Blogshow auf dem Friedhof
Ein gewisser Blogger hat vor ein paar Wochen einen doch eher nach PR riechenden Wikipediaeintrag, zuuuuufällig zum Start seines Buches. Der Artikel hatte nicht allzu lang Bestand, was dessen Autoren jetzt wenigstens von der Pflicht befreit, ihn in einem Punkt umschreiben zu müssen. Denn die mit einem ambitionierten Untertitel versehene “Blogshow“, die im Januar dieses Jahres noch als grosses Ding bei diversen teilnehmenden Bloggern angekündigt wurde, läuft beim Sender Lettra.
Und der ist wegen fehlender Investoren pleite.Aber sowas von. (http://www.kress.de/cont/story.php?id=120657) Mit allem, was dazu gehört. Ich weiss nicht, ob es so toll ist, von der gleichen Pleite wie Bärbel S* und Michel F* betroffen zu sein, aber manchmal wäre es gerade für Blogger gar nicht so entsetzlich doof, Dinge in untrockenen Tüchern nicht allzu laut zu verschreien. Gerade, wenn die Partner eher Wackelkandidaten sind. Andersrum gesagt: Langfristiges Engagement mag schwierig und auch nicht immer erfolgreich sein, aber all die kurzen Aufreissungen von wasauchimmer für Medienblogprojekten von den Süddeutschen-Blogs über das laute Schweigen deutscher Blognation-Mitarbeiter bis zu obigem Fall tragen nur bedingt zu einer vorzeigbaren Blogkultur bei.
Ich fände es wirklich nett, wenn solche Projekte mit Ausdauer, Absicherung und der Ãœberzeugung, die man für Durststrecken braucht, betrieben würden. So macht das alles den Anschein eines modischen Abfeierns, und mit dem peinlichen Müll solcher Aktionen müssen sich dann diejenigen auseinandersetzen, die nicht wie selbsternannte “Talente und Stars” zum nächsten Trend und Ego-Marketing-Gag weitertingeln.
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Beim Lettra-Werbefilm haben sie zur musikalischen Untermalung passenderweise den Beat des D12-Tracks “I shit on you” gewählt.
Wundert sich jemand, wenn jetzt von Gläubigern auf ihr Grab gepinkelt wird?
Tja, wohlverdient. Ich kann damit leben, da ich ohnehin nie zu der sogenannten “Blogszene” gehörte. Aber ich weiß, was du meinst, Don.
Es gab mal eine Zeit, als sich viele hauptberufliche Versicherungsvertreter vom alten Schlag über die ganzen nebenberuflichen schwarzen Schafe mokierten, die mit Tricks die Leute dazu kriegen, einen Vertrag zu unterschreiben und sich dann nie mehr blicken lassen.
So ähnlich ist das mit diesen Möchtgern-Hype-Bloggern: sie werden aufgrund ihres lauten Geschreis von den Medien zur Kenntnis genommen, und darum entsteht der Eindruck, als würden alle blogs von solchen Deppen betrieben. Weh tut das allerdings nur, wenn man wirtschaftliche Ziele mit blogs verfolgt – darum tuts mir auch nicht weh. Ich habe trotzdem meine Leser (nicht viele, schätze ich), und die sind mir wichtig. Höchstwahrscheinlich gehören die ohnehin nicht zu denen, die von solchen Hype-Krakeel-Blogs sich angesprochen fühlen.
Das problem ist die Aussensicht. da ist die Blogosphäre irgendein heterogenes Zeug, das zusammengehört, auch wenn es nicht im Mindesten so ist. In Interviews bekomme ich vermehrt Sprüche zu hören nach dem Motto “Ihr habt Ambitionen, aber keine Ergebnisse”. Von aussen betrachtet ist das absolut richtig, die meisten grossen Projekte gingen ganz klein und mickrig zu Ende. Um nochmal auf die Re:Publica als angebliche Bloggerkonferenz zu kommen: Da lädt der Ex-Verantwortliche der Radioshow Trackback und Gründer des entschlafenen Spreeblick Verlagsprojekts den Autor der eingestellten Netzstimmen und die deutsche Autorin der insolventen Blognation ein, was über dieses Dingens da draussen zu erzählen. Das wird zurückschlagen, und zwar nicht nur für die, die ein anderes Bloggen vor Augen haben, sondern auch für jene, die es gerne ohne die Altlast eines vergeigten Hypes probieren möchten.