Morbidität und Lethalität von Blogs
Seitdem es die Blogstats-Graphiken gibt, haben alle Bloghoster etwas, worauf sie täglich schauen können. Mittlerweile hat sich ein Trend verfestigt: Der grosse Player ist Myblog, danach liefern sich Blogg.de und 20six einen Kampf um den zweiten Platz – und glaubt man den aus dem Hause Blogg.de stammenden Blogstats, dann gewinnt Blogg.de das Rennen. Für alle ist es ganz nett, dass Lifejournal in der Statistik keine Rolle spielt, sonst gäbe es auch noch ein heisses Duell um die Pole Position.
Das Problem ist nun, dass die Zahl der angemeldeten Blogs so gut wie gar nichts über ihre Existenz aussagen. Jubelmeldungen über die quantitativ erreichten Meilensteine müssen nicht bedeuten, dass es dann auch entsprechend viele Blogger gibt – viele melden sich einfach nur mal an, haben kein Interesse oder stellen es nach ein paar Einträgen wieder ein. Und bei den kooperierenden Anbietern 20six und myblog.de hat es kein einziges Blog in die Rangliste der meistverlinkten Blogs geschafft, ganz im Gegensatz zu kleineren Anbietern wie twoday.net, blogger.de oder antville.org. Ein erhebliches Missverhältnis – kann es vielleicht sein, dass sich hinter grossen Zahlen vor allem sehr viele Blogleichen verbergen?
Um etwas mehr Informationen über die Morbidität (Krankheit) und Lethalität (Sterben) zu bekommen, habe ich vor 4 Tagen 30 frisch nacheinander eröffnete Blogs eines der erwähnten grossen Bloganbieter gespeichert und jetzt mal nachgeschaut, was aus ihnen wurde.
Nach diesen 4 Tagen sind 21 Blogs noch immer so wie am ersten Tag. Das heisst, entweder nur ein Test-Eintrag, gleich danach noch ein weiterer, oder gar keiner – und von da an keine Aktivität mehr. 4 Blogs, die am Anfang noch existierten, sind mittlerweile wieder abgeschaltet, ohne dass Gründe erkennbar waren. 1 Blog kommt von einem Blogger, der seine alte Seite zerschossen hat und jetzt lieber gleich was Neues macht. Nur 4 Blogs sind inzwischen bei 2 oder mehr Einträgen nach dem ersten Testeintrag.
Nach den hier jetzt einfach mal so aufgestellten Kriterien bedeutet das: 25 von 30 werden nicht betrieben und dümpeln verlassen vor sich hin = über 80% Morbidität. 4 von 30 sind verschwunden = 13,3% Lethalität. 5 Blogs werden geschrieben = Nicht mal 20% der neuen Blogs erfreuen sich bisher ihrer Gesundheit. Natürlich sind die Zahlen auhgrund der kleinen Basis nicht sehr aussagekräftig, aber der Trend ist, vorsichtig gesagt, ernüchternd. Ich werde in den nächsten Tagen eine Parallelgruppe anlegen, um die Aussagen zu überprüfen – dann kommen hier auch weitere Ergebnisse.
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Livejournals Statistiken weisen knapp über 50% Karteileichen auf (2,2 Mio gg. 5,1 Mio [http://www.livejournal.com/stats.bml]). Nico Lumma/Blogg.de nannte in Wien seinerzeit eine ähnliche Zahl (ich glaube bezogen auf durch blogstats.de erfasste Blogs).
Als ich umgekehrt Anfang des Jahres mal bei Freenet die Blogs durchgezählt und stichprobenartig überprüft habe, war ich eher bei weit über 75% tote Blogs. Sogar die Mehrzahl der auf der Homepage seinerzeit angeteaserten Blogs hatte monatelang keine Aktualisierung mehr erfahren.
Ich fände es ebenfalls gut, wenn man sich mal auf eine Definition “Aktive Blogs” einigen könnte. Ende August hatte ich mal die Blogger.de-Datenbank ein wenig befragt und folgende Ergebnisse bekommen:
http://www.olbertz.de/archives/000361.html
Ich bin gerne bereit solche Anfragen automatisch jeden Tag/jede Woche laufen zu lassen und zu veröffentlichen. Schön wäre es aber auch, wenn sich vorher darauf geeinigt werden könnte, was aktive Blogs sind…
Gefühlt würde ich den Zeitraum eher in Monaten setzen. Irgendwo zwischen drei und sechs Monaten.
Ich wiederum fände es gut, wenn man endlich aufhören würde, sich auf Statistiken eines Anbieters zu verlassen und neutrale Zahlmethoden einführen würde. Ihr seid doch ansonsten ziemlich kritisch, warum gibt es an diesem Punkt keine Sensibilität?
Da liegt ein Missverständnis vor. Es geht hier um 30 Blogs, die der besagte Anbieter hostet, und die zufällig ausgewählt wurden. Die schaue ich mir halt an, und vergleiche sie mit einer zweiten Gruppe von ebnenfalls dreissig – das ist alles. Das hat mit Blogstats wenig zu tun, nur ist es eben ein Versuch, den Diskrepanzen der Eigenaussagen und der Statistik auf den Grund zu gehen.
s eines grossen feutschen Bloganbieters: Die erste Referenzgruppe von 30 im letzten November eingerichteten Blogs hat sich nach mieser E […]
Ich habe am Anfang November eine erste Gruppe von 30 Blogs eines grossen Bloghosters gespeichert und seitdem beobachtet. Seitdem haben auch diem letzte […]
Ich glaube, daß viele der Blogger, die das ernsthaft betreiben, irgendwann den Weg einer eigenen Webseite gehen – sei es aus Performancegründen des hosters, zuviel Gemenschel in der Community, dem Bedürfnis nach Kontrolle über die eigenen Schreibergebnisse oder sonstigen Veränderungen. Der vertraute Blogname wird vielleicht “mitgenommen” – gibts dazu denn Erkenntnisse?
Mir liegen keine festen Zahlen darüber vor. Auffällig ist aber z.B. bei Blogstats ein hoher Anteil an “Sonstigen Weblogsystemen” der bei Blogstats bei 16% liegt und nicht unter den Top 7 Blog-Hoster geführt wird.
Schaut man sich aber um und sieht sich die an, die man für “A-List”-Blogger hält, so gibt es ein gemischtes Bild. In den USA gibt es viele “hochrangige” Blogger die sich Blog-Hostern anvertrauen, namentlich dem als “Highend” positionierten Typepad, dem sehr communityfreudigen LiveJournal mit vielen Jugendlichen und Codern und nicht zuletzt der ganze Blog-Krempel von Microsoft(-Entwicklern).
Performance dürfte bei Blog-Hostern kaum ein Problem sein. Einige dürften von einigen Hostern wg. wöchentlicher Wartungsarbeiten genervt sein. Andere Blog-Hoster haben temporär mit Performance-Probleme zu kämpfen, das kann dir aber auch bei einem normalen Internet-Provider mit deiner Website passieren. Nicht zu vergessen, dass du als User auf deiner Website möglicherweise die Blog-Software schlecht installierst und selber die Performanceprobleme verursachst.
Community haben im wirklichen Sinne nicht viele Hoster. LiveJournal würde ich bescheinigen wirklich weit bei den Community-Funktionen zu sein. Bei anderen Hostern ergibt sich “Community” weniger aus den Funktionen als vielmehr aus einem Zusammengehörigkeitsgefühl und dadurch dass man evtl. seinen ganzen Freundeskreis mit anschleppt. Ich glaube nicht, dass man als Einzelgänger z.B. bei Myblog viel Community “erleiden” muss, wenn man nicht will.
Technische Features könnten ebenfalls ein Grund darstellen für einen Wechsel auf einer eigenen Domain. Aber ich bezweifle das es soviele “normale” Blogger gibt, die ein hinreichendes technisches Verständnis haben, um sich ein Blog-Softwaresystem einzurichten und so zu modifizieren, dass es Funktionalität bietet, die über die normalen Dienstleistungen eines Blog-Hosters hinausgeht.
Nein, ich schätze das ein großer Teil (80, 90%) zufrieden ist, mit dem was sie haben. Da wird sich erst wieder was tun, wenn ein großer Blog-Hoster gegen die Wand fährt und man feststellt dass es keine Export-Funktionen oder Backups gibt.