Abermillionen: Womit der PRolet im Hype die Johurnaille fickt
Ich war in der Schule in Mathematik nicht wirklich gut. Und ich bin, wie einige andere Problemfälle der Rechenkunst, Journalist geworden. Ich habe den Verdacht, dass die New Economy nur passieren konnte, weil ein paar Serienbetrüger gemerkt haben, wie leicht man Journalisten den letzten Dreck verkaufen kann, solang man ihn mit schönen, runden Zahlen garniert. Und gerade jetzt scheint man das auf Gründerseite wieder zu begreifen.
Da geht also der Spiegel zu Myspace.com, der von Teenagern oft frequentierten Tochterfirma von Rupert Murdochs Medienimperium. Myspace ist, was Zahlen angeht, leicht mythenbehaftet, was jeder wissen sollte, der sich auf Behauptungen des Hauses einlässt. Anstelle der angeblich über 100 Millionen Nutzer kommt Myspace dieser Untersuchung zufolge auf etwas über 40 Millionen. Kann mqan leicht recherchieren, steht alles offen im Internet. Und was passiert, wenn der Spiegel bei Myspace vorstellig wird?
Nachdem die 100 Millionen vom 9. August 2006 sein sollen, diktiert Myspace dem Spiegel jetzt, 5 Monate später, 140 Millionen in den Block. Und nachdem so ein Spiegeltyp wohl auch sonst nicht weiter recherchiert, packt man gleich noch hunderte Millionen Gewinn drauf – im nächsten Jahr. Um dann zu Deutschland zu kommen: Hier habe Myspace drei Monate nach der Eröffnung 2,5 Millionen Nutzer – und täglich kommen 4000 neue Nutzer dazu. Zum Vergleich: Der Bloghoster Blogger.de kommt nach 4 Jahren auf 8000 Nutzer. Super Geschichte, wenn man nicht mal die Multiplikation beherrscht.
Also, sagen wir mal, um es auch einem Spiegeltypen ohne Taschenrechner nachvollziehbar zu machen: Myspace gibt es hierzulande seit 100 Tagen. Und jetzt glauben wir denen einfach mal und rechnen die 100 Tage mal die 4.000 User pro Tag. Da kommen wir auf 400.000 Nutzer. Die ziehen wir jetzt von den 2,5 Millionen angeblichen deutschen Nutzern ab, bleiben 2,1 Millionen. 2,1 Millionen durch 4.000 würde bedeuten, dass sich vor dem offiziellen Start hier in Deutschland über 500 Tage vor dem offiziellen Start jeden Tag 4.000 Mitglieder hätten anmelden müssen. Und jetzt müsste man die Lügenbande Jungs von Murdoch mal fragen, wie sie auf solche Zahlen kommen.
Oder den Spiegel, wieso er so eine gequirlte Scheisse abschreibt.
Der angeblich grosse Konkurrent von Myspace nennt sich übrigens Microsoft Spaces und hat sich auch schon mal erfolgreich bei einigen Abschreibern als grösster deutscher Bloganbieter bezeichnet. Die wären mit ihren Zahlen auch ein guter Gesprächspartner für den Spiegel und alle anderen Knilche, die die vom Spiegel verbreiteten Zahlen hirnlos übernommen haben:
Zurzeit gibt es über 120 Millionen außergewöhnliche Benutzer von Windows Live Spaces in über 50 Märkten weltweit.
steht hier im oberen Teil der Presseinformation geschrieben. Und weiter unten dann hat das Wachstum schon zugeschlagen:
Teilen Sie Ihr Leben und Ihre aufregenden Geschichten mit Freunden, Familie und Fans oder vielleicht auch mit unserem globalen Netzwerk aus 130 Millionen Benutzern.
Hey, was sind schon 10 Millionen Nutzer hin oder her! In dieser Hinsicht ist Web2.0 wohl wirklich neu: Wie schon beim Skandalstartup StudiVZ braucht man die Medien heute nicht mehr schmieren, was bei der New Economy noch weitgehend üblich war. Die machen die guten Geschichten ganz von alleine, und schauen nicht hin, wenn irgendwo gelogen wird. Wer solche Journalisten beschäftigt, kauft sicher auch mal solche Firmen. Wegen der versprochenen hunderte Millionen Gewinne. Wird schon stimmen.
[Edit: Auch Strappato schaut den Jungs aus “Qualitäts”-Medien und Startups auf die Gierbratzen]
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Kleiner Denkfehler Deinerseits: Warum sollten die Deutschen auf den offiziellen Deutschland-Start warten?
Ja, so läuft das leider. Aber Du weißt, dass Dein Vergleich mit Blogger.de insofern hinkt, als unser hochgeschätzter Bloghoster über längere Zeit ein closed shop gewesen ist, der nicht jedem eine Subdomain hinterhergeschmissen hat. Um etliche Karteileichen aus 2003/2004 bereinigt, stand der Zähler vor rund einem Jahr etwa 2.500 – jetzt sind da rund 6.000 mehr (wobei der Karteileichenanteil wieder erheblich sein dürfte). Also auch wieder ein Beispiel dafür, dass man mit Zahlen ziemlich viel (oder im Endeffekt so gut wie gar nichts) wirklich glaubhaft belegen kann.
Torsten, hast Du meinen Beitrag gelesen? Wie lange es dauert, um selbst bei den angeblichen 4.000 auf 2,5 Millionen zu kommen?
Du schreibst es ja selbst, wie lange es dauert. Ungefähr seit Beginn des MySpace-Hypes müssten sich tatsächlich deutsche Nutzer auf einer US-Seite angemeldet haben… Aber das geht ja nicht… Wie könnte man sich aus Deutschland bei einer US-Seite anmelden? Absurd!
Hallo Hallo : )
Ich bin jetzt seit rund 6 Wochen (oder doch schon 8 Wochen) interessierter Leser deines Blogs; Auch wenn teilweise drastische Worte in den heutigen Tagen notwendig sind, um seiner einer eigenen Meinung (und ich glaube durauchs, dass diese der Wahrheit entspricht / nahesteht) Nachdruck und Gehör zu verleihen – Schön ist das nicht und m.E. trägt es nicht unbedingt zu deiner Glaubwürdigkeit bei.
Mein Papa sagt immer, wer schreit der lügt ;)
Gruss Tobi
Kleiner Kommentar noch…
Bin eine 3fache Blogger Karteileiche und 1fach myspace.com
für die Statistik *g*
Komm, Torsten, 4.000 am Tag über fast 2 Jahren, und das, obwohl Myspace erst seit ein paar Monaten in Deutschland, maximal einem Jahr richitg bekannt ist – Du machst Dich lächerlich.
Tobi, so geht das hier zu. Schon immer. Das hat die Blogbar gross und bekannt gemacht. Ich nenne die Dinge bei dem Namen, den sie meines Erachtens verdienen. Und mir ist eine ehrliche Ansage nun mal lieber als eine nette Lüge.
man kann ja von myspace halten was man will. zb. dass myspace grottig programmiert ist. irgendwie sind aber alle freunde die ich habe bei myspace. und die haben sich alle vor dem deutschlandstart von myspace angemeldet. und manche von denen haben mehrere accounts. so wie ich auch. für jedes band-projekt eben einen. also stimmen die 2.5 millionen einzelne nutzer so vielleicht nicht, aber die zahl an accounts könnte schon hinkommen. aber solche differenzierten überlegungen passen dir wahrscheinlich nicht in den kram…
Don: Ich sage nicht dass ich die MySpace-Zahlen glaube. Das bedeutet aber nicht, dass ich jede andere Zahl als substantieller betrachte als die offiziellen.
Deine Rechnung z.B. beruht auf der Vermutung, dass der Deutschland-Start von MySpace einen wesentlichen Einfluss auf deutsche Neuanmeldungen gehabt hat. Da bin ich mir aber absolut nicht sicher. Schon vor drei Jahren hatte ich Links von 14jährigen deutschen Mädchen mit Geschmacksverirrung und MySpce-Account in meinen Access-Logs. Eine weitere Fehlerquelle: die Unterscheidung “deutsch” und “deutschsprachig”. Etc pp.
BTW: MySpace hat nicht zuletzt durch den Google-Deal sehr reelle Einnahmen. Und ich glaube kaum, dass sich Google in der Beziehung so leicht “ficken” lässt, die merken sehr schnell, ob MySpace User oder nur Karteileichen hat.
Hallöchen, irgendwie erinnert das jetzt alles ein klein wenig an StudiVZ. Es gibt eine sinnvolle Methode, die oben verlinkt ist, um aktive Accounts – nicht Nutzer, das sind ohnehin nochmal erheblich weniger – zu messen. Insofern geht bei den Zahlen also so oder so was erheblich runter. Da spielt es jetzt erst mal keine Rolle, ob Du drin bist und deine Freunde. Wenn ich so argumentieren würde, gäbe es in deutschland 30 MillionenBlogger, weil ein Drittel meiner bekannten Blogger ist – das zu behaupten wäre nicht defferenziert, sonder falsch. Ob es 2,5 Millionen Bandprojekte in Deutschland gibt – ich wage es hier zu bezweifeln. Die eigentliche Diskrepanz zwischen Anspruch und wahrheit ist aber aus den dollen neuanmeldezahlen im Vergleich zur gesamtsumme abzuleiten. Sorry. Das passt hinten und vorne nicht.
Torsten, Myspace hat laut Comscore seine Zahlen nach Traffic von November 2005 auf November 2006 verdreifacht. Sprich, das Wachstum hat sich beschleunigt, bevor es dann vor etwa zwei Monaten zu einer Verlangsamung gekommen ist – nur noch 2% im Oktober 06. Eine lineare Entwicklung mit 4000 Leuten/Tag ist da allerhöchst unwahrscheinlich. Netzwerke – auch Myspace – wächst anders. Magst Du Dich nicht vielleicht doch mal ein wenig informieren gehen, vor der nächsten öffentlichen Einlassung hier?
Der Glaube, dass Google alles immer richtig macht – nun, da sage ich nur ein Wort: Orkut. Und hat schon jemand mit Youtube Geld verdient?
Wir hatten das Thema MySpace grad gestern erst – ich persönlich schätz die reelle Zahl an wirklichen Nutzern eher auf großzügig 10%. Und wohlgemerkt, ich denk mal auch, dass vor dem “Start” in Deutschland, dies mehr für Bandprojekte interessant war und auch in dem Bereich eher bekannt, als unter Privatleuten. Wobei 2,5 Millionen Bandprojekte (also alles vom Hobbiefrickler bis zum Vollprofi), da könnt was Wahres dran sein.
Trotzdem kleiner Denkfehler bei den Nutzerzahlen von MySpace. Es kann durchaus sein das sich am ersten Tag gleich mal 1 Million Nutzer angemeldet haben. “Derzeit kommen täglich 4.000 neue Mitglieder hinzu” bedeutet ja nicht das sich seit dem ersten Tag täglich 4.000 Leute angemeldet haben. Wäre dem so, hätte MySpace Deutschland am zweiten Tag ja lediglich 8.000 Mitglieder gehabt. Etwas arg unwahrscheinlich.
Also gut, ziehen wir uns die dicke Hose an und gönnen MySpace in den ersten Tagen mal 1 Million Anmeldungen. Bleibt fraglich wo die restlichen ~1 Million Mitglieder her kommen. Das könnten Profile sein die bereits vor dem Deutschlandstart von MySpace existierten und irgendwie darauf hindeuteten das der Besitzer Deutscher ist. Demnach hätte man also ~1 Million Profile zwangsmigriet.
Aber eigentlich egal ob es tatsächlich 2,5 Millionen deutsche Nutzer gibt oder nicht. Was wirklich haarsträubend ist, ist das der Spiegel munter durch die Welt alles in einen Topf wirft. Da werden Zahlen von MySpace weltweit und MySpace Deutschland munter durcheinander geworfen. Zusätzlich schreibt man noch etwas von einer Zusammenarbeit mit einem europäischen (!) Mobilfunkanbieter.
Da fragt man sich doch, kommen derzeit täglich in Deutschland 4.000 neue Mitglieder hinzu. Oder in Europa. Oder gar weltweit??
Und warum sind ~1,8% der Nutzer, die 2,5 Millionen Deutschen, ein so wichtiger Teil? Was macht die 1,8% so unheimlich wichtig?
Und vor allem: Was will uns dieser Artikel sagen?
Selbst wenn die Zahl plausibel wäre. Der Journalist hat in so einem Fall drei Optionen:
1. Er recherchiert und macht sich Gedanken.
2. Er schreibt “nach eigenen Angaben”, dann spart er sich die Recherche.
3. Er macht sich die Behauptung undistanziert zu eigen.
Die Spiegel-Qualitätsjournalisten wählen Option 3 und schreiben “Schon mehr als 140 Millionen präsentieren sich weltweit auf der Internet-Plattform”. Gossenjournalismus pur.
Jede Wette das dort frei nach belieben die Begriffe “User” und “Visits” den ahnungslosen Journalisten um die Ohren geworfen werden.
Die verstehen dann nur Bahnhof, schreiben irgendetwas und anschließend schreiben alle voneinander ab.
Medien 1.0 ist halt auch nicht besser als Web 2.0
:-)
Ach kommt schon – Ihr wollt einfach nicht wahr haben, dass myspaces (“Mysp” würde mir als Name besser gefallen…) in bereits wenigen Wochen über 10 Milliarden User hat. Wenn das so weitergeht. Mindestens.
Jedenfalls millionenfacher Erfolg.
Und was mir bei derlei “Erfolg” von Mysp besonders gefällt: All diese zahlreichen deutschen User aus “germany” mit ihren überaus zahlreichen (!) deutschsprachigen Profilen interessieren sich nahezu ausschließlich für amerikanische Filme, natürlich in Originalton und nur mit US-Titel.
Verflucht! Das war ja schon eine dreissigsekündige Recherche zum Thema. Hey, vermutlich haben die bei SPIEGEL nur zwanzig Sekunden Zeit.
@ #8, hallöchen:
Mehrere Band-Projekte, am besten noch alle als Hobby? Und mehrere MySpace-Accounts, mit denen man um die “Freundschaften” von anderen Bands, Magazinen, Festivals usw. betteln muss, damit man überhaupt in der Woche ein paar Visits auf seinem Profil hat? Sorry, aber eine eigene Domain kostet meist keine 15 Euro im Jahr, Webspace und Mailadressen gibt’s für paar Euro pro Jahr noch dazu. Muss Doch peinlich sein, als Band, die irgendjemand ernst nehmen soll, eine URL mit http://www.myspace.de/meinetolleband anzugeben. Fast so “professionell” wie http://www.meinetolleband.de.vu. Bei dem, was Instrumente, Zubehör und Proberaum im Schnitt so kosten, wären die 10-20 Euro pro Jahr und Bandmitglied wohl auch nicht der Ruin. Das “gönnt” sich mittlerweile jeder Heimarbeiter und viele Privatleute für eine gute Mailadresse…
Ein weiteres Problem ist wie bei den AOL-Benutzern, die irgendwann die Oberfläche der AOL-Software für das Internet halten, Myspace-Benutzer die paar Zeilen HTML und CSS zum Umdekorieren des Standard-Layouts für eine Website halten.
MfG
Daniel
Danke für den Artikel!
@Daniel
Fast alle Bands mit MajorLabel Vertrag und verdammt viele kleine ohne haben _neben_ einer eigenen Webseite mit entsprechend eigener URL auch eine Myspace-Seite. Die Gründe sind sehr einfach: – neue Zielgruppen erschliessen und ansprechen (ich hab dank Myspace schon eine Menge neuer netter Hardcore und Metalcore Bands kennengelernt. Wie hätte ich sonst besser auf irgendeine Lokalband aus irgendeinem Kaffstaat in den USA stossen können?) und man kann auf Myspace-Bandseiten Songs anbieten, ohne dass einem selbst Kosten entstehen.
Perfektes Beispiel sind doch die Arctic Monkeys, die zuerst über Myspace gehyped wurden um anschliessend einen riesigen Erfolg in den “klassischen” Verkaufscharts zu landen.
Das Problem ist aber mittlerweile häufiger anzutreffen. Ich hab manchmal das Gefühl, dass niemand es für nötig hält, Zahlen auf Plausiblität zu überprüfen und mit dem gefühlten Realitätssinn abzugleichen.
Beispiel, was mir von den letzten Tagen da hängen geblieben ist, war im Radio, wo es um den abgewendten Fluglotsen Streik ging. Da hieß es, bei ein Streik würde 100-tausende von Flügen betreffen. Das war nach meinem Geschmack einfach viel zu viel um realistisch zu sein. Es knapp 3 Millionen Flugbewegungen im Jahr in Deutschland, wie ich mittlerweile mal nachgeschaut habe.
Apropos Zahlen, Recherche und passt das überhaupt: Ist eigentlich jemanden aufgefallen das der von Don verlinkte Artikel in der Computerwochhe und nicht im Spiegel steht?
Gibt man bei SpOn den Suchbegriff “myspace” ein, dann bekommt man u.a. dieses Resultat:
DER SPIEGEL (2/2007) – 08.01.2007 (15293 Zeichen) Dieser Artikel ist als Pdf abrufbar.
SPIEGEL-GESPRÄCH : “Jetzt geht’s erst richtig los”
Tom Anderson und Chris DeWolfe, die Gründer der Internet-Plattform MySpace, über die Vorlieben ihrer 140 Millionen Nutzer, ihr verändertes Kommunikationsverhalten und die ökonomische Konkurrenz von Google bis YouTube
Der von Don verlinkte Artikel hat etwas mehr als 1.000 Zeichen. Da unterschlägt Herr Alphonso uns ja mehr als 14.000 Zeichen an Informationen.
Blogger sind auch nicht besser als Journalisten. Glauben auch jedem alle Zahlen den sie mehr als einmal gelesen haben.
Der Beitrag bei der Computerwoche, Welt etc. basiert auf dem Spiegel-Material, das die rausgejagt haben. Dass der Beitrag nicht frei online ist, ist ein Spiegelproblem, nicht meines. Und manche Blogger reissen manchmal nur die Klappe auf, um auch was zu sagen. ;)
Ähm, das ist ‘ne dpa-Meldung. Ich nehme an, dass Spiegel die verkauft hat und dpa jetzt Gießkanne spielt:
“… sagten Tom Anderson und Chris DeWolfe dem “Spiegel”
Oder? Oo ;)
Also, in der Printausgabe vom Spiegel wird von diesem redaktionell nur die Zahl von 140 Millionen Nutzern von myspace behauptet, und zwar ohne den Zusatz “nach Angaben des Unternehmens”. Zum einen in einem kleinen Kasten, in dem die Gründer Anderson und DeWolfe vorgestellt werden, und dann noch einmal in einer Grafik, in der die Funktionsweise von myspace erläutert wird. Die Deutschland-Zahlen von myspace sind dagegen Behauptungen von Anderson/DeWolfe aus dem Interview. Sie werden vom Spiegel weder bestätigt noch dementiert.
@Themics:
Als Ergänzung und vor allem zum Rumhuren nach Links und Anklick-Freunden mag MySpace taugen. Aber ich kenne niemanden, der nur auf MySpace setzt, schon alleine deswegen, weil MySpace jederzeit seinen Dienst einstellen oder in einem Rahmen kostenpflichtig machen könnte, dass dagegen normales Hosting die billigere Variante ist. Daher bewerben die meisten auf MySpace vor allem ihre eigene Site und bieten bestenfalls paar MP3 zum Reinhören an. Weißt schon, Social Networking, Suchmaschinenoptimierung blablabla
MfG
Daniel
Für die Behauptung solcher dummdreisten Zahlen hat der Herrgott der Presse das Maul gegeben. Damit kann man nicht nur das Buffet wegfuttern und die Zunge zum Stiefellecken ausgfahren, man kann damit auch nachfragen, ob es realistisch ist. Wer nicht nachdenkt und abschreibt, ohne nachzufragen, ist ein Stück erweiterte PR, und sollte meines Erachtens überlegen, ob er nicht als Strassenfeger besser aufgehoben wäre, zum Besten der Gesellschaft.
@Don (25)
Naja, ist halt so ein bißchen die Frage: Was willst Du machen, wenn so Typen wie die von MySpace in einem Wirtschafts-Interview einfach eine Zahl behaupten, für die sie nach Bilanzrecht nicht publikationspflichtig sind, die also tatsächlich ohne Einsicht in unternehmensinterne Unterlagen nicht falsifizierbar ist.
Natürlich kannst Du dann Nachfragen nach dem Deutschland-Wachstum (“Ganz erhlich, Herr Anderson, Sie flunkernde Ente?”) und dann noch einen Louis-de-Funes-Dialog nach dem Motto “Nein-Doch-Nein-Doch-Ohhhh” führen.
Aber letztlich bleibt Dir dann doch nur die Wahl, ergänzend zu dem Interview noch einen richtigen Recherche-Artikel zu schreiben und deren Zahlen, auf welchem Weg auch immer (durch Quellen im Unternehmen, oder Plausibilitätsprüfung), zu überprüfen.
Ich glaub aber, das wollte der Spiegel bezogen auf MySpace gar nicht, sondern eben nur ein Interview führen. Und da ist ja auch für den Leser klar ersichtlich, dass erstmal alles, was die MySpace-Gründer erzählen, nur deren Behauptung ist und sonst gar nix. Wenn z. B. Edmund Stoiber in einem Spiegel-Interview behauptet, dass die Wirtschaftspolitik der CSU die allerbeste ist, würde sich der Spiegel das dadurch ja auch nicht zu eigen machen.
Was natürlich nicht in Ordnung ist, ist die ungeprüfte Übernahme der Zahl von 140 Millionen Nutzern in den redaktionellen Teil, in dem sie die Gründer beschreiben (und im Header zu dem Artikel taucht es auch nochmal auf).
Das ist ne echte Schlampigkeit vom Spiegel, für die es auch gerechtfertig ist, die zu rügen. Selbstverständlich darf man im Rahmen von Wirtschaftsberichterstattung so eine Zahl nicht einfach übernehmen, sondern muss sie wenigstens mit dem Zusatz “nach Angaben des Unternehmens” versehen, gerade da nun wirklich nirgendwo derart mit gefakten Nutzerzahlen um sich geschmissen wird wie in den Hype-Zwo-Null-Unternehmen.
@Daniel:
Habe ich irgendetwas anderes behauptet? Nein.
Du hast den Sinn und Zweck von Bandseiten bei Myspace aber allgemein in Frage gestellt, es stand nicht zur Debatte, dass die meisten Bands auch eigene Domains besitzen und betreiben (habe ich auch geschrieben). Aber um eine unbekannte Band einem breiteren Publikum zuzuführen bringt eine eigene Webseite nunmal erstmal nicht viel. Wer soll denn auf die Seite stossen? Über welche Wege? Dass Myspace hierfür ideale Dienste leisten kann, ist wohl nicht in Frage zu stellen.
@ daniel
tja, also da würd ich mal an deiner stelle die äuglein aufmachen, was heutzutage im musikgeschäft professionell ist. JEDE band, JEDES label hat einen myspace-account. das französische label ed banger, das so grandiose bands wie the knife, klaxons und uffie unter vertrag hat und sich mal eben einen mr. oizo als produzenten angelt verzichtet sogar ganz auf einen eigenen web-auftritt und hat NUR eine myspace-seite. abgesehen davon haben wir noch nie irgendwo gebettelt, dafür aber einen us-video-künstler über myspace kennengelernt, der für uns unbedingt und umsonst ein video machen wollte und auch gemacht hat und – sorry – myspace kostet halt nicht mal, so wie eine eigene domain, weniger als 15 euronen sondern einfach gar nix…
@hallöchen (28):
Selbstredend wird das auch bis in alle Ewigkeiten so bleiben, gelle.
Und was deren Rechte(handel) angeht siehe die dort herrschenden Nutzungsbedingungen (#6 ff).
Neuer SPIEGEL-Online-Artikel:
Identitätsdiebstahl 2.0
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,459036,00.html
Nichts wirklich Neues, jedoch deutlich sichtbar (ob hirnloses Abschreiben oder nicht), dass die “Johurnaje” das Web 2.0 und dessen diverse Geschäftsmodelle weder sonderlich mag (verständlicherweise: Konkurrenz *g*) noch – verständlicherweise – begreift, wie das Geldverdienen damit gehen soll, wenn Fake, Betrug und Karteilaicherey eine solide Bewertung unmöglich machen. Denn es geht nur um das flockige schnelle Geld an der Börse, und dann nach diesem die Sintflut. Das hat SPon zumindest begriffen.
Merke: Einzelne Teile des SPIEGEL sind hirntechnisch zu gewissen Einsichten fähig. Dies als pars pro toto auf den ganzen SPIEGEL zu vermuten, etwas früh. Jedoch, im Grunde könnte sie Verbündete sein oder werden. Natürlich haben sie andere Gründe als Don, Web 2.0 nicht zu mögen. Aber es gab schon üblere War-Room-Koalitionen.
…an diesen Beitrag von Don habe ich auch bei diesem Spiegelartikel gedacht….
Krass aber kann man so nicht sagen. Die Zahlen stimmen vielleicht nicht aber dafür haben die schon ein Branding im Internet das sehr stark ist. Also einen derben Zulauf wie fast kein anderen. Ist genauso ob XYZ einen Onlineshop eröffnet oder wenn Puma einen Onlineshop eröffnet. Puma wird schneller Kunden finden und Umsatz generieren!