StudiVZ, Dariani und das Goebbels-Ministerium
Das Oberkommando der internationalen Blogbarbrigarde teilt mit:
Aufgrund der massiven Anfragen nach weiterem Material über die Truppenkonzentrationen von StudiVZ und ihrem generaluniformgeschmückten Gründer Ehssan Dariani haben wir uns entschlossen, bislang streng geheimes Material über die Frontverläufe am 15.7. dieses Jahres bekannt zu geben. Es handelt sich deren Eigenangaben zufolge um Informationen des Völkischen Beobachters auf Weisung aus dem RMVP, dessen letzter bekannter Chef ein dummer Junge namens Goebbels war. Diverse Blogger behaupten, dass trotzdem für niemanden eine Nähe zum Rechtsextremismus zu konstruieren sei.
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“brigade” schreibt man nur mit einem -r-.
Ob jemand wirklich ein Rechtsableger ist, kann man anhand seiner – sicher geschmacksbefreiten – Späßchen im Netz nicht endgültig beurteilen. Wann kann man das je. Ironie und Satire sind zwittrig. Das kann natürlich genau der Clou, der Trick sein, aber dazu schätze ich ihn nicht als intelligent genug ein. Dazu braucht es mehr Anhaltspunkte als seine entglittenen Schülerzeitungs-Witze.
Um mal die Einzelperson als das zu sehen, was sie ist, eine Einzelperson und garantiert nicht Vorzeigefigur oder gar gleich das StudiVZ himself oder das große Ganze (Webzwo): aus der Süddeutschen, Auszug:
“Was wir jetzt beobachten können, ist eine beängstigende Ausbreitung des Trugschlusses, das Kollektiv sei unfehlbar. Davon bleiben nicht einmal Eliteorganisationen verschont. Der Aufstieg der Wikipedia, der Reichtum von Google und das Wettrennen zur ultimativen Metaseite haben zu einem Goldrausch geführt, von dem schon Regierungsstellen, Universitäten und die Planungsabteilungen von Top-Firmen angesteckt wurden.
Es ist gut zu verstehen, was den Trugschluss des Kollektivismus für große Organisationen so attraktiv macht: Wenn es ein unfehlbares Grundprinzip gibt, müssen die Einzelnen keine Risiken eingehen und keine Verantwortung übernehmen. Das passt zu den enormen Unsicherheiten und der geradezu pathologischen Angst vor Verantwortung in unserer Zeit.”
(Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/306/78228/3/)
Das heißt, was mich im Moment beschäftigt, ist, dass dies genau auch die Attraktivität rechter oder randlinker Geisteshaltung ist: nicht Verantwortung tragen müssen, Sehnsucht nach (zu)einfachen Lösungen, Aufgehobensein in der Menge/Gruppe.
Unterschied zu den alten fundamental-rechten oder fundamental-linken politischen Modellen: man kommt ohne Führungsfigur aus, nix mehr Mao, nix Herr H.
Da ist was völlig neues auf dem Vormarsch, gefördert von Web 2 Kuschel-Anwendungsmöglickeiten, die unreflektierten Späße über alte Verirrungen sind nur ein Teil davon. Die Prinz-Harry-Späße selber zeigen mir nur, dass man keinen Bock mehr hat, dauernd “Anstand” zu haben, korrekt zu sein und die Provokation liebt. Weil das “traffic” bringt. (wurde im D.-Blog auch von einem Kommentierenden oder Mitbeitragspsoter deutlich gesagt. “Traffic” und damit erhoffter Zulauf, das ist die neue (Wirtschafts- und Marketing-)Religion, weil man glaubt, dass das der einzige clevere, kostengünstige und schnelle Weg sei, Marketing und Bekanntheit zu machen. Vermutlich stehen die drei deswegen gerade unter Druck: sie müssen ganz rasch wachsen, das Momentum nutzen. Provokation und incorrectness ist momentan gerde bei jungen dermaßen ein Virus, habe mich schon in einigen Foren-Diskussionen entsetzt abgewendet, weil auch vernünftige und differenzierte Worte und Hinweise auf den möglichen Image-Schaden nichts mehr ausrichten konnten.
StudiVZ – The glamour is fading (or a chronic on how lack of PR can ruin a good idea)
Update 9th of September: Because of the large number of comments and reactions to this article, I updated and clarified some of the issues – but it is far from complete. Further comments are welcome!
In one of my first blog-articles, I wrote about Stud…
“Ob jemand wirklich ein Rechtsableger ist, kann man anhand seiner – sicher geschmacksbefreiten – Späßchen im Netz nicht endgültig beurteilen.”
Oben relativieren und weiter unten die “Postmoderne” angreifen?
Die Postmoderne ist nicht beliebig, sondern komplex. Und Satire sollte nicht “zwittrig”, sondern durchdacht sein. Auch wenn junge Menschen gerne provozieren – und das sollen sie: Beliebige, zwittrige Provokationen sollen trotzdem rasch gestoppt werden.
Zu den “enormen Unsicherheiten und der geradezu pathologischen Angst vor Verantwortung in unserer Zeit”: Wer besitzt diese Freiheit zur Verantwortung, von der Sie zitieren? Und wer nutzt sie auf welche Art? “Früher” hat man sich diese Fragen deswegen nicht gestellt, weil es für die Mehrheit der Bevölkerung gar nicht in Frage stand, ob man Kinder bekommt oder nicht, ob man arbeiten geht oder nicht, etc. Und heute wird diese relative Freiheit zur Pathologie umgedeutet, nur weil es alternative Möglichkeiten gibt, die – an sich vernünftige – Menschen nicht mehr unter einen Hut bringen? Ich bin da sehr konservativ und finde SMS unzweckmäßig, um eine Scheidung zu verkünden.
In diesem Fall gibt’s nichts zu relativieren und daher gibt Don Alphonso auf die Mütze. Finde ich okay.
Oh,ich bin da auch sehr konservativ (und leider noch wach, weil ich einen nervigen Server-Umzug dengeln muss…), und behaupte konsevativ-stur, dass da ein Mist_verständnis vorliegt.
Nicht die Freiheit sei eine Pathologie (das steht wirklich nirgend in dem Zitat), sondern die Angst vor der Verantwortung sei laut dem SZ-Autor pathologisch (= langsam krankhaft). Ist sich Untärrschied, mechte heflichst anmerken ;)
Natürlich hatte man früher kaum eine Wahl, aber jede Menge Verantwortung auf dem Buckel. Ãœber die, möchte ich freundlich und leicht frustiert anmerken, unsere Altvorderen sich oft überhaupt keine aufwändigen Gedanken machten (Kinder wurden einfach geschlagen, basta) und damit einher auch etwas weniger zartfühlende Seelenpein mit sich herumschleppten als unsereiner – mit ihnen selber wurde ja auch nicht zart umgegangen, das glich sich aus, fertig. Eine harte Zeit. Ich erlaube mir, das zu sagen, meine beiden Großmütter hatten exakt so ein Leben wie Anna Wilmschneider in “Herbstmilch” und weiß viel aus der Zeit.
Ich relativiere auch nicht. Herr E.D. scheint auch in meinen Augen deutlich nicht ganz knusprig, und es sollte ihm der Hintern versohlt werden. Nur möchte ich keine Hatz lostreten. Darum geht es mir.
Zum Wesen von Satire: Satire ist beißender Spott, Häme, Nachäffen; die Ãœbergänge zu Komik sind fließend. Wenn man sie beherrscht. E.D. beherrschte nichts und hat sich bös vergriffen, dafür kriegt er eins auf die Backen. Aber ihm gleich in die Schublade “Rechtsextrem” zu werfen, das geht mir zu weit. Das ganze Wirtschaftsgebaren heutzutage ist darwinistisch und neokon und darin bewegt er sich wie dem Depp sei Stecken. Aber ohne Plan, außer extremer “Insanity” (steht in seinen Angaben zu “ich biete” auf openBC. Was soll man da noch sagen, jenseits von Gut und Böse.
Über den menschlichen Reifegrad von jungen Männern Mitte 20: geistiges Alter: 8.
man könnte mal ganz dezent drauf hinweisen, dass herr dariani einer “Pro-Israel-Gruppe” im VZ angehört, diese sogar gegründet hat (Freunde israelischer Kultur” oder so) und zwar lange, lange, lange bevor dieser Skandal ans Tageslicht kam.
Wär aber etwas, was die ganzen Hasstiraden und Spekulationen um seine Gesinnung hinfällig machen würde und außerdem tiefergehende Recherche, insofern wohl viel zu anstrengend…
Julian: Man sollte, wenn man bei StudiVZ gearbeitet hat und es immer noch tut, bei solchen Kommentare darauf hinweisen, dass man vorbelastet ist. Sonst kommt das sehr schräg. Es geht hier im Übrigen an keiner Stelle um Antisemitismus, sondern um den fragwürdigen Umgang mit dem Nationalsozialismus. Zweiteren kann man bebloggern, ersterer hätte längst rechtliche Folgen.
Im Ãœbrigen hatte 1945 jeder Nazi in der Regel einen Juden im Keller, und selbst die antisemitischen Gruppen bei StudiVZ sagen, dass sie nichts gegen Juden haben. Sondern nur gegen Israel, den Zentralrat, oder gegen die Verleumdung der deutschen Vergangenheit sind. Es gibt zwar immer noch Nazis, Rechtsextreme, und so weiter – aber in der Regel sagt keiner, dass er Antisemit ist. Ich unterstelle da keinem was, bis zum Beweis des Gegenteils, aber es braucht mir auch keiner erzählen, dass sowas “mal” passsiert.
“bebloggern” merk ich mir!
@Julian: Ich glaube, du hast nicht so ganz verstanden, was hier passiert. IMHO wird der ED noch mit Samthandschuhen angefasst, wahrscheinlich unter anderem aus deinen genannten Gründen.
Julian, kann es sein, dass Dir noch ein paar Infos fehlen?
Nein, fehlen ihm nicht, es ist Julian Artope, einer aus dem engsten StudiVZ-Gründerumfeld. Ich denke, er weiss so gut wie alles.
[…] Even worse, bloggers discovered that the domain http://www.voelkischer-beobachter.de (the link is not here on purpose!) is registered under Darianis name. The historical details can be found at Wikipedia, in essence the name refers to a German Nazi Newspaper which was one of the main propaganda tools for Hitler and others to spread their disastrous ideas. The domain now links to Titanic-Magazin – a left-wing satirical newspaper who apparently has not discovered the abuse of its homepage. (The domain http://www.voelkischerbeobachter.de links to a German satirical movie about Hitler.) Some bloggers speculate about Darianis political motives – but in any case it just shows some extreme type of stupidity and PR-disability (see Robert Basic, Peter Turi, Don Alphonso, Blogbar, Der Sichelputzer, Dittes, Jörg-Olaf Schäfers (I), Jörg-Olaf Schäfers (II), Goetheblog, Zeineku, VisualBlog, Fukkle Bim Jerry). The video-affair and the bad-communication affair makes it apparent that the founders of StudiVZ have very bad personal advisors for their public appearances (see bdvb, Netzeitung, the strange company video featured at SevenLoad and Robert Basic or Darianis old blog, see also Notizblog and Blogdoch on how the makers of StudiVZ are trying to cleanup their private history in the web). Ways out of the crisis: […]
[…] See Robert Basic (I), Robert Basic (II),Peter Turi, Don Alphonso, Blogbar, Der Sichelputzer, Dittes, Jörg-Olaf Schäfers (I), Jörg-Olaf Schäfers (II), Goetheblog, Zeineku, VisualBlog, Fukkle Bim Jerry, Timo Kotowski, Rebellmarkt see also newspaper Handelsblatt, Die Welt). […]