Blog Awards sind in Deutschland immer so eine Sache. Doomed from the start, könnte man sagen. Denn im Winter 03/04, als dieses Buch noch in Vorbereitung und nicht bekannt war, flogen in der damals noch recht überschaubaren Blogosphäre die Fetzen. Zuerst versuchte der Bloghoster Blogg.de, den Blogaward zu etablieren. Es gab lustige Wettstreite zwischen Don Dahlmann und Anke Groener, aber auch eine Menge Hauen und Stechen. Das Unglück nahm seinen Lauf, als Antville im gegenzug einen eigenen Award auslobte und eine altbekannte, nicht umunstrittene Bloggerin namens Melody versuchte, mit Aufrufen die Abstimmung für sich zu beeinflussen, um dann die Hauptgewinne – damals recht begehrte Antville-Blogs – für einen “Guten Zweck” zu verkaufen. Ja, so war das in der Frühzeit der Blogosphäre, als dann auch der Begriff der “ungefickten Brotspinne” ihren Lauf nahm. Ich sass damals kopfschüttelnd vor dem Display und dachte, dass wir bei der Auswahl der Autoren für dieses Buch wirklich ein gutes Händchen bewiesen hatten. Etwas ziviler verlief dann das erste Zeit-Preisbloggen, gewissermassen die Nachfolge des Blogg-Blogawards.

Einen Antville-Award hat es danch nie mehr gegeben, der Versuch eines zweiten Zeit-Awards ging wegen der Arroganz der Jury voll daneben, und dann gab es ja auch noch letztes Jahr den Best of Blog Award der Deutschen Welle, wo ebenfalls ein Juror nicht die Klappe halten konnte und eigene Vorstellungen einbringen wollte – angeblich war es nach dem Proteststurm nur lustig gemeint, jaja. Auch dieses Jahr gibt es den Award wieder, unter enorm mauer Beteiligung. So dass man sich fragen kann, ob man den BOB-Award zumindest für Deutschland nicht einfach knickt, oder erheblich besser promotet.

Es ist einfach nur erbärmlich, wenn sich Leute selbst nominieren und den Eindruck erwecken, sie seien Aussenstehende, etwa in diesem Fall:

toller thmenübergreifender blog, mit wirklich außergewöhnlichen texten und journalistischen betrachtungen. das berlin-tagebuch des autors ist einfach wunderbar, kontrovers und nichts für anhänger der political correctness. dennoch: fern von bösartigen texten oder dummen sprüchen ist dies mein lieblingsblog und von vielen vielen andern auch. er hat über sechstausend besucher seit februar, und knapp 40 000 visits zu verzeichnen.

Der vorschlagende Octavian ist dann prompt auch der Autor des beworbenen Weblogs. Dass aber auch andere, weitaus bekanntere Blogs als die kleine Heimseite bei Myblog nicht frei von Peinlichkeiten sind, zeigt sich jetzt kurz vor Nominierungsschluss bei den Weblogs der Zeitschrift Die Zeit sowie eines Blogs eines gewissen Scheuermanns, der mit Funktionsträgern der Zeit gut befreundet und als Autor für das Blatt tätig ist: Ein gewisser “AS”, von dem sonst nichts bekannt ist, hat jetzt noch schnell sechs Blogs der Zeit und eines von Scheuermann für jeweils zwei Kategorien vorgeschlagen – sonst nichts.

Dass diese Versuche dumm sind, ist klar. Dass sie aber den Wettbewerb vollkommen diskreditieren, ist ein echtes Problem. Vielleicht würde es gar nicht so weit kommen, wenn die Deutsche Welle gezielt bekanntere Blogger ansprechen würde und darum bäte, es publik zu machen. Etwas für die Glaubwürdigkeit des Awards tun. Damit erst mal überhaupt wirklich hochwertige Blogs vorgeschlagen werden; vieles da drin ist wirklich nicht gut.

Kann gut sein, dass es trotzdem nichts bringt. Vielleicht haben viele nach den missglückten Awards der letzten Jahre die Schnauze einfach voll. Vielleicht sollte man Awards einfach ganz abschaffen, wenn man dadurch noch nicht mal mehr interessante Blogs kennenlernt.

Aber wenn man es schon macht, sollte man sich wenigstens mal ordentlich darum bemühen, die Blogger ins Boot zu holen.