26.1.2007 | 9:20 von DonAlphonso

Die 5 beliebten Methoden für Blogawareness,

die bei Bloganfängern genutzt werden, aber dennoch nichts bringen.

So. WordPress läuft seit drei Wochen, jeden Tag gab es ein Katzenbild und Texte über die eigene Befindlichkeit. Das Blog füllt sich mit Wörtern, man hat ja Zeit zwischen den Praktika, den Prüfungen oder dem nächsten Bimmeln der Social Software Benachrichtigung. Das Problem: Keine Links, keine Leser, da hilft auch kein Technorati-Dauergeklicke. Bei Blogscout.de findet man heraus, dass 90% der insgesamt 10 Besucher über Google kommen. Und alle wieder weg sind. Was tun?

1. Methode “Ringfahndung”: Der Trittbrettfahrer. Er hängt sich an jedes aktuelle Thema dran, das bei Technorati und Google News heiss ist. Das Problem: Gibt es zuhauf, wie etwa den Namensgeber. Der damit zwar Erfolg bei Google, aber kaum echte Leser hat. Sprich, man läuft mühselig irgendwelchen Einmalbesuchern hinterher. Wie tausende andere auch.

2. Methode “Politically Incorrect”: Der Verschwörungstheoretiker. Gemäss der Devise, dass nicht jeder im Internet ein Irrer, aber jeder Irre im Internet ist, erkennt man diese gigantische Zielgruppe und sucht sich passende Ideen, die möglichst absurd sind, dass sie jeder liest. Lesen muss, weil es eben so kranker Scheiss ist. Aber auch hier gilt: Der Markt ist übersättigt, und die Anzahl der Irren ist auch in der Blogosphäre endlich.

3. Methode “Turi”: Die Ex-Irgendwasse. Es gibt Leute, die bestehen nur aus einer wenig erfolgrecihen Vergangenheit, und wollen jetzt draussen durchstarten. Die verweisen darauf, wie unsagbar gross sie in der New Economy/vor der Währungskrise/vor dem Gründerkrach mit diesem und jenem Projekt gewesen sind. War es zu mickrig? Egal, einfach aufsexen, so findet man schon den ein oder anderen Leser, der glaubt, hier gibt es bald wieder was zu holen. Meist 2 oder drei Typen, die in 10 Jahren selbst vor allem Ex-Irgendwas sein werden. Die hält man mit Projekten, die nie kommen, bei der Stange. Solange es eben geht

4. Methode “Frank “Dr” Huber”: Die Geldgeilen. Man ist der Macher, der Deus ex Machina, der kommt, die Blogosphäre zu beglücken. Sei es, dass man Geschäfte plant, sei es, dass man sich an andere, zumeist bekannte Blogger ranmacht, und ihnen im Kommentar anbietet, dass “Wir” ein grosses Rad drehen können. Dass die nicht mitmachen werden, ist klar – aber vielleicht zieht es ja Leser an. Und sollte man deshalb gelöscht werden, gibt es immer noch die

5. und letzte und beliebteste Methode “Kniabiesla”: Der kleine Schreihals. Den kennt jeder A-Blogger. Alle paar Tage findet sich bei Technorati irgendein kaum verlinktes, frisches Blog, das dem bekannten Blogger persönliche Mängel, psychische Defekte, Korruption, Verrat, keine Ahnung vom Bloggen und sonstige unschöne Dinge nachsagt. Gerne auch in Zusammenhang mit irgendwelchen Konflikten, wo es vielleicht als Söldner Anerkennung von einem anderen Blogger zu holen gibt. Ist der nicht davon begeistert, ist er eben auch ein Zensor, ein doppelmoralischer Hund, ein Verräter an den Idealen des Bloggens.

Alle Methoden gibt es auch in Mischformen, und allen Methoden ist etwas gemein: Sie funktionieren nicht. Sie sind komplett ausgereizt. Aberhunderte machen das. Es ist ein Nullsummenspiel, es bindet nie dauerhaft Leser, es bringt allenfalls kurzfristig Awareness. A-Blogger haben in der Sache ohnehin eine enorm dicke Haut, es gehört zu diesem Status dazu, dass man ungerührt weiterzieht und nur ab und zu eine Figur herausgreift, um ein Exempel zu statuieren. Vielleicht kein nettes Verhalten, aber – es wirkt. Im Gegensatz zu den hilflosen Versuchen der anderen Seite.

A-müsanterweise ist es den meisten A-Listern meines Wissens egal, wieviele Leser und Links sie haben. Man kennt ohnehin nicht jeden, und Links sind als Währungseinheit nicht zu gebrauchen. man schreibt einfach, weil man es braucht und will. Es gibt natürlich selbstverstärkende Mechanismen, aber die Grundlage ist meines Erachtens: Einzigartiger, interessanter Inhalt und klare Persönlichkeit. Man muss das nicht mögen, aber es wird gelesen. Das ist, denke ich, das ganze Geheimnis.

Und die a-B-Z-nderen? Aus Pudeln werden niemals Wölfe.

25.1.2007 | 17:47 von DonAlphonso

Völkermordleugner und ihre Heimat StudiVZ 2.0

Ein Moderator und offensichtlich nur zu diesem Zweck dort aktive Figur der hier beschriebenen Gruppe bei StudiVZ hat sich hier zu Wort gemeldet:

Massaker heisst noch lange nicht Völkermord, weil 1,5, 6 oder 100 Millionen dabei massakriert wurden. Ich habe die Regeln nicht aufgestellt, das ist nun mal so und gut ist. Die Regeln besagen: geplante teilweiser oder gesamter Vernichtung.

Lieber Holtzbrinck-Konzern: Schämt Ihr Euch nicht, solche Aktivitäten zuzulassen und das wissentlich zu fördern? Warum dürfen solche Personen bei StudiVZ diese ihre politischen Ziele verfolgen? Gibt es bei Euch und Eurem in Berlin sitzenden Management irgendeine Grenze dessen, was möglich ist? Oder meint Ihr, dass alles geht, im Web2.0?

Es ist Eure Seite. Es ist Eure Gruppe. Es ist Holtzbrinck.

25.1.2007 | 13:50 von DonAlphonso

Korrekturbedarf für den Buchautor Klaus Eck

Was lesen da meine lachtränengeröteten Äuglein bei einem Schweizer Verlag als Buchanpreisung für “Corporate Blogs – Unternehmen im Online-Dialog zum Kunden”?

Weblogs (Blogs) stellen ein wichtiges Instrument in der Unternehmenskommunikation dar. Die Zahl der Corporate Blogs ist im deutschsprachigen Raum rasant gestiegen. Unternehmen nutzen zunehmend die Chance, ihre Kunden im Web zielgruppengerecht anzusprechen, so zum Beispiel die Dübelhersteller Fischerwerke, Dell Deutschland oder AOL Deutschland.

Ach nein wirklich? Und kann mir (oder dem Eck oder dem Verlag) mal jemand bitte das deutsche Dell-Blog zeigen? Ich habe jetzt eine viertel Stunde gesucht, ich finde einfach keines. Falls es wirklich um diese Blogs gehen sollte, kann man nur hoffen, dass die Druckmaschinen noch nicht angeworfen wurden. Im Februar soll es kommen? Könnte eng werden.

Und was macht der Eck nochmal beruflich? PR? Ich will ja nichts sagen, aber nach meiner Erfahrung mit Buch-PR ist da, hm, noch Place 4 Improvements.

24.1.2007 | 22:52 von DonAlphonso

Grosse PR-Betrachtung an kleinem Beispiel

Mal ein paar Fragen, die sich jeder der hier mitlesenden Marketing- und PR-Leute stellen sollte. Wichtige Fragen. Eine paar Erinnerungen, über die es sich lohnt, nachzudenken. So eine Art Bilanz. OK? Ganz ehrlich:

Hat es der Suchmaschine Ask.com, dem Treteimerhersteller Opel, Arbeitnehmerrechtsmissachter Coke, die Bugproduzenten Microsoft und Technorati, dem Kongressveranstalter Chanceweb2.0, dem Ausbeuterkonzern Wal Mart, den Platten von “Enigma” über das witzlose Onlinespielchen Philipretingshof oder der Telecom mit “Hustle the Sluff” irgendetwas ausser einem Haufen Ärger eingebracht, dass sie versucht haben, Blogs und Blogger als Marketinginstrument für ihre Zwecke einzuspannen?

Abgesehen von der Haue, die sie sich hier und anderswo geholt haben: Wurde irgendwelcher nennenswerter Umsatz erzielt, wurde das Image verbessert, gab es freudige Wiederholungen, gab es irgendwas, das die Kosten wie auch immer wieder reingeholt hätte?

Oder anders: Gibt es im deutschen Sprachraum eine Success Story, bei dem es einer Firma gelungen wäre, einen Blogger gezielt mit einer Kampagne jenseits klassischer Werbung auf Kleinstmedien zum erfolgreichen Evangelisten der neuen Idee zu machen? So, dass es sich auszahlt? Mir fallen da nur zwei Beispiele ein, die eventuell in die Richtung gehen könnten, aber meines Erachtens auch keinen grossen Impact hatten: Fon und Qype, gemacht von einer Ex-9Live-Frau und einem Ex-Bild.T-Online-Mann. Spitzenkombination, übrigns. Über beide Firmen wird noch mal gesondert zu reden sein, in beiden Fällen sehe ich “a bumpy road ahead”, falls sie nicht bald vertickt werden, was bei Qype inzwischen die Spatzen von den Dächern pfeifen. Aber sonst? Stars und berühmt durch die Blogosphäre? Allenfalls Group Tekkan und ein Nazistileinlader. Und wer zum Teufel würde ein Sonnenlischt-Produkt wie Group Tekkan vermarkten wollen?

Sonst, und hier kommen wir nun nach einigen besinnlichen Momenten oder Stunden, die ein zugekokster Vollmediaklitschendepp zum Buchstabieren dieses Textes braucht zum eigentlichen Thema, gab es hier doch nur eines im Übermassen: Schmerzen. Gute, alte Schmerzen wie aus den legendären Tagen, als Medien angeblich noch nicht so käuflich waren wie heute. Ich denke, dass es allen Beteiligten klar ist, und wenn ich nicht gerade daneben stehe, wird es auch auf den Kontakthöfen dieser Republik eingestanden: Man muss Masochist sein, wenn man sein Geschäft mit Blogs machen will.

Der Grund? Relativ einfach: Es gibt immer einen, der die Lunte findet und das passende Feuerzeug hat, um das Ding hochgehen zu lassen. Und selbst, wenn es keiner mitbekommt: Dann verpufft es eben. Ein schönes Beispiel dafür war die Aktion “Hustle the Sluff”, die so doof und durchschaubar war, dass ich mir dachte: Da sag ich mal gar nichts und benutze sie später mal als Beispiel für “Absaufen ohne Fremdeinwirkung”. Tut auch weh. Aber wie es laufen kann, wenn dieser eine, mag er auch noch so unbekannt sein, die Lunte findet, das sieht man sehr schön gerade hier. Da macht ein einzelner Blogger eine komplette PR-Agentur namens Vanksen Group nach dieser Vorgeschichte zum Vollhorst. Das ist wirklich gross. Natürlich sind die fakebloggenden Mitarbeiter dort noch schmerzbefreiter als Edelman-Fakeblogger und insofern ein leichtes Opfer, aber: Wenn ich das nächste Mal auf einem Podium sitze und erzählen muss, warum Lügen und Bestechen gegenüber Blogs eine ebenso dumme Idee wie Blogbusiness generell sind, dann werde ich dieses Beispiel bringen. Wie angebliche Profis, die es können wollen, ins Messer laufen. Und weiter schieben, bis in die Gedärme. Kommt, Ihr Vanksen Group Jungs und Mädels, da geht noch was, die Milz hat noch kein Loch.

Blogs können etwas wunderbares sein. Und Blogger haben eine Eigenschaft, die ich sehr schätze: Oft sind sie lernfähig. Ich denke, nach dem letzten Jahr des grossen Auseinandersetzungen rund um den Einfluss von PR auf Blogs wird das Thema bald verschwunden sein. Einerseits, weil es sich nicht lohnt. Der ein oder andere wird jammern, weil er seinen Skiurlaub wieder selbst bezahlen muss, viel mehr werden durch eine Art Blogkreislaufwirtschaft andere Vorteile haben – nur mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Meine wirklich reizende Münchner Mieterin hätte ich ohne Blog niemals gefunden. Aber das Abfüttern von Bloggern mit irgendwelchen Goodies nach dem Motto “Jeder nimmt doch, was er kriegen kann” – dazu gibt es inzwischen sehr viel negative Erfahrungswerte auf beiden Seiten. Vielleicht sogar eine Art stillschweigendes Übereinkommen, was geht und was nicht. Und was ist nochmal das Vorzeigeprojekt von der angeblich führenden Web2.0-PR-Agentur Edelman und ihres Chief Blogging Officers Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach in Deutschland? Ein Blog für Köterfressen. Na dann. Da bleibt mir nur eine Frage:

Nachschlag, werte Herrschaften aus PR und Marketing? Hat noch wer Hunger?

23.1.2007 | 6:38 von DonAlphonso

Völkermordleugner und ihre Heimat bei StudiVZ

Vorbemerkung: Die bei diesem Thema inzwischen regelmässig auftretenden Spamattacken werden konsequent gelöscht. Egal, ob es von den üblichen, altbekannten Stalkern kommt oder von neuen Türken (Klarstellung: Gemeint sind die Herrschaften der hier besprochenen Gruppen, deren Diskurse und Mobbingstrategien ich hier nicht dulde) [Edit: oder brauner deutscher Blogger, die damit ihr eigenes Süppchen kochen wollen]. Und dass dieses Thema jetzt kommt, hat mit dem Mord am armenischstämmigen Journalisten Hrant Dink nichts zu tun – wenngleich man schon erwarten könnte, dass es bei StudiVZ eigentlich jemand zum Nachdennken gebracht haben sollte, was man da eigentlich betreibt.

Momentan befindet sich Ehssan Dariani, der wegen einer Nazistileinladung und anderen Dingen kritisierte Gründer des Studentennetzwerks StudiVZ, bei dem von Burda organisierten Kongress Digital Life Design. Dort wird er auch als Interviewpartner angeboten. Angesichts dessen, was seine Firma so betreibt – unter anderem läuft dort einen fast 300 Personen starke Gruppe, die den Völkermord an den Armeniern leugnet – könnte man ihm vielleicht folgende, gut begründete Fragen stellen. Alternativ vielleicht auch den Verantwortlichen bei Holtzbrinck, denn die betreiben letztlich durch den Kauf von StudiVZ die folgenden Gruppen. Um es gleich zu sagen: Holtzbrinck hat hier dank StudiVZ und dessen Management eine publizistische Line Extension im Web2.0, die deutschlandweit einzigartig sein dürfte. Zu den Fragen:

Wieso duldet StudiVZ Gruppen, deren eindeutiges Ziel es ist, den nach 1915 an den Armeniern verübten Völkermord zu relativieren, abzustreiten und zu verleugnen? Der Titel “Mythos eines Völkermords – Die Armenienfrage”, zu dem sich 297 StudiVZ-Mitglieder bekennen, hätte doch alle Alarmglocken bimmeln lassen müssen, selbst wenn es pseudowissenschaftlich daher kommt:

Eine hohe Opferzahl allein ist nicht das entscheidende Kriterium für die Frage ob Völkermord Ja oder Nein. Erst in Verbindung mit anderen Kennzeichen und Parametern kann die Opferzahl ein Indiz für Völkermord sein, denn entscheidend für die Faktizität eines Genozids ist die strategische Vernichtungsabsicht durch eine zentrale staatliche Autorität und des systematische, planmäßige organisierte Vollzug dieser Ausrottungsintention. (Screenshot)

Solche Einlassungen, sind die Ausdruck der angeblichen liberalen Einstellung von Studivz oder schlichte Unfähigleit, Leugnern eines Genozids auf die Finger zu schauen?

Besonders vor dem Hintergrund, als dass StudiVZ die gleichen Leute durchaus unterstützt, wenn sie gezielt gemeinschaftlich gegen andere Gruppen vorgehen?

Wenn sich Leute anmelden, die offensichtlich kein anderes Ziel bei StudiVZ als politische Hetze haben, ansonsten auch noch nach Fakes ausschauen und obendrein Modaratoren dieser ausserordentlich aktiven Gruppe sind, die mehrfach wegen dieser Umtriebe gemeldet wurde – fällt das nicht irgendwem auf?

Zumal es ja auch noch von den teilweise gleichen Leuten eine Gruppe gibt, die den Völkermord an den Türken durch die Armenier beklagt (!) – und dort darauf verweist, wie nett die Türken mit den Armeniern 1915 umgegangen sind. Nochmal 125 Mitglieder. Und noch ein Haufen anderer Gruppen. Sie wissen schon, dass in Frankreich ein Gesetz geplant ist, das die Leugnung des Völkermords an den Armeniern unter Strafe stellt?

Kann es sein, dass Sie gnadenlos überfordert sind, das Treiben bei StudiVZ auch nur im Auge zu behalten?

ZUm Schluss noch eine Frage, die Sie in den nächsten Tagen angeichts solcher und ähnlicher Fälle möglicherweise noch öfters zu hören bekommen werden: Wie wollen Sie mit so einer Gruppe Geld verdienen?

22.1.2007 | 11:07 von DonAlphonso

There is no free Curry Wurst 2.0

Das letzte Mal, dass man sich bei einem Event der Munich Area zwangsablichten lassen musste, war bei einer grauenhaften Internetkongress der bayerischen Staatsregierung in der Residenz. Die waren aber so freundlich, das dann nicht online zu stellen.

Nachdem die Scharlatane der New Economy aber teilweise bis zur Kohlenstofexistenz identisch sind mit den Scharlatanen des Web2.0, überrascht es mich überhaupt nicht, wenn diese Unsitte von schmerzbefreiten PR-lern wieder aufgenommen wird. Bei etwas, das als “Bloggertreffen” bezeichnet wurde. Wer zum Teufel stellt so eine Zombiefreakshow online? Die oft diskutierte Frage über das Recht am eigenen Bild stellt sich hier erneut – wie auch die Frage nach der Kamerabedienung und Blitzeinstellung.

Trotzdem habe ich zu danken: Für diesen Text einer Betroffenen. Und die Erinnerung an die zu treffende Anordnung bei den kommenden Bloggerlesungen, keine Bilder der Anwesenden ohne deren Einverständnis online zu stellen. Das musste ich selbst auch erst mal lernen, aber inzwischen weiss ich es. Und ich weiss auch, warum ich nicht auf Events gehe, die irgendwelche Sponsoren ranziehen. Es ist einfach keine gute Gesellschaft, ich will mich mit Leuten treffen und nicht – Zitat Veranstalter Klaus Eck – “Social Networking im Dilo” machen. Threre is no free Curry Wurst, egal ob in München oder in Luxemburg.

Disclaimer: Das hier richtet sich nicht gegen Robert Basic, der das Treffen mitorganisiert hat. Münchner Treffen im Dilo von Businesshanseln und Sponsoren sind die eindeutige Handschrift gewisser Leute aus dem Umfeld des FIWM, einer – meines Erachtens – Gschaftlhuber-Orga, die aus den eigentlich ganz netten Anfängen eines Online-Stammtischs entstand und es in der New Economy als Erfolg feierte, als einer der Ihren beim Stoiber in dessen Internetbeirat sass. Man kennt sich von früher.

Nachtrag: Mist. In letzter Zeit ist in jedem Granattrichter, in den ich springe, der Olaf ;-).

21.1.2007 | 23:45 von DonAlphonso

Neues vom grossen Pro-Blogger-Sterben

Eines voraus: Jede generelle Schadenfreude über ein scheinbar drohendes Ende der Bloggerei ist meines Erachtens nicht nur verfrüht, sondern völlig fehl am Platz. Egal, ob 95% der Myblog-Blogs tot sind und alle Corporate Blogs nicht mehr gelesen werden ausser von der Konkurrenz – die Nutzung des Mediums Blog steigt weiter an, und das mit einer Geschwindigkeit, die weit über dem liegt, was traditionelle Medien online oder offline zu bieten haben. Ab und zu hört man auch, Blogs seien sowas von 2006, und 2008 würde kein Hahn mehr danach krähen. Abgesehen davon, dass ich das auch schon 2003, 2004, 2005 und 2006 gehört habe, also gut die Hälfte der Zeit, in der das Internet ein Massenmarkt ist, spricht meines Erachtens einfach die Natur der Menschen dagegen. Menschen wollen sich nicht zutexten lassen, sie wollen zumindest die Möglichkeit haben, mitzureden. Gerade weil Blogs im Vergleich zu klassischen Medien klein und weit verbreitet sind, ist dort das Reden mit dem Blogger und anderen Kommentatoren sehr viel leichter als bei Texten, deren Verfasser mit dem Schreiben ihren Job getan haben. Journalisten tun sich extrem schwer, überhaupt Kommentare zu erlauben und dann noch selbst mit einzusteigen. Das betrifft selbst Vorreiter wie Heise.de, den österreichischen Standard oder Nachzügler wie die Süddeutsche, deren Kommentare, so sie zugelassen werden, a priori schon mal kleiner ausfallen als der Haupttext. Es ist immer noch die Einteilung in “WIR Da Oben, ihr da unten”. Und damit vergrätzt man auch weiterhin den kommunikativen Teil der Leserschaft. Eine Leserschaft, die sich zunehmend an das Recht zum Beitragen gewöhnt hat. Die das Fehlen von Antworten als unhöflich empfindet, egal, ob ein Medium das leisten kann oder nicht. Da ist also ein Lesermarkt und ein Blogangebot – das kommt zusammen, und kein Medium kann und wird das mit den herkömmlichen Methoden ersetzen.

Es sei denn, Blogs werden so schlecht und langweilig wie normale Medien – und damit kommen wir zum eigentlichen Thema. Denn es gibt ein paar neue Fälle von Blogs, die mit grossem Bohei in angebliche “Märkte” getragen wurden und nun mit den Füssen voraus die Blogosphäre verlassen.

Da ist zuerst mal die Bloginitiative Germany, kurz B.I.G.. Die dümmste Idee, die man meines Erachtens in der Blogosphäre haben kann, ist ein Anspruch, der sich in so einem Titel manifestiert. Da quillt Leadership aus jeder Pore, da wollen welche vorn dran sein und das Thema machen, da werden Pflöcke eingeschlagen und Ziele definiert. GANZ GROSS. Ich möchte an dieser Stelle gern zugeben, dass wir das dem Blog zugrunde liegende Buch mit dem Spruch “15 der besten Blogger Deutschlands” beworben haben, was uns damals als “die 15 besten Blogger Deutschlands” angekreidet wurde. Wer solche Behauptungen aufstellt, bekommt automatisch die volle Ladung der Kritik ab, sei es nun eine private Vendetta, der klassische hirnlose Mob oder fundiertes Hinterfragen der Motivation. Das muss man durchstehen und den Beweis antreten, dass die Ansprüche so falsch nicht sind – dann legt sich das, und man wird vielleicht doch das bekannteste deutsche Metablog SO WIE ICH ;-).

Spass beiseite: Es ist nicht tragisch, wenn über einen geredet wird. Das Gerede vom bald kommenden Ende jeglicher Bedeutung des bekannten Bloggers – hier einen beliebigen Namen einsetzen – gehört zu dieser kleinen Welt wie die Erwartung des baldigen Absterbens der Blogs an sich. Ich denke, das Schlimmste, was passieren kann ist, dass man keinen interessiert. Und genau das ist B.I.G. passiert. Der eigene Claim wurde nie auch nur ansatzweise erfüllt:

Die Blog Initiative Germany (BIG) widmet sich der weiteren Entwicklung von Weblogs und der Blogosphere im deutschsprachigen Raum. Die Idee dieses Blogs ist es, das Phänomen rund um Social Software und Weblogs/Blogosphere aus wissenschaftlicher Sicht zu diskutieren.

Nicht, dass es nicht entsprechende Bleiwüsten gegeben hätte – es wurde einfach nicht diskutiert. Kommentare waren trotz Angebot Mangelware. Weil die Autoren und Gründer, nominal 11 an der Zahl, einfach keine Themen und Diuskurse angebracht haben. Noch nicht mal sie selbst haben dort debattiert. Mit solchen uneingelösten Ansprüchen kommt man vielleicht als Berichterstatter auf den Digital Lifestyle Day 2005 – aber man muss sich nicht wundern, wenn zwei Jahre später Blogger nur noch Staffage für die Street Credibility sind. Mehr zu B.I.G. hier und hier.

Noch so eine Idee eines grossspurigen Retortenblogs kommt aus der Richtung des sich selbst als “PR-Blogger” bezeichnenden Klaus Eck. Da kann man schön zeigen, wie das Blogbusiness hinter den Kulissen so läuft. Es beginnt damit, dass auf seinem Blog eine Journalistikstudentin namens Verena Schmunk auftaucht, die dort sehr, sehr freundliche Beiträge über das ein oder andere Business Blog schreibt. Doch dann kommt plötzlich ein neues Blog im Portfolio von Klaus Eck dazu, genannt vashionfictim.de, in dem eine Blondine mit dem Künstlernamen Vee Frankly ihre Vorliebe für Cowboystiefel zelebriert:

Vashion Fictim setzt auf Social Commerce […] Auf dem Modeblog “Vashion Fictim” präsentiert die 24-Jährige angehende Journalistin Vee Frankly täglich ein Bild von ihrem aktuellen Outfit des Tages, das sie in ihrer individuellen Weise beschreibt. Vashion Fictim verzichtet bei ihrer Modepräsentation bewusst auf Hochglanzbilder und Artikel über die neuesten Modetrends aus Paris, Mailand und London. Stattdessen berichtet die deutsche Modebloggerin authentisch über ihre eigenen Erfahrungen mit der Modewelt. […] (Disclaimer: Das Projekt Vashion Fictim wird von mir in Kommunikation und Marketing begleitet.) (http://klauseck.typepad.com/prblogger/2006/09/modeblog.html)

Und dann gehtŽs auch gleich sehr authentisch rund: Der Klaus Eck nicht unbekannte Viral Marketeer Martin ÖOetting nimmt das Thema auf und spamt viralt es auch gleich weiter, namentlich bei Thomas Knüwer, Vee hat scheintŽs nur drauf gewartet, sich selbst auch ins Gespräch zu bringen, wie auch an anderen Orten.

Kann man machen. Nur wäre es gut für die geplante “Kommunikation” und “Marketing”, wenn das Teil nicht nach weniger als drei Monaten Laufzeit gleich wieder totenstill geworden wäre. Keine Ahnung, ob Business Bloggen nicht nur ein anderes Wort für Prekariat ist, jedenfalls hat die Dame jetzt einen anderen Job bei einer Firma namens Trnd, die Leuten irgendwelches Zeug in die Hand drückt, damit die es testen, es idealerwesie toll finden und somit praktisch unentgeltlich den Job der Marktforscher und Marketeers machen. Mit der übrigens wieder Martin ÖOetting zusammenhängt. Da schliesst sich der Kreis unter Zurücklassung einer Blogleiche.

Was ich persönlich wirklich gut finde. Im Ernst, desto mehr von diesen Blogs krepieren, desto niedriger wird der Anteil von Leuten, die das nur tun, weil sie damit irrationale wirtschaftliche Hoffnungen verbinden. Es wird weniger Viraldreck in den Kommentaren geben, weniger grosskotzige Starts irgendwelcher Möchtegern-Posterboys, weniger schwachsinnige Interviews mit ahnungslosen Scharlatanen, sie werden irgendwo anders hingegehen, und wenn sie dort mehr finden als einen prall gefüllten Nachttopf, haben sie dafür auch meinen Segen –

aber hier in der Blogosphäre sind sie meines Erachtens eine Störung. Leider ist es nicht so, dass die Blogosphäre gross genug für beide ist – in der Regel sehen sie Blogger als ihren ersten Markt an, und geben sich alle Mühe, die Medienaufmerksamkeit auf ihre Art der “Bloggerei” zu lenken. Und selbst, wenn es nicht geht – es nervt. Wie die Werbung im Spielfilm, wie das Pop-up auf der Website, wie der besoffene Grapscher in der U-Bahn, wie der picklige Depp, der eine Frau anlallt, mit der man sich gerade gut unterhält. Und sich dann wundern, wenn man ihnen nichts abkauft.

Das ist es, was jetzt gerade mitsamt dem zugehörigen Hype-Johurnalismus den Bach runter geht. Und das ist grossartig.

20.1.2007 | 20:29 von DonAlphonso

Bittere Bloggermedizin für PR in Luxemburg

Was dem Chefredakteur sein informelles Gespräch mit dem Unternehmer im Luxushotel ist, gibt es auch in der Low End Ausführung für die vielen “freien” Autoren und Praktikanten, die auch mal was anderes essen wollen als immer nur Fritten und Bockwurst: Der sog. “Medienevent”. Das sieht dann so aus, dass eine “medienagentur prollpunkt2.0” Einladungen verschickt, die erst mal lässig klingen: Keine Pressekonferenz, nein, man hat einfach Interesse, Medienpersönlichkeiten in angenehmem Rahmen kennen zu lernen. Meistens gibt es dann einen Vortrag irgendeiner “wichtigen Person”, und anschliessendes Networking beim Fingerfood in einem Hotel und Umfeld, mit dem allenfalls geschmacklose Pleitiers und andere Midlifecrisisopfer öffentlich angeben. Die gleiche “medienagentur prollpunkt2.0” schickt auch Einladungen an Firmen – aber wer da kommen will, muss dafür zahlen, auf diese Weise Zugang zu Medienvertretern zu bekommen. Dieses lausige Spiel der alltäglichen Korruption hatte in der New Economy seinen Höhepunkt, bevor viele Journalisten gefeuert wurden und sich in der Folge als Teilzeit-PR-ostituierte sich und ihre Medien direkt an Firmen verkauften.

Aber es gibt ja noch Blogs. Und damit einen Zukunftsmarkt für derartige Veranstaltungen, dachte man sich wohl bei der PR-Firma Vanksen Group und kratzte an den Toren der Blogosphäre – und zwar gleich nach ersten Erfahrungen in Frankreich jetzt auch in Luxemburg. Nicht kleckern, sondern klotzen war wohl die Devise bei einer Veranstaltung namens “Blogdelux”:

Dear Blogger,
We invite you to join us for a drink with other bloggers from Luxembourg Saturday 27 of January : http://www.blogdelux.lu
If you’d like to have a drink and meet some of the 150 bloggers (yes 150!) in Luxembourg during the first bloggers meeting in the region, just join us…
Don’t hesitate to spread the word and tell the bloggers you know to join…
You can adopt a banner (by copying and pasting the code) to put on your blog to help us promote this event : http://www.culture-buzz.com/banners.php3?id_ban=915 (you need to scroll a bit down to find the code of the banne to copy and paste).
If you have ideas, suggestions or want to help, feel free to contact us…

Das Problem: Man hat die Mail an Leute geschickt, die das nicht so prickelnd fanden. Denn wie sich schnell zeigte, sollten die eingeladenen Blogger die Kulisse für eine Veranstaltung sein, die etwas anders angelegt ist, als die Einladung verkündete:

Zwei Experte aus Culture Buzz werden ebenfalls anwesend sein, um einige Ratschläge zu geben und auf Ihre Fragen zu antworten. In einem kleinen Vorführraum mitten im Etablissement, gemütlich und leicht zugänglich, werden Diskussionen rund um die folgenden Themen stattfinden:
Was stellt das Phänomen des Blogs heute dar?
Blog und Berufsleben
Wie kann die Sichtbarkeit eines Blogs verbessert werden?
Vergleich zwischen unterschiedlichen Plattformen
Wie kann ein Blog geselliger gestaltet werden?

Aufgedeckt wurde das hier in FireballŽs Weblog. Hinter dem angeblich nicht kommerziellen Blogdelux und Culture Buzz verbirgt sich die auf Viral- und Blogmarketing spezialisierte Fima Vanksen Group. Und weil inzwischen ein gewisses erbostes Geraune aus diversen Blogs in Luxemburg zu vernehmen ist, die sich offensichtlich nicht als Blogvieh für einen PR-Event missbrauchen lassen wollten, ging die Geschichte mit dem Kommentar eines Verantwortlichen weiter:

– De Nils, deen zum Blog culture-buzz.com (virun 3 Joer gegrennt, mat 165.000 page views pro Mount) bäidréit, an eis Platform mat 1500 Blogger aus 16 Länner, déi säit engem Joer existéiert, géréiert. Hien huet, ennert aanerem, bei der Organisatioun vum Treffen vu der Chaine France24 mat 12 vun deenen bekanntesten internationalen Blogger, wéi Rocketboom (6 Milliounen PV / Dag, éischten vlog op der Welt), Robert Basic (een vun den éischten däitschen Blogger), Luca Conti (Top 3 aus Italien), … bäigedroen.

ZU deutsch: Emmanuel Vivier beruft sich hier als Referenz hier auf die Teilnahme bekannter Blogger wie Robert Basic an vorhergehenden Veranstaltungen. Robert wurde von diesem Vorgehen nicht informiert, hat auf Nachfrage aber kein besonderes Problem, hier als Referenz genannt zu werden. Kann man so sehen. Für Journalisten wäre so ein öffentliches Einsortieren als Referenz für derartige Fress- und Hullygully-Events nicht wirklich eine Empfehlung. Vor allem, wenn es für Vivier und seine Freunde damit auch nicht besser wird. Im Gegenteil: Wer sehen will, wie eine PR-Firma in ihrem eigenen, durch virales Marketing verursachtes Lügengebilde zappelt, wenn Blogger zu deren Verhalten kritische Fragen stellen, kann drei weitere Akte betrachten:

– Ein wenig tiefer in den faulen Zahn der PR-Agentur bohren…

– Dann beim Bohren langsam an die Nerven kommen, es sirrt, es, wird heiss, es spritzt der Eiter derer, die eigentlich ein Bierchen mit dem Arzt trinken wollten…

– Und dann schreien sie! Autsch! Das hat wohl weh getan!

Und alles ohne Vollnarkose, und es ist noch nicht mal die Zange angesetzt. Ja, mit Journalisten war das einfacher. Lustig auch die Versuche der PRler, das Thema jenseits der deutschen Sprachgrenze zu halten. Man sollte sich dennoch die Namen der Akteure merken, falls sie auch nach Deutschland kommen: Emmanuel Vivier, eine gewisse “Lola2luxe” und “Paulo Lobo”, die für sich für diesen Event engagieren und schon ziemlich nah dran am Fakebloggen sind, Blogdelux.lu, Vanksen Grup, Culture Buzz. Denn für Blogger wie für Journalisten gilt: “There is no free Curry Wurst”. Man zahlt immer für das, was einem PR-ler “schenken”. Sonst würden sie es nicht tun. Und am Ende ist man Vorzeigeobjekt für Leute, denen die Hosen runtergelassen wurden.

Erinnert sich vielleicht jemand noch an das Ende von Rudolf Scharping und den Zusammenhang mit dem PR-Mann Moritz Hunzinger?