13.1.2007 | 15:19 von DonAlphonso

Problembewältigung nach StudiVZ-Art

Wenn mich jemand fragt, warum ich von sozialen Netzwerken absolut gar nichts halte und gern von asozialen Netzwerken spreche – dann nenne ich solche Beispiele. Es gbt auch tolle, selbstregulierende Systeme wie Couchsurfing.com, aber wenn so ein Netzwerk im Kern auf Gier, Geiz, Unfähigkeit und inkompetentes Peronal basiert und dann noch mit Nachstellern zusammenkommt – ist sowas wohl unvermeidlich.

Das Wochenprogramm läuft dann übrigens hier auf der Blogbar. Denn es gibt noch weitaus mehr von dem kranken Scheiss. StudiVZ weiss es, ich weiss es – und demnächst weiss es dann wohl auch Holtzbrinck.

12.1.2007 | 13:11 von DonAlphonso

Blogleichenschau bei Freundin und WAZ Essen

Kleinmütiges von Dorin Popa, dem Blogbeauftragten bei Burdas Freundin: Er sucht neue Bloghoffnungen, nachdem ihm seine “Stars” reihenweise die Griffel abgeben – ein dort nicht ganz unbekanntes Verhalten. Neueste Blogleiche ist die bislang stets an erster Stelle stehende Sahra mit ihrem kläglichen Versuch, sich mit nicht eintretenden Männergeschichten an Sex and the City ranzuhängen [http://blog.freundin.de/blog/sarah_and_the_city]:

Nicht, weil ich keine Lust mehr dazu hätte, sondern weil mich momentan in meinem Leben zu viele andere Dinge beschäftigen, die meine ganze Aufmerksamkeit benötigen und ich nicht die Zeit und vielleicht auch nicht immer die richtige Stimmung finden werde, um regelmäßig zu bloggen. Aber dass habt Ihr ja sicher schon anhand der vergangenen Wochen gemerkt. Von daher denke ich, dass es besser ist, auch hier einen Schlussstrich zu ziehen.

Soviel also zum real existierenden “turbulenten Leben einer Single-Frau auf der Suche nach Mr. Right” in der Burda-Edition. Einige weitere Blogger wie der Arzt, die Kosmetikfrau und die Podcasterin sehen auch nicht mehr so ganz willig aus, und zwei weitere Blogs geht nach Meinung von Popa auch über den Jordan. Aber statt sich mal Gedanken zu machen, ob eine ehrenvolle Erklärung a la

Ja es war nicht gut und wir haben uns total übernommen und lassen es deshalb bleiben

mit gleichzeitiger Einstellung des burdaschen Blogvollversagens nicht sinnvoll wäre, wird sofort nach neuen Bloggern gesucht. Ja, so ist das mit den festgesetzten Null- bis Kleinstbudgets für kostenlose Schreiberlinge und den grossen Erwartungen der Chefs, da macht man das Elend weiter. Hauptsache billig.

Popa hätte sich ein Beispiel an den ebenso qualitätvollen Bloggern nehmen können, mit der die Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) Essen kurz vor Amtsantritt der neuen Online-Chefin Katharina “Lyssa” Borchert versuchte, in die Blogosphäre einzusteigen. Das ging damals, Ende Juli 2006, nach Eigenaussage so zu in der WAZ:

Irgendwann hat mein Chef hier einen gesucht, der den Essener Online-Auftritt der WAZ gestalten und das Online-Forum betreuen sollte. Da ich der letzte aus der Redakteurstruppe war, der sich privat einen Computer angeschafft hatte, ist seine Wahl dann auf mich gefallen. Wahrscheinlich hat er sich einfach gedacht. der Mann ist auf dem letzten Stand.

Insgesamt 14 Personen, von der kleinen Autorin bis zur Museumsleiterin, vom libanesischstämmigen Geschäftsmann bis zum Fundamentalchristen, durften dort mit teilweise haarsträubenden Autorenbildern ihre Texte verfassen. Die jeweil letzten Einlassungen der Amateurautoren waren:

Burak Copur – 26.07.06, nur ein Beitrag (platt)
Eva Arning – 28.07.06, nur ein Beitrag (platt)
Irmenfried Mundt – 01.08.06, nur 2 Beiträge (platt)
Ulrich Parzany – 25.08.06, nur 2 Beiträge (platt)
Dr. Edna Brocke – 08.12.06, Abruptes Ende nach 5 Beiträgen pro Monat (platt)
A. Langanke – 14.12.2006, alle zwei Wochen ein Beitrag (platt)
Mohammed Masri – 22.12.06, drei Beiträge pro Monat
Markus Pottbäcker – 02.01.07, alle zwei Wochen ein Beitrag
Nadine Becker – 02.01.07, nach einem Monat Pause

Und dann noch die Profis von der WAZ selber:

Peter Marnitz, Lokalredakteur – 24.11.06 (platt)
Bernd Kassner, Projektleiter des Blogs – 27.11.06 (platt)
Wulf Mämpel, Leiter der WAZ-Lokalredaktion Essen – 01.12.06 (platt)
Ursula Hickmann, freie Autorin bei der WAZ – 04.01.07
und das letzte Lebenszeichen stammt von
Beatrix Gutmann, Mitarbeiterin der WAZ Tochter “Westeins” – 05.01.07

Man sieht recht schön das Erlahmen der Begeisterung, von 14 Autoren sind nur noch 5 so halbwegs aktiv. Was ich bei so einem Konzern, der mit einem “bundesweit einzigartigen Online-Konzept” vorne mitspielen will, richtig hart finde: Die Unwilligkeit der Mitarbeiter der Lokalredaktion. Gerade die Leute, die mit gutem Beispiel voran gehen müssten, haben vor über 6 Wochen die Segel gestrichen. Erschreckend auch die Qualität, die da durch die Bank abgeliefert wird. So wird das nie was.

Im Prinzip sollte es jetzt ganz einfach sein, ein funktionierendes Portal für die WAZ oder die Freundin aufzubauen: Das Gegenteil der bisherigen Autoren suchen, was Können, Engagement, Diskussionsbereitschaft, Schreibstil, Lust, Laune, eigentlich alles angeht. Liest sich einfach. Wäre aber ein Job, den ich, ganz ehrlich und mit allem Respekt für Lyssas, die das obige Projekt nicht verantwortet hat, und ihre Arbeit, nicht haben wollte. Nicht, wenn die eigenen Leute so offensichtlich unfähig sind, umzudenken. Denn Redakteure, die nicht schreiben und noch nicht mal rumprobieren oder neugierig sind, sind im Internet nicht brauchbar.

Disclaimer: Unten bitte keine Debatte um Lyssa, das ist hier nicht das Thema.

11.1.2007 | 0:18 von DonAlphonso

StudiVZ-Blog gehackt zur Gegendarstellung verwendet

Als ich heute Konstantin Urbans Interview im Manager Magazin las, und seine Behauptung, der Chaos Computer Club hätte sich an StudiVZ die Zähne ausgebissen, da dachte ich mir: Der Mann weiss nicht, was er tut. Nicht nur, weil er 50 Millionen in die Kiste gesteckt hat, sondern auch, weil das eine ganz grosse fette Einladung ist. Keine Einladung im Stil des Völkischen Beobachters, aber auch nicht wirklich rasend intelligent. Echt jetzt, ich würde so etwas nie sagen.

Und ich denke, Konstantin Urban ab heute auch nicht mehr [Edit 1: da tut sich was, der Artikel findet sich jetzt hier]:

Liebe StudiVZler.

Der neue offizielle Eigentümer euer persönlichen Daten, Konstantin Urban von Holzbrinck Networks, scheint genauso wenig vom Thema Sicherheit zu verstehen, wie die Simulanten denen ihr bisher schon zu viele Details über euch anvertraut habt: gar nichts. So behauptet er dummdreist, der Chaos Computer Club hätte “vergeblich versucht das System zu hacken” und deswegen sei nun alles total sicher. Wörtlich behauptet Konstantin Urban im “manager magazin”:

“Selbstverständlich musste man nachrüsten, und das hat StudiVZ getan. Die Datensicherheit ist jetzt gegeben. Unlängst hat der Chaos Computer Club vergebens versucht, sich ins System zu hacken. Auch die Seite ist jetzt stabil.”

[http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,druck-458408,00.html]

Das ist leider komplett falsch.

Der Chaos Computer Club beteiligt sich nicht an solchen “Hackt uns doch”-Mätzchen wie den von studiVZ ausgerufenen Wettbewerb. Es kommt leider vor, dass einzelne Spinner von sich behaupten “im Namen des CCC” zu handeln, wie wohl auch hier geschehen. Mit dem Chaos Computer Club hat das jedoch nichts zu tun.

Der Chaos Computer Club beschäftigt sich gerade mit wichtigeren Dingen, z.B. dem Vertrauensverlust durch Wahlcomputer, den Gefahren von biometrische Reisepässen und dem Kampf gegen die Totalüberwachung durch die sogenannte Vorratsdatenspeicherung. Vielleicht habt ihr ja auch besseres zu tun, als eure Daten freiwillig in den Rachen einer gewinnorientierten Verwertungsgesellschaft zu kippen und kümmert Euch mal um Euer Leben, die Welt da draußen und die wirklichen Probleme der Menschheit.

Vielen Dank

Dies ist eine maschinengenerierte Meldung im Interesse der öffentlichen Sicherheit. Sie ist ohne Unterschrift gültig.

Ein anderes Zitat aus dem obigen Interview ist:

Aber irgendwann sollte man Dinge gut sein lassen.

Oder auch nicht.

Von hier. Screenshot ist vorhanden.

[Edit 2: Um 1 Uhr ist obiger Beitrag das einzige, was noch auf dem StudiVZ-Blog steht – damit fehlen jetzt auch Einträge wie der, in den behauptet wird, die Daten der User wären sicher.]

[Edit 3: Umd 1:13 Uhr ist das komplette Blog weg]

10.1.2007 | 23:52 von DonAlphonso

Onlineseuche first

In den letzten Monaten gab es bemerkenswert viele Einlassungen zum Thema Internet im Allgemeinen und Blogs im Besonderen. Neben den typischen SPON-Herrschaften, die Blogs immer noch aus der Gutsherrenperspektive betrachten, egal aus welchem Schlamm im Schweinekoben sie selbst gerade kommen, melden sich auch vergessene D-Promis von ihrem Weg zum äussersten rechten Rand zu Wort, wie auch im besonderen Masse gewisse ältere und jüngere Leute der Süddeutschen Zeitung. Verlinken auf Blogs und andere Internetquellen bekommen sie reihum noch immer nicht hin. Wenn man mit Printleuten spricht, kommt ab und zu auch das Thema Lyssa zur Sprache und die Hoffnung, dass sie mit Westeins scheitert, dann ist man sie und das ganze moderne, irrelevante Internet und seinen Schund wieder los.

Sagen Leute wie die, die ihre eigenen Artikel nachher zurechtfälschen oder sich feige aus Problemen ihrer Häuser rausreden. Und eben Leute, die ihre “Qualität” nur hinter den Mauern des E-Paper ins Internet lassen – und dabei vergessen, dass der beste Artikel der Welt nichts wert ist, wenn ihn keiner liest. Sie versuchen es im Internet durchgehend mit der Verknappung von Inhalten, mit den Resten der Nachrichtenwelt, die den Lesern in die Online-Schweinekoben gekippt werden, und am liebsten wäre es ihnen, die Lesersäue würden die user generated Ausscheidungen fressen, die aus anderen Leserschweinen hinten rauskommen, solange sie sich nur brav bei ihnen schlachten lassen. Aber alles, was ausserhalb entsteht, ist in ihren Augen böse, Schund, fragwürdig, ganz so, als hätten sie die letzten Jahre seit dem Ende ihrer New Economy unter einem Stein verbracht.

Was mir bei diesen ganzen Rempeleien so auf die Nerven geht: Es ist ja nicht so, dass sie es nicht selbst versucht hätten. Die Süddeutsche Zeitung wollte “Schnell and Schmutzig” bloggen, der D-Promi wäre mit seiner Achse des Guten gern die deutsche Oriana Fallaci mit deren Bestsellern geworden, der Tagesspiegel hat seine Müllhalde halbtoter Blogs, und so richtig prima laufen die gehaltslosen Nettigkeiten von Katrin bei des Spiegels Videopalaver Ehrensenf auch nicht mehr. All die Gralshüter des Guten und Wahren wären gern selbst so ein wenig unseriös. Sie würden gerne mitspielen, oder besser: Sie hätten gern eine Fanbase in den Kommentaren, die Klicks und Verehrung bekommen. Es hat nicht funktioniert, also treten wir nach einer kurzen Phase der Annäherung wieder in eine Konfliktsituation ein. So ein Saddam-Video, egal was die Quelle war, kommt da gerade recht.

Sie haben es weitgehend noch immer nicht begriffen: Vertikale, undurchlässige Portale sind tot. Man kann Medien nicht mehr betreiben, indem man ständig in der Defensive ist. Defensive bringt einen nicht voran, egal wie schön das Layout ist und wie durchdacht die navigation. Sie können vielleicht verhindern, dass die Leser draussen Informationen finden, indem sie nicht linken, aber die Situation ist für alle Beteiligten schlecht, für die Leser, für die Quelle, und letztlich auch für die Mastodone wie den Schreiberling bei der “Welt”, der hier alle Erkenntnisse zu StudiVZ abgeschrieben hat, ohne auch nur die Quelle zu benennen. Die, die es interessiert, kommen trotzdem hierher. Es verlangsamt vielleicht den Niedergang der Medien auf kurze Sicht, aber es macht sie keinen Jota attraktiver oder besser. Wenn heute gesagt wird “Online first”, bedeutet das eigentlich das Gegenteil: “Unser eingemauerter Teil des Internets zuerst”. Da gehen die Investitionen rein, aber die Idee ist die gleiche wie beim UMTS der Mobilfunker: Ein eigenes Eck zu haben und ein Monopol auf die Leser. Beim regulierten Mobilfunk geht das noch – mit der Folge, dass sich eine Gestalt wie Frau v+z Salm als Heilsbringerin feiern lässt, weil sie flipsige WLAN-Kisten aus China mit fragwürdigen Methoden unters Volk bringt. Im Internet sind wir glücklicherweise weiter, da muss keiner mehr auf Gründerinnen von Hirnlossendern hoffen, und auch nicht auf Gestalter von Hirnlosmedien.

Würden sie das Ernst meinen mit Online first, und sollten sie der Seuche wirklich begegnen wollen, müssen sie zwei Dinge akzeptieren:

1. Vor dem Internet ist alles und jeder erst mal ganz, ganz klein; grösser wird man nur durch Vernetzung und Dialog. Aber keinesfalls durch Dialogverweigerung und Zurückhalten von der Information, auf der Dialog aufsetzt. Dialog zieht Menschen an. Dialog sucht sich seinen Weg. Irgendwo findet er statt. Wenn nicht bei den Medien, dann wo anders. Sollte man als Tausenderkontaktpreisjunkie eigentlich wissen.

2. Das Internet ist so unschön wie die Menschen, die es besuchen, nicht mehr, nicht weniger. Jeder Zeitungsmensch, der sein Brot dank der Inseraten von Prostituierten, der Bundesregierung und gieriger Megakonzerne frisst, sollte das wissen. Wer sich über das Internet wegen Hinrichtungsvideos aufregt, sollte keine Anzeigen von Firmen mehr nehmen, die von Todesschwadronen profitieren, mit Diktatoren und Mördern Handel treiben und bestechen, wo es nur geht, egal wie viele Leute in Folge dessen zwischen dem Drei-Schluchten-Staudamm und dem Nigerdelta krepieren. Genauso wenig wie StudiVZ seine Stalker raussschmeisst, würden bei einer Zeitung Abos gekündigt, wenn ein Schwein in Thailand Kinder schändet auf einer Reise, deren Anzeige er in der Zeitung fand. Es gibt da keinen absolut richtigen Weg, man sollte sich immer klar sein, dass es bestenfalls Grau wird, dass das Ziel kein Weiss sein kann, sondern nicht Schwarz sein darf. Die einzige Lösung, die mir da einfällt, ist: Dagegen halten. Wenn das Internet voller schlechter Dinge ist, dann liegt das nicht nur an denen, die es reintun, sondern auch an denen, die das Bessere wegsperren. Genau das aber ist E-Paper und Pay Content.

Also, wenn es im Internet ein Problem gibt, Freunde in den Medien: Ihr seid eingeladen, hier draussen mitzuarbeiten. Mitarbeiten heisst: Ihr seid nicht mehr die Generäle und wir nicht mehr das Kanonenfutter. Zeigt, was Ihr drauf habt. Und wenn Ihr es nicht auf die Reihe bekommt, gibt es in Bayern einen guten Spruch für Euch, der perfekt auf diese ewige Nacht über dem Netz mit all seinem Schönen und Schlimmen passt:

A Guada hoids aus und um an Schlechdn is ned schod.

10.1.2007 | 0:41 von DonAlphonso

Darf ich aus gegebenem Anlass

nochmal an diesen Beitrag hier erinnern, der am 16. November 2005 ziemlich genau das vorhergesagt hat, was wir heute mit den StudiVZs und den Corporate Blogpleiten erleben?

Das Schönste an Blogs ist eigentlich ihre Nutzlosigkeit, die Lust, mit der sie geschrieben werden, und ihr Desinteresse an der Welt da draussen former kown as Leck-mich-Haltung. Und weil sie damit funktionieren, geht alles andere eher zäh bis überhaupt nicht.

So. Business Blogger bitte weiterziehen zum nächsten Hype, die SinnerSchraders, Holtzbrincks und VCs setzen sich längst ab, viel Spass noch an den Fleischersatztöpfen, ich helfe auch gern noch mit ein paar Tritten nach. Texte sind den Buzzhanseln viel zu schwer zu lesen, Video wird ganz gross, Massenveranstaltungen bringen Hoffnung auf Millionen, und die Medien schreiben das alles ab. Ein paar Leute werde einen Nischenmarkt finden, der weitaus kleiner, aber vielleicht eben so fein ist wie Seidenstickereien, das warŽs dann aber, und das ist dann auch gut. Die Karawane zieht weiter, man muss nur nuch den Müll vergraben, und dann wird es wieder angenehm hier, und wir können darüber reden, ob Antville inzwischen weiter ausgeblutet ist und ob Trackbacks nicht neumodisches Glump sind ;-).

9.1.2007 | 14:43 von DonAlphonso

Das schaurige Ende des Corporate Blogs Blogitech (Laut Edition)

Nicht nur Berliner Klitschen müssen 2007 eingestehen, dass die Idee mit dem Corporate Blogging trotz ihrer ageblichen Könnerschaft ein Griff ins Klo war. Auch eine Persönlichkeit der Munich Area müsste sich eigentlich hinstellen und verkünden, dass ein ehemaliges Vorzeigeprojekt seiner Betätigung ein Kadaver ist: Gemeint ist der nach Eigenangabe “PR-Blogger” Klaus Eck, der zusammen mit den Webguerillas das Logitech-Blog “Blogitech” realisiert hat – dortselbst findet man übrigens auch noch Herrn Eck als Autor mit Bild.

Aber es gibt keine neuen Inhalte mehr, und auf der Hauptseite wurde die Verlinkung entfernt [Edit: Sorry, Link übersehen.]. Seit dem 28. September hat sich in dieser ehemaligen Heimstätte sog. “Profi-Blogger” nichts mehr getan. Das ist insofern ganz witzig, als Blogitech ebenfalls auf diversen Konferenzen als Vorzeigeprojekt vorgestellt und bejubelt wurde. Immerhin war es im Juli 2005 das damals 2. Corporate Blog in Deutschland. Danach machte es als erfolgreiche Case Study seinen Weg durch die üblichen Konferenzen – einmal sogar auf der CeBit – wo dann das Hohelied auf den zu erwartenden Erfolg gesungen wurde. Den es so wohl nicht gegeben hat. Mal ehrlich, das Ding war eine billige Kopie der amerikanischen Originale wie Engadget, Kommentare und Treackbacks hielten sich in engen Grenzen, und ich vermute, dass das Ende wirklich kaum einem aufgefallen ist.

Überraschend still klappte dann auch der Sarg zu, gewissermassen die Still Edition zu diesem Beitrag: Kein Wort zur Pleite bei einem Beteiligten, nur noch ein stiller Rausschmiss aus der oft belächelten Topliste der Business-Blogs, die ebenfalls von Klaus Eck besorgt wird. Was man wohl als amtliche Todesurkunde bewerten darf.

8.1.2007 | 18:26 von DonAlphonso

StudiVZ: Stalking reloaded

Jörg-Olaf Schäfers hat die Details. Und Holtzbrinck ein kleines Problem. Ja, so ist das, wenn man schlecht gewartete Klitschen übernimmt, die nur auf’s Verticken ausgerichtet sind. Da findet man dann schnell unschöne Überraschungen. Auch ein paar grössere Massenprobleme, aber dazu später mal hier an dieser Stelle. Wenn Holtzbrinck schon selbst nicht bemerkt, was da eigentlich abgeht.

8.1.2007 | 16:40 von DonAlphonso

Abermillionen: Womit der PRolet im Hype die Johurnaille fickt

Ich war in der Schule in Mathematik nicht wirklich gut. Und ich bin, wie einige andere Problemfälle der Rechenkunst, Journalist geworden. Ich habe den Verdacht, dass die New Economy nur passieren konnte, weil ein paar Serienbetrüger gemerkt haben, wie leicht man Journalisten den letzten Dreck verkaufen kann, solang man ihn mit schönen, runden Zahlen garniert. Und gerade jetzt scheint man das auf Gründerseite wieder zu begreifen.

Da geht also der Spiegel zu Myspace.com, der von Teenagern oft frequentierten Tochterfirma von Rupert Murdochs Medienimperium. Myspace ist, was Zahlen angeht, leicht mythenbehaftet, was jeder wissen sollte, der sich auf Behauptungen des Hauses einlässt. Anstelle der angeblich über 100 Millionen Nutzer kommt Myspace dieser Untersuchung zufolge auf etwas über 40 Millionen. Kann mqan leicht recherchieren, steht alles offen im Internet. Und was passiert, wenn der Spiegel bei Myspace vorstellig wird?

Nachdem die 100 Millionen vom 9. August 2006 sein sollen, diktiert Myspace dem Spiegel jetzt, 5 Monate später, 140 Millionen in den Block. Und nachdem so ein Spiegeltyp wohl auch sonst nicht weiter recherchiert, packt man gleich noch hunderte Millionen Gewinn drauf – im nächsten Jahr. Um dann zu Deutschland zu kommen: Hier habe Myspace drei Monate nach der Eröffnung 2,5 Millionen Nutzer – und täglich kommen 4000 neue Nutzer dazu. Zum Vergleich: Der Bloghoster Blogger.de kommt nach 4 Jahren auf 8000 Nutzer. Super Geschichte, wenn man nicht mal die Multiplikation beherrscht.

Also, sagen wir mal, um es auch einem Spiegeltypen ohne Taschenrechner nachvollziehbar zu machen: Myspace gibt es hierzulande seit 100 Tagen. Und jetzt glauben wir denen einfach mal und rechnen die 100 Tage mal die 4.000 User pro Tag. Da kommen wir auf 400.000 Nutzer. Die ziehen wir jetzt von den 2,5 Millionen angeblichen deutschen Nutzern ab, bleiben 2,1 Millionen. 2,1 Millionen durch 4.000 würde bedeuten, dass sich vor dem offiziellen Start hier in Deutschland über 500 Tage vor dem offiziellen Start jeden Tag 4.000 Mitglieder hätten anmelden müssen. Und jetzt müsste man die Lügenbande Jungs von Murdoch mal fragen, wie sie auf solche Zahlen kommen.

Oder den Spiegel, wieso er so eine gequirlte Scheisse abschreibt.

Der angeblich grosse Konkurrent von Myspace nennt sich übrigens Microsoft Spaces und hat sich auch schon mal erfolgreich bei einigen Abschreibern als grösster deutscher Bloganbieter bezeichnet. Die wären mit ihren Zahlen auch ein guter Gesprächspartner für den Spiegel und alle anderen Knilche, die die vom Spiegel verbreiteten Zahlen hirnlos übernommen haben:

Zurzeit gibt es über 120 Millionen außergewöhnliche Benutzer von Windows Live Spaces in über 50 Märkten weltweit.

steht hier im oberen Teil der Presseinformation geschrieben. Und weiter unten dann hat das Wachstum schon zugeschlagen:

Teilen Sie Ihr Leben und Ihre aufregenden Geschichten mit Freunden, Familie und Fans – oder vielleicht auch mit unserem globalen Netzwerk aus 130 Millionen Benutzern.

Hey, was sind schon 10 Millionen Nutzer hin oder her! In dieser Hinsicht ist Web2.0 wohl wirklich neu: Wie schon beim Skandalstartup StudiVZ braucht man die Medien heute nicht mehr schmieren, was bei der New Economy noch weitgehend üblich war. Die machen die guten Geschichten ganz von alleine, und schauen nicht hin, wenn irgendwo gelogen wird. Wer solche Journalisten beschäftigt, kauft sicher auch mal solche Firmen. Wegen der versprochenen hunderte Millionen Gewinne. Wird schon stimmen.

[Edit: Auch Strappato schaut den Jungs aus “Qualitäts”-Medien und Startups auf die Gierbratzen]