Kontaktverlust
Normalerweise trifft man bei Kongressen auf zwei getrennt auftretende Gruppen von Leuten. Das eine sind diejenigen, für die Dinge wie Blogs, Twitter, RSS, Google Maps und asoziale Netzwerke zum Alltag gehören. Da geht es dann bestenfalls um die Frage, wie man all diese Dinge zur Bereicherung von Kultur und Leben nutzen kann, und schlechtestenfalls um abgehobenes Tekkie-, Werber und Marketinggeschwurbel, das unbedingt eine Geschäftsidee reinpacken will. Trotzdem kann man innerhalb des Systems prima reden.Vor allem deshalb, weil Publikum und Vortragende in etwa das gleiche Basiswissen haben. In solchen Kreisen erscheine ich dann meist der Web2.0-Bremser, natürlich auch der PR- und Werbehasser, konservativ, vielleicht sogar reaktionär, und überhaupt wie einer, der “das Internet nicht verstanden” hat, um mal das Nazivergleichtotschlagargument unserer Welt zu zitieren.
Und dann sind da die Kongresse mit älteren Journalisten, Verbänden und Gruppierungen, die erst mal wissen wollen, was das eigentlich ist, was genau man da tut und wie das geht. Diese Kreise sind in aller Regel strukturkonservativ, und ich wage zu behaupten, dass gerade Journalisten extreme Probleme haben, ihren eigenen Beruf und dessen Entwicklung zu hinterfragen. In diesem Umfeld bin ich der Internetspinner, die Avantgarde, der Grenzüberschreiter, der Rufer in der Wüste, denn so sehr man sich auch bemüht, das eigene Treiben und die Kultur des Internets zu erklären: Es kommt draussen nicht an. Ich mache das hier schon etwas länger, und ich hätte 2003 nicht gedacht, dass man 2007 noch immer gefragt wird, ob das, was man da tut, nicht Exhibitionismus ist.
Gestern Abend war ich auf Einladung von HR Info in der IHK Darmstadt, und dort waren beide Gruppen anwesend. So gemischt wie noch nie zuvor. Was ich an Eindrücken mitgenommen habe:
Es gibt ein massives Vermittlungsproblem zwischen diesen Gruppen, das ich ganz gut kenne. Aus dem Jahr 1999, als in der New Economy Geschäftsideen entwickelt wurden, die damals nicht tragfähig waren und es heute, 8 Jahre danach, immer noch nicht sind. Ein Grossteil derer, die sich mit avantgardistischen Kommunikationsformen imm Netz beschäftigen, hat sich damals in Phantasien über die Nutzer verrannt, und ist an deren Ausbleiben zu Grunde gegangen. Gestern war für mich fast schon ein Jungbrunnen, denn im Dezember 1997 hörte ich zum ersten Mal in einer Powerpoint von der Idee, dass Leute, die im Zug sind, dafür zahlen würden, wenn man ihnen das Tor ihres Fussblallvereins auf das Handy schicken würde. Dieser Trash verfolgt mich seit 10 Jahren, seit 10 Jahren will man Datendiensten auf dem Handy mit dem immer gleichen Tor des eigenen Vereins schmackhaft machen, und es fällt ihnen einfach nichts besseres ein, und gestern war es mal wieder so weit. Die Idee ist heute noch so bescheuert wie vor zehn Jahren, wie auch alle Ideen, die davon ausgehen, dass man einen technischen Standard setzen kann, und dann werden schon alle mitmachen. In der New Economy hat das Essensnetzwerk Snacker mit so einer Idee Schiffbruch erlitten, jetzt will man das mit Google Maps und Mashups nochmal erfinden und hofft dann auf die Monopolstellung des Siegers, dem dann alle zuarbeiten müssen.
Genausowenig, wie die Vorreiter heute daran denken, derartige Ideen mit nachvollziehbaren Argumenten zu unterfüttern, denken die anderen daran, das umzusetzen. Lokalisierung über Google Maps ist eine nette Idee, die manchen taugt, aber die eher Konservativen sind unendlich weit davon entfernt, selbst auf solchen Kongressen. Und draussen sind die Abermillionen, für die das alles noch nicht mal interessant ist, die das nicht brauchen, weil ihnen der Eseldownload, die Mail und der Chat mehr als reicht. Internetnutzung mit der Bereitschaft für die Wunderwelt des Web2.0 gleichzusetzen, halte ich für eine brandgefährliche Verkennung der Bereitschaft bei denen, die all die lustigen Applikationen umsetzen sollen. Und wenn die Avantgarde nicht mehr vortragen kann, als Phrasen und Behauptungen, wird es immer die Verstockten geben, die es leicht haben, alles Neue im Netz pauschal mit ein paar Worten wegzuwischen. Und damit ihrem Klientel zu sagen, dass alles gut ist, und man sich keine grossen Gedanken machen muss, während das Internet in diesen 10 Jahren alle einseitigen Kommunikationskanäle, die wir bisher kannten, in den Staub vor die Nutzer geschickt hat. Nutzer, die die alten Kontrolleure der Medien mit Bildgalerien, windigen Gewinnspielen und Communities gern bei der Stange halten würden, und die Firmen als willige Clickdeppen, Contentlieferanten und Empfänger von Werbebotschaften begreifen, und dazwischen ist nichts.
Ausser – das wirklich “soziale” Netz, in der sich Blogs bewegen, und das nun schon seit Jahren beständig wächst. So sehr mich die obigen Haltungen als Ãœberlebenden der Munich Area und ihrer New Economy ärgern, weil mal wieder nichts aus der Geschichte gelernt wurde, so bin ich doch zuversichtlich, dass es sich im Riss zwischen Web2.0Hype und dem Hass auf alles Neue noch lange wird prima leben lassen. Es gibt zwar ein paar kleinere Versuche, hier einzudringen und mitzuspielen, sei es durch die massenhaft gescheiterten Blogs der Medien, oder widerlicher PR-Anbieter wie Trigami, aber für das grosse Ganze bekannt als Blogosphäre, für das, was von selbst, ohne Beteiligung von Businessideen und Marktanalysen entstanden ist, ist der Einfluss vergleichsweise gering. Und dank der Kommunikationsunfähigkeit beider Seiten, ihre Zielsetzungen abzustimmen und strategisch vorzugehen, wird das wohl auch noch länger so bleiben. Hoffe ich.
Sorry, the comment form is closed at this time.
[…] Und auch der Don beschreibt ein ähnliches Phänomen (wenngleich natürlich aus einer etwas anderen Warte): (…) In diesem Umfeld bin ich der Internetspinner, die Avantgarde, der Grenzüberschreiter, der Rufer in der Wüste, denn so sehr man sich auch bemüht, das eigene Treiben und die Kultur des Internets zu erklären: Es kommt draussen nicht an. […]
Gestern lief im RBB Fritz Radio ab 22 Uhr die Sendung “StudiVz, MySpace, Stayfriends – ‘Social Networking’, zu deren Blogeintrag sich bis heute 90 Kommentare angesammelt haben.
Die Sendung richtete sich an die “16- bis 29-Jährigen”, jedenfalls so in der Art. Mein Resumee: Die fressen und nehmen alles, was nur irgenwie nach “Interaktion”, “Web 2.0” und “Social Networking” klingt.
Ich konnte mich jetzt ein Jahr mit Schülern von 11 – 19 Jahren beschäftigen, die frei am PC im Internet arbeiten konnten. Was ich dort gesehen habe, bestätigte die gestrige Sendung zu 100%.
Ich glaube, Du verkennst fatal in diesem Beitrag den “Generationsunterschied”. Das sind nicht die Menschen, mit denen Du es anscheinend auf Konferenzen usw. zu tun hast, aber die haben zum Teil gecheckt, was in den Generationen vor sich geht, die später zu Kunden und “Lesern” werden oder es bereits sind. Ich mit meinem in Internetzeit gemessenen “forgeschrittenem Alter” und auch Du haben eine völlig andere Sicht- und Nutzungsweise des Internets. Wenn die Leue in jungen Jahren überhaupt noch den Begriff “Internet” verwenden, dann bedeutet er “Browser”, “MySpace”, “ICQ” und “Freundeskreise”.
Wir werden sehen. Ich habe gestern so ein Beispiel auch erwähnt, aber die Nachhaltigkeit – keine Ahnung. Ich mein, die Jugend wuchs auch mit Bravo auf, und fällt dann wieder raus. Oder schau Dir den Vorreiter jetzt.de an, die machen das eine Weile, und dann wird was anderes spannend. Es gibt bei StudiVZ eine Untersuchungsgruppe, die ich vor einem Jahr angelegt habe, und die jetzt mit dem Studium fertig sind. Da gibt es einen massiven Einbruch bei der Nutzung. Ansonsten rate ich auch allen, die was über die Zukunft wissen wollen, mal eine Stunde in einem beliebigen Internetcafe im Weddimg zu verbringen, wo der Videochatclient sofort aufspringt.
Aber Geld damit verdienen? Werbung schalten? Ich glaube, da wird man sich die Zähne ausbeissen. Im Kern ist mir das aber auch egal, was in anderen Bereichen passiert, mir geht es um das, was aus Blogs wird.
Ja gut, da gibt es dann einen Einbruch bei StudiVZ und dann? Wird dann nicht einfach in eine prallele Plattform gewechselt oder eine Plattform, die den veränderten Lebenswirklichkeiten entspricht?
Zum Geld verdienen war der Tenor in der Sendung platt gesagt “Bezahlt wird nicht” für die Nutzung. Ein anwesender Vetreter einer Plattform (war’s “StayFriends”?) meinte, ja das könne man schon, wenn man den Nutzern verklickert, dass auf Qualität geachtetet wird oder auch auf Datenschutz, Mehrwert, der sich von anderen Angeboten unterscheidet…naja, Du kennst bestimmt selbst das Gesäusel.
Was Profit per Werbung angeht – kann ich nicht beurteilen, wie ausgeprägt der Willen von Internetnutzern ist, über technische Maßnahmen Werbung wegzufiltern. Ich weiß nur, dass selbst der Kleinste unter den jungen Internetusern die schneller wegschob und -klickte, als ich gucken konnte – insofern teile ich Deine Einschätzung dazu zu 100% :)
Ja, was aus Weblogs wird, ist auch für mich interessanter. Bei den ganzen “sozialen Web 2.0 Kreisen” würde ich mich höchstens anmelden, um aus technischem Interesse heraus Data Mining zu erproben. Bisher bin ich in 0 Netzwerken Mitglied. Aber ich befürchte auch, so wie sich das Verständnis Internet = Browser wandelt, “Weblog” irgendwann gleich “Web 3.0 Geschwurbel” wird.
@KAI RAVEN
“ja das könne man schon, wenn man den Nutzern verklickert, dass auf Qualität geachtetet wird oder auch auf Datenschutz, … unterscheidet”
Das ist genau das was mir Angst macht. “Zahlt oder wir vertickern Eure Daten”. Wenn es den ersten erstmal so richtig schlecht geht, kann das schon mal so kommen. Das kann man dann gerne “Geschäftsmodell” nennen. Ich nenne das Erpressung.
Man konnte das bei openBC ganz gut sehen. Am Anfang war ein grosser Hype, alle wollten sich mit ihren Dienstleistungen an andere Selbstdarsteller, die sich auch nur verkaufen wollten, ranschmeissen. Die Intelligenteren haben tatsächlich sowas wie lokale Netzwerke mit Nutzwert organisiert, das läuft dann aber irgendwann auch ohne die Plattform. Und zwar lustigerweise genau in dem Augenblick, wenn es wirklich in Business umschlägt.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass es zwei extreme Standpunkte gibt:
Die Einen, die das Internet als “Computerkram” abtun. Brauchte man früher nicht, braucht man heute nicht.
Die Anderen, die das Internet intensiv nutzen, es für omnipotent und auch die Zukunft halten.
Und eigentlich stimmt beides nicht. Das Internet ist nur eine Infrastruktur. Die Inhalte sind auch nicht wirklich anders als offline oder gar weit weg vom Computer. Klar, es ist ein bißchen schneller als ein Brief. Und ein bißchen multimedialer auch. Aber sonst? In Tagebüchern stöbern soll ja auch schon vor der Erfindung von Blogs interessant gewesen sein. Und Katzen fand meine Freundin auch schon vor Katzenblogs süß. Ich habe hier noch ein irgendwo ein Katzenvideo von 1998 auf dem Rechner rumfliegen (das war allerdings für eine andere Freundin).
Ich denke, dass die meisten Geschäftsideen auch “offline” funktionieren müssen, um im Internet Erfolg zu haben. Es mag ein paar Ausnahmen geben, die sich aus den Eigenheiten des Internets ergeben (z.B. ist es wohl unangenehmer vorm Pornokino von Bekannten angesprochen zu werden als einen anonymen “XYZ-Onlinedienste” Posten auf der Kreditkartenabrechnung zu haben ;) ), aber im Großen und Ganzen ist eine blöde Geschäftsidee immer noch eine blöde Geschäftsidee, wenn ich sie im Internet umsetze.
“Social Networks” funktionieren aber auch offline. Allerdings macht nur der Getränkelieferant einen Reibach, wenn die Freiwillige Feuerwehr Klötensiel 100jähriges Bestehen feiert. Der Bauer, der die Fläche zur Verfügung stellt, hat nur einen zertretenen Acker.
es ist schon morsch so zwischen den stühlen zu sitzen, da kann ich henrik nur beipflichten, denn weder das eine noch das andere extrem sind das ultimativ richtig. das besipiel mit der feuerwehr ist nett und veranschaulicht die problematik ganz gut.
@MSPRO:
Es ist ja so: Leistung/Service kostet nunmal Geld.
Der Anbieter sagt sich dann: Wenn Ihr nicht zahlen wollt, werdet Ihr mit Werbung zugeballert — irgendwie muss das Geld ja reinkommen. Und außerdem fixe ich Euch an, die sog. erweiterten Funktionen gegen Geld nutzen zu können: Keine Werbung, eigene Homepage, besondere Funktionen. etc. pp..
So sind die Geschäftsmodelle heutzutage: Anfix-Modelle durch Leistung für lau — und die Klientel spielt mit!
Don! Richtig gut. Ähnliche Gedanken hatte ich heute auch mehrfach. Nur nicht so gut getextet.
Und KaiRaven muss ich auch beipflichten. Es gibt einen Heranwachs, der ganz anders denkt, weder auf die eine noch auf die andere Art. Der sogar die Unbequemlichkeit von “Online” dem einfachen Anruf vorzieht, der sogar von Zimmer zu Zimmer in der eigenen Wohnung chattet statt zu sprechen. Und der, so meine Erfahrung, kaum noch Hemmungen kennt, “denen” da am Schalter der anderen Welt sofort und unnachdenklich zu folgen. Eine Hörigkeit ohne Beispiel.
@HUFI: Na die ‘Unbequemlichkeit’ online hat eben den Vorteil dass man nicht darauf angewiesen ist, dass der andere gerade in Telefonreichweite ist, man wird nicht in ein Gespräch verwickelt usw. Ist zumindest bei Text-Nachrichten (ICQ usw.) ja so ähnlich wie bei SMS. Eigentlich könnte man statt einer Kurznachricht zu schicken auch anrufen, aber wenn es keiner Rückantwort bedarf oder man nicht dreimal anrufen mag bis man den anderen erreicht ist das einfach bequemer.
Bei online Diensten kommt dann noch dazu dass man sieht ob der andere gerade da ist/Lust auf ein Gespräch hat oder nicht. Man drängt sich weniger stark auf und kann einfacher (weniger unhöflich) wieder abbrechen. Mal ganz abgesehen davon, dass man nicht erst an Mami oder Papi vorbei muss, weil das Telefon im Flur steht. Von daher ist die intensive Nutzung solcher Dienstes imho schon verständlich.
Was die Hörigkeit angeht, naja ist bei Teenagern doch generell ein Problem, dass sie vielem nachrennen, weil es gerade in ist (Klingeltöne, Markenklamotten,…) und bei social networks kommt noch dazu dass die Eltern selbst oft keine Ahnung davon haben/nix (kritisches) dazu sagen…zumal es den elterlichen Geldbeutel nicht belastet.
headline ist ausreichend. das kann schon passieren, sowas.
Ja, ja, die Jugend – un-be-rechenbar! Mal lesen sie Bravo, dann simsen sie wie blöde oder chatten in Netzwerken umher. Kaum sind sie nicht mehr jugendlich, machen sie was anderes. War immer schon so. Oder? Das Sozialverhalten von Heranwachsenden folgt aber nur oberflächlich betrachtet immer wieder ähnlichen Mustern.
Ich beobachte (wie sich das anhört!) schon seit längerem das soziale Geflecht, in dem sich meine Kinder (Sohn,27; Tocher, 22) bewegen – ich werd ja sogar oft auf deren Partys eingeladen ;–) Mit erscheint das einem Zwiebelschalenmodell zu folgen. Der innerste Kreis, das sind so um die 12 Personen, kommuniziert beinahe täglich und ganz im Ersten Leben. Von jedem Mitglied dieses Dutzends zweigen so zwischen fünf und zehn Kontakte ab. Die hält und pflegt man per SMS, Anruf und Mail. Dann sind dann die, die wo nicht da sind, weil zum Studieren oder Jobben im Ausland oder sonstwie weit weg. Mit denen hält man den Kontakt vorwiegend per Mail, ICQ und anderen Chat-Formen.
Schließlich ist eine Minderheit auch in Internet-Communities verstrickt; meist nicht wegen des Kontakts zu irgendwelchen Leuten, sondern themengebunden. Einer der jungen Leute sagte mir, er wäre auf StudiVZ, weil er sich davon erhofft, mehr mitzukriegen, was man denn als Student so macht. Die Nachwüchsler, die aktiv Musik machen oder sich sehr mit Musik befassen, lieben MySapce. Eine größere Gruppe der Jungmänner sind heftig in Online-Games unterwegs. Übrigens: Keiner von denen, mit denen ich je darüber gesprochen habe, fand SL interessant.
Wenn ich dieses Thema in seiner Entwicklung über die letzten zehn Jahre verfolge, dann gibt es nur eine Kommunikationstechnik, die tatsächlich ALLE und alle ziemlich intensiv nutzen: Simsen. Das wird anscheinend auch nicht weniger, also auch durch keinen anderen Kanal ersetzt. Die Mail-Nutzung hat scheint’s sogar abgenommen – viele von denen haben gar keine Mailadresse mehr. ICQ ist und war immer schon was für die Computerfreaks.
Das ist natürlich alles nicht repräsentativ, wobei der beschriebene Kreis ethnisch und sozial ziemlich heterogen ist. Da gibt es allein unter den zentralen 12 sechts verschiedene Nationalitäten. Beruflich bewegen sich die Mitglieder zwischen Handwerkslehrlingen, Studenten und Selbstständigen.
@ Thaniell: Verstehe. Ich find es aber mindestens ebenso komisch, lange in den Rechner zu gucken, ob dann endlich wer online kommt; statt einfach mal anzurufen (mit Flatrate heute gelegentlich auch kein Problem). Wie gesagt, manches will mir einfach nur umständlicher vorkommen.
@ Rainersacht: Würde ich ähnlich einschätzen. Was mich aber auch wundert, wo das ganze Geld für die SMS herkommt. (Für Klingeltöne – war aber wohl früher mehr der Fall). Und mit ICQ ists ja auch nicht getan, da sind die auch mal sehr wählerisch. Wenn alle mit MSN messengen, haste mit ICQ keine Chance. Da trennen sich Welten – ist wie mit den Marken, ist wie mit den Popgruppen früher (Bay City Rollers gegen Status Quo – eine Frage der Ringelstrümpfe!) ;-)
@HUFI:
Naja nur um wen zu kontaktieren wirft man den Rechner natürlich nicht an, da ist das Handy oder Festnetz dann schneller. Aber wenn man sowieso davor sitzt, und zumindest ein guter Teil der Jugend sitzt mittlerweile in der Freizeit (oder während Studium bzw. Job zur Recherche o.ä.) afaik schonmal eine ganze Weile davor, dann ist das einfach der nahe liegende Weg. Man hat quasi direkt vor der Nase mit wem man alles quatschen könnte… und Nachrichtendienste oder social networks ersetzen ja auch nicht die Handys, wie Rainersacht ja schon sacht, gesimst wird weiter. Es ergänzt bei der neuen Generation die Kommunikation nur viel stärker. Zumal einen Pinnwandeintrag bei einem social network kann man auch hinterlassen wenn der andere gerade nicht da ist. Es geht dabei imho oft viel weniger um direkte Kommunikation mit einer bestimmten Person als um Kommunikation generell. Rechner an, erstmal jedem Bekannten was auf die Pinnwand geklatscht, dann schau mer mal wer so im ICQ is und danach kommen vielleicht die Hausaufgaben ;)
@Rainersacht: Würde nicht unbedingt behaupten, dass ICQ und Co. nur eine Sache von Computerfreaks ist. Ich würde zwar wohl nach allgemeinem Verständnis dazu zählen, aber ich hab etliche Studenten im Bekanntenkreis, die nachweislich einen Messenger installiert haben und nutzen und dabei fernab von Computerfreakigen Gedanken sind.
Das Nutzerverhalten ist ein anderes, aber vorhanden. Ignoriert man die Computerfreaks die ich nur kenne, weil sie Computerfreaks sind dann bleibt ein ausgewogenes Bild an Leuten verschiedenster Interessenrichtung. (Momentan online hätte ich z.B. einen Computerfreak, einen Politikwissenschaftsstudi, eine BWLstudentin, einen Sozialpädagogen, einen Geographen, einen Lehramststudenten(Geo und Mathe)).
Allerdings kann ich nicht beurteilen wie sich das bei nicht-Studenten in dem Alter verhält, kenne zwar einige, aber über deren Messengerverhalten weiß ich nix. Als Student kommt man in vielen Studiengängen wohl in irgendeiner Form zwangsweise längere Zeit mit Computern in Berührung und es besteht eher der Bedarf sich mit den alten Freunden in anderen Städten auszutauschen. Bei Azubis usw. mag die Rate daher etwas geringer sein.
Aber ansonsten sind Zwiebeln wohl ein gutes Model, mal ab davon dass sie stinken ;) Wobei ich für netzbewanderte noch eine Schicht einfügen würde: Maximal eine Hand voll Leute die man ‘irgendwie’ im Netz kennengelernt hat und mit denen man dann und wann einfach mal gut über dies und das tratschen kann, weil man auf einer Welle liegt oder sehr tief im gleichen Thema steckt. (Oder bei den jüngeren: weil ihre MySpaceseite einfach todesmutig kitschig bunt ausschaut und der eigenen Lieblingsband lobhudelt).
Generell was den Kontaktverlust angeht, zumindest von einer Medien und Kommunikationsstudentin weiß ich durch ein Gespräch über SVZ, dass sie a) Blogbewandert ist und das b) deswegen weil sie eine Hausarbeit darüber schreiben musste. Ergo scheint es, als müsste man sich zumindest hie und da als angehender Medienmensch auch mal mit dem Netz und Blogs auseinandersetzen. Wenn das flächendeckend auch bei Journalisten so ist, sollte die nächste Generation sich ein bisschen besser mit den Web2.0ern verstehen können. Zumindest sollte dann ein gewisses Verständnis der Materie da sein auf Basis derer man sich unterhalten kann … mal sehen…
@Thaniell (15)
“Ergo scheint es, als müsste man sich zumindest hie und da als angehender Medienmensch auch mal mit dem Netz und Blogs auseinandersetzen.”
Jo, und “auseinandersetzen” kömmt dann so rüber (nachdem angehender Medienmensch schon die gesamte Meschpoke ohne Ergebnis nach “Experten” (“Du machst doch was mit Computern, ne?” durchforstet hatte): “Sind Blogs interaktiv?” “Ja, äähh, doch, oder?, bestimmt inetaktiv, sicher, oder, warten Sie, was waren nochmal Blogs? Sie meinen das mit dem Blubb, das gabs früher mal – oder?” “(Hrrmbl) Ok, und was ist ein Trackback?” “Trackback, ja klar, das ist, warten Sie… wenn also ich den Flugschein wieder zurückgebe… nein, quatsch, also, ich gebe den nicht zurück, sondern der wird mir weggenommen… oder so.”
Glaub’s oder nicht, aber dieses virtuelle Zitat ist mir bei diesen “Medienmensch”-Adopten verbrieft und keinesfalls die Ausnahme. Wenn man ihnen dann erklärt, wieso sie scheitern werden, kommt in 80% der Fälle “Na gut, geh’ ich wieder inne Disse und mach Zigarren-Werbung”.
Mal ohne Quatsch: “Web2.0” hat keine materielle Basis, über die man diskutieren könnte, ausser man erklärt die milliardenschweren Fehler der Web1.0-Generation zum gesellschaftlichen Vorbild. Weil den Medien Folgendes als aktueller Hype durchgeht: Dummsein dürfen wir alle, aber die Folgen bitte auf Staatskasse.
Nur so nebenher: wenn ich mir z.B. die UNI-Fragebögen ins Gedächtnis rufe, die so verteilt wurden (auch virtuell in Foren), dann grauselts mich nach wie vor, wie wenig Grundahnung von der Materie anscheinend bei Sozialwissenschaftlern und angehenden Pädagogen vorhanden ist.
Wirtschaftsfuzzis? Versuchen, veraltetes zeuchs ins www zu übertragen – Abkupfern amerikanischer Geschäftsmodelle 1 zu 1 (völliger Blödsinn natürlich) ist dann der Gipfel der deutschen Kreativität.
Na danke.
Ich hab neulich in einem Podcast gehört, in dem es um eine Konferenz um die Milenarists (oder so ähnlich: Die von 1985 bis 2000 geborenen) ging.
Jedenfalls die nächste Generation der Webusern und Intranet-Arbeitsplätzeinhaber.
Als wichtigste Kennzeichen dieser Gruppe wird dargestellt, dass ihnen Authenzität sehr wichtig ist. Deren Werbebanner-Clickraten sind extrem gering. Sowieso scheinen sie starke Aversionen gegen Turi-Buri-Werbefirma Hajopeiismus zu haben.
Für mich sind diese Vertriebler/Evangelisten/Etc., die da irgendwie das nächste ganz grosse kohnzeptionelle Ding im Web anstossen wollen, eh Leute die es anderweitig nicht auf dem Baum geschafft haben.
In diesem ganzen Vertrieb von IT-Projekten, Produkten und Leute-Bestückung läufts doch seit 2 Jahren in einer Menge von als weniger fadenscheinig angesehenen Bereichen eigentlich ganz gut. Die haben dann etablierte Beziehungen mit weitgehend vernünftigen Dienstleistern und Kunden.
Blogschau: Nachklapp der “Web3.0″-Veranstaltung
Mannomann. Sechzehnstundentage sind nichts für Feiglinge; ich hoffe, dass man mir den vorhergehenden Frühdienst nicht allzu sehr angemerkt hat und meine Moderation gestern nicht zu sprunghaft war. Was bleibt? Wie erwartet, haben wir keine bahnbrechen…