12.5.2005 | 23:33 von dogfood

Blogs sind keine Content-Produzenten

Ich habe erst jetzt die Muße die Präsentation von Doc Searls von “Les Blogs” durchzulesen. Sehr interessant, to say the least.

Auf 25 Slides hebt er warnend den Finger vor drohenden Gefahren. In den USA wird das verfassungsrechtlich verankerte Recht auf Rede- und Meinungsfreiheit Stück für Stück untergraben, in dem Institutionen wie die FCC (eine Art Medienaufsichtsbehörde/Bundesmedienanstalt) einen zweiten Begriff einführen: “Broadcasting” wird nicht mehr als Teil der freien Rede gesehen, sondern als bloßes “Medium” das eine Dienstleistung “Content” transportiert. Und durch diesen Kunstgriff kann “Broadcasting” aus dem Schutz der Redefreiheit rausgenommen und wesentlich stärker kontrolliert werden.

Doc Searls stellt die rhetorische Frage wo Blogger hingehören wollen. Sind Blogger freie Redner die sich im Internet aufführen wie auf der kleinen Kiste im Hyde Park? Oder halten sie sich für “Content-Dienstleister”?

Doc Searls hält einen flammenden Appell für die gute und schöne Blogosphäre: “Blogs inform, They don’t deliver ‘information’“, “We are all authors of each others“. Es klingt viel angenehmer Pathos und Naivität wie aus frühen WIRED-Jahren durch.

Zwei Fragen stellen sich mir, die vorallem mit den Begrifflichkeiten zu tun haben.

Zum einen der Begriff des “Journalisten”. Doc Searls sagt dazu: “There’s no argument about ‘who’s a journalist.’ We all are.” Viele da draussen im Bloggerlande bekommen Kotzkrämpfe wenn schon wieder Blogger mit “Journalisten” gleichgestellt werden.

Was ist aber, wenn in den USA und damit von Doc Searls, der Begriff “Journalist” nicht mehr nur als “Berichterstatter für ein Medienunternehmen” verstanden wird, sondern als Ableitung des Wortes Journal/Tagebuch verstanden wird, so wie es mal ursprünglich der Brauch war? “In the early 19th century, journalist meant simply someone who wrote for journals, such as Charles Dickens in his early career.” (Wikipedia).

Ein derart definierter Begriff hätte nicht mehr die politische Schärfe und nicht mehr die Fallhöhe die im Deutschen mit dem Begriff des “Journalisten” verbunden ist.

Wie sieht es überhaupt mit dem Vortrag von Doc Searls aus. Inwieweit lassen sich die US-amerikanischen Nöte, die Beschränkung der Meinungsfreiheit durch die Einführung eines “wirtschaftlichen” Begriffes von freier Rede als “Content” und Dienstleistung, auf Deutschland übertragen? Das Gut der “Freien Rede” stand in Deutschland nie derart im Zentrum politischer Diskussionen wie in den USA (abgesehen davon wenn Freie Rede und rechtsextreme Meinungen aufeinandertreffen).

Wenn Doc Searls z.B. gegen die FCC schießt, müsste ein deutscher Vortragender vor Rechtsanwälte, Rechtsabteilungen und Abmahnungen warnen? Vor möglicherweise immer rigideren Copyright- und Persönlichkeitsrechten?

12.5.2005 | 18:53 von dogfood

Heute Nacht

Es ist nicht unwitzig heute morgen zu hören wie Heute Nacht-Redakteure Probleme mit dem Namen “Heute Nacht” haben, obwohl, wenn ich es richtig überlege, ging das mit Heute Nacht schon gestern nachmittag los, als auch die Heute Nacht-Zuarbeiterin darüber stolperte und mir erklärte dass da gern was für Heute Nacht morgen abend gemacht werden würde. Heute mittag war man dann für Heute Nacht bei Elfengleich, mit Anke Gröner, ehe es heute nachmittag in mein Büro ging um heute abend dann einen Bericht für Heute Nacht heute nacht zu schneiden.

Übers Bloggen. “Heute Nacht”, vermutlich heute nacht, 24h, ZDF.

PS: Der “Heute Nacht”-Redakteur hat die Internet-Redaktion gebeten, den Beitrag online zu stellen.

Nachtrag: Der Beitrag ist beim ZDF online. Ob man es glaubt oder nicht, es war der Redakteur vom ZDF der das Buch so hingelegt hat.

12.5.2005 | 18:27 von dogfood

Ze Huffington Pozt: BUNTE Starblogs

Viele reden seit einigen Tagen von der frisch eröffneten “The Huffington Post“, u.a. unter der Prämisse dass hier die (US-)Stars noch selber bloggen.

Deutschland scheint aber ziemlich unbemerkt eine Nagellackdicke früher dran zu sein. Seit der ersten Mai-Woche gibt es die BUNTE-Starblogs mit den Damen Padberg (Model), Halmich (aufs Maul-Hauerin) und Meierhenrich (einstige F1-Promi-Interviewerin).

Das Ganze ist, wie es sich für eine Site eines deutschen Medienkonzerns gehört, absurd überfrachtet, aber scheint technisch nicht ohne zu sein. Glaubt man den META-Tags hat T-Online hier eine CoreMedia-Lösung auf die Beine gestellt. Das Ding läßt sich kommentieren, es gibt Trackback-Funktionalität und pingt Blogg.de (oder Weblogs.com?) an (deswegen bin ich zufällig über die Teile gestolpert). Dort kann man sich auch die Feed-URLs anzeigen lassen, die ich ansonsten auf den Blogs nicht erspähen konnte. Nur die Permalinks machen anscheinend irgendwelche Probleme, da Permalink-URL “umgebogen” wird, das Blog nachgeladen wird und nicht mehr zum Eintrag springt.

Ach ja, Content. Die drei haben bislang ein- bis zweimal pro Woche kommentiert, da kann der Kassenpatient nicht meckern. Frau Meierhenrich, wenn es denn kein Ghostblogger ist, zeigt sich Wikipedia-firm. Bei ihr ist im übrigen die Bemerkung zu entnehmen, dass sie nur übergangsweise, für 2 Monate bloggt.

Und, ja, ich fürchte aus Sicht einiger wird auch hier kein deutscher Blog-Papst, bzw. Päpstin heranwachsen.

Die ZDF-Quoten meiner Kämpfe sind spitze. Na ja, vielleicht spricht sich das auch bei potenziellen Sponsoren rum, denn das ist ein Bereich, der nicht wirklich so toll läuft. Aber ich will nicht klagen. Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich habe eine sehr liebe Familie und einen tollen Freund. Und: Ich bin top-gesund.

(Regina Halmich, 10.5.2005)

11.5.2005 | 7:54 von dogfood

Frankfurter Rundschau: “Blogs!” kaufen und 16.000,- EUR gewinnen

Michael G. Meyer hilft all jenen auf die Sprünge, die vor Wochen an der 16.000 Euro-Frage bei “Wer wird Millionär” gescheitert wären (“Was versteht man unter einem Blog?“) und empfiehlt in seiner Rezension dazu unser Buch “Blogs!”.

Die Rezension ist heute (11.5.2005) auf der Medienseite der Frankfurter Rundschau erschienen: “Wie ein Vogel, der freigelassen wird

PS: Wir haben/hatten nicht den Anspruch, die 15 interessantesten Blogs herauszusuchen, sondern “nur” einfach 15 interessante Blogs. Superlative sind was für “Tomorrow”, “PC Welt” und Konsorten.

8.5.2005 | 22:04 von frank

Crescendo

Ihr sprecht von Communities, New Media Journalism, RSS und Pageviews. Ihr verwaltet euer Leben mit Delicious-flickr-Blogrolling-furl-GMail und habt dabei keine Ahnung, was Usenet und IRC sind. Webseiten betrachtet ihr in eurem Feedreader, Kneipenbesuche (“gutbürgerlich”) tituliert ihr als collaborative social event, Weblogs sind für euch “so ein Graswurzelding”. Ihr hetzt Anwälte auf Google, wenn ihr eure Seiten dort nicht mehr im Index findet. Ihr habt den Spaß an der Sache verloren und die Seele darin habt ihr sowieso nie bemerkt. Früher, im Fido-Net, hättet ihr euch zu “Network Coordinators” wählen lassen. Wenn ihr nicht so einen schlechten Klamottengeschmack und Mundgeruch hättet, würde man euch für schlipstragende Finanzbeamte (Mitte 40, Single, Abendgestaltung RTL) halten. Ihr spielt Seifenopern im Netz nach, ihr hechelt Trackbacks hinterher und theoretisiert Anti-Spam-Verfahren für Kommentare, und wenn ihr gespreeblickt wurdet, dann geht euch einer ab. Ihr haltet das Siezen im Netz für Understatement und Pseudonymität für schick. Und wenn Apple furzt, kichert ihr.

Ihr belächelt die Diary-Schreiber und laßt die Befindlichkeitsliteraten noch ein wenig mitspielen, wißt aber selbst nicht so genau, warum ihr das tut. Ihr wertet “Humorlosigkeit” nicht als Beleidigung und versteht Ironie nur selten. Bei Diskussionen über Privacy und Datenschutz diskutiert ihr mit, weil es alle tun. Ihr habt eure Arschbacken seit Jahren nicht mehr entkrampft, ihr verlinkt euch selbst, führt Zweitblogs, und es stört euch auch nicht, wenn jemand “der Blog” sagt. Ihr seid die BWL-Studenten an unserer Uni, die ihrer Caféteria den namen “Blogosphäre” gegeben haben und nicht bemerken, daß im Nebengebäude gerade die Philosophen mit den Mathematikern eine Gangbang veranstalten. Ihr denkt euch Affiliate-Programme aus und haltet Python für eine Programmiersprache. Ihr habt “Idole”.

Eure Plattensammlung besteht aus Compilation-CDs und befindet sich in einem IKEA-Regal. Ihr hattet noch nie Gespräche mit Menschen, die euer Leben verändert haben (schließlich habt ihr alles schon geplant). Ihr geht einmal im Jahr zu Klassentreffen und bildet euch ein, “es” geschafft zu haben. Nachrichten schaut ihr auf Pro7, während ihr euch Buttons für eure Webseite bastelt und das ganze Popkultur nennt. Ihr seid noch nie nachts um halb vier mit Musik im Kopf nach Hause gelaufen und hattet dabei das Bild einer Person vor Augen, in die ihr euch für ein paar Stunden verknallt hattet. Ihr hattet noch nie guten Sex, ihr hattet auch noch nie guten Streit, ihr hattet noch nie eine gute Zeit. Ihr geht bei Regen nur mit Schirm nach draußen, ihr sprecht keine Fremden an, bei denen ihr spontan das Gefühl habt, ihr würdet euch mit ihnen gut verstehen. Ihr kennt noch nicht mal dieses Gefühl. Ihr könnt euch nicht für Situationen oder Orte begeistern, eure “Hingabe” äußert sich in der Einhaltung von Deadlines. Ihr könnt nicht küssen, aber ihr kennt immerhin Webseiten darüber. Ihr werdet diesen Text verlinken mit Sätzen wie “Frank schreibt sich seinen Frust von der Seele” oder “Lesetip!”, vielleicht auch mit “da ist aber heute jemand schlecht gelaunt”, und werdet es für Ironie halten, wenn ihr es gerade jetzt trotzdem tut.

Ihr seid Blogger, ich nicht.

5.5.2005 | 8:41 von andreaffm

NEU: jetzt auch ernstzunehmend

Die meisten haben da immer noch eine Art von Online-Tagebüchern vor Augen, in denen vereinsamte Gestalten ihren Weltschmerz einer schmalen Öffentlichkeit darbieten. Doch tatsächlich etabliert sich mit Blogs auch eine journalistische Gegenkultur, die sich von klassischen Online-Zeitungen durch ihre große Durchlässigkeit von oben nach unten und umgekehrt auszeichnet und mittlerweile ernstzunehmende Ergebnisse produziert.

schreibt Richard Meusers im Spon über die Sache mit dem Law-Blog und der BILD-Zeitung. Bei der wir ja alle hoffen, daß die eins reingewürgt bekommen für’s Klauen aus dem Blog.

Udo Vetter dürfte derweil mit 284 334 Kommentaren den einsamen Senfrekord aufgestellt haben. (Da kämm ich aber heut morgen nicht mehr durch. Das soll wer anderes kommentieren.)

3.5.2005 | 18:19 von DonAlphonso

Mac-Essentials oder vielleicht reicht es für ein Bier – ein Interview

Industrial-technology-and-witchcraft, das Blog mit dem langen Namen, hat eine Tochter, die etwas kürzer ist: Mac-Essentials. Mit Mac Essentials eröffnet auch das erste bewusst kommerziell ausgerichtete Weblog Deutschlands. Natürlich wird da in der Selbstdarstellung manches gehübscht und gefreundlicht, aber so einfach ist das in der Blogosphäre dann auch nicht: Die Macher Majo und Karl waren nach Androhung von ein paar Insidern über ihre Geschäftspraktiken bereit so freundlich, per Email ein paar Fragen zu beantworten.

– Majo, Karl: Auch als Blog ist Mac-Essentials eine Art werbefinanziertes Mac-Portal. Erzählt mal, wie ihr darauf gekommen seid: Habt Ihr einen Businessplan beim Italiener auf die Serviette gemalt?

majo: Nun, Don, danke für die Frage. Nein, das war der Businessplan von IT&W, und es war kein Italiener, sondern eine Dorfkneipe, und keine Serviette, sondern die Brüste der Kellnerin. Es gibt keinen Businessplan für Mac Essentials, es gibt eine neue Runde in einem Spiel. Utes, Katrins, Karls oder mein Business liegen woanders, und glaub mir: auch dieses “Business-Blog” ist dagegen Erholung. Es gibt ein bißchen Erfahrung, Kreativität und Intelligenz. Es gibt Stil, Eleganz, Schönheit, Mut und Sinn für Trends. Wir werden sehen, wohin das führt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Stones einen Businessplan hatten, als sie auf die Bühne stolperten, oder die Sex Pistols oder Grunx Pongo (falls du nicht weißt, wer Grunx Pongo ist: genau das meine ich).

Karl: Wir hatten eigentlich nur zwei Optionen: entweder eine Art werbefinanziertes Mac-Portal zu eröffnen, oder endlich anzufangen zu arbeiten. Mal ehrlich, hättest Du da lange gezögert?

– Glaubst Du, dass man mittelfristig damit so viel Gewinn erzielen kann, der einem normalen Autorenhonorar entspricht?

Karl: Wenn unsere düstersten Prognosen zutreffen, dann wird der Gewinn in etwa einem normalen Autorenhonorar entsprechen. Als Optimisten hoffen wir aber, dass es ab und zu sogar für ein Bierchen reicht.

majo: Als ich das letzte Mal ein Autorenhonorar bekommen habe, lag das bei 200 Mark pro Seite. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wieviel die heute bekommen, aber mehr ist es ganz sicher nicht geworden. Mittelfristig – wenn wir das als 2-3 Jahre nehmen – glaube ich schon, daß ein einzelner, zu allem entschlossener Mensch davon leben könnte. Ob er es will oder eher muß, ist eine andere Frage. Die Frage stellt sich aber bei Mac Essentials so nicht, wir müssen nicht davon leben können wollen dürfen.

– Wieviel Inhalt wird es geben? Wird es mehr? Wird IT&W dagegen reduziert?

majo: Die Mac-Inhalte werden auf jeden Fall eher mehr, wobei es nicht so sehr um das “mehr” geht als um zusätzliche Sichtweisen und Meinungen. Wir werden ganz sicher nicht irgendeine feste Anzahl an Artikeln und News täglich in den Cyberspace blasen, um Werbebanner-Kunden bei Laune zu halten (wir haben nämlich keine). Wir folgen der “Nase” bei der Auswahl von wichtigen und unwichtigen Themen und dem, was die Leser sagen und antworten. Das hat bis jetzt bestens geklappt – warum nicht auch jetzt? Es ändert sich ja nichts weiter als das Environment des Lesens. Außerdem geht es auch dabei in der Hauptsache um Deeskalation…

Karl: Ja, die Trennung ist ein gelungenes Beispiel für Deeskalations-Methoden bei Randgruppen. Mal ehrlich, wer zieht nicht Kraft für den Tag aus den vielen Kommentaren zu den eigentlich gewöhnlichen Beiträgen. Du doch auch, Don! IT&W bleibt, und wird eher noch wachsen, da die ganzen Mac-Nerds nun hier nicht mehr über die scheue Windows-Klientel lachen dürfen. Während die PC-Fraktion in den Mac-Essentials nicht mehr durch seltsame Fragen und Statements irritierte Blicke auf sich zieht.

majo: Die Leute, der “mood” und die Inhalte sind die gleichen. Es kann sein, daß IT&W manchmal etwas weniger wird, aber das war auch schon bisher so. Sagen wir so: wenn die Reporter und Gastblogger das Ding alleine schmeissen, würde ein anderer “Businessplan” seine Rendite tragen.

– Blogs leben von der Glaubwürdigkeit der Auroren, gelten manchmal aber auch als zu subjektiv. Dich und Karl kennt man als Blogger, aber Neulinge werden sich da vielleicht schwerer tun. Wird es auch sowas wie Aurorenseiten geben, die den Einstieg erleichtern?

majo: Es gibt glaubich keine andere Möglichkeit, ein Blog zu beurteilen, als es ziemlich lange und ziemlich oft zu lesen. Sollen wir aufschreiben, was für tolle Typen wir sind, alle 25, enorm sexy und gefährlich, mit jeweils dreihundert Jahren Erfahrung, unbeschreiblicher Kreativität und fruchtbar lustig? Wir geben jetzt ein bißchen mehr als vorher, und die Leser werden auch ein bißchen mehr geben. (pssst: Weisst du mehr darüber? Die Autoren des Ministerums schreiben Blogs? Hast du den neuen Harry Potter-Band etwa schon?? Los erzähl – exklusiv!!… :)

– Bei IT&W war das Erfolgsrezept Mac und Spass, sprich, die geniale Mischung. Ich als Win98-User habe die Mac-Sachen meist nur überflogen; mir ist das andere, das Kuriose, das Witzige sehr viel wichtiger. Kurz: IŽm in it for the Fun. Warum soll ich Mac-Essentials lesen?

majo: ich bin entsetzt über diese Frage und weise sie mit allen Anzeichen der Empörung und des Abscheus zurück! Also das muss man sich nicht…

Karl: Wie – SPASS? IT&W lebt gerade von seiner Seriositöt, seiner zutiefst depressiven Ernsthaftigkeit. Gegen die wackere Kerntruppe von IT&W ist ein Steuersachbearbeiter ein Standup-Comedian. Der ungezwungene Ton und die lockere Themenmischung sind allerdings beabsichtigt und werden von uns gezielt zum Abbau von Hemmungen und Angstzuständen gerade bei Neulingen in der Leser- und Kommentatorenschaft eingesetzt. Wenn du verstehst, was ich meine.

majo: Don, du als Wirtschaftsautor solltest die Mac Essentials lesen, wenn du was lernen willst. Niemals sonst wirst du erfahren, was eine Parfümverkäuferin in London vom neuesten Apple-Betriebssystem hält oder wie der Apple Store in Kathmandu (Nepal) aussieht. Hier fangen Marketing- und Design-Trends an…

– Die von Euch geschätzte Firma Apple liegt gerade im juristuschen Clinch mit ein paar Gerüchtesites, die auch für Euch Quellen sind. Wo steht Ihr in diesem Konflikt, und wie weit könt ihr Euch Kritik an
einer Firma leisten, die hier die Sensibilität einer Dampfwalze gezeigt hat?

majo: Gute Frage: wie können wir uns Kritik an einer Firma erlauben, die von uns potentielle Kunden bekommt und für die wir kostenlose Werbung machen? Unsere Position in diesen Fragen ist ganz einfach: wir stehen auf der Seite der Beklagten, das stand schon im ersten Artikel zu dieser Sache. Tatsache ist aber auch: es gab weder jetzt noch früher jemals den allergeringsten Versuch einer Einmischung durch Apple, im Gegenteil – das Mutterschiff hat uns offiziell (und inoffiziell) zum Start von Mac Essentials gratuliert. Wahrscheinlich aus Angst vor unserer vernichtenden Kritik, klar, aber immerhin! Ich habe aber auch im Hinterkopf, daß wir alle hier unsere Meinung aus Informationen aus dritter Hand bilden. Und daß es nicht fein ist, z.B. Software ins Netz zu pusten, für die man unterschrieben hat, daß man es nicht tut.

– Wird Apple bei Euch Werbung schalten?

Karl: Wenn wir Apple wären, würden wirs tun, und das Team lebenslang mit den aktuellen Rechnern ausstatten. Kostenlos!

majo: Ja, da müssen wir noch dran arbeiten. Werbung wird Apple kaum schalten,weil wir keine Werbebanner haben. Außer für Karls Website www.hermannderuser.de und später für Freunde und Förderer (wie z.B. www.hermannderuser.de). Die sind dann aber kostenlos (selbst die für www.hermannderuser.de!). Ansonsten haben wir – wie hier erklärt – uns und die Leser von Werbebanner verschont. Meine Werbebanner-Hornhaut ist zentimeterdick, und ich denke die der Leser auch. (Zitatanfang) Wir setzen ganz auf Partnerprogramme: an allen Einkäufen über diese Website werden wir beteiligt. Für die Käufer wird nichts teurer – unsere Marge steckt sowieso im Preis mit drin (Zitatende).

– Der Cyberport-Gutschein, den ihr anbietet, ist das nicht der stinknormale, den ich auch bei anderen bekomme?

majo: Woanders ist nicht Mac-Essentials. Und nur hier gibts dazu die berühmten Karma-Points für ein erfülltes Leben und garantiert 20% reduzierte Faltenbildung!

Karl: he, das war mein Text!

– Wenn man bei Euch werben möchte: Was nehmt Ihr? Was lehnt Ihr ab? Schon Windows-Rechner, oder erst Klingeltöne?

majo: OK. NOCHMAL: ganz langsam….

Karl: majo, denk an deinen Blutdruck! Nun, wir sind da ganz offen. Mit Garageband erstellte polyphone Klingeltöne (auch Fürze) fürs Motorola-iPhone können wir uns durchaus vorstellen. Damit ergäbe sich auch endlich die Möglichkeit, die bisherige kontemplative Stille unserer Seiten etwas aufzulockern. Und wenn Apple Windows-Rechner verkaufen sollte, würden wir das auch nicht dogmatisch sehen.

– Blogs können schneller sein als all die Printprodukte. Was wird die Folge sein – schreiben die bei Euch ab, oder treten die an Euch als Inhaltelieferanten heran? Oder sind die schon tot, und wissen es nur noch nicht, weil sie zu lahm sind?

majo: Die Antwort auf diese Frage ist einfach. Mhm. Wie war jetzt nochmal die Frage? Äh – Karl, was sagt der Kaffeesatz?

Karl: Die Printmedien werden – Augenblick bitte – na? – klein wenig noch – bei Transfair-Kaffee braucht das immer ne Weile – ah jetzt seh ichs ganz deutlich – na DAS is ja interessant…

majo: Leider können wir an dieser Stelle noch keinen Kommentar zu dieser interessanten Frage abgeben. Du verstehst: unsere Marktrecherchen, das IPO…

– Das Thema iPod geht weit über die klassische Mac-Userschaft hinaus – möglicherweise sind da auch die Kundengruppen, die Ihr als kommerzielles Blog brauchen werdet. IT&W war bislang eher was für die Freaks, und zum Thema Musik stand bei IT&W nicht allzu viel Innovatives – zumindest nach meinem Eindruck dominieren da Tiger und Powerbooks. Wird Mac-Essentials da noch aufgebohrt?

majo: UNTER WELCHEM VERDAMMTEN STEIN…

Karl: ruhig, Grauer!! Nu, lieber Don, bei der bisherigen Themendichte von IT&W kann einem schon mal was durchgehen. So z.B. die “Old-Fart-Competition” Folgen 1-438, und die festen Rubiken “one for the morning” (1-5837) und “one for the night” (1-4288612). “One for the second breakfast”, one for the early afternoon” und “one for the upper-supper” sind in Vorbereitung. Du siehst also, wir haben die Music Lover und damit auch die Mac-losen Switcher und iPodder genau im Fokus. Das ist zielgruppengemäßes Blogging at its best.

– Ihr nennt es auf (D)englisch “A place for news and conversation”. Wird es ausser den Kommentaren noch andere Möglichkeiten zum Mitschnabeln geben? Erfahrungsberichte, oder Gastkommentare?

majo: das ist kein (D)englisch, das ist allerbestes geklautes Englisch aus dem Mund des Pferdes. “Ein Platz für Nachrichten und Unterhaltung” klang uns zu sehr nach Kaffeebude, deshalb haben wir es in Englisch geschrieben, damit niemand merkt, daß es genau das ist. Natürlich wird es auch bei Mac Essentials die aus IT&W berühmt-berüchtigten Reporter und Gastautoren geben, schon weil wir dann weniger Arbeit haben. Nur noch nicht morgen, dafür müssen wir erstmal wieder zum Italiener, und die Brüste der Kellnerin sind noch nicht wieder OK.

Karl: Wie in IT&W kann auch bei den Mac-Essentials jeder fleißige Kommentator mit brillantem Sprachwitz, einem Pulitzer- und/oder Literaturnobelpreis von den Betreibern vorübergehend oder auf Dauer einen der begehrten Reporter- oder Gastautoren-Zugänge erhalten. Wobei wir, um dem Jungautor ein authentisches Jungautoren-Feeling zu ermöglichen, keinerlei Honorare oder Beteiligung an Zweitverwertungen zugestehen.

majo: Don Alphonso, wir danken für dieses Gespräch. Wo ist das Büffet?

– Dahinten. Aber wenn Ihr meine unbezahlten Praktika-Hostessen angrabscht, brech ich Euch die Gräten. Mit einem Gericom-Notebook, auf dem XP läuft.

2.5.2005 | 8:56 von dogfood

fairpress dot biz ? Fairness hat ihren Preis

Schritt 1: man lese die heutige Medienseite des Tagesspiegel und dort den Artikel von Ulrike Simon “Online-Plattform für Juristen, Medien und ihre Opfer“.

Schritt 2: “Wer sich gegen falsche oder einseitige Berichterstattung wehren will, wissen möchte, wer gerade gegen welches Medium prozessiert oder was über wen nicht mehr behauptet werden darf, hat von heute an eine Plattform” ? Oh, nett.

Schritt 3: Ganz durchlesen! “hat von heute an eine Plattform: fairpress.biz” ? “.biz”? Fairness ist ein Bizness??

Schritt 4: Weitermachen. “Für das Projekt hat [Udo Röbel, ehemaliger Chefredakteur von ‘BILD’] zwei weitere ehemalige ?Bild?-Redakteure und den Hamburger Rechtsanwalt Christoph Meyer-Bohl ins Boot geholt.” ? Ein Projekt von drei ehemaligen BILD-Mitarbeitern im Dienste fairer Berichterstattung?

Was als nächstes? Stefan Effenberg gibt Seminare für Aggressionstherapie? Joschka Fischer macht eheberatung.biz auf? Dieter Bohlen goes Emma-Chefredaktion?

Schritt 5: Bin gespannt. Auf zu fairpress.biz. Erster Eindruck: ja, so kann man eine Website gestalten. Flash mit der aktuellen Uhrzeit, ein Nachrichtenticker per MARQUEE-Befehl eingebunden und Links zu den Schlagzeilen des Tages von SPIEGEL, FAZ, N24 und die WELT. Ja, das ist unverkennbar alte BILDonline-Schule. Ich persönlich vermisse aber auf der Website noch einen Bundesliga-Ticker, fluffiges Gewinnspiel und Titten. Mensch, Röbel, Premium-Websites ohne Sex, das taugt doch nix, müssen Sie doch wissen.

Technisch ist das ganze mit Mambo, einem Opensource-CMS produziert und erinnert an der Struktur ein bißchen an ein Blog. Oops: gibt sogar ein Verzeichnis “blogsection”.

Schritt 6: Was machen die eigentlich? Fairpress.biz bietet die Möglichkeit für Betroffene eine Gegenrede zu veröffentlichen. Das ist nett. Fairpress.biz:

Über Sie wurde berichtet. Sie haben eine andere Sicht der Dinge. Sie haben sogar eine Gegendarstellung, einen Widerruf oder eine einstweilige Verfügung erwirkt. Äußern Sie sich – auf fairpress.biz! Wir veröffentlichen Ihren Standpunkt, Ihre Richtigstellung, Fotos, Schriftsätze, Urteile, Verfügungen – im Original.

Neu, schnell, unkompliziert – ein Instrument für die moderne Medienwelt

Medienrechtsexperten wissen es schon lange: Die Möglichkeiten schnell und unmittelbar auf Presseveröffentlichungen zu reagieren sind stark begrenzt. Hier setzt die Idee von Fairpress.biz an.

Schritt 7: Man kann die Gegenrede ankündigen oder auch auf der Website veröffentlichen. Dazu stehen “Gegenrede privat” und “Gegenrede Business” zur Verfügung. Äh, pardon, premium-kleinschreibung: “gegenrede privat” und “gegenrede business“.

Schritt 8: Auf den Link klicken und über die grandiose Headline staunen.

Die Gegenrede-Tarife im Vergleich

Yeah, Baby, die Gegenrede gibt es nicht für lau, sondern für Privatpersonen als “Volksgegenrede” (“Basic”) oder so für 250,? EUR zzgl. MwSt und als “Premium” für 500,- EUR zzgl. MwSt für Leute die mehr als 2000 Zeichen brauchen. Das Premium-Paket umfasst noch andere Dienstleistungen wie Veröffentlichung von Photos, in einem Newsletter, Verlinkung auf die eigene Website (Uiiii, im Internet großes und aufwändiges Feature!!!) und Mail an “wichtige” Redaktionen (N24?).

250,- fluffige Basic-Euros um im Namen der Fairness auf fairpress.biz einen 2000 Zeichen langen Artikel zu veröffentlichen. Das nenne ich doch Einsatz von Medienleute für die hehren Ziele ihres Berufsstandes.

(Verehrte Frau Simon vom Tagesspiegel: laut fairpress.biz ist nur die Ankündigung der Gegenrede ist umsonst, nicht die Gegenrede selber)

Was bringt fairpress.biz? Laut FAQ: “Fairpress.biz wird von den Redaktionen und Medienentscheidern gelesen. Wenn es gewünscht wird, kontaktieren wir auch Redaktionen über Newsletter und Pressemitteilung. Wir erreichen damit die Multiplikatoren der Medienbranche. Eine Veröffentlichung auf fairpress.biz erreicht also die entscheidenden Leute.

Die Behauptung “wird von Entscheidern gelesen” ist reichlich selbstbewusst dafür dass man erst seit zirka 5-7 Tagen damit an die Medien gegangen ist, wenn ich Google-Suchtreffer richtig interpretiere.

Folgerichtig hat man bislang… eine Gegenrede veröffentlicht, von Veronica Ferres und Ehemann. Bei einer zweiten Gegenrede heißt es im Kleingedruckten “Hinweis: Dieser Text dient ausschließlich Präsentationszwecken der Internetseite fairpress.biz. Die Deutsche Bahn hat fairpress.biz nicht mit der Veröffentlichung beauftragt.

Die Veröffentlichungen sind grundsätzlich kostenpflichtig, um die Kosten zu decken” heißt es in der Selbstdarstellung. Das erklärt warum für das bloße Abstellen eines Textes in das CMS 250,- EUR zu zahlen sind. Gemessen an Webdesign-Freelancer-Stundensätze sind das knappe 4 Stunden die man zur Einpflege braucht.

Wer sich gegen falsche oder einseitige Berichterstattung wehren will, wissen möchte, wer gerade gegen welches Medium prozessiert oder was über wen nicht mehr behauptet werden darf, hat von heute an eine Plattform” so wie es der Tagesspiegel schreibt?

My ass. Des Pudels Kern dürfte eher im vorletzten Absatz der Selbstdarstellung stehen.

Zudem ist Fairpress.biz ein Marketingtool für Rechtsanwälte, um über erzielte Erfolge zu berichten.

Warum nicht gleich so und stattdessen ehemaligen BILD-Redakteuren Begriffe wie “Fairness” schwallen lassen? Ich gehe jetzt kotzen.