9.4.2005 | 0:44 von DonAlphonso

Microsoft will Geld für Blogwerbung

MSN Spaces soll nach Angaben von Microsoft 4,5 Millionen Blogs haben, und wäre damit einer der ganzn grossen Player – ob dem so ist, wiviele Blogs tatsächlich benutzt werden, ist eine andere Frage. Eine Frage, die Microsoft wahrscheinlich nicht unbedingt beantworten will, denn mit den 4,5 Millionen Blogs geht man jetzt auf Kundensuche für Werbung – und die Werbung hat es in sich:

“Deeper brand integration into MSN Messenger and MSN Spaces will enable our advertisers to connect with their target audiences in more creative, spontaneous and unobtrusive ways”

Das sind die Vorstellungen von Microsoft. Die Umsetzungen sieht man beim Kunden Volvo: Neben einem eigenen Marketing-Blog bucht Volvo bunte Werbung und Textlinks in anderen Blogs. Will sagen, Microsoft platziert Volvo automatisch in Blogtexten; eine Nummer, die als ganz link zu bezeichnen nicht unberechtigt ist. Wenn man weiss, dass Microsoft die Blogtexte inhaltlich automatisch überprüfen lässt, kann man sich in etwa vorstellen, wie die passenden Zielgruppen für Werbekunden erfasst werden.

8.4.2005 | 19:26 von DonAlphonso

Spammen auf kryptisch

Trackbacks werden ja schon länger als Mittel zum Spammen genutzt. Normalerweise geht es um Poker, Viagra, gewisse Verlängerungen, Frauen, Medikamente. Keine Ahnung, was bei denen inzwischen falsch läuft – vielleicht das Hirn beim Pokern versetzt, mit Viagra aufgepustet, als Füllmaterial für die Verlängerung benutzt, beim Anbaggern von Frauen degeneriert oder für Medikamententests vermietet. Irgendetzwas muss es aber sein, sonst würden die Backlinks nicht auf etwas veraltete Seiten von wissenschaftlichen Einrchtungen verweisen – und die Philosophie der Mathematik erscheint mir nicht als wirklich geeignete Ware für Online-Geschäftsmodelle irgendwo auf den Bermudas.

Bei den oben angenommenen Tätigkeiten scheint auch die Artikulationsfähigkeit gelitten zu haben: Anders ist der Linktext “oxbciivr aeiiwi” kaum zu verstehen. Komisch. Oder macht as jemand nur, weil er gerade nichts anderes zu tun hat?

7.4.2005 | 12:46 von DonAlphonso

Das Managermagazin, das Trendbüro und der Tod der Qualität.

Ich will ja keinen langweilen, aber ein Artikel über Blogs und Wikis im Manager Magazin ist mal wieder ein hübsches Beispiel über die schmutzigen Methoden, mit denen im Internet Werbung als Redaktioneller Inhalt verkauft wird.

Da gibt es also diesen Artikel, eine “Trend-Kolumne”, geschrieben von einem gewissen “Trendforscher Thomas Steinle”. Nur indirekt erfährt man, dass er wohl nicht für das Manager Magazin arbeitet, sondern eigentlich Mitarbeiter des Trendbüro Hamburg ist, genauer: Partner im Trendbüro, ein Deeplink entfällt wegen der Verwendung von Flash. Dessen Chef ist Prof. Peter Wippermann – ein Typ, den manche nach seinen schon mehrfach ausgerufenen, aber nicht wirklich eingetretenen Trends für nicht wirklich die Creme der Trendforschung halten. Traurige Berühmtheit erwarb sich Trendforscher Wippermann dem 2001 viel zu spät herausgegebenen “New Economy Duden”, der ziemlich gut aufzeigt, wie sehr sich das Trendbüro auf die Analyse von Trends versteht. 2003 proklamierte Wippermann eine Revolution des Alltags durch MMS bei Spiegel Online, mit Worten für die Ewigkeit: “Wer in den Urlaub fahren kann und mit einem Ohr im Büro bleibt, dabei mit dem Handy Fotos macht und sie am Strand versenden kann, hat mehr vom Leben.

Man fragt sich: Wie kommt also ein Mitarbeiter eines Trendbüros einfach so ins Manager Magazin? Und was hat es mit der Schwarm-Intelligenz auf sich, von der er spricht? Und warum redet ausgerechnet die Spiegel-Gruppe, zu der das Manager-Magazin gehört, plötzlich netter über Blogs, und sei es eben in Person des untergeschobenen Gastautors Steinle?

Darum: Am 2. Juni veranstaltet das Trendbüro den “10. deutschen Trendtag” in Hamburg. Und dann geht es dann zentral um die im Beitrag erwähnte erwähnte “Schwarm-Intelligenz”. Und, upsa auch um das hier:

Wie verändert sich die Wirtschaft?
Blogging ist die digitale Mundpropaganda. Blogs gewinnen im Marketing an Bedeutung. Der Dialog der digitalen Graswurzel-Konsumenten definiert den Erfolg der Märkte.

Wo entsteht neues Wissen?
Wikis sind die Autoren des Online-Lexikons Wikipedia. Sie arbeiten ohne Honorar. Das virtuelle Nachschlagewerk gibt es in 190 Sprachen. Jetzt startet Wikinews. Bürger werden Journalisten.

Damit ist eigentlich klar: Der Text im Manager Magazin ist das Herbeischreiben eines Trends. Im Manager-Magazin berichtet Journalist Steinle, der Veranstalter Steinle kassiert von denen, die sich Dank Artikel im Manager Magazin dafür interessieren. Dabei liest man doch im Pressekodex, Ziffer 7:

Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.

Bleibt nur noch die Frage, warum das Manager Magazin bei sowas mit macht. Tut es eigentlich gar nicht. Denn wenn man genau hinschaut, ist es die Manager Magazin Online GmbH, die sich da engagiert – nicht das Printprodukt. Manager Magazin und Spiegel sind beide rechtlich von ihren Online-Ablegern getrennt: Spiegel Online und manager-magazin.de sind Töchter der SPIEGELnet GmbH. Und die wiederum tritt als Spiegel Online als Sponsor des gleichen Trendtages auf, unter anderem mit Werbeschaltungen für den Trendtag bei Spiegel Online.

Manche nennen sowas Crossmarketing. Ich nenne sowas Leserverarschung.

6.4.2005 | 12:16 von DonAlphonso

Pfeifen im Blätterwald

Wie erbärmlich muss es Spiegel Online eigentlich gehen, wenn sie eine miserable Pressemitteilung der Computerwoche über einen vollkommen übergeigten “Jobrisiko-Bloggen”-Artikel weitgehend 1 zu 1 übernehmen? Glauben die, dass eine poplige, selbstgeschriebene Einleitung daraus eigenständige Arbeit macht? Und das fast 2 Wochen, nachdem der Artikel bereits erschienen, von anderen kopiert und sogar schon wieder peinlich betreten zurückgenommen wurde?

Was hat das mit Journalismus zu tun? Nicht nur kopieren, ohne selbst über den Text zu reflektieren, und dann auch noch fast 2 Wochen dafür brauchen? Ich höre Pfeifen im Blätterwald. (thx Mathias)

2.4.2005 | 11:17 von DonAlphonso

Bildblogge Dir Deine Kosten

Die Macher des Bildblogs haben nach eigener Aussage Lust auf mehr: Mehr Nachforschen, mehr Jagd, mehr Aufwand, einfach mehr Bildblog, und dafür mehr oder überhaupt erst mal Geld, wie es jetzt neu in den Bildblog-FAQ geschrieben steht:

Zunächst einmal decken wir die Kosten, die uns durch die Seite entstehen. Darüber hinaus wollen wir uns in Zukunft auch aufwändigere Recherchen leisten. Bislang fehlte oft die Zeit, zweifelhaften “Bild”-Berichten nachzugehen, die sich nicht durch Internet-Recherche oder ein, zwei Anrufe überprüfen lassen. Künftig werden wir uns der Medienmacht von “Bild” noch gründlicher widmen, noch anschaulicher machen, wie “Bild” täuscht, verfälscht und manipuliert.

Gründlicher als gründlich, anschaulicher als anschaulich – da schau an. Natürlich hat das Bildblog eher nicht kleine Serverkosten, der klassische Fluch des Erfolges. Nun ist Werbung und Marketing bekanntlich Gift fürŽs Geschäft des unabhängigen Journalismus, weswegen sich das Bildblog wahrscheinlich lieber direkt an seine Leserschaft wendet:

Wir haben keinen heimlichen Sponsor und tun uns schwer mit der Vorstellung, Werbung auf unserer Seite zu haben. Deshalb unser Vorschlag: Wer uns mit einer Spende unterstützen mag, kann das ab jetzt tun. […] wir versprechen, jeden Euro fürs BILDblog einzusetzen, denn es gibt viel zu tun, und wir haben noch einiges vor.

Das “einiges” hätte man vielleicht gern etwas genauer: Weiter wie bisher oder ein paar neue Ideen? Ich muss gestehen, dass sich das Bildblog in meinen Augen in letzter Zeit nicht wirklich weiterentwickelt hat. Das bleibt alles sehr an den einzelnen Fehlern, klebt an den Wörtern, greift die immer gleichen mal grossen, oft aber auch kleinen Schnitzer an, und das ist angesichts des Springer-Konzerns und seiner gesamtgesellschaftlichen Bedeutung das Rumschnibbeln an einzelnen Blättern des kranken Baumes, statt sich den Wurzeln des Übels zu widmen. Schliesslich steht hinter den kleinen, schmutzigen Geschichten eine grosse, übelriechende Markt- und Medienmacht, und diesen Aspekten widmet sich das Bildblog bisher nicht so intensiv, wie ich mir das wünschen würde. Was zum Beispiel mal wirklich nett wäre: Die Folgen untersuchen – wer schreibt den Dreck bei anderen Medien ab, wer sind diese Journalisten, die sich davon beeinflussen lassen, wer sind die Verantwortlichen bei Focus und Spiegel Online, warum machen die das, wie reagieren die, wenn man ihnen das um die Ohren prügelt.

Bild ist schlimm. Aber ohne ihre Helfershelfer, Büttel und Abschreiber in anderen Medien wären sie nichts. Es ist sicher sinnvoll, die Arbeit des Bildblogs zu unterstützen, denn wenn die das ganze System nicht anprangern, wer soll es sonst machen? Also – überweist – bevor sich die Knaben sich von Ringier, WAZ oder Holtzbrinck verkaufen müssen.

1.4.2005 | 0:22 von DonAlphonso

Das langsame Mahlen der Mühlen

Keine gute Zeit für Nervensägen: Nachdem Myblog “Kelly M.” ausgeschlossen hat und der notorische Fuegner bei Twoday verschwand, werden jetzt auch bei Antville nach einigen Jahren dauernder Streitigkeiten Konsequenzen gezogen: Der unter dem Begriff “Zitterwolf” bekannte und bei manchen für seinen Stil beliebte, bei anderen jedoch verhasste Blogger wurde vom Adminsitrator rausgeschnissen.

Alle, die ihn so gerne haben, die ohne ihn nicht sein können und die ihm Weblogs schenken müssen, mögen das dann bitte auch in einer anderen Nische tun.

This ain’t no service. This is a gift.

Hintergrund war wohl sein provokativ gedachter, laxer Umgang mit Begriffen, die einen deutlichen Bezug zur deutschen Geschichte zwischen 1933 und 45 hatten. Ungeachtet dessen gab es bei Antville gewisse Cliquen, die ihn vielleicht gerade dehalb schätzten und ihn bisweilen auch mit neuen Blogs versorgten. Sein Wirkungsbereich erstreckte sich aber auch auf andere Bloghoster – bei meinem 2.-Projekt beispielsweise wurde er nach einem diffamierenden Zitat aus dem Horst-Wessel-Lied konsequent gelöscht. Manche nennen das vielleicht einen provokativen Stil; weniger humorvolle Menschen würden eher Rechtsanwälte oder den Staatsanwalt einschalten; noch dazu nach der soeben erfolgten Novellierung des §130 StGB Volksverhetzung.

Auch hier stellt sich nochmal die Frage nach der dynamischen Abwehr solcher Figuren. Kelly M., Fuegner und Zitterwolf haben ihre eigene Geschichte, lernen dazu und erkennen die Nischen, in denen sie Rückhalt und Unterstützer finden. Sei es nun, ob manche auf ihrer Wellenlinie sind, oder sie einfach die gleichen Feindbilder einen: In allen Fällen ist die Löschung nicht durchwegs positiv aufgenommen worden.

Bei Dotcomtod hatten wir die Möglichkeit, gewisse Leute auf einen Wert von -1 zu setzen – ihre Postings und alle Folgenden konnten dann nur noch eingelogte Mitglieder lesen und kommentieren. Dadurch wurden die meisten Exzesse schnell ausgebremst, die Trolle verloren schnell die Lust an einem Konflikt ohne Beobachtung. Das zeigte auch, dass es nicht im Mindesten um Meinungsfreiheit oder Zensur ging: Die Möglichkeit sich zu äussern war weiterhin gegeben, nur das Publikum stimmte gegen die Trolle ab, indem es einfach nicht lesen wollte.

Man sollte sich keine Illusionen machen: Von ein paar Dutzend Trollen gelang es nur bei einer Handvoll, sie dadurch zu domestizieren und den Diskurs wieder in normale Bahnen zu lenken. Der Grossteil wollte persönliche Konflikte, den Egokick, am besten durch Attacken auf “Promis”, und das gesamte Projekt schädigen. Insofern kann eine frühzeitige Intervention mit klaren Ansagen – 1. Verwarnung, 2. Verwarnung und Öffentlichkeit reduzieren den Extremfall einer Löschung unterbinden – und gleichzeitig die Bildung einer Clique um den Troll verhindern, die bisweilen auch sehr störend sein kann. Dass Anschuldigungen wie “Stasi” in solchen Fällen unvermeidlich sind, gehört dann nur zum Spiel der Trolle und ihrer Camarilla dazu – meist der letzte Aufschrei beim Weg in eine andere Ecke des Netzes, wo das Spiel dann fortgesetzt wird.

31.3.2005 | 16:22 von dogfood

Ende der Unschuld

oder: “Blog-Software PR-Desaster Part 2”

Die beliebte Blogsoftware “MovableType” von Six Apart verlor im Frühjahr/Sommer letztes Jahr ihre “Unschuld” als Six Apart seine Lizenzpolitik änderte. Aus der Gemengelage von Unzufriedenheit über mangelnde Weiterentwicklung, in Details Verschlechterungen der Lizenzbedingungen und etwas hemdsärmelige Vermittlung der neuen Lizenzpolitik, entstand eine Aufbruchsstimmung unter Teilen der MT-User, die schließlich zu anderer Weblog-Software wechselten und sich auch nicht durch Korrekturen der MT-Lizenzen zurückbringen ließen.

Größter Profiteur war damals die Open-Source-Software WordPress, die just mit einer neuen Version ankam, die sich in Sachen Umfang und Funktionalität einigermaßen auf Augenhöhe mit MovableType befand.

Aus diesem Moment heraus bildete sich sehr gerne das Thema des “bösen kommerziellen” MovableType/Six Apart und der bodenständigen, “freien” WordPress-Community.

Ist nicht mehr.

WordPress’ Ende der Unschuld kam gestern mit einem Artikel von Andy Baio auf seinem Blog waxy.org: “WordPress Website’s Search Engine Spam

Andy Baio, MT-Benutzer, schildert darin, dass der “Quasi-Kopf” von WordPress Matt Mullenweg seit geraumer Zeit, vermutlich Anfang Februar, auf der offiziellen Website von WordPress unverlinkte Artikel hinterlegt hat (http://wordpress.org/articles/), die für Suchmaschinen und besonders Google AdWord-Programm ausgelegt sind. Z.B. zum Thema Asbest, Versicherung oder Hypotheken (Screenshot auf Waxy.org). Mit anderen Worten: Suchmaschinen-Spamming in Reinkultur.

Wozu das Ganze? Matt Mullenweg, von Andy Baio darauf angesprochen, gab an, damit Geld zu verdienen um die Kosten der WordPress-Community zu decken, wie z.B. das Hosting von wordpress.org, die in der Tat sich weit über das Maß bewegen müsstne, was man als Privatmann mal eben spendiert.

[…] Around the beginning of Feburary donations were going down as expenses were ramping up, so it seemed like a good way to cover everything. The adsense on those pages is not ours and I have no idea what they get on it, we just get a flat fee. The money is used just like donations but more specifically it’s been going to the business/trademark expenses so it’s not entirely out of my pocket anymore.

Die Debatte ist bei waxy.org im vollen Gang, 89 Kommentare aktuell. wordpress.org selber ist derzeit anscheinend vom Netz (während des Schreibens wieder zurückgekehrt, ohne ein Wort zur Sache), Google und Yahoo sind dabei die entsprechenden WordPress-Seiten aus dem Index zu nehmen. Matt Mullenweg kann nicht viel dazu sagen, da er inzwischen in Italien weilt. Auch ansonsten, nicht wirklich viel los in der Community.

Jonas M. Luster, einer aus dem Umkreis der in Bälde zu gründenden “WordPress Inc die kommerzielle WordPress-Lösungen entwickeln will, meldete sich in einem Blogeintrag zu Wort und vollführt einen semantischen Eiertanz um die Frage ob es Spam ist oder nicht. Grosso modo erkennt er die Notwendigkeit an Unkosten zu decken und findet dabei den Weg den Mullenweg gegangen ist, aber nicht wirklich koscher.

Möglicherweise ist es wirklich nur ein “einmaliger” Ausrutscher von Matt Mullenweg, wie Robert Basic im MEX Blog argumentiert.

An der Geschichte sind nun aber mehrere Dinge problematisch.

Ad 1: die Kommunikation. Nun kann man bei einer Open-Source-Community nicht “perfekte” Krisen-PR erwarten, die according DonAlphonso binnen 15 Minuten zuschlagen muss. Aber Andy Baio/waxy.org hat sechs Tage vor seinem Blog-Eintrag mit Matt Mullenweg gesprochen und Mullenweg wusste was kommt. Tatsächlich scheint aber momentan “Frieden auf Erden” zu herrschen. Abgesehen von der derzeit heruntergenommenen wordpress.org-Website (Update: sie ist wieder oben), gibt es kein Mucks von den anderen namhaften WordPress-Mitenwicklern, in der wp-hackers-Mailingliste oder auf wordpress.de. Es scheint als würde alles auf die Rückkehr von Matt Mullenweg warten.

Nehme ich noch das Verhalten hinzu bei der Entscheidung “nofollow” in WordPress 1.5 einzubauen ohne auf der Admin-Oberfläche eine Ausschaltoption dafür zu schaffen, trotz zahlreicher Bitten in Mailinglisten und Supportforen, frage ich mich inwieweit das Wohl und Wehe von WordPress möglicherweise zu sehr auf den Schultern von Matt Mullenweg lastet.

Zumindest J.M. Luster, als Quasi-Vertreter der “WordPress Foundation”, versucht so gut wie es für ein Individiuum geht, sich den Fragen zu stellen.

Ad 2: Allem semantischen Eiertanz Jonas M. Luster zum Trotz: dies ist Suchmaschinen-Spamming.Inhalte und die Art und Weise wie sie teilweise per CSS für den User, aber nicht für Suchmaschinen-Spider versteckt sind. Dieses bewusste, gezielte “Verdrecken” von Suchmaschinen-Indizes halte ich nicht mit den Zielen einer Open-Source-Blog-Software vereinbar.

Ad 3: Obwohl WordPress ein Open-Source-Projekt ist, und mit Open-Source qua Definition auch Transparenz einhergeht, ist das Ganze völlig an der Community vorbei gelaufen. Und dank der mangelnden Kommunikation derzeit, ist auch nicht klar, ob es sich um ein Solo-Projekt von Mullenweg handelt, oder weitere Personen involviert waren.

Ad 4: Das Jonas M. Luster in seiner Argumentation die Trennung zwischen “WordPress Inc.” und wordpress.org betont, schafft mehr Fragen als dass es diese beantwortet. Es stellt sich die Frage nach der Trennung, wem wie was gehört. J.M. Luster beispielsweise “entschuldigt” den Geldbedarf von Matt Mullenweg auch mit dem Ping-O-Matic-Service. Nur: was hat Ping-O-Matic mit WordPress zu tun, außer dass es auch Mullenwegs Ding ist?

Möglicherweise hat Matt Mullenweg nur “den schlechten Weg für eine gute Sache” gewählt und das Ganze kann schnell abgehakt werden. Konkreter Schaden scheint nicht entstanden zu sein, Google hat nicht die komplette wordpress.org-Site vom Index genommen.

Die Frage ist wie groß der Vertrauensbruch wird und ob Matt Mullenweg in dieser exponierten Stellung als WordPress-Lead-Developer bleiben soll oder will.

Aber vor allem muss die Community nun zusehen, dass in das WordPress-Projekt transparente Strukturen schafft und die Verantwortlichkeiten definiert: was ist in der “WordPress Inc”, was ist privat geführt, was ist Open-Source.

(Danke an Malte für den Hinweis)

30.3.2005 | 10:56 von DonAlphonso

Mit Vorsicht, aber zu geniessen

ist dieses persönlich.com-Interview mit Tom Kummer, dem Journalisten, der es geschafft hat, etliche Chefredakteure mit Fakes zu beliefern und seitdem sowas wie der Schachterlteufel des deutschen Journalismus ist:

Heute machen im Journalismus alle mehr oder weniger das gleiche. Die Qualität ist hoch, doch der Überaschungsfaktor gleich Null. Nichts unterscheidet grundsätzlich ein Aussenseiterblatt wie Faces vom Spiegel, oder das Böblinger Tagblatt von der Weltwoche oder dem Lufthansa Magazin.

Im weiteren Verlauf spricht er einige unschöne Wahrheiten über den Journalismus aus, die letztlich den Fall Kummer erst möglich gemacht haben: Die Gier nach Subjektivität und extremen Stories, das Fehlen neuer sprachlicher Konzepte, die Enge in den Redakteursköpfen, die dergleichen dann zukaufen, das Erfolgsmodell Andersartigkeit.

Natürlich hat Kummer ein Interesse daran, seinen Trip entlang der Selbstschussanlagen des Journalismus als etwas Ehrenhaftes und Spannendes zu verkaufen. Aber manchmal nicke ich doch mit dem Kopf, wenn ich ihn lese. Weil Kummer fraglos ein Faker ist, aber wer in diesem Beruf arbeitet, sollte wissen, wie wenig der Realitätskonstruktion der Medien nicht gefaked und radikal subjektiv mit Blichk auf Verwertung ist. Wie wahr ist denn eine abgeschriebene Pressemitteilung, ein Making of, ein eingeladener “Experte”, der seine Studien verticken will?

Vielleicht muss man mal überlegen, ob man statt der Perpetuierung des manichäischen Dualismus wahr/falsch nicht besser versucht, die Qualität von Fakes, Unausgewogenheit und Subjektivität zu beurteilen. Damit könnte man vielleicht auch den Boom der Blogosphäre erklären, den es nach den Gesetzen der Publizistik eigentlich nicht geben dürfte.