Während die einen schon wieder die Segel streichen, dampfen andere volle Fahrt in Richtung “Blogbusiness” oder was irgendwie so ausschaut: Die BILD-Gosse für Abiturienten Spiegel Online setzt neben Ãœbernahmen und Inspirierungen, um das mal freundlich zu umschreiben, jetzt auch auf klassische Adaption eines Netzformats, inclusive Link, Zitatnachweis und – mutmasslich – auch Kohle. Im Visier der Kooperation ist das Format Ehrensenf, eine Web-TV-Show, deren Konzept von Rocketboom inspiriert wurde und von zwei professionellen Gagschreibern der Privatglotzen gemacht wird.

Wenn der SPON in einer rausgerutschten Meldung schreibt:

Ehrensenf begeistert die Netzgemeinde
Skurrile Netzfundstücke, schräge Websites und die bizarrsten Meldungen des Tages: Das Ehrensenf-Team findet sie alle und mixt sie zu einem unwiderstehlichen Humor-Cocktail.

ist zuerst mal eines anzumerken: Ob die wirklich “die Netzgemeinde” begeistern, wage ich mal zu bezweifeln. Nach 2 Wochen kennt man alle Gesichtsausdrücke der Moderatorin und hat den Aufbau der meisten Gags schon vier Mal erlebt. Ja, Kreativität ist ein hartes Brot, und so kommt es, dass die meisten, die ich so kenne, irgendwann auch vom auffälligsten Shirt nicht mehr gehalten werden und weiterziehen. Ich glaube, man schämt sich irgendwann, Ehrensenf gut gefunden zu haben: Vorhersehbar, künstlich, gestellt, abgedroschen – kein Wunder, dass sich der SPON dafür interessiert.

An eine Legende “von den Blogs zum SPON” mag ich nicht glauben, vielmehr stehen hinter Ehrensenf Leute, die von Anfang an auf Grösse und Reichweite gesetzt und das auch mit mitunter hanebüchernen Nutzerzahlen in die Medien kommuniziert haben. Da wurde etwas in eine Marktlücke hineinentwickelt, und der SPON hat zugeschlagen, statt sich selbst mit miesen Blogs lächerlich zu machen. So ein Format wie Ehrensenf wirkt sicher klasse für die Werbeabteilung, was es da an Möglichkeiten gibt anhand der momentanen Alleinstellung…

Aber gut, man wird sehen, ob die langfristig ziehen. Falls ja, wird es bald me2-Produkte aus dem Markt der arbeitslosen Gagschreiber geben. Und vielleicht auch eine Shoppingtour unter Bloggern. Schliesslih spart man sich die Risiken und Anlaufkosten, wenn man fertige Produkte mitsamt Markt kauft, statt sowas selbst zu entwickeln.