Über das Freischalten der Kommentare
Ich habe heute in der FAZ einen mässig kritischen Beitrag über diese waffenlobbyistisch argumentierenden Gamer geschrieben, die, egal was passiert, immer auflaufen und betonen, dass alles und jeder, Schule, Eltern, Freunde, Gott, die CSU und die UNO an irgendso einem Stück Scheisse schuld sind, das Menschen umbringt, aber gar nie nicht die verfickte Droge, auf die sie stehen: Ihre Gewaltspiele. Ich habe das freundlicher gesagt, als ich es meine, denn in meinen Augen sind diese explizit Suchtkranken argumentativ auf dem gleichen Niveau wie die Altnazis bei uns in den Käffern. Es ist immer was anderes, oder was anderes ist noch schlimmer, oder noch dieses und jenes und – na, man kennt das. Kostenlose PR-Truppen für einen widerlichen Wirtschaftszweig.
Jedenfalls habe ich heute zum ersten Mal begriffen, warum man bei Medien wie der FAZ die Kommentare nicht auflassen kann, wenn man so etwas bei einem klassischen Medium schreibt. Ich war da früher hochgradig anderer Meinung, aber heute hatte ich das Vergnügen mit einem Link von einem Quakeforum, und die ganze feige Bande dann als Trolle im Blog. Ich habe an die 50 Kommentare gelöscht, und es war so ziemlich alles dabei, was man sich so vorstellen kann, von der Beleidigung bishin zu Äusserungen, bei denen man gleich den Staatsanwalt anrufen könnte. Nun sind diese Art Gamer eine ganz besondere Gruppe Mensch, die, ähnlich wie die Gefolgschaft von Neoconaziseiten und extremistische Islamisten, keine Haftung in der Realität mehr haben. Man muss mit sowas umgehen können und rigoros reingehen, aber
– es ist vollkommen klar, dass man diesen Dreck zügeln muss. Die Bagage hat am Anfang erkennbar damit gerechnet, dass die Kommentare wirklich offen sind, und reichlich unbekümmert ihre Einlassungen abgeschickt. Nach einer Weile bremst da die ausbleibende Freischaltung. Aber ich will nicht wissen, was passiert, wenn man denen die Möglichkeit gibt, sich auszulassen. Man wäre denen mit offenen Kommentaren nicht Herr geworden. Und da war genug dabei, was man innerhalb der Rechtsordnung dieses Staates nicht stehen lassen kann.
– ich mache das ja nun schon etwas länger. Ich kann damit umgehen. Trotzdem, da waren heute ein paar Typen dabei, denen hätte ich gern den Gefallen getan und es online gestellt. Und dann ihren Eltern die Bedeutung von Haftungsfragen nahegebracht. Ich glaube, diese Kinder brauchen das. Eine starke Hand, die ihnen die Kiste wegnimmt, den Schlüsselumdreht und dafür sorgt, dass sie andere Sorgen haben. Zu ihrem eigenen Besten.
Nun ist mein Projekt dort kein Versuchskasten für Kommentarverhalten, aber ich habe den Eindruck, dass bei der FAZ eine ganz andere Motivation mit reinspielt, dort durchzukommen. So zumindest interpretiere ich die auch andernorts erfahrenen Drängeleien in die Kommentarspalten. Klassiker sind “Sie machen die FAZ kaputt”, “Wenn das nicht kommt beschwere ich mich oben”, “Wissen Sie überhaupt wer ich bin”, “Das Ende der FAZ”, “warum erscheine ich nicht sofort! Zensur”, allesamt nichts, was man gerne im Blog stehen hätte. Es ist schon stressig genug, diesen Müll zu sortieren – noch übler aber wäre es, ihn nachträglich sortieren zu müssen. Das Freischalten verlangsamt die Debatte, aber es diszipliniert auch. Ich habe da bis vor ein paar Wochen anders gedacht, aber der Druck ist dort nochmal ein anderer als in einem normalen Blog
Sorry, the comment form is closed at this time.
der großteil der arbeit eines webmasters, der irgendwelche kanäle nach außen offen hat, ist “dreck wegmachen”. der digitale müllmann sozusagen. oft besteht mehr als die hälfte des personals von solchen netzwerkseiten aus diesen müllmännern, denn vieles muss von hand erledigt werden.
zum anderen thema: es ist halt uncool, diese auffassung zu haben, aber ich gebe dir in vollem umfang recht. die games tun normalen leuten nichts an, das suchtpotenzial ist allerdings enorm. bedenklich wird es, wenn der gamer eine krankhafte veranlagung hat, oder insbesondere dann, wenn er diese erst durch zu viel beschäftigung mit dem scheiß entwickelt. wie mit jeder droge halt. und klar, jeder redet sichs schön.
als ich das letzte mal auf der cebit war, war die einzige gaming-halle mit abstand die meistbesuchte. was ich da für ne ansammlung an slackern gesehen hab. wenn das deren einziges hobby ist, weiß ich nicht wo die enden. nix anderes als zeit totschlagen ist das, oder will mir einer weismachen, dass ein geübter trigger-finger für irgendeinen beruf qualifiziert?
Sie haben provoziert. Was haben Sie erwartet? Dankesbriefe? Auch wenn Print Probleme hat, haben die Online-Auftritte wohl ein bisschen mehr Reichweite als ihren anderen Blogs. Das der asoziale Mob vor der Tür steht, wenn der Eintrag die Runde macht, war vollkommen klar. Das einzige was mich erstaunt ist, das die angeblich so technik-affinen sich nicht entblöden der ganzen Welt zu zeigen das sie noch nicht einmal Vidalia und Tor für den Firefox installieren und nutzen können.
Nachdem was der Innenminister und die Medien gestern und vorgestern abgeliefert haben hat sich halt heute eine weitere Gruppe blamiert.
Die reflexhaften Reaktionen, die Manipulationen, das unterirdische Niveau der Berichterstattung und die genauso wenig durchdachten Einträge einiger Blogger, all das sind Themen die der Diskussion bedürfen.
Statt dessen sieht man nur Animositäten auf allen Seiten und das Pflegen der eigenen Vorurteile.
P.S.:
Im Endeffekt sind es die marodierenden Spinner noch nicht einmal Wert das man über sie redet. Unkommentiert die Kommentare löschen, so schwer es auch fällt da nichts zu sagen, ärgert solcherlei Deppen am meisten.
Für mich ist es insofern hochgradig relevant, als ich wirklich sehr vom Gegenteil überzeugt war – und immer noch bin, solange es meine eigenen Blogs sind. Es hat natürlich Folgen für die Frage, ob das überhaupt noch Blogs im engeren Sinne sind.
Das Problem bei all den fiesen Amokläufe(r)n ist natürlich immer: Die Medien – speziell die, die aufgrund ihrer Art von Berichterstattung sich durchaus mal an die eigene Nase fassen könnten – gehen halt gleich immer volle Pulle druff mit dem Thema “die bösen Killerspiele”, “böse Musik”, “unmodische Kleidung” sind “schuld”.
Insofern stehe ich auch weiterhin zur Aussage: Verbietet Brot. Auch wenn ich großer kein Freund von Computerspiele(r)n bin – die Bezeichnung “professioneller Computerspieler” ist, aus meinem Munde, die schlimmste Beleidigung in meinem Wortschatz.
Ich kann es aber gar nicht ab, wenn man nach irgendeiner schlimmen Situation gleich als allererstes mal ein Tonne gammeliger Klischees rauspackt, und diese dann tagelang immer und immer wiederholt werden müssen.
Im vorliegenden Fall gehe ich persönlich von folgendem aus: “Schuldig” waren nicht die bösen Ego-Shooter, sondern Mami und vor allen Dingen Papi, der Waffen nicht vernünftig weggesperrt hat, zzgl. der Umgebung – also wie ist die Klassengemeinschaft? Und wie verhalten sich die Leute? Und was kommt dabei am Ende raus?
Und wer hat Sohnemann immer fröhlich an der Kiste hocken lassen, statt mit ihm mal rauszugehen? Oder eben, wie du, Don, erwähnst, einfach den Stecker gezogen?
Also .. ERzogen? Offensichtlich keiner. Ob nun reich oder arm, spielt hierin keine große Rolle. Reiche Eltern schenken vielleicht eher teure Dinge, z.B. einen Mercedes, denn man dann gleich zu Schrott fährt, aber bei den Spielekonsolen und Computern gibt sich das heutzutage kaum noch was.
Die Rolle des Erziehers hat inzwischen der Lehrer zu übernehmen, obwohl das gar nicht seine Angelegenheit ist (und auch nie als solche gedacht war).
.. ist ein langes, tiefgreifendes Thema.
Ich würde sagen: Fasst euch bitte mal alle an die eigene Nase. Bisserl viel Vernachlässigung plus viele bunte Suchtmittel (z.B. Computerspiele, Internet sowie das all-mighty Fernsehen) plus Leistungsdruck und Globalisierungswahn ergibt prima kaputte Menschen, deren Hemmschwelle schön gesenkt sind. Und im schlimmsten Fall dann Mord und Totschlag – aber das nehmen wir dankend in Kauf ;->
cu, w0lf.
Ich schmeiße mal zwei Links in die Runde. Wenn das nicht erwünscht ist, bitte diesen Kommentar einfach wieder löschen:
Ein Interview mit Prof. Joachim Kersten zur Frage der Ursache von Amokläufen:
http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/quer-amoklauf-interview-ID1236900020347.xml
(Ich weiß, der Moderator ist schwer zu ertragen, aber die interessanten Aussagen kommen am Ende des Interviews, also Zähne zusammenbeißen und durchhalten.)
Und danach empfehle ich noch folgendes Interview mit dem Direktor der Trainingsabteilung im Zentrum zur Gewaltverhütung an der University of Colorado darüber, wie spezielle Teams in den USA Amokläufe im Vorfeld zu verhindern suchen:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1689266_Probleme-erkennen.html
Um es gleich zu sagen: Wer hier eine Debatte um Games aufmachen will, fliegt raus. Es geht um die Frage, ob eine Kommentarregelung sinnvoll ist.
Ich denke, hier wollen wir eher über das Freischalten der Kommentare reden als über die Killerspieldebatte, wo ich ganz klar eine Position zugunsten der Spiele beziehe, was allgemein bekannt sein dürfte. Das Auflassen der Kommentare ist meiner Ansicht nach selbst bei guter personeller Ausstattung nicht möglich. Jochen Wegener hat mal erzählt, sie wurden nach der Option für Kommentare von dem Erfolg überrascht. Es sind bei ihnen über 10.000 am Tag. Es ist schon so ein erheblicher Aufwand, diese freizuschalten. Würde man nicht freischalten, wäre man sofort in der Haftungsproblematik drin. So etwas lässt sich natürlich auch hervorragend für die bekannten Abmahnspielchen nutzen. Von daher sehe ich keine Alternative zur Vorkontrolle.
Ich spiele nicht mehr. Ist Zeitverschwendung. Aber nicht die Spiele machen uns zu Teufeln. Der Teufel in uns wollte diese Spiele und hat sie erschaffen. Es ist Ausdruck unserer eigenen Aggression und kanalisiert wird sie in ein Spiel.
Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist es, mit diesem Medium umzugehen, wenn man es nutzt. Viele können es, mancher Soziopath nicht.
Ich bin recht liberal und mag keine Verbote. Aber Altersgrenzen gehören eingehalten.
Das zu den Games. Soziales Umfeld ist ein ebenso gewichtiges Thema.
Meiner Erfahrung zufolge sind 200 Kommentare die Grenze, was man jemandem zumuten kann, danach liest das eh keiner mehr, und alles wiederholt sich. Eigentlich ist die Grenze schon bei 60 Kommentaren pro Beitrag erreicht. Das Problem bei der FAZ ist sicher kleiner als beim Focus, weil da andere Leute sind, aber das garantiert keinem, dass nicht irgendwann doch eine Horde einmarschiert. Prinzipiell fände ich ja eine verbindliche Anmeldung für Leute nicht schlecht, die ernsthaft reden wollen, und die man deshalb selbstverantwortlich schreiben lassen kann.
Wieso schreibt eigentlich alles von einem ‘Amoklauf’? Ein Amokläufer ballert wahllos in eine Menge, ohne Ansehen der Person. Das hier aber war gezielter vielfacher Mord … möge der Mörder dafür in der Hölle schmoren. Man möchte glatt katholisch werden. Doch das nur nebenbei.
Was die Kommentare betrifft: Ich denke, gerade an der Kommentarschwelle zu Massenmedien nehmen viele Personen das journalistische Gesabbel von der ‘Anonymität des Netzes’ noch bitterlich ernst. Sie denken, im Netz könnten sie die Sau rauslassen, den ‘Hitler in sich’, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Schon rotzt ihre Tastatur die dollsten Invektiven ins Ungefähre. Diese innere Sau wiederum tragen viel mehr Menschen mit sich herum, als Unbedarfte dies glauben, daher das hohe Aufkommen an Dreck in solchen Kommentaren. Das ist jedenfalls nichts Gamer-Spezifisches, sondern eher etwas Allgemein-Menschliches. Um es sinngemäß mit Chamfort zu sagen: “Wer ein Alter von 40 Jahren erreichte und dabei nicht zum Menschenfeind wurde, der hat kein Herz im Leib”.
Wie der Don mitbekommen hat, habe ich gestern gegen 22:30 einen Kommentar im Fatz-Blog abgesetzt, der die Gamer-Trolle provozieren sollte. Gleichzeitig habe ich in meinem Blog einen entsprechend provokanten Beitrag veröffentlicht.
Mich hat interessiert, ob die Trollhorden von Blog zu Blog ziehen, um überall ihre eklige Lobbyarbeit zu verrichten. War nicht der Fall. Obwohl zwischen 22:30 und heute morgen um 09:00 eine erhebliche Anzahl Leser vom Fatz-Blog zu mir rüberkamen, um die Provokation zu betrachten, gab es keinen einzigen Kommentar.
Ich habe den Beitrag bei mir gelöscht und dies im Fatz-Blog per Kommentar verkündet.
Was ich aus diesem Experiment schließe: Die Tatsache, dass ein Fatz-Blog sich meinungsstark in die Debatte um das Ballern eingemischt hat, war es, die diese ganzen Kläffer angelockt hat. Ich schätze, dass die Quake- und WoW-Fanatiker bewusst nach Plattformen für ihre Lobbyarbeit suchen, bei denen sie eine hohe Awareness vermuten.
Es war recht gut erkennbar, dass die Hatz mit einem Link eines Quake-Forums losging. Von da an kam es im Minutentakt, und zwar durch Leute, die erkennbar nur das gelesen hatte, was in dem Forum zitiert wurde. Das problem ist, dass dort einfach keine Leute sind, die das normale Blogpublikum ausmachen, die einen gewissen Ton kennen und wissen, was geht. Gamer sind vielleicht so mithin die schlechteste Gruppe, die man erwischen kann, aber ich habe heute morgen mal mit einem Kollegen gesprochen, der sich ab und an als Tester kritisch mit Spielen beschäftigt, und der meint, dass man mit vielen von denen erst gar nicht mehr reden kann. Geht nicht. Ganz finster. ich verstehe, was der meint.
Ich bin ein diskursgestählter Teilnehmer des guten, alten SPD-Forums, wo ich mir aus Daffke mal den Spaß erlaubte, mit meiner kleinen Handpuppe, die den schönen Namen Niklas Nixdorff trug, zur besten Schröder-Zeit in einem ausgewiesenen SPD-Forum die ebenso offizielle wie neue SPD-Politik zu verteidigen. Mit der Intention, mich argumentativ und ‘live’ ein wenig in Rhetorik, Sarkasmus und Schlagfertigkeit zu üben.
Das klingt zunächst völlig langweilig. Es wurde aber eher ein einzigartiges soziales Experiment – und was ich an ausgekübelter und absolut humorloser Erbärmlichkeit dann erlebte, das geht auf keinen Strafzettel. Übrigens damals ohne den geringsten Support von der Forenleitung. Alles blieb entweder stehen – oder aber, alles wurde vom Putztrupp ohne Ansehen des Inhalts threadweise gelöscht. Bis dann die Sozzen das Forum, das sie wohl nie verstanden haben, ganz mit Brettern vernagelten.
Der duftende Dreck kam übrigens aus brauner und knallchargenroter Richtung gleichzeitig. Gewalt- und Morddrohungen waren auch üblich, wobei die Bräunlinge mehr fürs Erschießen waren, die von links in der Regel fürs Durchprügeln oder Hängen. Generell aber ist das diskursive Entgleisen so gepolter Figuren nichts Gamer-spezifisches – es gibt nur Szenen und Themen, die besonders anfällig sind: z.B. Innenpolitik, Nahost-Politik, Antisemitismus – und wohl auch Ballerspiele …
Echt, das war ernst? Ich habe das für puren Zynismus gehalten. Als ob es nie Amokläufe von Menschen gegeben hätte, die zuvor ein Buch gelesen und nicht gespielt haben.1913 wurde wahrscheinlich das Ur-Counter-Strike zum Vorbild?
Gamer sind dem Klischee nach männliche Jugendliche. Und männliche Jugendliche sind dem Klischee nach doch bekannt dafür, genau das nicht zu können: sachlich und differenziert eine Argumentation zu zerlege. So einfach das in diesem Fall auch gewesen wäre.
Dazu: Die ganze Killerspieldebatte wird so inhaltsschwach und populistisch (Beckstein) geführt, dass Spieler sich natürlich angegriffen und bedroht fühlen müssen. Hier wird das eigene Hobby zum willkürlichen Zensuropfer, das ist ein massiver Eingriff in die persönliche Freiheitserfahrung. Und provoziert natürlich heftigste Reaktionen.
Die Reaktion überrascht mich daher nicht.
Gruß
Don, mich interessiert ernsthaft Deine Meinung zu dieser Frage: Meinst Du nicht, dass das Kommentaraufkommen sehr viel weniger und qualitativ höherwertiger würde, würdest Du weniger absolut, provizierend und polemisieren formulieren?
Kommentare sind… Kommentare. Lass die dummen Menschen doch schreiben, was sie wollen. Solange es im Rahmen gültiger Rechsprechung ist, ist löschen da sicher der falsche Weg :)
Thomas, gibt es irgendwas, was man gegen Stalin sagen kann, ohne dass es die Stalinisten nicht als “absolut, provizierend und polemisieren” auffassen würden? Das ist das Gamerproblem. Gamern ist es vollkommen egal, ob und wie man sie angeht. Game ist Gott. Man hat diese Trolle immer, wenn man es wagt, das Problem, und sei es nur mit Rilke, sanftest anzugehen. Am Ende ist es das Problem der Gamer: Die Irrsten auch in den Kommentaren sind der beste Anlass, um über Verbote nachzudenken. Über Reglementierung von Kommentaren sowieso. Zum Glück sind ja nicht alle Themen so mit Totalitaristen gespickt.
Allein eine polemisierend zuschreibende Aussage wie »Game ist Gott« empfinde ich da schon als viel zu daneben, um auch eine Diskussion zwischen Gleichberechtigten zu ermöglichen; deswegen fragte ich ja. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu zartbesaitet für Deine Art von Kommunikation.
Dann wärst Du vermutlich auch zu zartbesaitet für de e-Sportfreunde, die in ihren Diskussionsbeiträgen gerne eine Kugel in mir sehen würden. Seltsamerweise habe ich in meinem Text vorgreifend schon auf die Mobs der Jesuiten hingewiesen – genau das ist die Denke dieser spezifischen Gameextremisten.
Und die Moral von der Geschicht’: Im Stahlgewitter zwischen Don und den Trollen gibt es keinen Platz für Zartbesaitete.
Und zum Glück verallgemeinerst du da gerade auch kein Stück. ;) Aus meiner Erfahrung in dem Klientel, ich gehöre ja immer noch mehr oder weniger dazu, kann ich dir sagen, dass die große Mehrheit nicht bei dir aufgeschlagen ist. Du hast einfach nur die überliche Anzahl Idioten erwischt. Mach so einen Artikel mal über ein anderes Jugendthema, zB über das Aggro-Geschmeiss aus Berlin, du wirst sehen, da geht es genauso ab. Wobei ich befürchte, dass da die Schnittmenge zwischen den beiden Deppengruppen sehr groß ist :/
Der Unterschied zwischen der FAZ und einem x-beliebigen Blog ist einfach die Reichweite. Da ist der Reiz zum Attention-Whoring viel größer. Ich kann daher diese Art der Kommentarmoderation voll nachvollziehen und mich auch nicht über die Art der SZ mockieren, wie sie damit umgehen (Kommentare nur zu Bürozeiten)
Wie schon erwähnt: Manche von denen merken vermutlich nicht, wenn sie sich mit ihren Äusserungen die Staatsanwaltschaft einladen. Und so, dass ich noch zwischen dem Mordaufruf eines Islamisten und der Gewaltandrohung eines Gamers unterscheiden würde, bin ich dann auch nicht.
Ich halte es für durchaus sinnvoll, eine ‘Kommunikation’ abzubrechen, wenn sie keine mehr ist. Sinnvoll deshalb, weil das bloße Absetzen von z.B. Killerphrasen und Beleidigungen niemandem mehr nützt, weder der Diskussion noch der Sache selbst. Vielleicht eignet sich so ein Kommentarstrang noch dazu, aufzuzeigen, wie sich der ein oder andere selbst disqualifiziert – sowas muß aber nicht veröffentlicht bleiben (teils auch zum beiderseitigen Schutz – den Abstand zum Thema sollte man als Moderator m.E. mitbringen). Im Internet ist nun mal recht groß – und wenn gleich ganze wütende Horden aufschlagen, was tun? Man kann sich nicht um jeden Kommentierenden kümmern und ihm die Kritik-, Reflexionsfähigkeit und Medienkompetenz fernschriftlich beibringen, die er bislang nicht besitzt. Abschalten ist das das Mittel der Wahl. Das mag pragmatisch sein und vielleicht traurig – eine andere Handhabe seh ich jedoch nicht.
Dann wärst Du vermutlich auch zu zartbesaitet für de e-Sportfreunde, die in ihren Diskussionsbeiträgen gerne eine Kugel in mir sehen würden.
Oh Mann. Wenn es nicht so traurig wäre, dann wäre es schon fast wieder komisch. Das ist ja so, als würde man jemandem vorwerfen, er sei ein gewaltbereiter Psychopath und dieser einem dann als “Gegenargument” eine Waffe an den Kopf hielte. Wirklich schlimm ist aber, wenn Leute so etwas nicht merken :(
Hm. Komisch.
“Um es gleich zu sagen: Wer hier eine Debatte um Games aufmachen will, fliegt raus.”
Dann:
“Wie der Don mitbekommen hat, habe ich gestern gegen 22:30 einen Kommentar im Fatz-Blog abgesetzt, der die Gamer-Trolle provozieren sollte”
Was wollt ihr eigentlich? Auch Dein Beitrag, Don, auf FAZ.net versucht (unterstelle ich mal, aber so liest er sich auch) minderjährige Egoshooter-Süchtlinge zu Kommentaren zu provozieren. Dass dann genau diese Minderjährigen hier in die Neoconecke gestellt werden finde ich ziemlich seltsam.
Viel lustiger wäre es doch gewesen ein Verbot von Schützenvereinen (die wirkliche Neocon-Gefolgschaft) zu fordern und diese alten Säcke zu provozieren. Und wer schon mal einen Egoshooter gespielt hat UND schon mal eine richtige, scharfe Waffe (z.B. im Schützenverein) in der Hand gehalten hat, weiß, wo man Amokläufe wirklich übt.
Nach meiner Erfahrung gibt es zwei Themenfelder, bei denen man die Kommentare von Anfang an schließen kann: Gewaltspiele und deutsche Fäkal-Rapper.
Hält man sie jedoch offen, kann man sie immerhin für sozio-linguistische Experimente verwenden.
Wie wirkt sich die Liebe zu Bushido auf die Fähigkeit, Sätze ohne das Wort “OpfR” zu bilden, aus?
Wie lange kann man Manhunter II spielen, ohne einem Hang zu Gewaltandrohungen anheimzufallen?
Ich bin immer für soviel Freiheit wie möglich, auch in den Kommentaren, aber leider wird gerade bei diesen beiden Themen mit der Freiheit nicht allzu viel angefangen.
Lustig: Leute, die als “annonym” spammen und eine deutlich nicht anonyme IP haben. Dumm. Aber lustig.
DonAlphonso:
“Meiner Erfahrung zufolge sind 200 Kommentare die Grenze, was man jemandem zumuten kann, danach liest das eh keiner mehr, und alles wiederholt sich. Eigentlich ist die Grenze schon bei 60 Kommentaren pro Beitrag erreicht.”
Und ich mag bei mehr als 20-30 Kommentaren nicht mehr kommentieren. Weil meine Eitelkeit mir sagt, dass ich dann eh untergehe. ;-)
Kommentare freischalten oder nicht, ist Risiko und Chance. Einerseits bekommt den Debattierstil rein, den man will (und Idioten raus), allerdings kann man sich dann schwieriger auf “verantwortlich erst nach Kenntnisnahme” verweisen
[…] Ich könnte noch so viel mehr schreiben: über Eltern, die von ihren Kindern erklärt bekommen, wie das mit dem Internet und diesen Spielkonsolen funktioniert, die ihre Erzeuger medial und technisch schon lange überholt haben, über all die vielen 15-jährigen Gamer, die ihren heiligen Gral in Gefahr sehen und mit Dummheit versuchen ihr Hobby zu verteidigen, über meine eigene Erfahrung mit einem angekündigte Amoklauf in der Hochschule, den wir mit Galgenhumor übertönten und das eingesetzte Sicherheitssystem, welches mir bis heute lächerlich vorkommt, über die Medien, die mal wieder wie ein wildes Rudel Wölfe über die Stadt Winnenden und deren Bewohner hergefallen sind, die angesehenen Öffentlich-Rechtlichen, die den Privaten in nichts nachstanden und ihre Kameras mitten auf die weinenden Gesichter hielten und sich fröhlich in den Gärten breit machten, über die Polizei, die vorschnell falsche Informationen verkündete, damit der Mob auf der Straße etwas neues zum Diskutieren hat, über andere europäische Länder, in denen die gleichen Medien konsumiert werden, aber weniger Amokläufe stattfinden, doch für heute soll es reichen. […]
kurze frage an:
fwolf, 13.3.2009, 2:53
“Auch wenn ich großer kein Freund von Computerspiele(r)n bin – die Bezeichnung “professioneller Computerspieler” ist, aus meinem Munde, die schlimmste Beleidigung in meinem Wortschatz.”
wie siehts denn mit “professioneller fußballspieler” aus? Oder weg vom Sportaspekt – “professioneller Schachspieler”?
Viele sehr peinliche Kommentare mit verqueerer Logik. Aber lieber nicht so viel drauf eingehen, Trollgefahr wa?
“Game ist Gott.”
um das mal als Gamer(in) zu sagen: Nö. Ist wie ne Briefmarkensammlung. Lenkt mich nach Feieraben ab. Mehr nicht, auch nicht weniger.
Ich denke wir alle sollten uns endlich einmal fragen, was die wahren Gründe sind. Dieses Fingerzeigen auf Presse, Spiele, TV und co ist doch lächerlich. wenn ich mich durch ein Game, oder einen Film animieren lasse, mein Leben und das vieler anderer zu beenden, dann hatte ich vorher schon mächtige Probleme mit der Psyche. Meine Frage ist dann nur: Warum fällt das Eltern, Freunden und den Bildungseinrichtungen nicht auf?
[…] BlogBar: Über das Freischalten der Kommentare: Don Alphonso über den Sinn und Zweck von Kommentarmoderation bei klassischen Medien. Am Fall eines eigenen Beitrags beschreibt er, warum er inzwischen begreift, dass es bei Medien wie der FAZ nicht locker, flockig, offen zugehen kann in den Kommentaren. Traurige Wahrheiten. […]
[…] Bei Nerdcore wirft René Don Alphonso (der in seinem Blog bei der FAZ Probleme mit Kommentatoren aus einem Gamer-Forum hatte und an der Blogbar darüber einen Artikel geschrieben hat) vor, Gamer mit Nazis zu vergleichen. Ich habe dort kommentiert. Es könnte auch für Nicht-Nerdcore-Leser, also meine, interessant sein, was ich zu der aktuellen Debatte denke. […]
[…]kann es geben. Hass auch. Komische Welt, so what? Aber Waffen? Waffen muss es nicht[…]
meine guete, natuerlich hast du haufenweise schrottkommentare reinbekommen. mann, die meisten spieler sind verpickelte teenies mit testosteronueberschus! da sollte man entwickelte diskussionskultur nun wirklich nicht erwarten. dass kinder mehr oder weniger noch kleine asoziale saftsaecke sind die in diskussionsforen (meist) mehr nerven als beitragen ist im internet nun ja kein neue erkenntnis. es ist schon folklore dass daran das usenet zerbrochen ist.
Wir brauchen m. E. durchaus eine soziale Filterung (soll nicht nach Selektion klingen), wer sich direkt äußern kann und wer vielleicht erst noch einer gewissen Grundschulung bedarf.
Jeder der einmal ein Chatter oder Gamer-Treffen mitorganisiert hat kann das nachvollziehen: man darf nichts mehr an Grundwissen, Umgang, etc. voraussetzen. Manche sind zudem erst lernfähig, wenn das SEK morgens um 5 die Wohnungstür unsanft “öffnet”, weil eine “spassige” Drohung ernst genommen wurde.
Keine Ahnung, ob das “früher” anders war, es fiel vielleicht nur nicht auf, weil es nur lokale Szenen gab, die nicht dokumentiert wurden.
Manche Szenen ziehen Persönlichkeiten am Rande des Zusammen- oder Ausbruchs an, auch wenn die Szenen selbst eigentlich in Ordnung sind.
Im Web finden sich dann alle. Deshalb wie oben beschrieben: Filtern bei Qualitäts-Sites und “Frei-Räume” schaffen (bad blog ?) für den Rest, der sich nicht für einen ordentlichen Umgang miteinander qualifizieren kann oder will.
Sammeln und nochmal nachlegen. Ich denke, das ist das Beste, was man damit tun kann. Vielleicht regt das ja den einen oder anderen doch dazu an, den Kopf einzuschalten, bevor er die Tastaur bedient. Allerdings erlebe ich durchaus, dass es kein Problem von Kids ist. Es ist ein Problem von Spielsüchtigen. jemand nannte das in einer Mail “wie Herionjunkies”. Man kann da auch nicht von “Kontrollverlust” sprechen, denn da gibt es nichts, was solche Leute verlieren. Lustig fand ich etwa den Analphabeten, der ohne Punkt und Komma der Welt mitteilen wollte, dass er nun sein FAZ-Abo kegündigt und das auch in seinem Freundeskreis durchgesetzt hat. Schlimmer aber ist die Unfähigkeit sehr weiter Teile dieser Szene, sich davon zu distanzieren.
Arbeit für das SEK hätte es jedenfalls genug gegeben.
@Don (Nr12)
“Gamer sind vielleicht so mithin die schlechteste Gruppe, die man erwischen kann, aber ich habe heute morgen mal mit einem Kollegen gesprochen, der sich ab und an als Tester kritisch mit Spielen beschäftigt, und der meint, dass man mit vielen von denen erst gar nicht mehr reden kann. Geht nicht. Ganz finster. ich verstehe, was der meint. ”
Sorry Don, aber das ist doch Quatsch, Gamer gibt es durch alle Schichten und Altersgruppen. Was du beschreibst ist viel eher ein Problem des Alters. In solchen Foren treten massiv jüngere Exemplare der Gamer auf und die älteren werden sich eher besser artikulieren, oder den Artikel ignorieren. Ich selber würde mich niemals als Gamer bezeichnen, besitze aber eine XBOX360, die ihren Anschaffungs und Hauptverwendungsgrund als Mediacenter Extender besitzt. Wenn man mit der Box dann mal in Onlinespiele eintritt, ist man oft erschüttert, was da an Kommunikation über die Headsets läuft. Man kann sich dann aber sicher sein, in einem Spiel gelandet zu sein dessen Altersgruppe irgendwo zwischen 12 und 18 angesiedelt ist. Und das Schönste daran ist, die deutsche Community ist da eher human!
Ich stelle mir vor, der Artikel wäre irgendwo in einer amerikanischen Publikation gelandet und ein Link wäre in einem amerikanischen Spieleforum aufgetaucht..puh..
Auf die gleichen Probleme wirst du stoßen, wenn du einen der Teeniehelden so richtig abbügelst. (Ich weiß aktuell leider keinen von denen, mit dem man das ausprobieren könnte)
Wie schon andernorts erwähnt: Ich mach da mal einen Beitrag draus. Das mit 12 bis 18 halte ich für hochgradig unwahrscheinlich, bei den Boards beziehungsweise bei den Stammlern von Gulli kann ich mir das vorstellen, aber da waren genug andere, die tendenziell älter sind. Das Geplärre des PRlers Rene Walter, dass das doch “Kinder” sind, ist hochgradig unwahrscheinlich, wenn ich mir die Leute anschaue, die aus seinem Umfeld dann plötzlich bei mir als Trolle aufgeschlagen sind.
Wie Ballern zieht sich halt auch Charakterlosigkeit und Feigheit durch alle Altersschichten. Natürlich kommt da was zusammen. Natürlich lassen da manche einfach ihren privaten Hass gegen mich raus, wegen diverser anderer Sachen. Solange da keiner die Eier hat, sich von den Auswüchsen zu distanzieren, ist es mir reichlich egal, ob der Verursacher 13 in der Uckermark oder ein sexuell gefrusteter, mittdreissiger Säufer in Berlin ist. Das Problem der Szene sind gar nicht mal so die Irren, sondern diejenigen, die sowas immer irgendwie erklären können.
Ich finde beiläufig erwähnte Morddrohungen in Diskussionsforen grundsätzlich bereichernd. Kritsch wird es aber wenn man mit Klarnamen agiert und eben tatsächlich gemeint ist. Dann sollte man soetwas nicht tolerieren.
@Martin: Was bitteschön ist denn an einer Morddrohung bereichernd? Wer so etwas unterhaltsam findet sollte sich ernsthaft Sorgen um seine Gesundheit machen. Das bereichert im Zweifelsfall lediglich die Arbeit der Staatsanwaltschaft, die wirklich besseres zu tun hätte.
Ja, es gibt so Kommentare, die lässt man stehen, weil man sie später nochmal brauchen kann, wenn man sich erneut mit dem Problem auseinandersetzt.
Ähm…entschuldigung. Ich sage ja nicht Morddrohungen was tolles sind. Ich finde es manchmal als Diskussionmittel – nunja – “erfrischend”.
“irgendso ein Stück Scheisse (…), das Menschen umbringt”
WTF, meinst du damit etwa Tim R.?
@Don: eine verbindliche Anmeldung hindert niemanden daran zu glauben, dass er aufgrund der Nutzung eines PseudoNYMs auch anoNYM ist.
Wenn ich jemanden, wenn ich Dich lesen will, schätze ich die Texte und trau Dir/jenem zu, dass er in der Lage ist bei der Kommentarfreischaltung zwischen bleidigender, drohender oder kaltschnäuziger Idiotie und freier Meinungsäußerung zu unterscheiden.
@Don
“Das Problem der Szene sind gar nicht mal so die Irren, sondern diejenigen, die sowas immer irgendwie erklären können.”
Mit Erklären meinst Du sicherlich Relativieren und das ist auf den Hammerpunkt genau das Übel.
Nach Betrachten der einschlägigen Medienschelte-Foren und Aufschrei-Blogs (sind ja nach solchen Ereignissen immer die gleichen) kann ich da auch wenige ehrlich getippte Kommentare von pubertierenden Konsolenjüngern erkennen, denen es wirklich nur ums eigene Zocken geht.
Die Mehrzahl der Schreiberlinge liest sich so, als würde sie immer in 3 Meter Distanz zum Monitor zwischen zwei Controller-Klicks die sozio-politische und ethnische Grundhaltung ihres Tuns überprüfen und sie in einer Art Schleife für gut befinden.
Die Gamer-Industrie ist eine Große, die Kundschaft Legion und die Lobbyisten dieser Industrie haben ihre Kundschaft in den letzten zehn, fünfzehn Jahren schön langsam und schleimig auf den “richtigen” Kurs gebracht. Zeigt sich nicht allein auch dadurch, dass es wenigst neue Spielideen gibt, sondern nur noch ein Race for Reality in der Darstellung. Kostet weniger als echter Gehirnschmalz und tötet die ach so viel beschworene “Kreativität” durchs Gamen aufs industriell Notwendigste ab.
Mag sein, dass ich sofort wieder rausfliege, denn eine Debatte über “Killerspiele” ist hier ja nicht erwünscht, und eigentlich will ich darüber auch gar nicht diskutieren, nur soviel:
Mich erschreckt wirklich, wie viele doch offenbar ansonsten intelligente Leute – hier z.B. der Don – eine Auffassung verbreiten, die bei etwas verstärktem Nachdenken wirklich nur als absurd bezeichnet werden kann. Bitte:
Erstens. Seit es Menschen gibt, bringen diese sich gegenseitig um, morden und töten, laufen Amok etc. Amoklaufen ist doch keine Erscheinung der Moderne oder gar der letzten zwanzig Jahre! Aber erst seit zwanzig Jahren gibt es Computerspiele, seit vielleicht zehn Jahren sogenannte “Killerspiele”, wobei noch dazu anfangs die Gegner (Aliens, Monster, Menschen) extrem grobklotzige Figuren waren, die nur mit viel Fantasie als das identifiziert werden konnten was sie sein sollten.
Zweitens. Jeder Junge oder junge Mann spielt gelegentlich Egoshooter. Diese Spiele sind extrem stark verbreitet. Insofern ist es wirklich kein Wunder, wenn auch jugendliche Amokläufer derartige Spiele spielen. Es wäre eher auffällig und merkwürdig, wenn sie diese Spiele nicht spielen würden oder nicht im Internet unterwegs wären.
Drittens. Die Auffassung, jemand, der privat Rilke lese, sei nicht imstande, Menschen zu töten, ist peinlich und arrogant zugleich. Die Menschheitsgeschichte ist voll von hochintelligenten, gebildeten Mördern mit Hang auch zu klassischer Literatur. Hitler und seine Kumpanen waren leidenschaftliche Anhänger klassischer Arien, und nachdem sie mit Tränen in den Augen den Klängen gelauscht hatten, ermordeten sie ohne Zögern den nächstbesten KZ-Häftling.
Viertens. Don Alphonso beklagt sich, ihm und anderen Killerspiel-Gegnern werde vorgehalten, sich mit dem kritisierten Sujet nicht auszukennen; er hält das für unnötig. Erstaunlich. Gibt es viele Fälle, in denen Sie sich zu etwas äußern, was Sie nicht einmal im Ansatz kennen?
Fünftens. Diese ganze Debatte ist unrealistisch. Ja, es gibt Computerspiele, die für meinen Geschmack viel zu brutal und gewalttätig sind. Auf der anderen Seite kann jeder Erwachsene spielen, was er will. Wer das Recht hat, sich privat von ledergewandeten Damen oder Herren auspeitschen zu lassen, der darf auch virtuell mit einer Schrotflinte durch einen Wald rennen und auf menschenähnliche Gegner schießen. Ich finde beides nicht schön, aber die Geschmäcker sind verschieden. Für Jugendliche gibt es den Jugendschutz, der verhindern soll, dass Jugendliche diese Spiele bekommen. Reicht der derzeitige Jugendschutz nicht aus, muss er verstärkt werden.
“Kommentare” regeln oder nicht? Das Kommentarsystem der FAZ ist doch genau so wenig leistungsfähig wie das hier zur Anwendung kommende. Linear bzw überhaupt nicht verkettete und nur nach Eingangszeit sortierte Kommentare reichen nur für höchstens 3 gleichzeitig agierende Personen, die sich in großem zeitlichem Abstand äußern, alle beim Thema bleiben und am Ende nicht mehr als 20 Beiträge zustande bringen. Alles nur “Long Tail”-tauglich, nicht für einen Artikel über ein brisantes Thema auf einer Website mit großer Reichweite.
Klar, hinterher kollabiert das System und man kann sich prima über das Youtube-Niveau der Beiträge aufregen.