Der 16. Juli – den Tag sollten sich Journalisten merken
Ich tendiere bekanntlich dazu, vom Journalismus als Basis eines gesicherten Lebens abzuraten, und propagiere statt dessen Wirtschaftszweige mit solider Basis und ordentlichen Unternehmen wie der Baubranche. Gebaut wird immer, Journalismus dagegen…
ist überflüssig. Meint man bei Sat.1 und schmeisst deshalb im grossen Stil die Teile der Belegschaft raus, die dort neben der üblichen Bespassung für das härtere Geschäft mit den Nachrichten zuständig sind. Man will jetzt mit mehr Boulevard und ein paar wiederholten Serien Geld einsparen, um die gewünschte Umsatzrendite zu erzielen. Falls Journalisten Zweifel hatten, dass sie aus wirtschaftlicher Sicht etwas anderes als Kostenfaktoren sind – dürften die mit dem heutigen Tag ausgeräumt sein. Und die Art der Verabschiedung ist auch nicht gerade die feine Englische. Das ist mehr als nur eine Stellenstreichung. Da wird der kommerzielle Journalismus als solcher zur Disposition gestellt. Was Medienkonzerne wie Holtzbrinck, Springer und Burda durch Zukäufe im Internet und Reduzierung der Printinvestitionen halbwegs organisch versuchen, wird hier brutal und rücksichtslos auf die Schnelle durchgezogen.
Und damit haben wir ein schönes Beispiel dafür, was die Zukunft bringen wird. Nicht heute, nicht morgen, aber in ein paar Jahren. Denn heute kamen auch die neuen Zahlen der Auflagenmesser der IVW, und da gibt es neben der üblichen, rückläufigen Auflagenentwicklung eine Zahl, die besonders ins Auge sticht: 17% Auflagenverlust bei den Jugendmedien innerhalb eines Jahres. Und das bei der Zielgruppe, die in spätestens 10 Jahren auch andere Printprodukte kaufen soll. Wenn die schon nicht mal mehr zu Bravo greifen, und sich alles aus dem Netz von Promiseiten, Tauschbörsen und Foren holen, wie will man die wieder einfangen?
Eine wichtige, möglicherweise lebensentscheidende Frage, die man sich glücklicherweise nicht stellen muss, wenn man auf dem Bau arbeitet. Wer dennoch in den Journalismus geht, ist gut beraten, sich auf den Sat.1-Stil einzustellen. Denn was die Finanzinvestoren dort vormachen, wird sicher in anderen Medienhäusern bald nachgemacht. Liebe Journalisten, wie wäre es denn vielleicht mit einem eigenen Blog? Dann hat man wenigstens eine publizistische Heimat, aus der sie einen nicht feuern können.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Richtig. David Carson meinte schon mitte der Neunziger „Print is dead“. Er wird Recht behalten.
Ich lese meine Tageszeitung nichtmal mehr wegen der lokalen Ereignisse. Die sind auch im Netz zuhauf besser beschrieben.
Und nun projezieren wir das Geschehen, wie von Dir schon angedacht, ein paar Jahre in die Zukunft.
Nicht: Tschüss, Journalismus. Tschüss Holz. War schön mit dir, aber times, they are a changing…
Ich glaube, man kann verlorene Leser nur dann zurückholen, wenn man auf Qualität setzt. Sieht man ja an Formaten wie “Frontal 21” – gut, mit Sorgfalt recherchiert, hochinteressant, sieht man immer wieder gerne. Genauso die FAZ – ein qualitativ hochwertiges Medium, welches man immer gerne liest. Stellenstreichungen sind da genau der falsche Weg.
[…] Der 16. Juli – den Tag sollten sich Journalisten merken Falls Journalisten Zweifel hatten, dass sie aus wirtschaftlicher Sicht etwas anderes als Kostenfaktoren sind – dürften die mit dem heutigen Tag ausgeräumt sein. (tags: journalismus medien zukunft internet) […]
Im Netz ist man als Journalist genausowenig sicher, wie die heute schreibt.
Vielleicht ist es wirklich der Bau…
“FAZ” – sollte das natürlich heißen.
ist “frontal 21” qualitätsjournalismus? für mich ist das ne föhn und schlips-show.
Frontal 21 = gut?!
Naja, da wird wohl jeder eine eigene Meinung und Empfindung dazu haben.
Mir ist das ganze viel zu sehr auf Effekt getrimmt. Und wenn dann wieder schlecht recherchierte oder gar erfundene Informationen verbreitet werden (zB Killerspiele-Beitrag) oder aufgeregt über Korruption und Schmiergeld berichtet wird, aber Schleichwerbung und Veruntreuung im eigenen Haus nicht ein einziges Mal erwähnt werden – dann schalte ich lieber ganz ab.
Vielleicht hab ich aber das ganze ja auch nur geträumt…
Aber früher war auch mal das heute-Journal gut und frei von Selbst-Referenzierungen auf das anfolgende Unterhaltungsprogramm.
Die Journalisten, die es interessiert, haben schon einen Blog, der Rest hat keine Zeit oder kein Interesse. Das Thema is tnun wirklich schon lange genug auf dem markt. Grundsätzlich stimme ich Dir zu, Journalismus ist kein gesichtertes Einkommensfeld, aber das Baubeispiel geht zu sehr daneben. Da sieht es doch momentan immer noch ziemlich bitter aus. Viele versuchen ihr Glück im Ausland, beispielsweise in der Schweiz, während die Familie daheim bleibt. Oder es folgen diverse Umschulungen, bis man den Baubereich komplett aufgegeben hat. Wirb besser fürs Maschinenbaustudium, die werden händeringend gesucht.
Ich sehe die Krise eher im 08/15-Journalismus. Bei den Kräften mit profundem generalisiertem Halbwissen. Wobei das ja das beherrschende Bild ist, wie sich die Journalisten und Élèven sehen. Ein wenig Handwerkzeug langt nicht mehr, die Welt zu erklären.
Z.B. Dons Artikel im Rebellenmarkt würden viele Fäuletons schmücken und sicher auf Resonanz stossen. Stattdessen wird dort über Paris Hiltons Hund sinniert.
Wenn die Medien es nicht schaffen, Experten und Könner auf ihren Gebieten einzubinden und einen qualitativen Sprung zu machen, werden die Medienkonzerne nur noch die Unterhaltung zuständig sein und der Rest wird sich bei alternativen Angeboten im Netz finden. Mit allen Konsequenzen für die Journalisten – nämlich den schlecht bezahlten Animateur zu spielen.
Ich halte die Entscheidung des Sat1 Chefs für Konsequent. Sat1 fiel bisher kaum durch besonders herausragenden Journalismus auf. Ob die bisherige Qualität an den Randbedingungen oder den beteiligten Journalisten lag, kann ich von Aussen nicht beurteilen. Ich glaube auch nicht, dass sich das Niveau von Sat1 durch den Verzicht auf (bestenfalls) mittelmäßigen Journalismus wesentlich verändern wird.
Ich habe gerade den SPON-Artikel dazu gelesen. Da wird betont, dass die Moderatorin zur “erotischsten Newsfrau Deutschlands” gewählt worden ist.
Die sind völlig merkbefreit.
Die “FAZ” schreibt heute übrigens, dass bei Netzeitung zumindest mit dem Journalismus bald Feierabend sein könnte (nebenbei der Name des neuen Netzeitungs-Geschäftsführer erscheint in drei verschiedenen Schreibweisen): http://preview.tinyurl.com/3cvlmy
Die Faz dazu:
Auf die massiven Personaleinsparungen sind, wie üblich, die Unternehmensberater von McKinsey gekommen. Die Rendite, die bei Pro Sieben Sat. bislang bei rund 22 Prozent liegt, soll auf dreißig Prozent steigen.
Nochmal 30%.
Vorher erklärt die Faz, daß die Einsparungen bei den Personalkosten gerade mal 8 Millionen Euro bringen, die aber wieder von Abfindungen aufgefressen werden.
Gleichzeitig hat das Unternehmen (Rendite 22%!) eine Schuldenlast von 4 Milliarden!
und warum:
“Die Fusion mit der skandinavischen Sendergruppe SBS hat Pro Sieben Sat.1 nämlich 3,3 Milliarden Euro gekostet – alles finanziert mit neuen Krediten und zu zahlen an die neuen Eigentümer, denen SBS zuvor gehörte.”
Klar und RTL freut sich, daß Sat1, Pro7 nicht mehr um tolle Hollywood-Spielfilme mitbieten kann.
Das ganzue ist traurig für Journalisten, aber nich trauriger für die Gesellschaft.
Sicher, einige der Leser werden von Spiegel, Faz, Zeit, Taz zu Blogs wandern, aber bestimmt nicht mehr die gleiche Masse, von Umfang und politischer Ausrichtung, die vorher erreicht wurden.
grrrruselig
SPON-Merkbefreiung II:
(ausgerechnet einen Artikel unter dem SAT.1-Artikel)
“Dazu blinzelt sie ganz entzückend mit großen runden Augen, aber das kann bei dieser aufregenden Premiere auch der Nervosität geschuldet gewesen sein. Ihre Stimme ist lieblich und hell.”
Mit dem Kopf auf der Tastatur aufschlag’. Entlassen. Alle entlassen! Bin dafür.
Und bei der Netzeitung gehts munter weiter:
“Von Robert Graubner wird kolportiert, dass für ihn Online-Journalisten nicht mehr und nicht weniger seien als „Content-Manager“, „News-Aggregatoren“, „Google-Optimiser“ und „Channel-Manager”(…)”
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EE7A322B4946B42DDB78B5DE45737C5B4~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell
OPS: Sorry für den FAZ-Link. Das konservative Bürgerblatt wäre mir früher ja nie ins Haus gekommen. Tut es auch heute nicht. Aber die Online-Ausgabe ist meinen papierenen Favoriten Sueddeutsche und taz um Längen voraus, was den Informations- und Lesewert angeht.
jawolla!
30 % Rendite für irgendwelche Finanzinvestoren, das ist einfach nur obszön. Stört aber offenbar keinen mehr. Was aber nicht weiter verwunderlich ist, irgendwann muss ja der ständige Konsum von SAT08/15-Mist den letzten Rest Hirn deformieren.
Was Qualität im Journalismus angeht, das ist und wird in der Zukunft noch viel mehr ein Nischenprodukt, vor allem im Printbereich.
Ob obszön oder nicht (ich mag Shareholderkäs auch nicht), ich kann nur sagen: lernts was Gscheits.
Am besten Berufe, in denen man dich nicht ersetzen oder schmerzlos auf dich verzichten kann. Also alles, was in einem relativ kulturlosen und denkbefreiten Autofahrerland (das muss man einfach mal erkennen) Content-Roboter (die wird es geben) und Ikeastuhl-Fließbänder nicht hinkriegen. Und nie hinkriegen werden.
Als da sind: Arzt oder Gourmetkoch :-) Bau und Handwerk meinerthalben, aber nicht Mauerer oder Fliesenleger, die haben mit 40 ein kaputtes Kreuz. Bin für Ingenieur.
Der Gourmetkoch wird in D aber ein wenig kämpfen müssen, denn geschmacksknospenbefreite Deutsche haben neben der nicht vorhandenen Lesekultur (im ärmeren Russland sehr hoch) auch keine Esskultur und halten alles für Essen, was nach Riesenschnitzel übern Tellerrand hängend aussieht oder was die tragbare Unterlage für die Woscht darstellt.
Meinem Nachwuchs habe ich z. B. autoritär verboten in die Werbung zu gehen. Um das mit faktischer Erfahrung anzureichern, ließ ich sie ausgiebig an den täglichen hirnbefreiten Rattenrennen und der Missachtung da drin teilhaben. Klappte vorzüglich.
Diese Verleger meinen nun mal, dass der Faktor ‘Intelligenz’ in Unternehmen gnadenlos überschätzt wird …
“Man will jetzt mit mehr Boulevard und ein paar wiederholten Serien Geld einsparen,…”
Das stimmt so nicht. Eingestellt wird mit “Sat.1 am Mittag” ja gerade ein unglaublich schlecht gemachtes Boulevard-Magazin. Sieh Dir nur die Webseite an: “Der große Pilz-Test”, “Der Pumps-Test”, “Einfrier-Tipps” – ich finde es nicht schade, sondern ermutigend, dass sowas verschwindet.
“Da wird der kommerzielle Journalismus als solcher zur Disposition gestellt.”
Bei Sat.1 mag das so sein. Da war aber sowieso kaum Journalismus zu sehen. Andererseits solltest Du nicht unter den Tisch fallen lassen, dass nach den aktuellen IVW-Zahlen Motorpresse, Sportzeitschriften, Reisezeitschriften und Wirtschaftspresse durchaus Auflagenzuwächse vorweisen können. Auch die alten und neuen Klatsch-und-Tratsch-Blätter stehen gut da. Und “Die Zeit” hat die höchste Auflage ihres Bestehens erreicht. Wie passt das in das Journalismus-Untergangs-Szenario?
Jetzt ist mir endlich klar, warum die hausgemacht.tv hochgeprügelt haben. Damit füllen die demnächst ihr Fernsehprogramm. ;-)
“Auch die alten und neuen Klatsch-und-Tratsch-Blätter stehen gut da. Und “Die Zeit” hat die höchste Auflage ihres Bestehens erreicht. Wie passt das in das Journalismus-Untergangs-Szenario?”
Erklärungsversuch 1:
Klatsch und Tratsch = alt? alte Zielgruppen?
ZEIT = das Heft für die Zahnarztgattin?
Beide Zielgruppen haben ein klitzekleines biologisches Problem: sie werden aussterben :-)
Erklärungsversuch 2:
Teen-Zeitschriften lassen arg nach, diese Zielgruppe ist längst im Internet. Wie jeder ahnen wird, verkörpern sie aber damit die Lese- und Informationsgewohnheiten von morgen. Nicht in der nächsten Woche, aber in 5-10 Jahren.
Dann wird das auch NEON der 30jährigen merken, welches im Moment noch gut da steht. Gehe da voll mit Don d’accord. So wird es vermutlich sein.
“ZEIT = das Heft für die Zahnarztgattin?”
Die Auflage der “Zeit” steigt seit Jahren langsam, aber stetig. Ist mir bisher entgangen, dass wir eine Zahnarztgattinnen-Schwemme haben. Deren Zunahme ist dann wohl das letzte Aufbäumen vor dem Aussterben, oder was? Finde ich als “Erklärungsversuch” wenig schlüssig.
Irgendwas müssen die Leute ja lesen. Einmal die Woche, eine Mischung aus Politik und “ZEITgeist” und eine bunte Beilage für den Coffee-Table. Der Erfolg der Zeit sollte allen Tageszeitungen zu denken geben. Als bunte Wochenzeitung hat die Zeit ja kaum Konkurrenz in Deuschland.
Programmplätze
Nun haben sich die Investoren offenbar entschlossen den Sender ganz der Vergessenheit anheim zu geben. Wie die Blogbar berichtet haben sie entschieden einen großen Teil ihrer Nachrichtenredaktion zu feuern. Hoffentlich ist den Leuten klar, dass die Pro…
Aufbäumende Zahnarztgattinen wären mir auch gar nicht recht. :-))) Ich denke halt gern in Bildern und stelle mir gern entrüstete, raschelnde Etepete-Ladies vor, mit gespreiztem Fingerchen an der Teetasse.
Aber Guggsdu
http://marktplatz.zeit.de/mediadaten/dokumente/Mediadaten/ZEIT_Praesentation.pdf
Goto: Alterstruktur, Seite 11.
Das Jungvolk ist schlechter vertreten im Verhältnis zu Gesamtbevölkerung. Die älteren ab 40 sind stärker vertreten als die Gesamtbevölkerung. Dieses ZEITungsvolk altert akademisch weg.
Bei der ZEIT müsste man mal die Auflage aus den Jahren vor 2000 sehen. Da gab es eine ganze Folge von Jahren, als die Auflage stetig nach unten ging. Vor allem nach dem ersten großen Layout-Wechsel.
Auch wenn viele sich echaffieren… ich finde das nur konsequent, was SAT1 da treibt: ganz offen wird hier ausgesprochen, worum es seit Jahren in Wirklichkeit geht. Um Geld verdienen, nix weiter. Alles, was diesem Ziel im Wege steht, wird geschaßt. Ich wünschte, die Printmedien würden das auch endlich mal zugeben.
Und der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk.
Und die Politiker.
Und so mancher A-Blogger…
Blöde Tippfehler:
echaffieren = echauffieren natürlich
[…] 17th, 2007 · No Comments Jeder Viele regen sich darüber auf, dass bei Sat1 die drei Nachrichtenmagazine Sat1 am Mittag,Sat1 am Abend und Die Nacht (ab August) gestrichen wurden. […]
Ich wollte hier eigentlich keine große Debatte über “Die Zeit” anfangen. Ich kaufe sie selbst nur etwa einmal monatlich. Und zwar immer dann, wenn ein Online-Blick ins Inhaltsverzeichnis ein schönes Dossier, einen langen Hintergrund-Artikel etc. verspricht. Das ist nicht immer der Fall, aber eben regelmäßig. Und dann kann ich beim Lesen feststellen, dass die Artikel häufig gut recherchiert und tiefgründig sind. Wenn das nur “die älteren ab 40” zu schätzen wissen – na und? Bin ja selbst schon 42. :-)
Worauf ich eiegntlich hinauswollte: Man kann Journalismus in den verschiedenen Medien nicht über einen Kamm scheren. Was Sat.1 & Co machen, ist die Simulation von Journalismus. Billig produziert, um Lücken zwischen Werbeblöcken zu füllen. Das rechnet sich offenbar nicht mehr. Und das ist nicht schlimm. Auch Lokalzeitungen, die sich überwiegend aus dem dpa-Ticker speisen, werden es schwer haben. Auch das lässt sich verschmerzen. Aber dass die Generation nach meiner nur noch online lesen wird, glaube ich nicht. Auch die Jüngeren werden immer wieder an Punkte kommen, an denen sie mehr wissen wollen. Und das Internet steht (jedenfalls zur Zeit) nur für die schnelle aktuelle Info. Hintergrund und Zusammenhänge in verlässlicher (!) Darstellung finden sich selten. Wird sich das ändern? Ich sehe dafür noch kein Indiz.
Es gibt viele komplexe Themen, zu denen man online nur mühsamst Informationen bekommt. Man nehme z.B. die Auslandsreportagen der “Lettre International”. Wo gibt es denn sowas online? Ich bin mir sicher, dafür wird es immer ein “Offline”-Publikum geben, ebenso wie es für gute Romane und Sachbücher in allen Altersgruppen ein Publikum gibt.
Wenn Du meinst, die eingestellten Sendungen „Sat.1 am Mittag” und „Sat.1 am Abend” seinen richtige Nachrichten oder hätten etwas mit Qualitätsjournalismus zu tun, dann denkst Du wohl auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
In den guten, alten 80igern hatten wir TV-technisch ARD+ZDF plus “Regionale” – heute haben wir zusätzlich RTL, Sat.1, usw., usw… Haben sich die Nachrichten vervierfacht ?
Der liberale Ökonom Paule Krugmann hat bereits um die Jahrtausendwende darauf verwiesen, daß “demnächst” Content zwar king, aber “kostenlos” sei, “Interpreten” seien kaum noch notwendig – die Sat.1-“Reform ist demzufolge folgerichtig.
Zur Auflage von Zeit, SpOn: die Babyboomer sind in einem Alter, wo es gemächlich, besserverdienend und unaufgeregt sein sollte. Um “Politik” geht es bei beiden Blättern nun wirklich nicht (mehr). ;)
In gewisser Weise das gleiche Problem wie mit den tauschbörsen für Musik. Nur stehen den Medien weder gute Argumente wie eine exklusive Aufmachung oder Rechtsmittel zur Verfügung.
Es wird sicher noch Journalisten geben. Aber der newsschrott wird dann eben contentgemanaged, und das “High End” wird nur die wenigsten ernähren. Und solange es keine Erlösmodelle im Netz gibt – tja.
SAT1 streicht die Nachrichten zusammen
Tja, so ist das in der neuen und schönen Medienwelt 3.0: Eben noch eine Sendung gemacht, schon steht man draussen vor der Tür und haucht noch ein geschocktes „Wie, das war jetzt unsere letzte Ausstrahlung?” in den leeren Flur hine…
Die Sendungen waren Boulevard. Das sagt nicht nur die Satan-Sprecherin, sondern auch der geistig gesunde Zuschauer, wenn er denn die Formate lang genug ertrug, um sich ein Urteil bilden zu können. Dreckiger, verabscheuungswürdiger TV-Schrott, dem man keine Träne nachweinen sollte. Lohnt die Aufregung nicht.
Tut hier auch keiner so richtig. Es geht um die allgemeine Richtung des Journalismus Richtung Orkus.
eben! Welchen substanziellen Beitrag hat SAT1 denn für Qualitätsjournalismus geleistet? Ungefähr soviel wie Ya**o für die Menschenrechte :-)
Insofern ist mir das Schicksal von Sat1 herzlich egal (von den verlorenen Arbeitsplätzen – nicht nur die der Journalsiten – abgesehen).
es sei nur kurz angemerkt für arbeits-suchende: auf dem bau ist auch alles nicht mehr so rosing. die holen sich alle bald billig-tschechen für 1 euro die stunde
naja, ich sehe da noch nicht den Untergang des Abendlandes kommen. Dieser gefühlte Journalismus war eh nicht viel wert. Bedarf nach Qualität ist auf jeden Fall da. Bin mir aber nicht sicher ob die alten Säcke in den etablierten Medienhäusern überhaubt wissen wie groß die Welle der Veränderung ist, die da auf sie zu rollt. Ich kenne z.B. keine ernstzunehmende Person mehr die regelmäßig TV konsumiert.
Ich kenne z.B. keine ernstzunehmende Person mehr die regelmäßig TV konsumiert
Du nimmst Deine Eltern nicht ernst? :)
Ich bin sehr gespannt, wie und wodurch in 10-20 Jahren die öffentliche Meinung beeinflusst wird. Platz und vor allem Bedarf für qualitativ guten Journalismus wird es weiterhin geben. Doch in welcher Form? Und wird es dann noch eine nennenswerte “öffentliche Meinung” geben? Oder nur eine zersplitterte, aufgefaserte Vielzahl an unterschiedlichen Interessengruppen mit zT. ebenso vielfältigen Abgrenzungen und Gemeinsamkeiten? Nur grob zusammengehalten durch eine gemeinsame Sprache oder ein gewisses, gemeinsames Verständnis bestimmter Werte? Es bleibt spannend …
Wir hatten K.-H. Koepke. Der war durch uns steuerfinanziert. Wir hatten dann coole “anchor-men” bei den Privaten. Damals alles zu einem definierten Zeitpunkt im Tageslauf. Sowohl im Radio zu den “Vollen” als auch im TV zu umkämpften Terminen des Aufmerksamkeits-Mainstreams. Das war damals schon irgendwie krank, wenn darum medial gestritten wurde, wann die “moderne Familie” lt. Statistik denn nun abends zu speisen, zu entspannen oder zu kuinieren gewillt war.
Nun haben wir Allzeit, Immer-News, BlahBlah-RoundTheClock und FollowTheSun-Sender. Geht da Jemand anders mit um als damals? Rennt Jemand schneller raus auf die Straße und brüllt “Hömma, grade haben sie…”? Und das ca. 87mal am Tag? Nö. Warum? Nachrichten sollen so objektiv wie möglich sein, aber mein Leben soll so subjektiv wie möglich weitergeführt werden, sonst könnt ich mir ja heute schon die Kugel geben.
Will sagen: Wer heute N24 guckt, wartet auf Tatjana Ohm’s ObenOhne-Auftritt. Oder ist zu faul, seine Feeder am PC zu lesen. Oder wähnt keinen, wirklich keinen Unterschied zu n-tv, außer daß die ja keine Tatjana Ohm haben.
News sind Masse, aber auch Beliebig-Content der Privaten, weil sie ihnen auf den Content-planerischen Sack gehen. Da kann man nix verkaufen, da wird man zum Spielball der Realität…
Das letzte wirklich journalistisch neutral verwertbare TV-News-Ereignis war NineEleven. Seit dem versuchen alle News-Produzenten, Ersatz dafür zu finden. Sei es mit Titten, sei es mit Falschmeldungen oder stümperhaften “Moderatoren”, die noch nicht mal in der Lage sind, ihren vorgekauten Text fehlerfrei vom Teleprompter abzulesen.
Insofern ist ProSieben.SatEins nur konsequent und der Verbraucher von “News” in DE der Größte Anzunehmende Unkritische, kurz GAU.
Ich weiss nicht warum man den objektiven Journalismus im TV vermisst. Gibt uns das Fernsehen doch nur das, was die breite Masse sich wünscht. News interessieren doch kaum noch jemanden, Krieg dort, Skandal da, Korruption da drüben, das Niveau des Fernsehens ist von Jahr zu Jahr dürftiger. Ich habe mein TV-Gerät schon vor Jahren entsorgt. Dort geht es nicht mehr um Bildung, Kultur und Information, es geht einfach nur noch um maximalen Gewinn mit minimalem Aufwand.
Das Fernsehen als Manipulation der breiten Masse wird leider nur noch zur Verstärkung der Kaufkraft genutzt.
Alles wird veramerikanisiert, da werden lieber noch ein paar Moderatoren für Nachtquizsendungen eingestellt, als sich über den eigentlichen Sinn und vor allem die Möglichkeiten des Fernsehens bewusst zu werden.
Der Kampf hat begonnen, Jeder versucht Jeden über den Tisch zu ziehen. Egal ob auf der Straße, im Internet oder im TV.
Die Verantwortlichkeit für den Inhalt der Programme, wurde mit dem Erhalt der Kreditkarte abgegeben.
Das wird noch wesentlich schlimmer werden, neue Marketingbereiche werden erschlossen, noch bessere Möglichkeiten den Zuschauer zu beeinflussen, noch mehr “Produkte” wollen an den Mann gebracht werden, gerade weil der Geldfluss immer schmaler wird.
Es reicht ja schon es überhaupt den Begriff “Marketing” gibt. bzw. den Berufszweig. Jemand der sich den Kopf darüber zerbricht wie man Menschen auf manipulative aktive/passive Weise zu einer bestimmten “gewinnbringenden” Handlung bewegt.
Jeder will nicht nur überleben, er will leben und wenn möglich auf Kosten der Anderen.
PS: Falls ich etwas vom Thema abgekommen bin, so möge man Nachsicht walten lassen. Vielleicht übertreibt man es ja eines Tages und die “breite Masse” wacht mal auf, das Geld nicht Alles ist und man sein Glück nicht in materialistischen Dingen findet.
Gute Nacht…
Linkgewusel 18.07. – Sat1 Rendite – Grundgesetz Für Schäuble – JuSos Hessen-Nord – Lucida Font – Blog-Einsteiger-Tipps – Tagesschau-Blog – Second Life Hype
Sat1: Wie machen wir mehr Rendite?
Gestern war dies so ziemlich DAS Thema in den Medien und in der Bruder‑ und Schwesternschaft der Blogger. Sat1 streicht etliche Nahezu-Irgendwie-Nachrichten-Formate aus dem Programm. Nicht nächste Woche, ni…
‘journalismus’ als sakrosankte ikone? also ich weiss nicht. wenn ich mich an falladas roman ‘bauern, bonzen und bomben’ erinnere, dann scheint das alles auch nicht mehr zu sein als eine schlecht zu markt getragene haut. und diejenigen, die sie irgendwann mal ‘besser’ zu markte getragen haben wie c. ahlers, g. gauss, r. augstein haben im grunde auch nichts anderes getan als heutige. nur dass es eben heute sehr viel schneller sehr viel teurer und im gegenzug noch viel, viel schnellerer viel, viel billigerer geschieht.
keine träne!
Ich selber habe auch nicht viel mit Zeitungen am Hut. Mal davon abgesehen das sie unhandlich sind, bietet das Internet eine komfortable möglichkeit schnell und komplex Informationen zu einem Thema.
Als es noch keine Blogs gab (oder ich zu blöde war, eine leichte Möglichkeit zu finden, so was selbst zu starten), bastelte ich fleißig an irgendwelchen Fanzines. Das war und ist mein Ausgleich zum Arbeiten in einem Medienkonzern – denn in meinen eigenen Publikationen kann ich letztlich schreiben, was ich will. Sofern ich die geltenden Regeln einhalte, natürlich … Das ist mein ganz persönlicher Versuch, der Falle zu entweichen.
Ansonsten hält sich mein Mitleid mit den SAT-1-Kollegen in Grenzen: Wer “Witwenschüttler” einsetzt, um entsprechende Fernsehbilder zu erreichen (und davon gehe ich bei diesen Kollegen aus), darf sich nicht wundern, wenn man irgendwann ebenso behandelt wird. Traurig aber wahr.
[…] Andererseits zeigt dieser Vorgang, dass auch große und mächtige Nachrichtensender glauben, sich dem Markt beugen zu müssen — es wird immer problematischer und unsicherer, Journalist zu werden. […]