori Smith es sagt: “paying for the googlejuice

Anders als Linkfarmen läßt sich die Frage inwieweit das noch koscher ist, nicht mehr so leicht beantworten. Diese Anzeigen tragen natürlich dazu bei, das Googles Suchindex “verschmutzt” wird. Auf der anderen Seite kann nicht negiert werden, dass auch Google ein kommerzielles Unternehmen ist und sich die Frage stellt, warum man als Privatperson dem kommerziellen Unternehmen Goggle helfen sollte, eine bessere Dienstleistung zu erzielen. Zumal Google selber dabei ist, sein Image als Saubermann abzustreifen (siehe CNET-Boykott wegen der Eric Schmidt-Geschichte). Dori Smith:

If it screws up Google then Google needs to deal with that. Or not, as the case might be, and then Google is open to being overtaken by someone who can.

Oder Greg Yardly:

Google, Yahoo, Microsoft and the other big search engine companies aren?t public utilities – they?re money-making, for-profit enterprises. It?s time to stop thinking of search engines as a common resource to be nurtured, and start thinking of them as just another business to compete with or cooperate with as best suits your individual needs. I might feel differently if the search engines were just doing search – but the Googles, Yahoos, and Microsofts of the world aren?t doing that. There?s a distinct possibility that one of them is going to go after your business, if it hasn?t already – why worry about doing the same to them?