Nachdem Robert Basic gerade dabei ist, sein Blog zu verkaufen und seine Feinde gerade die grosse Lästerschiene fahren – besonders widerlich hier: der von Vergangenem dräunende, von Robert wegen seiner weitgehend erfolgsfreien Karriere als Blogvermarkter vorgeführte Sascha Lobo, der auch mal zu gewissen Internetcoachingangeboten Stellung nehmen könnte – denke ich, dass es an der Zeit ist, mal zu überlegen, welches bekannte deutsche Blog denn überhaupt irgendwas wert wäre. Ich nehme dabei die Blogs, von denen ich denke, dass sie halbwegs bekannt, gut gefüllt und so lala kommerziell sein könnten, und ich will keinem Verkaufsabsichten unterstellen.

Fangen wir mit den wertlosen riskanten Assets an:

1. Bildblog. Wie dessen Macher schon desöfteren gesagt hat, ist er von seiner Zeit bei der TAZ entwöhnt. Hin und wieder bekommt das Bildblog wohl einen Werbespot von C-Promis geschenkt, aber seine 50.000 täglichen Besucher interessieren sich vor allem daran, dass ein paar Typen meistens Kleinigkeiten anschleppen, die ihnen helfen, auf Bildleser herabzuschauen. Das kann man zwar einfach mit ein paar Praktis weitermachen, und wie man so eine Einstellung kommerzialisiert, hat die Bild schon vorgeführt. Aber nachdem man niemandem ernsthaft sowas wie eine Bildblog-Rente wünschen würde: Wertlos.

2. Spreeblick: Als Blog(verlag) mit etlichen, sagen wir mal, rausrotierten Autoren hat auch dieses Projekt bewiesen, dass es mit personellen Veränderungen überleben kann. Blöderweise ist sein Kernmarkt Berlin, und der Boss zusammen mit Sascha Lobo der Gründer von Deutschlands amüsantester Blogwerbenichtveranstaltung Adnation. Spreeblick hat jahrelang gezeigt, dass trotz viel Maloche ein nennenswerter Return on Investment nicht zu erwarten ist, aber die Leserschaft ist offensichtlich nur dort, weil es so prekär-künstlerisch zugeht. Wenn man nicht gerade einen alternativen CC-Popkulturverlag auf Torrentbasis mittelgross in einem Radius 240 Meter rund um Kreuzberg raus bringen will: Wertlos.

3. Stefan Niggemeier: 10% der Nutzer und des Wertes von Bildblog. Gerichtskosten berücksichtigen.

4. Netzpolitik: Versucht seit Jahren, als sanftgrüne Webopposition jenseits der eigenen Fanbase ernst genommen zu werden. Macht den Job für Verschlüsselungsanbieter schon kostenlos – und so gut, wie kostenlose Jobs nun mal sind – ist aber alles andere als einflussreich bei normalen politischen Debatten. Wenn man nicht gerade Schäuble heisst und ein paar Wochen die Leute verarschen will: Wertlos.

5. Netzwertig (wie das gesamte Blogwerk, aus dem es stammt): Musste in Deutschland nach langwierigen, erfolglosen Vermarktungsversuchen bei Adnation unterkommen, was in etwa so gut wie ein Rettungsrung aus Beton ist. Das allgemeine Problem ist, dass alle Blogs vom Blogwerk irgendwo was machen, wo viele andere auch was machen, es ist also nichts besonderes und beliebig selbst zu kopieren. Das spezifische Problem bei Netzwertig ist, dass es sich um eine PR- und Jubelschleuder handelt. Man könnte es kaufen, aber warum für etwas zahlen, wenn man, solange man nur die Vorurteile der Autoren füttert, ohnehin über den grünen Klee gleobt wird?

6. Upload. Das gleiche Problem wie bei Netzwertig. Falls man nicht unbedingt eine Zielgruppe im Auge hat, die 14 ist und im Internet das Taschengeld aufbessern möchte: Wertlos.

7. Deutsche-Startups: Siehe Netzwertig.

8. FIXMBR: Kommerziell wertlos. Und vermutlich stolz darauf.

9. Spiegelfechter: Siehe FIXMBR.

10. Whudat: Ah, der König der bloggenden Selbstvermarkter, die Marke MC Winkel. Bei dem kann man sogar sowas wie einen Preis festmachen, schliesslich haben Firmen wie Ebay und Opel schon mal – einmal, um genau zu sein, für die Präsenz in seinem Blog bezahlt. Das letzte Mal ist zwar schon etwas her *hüstel”, die Platte ist noch immer nicht in den Top 100 und vom alten Partner Sevenload sieht man auch nicht mehr so viel, aber doch: Manche haben dem Vernehmen sogar vierstellige Beiträge für seine Aktion gezahlt. Wären es italienische Lire gewesen, würde ich sagen: Angemessen.

Kommen wir zu den Gewinnern, für die man zahlen könnte.

5. Nerdcore. Ich glaube nicht, dass sich der Aufwand hinter Nerdcore so rechnet, dass man davon adäquat leben könnte, aber im Prinzip schafft Nerdcore inzwischen die Ansprache, für die Spreeblick inzwischen zu faul, behäbig und selbstzufrieden ist. Ich halte den Macher für jemanden, der schon mal seine Ideale für Geld auf den Müll kippt und bei den Firmen ziemlich weit zu gehen bereit ist, insofern, wenn man ihn kauft und das ordentlich vermarktet: 30.000 Euro. Plus laufende Kosten.

4. Basicthinking. Ich glaube, das kann was werden, unter einer Prämisse: Man macht mit Robert einen Deal, dass man das Ding in seinem Sinne weiterführt, keinen der alten Verlinkenden verärgert, weil das Blog plötzlich Glücksspiel oder Porno macht, und er liefert dafür jeden Tag eine Latenightgeschichte (und einmal im Jahr ein Exklusivinterview mit Alizée im Häschenkostüm. Robert. Nicht Alizée.). Ich denke, mit so einer halben Kontinuität, einer sanften Übergangsphase und einer guten, breiten Mischung: 50.000 plus 5.000 pro jahr Beraterhonorar.

3. FSKlog. Ich mag keine Macs, aber das würde sich wirklich lohnen. Weil man es zur zentralen, deutschen Anlaufstelle für Macs ausbauen könnte. Gut eingeführte Marke. 200.000. Minimum.

2. Lawblog. Anwälte haben es nicht so leicht mit der Werbung, der Berufssatnd ist kleinlich und wird normalerweise gemieden. Mit dem Lawblog (und zu gründenden Töchtern für Spezialbereich) könnte man vermutlich Aufträge einfahren, die einen Preis von einer halben Million völlig korrekt erscheinen lassen würden.

1. Indiskretion Ehrensache. Ganz ehrlich: Das Handelsblatt ist online über weite Strecken eine erbärmliche Jauchegrube von Neoliberalalas, ahnungslosen Daxwixern und nur wegen des nicht ausreichenden Personals nicht gülleüberfüllt wie die FTD. Ich glaube, dass der immense Imagegewinn des Handelsblatts durch Thomas Knüwer, wenn man es mit den Kosten für Werbung, Freiexemplaren oder Beiheften versuchen würde, sicher über einer Million liegt.

Der Ehrenpreis, und das ist auch das einzige Blog, das ich verlinke, geht an das Salzblog. Weil man mit solchen Bildgeschichten als Tourismusverband, Makler, Hotelier und Urlaubsregion die Millionen holen kann, die von den klassischen Tourismusinformationen eher abgeschreckt werden.

Ansonsten: Blogger schreiben für Netzaufkleber, Technikschrott und 7 Euro die Stunde. Blogger sind sich für keinen Reibach zu schade. Ausser anderen. Wer keinen Preis hat, hat auch kenen Wert.