2.12.2004 | 17:26 von DonAlphonso

Sollte meine kleine Schwester

jemals auf den Geschmack kommen, neben der Arbeit ein Blog zu lesen – dann ist es jetzt soweit. Aus dem Weblog, Inc-Netzwerk kommt jetzt, passend zur Weihnachtszeit: Luxist, ein Blog für mildtätige Leute, die ihren alten Sportwagen nach 36.000 Kilometer verschenken müssen, um Platz für den neuesten SLK zu haben.

Spass beiseite, es gibt wirklich nicht allzu viele Online-Angebote für diese Einkommensklasse und diejenigen, die gern dazu gehören würden. Millionen SATC-Fans sind sicher begeistert, wenn sie täglich 5 tolle, neue Produkte aus der Welt der Mr. Bigs bekommen. Vermutlich kann man mit sowas bei voller Ausschöpfung des Werbepotentials sogar Geld verdienen, ja, gut, ich gebe es zu – soviel, wie man für 20 Wochenstunden in einem Callcenter bekommt, und das bei 30 Stunden Blogarbeit. Zumindest ist Weblog, Inc bei sowas immer sehr optimistisch.

1.12.2004 | 15:10 von Anke Gröner

Short for Weblog

Das meistgesuchte Wort 2004 auf Merriam-Webster Online ist das Wort ?Blog?: noun (short for Weblog) (1999): a Web site that contains an online personal journal with reflections, comments, and often hyperlinks provided by the writer.

Die zehn beliebtesten Suchbegriffe hier. Und, nein, ich weiß leider nicht, ob das Wort auch bei duden.de das meistgesuchte war. Es würde mich allerdings überraschen.

(via Lumma)

28.11.2004 | 11:09 von DonAlphonso

Blog Dich reich,

oder so: 800 Dollar monatlich für einen Werbebanner und wöchentlich eine Geschichte über eine Firma aus dem kanadischen Vancouver namens Marqui – das ist der Deal, der 15 Bloggern in den USA angeboten wurde. Glaubt man den Berichten, haben sie akzeptiert, für Marqui im Sinne eines “Product Placements” in die Tasten zu hauen. Dafür werden ihre Namen bei Marqui zwecks Transparenz öffentlich gemacht, und sie erhalten laufend Neuigkeiten aus dem Betrieb. Es geht laut Pressemitteilung nicht ums Nachplappern der Unternehmens-PR; sie dürfen unabhängig kommentieren, wie sie wollen. Marqui hat angeblich auch Interesse an Kritik, wobei eine zusätzliche 50-Dollar-Vergütung für die Blogger pro vermitteltem Kunden die Lästerneigungen nach allen Erfahrungen mit der menschlichen Psyche begrenzen dürfte.

Dass die Idee ausgerechnet vom Startup Marqui kommt, ist nur konsequent: Die Firma aus bietet eine Software an, mit der Firmen einfach und umfassend Dateien unabhängig vom Endgerät austauschen sollen. Die Idee, “ganzheitliches” Communication Manegement Systems als ASP-Lösung zu vertreiben, ist nicht ganz neu und in der New Economy schon einige Male gescheitert. Die eher kleine Summe von 3 Millionen $ Venture Capital hat Marqui für diese Idee soeben bekommen – 180.000 $ davon fliessen als Bezahlung an Blogger; beim ersten Versuch für drei Monate allein schon 36.000 $.

Die wöchentlich zu veröffentlichende Neuigkeit ist für so eine kleine Klitsche ganz schön viel. Was haben die wohl an echtem Nachrichtenwert zu bieten? Neben den üblichen Jubelmeldungen über Neukunden oder angebliche Verbesserungen sowie den neuen Socken des Mannes der Geliebten des führenden Mitarbeiters, die er bei der Wartezeit im Kleiderschrank entdeckt hat, wird es nur wenige wirklich relevante Neuigkeiten geben, die einen grösseren Kreis von Lesern interessieren dürfte. Trotzdem gibt sich Marqui überzeugt, man habe die richtigen Leute mit der richtigen Reputation und grosser Glaubwürdigkeit bei ihrer grossen Leserschaft gefunden – Moment, hab ich sowas nicht schon mal gehört?.

Gewachsen ist der Plan der derbe Vermischung von redaktionellem Inhalt und Werbung auf dem Mist eines gewissen Marc Canter – ein Software-Mensch, den manche als gescheitertes Grossmaul und andere als Pionier bezeichnen, weil er in noch nicht ganz so alten Tagen wie heute ein gewisses “Adobe Director” an leitender Stelle zusammepfriemelte (hör ich da gerade einen geschätzten Herausgeber fluchen?.) Die wenig zimperliche Art der Veröffentlichung der Idee in seinem Blog lässt einiges vermuten:

What was the most outrageous idea I could throw at them? “Pay Bloggers to Blog” and they went for it!

Ironie an der Sache: Marc Canter lässt sich laut Logo auf der Startseite ebenfalls fürs Bloggen von Marqui bezahlen – und sitzt im Advisory Board von Marqui…

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass allein schon diese Ankündigung und das folgende Rauschen im Blogblätterwald der Hauptteil der Werbeoffensive ist, wie man das ja schon von anderen Klitsc kleine Firmen wie Berlecon oder Cyber Alert gewohnt ist. Man nehme: Eine unbekannte, bedeutungslose IT-Firma, lasse sie etwas tun, was viele Blogger nervt, und lasse sie dadurch bekannt werden – die richtigen Interessenten werden das dann mitbekommen und die Produkte kaufen. Hätte Marqui sein popliges Venture Capital bei einer zeitschrift durchgeorgelt, kein Schwein hätte sich dafür interessiert. Weil es aber um Blogger geht, redet jeder darüber, und Marqui bekommt eine fette Pressemappe. Vieles daran mag nicht gefallen, die Idee ist kaum mit dem Pressecodex vereinbar, den meine Bloggerkollegen m. E. weitaus ernster als meine Redaktuerskollegen nehmen, aber: Das Werben mit Blogs und das Guerillamarketing über künstlich erzeugte Konflikte ist nur ein Trend, ein Hype, der sich eine Weile ausreizen lässt, und irgendwann nicht mehr zieht.

25.11.2004 | 8:26 von Anke Gröner

Zwangsbesuch

Klar gucke ich gerne in meine Seitenstatistik, aber will man als Blogger wirklich Traffic bis zum Abwinken oder doch lieber eine Stammleserschaft, die wirklich vorbeiguckt, um zu lesen? Ein komisches Tool namens BlogExplosion verhilft jedenfalls zu mehr Besuchern auf der Seite ? und zwar durch Zwangsbesuche.

How does it work?

The concept is very simple but it works! You look at other member blogs and in return other people view your blog. By visiting a few other interesting blogs you yourself are generating traffic to your own blog at as the same time.

How does Blog Explosion benefit the blogging community?

BlogExplosion understands a general blog culture exists with concerns of blog commmercialization and changing the nature of why people blog in the first place. Blogexplosion wants to respect the blog community and build an online community that provides all members a quality blog resource to utilize.

Abandoned blogs ? We feel that many bloggers get discouraged when they don?t have people coming to read it. Blogexplosion offers everyone big and small to generate hundreds of visitors every day to their Blog. It also means more bloggers will make more content updates if they know they have an audience. Members are also able to rate each other?s blogs and provide feedback to improving their blog. For this aspect alone we feel BlogExplosion can create interactivity between members, generate open discussion and provide sharing of ideas.

Mal abgesehen von der Idiotie der Idee (meiner Meinung nach): Bloggt man wirklich mehr, wenn man weiß, dass Leute zugucken? Oder bloggt man, weil man eben Lust hat, was zu schreiben?

Ich persönlich habe von Anfang an jeden Tag geschrieben, einfach, weil es sich so ergeben hat. Irgendwann ist allerdings ein kleiner Zwang daraus geworden; eine komische Selbstverpflichtung, die ich trotz mancher Unlusttage auch nicht ablegen will. Auch wenn das dazu führt, dass an manchen Tagen eben nur ein Satz neu ist oder ein Songtext, weil mir partout gerade nichts Spannendes einfallen will.

Aber ist das nicht der Reiz am Bloggen? Die Suche nach etwas Spannendem? Das Finden interessanter Links, weil man eben in der Gegend rumliest? Das Schreiben über sich, weil man sich gerade mal wieder selbst unter der Lupe hat? Das Kommentieren oder Trackbacken in anderen Blogs, die einem neue Ansichten vermitteln und die man liest, weil man sie lesen WILL und nicht weil man durch ein Programm gezwungen/aufgefordert wird, da gefälligst mal hinzuklicken, um erschnorrten Traffic abzuarbeiten?

Oder ist es doch bloß die steigende Kurve in der Seitenstatistik?

23.11.2004 | 1:00 von DonAlphonso

Zusammen kommen

Es tut sich so einiges in der Blogosphäre: Der Schriftsteller Alban Nicolai Herbst leitet kommenden Mai in Stuttgart einen Workshop für 10 Teilnehmer zum Thema Litereratur in Blogs. Weitaus mehr als 10 Blogger finden sich inzwischen bei dem Portal Bloggade, das eine gewisse Auswahl guter Texte aus subjektiv guten Blogs bietet. Ideal für alle, die zu faul sind, sich einen RSS-Reader einzurichten, oder einfach mal auf Entdeckungsreise gehen wollen. Was man so hört, sind auch noch andere, ähnliche Projekte gerade in der Startphase.

Dagegen ist der Countdown zur Bloggerkonferenz Blogtalk 3.0 in Wien abgebrochen, erklärt Organisator Thomas N. Burg. Er will statt dessen etwas anderes, weiter Gefasstes – und von anderen Organisiertes. Gerüchte besagen, dass etwas in diese Richtung in Hamburg angedacht sein soll.

22.11.2004 | 1:01 von DonAlphonso

2 Wochen morbide und lethal

OK, vielleicht hatte ich wirklich nur einen Haufen Montagsblogger bei meiner kleinen Auswahl von frisch gegründeten Blogs erwischt. Oder vielleicht ist es auch noch viel zu früh, um wirklich etwas konkretes sagen zu können – manches der 30 Blogs ist durchaus mit Liebe und Kenntnis gemacht, Bilder wurden hochgeladen; da lächelt eine in die Kamera, dort schnibbelt jemand an den Pulsadern rum; Selbstverstümmelung ist, glaube ich, sowieso ein grosses, unbeachtetes Thema bei den Blogs junger Menschen.

Was kein Thema ist, ist: Beiträge schreiben. Nach zwei Wochen sind 20 Blogs immer noch so wie am ersten Tag. Das heisst, nach dem ersten Beitrag gab es keine Aktivität mehr. 4 Blogs sind immer noch abgeschaltet, der Alt-Blogger, der ein neues Blog brauchte, blogt munter weiter. Bei 5 Blogs sind inzwischen bei 2 oder mehr Einträgen nach dem ersten Testeintrag – eine Bloggerin hat jetzt doch noch angefangen, während bei zwei anderen jetzt schon wieder über eine Woche Sendepause ist.

Nachdem es inzwischen auch sowas wie Rechtfertigungspostings bei einem grossen Bloganbieter gibt, sei hier vermerkt, dass es nicht um das Anschwärzen geht, sondern nur um die Frage, von welchen Zahlen man wirklich ausgehen kann. Jeder Hoster hätte gerne lauter quietschlebendige Blogger, aber es man sollte die Augen vor der Realität nicht verschliessen.

20.11.2004 | 3:07 von DonAlphonso

Wie der Dieb in der Nacht

Contentklau, Urheberrecht, Abmahnungen, eine einzige Schmierenkomödie, was sich Sony und T-Online und das von ihnen beauftragte Institut da so mit Wikipedia leisten. Die Methode kennt man bereits von Spiegel.de. Die ganze Story ist hier. Sollte es vor Gericht gehen, werden sie es mit ihren tollen Kanzleien möglicherweise auf den blöden Praktikanten schieben.

17.11.2004 | 17:40 von DonAlphonso

Goldgrübeln

Bei “Ritter der Kokusnuss” gibt es dieses Duell mit dem grossmäuligen schwarzen Ritter, dem erst alle Extremitäten abhackt werden, und als er dann nur noch als Rumpf im Wald steht, sagt er, dass er ein Unentschieden akzeptiert – aber sobald die Ritter weiter ziehen, schreit er ihnen nach, sie sollen zurückkommen, er würde sie mit seiner Spucke besiegen, er würde es ihnen nochmal zeigen. An diese Szene muss ich immer denken, wenn ich manche Blogs gewesener Dotcom-Unternehmer, Berater und Jubelperser lese. Da wird dann besprochen, wie man mit Blogs hoffentlich bald das Geld verdienen kann, das man früher im “Content Bizz” versenkt hat. Die meisten Beiträge sind inkompetent, vulgär und vollkommen unausgegoren, aber so sind die Autoren nun mal, sie hatten eine schwere Jugend, sie haben es keine andere Sprache als den McKinsey-Latrinen-Slang voller Success und Profit gelernt. Und die Summen, die amerikanische VCs in die Firma Sixapart (Movable Type, Typepad) investiert haben, machen auch hierzulande viele Leute heiss, die gerne nochmal eine New Economy Reloaded hätten.

Nun gab es in der letzten Woche zwei Ereignisse, die zeigen, dass sich auch ernsthaftere Leute in Deutschland mit der Frage der Wertschöpfung durch Blogs auseinandersetzen. Der eine ist Thomas Knüwer vom Handelsblatt, einer der besten Leute des Hauses, und ein Journalist, der die New Economy integer und kompetent begleitet hat. Der andere ist Markus Breuer, den ich sehr schätze und dem man qua Biographie eine hohe Kompetenz und Marktkenntnis zusprechen kann. Thomas Knüwer arbeitet an einem längeren Beitrag zum Thema, und wir haben darüber gesprochen. Markus Breuer hat in seinem Weblog das Wort “Gold” benutzt, um das Potential der Blogs bei der Marktfoschung zu umschreiben. Ich glaube, dass es die Reputation dieser Autoren verlangt, sich mit ihren Ideen genauer auseinanderzusetzen. Denn auch, wenn das Thema den meisten Blogger vollkommen irrelevant scheint, könnte es sie in Zukunft durchaus betreffen.

Ich persönlich möchte keinen Hehl daraus machen, dass ich von Markt- und Zukunftsforscher wenig halte. Es gibt in diesem Sektor so viele Scharlatane, Wunderdoktoren und Lügner, und es gibt so viele dreckige Datenschnüffler jenseits deutscher Gesetze, dass ich die Bagage moralisch weit unten ansetzen möchte. Ich kenne auch lobenswerte Ausnahmen, die einen sauberen Job machen, präzise Daten erheben und gekonnt in Schlussfolgerungen umsetzen, aber das sind Ausnahmen in einem völlig überfüllten Markt, der immer noch an den in Zeiten des Hypes aufgebauten Überkapazitäten leidet. Ich kann nur jedem, der etwas über die Zuverlässigkeit der Marktforschung wissen will empfehlen, alte Studien aus dem notorisch bekannten Haus Berlecon zu lesen, und zu überlegen, ob die prognostizierte Zukunft des Jahres 2000 mit dem übereinstimmt, was wir heute erleben.

Knüwer und Breuer haben das potentiell enorme Potential im Bereich Marktforschung angesprochen. Tatsächlich kommt die Tätigkeit des Bloggens den Bedüfnissen der Marktforscher entgegen. Man braucht in diesem Beruf möglichst präzise Daten und Informationen über Kunden, um möglichst aussagekräftige Profile erstellen zu können. Ein erfundenes, aber durchaus mögliches Beispiel: Würde man merken, dass der iPod von 89% der Bloggerinnen zwischen 25 und 35 Jahren ankommt, von denen aber 64% wegen SATC-Kauf-Exzessen notorisch über ihr überzogenes Konto jammern, könnte ein kluger Kopf auf die Idee kommen, ein SATiPod-Leasing-Angebot inclusive einer Manolo-Blahnik-Tasche für den iPod zu entwickeln. Die enorme Datenmenge, die ein Blogger produziert, würde fraglos auch solche ungewöhnlichen Verküpfungen zulassen. Dagegen ist die herkömmliche Marktforschung aufgrund des Kosten- und Zeitdrucks in ihren Umfragen sehr begrenzt. Niemand käme auf die Idee, sich einen Zusammenhang zwischen iPod und SATC zu erfragen, obwohl die Kaufentscheidungen eben auch durch solche absurden Verknüpfungen bestimmt werden. Man müsste die Blogs auf Keywords durchsuchen, mit anderen abgleichen, und könnte so im Idealfall Kampagnen justieren, neue Märkte entdecken, und so weiter. Beispiele: Ein Produkt, das für Twens entwickelt wurde, kommt auch bei Älteren sehr gut an. Oder eine bestimmte beworbene Jugendgruppe entwickelt neue Codes in der Kommunikation. Ein Werbespruch kommt an und wird überall verbreitet. Solche Dinge eben.

Klingt erst mal “schön”, aber (Ganz viel grosses Aber): Natürlich wäre es möglich, Bloggerprofile anzulegen. Ich glaube wirklich, dass viele Teenie-Blogs in ihrer teilweise unglaublich offenen Art sehr schnell Rückschlüsse auf Kaufverhalten und Bedürfnisse zulassen würden – wie übrigens auch der Schockwellenreiter, der desöfteren unter “Boys need Toys” von Konsumprodukten schwärmt. Aber wie viel Aufwand ist nötig, um das Profil zu erstellen? Texte sind keine Fragenbögen; Texte arbeiten auch mit Stilmitteln, und eine in Worten verfasste Meinung ist etwas ganz anderes, als die Antwort auf eine multiple Choice Frage. Das heisst, allein in die Erfassung und Auswertung der Daten müsste viel teure, menschliche Arbeitszeit investiert werden. Manches könnte man vielleicht auch mit Programmen erfassen, aber auch wird es kein billiges Unterfangen.

Und damit wäre ein anderer Vorteil der Blogs hinfällig: Die Geschwindigkeit. Wollte man Markforschung via Blogs verkaufen, würde man in etwa so argumentieren: Die Blogger schreiben sofort, was sie denken. Richtig – aber: Bis mal eine zahlenmässig relevante Gruppe wirklich niedergeschrieben hat, was sie denkt, kann viel Zeit vergehen. Selbst, wenn man die Blogs von 5.000 pickeltragenden Mädchen hat, die jeden Morgen ihren Anblick im Spiegel hassen, garantiert einem nichts, dass sie dann tatsächlich auch am gleichen Tag über die neue Pickelcreme Hardcoresqueeze schreiben. Den Marktforscher möchte ich erleben, der seinem Kunden beichten muss, dass er schätzungsweise noch drei Monate warten muss, bis dann vielleicht die nötige Zahl der Äusserungen da ist, um die dann erst noch zu bewerten und in ein Ergebnis umzusetzen.

Und dann ist da noch ein anderes Problem, gerade, wenn es um die Bewertung von Produkten geht. Blogger sind meistens sehr drastisch in ihren Bewertungen. “Sucks”, “Scheisse”, “kaputt” kommt oft – was eher selten kommt, ist eine Analyse des Schadens. Und was auch nicht wirklich häufig ist, ist die korrekte Beschreibung des Produkts. Man liest: “Mein Sony ist kaputt.” Man liest nicht: “Mein vor 156 Tagen gekaufter Sony MDP-883-S mit silberner Blende, Produktionsnummer 122-34566-63 hat offensichtlich ein Problem mit dem Laser, der den Beginn der CD nicht findet. Er ist kaputt”. Die zweite Aussage wäre verwertbar, die erste kaum. Was ebenfalls eher selten kommt, ist Lob. Das reibungslose Funktionieren eines Produkts ist kein Thema für Blogger, aber sehr wohl für Marktforscher. Diejenigen, deren tolles Subnote nach 2 Wochen während der entscheidenden Powerpoint über den Jordan geht, hat man erfahrungsgemäss sowie verloren. Aber diejenigen, die es so lala finden, möchte man halten und ihnen bei nächster Gelegenheit den für ihre Ziele verbesserten Nachfolger präsentieren. Von diesen Ansprüchen wird man in Blogs aber nichts lesen.

Wo man etwas davon liest, ist die Konkurrenz. Dooyoo und Ciao finanzieren sich längst nicht mehr über Werbung, sondern über Marktforschung. Und hier kommen die Äusserungen so, wie Marktforscher das wollen, ohne ein paar Terrabyte über Dons gesammelte Frauengeschichten und Miss.Understoods Bürogeheimnisse.

Aber selbst wenn man sich die Mühe machen würde, aus dem Don ein allerfeinstes Profil zu machen – wie sollte mich die Marktforschung dann ansprechen? Am Ende bleibt doch wieder nur die klassische, alte Methode: Den profilierten Typen zuspammen anmailen und fragen, ob er bereit ist, einen Fragebogen auszufüllen. Und selbst, wenn man eine exorbitant hohe Quote an Rückläufern von 10% hätte – ob die dank Profiling etwas verbesserten Ergebnisse den enormen Aufwand rechtfertigen, ist eine ganz andere Frage.

Ich persönlich glaube, dass das Marketing-Gold als “Potential” vielleicht in der Grube ist. Aber ich glaube auch, dass es so gut wie unmöglich ist, es da raus zu holen. Allein schon, weil es sicher angenehmere Personengruppen gibt, wenn man versucht, von ihnen Profile zu erstellen. Und am Ende muss es sich in einem wirklich miesen Markt rechnen, wo jeder versucht, Preisdumping zu machen. Hätten wir einen Boom, würde man so etwas wahrscheinlich versuchen; dämliche VC-Adressen stelle ich gern zur Verfügung. Aber hier ist kein Boom, sondern nur tiefes und meines Erachtens berechtigtes Misstrauen in die Potentiale.

Wobei, ich kenne eine denkbare Ausnahme, für die man aber ganz erhebliche Vorraussetzungen erfüllen müsste: Blogger.com, Adword und Google sein. Aber die brauchen sicher keine Tips von hier.

Und dann ist da noch was anderes, was sich nicht in Zahlen oder Business Pläne fassen lässt: Blogs sind zum zuhören und lesen da, aber nicht zum Ausquetschen von Daten. Die Intention der Schreiber ist, etwas zu erzählen und nicht, etwas zu liefern, und es ist ihnen wahrscheinlich egal, was ein paar verhungernde Dotcommies wollen. Es passt einfach nicht zusammen, die Marktforscher werden sich anstellen wie der Fisch auf dem Fahrrad – wenn man es überhaupt so weit kommen lässt.