14.3.2005 | 12:23 von DonAlphonso

Hat jemand einen orangen Sack für Giftmüll für mich?

Den sollte ich vielleicht anziehen… Es gibt eine kleine Programmänderung wegen Leipzig. Ich darf da am Spiegel-Stand (Halle 3 D 104) am Samstag, den 19. März um 13 Uhr für eine gute halbe Stunde über Blogs reden. Wie ich nun erfahren habe, ist mein Gesprächspartner vom Print- Spiegel verhindert. Statt dessen wird

Frank Patalong

das Gespräch führen.

14.3.2005 | 5:10 von siebenviertel

Gallup: Blogs Not Yet in the Media Big Leagues

gallup, die ergraute eminenz unter den amerikanischen meinungsforschern, hat eine neue umfrage herausgegeben und weil die wirklich wichtigen wahlen eben nur alle paar jahre stattfinden und man die hiwis derweil irgendwie beschäftigen muß, sind eben blogs zum thema geworden.

weniger als fünfzehn prozent der befragten (einer in sechs) gaben an, blogs regelmäßig zu lesen, ganze 72% dagegen frequentieren blogs gar nicht.

aber: 91% aller amerikaner zwischen 18 und 29 benutzen das internet und 44% davon lesen blogs. “Very few Americans read them with any frequency” steht im untertitel, “Very few old Americans” hätte vielleicht besser gepasst.

Gallup.com: Blogs Not Yet in the Media Big Leagues

14.3.2005 | 1:52 von DonAlphonso

“Kelly M.” – Myblog/20six machtŽs möglich

Man kann es sich natürlich leicht machen als Bloghoster. Und schreiben, dass für Text und Inhalt der jeweilige Autor verantwortlich ist. Und sich ansonsten über die vielen neuen Blogs und Einträge freuen.

Nun beschweren sich manche bei Myblog schon länger über das angebliche Blog einer angeblichen “Kelly M.”, über das wir hier schon mal berichtet haben. Von Spamattacken ist da die Rede, von Beschimpfungen und dem Versuch, Myblog zu vereinnahmen. Tatsächlich erinnern solche Einträge erheblich an Suchmaschinenspammer:

Gerne verlinke ich Dich auch, damit Du mehr Zugriffe auf Dein Blog erhältst. Wenn Du dann auch einen Link zu mir aufnimmst, würde ich mich freuen. […] Vielleicht wird eine Brief- bzw. E-Mail-Freundschaft draus.

Myblog-Gründer Nico Wilfers wird seit ein paar Wochen auf das Problem hingewiesen, während sich “Kelly M.” mit Serienposting von Links zu Beiträgen in Medien nach vorne zu bringen versucht. Am Samstag, den 13.3.05 kamen insgesamt 36 Beiträge – darunter fallen auch schon mal fast justiziable Bemerkungen wie “Mord an Föten”. Damit nicht genug: Inwischen gibt es auch dieses Blog, das mit dem Begriff “Suma-Spam” zu beschreiben ist.

Wenn man so will: “Kelly M.” setzt gerade Massstäbe für die in der PR heiss deskutierten Stealth Blogs. Obwohl das Ding drittklassig gemacht und bereits demaskiert wurde, gibt es dank der Anmache in den Myblog-Gästebüchern täglich neue Blogs, die darauf verlinken. Anders gesagt: Wenn der Bloghoster pennt und derartige Methoden nicht verhindert, kann man mit einem Fakeblog ziemlich weit kommen. Google spammen etwa, vielleicht auch Email-Adressen sammeln, Marketing für das eigene Ding sowieso. Gar nicht gut, zumal das Thema von “Kelly M.” doch eher sensibel ist.

[Nachtrag 20.3.2005: Der Bloghoster myblog hat “Girliezine” inzwischen gesperrt. Siehe blogbar -dogfood]

13.3.2005 | 11:12 von dogfood

FOCUS nimmt sogar die PR-Meldungen

SPIEGELonline sah letztes Wochenende nicht wirklich gut aus und offenbarte auf einen Lapsus Reaktionszeiten, für die andere Organe vom Papier-SPIEGEL monatelang splitterfasernackt durch Deutschland getrieben worden wäre.

Nun hat der Antipode aus München, FOCUS online, seinen eigenen Bock geschossen. Für Details verweise ich auf Fabian Mohr und sein “notebook”. Kurz: für das CeBIT-Weblog “in Kooperation mit MSN” und die CeBIT-News wird auch schon mal großzügig auf Kooperationspartner eingegangen oder gleich, wie bei Jamba! die komplette Pressemitteilung übernommen. Ohne Quellenhinweis, pfui!

Da weiss man doch, warum man für “journalistische” Qualität zahlt… Gatekeeper, Filterfunktion, Recherche und so.

[Nachtrag 15.3.2005: FOCUS Online entschuldigt sich für den Fehler]

11.3.2005 | 14:01 von DonAlphonso

Telekomisches zu Six Apart

T-Online bietet auf der Basis von Six Aparts Hostingangebot Typepad Blogs an. Das sieht nach der üblichen Partner-Lösung von T-Online aus – Entwicklungen übernehmen und selbst kassieren. Soweit alles klar.

Nur eine Sache verstehe ich nicht. Das bedeutet nichts, weil ich ja ein Depp bin und von Wirtschaft keinerlei Ahnung habe. Aber weil das hier ein Blog ist, sage ich trotzdem, was ich da nicht verstehe. Es ist nämlich so: T-Online bietet zwei kostenpflichtige Pakete für Typepad/T-Online-Blogs an, für 2,95 Euro und 6,95 Euro im Monat.

Typepad selbst ist auch kostenpflichtig, nur kosten da die Pakete 4,95 und 8,95 Euro im Monat. Soweit ich erkennen kann, sind die Pakete identisch, kosten aber jeweils 2 Euro pro Monat und damit 24 Euro im Jahr mehr.

Ich habe, wie gesagt, keine Ahnung von sowas. Aber wenn ich bislang Typepad-Kunde wäre, dann würde ich doch zu T-Online wechseln, nachdem die wirklich signifikant billiger sind. Und ganz sicher nicht erst bei Typepad anfangen, wo die gleiche Leisung mehr kostet, oder?Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für die Entwicklung für Typepad.de gut ist. Wenn ein Käsehändler in zwei Geschäften nebeneinander sind und den gleichen Scamorza vom gleichen Bauern anbieten, dann nehme ich doch den billigeren?

Äh ja, das ist also das eine. Das andere ist die Frage, wo Six Apart bei den T-Online-Blogs dann eigentlich Geld verdient. Weil es ist so: Ich glaube, dass die T-Online das auch nicht umsonst macht. Und die werden wohl kaum 2,95 Euro von Kunden nehmen und dann die alten 4,95 Euro an Six Apart weiterleiten. Wahrscheinlich ist es eher so, dass Six Apart noch nicht mal die 2,95 Euro pro Blog bekommt. Sondern weitaus weniger. Wobei sie natürlich weniger Arbeit damit und eine grössere Reichweite dank T-Online haben.

Und das erinnert mich ein wenig an früher, an die New Economy; die Zeit, als alle viel mehr Ahnung hatten als ich Depp. Da war es nämlich so, dass die alle erst versucht haben, ihre tollen Geschäfte mit den Endkunden zu machen. Das hiess Business to Customer, oder B2C. Das hat dann aber überraschenderweise nicht funktioniert, obwohl die sich so prima auskannten. Na egal, dann haben sie eben versucht, diese beim Endkunden nicht funktionierenden Lösungen Grosskunden anzudrehen. Das hiess dann Business to Business, und hat aber auch nicht geklappt. Ich weiss nicht, warum das so war, aber auch die Grosskunden konnten das nicht an die Endkunden verkaufen. Das war doof, weil die New Economy Firmen damit zwar ihr Business Modell geändert hatten und eine tolle Referenz aufführen konnten, aber damit auch kein Geld verdient haben. Wenn dann noch die Preise radikal reduziert wurden, war das oft auch ein Zeichen für eine falsche Preispolitik. Die sind dann auch oft pleite gegangen, die klugen Leute.

Also, wie gesagt, ich bin nur ein Depp und verstehe das alles nicht. Kann mir vielleicht jemand erklären, warum das alles für Typepad ein gutes Geschäft wird, wenn sie ihre alten User preislich verschaukeln und an den neuen nicht mehr wirklich dran sind? Oder wollen die einfach nur aussteigen, weil die keine Chance mehr im normalen B2C-geschäft sehen? Ich finde die Kooperation ja toll, und auch die billigeren Preise, aber diese dummen Fragen muss ich trotzdem mal stellen.

11.3.2005 | 12:45 von DonAlphonso

Blogs! auf Ö1

Am kommenden Sonntag, den 13, März um 22.30 gibt es im Rahmen einer Sendung über das ganze Phänomen 9 Minuten über dieses Projekt hier. Die Sendung Matrix ist im Internet und den typischen Frequenzen des Kulturprogramms Ö1 in Österreich zu empfangen.

10.3.2005 | 22:12 von DonAlphonso

Blogevents oder der neue Trendsport Extreme Bärenfellteiling

Vorgestern war in München der Cscout TrendDay (Fehler nicht von mir) Blogging. Veranstaltet von der weiltweit operierenden Agentur CScout, illustre Gäste from all over the Planet extra eingeflogen, und in der Landeszentrale für neue Medien BLM versammelt, die auch beteiligt war. Begrenzt auf 100 Teilnehmer, die jeweils 200 Euro für das Vergnügen hinblättern sollten, um die neuesten Entwicklungen in Sachen Blogs zu erfahren. Das Ergebnis sah wohl so aus, eine rauschende Ballnacht ist was anderes, eine gute Party auch und selbst für ein Treffen von New Media Leuten in München ist das hier eine eher traurige Kulisse.

Will sagen, statt der erwarteten 100 waren nur rund 50 in Persona da, und davon gingen noch
– Veranstalter
– Freunde der Veranstalter
– Leute von der BLM
– Leute, die üblicherweise immer auf das Ticket der BLM reinkommen
– Leute mit Presseausweisen
– Bekannte der Leute mit Presseausweisen
– die üblichen, in Münchner Trendkreisen unvermeidlichen Adabeis
weg, und wenn ich mir die teils altbekannten Gesichter so anschaue, wage ich es zu bezweifeln, dass auch nur die Hälfte der Anwesenden bezahlt hat. Und das in einer Stadt, die angeblich immer ganz weit vorne mit dabei ist in New Media und Emerging Markets.

Was das für den Anspruch der Veranstaltung bedeutet, die angeblich “Face-to-face interaction and networking with top decision makers in a low pressure environment” wollte, mag sich jeder selbst ausdenken. Die kritische Masse für einen ordentlichen Deal Flow liegt bei mindestens 80 bis 100 wirklich interessierten und zahlenden Besuchern, darunter gibt es einfach zu wenig Auswahl an potenziellen Partnern. Die Folge sind eher laue Bemerkungen in der Blogosphäre und bei denen, die in danach den bösen Don anrufen und ihm alles hintertragen – der Don hatte es sich kurzzeitig überlegt, aber dann…ne.

Nun kann man sagen: 200 Euro für einen Nachmittag mit Firmenpräsis, noch dazu auf Englisch, weit draussen auf den harten, kalten Bänken der BLM in Münchens scheusslichstem Stadtteil Neuperlach, wo München fast so hässlich wie das Slum Berlin am Wannsee ist, ohne Buffet, Fingerfood, Kaffee: Da ist für den normalen Arbeitgeber die Total Cost of Ownership zu hoch, ganz gleich, wie gehyped das Thema ist. Ausserdem ist das inzwischen weitbekannte Eigenlob von Le Meur/Six Apart, Schick/Nokia und Gawker Media nicht jedermanns Sache. Man kann auch sagen, dass die Öffentlichkeitsarbeit von CScout unter aller Kanone war; man hat sich keine Mühe gegeben, gezielt Leute anzusprechen, für die der Event spannend gewesen wäre. Die Informationen auf ihrer Website waren für ein Thema, das viele schlichtweg noch nicht kennen, viel zu speziell. Das mangelnde Engagement zeigte sich dann auch, als das angekündigte Live Blogging ohne Erklärung ersatzlos gestrichen wurde.

Kurz: Da wurde mal wieder ein Markt gross gebrüllt, den es nicht gibt, eine Bedeutung unterstellt, die ausserhalb einer winzig kleinen Gruppe von Interessierten nicht existiert. CScout ist es mit teilweise wirklich guten Rednern nicht gelungen, auch nur das übliche Kreativplebs der Landeshauptstadt anzusprechen; von “Entscheidern” der VCs, Investoren, Old Economy und aufgeschlossenen Medienhäusern mal ganz zu schweigen.

Schlechte Stimmung? Das geht auch ganz anders. Ich habe selbst zwei Lesungen gemacht, war bei anderen dabei und weiss, dass auch in Hamburg die Besucher kommen, wenn das Angebot taugt. Das Angebot lautete: Nicht Business mit Blogs, sondern Blogs selbst. In einem Blog werden keine Geschäfte geschrieben, sondern Texte, kulturelle Leistungen, wenn man so will. Die werden gern gelesen, und es gibt zumindest in Berlin eine Menge Leute, die dafür auch einen Abend kommen, zuhören, klatschen, nachher noch weggehen. Manche fahren dafür auch ein paar hundert Kilometer. Für Blogs. Für das, was sie daran, an den Autoren, an der “Szene” mögen. Danach liest man in den Blogs Berichte, bei denen man sich denkt: Verdammt, warum war ich da nicht dabei.

Nach unserer Lesung im Roten Salon traf ich Mama, der die Lesung nicht so doll fand. Ich fragte ihn, was er anders machen würde, und er wollte da mal drüber nachdenken. Das hat er jetzt getan und mach auch eine – Lesung? Konzert? Treffen? Zusammen abhängen? Ringelpietz mit Anfassen? Blind date für den grossen Blogger-Inzest? Keine Ahnung, aber da sind schon enorm viele Voranmeldungen, ohne grosses Marketing. Und da sind lauter Leute, auf die ich mich freue. Keine Powerpoint, kein Trendsülzer, der kommt und das Thema denen da draussen verkaufen will. Aber ein Organisator, der sicher nichts dagegen hat, wenn ich jemanden mitbringe, der noch nicht blogt.

Bloggen ist, wenn man so will, ein soziales und ein kulturelles Phänomen. Man verfasst einen Text, also eine kulturelle Leistung, die man bitte nie unterschätzen sollte; schon gar nicht in Zeiten, da uns die führenden Medien ins Reality-Paläolithikum mit SMS-Abstimmung zurückbomben. Und es entstehen auf der Basis der Texte soziale Strukturen im Internet. Ich denke, dass die Übertragung dieser Phänomene ins reale Leben klappen wird, denn es gibt eine Menge Leben nach dem Internet. Nicht nur einmal, sondern oft, denn sowohl die sozialen als auch die kulturellen Strukturen in Blogs sind ständig in Bewegung,

Diese Kombination, dieser “Killercocktail” aber ist, wenn man so will, der Bär, dessen Fell die anderen so gerne teilen würden. Die anderen denken, dass der Bär eine leichte Beute ist, sobald man seiner habhaft wird – dummerweise bekommen sie bisher aber kaum genug Jäger zusammen, sei es, weil die Jagd zu teuer ist, oder weil die, die Bärenfelle vermarkten wollen, noch nicht mal sich selbst vermarkten können. Das ist eigentlich fast schade, denn mancher Bär würde sich auf das Treffen mit ein paar ahnungslosen oder von CScout angewiesenen Sonntagsjägern im dunklen, tiefen Bärenwald freuen. Ich behaupte zudem, dass der Bär eine Menge kulturelle und soziale Intelligenz mitbringt und weiss, dass ihm sein Fell immer noch am besten steht. Und dass er nicht als Mantel einer drittklassigen Bizz Developerin enden will, die sich draussen in Neuperlach bei Powerpoint-Präsis in gebrochenem Englisch die Fingernägel lackiert. Lieber geht er mit anderen Bären einen heben, und vielleicht ein paar Jägerknochen abnagen.

10.3.2005 | 14:27 von DonAlphonso

Jahresweltversammlung der Weblogdeutungsmafia

am 7. Mai in Berlin. Ausnahmsweise wird nicht über die Millionen gesprochen, die man mit dem Bloggen verdienen kann. Ein Pflichttermin.

Externe Freunde und Bekannte wissen ja, dass ich in Berlin eine grössere Wohnung zur Aufnahme auch entfernter Zweige der Famiglia habe.