9.5.2006 | 10:20 von DonAlphonso

An info@archiv-blog.de

Sehr geehrter Herr Mielke,

Sie haben exakt 3 Stunden Zeit, die Inhalte von Blogbar.de von Ihrer ekelhaften kleinen Diebesseite zu nehmen. Sollte das bis um 13.20 Uhr nicht geschehen sein und Sie mir nicht schriftlich zusagen, dass sie in Zukunft nicht weiter meine Urheberrechte verletzen, werde ich Ihnen für die Nutzung meiner Texte die entsprechende Rechnung schicken.

Mit freundlichen Grüssen

Don Alphonso

7.5.2006 | 14:50 von DonAlphonso

“Profiblogs” – gnihihi – und ihre billigen Bildertricks

Irgendwie hätte ich erwartet, dass, wenn mal die grossen Medienhäuser einsteigen, die Sache mit dem Blogs richtig gemacht wird. Mit der vollen Kompetenz, die sie in Sachen Publizität haben. Gute Leute, gute Planung, gutes Aussehen, alles so Sachen, die man nicht zwingend bei jedem normalen Blog erwarten würde. Ob das überhaupt wichtig ist – wer weiss, aber schaden kann es nicht, wenn Worte ausgeschrieben werden, die Texte gut geschrieben sind und sich jemand bei der Bebilderung Gedanken gemacht hat. Nun sah Letzteres bei den von uns gegangenen Blogs der Süddeutschen Zeitung so aus, dass die praktisch überhaupt keine Photos verwendet haben. Kann man so machen, mit freundlichen Grüssen in die Bleiwüste.

Nun gibt es auch noch andere, neue Versuche der Medien, einen Fuss in die Tür der Blogosphäre zu bekommen, möglichst so, dass es anderen leicht fällt, besagten Fuss mit der Tür ordentlich zu quetschen. So wurde der Burda-Verlag mit seinen Freundin-Blogs (von dem diese Leute behaupten, es wäre DER Blog, und das, obwohl da auch ein Blogberater rumhüpft) gerade böse bei der Verlagsgruppe Handelsblatt (Holtzbrinck) durchgeknüwert, die hier wiederum wegen Inhaltediebstahl hier auch schon gealphonst wurde.

Und damit sind wir auch beim Thema: Schon wieder kümmern sich gewisse Leute bei Holtzbrinck einen Dreck um Urheberrechte. Diesmal sind es aber keine Zeitungen, die Blogger beklauen, sondern die bei einer Holtzbrinck-Tochter schreibenden Möchtegern-Blogger nehmen es mitunter mit den Bildrechten nicht genau. Bei Germanblogs, aka GvH Vermögensverwaltungsgesellschaft XXVII mbH sind in den Bildstrecken unter deren Copyright eine ganze Reihe von Bildern, die dezidiert ncht von denen sind: Britney Spears, Silvio Berlusconi, um nur ein paar Beispiele zu nennen. In diesem Fall ist das keine Überraschung, der Autor ist inhaltlich ziemlich nah dran an der rechtslastigen NeoCon-Blogszene, deren andauernder Bilderklau bei Agenturen, Medien und Firmen trotz Wissen des von einigen bevorzugten Bloghosters Myblog/20six AG offensichtlich hingenommen und toleriert wird. Bei der Germanblogs-Leitung versagt da wohl eher die Inhaltekontrolle – so es sie überhaupt gibt und nicht den Nutzern überlassen wird: “Bitte hier klicken, wenn Sie anstößigen oder strafbaren Content bemerken.” steht bei denen unten auf der Seite. Ansonsten viel PR-Bildmaterial – ohne Quelle, und auch im Reiseblog kann man sich über manche Profiaufnahme der “Experten” nur wundern. Ach ich seh gerade: Die sind auch noch “beta”. Na dann.

Legal, für einen Grosskonzern aber doch überraschend ist die kostenlose Quelle, derer man sich – neben Germanblogs – auch bei Burda behilft: Offensichtlich ist man da beim Etat so “nodig”, so klamm, dass man auf Bilder von Pixelquelle.de zurückgreift. Zu mehr als den Benutzergraphiken, die so aussehen, als würden bulgarische Design-Grundkurse alte Tempoausgaben der 80er Jahre kopieren, hat es da wohl nicht gereicht. Und das, obwohl ausgerechnet der Genfood-Vorreiter Nestlé auf der Website verlinkt und empfohlen wird – man staune, mit Ernährungstipps. Und dann haben die kein Geld für Bilder?

Und da dürfte dann auch das zentrale Problem offensichtlich werden: Bloggen wollen Medien schon, aber kein Geld in die Hand nehmen. Die Redakteure sollen das bitte nebenbei machen. Die Politschranzen auch, oder ihre Pressestäbe, oder es wird anders abgegolten, indem wie beim Focus verdeckt Propaganda für eine Lobbyorganisation betrieben wird. Das CMS können sie haben, das Lob auch, der Rest ist ihre Sache. Genauso sieht es dann aus, und so liest es sich auch. Nach dem Motto, für die Blogosphäre wird das schon reichen. Und sich dann wundern, wenn den Dreck keiner lesen will. Hey, ich sage DRECK. Und ich tue es gerne. Ihr erbärmlichen, geizigen Pfeiffen, die ihr nocht mal Photographen bezahlt. Ihr seid nicht nur miese Blogger, Ihr seid auch Verräter an Euren Kollegen.

7.5.2006 | 2:50 von DonAlphonso

Jung von Matt: Wie wärŽs mal mit Klappe halten?

Offensichtlich haben manche in der Kommunikationsszene wirklich kein Gefühl mehr für das, was jenseits ihrer weissverstaubten Kreativscheisshäuser abgeht. Wenn man Mist wie den Sager von den Klowänden gebaut hat, sollte man einfach mal die Fresse halten – wenn ich das als gut gemeinten Ratschlag hier vorbringen darf. Oder brauchen die erst einen gross angelegten Internet-Boykottaufruf gegen diejenigen, die sie engagieren? Ein Watchblog, wo jeder drauf landet, der solches Geschwafel (gemeint ist nicht das 50hz-Blog) finanziert? Ich glaube, diese Branche muss noch ganz viel lernen. Die gute Nachricht ist: Die Lehrmeister sind schon geboren. Die Frage ist nur noch, einfache Prügelstrafe, öffentliches Sautreiben, oder ganz neue Strategien im Umgang mit dem Geschmeiss, das glaubt, alles und jeden nach belieben steuern zu können.

Die Zeiten, wo sowas qua behaupteter Kompetenz auf Respekt hoffen konnte, sind vorbei, egal mit wie vielen Key Notes sie das Buffet verzögern. Wer mit runtergelassener Hose die Klowand anstarrt, muss damit rechnen, getreten zu werden. Das ist das neue Spiel.

5.5.2006 | 22:02 von DonAlphonso

Ehrensenf für Spiegelwürste

Während die einen schon wieder die Segel streichen, dampfen andere volle Fahrt in Richtung “Blogbusiness” oder was irgendwie so ausschaut: Die BILD-Gosse für Abiturienten Spiegel Online setzt neben Übernahmen und Inspirierungen, um das mal freundlich zu umschreiben, jetzt auch auf klassische Adaption eines Netzformats, inclusive Link, Zitatnachweis und – mutmasslich – auch Kohle. Im Visier der Kooperation ist das Format Ehrensenf, eine Web-TV-Show, deren Konzept von Rocketboom inspiriert wurde und von zwei professionellen Gagschreibern der Privatglotzen gemacht wird.

Wenn der SPON in einer rausgerutschten Meldung schreibt:

Ehrensenf begeistert die Netzgemeinde
Skurrile Netzfundstücke, schräge Websites und die bizarrsten Meldungen des Tages: Das Ehrensenf-Team findet sie alle und mixt sie zu einem unwiderstehlichen Humor-Cocktail.

ist zuerst mal eines anzumerken: Ob die wirklich “die Netzgemeinde” begeistern, wage ich mal zu bezweifeln. Nach 2 Wochen kennt man alle Gesichtsausdrücke der Moderatorin und hat den Aufbau der meisten Gags schon vier Mal erlebt. Ja, Kreativität ist ein hartes Brot, und so kommt es, dass die meisten, die ich so kenne, irgendwann auch vom auffälligsten Shirt nicht mehr gehalten werden und weiterziehen. Ich glaube, man schämt sich irgendwann, Ehrensenf gut gefunden zu haben: Vorhersehbar, künstlich, gestellt, abgedroschen – kein Wunder, dass sich der SPON dafür interessiert.

An eine Legende “von den Blogs zum SPON” mag ich nicht glauben, vielmehr stehen hinter Ehrensenf Leute, die von Anfang an auf Grösse und Reichweite gesetzt und das auch mit mitunter hanebüchernen Nutzerzahlen in die Medien kommuniziert haben. Da wurde etwas in eine Marktlücke hineinentwickelt, und der SPON hat zugeschlagen, statt sich selbst mit miesen Blogs lächerlich zu machen. So ein Format wie Ehrensenf wirkt sicher klasse für die Werbeabteilung, was es da an Möglichkeiten gibt anhand der momentanen Alleinstellung…

Aber gut, man wird sehen, ob die langfristig ziehen. Falls ja, wird es bald me2-Produkte aus dem Markt der arbeitslosen Gagschreiber geben. Und vielleicht auch eine Shoppingtour unter Bloggern. Schliesslih spart man sich die Risiken und Anlaufkosten, wenn man fertige Produkte mitsamt Markt kauft, statt sowas selbst zu entwickeln.

4.5.2006 | 1:19 von DonAlphonso

blogkadaver.sueddeutsche.de/faulende

Keine 7 Monate währte das erbärmliche Trauerspiel bei der Online-Redaktion der Süddeutschen Zeitung, dieses Bloggen unter dem selbstgewählten Motto “Schnell und Schmutzig” auszuprobieren. Wer öfters auf Sueddeutsche.de schaut, wird festgestellt haben, dass die charakteristischen Bildchen der Blogautoren, die neue Texte ankündigten, von der Startseite verschwunden sind. Tönte der selbsternannte Oberblogger Bernd Graff damals noch angesichts der ersten Kritik mit der Überschrift “Die Platzhirsche röhren schon – waidwund“, ist es inzwischen totenstill. Den Text muss man sich jetzt nochmal auf der Zunge zergehen lassen, nachdem man bei der SZ stillschweigend die Stecker aus den bloggenden Püppchen gezogen hat.

Ähem. Tschuldigung. Ich muss mal ganz schnell & leise was loswerden:

HE GROSSMAUL! WELCHER HIRSCH HAT DENN JETZT AUSGERÖHRT? HÄ?

Äh ja. Um zum Thema zurückzukommen: Am Donnerstag, den 13.04.2006 erfolgte der letzte Eintrag bei einem Blog der Süddeutschen. Davor hatten schon viele Autoren alle viere von sich gestreckt, Graff am 27.01.2006 und andere wohl noch sehr viel früher, was man anhand der Reihenfolge erschliessen kann. Aber nicht immer an den Daten, denn die älteren Beiträge sind oft zerschossen, und die Kommentare lesen sich gerade so:

# 28.01.2006 – 07:02
º£ÄÏÂÃÓÎ: º£ÄÏÂÃÓÎ|º£ÄÏÈýÑÇÂÃÓÎ|º£ÄÏÉ¢¿ÍÂÃÓÎÔ€¶šÖÐÐÄ¡ºº£ÄÏÉ¢¿ÍÂÃÓÎÔ€¶š
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ÐÐÄΪÄúÌṩ£ºº£ÄÏÂÃÓΡ¢ÈýÑÇÂÃÓΡ¢º£ÄÏÈýÑÇ¡¢º£ÄÏŸ°µã¡¢º£ÄÏ»áÒé·þÎñ¡¢Èý
ÑÇ»áÒé·þÎñ¡¢º£ÄÏ»úƱԀ¶©¡¢ÈýÑÇŒÒÍ¥Âùݡ¢òÚÖ§ÖÞ¡¢º£ÄϟƵêÔ€¶©¡¢º£ÄÏ
µØÍŒ¡¢º£ÄÏ×ÔÓÎÈËÂÃÓηþÎñ¡¢º£ÄÏŸ°µãµŒÓΡ¢º£ÄÏ·ç¹âÐÀÉÍ¡¢º£ÄÏ×â³µ¡¢º£ÄÏ×Ô
ŒÝ³µ¡¢µÈµÈº£ÄÏÂÃÓÎÏà¹Ø¡£ÈýÑÇÂÃÓÎÃâ·Ñ×ÉѯÈÈÏß:0898-38251555 ÈýÑÇÂÃÓÎÔ€¶©µç»°:0898-38251333,38251555,13807521123.

Sprich, es ist Äonen her, dass die besagten Blogger mal auf ihre eigenen Blogs geschaut haben. Spam, Obszönitäten und andere Hässlichkeiten begleiten die SZ-Blogs auf den Müllhaufen der Bloggeschichte, wo man sie besser früher als später deponiert hätte.

Es ist halt nicht sinnvoll, eine Onlineredaktion mit einem neuen Content Management System zu konfrontieren und zu hoffen, dass da was Gutes bei rauskommt. Die SZ-Onlinemannschaft hat eine Textwüste nach der anderen abgeliefert, ohne zu kapieren, dass Bloggen nicht “Schnell und Schmutzig” oder normaler Journalismus in Ich-Form und mit Kommentaren ist. Das ist um so erstaunlicher, als die SZ nicht irgendein miserables Pampablättchen, sondern schon eines der erfahreneren miserablen Pampablä Printprodukte mit überregionalem Anspruch ist.

Eine ähnliche Entwicklung nehmen gerade auch die Blogs der Financial Times Deutschland, die ebenfalls mit viel Bohei gestartet wurden und damit den stotternden Blogs der Wirtschaftswoche nachfolgen – Chef Baron hat jetzt seit fast 4 Wochen geschwiegen*. Beim Stern wird noch viel Text produziert, allerdings ohne Kommentare zu ziehen, beim Focus geht auch schon mancher langsam Tits up, hier und da blubbert wöchentlich noch ein Lobbistenbläschen in der fauligen Suppe, und bei den neuen Freundin-Blogs, mag mir scheinen, hat man aus dem Versagen der anderen auch nichts gelernt.

*vermutlich wird jetzt ein in der Wiwo Diensten stehender Peter T. wieder über meinen fiesen Stil rumheulen, das arme Hascherl.

28.4.2006 | 10:50 von DonAlphonso

Was Radio bei iPods und Laptops nicht versteht

Am Anfang war das Radio. Also irgendein Sender, dessen Erzeugnisse man nicht einfach so konsumieren konnte – wie etwa ein Gespräch, eine Zeitung oder etwas, das man gesehen hat. Man brauchte dazu ein technisches Gerät. Das war lange Zeit sehr teuer, aber Radio hatte so viele Vorteile, dass es sich lohnte. Man bekam nach dem Kauf fast kostenlos Musik, Nachrichten, Gespräche, Meinungen. Und es war von Anfang an ein extrem schnelles Medium, schneller als alles andere – und ist es, bei Live-Reportagen, bis heute.

Kurz, die Leute gaben Gel für einen Kasten aus, in den man etwas hineinsenden konnte und was auf der anderen Seite wieder herauskam. Das Radio ist eine einzigartige technische Erfolgsgeschichte, vielleicht nicht so schnell wie das Handy, aber sicher mit enormen Einfluss auf die Besitzer. Und diese Erfolgsstory ist es, die denen, die das Radio mit Inhalten befüllen, demnächst die Gurgel zudrehen wird. Demnächst ist nicht in drei Wochen, aber in einem – für die 90jährige Geschichte des Mediums – kurzen Zeitraum.

Als ich vor ein paar Wochen in Chemnitz auf einem Podium war, fragte ich die anwesenden Kommunikationsstudenten, was sie am Morgen zuerst einschalten: Radio oder Internet. Die Mehrheit schaltet zuerst das Internet ein. Wenn man also weiss, dass selbst bei den Medienmachern das Radio keine allzu wichtige Rolle mehr spielt, wundern einen solche Probleme nicht: Als Informationsmedien haben Radiosender bei jungen Leuten nicht mehr viel zu melden, denn da ist das Internet umfassender und je nach Interessenslage spezialisierter. Als Musiktapete greift man zum iPod und zu Downloadangeboten. Sprich, die Zielgruppe kauft wie vor 80 Jahren wieder teure Kästen, in die was reingeht – aber das Radio, das in der Regel eine Zielgruppe linear bedient, bleibt aussen vor.

Und da wollen sie jetzt hin, allen voran der Bayerische Rundfunk mit seiner nicht mehr auf UKW verbreiteten Multimediawelle für die “junge Zielgruppe”:

Das Angebot von jungen Menschen für junge Menschen soll beispielsweise auch über Beteiligungsformen wie „akustische Hörer-Tagebücher“ aus der Region zum Runterladen auf ein mp3-Gerät realisiert werden. Die Grundhaltung der Jungen Welle ist dabei immer: „Bayerisch, selbstbewusst, lebensfroh und nah“ – vier Attribute, die den Umgang mit den Themen und den Hörern on-air, off-air und online bestimmen. Der lineare Programmablauf wird bei der Jungen Welle des Bayerischen Rundfunks bewusst aufgebrochen: Das Publikum ist teilweise selbst Sender und kann zum Beispiel einen Blick in den Audio-Speicher der Programmmacher werfen und online Inhalte vorhören, noch bevor sie von den Moderatoren im Radio ausgestrahlt werden.

Man merkt es: Das kann nicht sein, dass die einen Kasten kaufen, ohne dass das erfolgreiche Radio dabei ist. Da muss man auch rein, das kann ja nicht sein, dass es ohne einen abgeht. Und deshlab investiert man in das Zeug, für das die Kästen bislnag genutzt werden. Man versucht, sich als Radio kleinkastengängig zu machen. Man hätte sie gern wieder, die Nutzer, die den neuen Kästen mehr abgewinnen können, auf Podcastingblogkommraus.

Nun versuchen die ARD-Wellen schon seit Jahren erfolglos, den Internetusern ihre Beitrags-MP3 anzubieten. Was das Radio einfach nicht begreifen will und kann, ist der Umstand, dass man den Kasten iPod oder Laptop kauft, um eben nicht mehr von deren On-Air-Monopolen abhängig zu sein. Es geht dabei weniger um die Begrenztheit des Mediums, sondern einfach darum, dass im Internet alles simultan ausserhalb jeglicher Grenzen geht. Das real eistierende Radio, noch dazu das föderal organisierte deutsche Radio, ist da nur ein Player unter ganz vielen. Und es kommt verdammt spät. Zumal, wenn man sich mal anschaut, was etwa der Zündfunk an “Blogs” bislang anbietet, Anno 2006.

Ab 2007 muss der Internetnutzer in Deutschland auch Zwangsabgabe an die GEZ zahlen, für eben diese Kästchenversager. Kann schon sein, dass sie damit was im Internet für Kästchen aufziehen. Sie werden damit in etwa den Ruf bekommen, den die Musikindustrie heute schon hat. Und hoffentlich das selbe lange Siechtum erleiden. Weil das Rennen der Kästchen bei den jungen Leuten gelaufen ist. Und das, was die Leute jetzt schon im Internet treiben, wird kein Medienmoloch kopieren können.

15 Jahre gebe ich denen noch, bis sie nur noch für Rentner senden.

20.4.2006 | 3:37 von DonAlphonso

Vom Aussehen der falschen Säue, die im Dorf getrieben werden

Disclaimer: Das Verhältnis zwischen dem Autor Don Alphonso und manchen der im Artikel angesprochenen Personen und Institutionen war in den letzten Jahren – m.W. durchaus auch mitunter gegenseitig – nicht immer konfliktfrei. Aus Gründen, die in diesem Beitrag jedoch keine Rolle spielen.

Im Rahmen der gerade anstehenden Blogpubertät in Deutschland, in der manche bemerken, dass sie tatsächlich sowas wie publizistische Macht und Einfluss haben, spielen die gejagten Säue im Gross-Bloggersdorf eine wichtige Rolle für das Selbstwertgefühl. Die grösseren Fälle der letzten Wochen – Euroweb, Transparency International German Chapter, von Matts Klowände, letzte Woche auch mein Vorgehen gegen eine Berliner PR-Agentur – haben stets auch Kommentatoren auf den Plan gerufen, die dem Vorgehen kritisch gegenüber standen. Häufig angesprochen wurde die Frage, wann es endlich mal den Falschen beim kollektiven Aufschrei treffen würde. Im Fall von Flyerpilot, der letztlich gut ausging, wurde es schon etwas problematisch, da wurden einige Dinge nicht ganz sauber kommuniziert bzw. verschwiegen. Ein schneller, guter Ausgang ersparte der Causa eine breitere Debatte.

Momentan rollt die nächste Welle an. Es geht um die Jugendsendung des Zündfunks auf Bayern2 Radio, die Gerüchten zufolge eingestellt und durch ein Vollprogramm auf einer kaum gehörten DAB-Frequenz ersetzt werden soll. Der Zündfunk hat wie Bayern2 Radio seit nunmehr Jahrzehnten mit Hörerschwund zu kämpfen und mit seinem anspruchsollen, anderen zufolge abgehobenen Stil der starken Dudelfunkkonkurrenz ohne Hirn und Niveau wenig entgegenzusetzen. Er hat eine recht grosse Redaktion, ist nicht unbedingt billig und ein Fremmdkörper im sonstigen, faktisch auf die Altersgruppe über 65 ausgerichteten Sender. Während die einen den Zündfunk für eine Talentschmiede und eine Insel des kritischen Journalismus des BR halten, sehen andere in ihm eine arrogante, selbstbeweihräuchernde Hirnfickveranstaltung, die ihrem Auftrag nicht nachkommt, nur noch nervt und beim Zielpublikum nicht mehr ankommt.

Vor einer Woche wurde bei telepolis über Gerüchte zum drohenden Aus berichtet. Seitdem haben ca. 30 Blogs das Thema aufgegriffen, in den letzten Tagen durchaus auch kontrovers der Spreeblick und mein Blog, womit eine grössere Blogöffentlichkeit erreicht ist. Ausserdem gibt es eine Reihe von Presseveröffentlichungen, die zumindest teilweise schon fast lehrbuchhaft von Bloggern inspiriert wurden, etwa bei jetzt.de, Süddeutsche Zeitung, Jungle World und DeBug.

Im Zentrum der Bemühungen, den Zündfunk zu erhalten, steht Patrick Gruban, bekannt unter anderem als Erster Redakteur beim Stadtblog Minga.de. Bei Minga begann auch die Welle der Empörung, die dann schnell von ihm koordiniert wurde, etwa mit der Website “Zündfunk retten“, die mittlerweile auch ein Blog besitzt und eine Online-Petition betreibt. Darüber hinaus wirbt Patrick Gruban auch in den Kommentaren von Blogs für seine Initiative, auch bei mir, was man durchaus als Kommentarspam bezeichnen könnte. Das Projekt gibt sich auf Zündfunk-retten.de als Faninitiative aus:

Disclaimer: Dies ist eine Aktion von Hörern und Fans des Zündfunks, nicht von Mitarbeitern des Bayerischen Rundfunks.

Nun ist geschicktes Blog-Marketing, wie in diesem Fall mit Verve vorgetragen, erstmal kein Verbrechen. Schliesslich erscheint die Geschichte vom engagierten, qualitativ hochwertigen Format, das im bösen, schwarzen Bayern plattgemacht wird, als klassisches David-Goliath-Szenario, dem Blogger gerne auf Seiten der Schwachen mit einer Initiative beispringen. Das führt dazu, dass sich Blogs für den Erhalt des Zündfunks einsetzen, die das Programm und seine nicht unumstrittenen Sendepraxis gar nicht kennen.

Man kann natürlich trotz allem sagen, dass der Bayrische Rundfunk da einen Riesenfehler macht, dass es gemein und ungerecht ist. Nur eine Sache fällt diesmal auf: Es ist im Gegensatz zu den früheren Fällen des Sautreibens im Gross-Bloggersdorf kein Ereignis, das der Verursacher selbst hineingetragen hat. Der Bayerische Rundfunk hat keinem der Treiber was getan. Also, sollte man meinen. Und damit kommen wir zum unangenehmen Teil – wir schauen uns nämlich mal genauer an, wer und was dieses Thema in der Blogosphäre vorantreibt.

Patrick Gruban ist Marketing Spezialist. Sprich, er hat Brief und Siegel von der BAW, dass er es kann. Das beweist er in diesem Fall auch. Per se geht das in Ordnung, warum sollte man sein Können auch nicht verwenden. Unschön wird es aber, wenn man bei “Zündfunk retten” ins Impressum schaut. Da landet man nämlich bei sub bavaria, einem von Patrick Gruban betriebenen Wikiprojekt über bayerische Subkultur. Und das wiederum wird vom Zündfunk wärmstens empfohlen: Auf der Website findet sich etwa diese Empfehlungsseite und diese Beschreibung der Sub Bavaria Inhalte als Zündfunk Kolumne:

KOLUMNEN
SUB-BAVARIA
Das Projekt sub-bavaria sammelt bajuwarisches Geheimwissen im interaktiven Online-Lexikon. Ihr könnt mitmachen, neue Artikel schreiben und alte ergänzen. Der ZÜNDFUNK versendet das Lexikon der bayerischen Subkultur im Radio.

Auch die Launchparty des Projekts war eine Kooperation mit dem Zündfunk. Spätestens hier sollte man etwas misstrauisch werden. Inwieweit so eine Unterstützungsaktion unter solchen Bedingungen noch unbhängig sein kann, ist eine Frage, auf die Patrick Gruban bislang – trotz Frage – eher ausweichend reagiert hat. Nun verrät uns das Impressum von Sub Bavaria auch, dass das Projekt von drei Personen betrieben wird, nicht nur von Patrick Gruban:

sub-bavaria wird von Ania Ma*ruschat, Julian Do*pp und Patrick Gruban als unkommerzielles Projekt betrieben. (Namen leicht geändert, Google muss nicht alles wissen. Anm. Don)

Wer sich ein wenig beim Zündfunk umschaut, dürfte schnell verstehen, warum nicht eine Mitbetreiberin bei dieser Aktion in Erscheinung tritt, obwohl sie mutmasslich zu der Geschichte eine Menge erzählen könnte. Ein weiterer Mitbetreiber ist Mitarbeiter bei einer auf Bayern2 Radio aktiven Abteilung des BR – einer weiteren Abteilung, die immer mal wieder als Kürzungsposten genannt wird. Inwieweit sich dieses Team letztendlich mit dem Anspruch des sichtbaren Frontmanns Patrick Gruban verträgt, als “Zündfunk retten” “eine Aktion von Hörern und Fans des Zündfunks, nicht von Mitarbeitern des Bayerischen Rundfunks” zu sein, bleibt jedermann selbst zu beurteilen überlassen.

Wie auch immer: Ich persönlich würde wirklich raten, sich die Saujagd in Bloggersdorf gut zu überlegen, wenn die Sau nicht von selbst angerannt, sondern von Interessensgruppen zwecks Jagd ins Dorf gebracht wird. In meinen Augen ist nichts Verwerfliches dabei, den Bayerischen Rundfunk zu schelten – allein, der Versuch dieser zentralen Koordinierung, das Thema voranzutreiben und mit einem einseitigen Informationsfluss am Köcheln zu halten, hinterlässt bei mir einen wirklich schlechten Beigeschmack. Momentan steht nicht nur der Zündfunk auf der Kippe, sondern auch ein wenig Integrität der Blogosphäre. Persönliche Netzwerke, die durchaus beim Engagement für ein Sautreiben eine Rolle spielen können, sind nochmal was erheblich anderes als gezielte Kampagnen mit verdeckt agierenden Playern, die im Hintergrund der Fassaden der gerechten Empörung ihre eigene Agenda fahren.

19.4.2006 | 13:37 von dogfood

Bestenfalls Journalismus

Auf der Medienseite des FAZ-Internetauftritts gibt es seit gestern einen Artikel “Bestenfalls blauäugig” von Klemens Ludwig, in der Ludwig die Wikipedia scharf für den Eintrag zum Thema “Tibet” kritisiert.

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia ermöglicht es ihren Nutzern, die Inhalte selbst zur Verfügung zu stellen. Das sorgt immer wieder für Zündstoff, wenn etwa Sekten oder Fanatiker versuchen, ihre Sicht unterzubringen. Die Kontrollmechanismen funktionieren in der Regel so gut, daß offenkundige Falschmeldungen, auch Vandalismus genannt, innerhalb von fünf Minuten verschwunden sind. Was aber, wenn es um kontroverse Themen jenseits platter Agitation geht; wenn die Tibet Initiative Deutschland (TID) Wikipedia vorwirft, die Darstellung unter dem Stichwort Tibet verbreite in wichtigen Punkten die offizielle chinesische Sichtweise? […]

Bei der Kontroverse zwischen der TID und Wikipedia geht es jenseits der Inhalte um die Frage, wie Informationen Eingang in die Enzyklopädie finden […]

Aller Erfolg der Informationsarbeit [der TID] hänge vom Ruf der Seriosität ab. Wie bei Wikipedia?

… so endet der Artikel.

Es wäre für den Leser sicherlich eine interessante Information gewesen, dass der Autor Klemens Ludwig in der Sache möglicherweise nicht ganz unbefangen ist, da er sechs Jahre lang Vorsitzender jener Tibet Initiative Deutschland e.V. war. Hielten aber weder Herr Ludwig noch die FAZ für notwendig zu erwähnen. Wer hat ihn vernommen, den “Ruf der Seriösität”?

(via Thomas Wahnhoff und das Netzbuch)