Zommer Zombie
Man sagt, dass Zoomer.de, der Berliner Gossenversuch für junge, offensichtlich eher bildungsferne Schichten im Holtzbrinck-Konzern schon länger “Zombie” genannt wird; unter anderem wegen seiner unterirdischen Klickraten, die auch mit einem Relaunch und kontroversen – manche sagen auch rassistischen – Aufregern nicht besser wurden. So kommt Zoomer laut IVW im letzten November auf nur 1,67 Page Impressions pro Besuch, eine wirklich erstaunlich niedrige Zahl angesichts der gar nicht so imaktiven Kommentatoren und der klickfreundlichen Aufmachung. Den Verdacht, dass manche Kommentarschlachten von den eigenen Leuten inszeniert werden, würde ich auch nicht ganz von der Hand weisen wollen.
Gebracht hat das alles gar nichts; der Medienkonzern Holtzbrinck, der in der Krise sparen muss, hat offensichtlich nicht mehr so viel Geld für verlustbringende Experimente und organisiert den Online-Berreich um. Zoomer wird jetzt wie der auch nicht gerade berauschende Tagesspiegel Online eine Marke des neuen Konstrukts Zeit Digital. Das Kommando hat also der neue Chefredakteur Wlfgang Blau, Mercedes Bunz vom Tagesspiegel und der Chef von Zoomer werden zu Redaktionsleitern degradiert. Während für die Zeit 13 neue Stellen geschaffen werden sollen, werden bei Zoomer Verträge aufgelöst und Gespräche mit Mitarbeitern geführt, die jetzt vielleicht anfangen zu verstehen, warum es doch nicht so cool ist, ausserhalb gängiger Tarifverträge angestellt zu sein.
Die eigentliche Ãœberraschung ist, dass Zoomer überhaupt noch weiter existiert.Natürlich kann man den Laden mit weniger Leuten und Ãœbernahmen einer Zentralredaktion billiger – noch billiger – fahren, aber angesichts der hoch gesteckten, aber nicht erreichten Ziele vom Februar dieses Jahres mit einen Relaunch hin zu einer ganz normalen Nachrichtenseite wäre die konsequente Lösung kein Weiterwurschteln mit verkleinertem Team, sondern ein klarer Schnitt. Das eigentliche Problem von Zoomer ist, dass die flippig-bunte Infotainmentzielgruppe des Web2.0 nicht in der Form existiert, wie man sie zum Betrieb des Portals bräuchte. Was an Zoomer gossig ist, kann die Bild besser, was aktuell ist, macht Spiegel Online besser, und was anspruchsvoll oder trendig sein soll, kommt extrem bemüht und anbiedernd rüber. Zoomer kann noch nicht mal richtig Traffic bei Google kaufen. Zoomer kann vieles nicht und was es kann, kann es schlechter als andere. Bliebe eigentlich nur noch, es als Testobjekt für die Ansprache einer jungen Zielgruppe zu behalten. Immerhin: dank Zoomer weiss Holtzbrinck jetzt schon mal, wie es nicht geht.
Trotzdem gehe ich davon aus, dass dem Laden im Frühjahr 2009 der Stecker gezogen wird. “Einsparpotential” ist in meinen Augen das einzige, was Zoomer wirklich kann.
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Da kann ja auch kein Traffic aufkommen: Langweilige Inhalte, schreckliches Layout und schwache Usability. Da ist der Back-Button einfach die beste Option.
[…] Das ist gestern mit Zoomer passiert. Meiner Wahrnehmung nach, das einzige Verlags-Experiment in Deutschland, dass den Zugang zu Nachrichten neu organisieren wollte. Und es ist imho ein Erfolg, wenn Teile dieses Formates und seiner experimentellen Redaktion, samt Know-how “wie es nicht geht” nun eine konsolidierte Online-Strategie mitgestalten können, gerne unter dem Banner der Zeit. Während Zoomer abbaut und tagesspiegel.de stagniert, darf Blau eine Reihe von neuen “Zeit”-Arbeitern in Berlin einstellen, einiges Know-how von Zoomer abziehen und mit einem komplett neuen Redaktionssystem zur echten Online-Offensive blasen. […]
Vielleicht wäre eine sinnvolle Navigation doch nicht das Schlechteste gewesen. Aber digitale Geriatrics wie ich, die sowas gerne haben, gehörten ja nicht zur Zielgruppe…
Scheinbar wird langsam bei Holtzbrinck aufgeräumt. Das berüchtigte Sorgenkind “studivz” bekommt es jetzt deutlich zu spüren, wie auf kress nachzulesen ist. Ob diese Umstrukturierung den ersehnten Profit bringt…ich denke nicht. Das europäische Ausland steigt auf FB um, sofern die Nutzer nicht sowieso schon dort sind. Also bleibt nur noch der nationale Markt mit steigender Konkurrenz und keinem klaren Geschäftsmodell.
@SIM Ich glaub eher, dass die HB-Männchen versuchen werden, die VZ-Gruppe möglichst schnell loszuwerden und es so aussehen zu lassen, als wäre das ein guter Deal. Anbieten würde es sich das ganze an FB gegen Aktien einzutauschen. Wenn FB in das digitale Nirvana eingeht, wird das nicht gleich mit HB in Verbindung gebracht.
das zoomer experiment ist gescheitert. jetzt bleiben noch schlecht bezahlte hilfskräfte, die als versteckte kommentarschreiber die zeit.de füllen dürfen. niemand wollte zoomer, niemand hat es gelesen. gnadenloser reinfall der macher…
zoomer war schon immer die erste adresse für uns nichtklicker. 100% irrelevant (wäre das vielleicht 1 slogan für die?)
[…] Zommer Zombie […]
…und wieder ein überflüssiges Portal weniger… gut so. Davon ab werde ich wohl auch bei dem neuen Konstrukt bei der ZEIT nicht häufig vorbeischauen.
1,67?
das hat ja blog-charakter…