Ganz leere Tube bei Ehrensenf
Es hat etwas über ein Jahr gedauert, seit der ersten Vorhersage sogar mehr als anderthalb Jahre, doch nun ist es soweit: Das überregionale Trash- und Boulevardportal Spiegel Online trennt sich vom Videoformat Ehrensenf, das es trotz Erweiterungen und neuen Gesichtern nicht mehr so bringt als damals unter einer gewissen Kathrin. “Verbraucht” ist das erste, was mir einfällt, wenn ich an Ehrensenf denke, dann “ausgereizt”, “totgeritten” und “unfähig zur Weiterentwicklung”.
Bemerkenswert ist das Ende der Kooperation insofern, als Ehrensenf zumindest sowas wie eine gewisse Kontinuität mitbrachte, etwa im Vergleich zum halbtoten Videoformat “Elektrischer Reporter” von Mario Sixtus, der nach vollmundigen Ankündigungen nun schon seit vier Monaten nicht mehr berichten mag/kann/wasauchimmer. So gesehen sind das eher schlechte Bedingungen, wenn man sich ähnlich konzipierte Videoversuche im Netz anschaut; wie etwa Sevenload.
Vielleicht liegt das Problem einfach darin begründet, dass es nicht reicht, wenn sich irgendjemand, der von seinen drei Freunden als coole Sau gesehen wird, vor eine Kamera stellt und was ohne Sprechausbildung ins Internet faselt. Vielleicht muss man sich vorher Gedanken machen, was gut ist, was ankommt und was attraktiv bleibt, auch wenn es keine tief ausgeschnittenen T-Shirts sind. Vielleicht aber ist Internet einfach nur ein begrenzt videotaugliches Medium, wenn es um die Erfindung von reichweitenstarken Kanälen jenseits der Pornographie und deren Verwertung geht. Das Scheitern von Ehrensenf beim Spiegel jedenfalls sollte Anlass sein, sich darüber mal Gedanken zu machen.
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doch genau das ist der weg. losquasseln. machen. es ausprobieren. im originären stil.
so wird aus masse klasse. gehen die ideen durchs sieb bis wirklich cooles bleibt.
wir sind doch hier nicht im kino oder bei den öffentlich-rechtlichen…
Es braucht schon ein wenig arroganz, naivität und realitätsferne um spiegel online als trash- und boulevardportal zu bezeichnen. spricht da der neid eines verprellten online-redakteurs? hast du es nicht zum spiegel geschafft und bist jetzt frustrierter blogger?
darüber hinaus würde ich mit sicherheit nicht vom “scheitern des portals ehrensenf beim spiegel” sprechen, wenn man bedenkt, wie lange ehrensenf mit dem spiegel kooperiert hat.
Wenn man beim Spiegelfechter mehr Journalismus findet als bei SPIEGEL Online und beim SPIEGEL ähnlich viel Propaganda wie bei der FDP oder der INSM, dann ist die Bezeichnung Boulevard das mindeste, was darauf passt. Die neoliberalen Knalltüten vom Schlage Reiermann, Malzahn und wie sie alle heissen, haben aus dem SPIEGEL leider eine Art BILD-Wochenmagazin gemacht – mit sinkender Abozahl, wie diverse Werbeaktionen beweisen, die auch ich in den letzten Wochen vom SPIEGEL angeboten bekommen habe, damit ich deren BILD-Wochenmagazin abonniere. Nein danke, nicht solange Reiermann & Co. in der Redaktion sind, lieber SPIEGEL-Verlag!
Gruß
Alex
Inkonsequent, kann ich da nur sagen.
Seit über 2 Jahren geht es mit SPIEGEL und SPON mit dem Niveau steil abwärts, da hat selbst der Rauswurf von Aust nicht geholfen. Warum nun ausgerechnet Ehrensenf gechasst wird, wo es doch deutlich auf der Abwärtslinie liegt – und damit inhaltlich immer besser zum Trend des Magazins passen würde – das leuchtet nicht ein. Es sei denn, die Damen und Herren Redakteure suchen verzweifelt nach einem weiteren Schuldigen für (evtl.) sinkende Zahlen und können einfach nicht verstehen, dass es auch die schriftlichen Inhalte sein könnten, die die Leser weglaufen lassen…
Ansonsten stimme ich Don zu. Video ist problematisch. Dazu kommt ein Effekt, der noch gar nicht richtig beachtet wurde: Bei einer Sendung, die nur einmal zu einer Zeit stattfindet und dann nie wieder auftaucht, ist die Fehler- und Niveautoleranz meiner Meinung nach größer (ist ja schnell vorbei – kräht kein Hahn danach) als bei einem Video, dass man nach Bedarf starten, sich mehrmals anschauen und selbst steuern kann.
Dazu noch ein Zitat von Neil Postman:
“Denken kommt im TV nicht gut an. Es gibt dabei zu wenig zu sehen.”
;)
“Scheitern” ist ein großes Wort in diesem Zusammenhang. Spon hat das Nischen-Format ne Weile mitgeschleppt, jetzt isses wieder weg. Hey, das war nicht die Fusion von Time Warner und AOL oder der Börsengang von Brainpool. ;-)
Klar, dass es sich irgendwann ausgesenft haben würde, war einigermaßen vorhersagbar, denn die Aufmerksamkeitszyklen im Netz sind halt doch recht kurz. Dass sich da wirklich was Dauerhaftes entwickeln kann, was so lange läuft wie die “Tagesschau” oder “Wetten dass”, sehe ich eher nicht. Von daher schließe ich mich der skeptischen Grundhaltung des Eintrags an, dass das Internet wahrscheinlich nicht die geeignetste Showbühne ist für große Bewegtbildunterhaltung. Zumindest im Moment.
SPON und Ehrensenf ist doch eine spezielle Geschichte:
SPON brauchte Ehrensenf, da es anfangs ein recht originelles Videoformat war und die News-Konkurrenz im Netz nicht das geringste dagegen zu setzten hatte.
Seither gingen die Klickraten von Ehrensenf runter, einmal gesehen kennt man das Prinzip und die “Webtips” wurden auch nicht immer besser…, also warum Geld dafür ausgeben, wenn sich Ehrensenf nicht verändern kann oder will…
Jetzt setzt man eben mehr auf die Videos die SpiegelTV zuliefert und Fußball etc.
Aber prinzipiell ist Video im Netz überall, siehe die Verbreitung von Youtube…, wenn auch die Vermarktungsmodelle noch nicht wirklich funktionieren.
Das schöne am Internet ist ja auch, dass es nicht die “geeignetste Showbühne für große Bewegtbildunterhaltung” sein muss, wenn es dafür eine Vielzahl auch kleiner Bühnen gibt, die dann noch das spannendere Programm machen…
Schade, das war noch der einzige Grund deren Seiten anzusurfen, neben den RealSatiren von Broder, getarnt als “echte” Artikel, natürlich.
#k.
Ich habe Ehrensenf viel eher abgeschaltet als der Spiegel. Es hatte kein Format mehr.
Durch den Rauswurf bei SPON geht Ehrensenf jetzt noch mehr Reichweite verloren. Ich hatte es nur ab und zu über SPON geschaut und vor diesem Blogbeitrag noch nicht einmal bewusst bemerkt, dass Ehrensenf aus SPON weg ist.
Hab s auch irgendwann gemerkt, kein Link mehr auf Spon. Begründung hab ich keine gefunden. Na gut, macht nix, weiß ja wo ich Ehrensenf finde, dazu brauch ich Spiegel Online nicht mehr. Ehrensenf ist immer noch recht unterhaltsam, besser als die neoliberale S….. die dir beim Spiegel seviert wird und bei der man auf strafbare Gedanken kommt. Ok, Ehrensenf muß nicht jeden zusagen, kannst es besser? Na viel Glück bei You Tube, nur das schaun sich keine 10 Leut an.