English Summary: This Article shows how the infamous startup StudiVZ is caught in a scandal. They invited the guests of a company party on the website voelkischerbeobachter.de, named after the notorious newspaper of the Third Reich. They used a copy of the original newspaper celebrating Adolf Hitler and modified it for their own company and the founder Ehssan Dariani, using Nazi language and terms related to propaganda minister Joseph Goebbels – and didnŽt allow Jazz and Rap, a behaviour well known from neonazi events. StudiVZ claims it was a joke, and it was made by an intern. Nevertheles, since the founders were awkward enough to reveal a deal to sell the company to their american counterpiece facebook.com, and StudiVZ itself is home of dozends of extremist and antisemitic groups like “I dreamed of Adolf Hitler” with several hundred members, itŽs not very likely that the company will be a smashing success in other European countries after all this crap.

Es fallen einem bei so einem Thema immer viele knackige Überschriften und Formulierungen ein. Irgendwas ist da im Kopf, das einem sagt, komm, mach es so und da noch diese und jene Volte. Aber es passt nicht. Nicht hier. Also ganz schlicht: Das hier ist das von StudiVZ für ihre Partyeinladung verwendete Original, der Völkische Beobachter vom 20. April 1945, zum Geburtstag von Adolf Hitler.


(click hier macht grösser)

Und das hier ist das, was StudiVZ daraus gemacht hat:

Die Referenzen, die StudiVZ und Ehssan Dariani da Adolf Hitler und dem NS-Regime machen, dürften sich von selbst erklären – aber wie man erst beim genaueren Hinsehen erkennt, hat man sich eine ganze Reihe von besonderen Geschmacklosigkeiten einfallen lassen. So ist im Titel unter dem Adler und auf den Fahnen das Hakenkreuz durch das Logo von StudiVZ ersetzt. Im Original ist unter dem Bild von Hitler der Kampfaufruf des Gauleiters in Nürnberg – StudiVZ dagegen verwendet als Bild eine zeitgenössische öffentliche Aufführung der Meistersinger von Nürnberg. Auf dem

Kampfblatt der studentischen Vernetzungsbewegung Europas

wie unter dem Adler zu lesen ist. Ich behaupte: Das war keine Spielerei eines einfachen Praktikanten, da hat einer durchaus eine Menge Wissen über die Zeit. Nun bitte clicken, hier kommt der Screenshot der ganzen Website, deren Veröffentlichung Ehssan Dariani so dringend verhindern wollte, mit den Worten:

Ich hätte nichts dagegen diese Einladung zu veröffentlichen, da sie in bester Absicht entstand und nichts zu verbergen da ist. Ich sträube mich allerdings dies zu tun, da es sich um eine PRIVATE Einladung handelt und diese private Angelegenheit nicht Gegenstand der Öffentlichkeit sein darf, erst recht nicht nach illegitimen Druck hin. Ich bin jedoch sicher, dass sie von anderen veröffentlicht und weitergereicht wird. Zumindest im richtigen Kontext wäre dies auch unproblematisch. Genau das ist der Knackpunkt: Im RICHTIGEN Kontext. Allerdings ist anzumerken, dass diejenigen Blogger, die sich bislang besonders über diese Einladung echauffierten, den Delikt begehen die private Post anderer und noch dazu aus zweifelhafter Quelle zu besitzen und weiterzureichen. Mitunter scheinen auch MANIPULIERTE Versionen des Screenshots in Umlauf gebracht worden zu sein, so dass bösartige Absichten unterstellt werden dürfen.

Blöderweise bestätigt Ehssan Dariani aber dann doch die Echtheit meines Screenshots, denn weiter heisst es:

Es gibt nichts zu verstecken. Die originelle Einladung im Namen eines internationalen und teils jüdischen Teams an (wiederum internationale und jüdische) Freunde und Mitarbeiter zu einer offenen Party zu erscheinen (es wurde auch Rap/Jazz gespielt…) ist als Nebenprodukt eine abschätzige Verspottung des historischen “Völkischen Beobachters”, die als Hetz- und Hass-Instrument eingesetzt wurde.

Rap und Jazz nun werden in der von Dariani verfassten Einladung auf dem Screenshot benannt – und, als wäre es eine Neonaziparty, als “verboten” bezeichnet. Unten findet man dann noch das schon bekannte Kürzel des Propagandaministeriums.

Ich denke, aus dem laut Dariani “originellen” Ding gehen zwei Sachen klar hervor: 1. war es keine private Geburtstagsparty. In der Postkarte steht eindeutig “Um uns und den Erfolg unserer Bewegung triumphal zu feiern”. Es ist kein Darianiproblem, sondern ein kollektives StudiVZ-Problem. 2. Klar kann man sich über Nazis lustig machen. Nur erkenne ich hier beim besten Willen keinen Witz. Der Völkische Veobachter wird umgestaltet, die Naziclaims werden auf StudiVZ bezogen, fertig. Kurz, ich kann beim besten Willen keinen Unterschied zu dem Propagandadreck sehen, den Skinheads in Sachsen-Anhalt verbreiten. Das knochentrockene Verbot von Rap und Jazz ist der Punkt, wo ich als Betrachter dieser öffentlich sichtbaren Website einfach keinen Spass mehr erkennen kann. Und bei dem Gedanken, dass der ganze Laden das kannte, akzeptiert und mitsamt einigen Investoren gefeiert hat, kommt mir die kalte Kotze hoch. Das ist kein Witz, das ist StudiVZ. Und dass Juden sowas cool finden, halte ich für eine erbärmliche Lüge vom Niveau der jüdischen Vermächtnisse bei der hessischen CDU. “Feiern bis zum letzten Mann” auf so einer Seite ist meines Erachtens nicht weniger als eine Verhöhnung aller Opfer des 2. Weltkriegs.

Oh well, and then there is another advice Karsten failed to explain in his fine article about the chances of PR to turn around the issue: I would say – whenever someone comes up with this Nazi Dreck, no matter how the tries to explain it – get rid of him and anyone who assisted him. Get them out with 0 days severance pay. ThereŽs nothing you can do – in this worst case pr is just painting lipstick on a pig. Noone ever will believe these guys. Of course, doing so at StudiVZ would mean to fire 50% of the employees and investors, who actually visited the party. Well, not a simple choice, but if ou want to get along in France, Italy and Poland and someone gets to know, youŽre all fucked up. DonŽt burn your reputation for this stuff and those who did it.

Das war der Stand bis Ende letzter Woche. Aktuell sieht es so aus: Gestern hat sich mit Holtzbrinck der grösste externe StudiVZ-Gesellschafter in die Debatte eingeschaltet. Die Jungs haben Angst und versucht, das Thema mit Hintergrundgesprächen unter Kontrolle zu halten. Nicht zensieren, aber von sich aus klein halten. Dariani wurde zu dieser mauen Entschuldigung veranlasst, in der er sagt:

Zugleich habe ich zweifelsohne viel Mist gebaut. Einige Aktionen und Verhaltensweisen von mir waren nicht in Ordnung und falsch. Dafür stehe ich ein und übernehme die volle Verantwortung.
Konkret: Die Party-Einladung in Anspielung auf den Völkischen Beobachter war ein Fehler. Dafür und für die daraus entstandenen Missverständnisse möchte ich mich aufrichtig entschuldigen.

Hintergrund der nagelneuen Töne: StudiVZ und ihre Investoren brauchen dringendst mediale Ruhe für den bevorstehenden Verkauf. Vor ein paar Wochen waren Dariani und seine Gründerkollegen in den USA bei Facebook.com, also der erfolgreichen Studentencommunity, deren Design sie kopiert haben. Das Ziel war ein sogenannter Quick Flip, ein schneller Verkauf des rasant gewachsenen Unternehmens an Facebook.com, und damit in etwa das, was den Investoren der Samwer-Brüder mit Alando bei Ebay gelungen ist. Das wurde mir von drei unabhängigen Quellen bestätigt, denn trotz Vertraulichkeit waren manche Gründer erheblich zu grossmäulig und haben es rumerzählt. Die letzte Bestätigung kam gestern Abend durch Dariani persönlich, der mich nach dieser Andeutung sofort persönlich sprechen wollte. Natürlich laufen solche Gespräche vertraulich ab, das haben sie gebrochen, Investoren hören sowas gar nicht gern, und vermutlich werden sie auch nicht wollen, dass die StudiVZ-Mitglieder bei der “Vision Euro-Gruscheln” Wind von der Sache bekommen.

Denn dann würden sie zweierlei erfahren: Erstens gehen die Gründer als Multimillionäre aus dem Geschäft hervor und zweitens verscheuern sie ihr angeblich liberal und kosmopolitisch angelegtes Projekt an eine üble Datenkrake. Facebook hat beispielsweise solche Regelungen für den Datenschutz:

Facebook may also collect information about you from other sources, such as newspapers, blogs, instant messaging services, and other users of the Facebook service through the operation of the service (e.g., photo tags) in order to provide you with more useful information and a more personalized experience.

Ehssan Dariani hat angekündigt, heute Abend Aufschluss über die Finanzierung von StudiVZ zu geben. Wäre er ehrlich, würde er zugeben, dass in nächster Zeit eine Abordnung von Facebook nach Berlin zu Verhandlungen über den Kauf kommen will.

Ob sie es nach der Veröffentlichung der obigen Bildern noch tun, weiss ich nicht. Das weiss keiner.

Aber eines weiss ich. Es ist nicht nur ein StudiVZ-Problem oder ein Dariani-Problem. Es ist ein Problem jedes Einzelnen, der bei sowas mitmacht, egal wie, egal warum. Die Mitglieder, die Community macht das aus, was StudiVZ an Facebook für einen sehr hohen zweistelligen Millionenbetrag verkaufen will. Die Community muss wissen, ob sie solche Typen an der Spitze haben will. Und jeder von Euch, die Ihr das lest, muss sich fragen: Warum gebe ich solchen Leuten Verantwortung über meine Daten. Wenn Euch der Nazidreck da oben nicht gefällt, wenn Ihr nicht wollt, dass irgendein US-Monopolist alle verfügbaren Daten über Euch sammelt, jenseits allem, was in Deutschland eigentlich erlaubt ist, wenn Ihr Eure Rechte durchsetzen wollt –

dann steht auf und sucht Euch Leute, die bereit sind, sowas autark und sicher selber zu machen. Ihr seid erwachsen, Ihr könnt das, Ihr seid als Studenten mehr als ein Stück Datendreck in der Verwertungskette, und Ihr seid besser als die Personalities, für das Web2.0 nur eine gigantische Abzocke und Menschen eine nach Belieben anlügbare Masse sind. Das wart Ihr nämlich, in Eurer gruscheligen kleinen StudiVZ-Höhle. Jetzt kennt Ihr die Wahrheit. Ich habe mit diesem Posting ihre Bewertung im ein paar Millionen nach unten gedrückt, denn mit den Bildern können sie ihre Europaexpansion knicken. Es kostet sie Geld, Nerven und wahrscheinlich ein paar Wochen Zeit. Der Rest ist Eure Sache.