Feudalismus im aSozialen Netz – und was Neues zu StudiVZ
Stellen wir uns vor: Unser Innenminster käme auf die Idee, sämtliche Unterlagen über unsere berufliche Tätigkeit zu sammeln, ein Paket daraus zu schnüren, für jeden Bürger ein Profil anlegen und das alles dann an der Börse zu verkaufen – er selbst wäre dann CEO der Firma, und würde von oben herab entscheiden, wo und wie man mit diesen Daten Werbung verkauft. Oder noch übler, er würde einen Unternehmer, der davor seine Firma in eine grandiose Pleite gesetzt hat, damit beauftragen, und der würde eben finanziell rausholen, was geht. Wir wären zwar dazu aufgefordert, unseren Datenbestand selbst aktuell zu halten, aber was letztlich geschieht, wird oben entschieden.
Oder nehmen wir an, Bertelsmann würde mit Erlaubnis der Regierung von allen Zuschauern seiner Medien die Daten erheben und sich das Recht zusichern lassen, diese Daten je nach Belieben zu verwerten. Ab und zu würden sie eine Mail verschicken mit dem Hinweis, dass diese Datenspeicherung so teuer ist, dass sie sie jetzt besser vermarkten müssen, ist ja alles zu unserem besten, also brauchen sie ein paar weitere Rechte für unsere Ausforschung, und wer nicht unterschreibt, fliegt aus der Gesellschaft raus.
Wäre krass, oder? Genau mit solchen Attitüden sind in letzter Zeit aber Xing/Open BC und die Holtzbrinck-Tochter StudiVZ aufgefallen: Mit dem Ziel der Ertragssteigerung wurden von oben Eingriffe verordnet und deren Folgen kleingeredet, die erst durch einen Aufstand der Nutzer und massiven öffentlichen Druck teilweise entschärft wurden. Geltende gesetzliche Regelungen und das Vertrauen der Nutzer ging da offensichtlich manchem sonstwo vorbei.
Und da stellt sich für mich eine Frage: Was sind das eigentlich für Sozialsysteme, in dem angeblich sozialen Netz? Auf der einen seite haben wir Nutzer, die interagieren wollen. Und auf der anderen Seite ein System, eine Firma, die diese Gesellschaft nach kommerziellen Gesichtspunkten betreibt. Wenn man sich die Reaktionen von StudiVZ und Xing anschaut, erinnert das weniger an das Wesen einer demokratischen Zivilgesellschaft, sondern eher an den ostelbischen Landjunker im Kaiserreich und dessen Umgang mit den Landarbeitern. Und es ist legitim, denn die “Gesellschaft” erteilt durch das Abnicken der AGB das Recht dazu. Die einzige Option gegen diese Diktatur der ökonomischen Zwäxnge ist der Austritt aus der gesellschaft, unter weitgehendem Verlust der Sozialverbindungen innerhalb des Systems.
Anders gesagt, wir haben es hier mit Sozialsystemen zu tun, die ausgerechnet gegenüber jenen, die die alleinige Basis des Firmen- oder Gesellschaftswertes stellen, mit Methoden agiert, die kein vernünftig denkender Mensch heute von der Bundesrepublik akzeptieren würde. Es ist ein Rückfall in den Spätfeudalismus, es dreht die Uhr um 100 Jahre zurück, es ist bunt angepinselter Manchesterkapitalismus auf Kosten der virtuellen Identität, geprägt vom Versuch, sich abzukoppeln und aus dem System heraus weitere Wertschöpfung zu betreiben. So wie der landarbeiter und Malocher damals wenn möglich ihren Konsum gleich wieder in den anderen Abteilungen des Konzerns tätigen sollten, versuchten StudiVZ und Xing mit Softporn-Kalendern oder Aktienwerbung ihre Mitglieder gleich nochmal abzuschöpfen.
Die neueste Idee dazu kommt übrigens von Holtzbrinck: Die üblichen wohlinformierten Kreise der Munich Area berichten, dass man in Zukunft auch am bei Studenten beliebten Nachhilfeunterricht mitverdienen will. Und zwar mit diesem Projekt, das dem Vernehmen besagter Kreise nach Ende Januar bei SchuelerVZ und StudiVz zum Einsatz kommen soll:
http://www.tutoria.de/
Tutoria sitztin der Bayerstrasse 21 in 80335 München – unter gleicher Adresse ist auch Holtzbrinck Ventures und Holtzbrinck Networks, der StudiVZ formal gehört. Geschäftsführer von Tutoria ist Matthias Ick, den Rest kann man sich denken, wenn man seinen Namen zusammen mit Holtzbrinck bei Google sucht. Na, schnackelts? Bei SchülerVZ sind die, die Nachhilfe brauchen (unter anderem, weil sie ihre Zeit im SchuelerVZ vertrödeln und bei den Noten abfallen), und bei StudiVZ diejenigen, die Geld brauchen (unter anderem, weil sie nicht nur wegen der coolen Sprüche bei der Gruppe “Facial Cumshots are forever!” sind, sondern dieses oft nicht kostenlose Hobby auch mit den dort ansässigen Profidienstleisterinnen praktizieren). Und dazwischen, mitsamt der Prozente für die Vermittlung, passt genau das neue Startup aus der Bayerstrasse.
So geht das zu, im neuen Feudalismus. Und die Leute sind bereit, freiwillig mitzumachen. Schon komisch. Ich verstehe Euch nicht. Ich verstehe keinen derer, die sich da unterordnen.
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A propos StudiVZ: Schon mal jemand die Einstellungen gefunden um die Verwendung der eigenen Daten für Werbung etc. zu unterbinden? Nein? Die sind auch gut versteckt… Ganz klein unten bei den neuen AGBs…
Es gäbe eine einfache Methode, sowas zu unterbinden. Wenn eine hinreichend große Menge an Usern sich einfach mal verabschieden würde (Account löschen), dann würden XING und StudiVZ sich das mit den neuen AGB schon noch überlegen.
Wenn aber die überwiegende Mehrheit der User die neuen AGB passieren lässt – dann liegt es wohl nicht am System, sondern an der Dummheit der User.
XING zeigt die Dreistigkeit dieses “Feudalismus”. Werbung im Profil, mehr als doppelt so gross wie das Foto. Da wird aus dem serriösen Business-Manager” ein Sandwichman. Dazu noch für Konkurrenzunternehmen oder -produkte, oder für Dinge, mit denen der Profilinhaber nicht in Verbindung gebracht werden will. Dass dies nun bei den Premium-Kunden abschaltbar ist, ist ein schwacher Trost, der eigentlich nur den “Feudalismus” dient. Die Alternative “Zahlen” oder man macht sich mit seinem Profil lächerlich. Hat was vom fürstlichen Steuereintreiber, der die säumigen Zahler an den Pranger stellt. Das ist eine perverse Auffassung von Respekt gegenüber den Kunden. Statt mit Service und Leistungen die Kunden vom Wert des Premium-Status zu überzeugen.
Aber solange die franzöische Revolution auf sich warten lässt…
@Vroni
Sind derartige Praktiken nicht ein klarer Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht? Wie gut ist es doch für diese Datenschnüffler und Werbeaufdrängler, dass die anderen “social web”-Kommerzanbieter kein Interesse an der Abmahnung von StudiVZ haben.
Dabei ginge das so easy. Sie hätten im Prozessfall nicht den Hauch einer Chance. Aber egal, Hautptsache, der User wird gründlich verarscht. So ist das im “social web”.
Xing meldet gerade, dass auf den Profilen der zahlenden Kunden nun generell keine Werbung mehr geschaltet wird. Haben wohl gemerkt, dass sie zu weit gegangen sind.
Aber Strappato hat natürlich trotzdem recht – dass die Kostenlos-Kunden das weiterhin ertragen müssen, ist eine Frechheit. Wenigstens konnten die Nichtzahler ihre Werbung von Anfang an sehen, während die Premium-Kunden noch nicht einmal ahnten, dass sie gerade mit ihrem Profil Werbung für ein Konkurrenzunternehmen (oder was auch immer) machten.
Vielleicht ist das auch ein neuer Trend im Netz: Man probiert erst mal rücksichtslos alles aus, was technisch machbar ist. Wenn die Wogen der Kritik zu hoch schlagen, kann man ja immer noch einen Schritt zurückgehen. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass das Publikum irgendwann so abgestumpft ist, dass es dann doch alles akzeptiert.
Spät, vielleicht ein bisschen zu spät kommt Initiative in den Schulen in Gang: Schülern wird endlich Datenschutz beigebracht. “Wer weiß was über wen?” Ein eigenes Fach ist es aber nicht.
http://www.ard.de/ratgeber/special/datenschutz-schulunterricht/-/id=322978/nid=322978/did=319870/19am6ye/index.html
Auszug:
“Der Schüler Rostic ist trotzdem unzufrieden. Er findet, dass diese Unterrichtsstunde viel zu spät stattfindet: “Bislang haben wir doch schon alle so viele Daten abgegeben, ohne zu wissen, was man damit angestellt werden kann. Datenschutz müsste viel früher unterrichtet werden.””
Schüler Rostic hat es erfasst.
(Wenn ich an meinen eigenen Geschichts- und Sozialkundelehrer denke, dann hätte der das ohne Zögern sofort in seine staatsbürgerlichen Informationen und Fragen an uns eingebaut. Da frage ich mich, was wir für Lehrer derzeit haben. Sind die nicht im Internet? Haben die keine Ahnung, was läuft? Sind denen die Schüler egal? Meinem Geschichtslehrer Kramer waren die Schüler nicht egal. Ich profitiere noch heute davon und denke in Respekt zurück. Denn nur die Könige auswendig lernen zu lassen, das war ihm einfach selber zu fad. Ihm waren Entwicklungen und soziale Prozesse in der Geschichte und warum viel wichtiger.)
Das Schlimme ist: Lehrer begreifen in aller Regel das Problem nicht, und Schüler und Studenten wollen es nicht begreifen.
[…] EINE LESEEMPFEHLUNG!!!! […]
@ “Vielleicht ist das auch ein neuer Trend im Netz: Man probiert erst mal rücksichtslos alles aus, was technisch machbar ist.”
Wäre schon, wenn sich das nur auf’s Netz beschränkte – das sind die klassischen Verkaufstechniken “foot in the door” und “door in the face”, mit denen (unter anderem) auch Sicherheitspolitik gemacht wird: “Alles ganz harmlos, nicht aufregen, die Daten werden nur im Fall X bei Personengruppe Y erhoben”, nach und nach bröseln “Fall X” und “Personengruppe Y” weg (foot in the door); “Wir werden alle sterrrben!!1 – und brauchen deswegen X” – man lässt sich großzügig auf das Ziel herunterhandeln, welches man eigentlich erreichen wollte (door in the face).
Gerne auch kombiniert mit “plausible deniability”, wenn die Exkremente unerwartet hoch spritzen: StudiVZ hat gar nicht gewusst, dass die Anwaltskanzlei die AGB so schwammig formuliert hat, deswegen trennt man sich jetzt von denen. Böses Missverständnis, das alles.
Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es derzeit einen neuen Trend im StudiVZ, nämlich den Nachnamen (oder. Vor- UND Nachnamen) nur noch abgekürzt anzugeben. Also z. B.: Veronika S.
Da sind offensichtlich einige Studis aufgewacht und wollen den Mittelweg gehen zwischen noch im Verzeichnis dabei sein, aber nicht unter Klarnamen mit dem Datensatz auffindbar sein.
Ist nach meiner Beobachtung aber nur ne Minderheit und zwar – statistisch nicht abgesichert – eher die schlaueren, karriere-orientierteren, die noch was vor haben.
Die Namensabkürzungen gibt es bereits seit einiger Zeit (ca. 5-6 Monate), eher neu sind Namen wie Allex Scheisse. Oder die Abmeldungen. Ein paar werden nie verstehen, was ihre Daten wert sind (für sich, wie andere), die kann man so nicht “retten”.
Bei StudiVZ und Konsorten wird nun Kapital aus dem geschlagen, was sie überhaupt erst groß machte. So wird aus Freiheit der Sozialisierung un-freiwillige Unmündigkeit. Einen so entscheidenden Punkt wie der veränderte Umgang mit sensiblen Nutzerdaten in den AGB’s unter ferner liefen abzukaspern, disqualifiziert einen solchen Service grundsätzlich. Hier zeigt sich die hässliche Fratze derjenigen, für die Worte wie “Humankapital” längst zum Grundwortschatz geworden sind. Damit wird der eigentliche Grundgedanke, um dessentwillen diese Dienste so enormen Zulauf verbuchten, mit Füßen getreten: die Möglichkeit barrierefreier Kommunikation. Barrierefrei ist daran nur noch die Ausbeutung der sozialen Netze. Gesponnen wurde diese von den einzelnen Nutzern, im Vertrauen darauf, dass es sich um eine gute und faire Sache, kurz, um einen Schritt der Freiheit, handle.
“Das Schlimme ist: Lehrer begreifen in aller Regel das Problem nicht, und Schüler und Studenten wollen es nicht begreifen.”
Das Problem ist, das man von Schulseite her die Thematik einem Informatik-Lehrer überlässt, weil man glaubt, das die sich auskennen oder zuständig seien (wie in dem Beispiel zu sehen, das ich genannt habe).
Mir sagt das nur, dass es a) auch – wie überall in der Gesellschaft – von Lehrer- und Schulseite zuviel Respekt vor Informatikern, also vor der puren Technik gibt und b) sich daher nicht verantwortlich fühlt, weil: Ist ja was mit dem Internet = Technik.
Ich denke, viele Lehrer wissen sehr wohl und ahnen das Problem (so wie zu meiner Zeit sehr wohl der unglaubliche Dr.Sommer/Bravo und das Drogenprobem/Heroin von den Lehrern sehr aktiv, fast missionarisch thematisiert wurde), schieben aber das Problem ab und weg. Plus verfehltes beamtiges Zuständigkeitsdenken im Kollegium, keiner will sich in die Nesseln setzen.
Das ist ungefähr so, wie wenn heutzutage Schule und Lehrer das Drogenproblem nur vom Biolehrer fachlich korrekt angesprochen wissen wollen und sich selbst da zurückziehen.
Dazu kommt, dass die 68-er Einstellung, dass alles Private politisch sei und alles Politische privat, inzwischen verpönt ist und man Angst hat, im Kollegium als links eingestuft zu werden. Das Duckmäusertum nimmt zu.
So schätze ich die Masse der Lehrer ein. Selber haben die meisten inzwischen sehr wohl Internet zuhause und sehr wohl versuchen gerade sie ihre eigenen Kinder über die Gefahren des Internet wissen zu lassen. Aber in der Klasse scheint es ihnen egal. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)
Manche Lehrer machen ja sogar mit. Manchmal stoße ich per Google zufällig auf Websites über schulische Aktivitäten (Arbeitsgemeinschaften etc.), auf denen die minderjährigen Beteiligten mit vollen Namen, Fotos, Schuljahrgang und so weiter präsentiert werden. Klar, auf den ersten Blick ist das harmlos – aber es ist trotzdem nichts, was öffentlich im Netz verfügbar sein sollte. Man weiß nie wirklich, wozu das Material irgendwann mal genutzt werden könnte (Pädophilie wären nur ein Beispiel).
Was ich an SchülerVZ nicht verstehe – eigentlich hat sich die Zielgruppe dort doch allein schon mangels Geschäftsfähigkeit rauszuhalten.
Andererseits – was kann man von einer Gesellschaft erwarten, in der lieber Raubkopierer zu Verbrechern erklärt werden, als das von einer maroden Musikbranche mal erwartet wird, ein tragfähiges, zeitgemäßes Geschäftsmodell zu entwickeln. PAsst schon. Noch jemand 1 Klingelton? Im Abo günstiger, vielleicht..?
Aus diesem Grunde finde ich übrigens auch die derzeit aus dem Boden schießenden Eltern-Baby-Portale furchtbar. Und veranwortungslos von den Betreibern. Ich würde k…en, wenn heute noch irgendwo im Netz Baby- oder Kinderfotos von mir einschließlich vollem Namen zu finden wären, möglicherweise noch mit Detailinformationen über meine jeweiligen Entwicklungsschritte (vielleicht sogar -störungen) oder “süßen” albernen Kinderzitaten von mir.
Schon wieder so eine „tolle Geschäftsidee“, die mit Sicherheit den Laden in die schwarzen Zahlen bringen wird: Nachhilfemakler ;-) Was machen die auch für ein Kleckerbusiness?
Das ganze ist allerdings typisch fürs asoziale Netz (sehr schöne Namensfindung, trifft den Nagel auf den Kopf): Dieses auf den ersten Blick unaufdringliche Anbiedern beim Nutzer, „hey, so easy ist das“ und dann die Leute abzocken. Vielleicht sollte Holtzbrinck noch ein treuerEhepartnerVZ gründen und dort „Nachhilfe“ vermitteln, dabei könnte die Provision deutlich höher ausfallen …
@Don: Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Großteil der Lehrer gar nicht so viel vom asozialen Netz weiß. Der aktuellen Lehrergeneration sind die 68er durch Pensionierung grad entkommen und wie viele von den jüngeren gegen die Volkszählung auf die Straße gegangen sind …? Aber es kommt noch besser, schließlich sind die künftigen Lehrer sehr gut in asoziale Netze verstrickt. Dann kann unseren Kindern also Medienkompetenz kompetent vermittelt werden.
@Urs und Smou: Die Sache mit der Namensabkürzung ist aus zweierlei Hinsicht Humbug:
1. Ändert man nur seinen Namen, aber das dahinter stehende Profil ist weiterhin das Gleiche, StudiVZ ist also immer noch im Bilde. Und wenn die dann noch die richtigen Backups machen …
2. Eine Namensänderung führt das Ziel des „heißgelaufensten Startup“ ad absurdum: Finde keine alten Freunde mehr.
Nachdem Don schon das Jahr der Exits vorhergesagt hat, dürfte es mit Sicherheit auch an dieser Front interessant werden, soviel Geld wie da einige in heiße Luft „investiert“ haben. Dotcomtod 2.0 oder so, gell?
Zitat:
… wir haben es hier mit Sozialsystemen zu tun, die ausgerechnet gegenüber jenen, die die alleinige Basis des Firmen- oder Gesellschaftswertes stellen, mit Methoden agiert, die kein vernünftig denkender Mensch heute von der Bundesrepublik akzeptieren würde. Es ist ein Rückfall in den Spätfeudalismus…
Mhm, und was findet da draußen im real life in der republik statt? Genau das gleiche letztendlich. StudiVZ ist also auch nur ein virtueller Spiegel der ganzen Geldmachmaschinerie.
Urs:
Den (inkl. des Verbergens des Profils vor Nichtfreunden) gibt es – verstärkt – seit etwa einem Jahr. Davor waren es Einzelfälle.
Seit dem Chaos letzten Dezember und wenig später dem Verkauf an Holtzbrinck Networks im Januar darf man ein Umdenken unterstellen. Negative Erfahrungen innerhalb der Community (Stalking, im RL, z.B. bei Bewerbungen/Praktika auf Inhalte angesprochen werden) tun ein übriges.
Nein, das scheint mir eher eine Projektion deinerseits zu sein. Der Trend zieht sich quer durch die alle Profile. Nicht zuletzt die Partymäuse haben gemerkt, dass es vielleicht doch nicht so clever ist, sich die eigenen Daten betreffend nackig zu machen.
Finmike: Tipp doch bitte mal den Begriff “Schulmarketing” in den Schlitz deiner bevorzugten Suchmaschine. Ach, und halt eine Kotztüte bereit.
Robert:
Und was sollten sie mit solchen “Komplettbackups? Rauskramen, wenn Schäuble klingelt?
Gottchen, so paranoid bin ja nicht einmal ich. Käme heraus, dass StVZ grundsätzlich keine Stammdaten löschtt, sondern nur Änderungen inkrementell speichert (Da warte ich ja immer noch auf eine Bestätigung entsprechender Behauptungen von iirc “Porschekiller”, der mal von zwei nicht gelöschten Profilen sprache), gäbe es einen Knall, von dem sich StudiVZ nicht erholen würde.
Ein solche Speicherung macht auch sonst kaum Sinn. Weder technisch, noch für die kommerzielle Auswertung. Interessant wäre allenfalls die Frage, über welchen Zeitraum das Nutzungsverhalten für’s Targeting analysiert und gespeichert wird.
Wozu, um sie nach 20 Jahren zu einem Klassentreffen oder eine Tasse Tee einzuladen? Dafür ist StudiVZ auch sonst nur bedingt geeignet. Ehemalige Mitschüler sollte man in den ersten Semestern über gemeinsame Kontakte/Netzwerkverbindungen finden. Da sehe ich kein Problem.
Ich kenne einen Fall, da sind die Bilder auch drei Wochen nach der “Profillöschung” immer noch aufrufbar.
@ Jo
Fürs Targeting bracht man den vollen Klarnamen gar nicht, dazu braucht man den Namen überhaupt nicht, Werbung wird diesen schlauen StudiVZ-Nutzern also so oder so sichtbar blühen (außer sie haben Adblocker).
(XING:
“Die Auslieferung von Werbung wird anhand anonymisierter Merkmale wie z.B. Geschlecht, Stadt oder Alter erfolgen.”)
Insofern löst der “Trick”, den Namen nur unvollständig anzugeben, nicht, dass mit einem “ex cathedra”, also von oben und per Willkür Geld verdient wird, obwohl der User das vielleicht gar nicht will.
Dann muss er ganz raus aus diesem “sozialen “Dienst”. Es gibt einfach für Nutzer von social communities kein halbes “Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass”. Das glauben nur Bauernschlaue. Mit ihnen als Klickvieh wird immer verdient, so oder so.
Bör: Klar. Daher schrieb ich ja auch, dass es für die kommerzielle Auswertung (das Targeting) keinen Sinn macht und rollte exemplarisch Herr Schäuble herbei.
Es macht aber durchaus einen Unterschied, ob man/ein vernetzter Avatar nur innerhalb einer Community anonym zwangsbeglückt wird, oder ob ggf. eine Ansprache mit Adresse und Klarnamen (durch Dritte/von aussen) erfolgen kann.
Ich nehme an, dass das eine Entscheidung ist, die von vielen Benutzern durchaus bewußt getroffen wird. D.h. man kann seinen Pelz durchaus zu weiten Teilen trocken halten, ohne sich ins digitalsoziale Abseits zu stellen.
Don: Einzelfälle dürfte es einige geben (z.B. durch einen fehlenden Abgleich bei zurückgespielten Datensicherungen o.ä.). Ich glaube aber nicht, dass systematisch Daten von gelöschten Usern aufgehoben werden.
Interessant ist auch die Stellenanzeige bei diesem Tutorial-Dings. Die suchen nicht etwa Pädagogen für die “innovative pädagogische Unterstützung” sondern Praktikanten(!) für den Bereich Online Marketing und Buzzword-Development oder so. Kaum erkennbar, wo jetzt die Innovation in der Pädagogik liegen soll. Und gab’s da nicht mal vor kurzem diese Nachhilfe-Gutscheine für 99 Euro bei Tschibo oder Aldi? Jo, das liegt im Trend. Bildung als Ware. Der Schööler als Kunde!
@ drdean, wie meinst Du denn das?
@ amelia, das ist eine gute Frage. Habe von einem Menschen mal in Schweden die Antwort ehalten, dass das doch alles nicht juckt, wenn es alle tun. Bin mir da auch nicht sicher …
Tutoria kann doch noch nicht alles sein: ResozVZ fände ich als Tochterunternehmen auch nicht schlecht. Die kümmern sich dann unermüdlich um jene StudiVZ-Mitglieder, die wegen – sagen wir – ihres allzu gewagten Gesprächskreises oder wegen allzu intensiver Anbaggerung der holden Weiblichkeit gerade einsitzen müssen. Auch CoachingVZ wäre nett: Werden wie Ehssan …
Jo, für wen arbeitest du denn ;-)
Das mit der Schäuble-Paranoia war nicht schlecht, schließlich faseln die in den neuen AGB was von vorauseilendem Gehorsam, geht allerdings an meiner Intention vorbei: Was ich sagen wollte ist, dass die trotz „Namensänderung“ und „Adresslöschung“ durchaus immer noch diese Stammdaten vorhalten. Damit verknüpfst du das soziale Netz mit dem echten Leben, wo wirklich Geld verdient wird. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das (sowie porschekillers „abmelden“) vorsätzlich praktiziert wird.
Und das mit dem Wiederfinden von Freunden ist nicht meine, sondern deren Idee.
For I & I know that all of the youth shall witness the day that Babylon shall fall!
Das Problem ist doch: die Social Communities haben eine Menge Traffic. Dieser ist aber leider unaffin. Media auf TKP klappt nicht, weil die Werbetreibenden keine Conversion dahinter kriegen. Also denken sich die Product manager eben was neues aus.
Das Aufschreien ist gut und demokratisch und prima: so lernen die Portalanbieter, welche Refinanzierungsmodelle sie ausweiten können, welche nicht.
Robert: Soll ich den Link zu meinem Xing-Profil posten? Ach, ich riskiere mal 500 Euro und setze einen Link zu meiner hochkommerziellen Selbstvermarktungswebseite ,)
Ich habe natürlich auch keinen Einblick in die Datenbanken/Datensicherungen von StudiVZ, bezweifle aber eine systematische Speicherung geänderter Stammdaten oder vom User gelöschter Profile. Die letzten 4-6 Wochen machen kann ich mir noch vorstellen, mehr macht für StudiVZ eigentlich keinen Sinn. Ausser natürlich, es gibt noch einen finsteren Plan B.
Stimmt, mit dem Hinweis, dass man sich als Student damit doch eigentlich selbst ins Bein schießen würde und StVZ sich beim Targeting (wenn man es denn irgendwann, was man im Moment, aber …) nicht für Namen interessiere, versucht gerade auch Michael Brehm höchstselbst für Ruhe zu sorgen.
Siehe u.a. den Infotext der Gruppe “Neue studiVZ AGB (12/07) – ich bin dann mal weg!!!”
PS: Die “freundliche Übernahme” der StudiVZ-Mitglieder durch Evangelisten von Bert Elsmann/kaioo.de finde ich zur Zeit übrigens wesentlich spannender.
Ich bin etwas überrascht, dass sie diese Kampagne zulassen… aber vielleicht haben sie gerade andere Sorgen.
Man hörte da was.
Dumdidum.
Also, auf die neuen AGB wird schon heftiger reagiert. Teils mit Austritt, meist aber mit Profilverknappung und Namensänderung. Eine ganze Reihe von Leuten haben nur noch einen Buchstaben als nachnamen, heißen “Herr” mit Vornamen oder geben Blödsinn bei den Kategorien ein.
Eben entdeckt: “Der Pumuckl”, “Anna von Schlotterstein” und 117mal James Bond.
Hmmm eigentlich habe ich ja noch nicht einmal Ahnung was denn überhaupt Studivz ist. Da scheine ich ein wenig zu alt für zu sein.
Allerdings denke ich mir das folgender link doch recht gut zu dem Thema zu passen scheint.
http://www.bildblog.de/2704/witwenschuetteln-20
Ist ja anstrengend, wenn man einen konstruierten gesetzlichen zwang der datenherausgabe mit der freiwilligen öffnung der privaten wünsche, hoffnungen und angaben bei studivz gleichsetzt. da will man den rest ja gar nicht mehr lesen.
@robert (34)
1. Gesetzgeber sagt, “konstruierter gesetzlicher zwang” is’ mir palle, weil ich Gesetzgeber bin.
2. Gesetzgeber sagt, “freiwillige öffnung der privaten wünsche, hoffnungen und angaben bei studivz” is’ mir palle, weil ich Gesetzgeber bin.”
3. Gesetzgeber sagt: “Weil ich Gesetzgeber bin, hat das komische Aushebeln meiner Gesetze hierzulande nix zu suchen! Punkt.”
4. Gesetzgeber sagt: Wenn Du nix hast am Hut mit teutscher Gründlichkeit im Gesetz – Du haben Problem (jajetztja, haben Problem) mit komischem Gesetzgeber. Dann aber nicht wundern, warum ist hier so anders als damals in Türkei/Palästina/Myanmar/Bulgarien/Kosovo/Kenia/Indonesien/Pakistan/Iran/Sudan/USA/China/Japan/Serbien/ etc.pp.
Das war zwar auch komisch, aber nicht so konsequent, wenn “Mann” die Währung fürs Stillhalten kannte.
Wenn Du das als “so anstrengend” empfindest, warum liest Du das dann????
@Jo (20)
“Käme heraus, dass StVZ grundsätzlich keine Stammdaten löschtt, sondern nur Änderungen inkrementell speichert (Da warte ich ja immer noch auf eine Bestätigung entsprechender Behauptungen von iirc “Porschekiller”, der mal von zwei nicht gelöschten Profilen sprache), gäbe es einen Knall, von dem sich StudiVZ nicht erholen würde.”
Ich kann Dir gern die zwei Mails an die von mir gelöschten zwei Profile zukommen lassen, die Monate nach Löschung eintrudelten. Nutzen wird Dir das nix, weil ich die Mail-Addis rausnehme.
Davon ab: Rein technisch ist bei Web-Applikationen das Löschen eines Accounts durch einen User eine höchst heikle Angelegenheit. Allein übers Web die Möglichkeit dazu zu bieten, bedeutet höchste Hack-Gefahr. Deswegen kenne ich nur ganz wenige Apps, die sowas auch wirklich durchziehen. Meistens wird wirklich nur ein Login-/Passwort-Record deaktiviert (und nicht gelöscht!), der Rest verbleibt auf Pladde.
Du würdest als Firmenbetreiber auch nie zulassen wollen, dass Deine Kunden einfach zu jeder Zeit in Dein Büro spazieren können, an den Schrank mit den Kundenakten gehen, ihre Akte rauszupfen und in den Schredder schmeissen.
Apropos: Jetzt Tagesschau gucken!!!!!
“Frust -Studenten verlassen scharenweise StudiVZ”
@Porschekiller: Warum ist das Löschen denn technisch gesehen so problematisch? Und selbst wenn: Wäre es nicht wenigstens möglich, alle Datenfelder mit einer leeren Zeichenkette zu überschreiben, wenn ein User auf “Löschen” klickt? Wenn man das manuell machen kann, müsste das doch auch automatisch gehen.
@Amelia: Alles, was über ein Browser-Interface die Möglichkeit der interaktiven Löschung oder auch nur Überschreibung von Datensätzen mit “unternehmenskritischen” Inhalten bietet, ist genauso leicht hackbar wie das Ausspähen von Zugangsdaten. Damit sind nicht nur die eigenen Daten gefährdet, sondern auch die der anderen User.
Löschroutinen sollten idealerweise völlig unabhängig von einer User-Session im Web ablaufen und am besten mit einer “Human Interface”-Überprüfung durch einen Admin, der dadurch z.B. Hackangriffe mit Massenlöschungen erkennen kann.
Aber ich schrieb im letzten Absatz auch von der “menschlichen” Seite dieses Problems. Alter Spruch dazu: Was man hat, das hat man;-)
Auch sehr schön: Im heutigen FR-Artikel “Wo nix is, wird nix verkauft!” greifen die Redakteure genau das unter #18 geäußerte Dilemma auf – und ich hab das Ganze schon vor knapp einer Woche kommentiert, Strike ;-)
So, jetzt wollt ich doch tatsächlich mal wieder meinen Namen ändern und was seh ich da:
[quote]
Sicherheitshinweise
Dein Name ist uns heilig
…studiVZ gibt deinen Namen niemals an Werbepartner oder zu anderen Zwecken weiter. Er wird auch nicht für Werbung verwendet.
Dein Name ist schön – und muss nicht geändert werden!
…außer du hast geheiratet. Dann wünschen wir dir Alles Gute.
Dein richtiger Name ist wichtig
…damit dich alte und neue Bekannte im studiVZ finden, gib bitte deinen richtigen Namen an – keine Fantasienamen oder Abkürzungen.
[/quote]
Und dann wollen sie noch wissen, warum man den Namen ändern will. Mir sind spontan 32585 Gründe eingefallen…
Da sehen wohl einige ganze Fellfarmen davonschwimmen.
[…] Aber da gibts ja viele Abschreckungen beim Thema Datenschutz und seit neusten auch mit nervigen Nachfragen bei diversen Änderungen am Account. Und wie gehts eigentlich weiter? Die haben da nen Satz an Programmiern und trotzdemnichts neues?? Dabei könnte man doch mit Kleinigkeiten tolle Angebote für Studenten anbieten und nebenbei noch ein wenig Geld verdienen. Eine Mitfahrzentrale könnte man sicherlich gut Syncron einbauen. Oder ein Nachhilfesystem? Ein übersichtlicheren Modus um Lerngruppen zu organisieren? Wohnungen vermitteln?? All das sind Sachen die Studenen vielleicht intressieren würde. Und dabei kann man sogar noch Geld verdienen… Beispeilsweise 1€ für ne Wohnungsanzeige oder What ever… Also warum gehts nicht weiter??? […]