Medien, Interaktion und parasitäre Ansätze
Meines Erachtens ist die entscheidende Währung des Internets weder Clicks, noch Visits und schon gar nicht Awareness: Der Stoff, aus dem die Zukunft ist, ist das, was Medien bislang fehlt und Blogs gross macht – Gespräche. Meine Texte hier und woanders sind die Anreisser für Debatten, Polemiken, neuen Beziehungen und Rottenbildungen. Wäre das hier ohne Kommentare, es wäre bedeutungslos. Und es wäre nur halb so gut, wenn ich micht nicht selbst auf die Debatten einlassen würde. Der oben sichtbare Texte ist nur ein Drittel meiner Schreibleistung und allenfalls ein Zehntel der gesamten Textmenge, die hier an guten Tagen und bei guten Gesprächen entsteht.
Medien ist diese Interaktion scheissegal. Deshalb gibt es sie nicht, wird durch Anmeldeprozeduren erschwert, die Autiren legen keinen Wert auf einen erkennbaren Charakter und Meinung, an der sich Debatten entzünden, und falls man das Mitreden doch zulässt, hält es der Autor nicht für nötig, sich daran zu beteiligen. Was vom Leser zu halten ist, sieht am an der Ausgestaltung der Kommentare: Mitunter 2 Pixel kleiner, und nicht in Strängen angeordnet, so dass der User clicken muss – was dem Inhaltebesitzer Geld bringt. Kurz: Kommentatoren sollen Einnahmen bringen und ansonsten bitteschön nicht weiter stören.
Ich gehöre bekanntlich nicht zu denen, die jeden Blödsinn des Web2.0 sofort hypen, und ich reagiere auf unverlangte Mails oft pampig. Aber weil ich mich über obigen Clickvieh-Ansatz schon länger ärgere und dann noch über diesen Beitrag zum Thema Partizipation der Massenmedien gestolpert bin, ist es eine gute Gelegenheit, auf folgenden, im Kern saufiesen, natürlich parasitären und genial in die Lücke platzierten Ansatz hinzuweisen:
Zpeech blendet auf fremden Webseiten ein Fenster mit Kommentaren ein. Zpeech ist eines der Dinge, die für Internetmedien ohne Kommentare und mit Leckmich-Haltung gegenüber den Usern zu einem Alptraum werden können. Wer keine Diskussion anbietet, bekommt sie eben aufgezwungen. Wer Debatten restriktiv handhabt, kann sein blaues Wunder erleben. Zpeech ist so parasitär, dass es gleich noch Google Adwords im Programm hat. Sprich, es blendet faktisch eine weitere Werbeebene auf den besuchten Seiten ein. Ich wüsste aber nicht, wie man rechtlich dagegen vorgehen sollte, aber genau das ist sicher die erste Idee der typen bei den verlagen, die sogar gegen den Perlentaucher klagen. Kurz, mit Zpeech ist es möglich, den Diskurs auf der Seite zu haben, ohne dass die Seite davon etwas hat.
Ich sage nicht, dass ich da keine Probleme sehe. Eine seitenspezifische Diskussionsgruppe wird sich dadurch eher selten finden. Und ob Zpeech oder eine andere Firma das Rennen macht, kann ich nicht sagen. Problematisch könnte es im Berich der Persönlichkeitsrechtsverletzungen werden. Aber was ich weiss ist, dass derartige Ideen mitteklfristig enormen Druck auf Inhaltebesitzer ausüben Können. Entweder sie machen den Lesern das bessere Diskussionsangebot, oder es findet woanders statt. dabei haben Medien nur auf ihre vertikal konstruierten Angebote Zugriff, nicht aber auf andere Systeme. Zpeech ist so ähnlich wie Blogger.de – habe ich mich dort angemeldet, kann ich auf allen Blogs – oder bei Zpeech Seiten – kommentieren. Ein Login für alles. Dazu kommt noch, dass bislang die typischen Blogdiskussionen über klassische Medien begrenzt waren, weil man dort keinen Trackback setzen konnte.Jetzt kann man es direkt dort machen. Und da kommt mir gleich noch eine wirklich ganz, ganz fiese Geschäftsidee:
Hier lesen doch die ganzen Ideenfreaks des Web2.0 mit und ärgern sich die Plötze, dass sie hier was aiufs Maul kriegen. Ich mache Euch ein Angebot: Der Erste, der mir halbwegs sympathisch ist und der einen ähnlich funktionierenden
Träckbäcker
programmiert, der für dessen User auf allen anderen Seiten als kleine Seite auftaucht und auf die Diskussion in den Blogs hinweist, und gleichzeitig die Diskussion und Bedeutung der Blogs auch darstellt, kriegt hier ein Jahr nichts aufs Maul. Im Ernst, Freunde der Blasmusik: Das wird das “Andere Arbeiten Lassen”-Prinzip gegen die, sie sonst gern andere arbeiten lassen. Und ein wirklich schlimmer Alptraum für reformunwillige Medien.
Sorry, the comment form is closed at this time.
gnnhhngnnnn … hihii … muhahahaha … *gröhl* …
So mal ganz spontan meine ersten Gedanken und Gefühlsregungen beim Lesen des obigen Textes. Nein, Zpeech war mir noch nicht bekannt. Seine Möglichkeiten erweitern mir gerade aber sämtliche Adern im Hirn zwecks besserer Durchblutung der angeregt Elektrizität funkenden Zellen.
Den Namen “paranoiaparadise”, den einer der Top-User bei Zpeech führt, den fand ich besonders vielversprechend für Diskussionszwangsvorführungen unserer Altmedien.
Ich suche heute Abend mal zuhause nach einer Präsi, die ich letztes Frühjahr gemacht hatte…
“WebBeyond” sollte das heißen und neben Kommentaren auch Trackbacks erlauben. Ein Firefox-PlugIn sollte Dir dann anzeigen, ob auf der besuchten Seite schon andere Leute was gesagt haben.
Problem: man möchte das für einzelne Seiten machen, weil man z.B. was zum Audi Q7 sagen möchte, aber nicht zu Audi selbst. Leider weisen nur die wenigsten Websites Permalinks auf, so dass “WebBeyond” zusätzlich für jede neue Website Regeln definieren müsste.
Oder man geht den einfachen Weg und macht das nur pro Website. Das kann dann aber bei Bild.de schnell unübersichtlich werden.
Die Umsetzung selbst ist nicht so wild, einen Prototypen habe ich schon fertig :-) Nur ob die Durchdringung wirklich erreicht werden kann?
Ich bin mal gespannt auf die Kommentare hier…
Gekauft!
Wie auch immer, Medienseiten haben Permalinks. Und gerade die sind spannend.
Zpeech sieht wirklich sehr nett aus, aber hiermit disqualifizieren sie sich ein stückweit: http://6350.rapidforum.com/topic=100272973268
“Wenn jemand zpeech auf seiner Seite nicht ermöglichen möchte und jede Diskussion und Feedbacks ausschließen will, dann muss er uns nur informieren. Wir blocken zpeech dann bei ihm”
Es ist aber leider nicht so, dass die Medien-Websites den Kommentatoren hilflos ausgeliefert wären. Aus der FAQ:
“zpeech works on most websites. Only on websites that block zpeech because they do not want comments on their website, zpeech does not work.“
Tja. Das ist doof. Erinnert an einen Piraten, der die Hand von der Goldkiste lässt, weil drauf steht: “Eigentum der spanischen Krone”. Aber es gibt auch noch andere Piraten auf den sieben Internetmeeren. Denke ich. Oder?
Irgendwie hab ich bei zpeech ein dejadings. Gabs das nicht auch schon zur ersten Blase mal als Idee? Wie hieß das da?
Ansonsten gefällt mit die Plugin-Variante besser. Zpeech ist nur ein Proxy und den könnte man aussperren, wenn er nicht erwünscht ist.
Hier bin ich durchaus bereit zu sagen, dass sich das Netz seitdem massiv weiterentwickelt hat.
Ok, ich denke, es müsste jetzt gehen.
Ich kann mich erinnern, solche Tools bereits um ’99 rum gesehen zu haben. Da gibt es durchaus aktuell auch mehrere von. Kein neuer Gedanke also, eher ein alter Hut. Und gerade dadurch dass es viele dieser Dienste gibt, sind sie zum Scheitern verurteilt. Der eine Dienst sieht die Kommentare des anderen nicht. Wo noch niemand was geschrieben hat, gibt man seinen Senf ebenfalls nicht dazu. Also bleibt’s in diesen Meta-Kommentar-Funktionen einfach stumm. Eigentlich eine schöne Idee, hab’s selbst schon ausprobiert … aber es ist einfach zu langweilig, weil zu verteilt. Man kommentiert doch, damit es gelesen und diskutiert wird …
Phonsi, woher weißt’n Du schon wieder, was wir demnächst machen? ;)
Diesen Kram gab’s schon früher, wie hier schon jemand sagte.
Das Problem: Man müsste sowas zentralisieren, damit es funktioniert. Und dann hat diese Zentrale wieder die Macht.
Also zspeech wird ein Rohrkrepierer und läßt sich mit einem simplen Javascript Breakframe blocken.
Und ich mag sowieso nicht, wenn andere meine Seiten framen.
Vergiss die Technek, es geht um die Idee. Technik kann man lösen.
Man sollte mal überlegen, ob man so was nicht P2P lösen könnte.
Sprich ein Browser-Plugin welches meine Kommentare an andere Peers verteilt und die wiederum weiterverteilen. Allerdings glaube ich daß man ohne einen Seedpeer nicht auskäme.
Ich muss nochmal ein bischen darüber Grübeln.
Generell finde ich ist das eine super Idee!
Ja, stimmt. Ich kann mich auch noch dunkel an so einen Dienst erinnern.
Damals jedoch hat sich jeder gefragt, was das soll, wozu man das benötigt. Heute jedoch … nach Abmahn-Wahn und dem Bedarf nach ungestörter Kommunikation ohne Zwangsjacke und Schere im Kopf, der immer größerer Beliebtheit des Bloggens, respektive des Kommentierens und Kommunizierens einst statischer, gepushter Informationen … vielleicht ist die Zeit jetzt reif?
Und ja, Technik lässt sich lösen. Es muss nur genügend Bedarf und Nachfrage vorhanden sein, wie man mittlerweile deutlich an den immer schneller erfolgenden Cracks und Hacks neuer Kopierschutz- und DRM-Maßnahmen sehen kann.
arghlll, und eine Edit-Funktion für so einen Dienst wäre auch was feines ;)
Nachtrag:
… an den immer schneller erfolgenden Cracks und Hacks neuer Kopierschutz- und DRM-Maßnahmen sehen kann, wo die Industrie auch vergeblich versucht, eine technische Lösung für eine gesellschaftliche Entwicklung zu finden.
Don, wie Du sagtest, es ist parasitär. Und Du kannst ganz sicher davon ausgehen, dass alles, was parasitär ist, mit Deinem Content Geld verdienen will.
Und wenn das als Pluginvariante kommt, dann gute Nacht. Was hindert den Parasiten dann daran, Schlüsselworte in Deinem Text mit aktiven Links zu anderen Seiten zu versehen etc.
Wenn das um sich greift, wird das nicht lustig. Letztlich ist das Spyware 2.0
Ich habe da schon eine Idee. ich überlege gerade. Aber ich denke, dass man dafür sorgen muss, einen sauberen, ehrlichen Parasiten zu züchten. Einer, der saugt, aber nicht infiziert.
Gewissermassen eine alphonsinische Spezies, keine darianische oder ecksche.
Ich frage mich dabei: Will man das überhaupt? Ich denke, bei Medien, die eine sehr große und breite Leserschaft haben, will man die Kommentare gar nicht lesen. Man schaue nur mal in die Foren von Heise oder SpOn.
Kommentare machen nur dann Sinn, wenn sich eine interessenmäßig und bildungsmäßig relativ homogene Gruppe um ein bestimmtes Thema streitet. Sprich: in Blogs.
Hm, interessantes Thema, und Kommentar 20 ist in der Tat lustig.
Also quasi das Problem wie bei der Google-Toolbar mit Pagerank-Dingsda eingeschaltet…
Hm, zum Glück ist google ja – ähm, ich muss weg…
Also sehr problemtaisch als Plugin. Denn wie schnell wird der Gute zum Bösen und der kleine zur Großmacht, der ja böse sein könnte – man weiß es ja nicht :)
Als Chat-Funktion für den Firefox gibts sowas schon in Echtzeit. Allerdings hat das als Chat auf Dauer ja keine Zukunft, als zeitunabhängige Kommentarfunktion schon eher, wie auch schon gesagt wurde.
Sobald sich die technische Umsetzung auf viele verschiedene Plattformen verteilt wird es unübersichtlich, das stimmt. Aber das lässt sich ja auch lösen, vgl. Instant Messenger. Da nutzen auch viele Multi-Funktions Tools, die alle Protokolle und Accounts von ICQ, AIM, MSN u. Skype verwalten können. Aber P2P und als Browserplugin ist wohl tatsächlich die bessere Lösung… mal abwarten was da kommt.
Aber prinzipiell ist die Idee ausgezeichnet.
Don: Den sauberen Parasiten gibt es schon: http://de.web-blaster.org/blogbar.de/ zum Beispiel.
Ausserdem hast du mir mein Thema für Sonntag geklaut. Nun denn. Dann halt nächste oder übernächste Woche ,)
mspro: Nicht zwingend oder nur aus rein ökonomischer Sicht.
Es kann auch reizvoll sein, möglichst unterschiedliche Stimmen in einem Diskurs zu haben. Herausforderung ist dann eine Moderation, die genug Freiräume lässt, ein Forum nicht zur Trollsenke verkommen lässt (Klicks, Klicks, Klicks!) UND gleichzeitig interessante Inhalte fördert und fordert.
Bei Leggewie 2.0 gibt es da einiges: “Diskursive, im Ideal mehrstufige und entscheidungsorientierte Erörterung öffentlicher Angelegenheiten durch Laien in der Öffentlichkeit.” habe ich hier auf einer alten Folie stehen.
Für Netzmassenmedien scheint sich das nicht zu rechnen.
Was ich mir eher vorstellen könnte wäre z.B. folgendes: Ein Mozilla Plugin mit Icon in der Toolbar, das immer dann aufleuchtet, wenn es zu einer Seite Diskussionen gibt. Klickt man auf das Icon, wird man zu einer Website geführt, auf der man die Diskussion verfolgen und daran teilnehmen kann.
Was spräche den gegen folgende, relativ simple Lösung.
Pingservice für Blogs der angepingt werden kann, wie beispielsweise technorati. Wenn der auf pingomatic eingetragen ist, müsste man auch relativ viele Blogs erreichen.
Der speichert die vom Beitrag die ausgehenden Links in einer Datenbank.
Wenn nun ein Benutzer einer beliebige Seite A ansurft, kann beispielsweise ein Firefox Plugin nachfragen, welche Blogs drauf linken und die Links anzeigen.
Um keine Spur der besuchten Seiten zu hinterlassen, kann man ja auch nur Hashwerte der URLs ablegen und übertragen.
Ach, ein Nachtrag zu meinem Beitrag.
Diese Lösung würde zwar keine direkte Kommentarfunktion auf der Seite erlauben, würde dafür aber ohne den Zwang eines Plugins die Links sammeln. Was bedeuten würde, dass die kritische Masse, damit das Plugin zur Anzeige sich lohnt, weil man tatsächlich häufiger was sieht, schneller erreicht wird.
…lange überlegt, ob ich mich (als der Ober-Parasit) zu Wort melden soll. Für “Ja” entschieden!
Also, danke für die vielen Anregungen schonmal, ich hoffe es geht weiter…
Dass mit dem Blocken von Websites ist eine rechtliche Sache, die wir reinbringen müssen. Bisher gibt es aber glücklicherweise noch keine Seite im Netz, die sich für schlecht genug hält, Kommentare auf seiner Seite durch zpeech zu entmöglichen. Und die großen Websites werden wahrscheinlich erst später drauf aufmerksam WENN zpeech sich durchgestzt hat – dann werden sie es nicht mehr rausnehmen wollen, weil es ein EIngeständnis wäre.
Ein Plugin ist in Planung. Etwas problematisch ist es momentan noch grundsätzlich mit dem Linktracking (d.h. wenn man zpeech auf einer Website offen hat und dann auf der Website irgendeinen Link anklickt, bezieht sich zpeech immer noch auf die alte Seite.) Keine Ahnung ob man das lösen kann…
Eine Ãœbersicht über alle Diskussionen an denen man beteiligt ist (als html oder rss) sind wir auch am planen dran. Da wir aber leider kein Geld haben um das hauptberuflich zu machen, geht das alles leider nicht so schnell wie wir wollen…
Ich hoffe es melden sich genug Leute an und besprechen genug Seiten, dann macht zpeech erst Sinn…
Tief verbeugende Grüße,
Tim
BTW. -> http://www.zpeech.com/www.studivz.net
Könnte dann ja auch interessant werden ;)
@ka.os,
done!… ;-)
HrHr… ja, solange die Trackback-Lösung noch nicht da ist, muss man es eben manuell machen *G*
Kommentare zulassen, sie nicht nur als billige Füllmasse zwischen Bannern gebrauchen und mitdiskutieren – werden dadurch Seiten von Zeitungen, Sendern,… schon interaktiv? Ich meine nein (auch Dinge wie Zpeech ändern nichts daran). Sie werden dann partizipativer, was wünschenswert ist. Interaktion in vollendeter Form wäre das aber erst, wenn die Seitenverantwortlichen das Recht, den ersten Beitrag zu schreiben, mit allen Nutzern teilen würden. Das müssen sie aber nicht – und Profis sollten das auch nicht tun. Ãœbrigens würde sich auch kaum ein Blogger vorgeben lassen, worum es im nächsten Posting gehen soll. Interaktiv sind andere Seiten, nicht die Netzableger der Massenmedien. Letztere sollten auch nicht das Gegenteil behaupten.
@32:
In|ter|ak|ti|on, die (Psych., Soziol.): aufeinander bezogenes Handeln zweier od. mehrerer Personen; Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern: soziale I.; sprachliche Kommunikation ist die wichtigste Form menschlicher I.
Quelle: DUDEN – Deutsches Universalwörterbuch
Warum müssen dafür die Seitenverantwortlichen das Recht, den ersten Beitrag zu schreiben, mit allen Nutzern teilen? Wechselbeziehungen zwischen Handlungspartnern können sich doch auch dadurch ergeben, dass auf einen Beitrag eine Diskussion folgt. Bezweifelt werden darf, ob der klassische Journalist das überhaupt will.
@33:
Natürlich ist jedes “aufeinander bezogene Handeln” irgendwo Interaktion. Das reicht mir aber nicht.
“Eine Interaktion liegt vor, wenn ein Handelnder sich nicht nur am zufälligen oder gerade erkennbaren Verhalten eines anderen Handlungspartners, sondern auch und in erster Linie an dessen Erwartungen, positiven und negativen Einstellungen sowie Einschätzung und Bewertung der gemeinsamen Situation orientiert.”
(Quelle: K.-H. Hillmann: Wörterbuch der Soziologie)
Interaktion bei Massenmedien setzt nun bloß am gerade erkennbaren Verhalten – ein Artikel ist geschrieben und hoffentlich auch recherchiert worden – an. Es gibt nur eine Diskussion über das Ergebnis, beim Entstehen dieses Resultats war aber noch Funkstille. Anders ist das zB bei Wikipedia, da stehen die Anmerkungen nicht unten drunter, jeder editiert gleich rein und mischt so beim “ersten” Beitrag zum Thema mit.
Zeitungen, Sender und deren Webseiten sollen gar nicht in diesem Punkt mit Wikipedia mitziehen, dann würden sie einen Teil ihres Profils aufgeben. Sie müssen nur einsehen, dass sie weniger interaktiv sind.
Bogomil: Wenn man die Kommentare zensurfrei via p2p verteilen möchte, könnte man Richtung freenet denken. Das wäre zwar wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, aber machbar.
Problem: Sobald eine solche Plattform etwas bekannter wird, wird das Rauschen durch Trolle und Spammer größer als der Nutzwert.
Hm, nachdem neben dem Lawblog (1) schon ein jubelnder Beitrag dazu stand, nun auch hier.
Es gibt genug Alternativen mit ähnlicher oder gleicher Funktionalität, und auch nicht erst seit gestern.
Zweitens ist es auch das AAL-Prinzip. Nicht nur gegenüber den kommentierenden Nutzern sondern vor allem auch gegenüber den Webseitenbetreibern.
Drittens die Fragen zur Datensicherheit, zumindest auf Seiten mit Anmeldefunktionalität (ebay, Onlinebanking etc) wäre ich da sehr skeptisch.
Viertens:”Wenn jemand zpeech auf seiner Seite nicht ermöglichen möchte und jede Diskussion und Feedbacks ausschließen will, dann muss er uns nur informieren. Wir blocken zpeech dann bei ihm” (2) Was bitteschön bringt Redefreiheit, die sogar auf die einfache Bitte hin verweigert wird?
Also ich sehe für mich keinen Nutzen und kann den Hype nicht nachvollziehen.
1) http://www.lawblog.de/index.php/archives/2007/02/01/aufgezwungene-diskussion/
2) http://6350.rapidforum.com/topic=100272973268
Und wer ist auf dem Lawblog als Quelle verlinkt?
Letzte Tage ging ich mit Frau und Hund ;-) spazieren. Meine Frau hat eine Sehnscheidenentzündung. Wie so oft kam es im Park zu einem Rudel von Hunden und ihren Besitzern. Wir kennen uns durch stetiges rumpazieren mit dem Wuff.
Gesprächsfetzen: Sehnenscheidenentzündung? aha, tut höllisch weh, soll gips bekommen, zu welchem Arzt gehst du denn? Meine Hausärztin hat mich zu Dr. xy geschickt, nö, bloß nicht der, echt nicht? auf keinen Fall weil, kann ich bestätigen, – und nicht schneiden lassen……
Das ist ein normales Informationsgespräch unter Mitbürgern.
So ein Gespräch ist im Internet nicht mehr möglich – Klage wegen Verleumdung, üble Nachrede und was noch alles.
Foren oder Kommentare in Blogs sind problematisch und werden direkt belangt.
Ein Tool wie zpeech wäre interessant wenn:
1. die Leute nicht anonym sind, um übles Gerede zu vermeiden,
2. das, was geschrieben wird, nicht statisch auf der Seite zu finden ist und daher nicht “verklagbar” ist.
Eine MitBürgerInformation wie im wirklichen Leben.
“Eine MitBürgerInformation wie im wirklichen Leben.”
Yo. Ich bevorzuge dann aber gleich das wirkliche Leben.
Heute wieder digital rumgeschickt worden, frage nicht. Im echten Leben stemme ich die Hände in die Hüften und frage: was geht, Leuts? Ich digitalen Leben fällt meine lustig-listig-genervte Mimik weg und schon hab ich Beschimpfungen oder Unverständnis am Hals.
Eine, die immer lieber wieder auf das echte Leben und seine Gespräche, seinen Speech, zurückgreift. Es ist einfach besser für mein Wohlbefinden: Ich habe durch emotionales Feedback und soziale Interaktion noch – halbwegs – Kontrolle über das, wie man auf mich reagiert, und wie ich reagiere, das macht entspannt. Im Internet nimmer. Da kann man jeden Tag froh sein, dass nicht der zweite Router innerhalb von 2 Wochen scho wida abraucht, dass man keinen Virus kriegt, dass sie eigene lumperte Website noch steht und nicht gehackt wurde, und dass man nicht wegen irgendwas von gottweißwoher von Spacken angeschossen wird.
Es ist ein Irrglaube, dass das Digitale und die Vernetzung einem das Leben leichter macht. Ich muss es beruflich nutzen und das langt mir immer mehr. Kein wirklicher Spass, Internet ist für mich: Stress. Ich treffe mich mit meinen Lieben, meinen Kunden lieber wieder in einem echten Café. Da ist echter Speech.
@28, Tim: “Bisher gibt es aber glücklicherweise noch keine Seite im Netz, die sich für schlecht genug hält, Kommentare auf seiner Seite durch zpeech zu entmöglichen. Und die großen Websites werden wahrscheinlich erst später drauf aufmerksam WENN zpeech sich durchgestzt hat – dann werden sie es nicht mehr rausnehmen wollen, weil es ein EIngeständnis wäre.”
so ein quatsch. du willst uns content-anbietern beweggründe einreden, die ihr gerne hättet.
ich will dir mal meine beweggründe nennen: content von fremden seiten zu framen ist ILLEGAL. es wird nicht besser, wenn man diesen fremden content auch noch mit eigener werbung versieht.
ich kicke solche schlaumeier wie euch mit einem framebuster raus. andere sind da nicht so gnädig. wenn größere websites davon wind bekommen, macht euch auf juristische konsequenzen gefasst.
also sorry, aber das ist kein geschäftsmodell, was ihr da habt. keine web-2.0-revolution sondern schlichtweg kriminell.
Yo. Vroni, du hast recht. Mir geht es nicht um ein “entweder-oder” sondern um ein “sowohl-als-auch”. Der nächste Schritt wäre ein Treffen per Cam mit Ton. Wie gesagt, nicht als Ersatz sondern als Option. Wenn Giganten wie Google ihre Tools weiter ausbauen, wird so ein Treffen per Google Talk/Treff mit Cam selbstverständlich sein. Die Frage ist in welchem Rahmen. Es muss ja nicht immer der “Single-Treff” sein :-). Bei diesen Treffen gäbe es auch nicht das Problem wegen “böser” Worte belangt zu werden.
Und in einem Umfeld wie http://rebellmarkt.blogger.de/static/antville/rebellmarkt/images/fenwin.jpg
wäre es sogar gemütlich :-)
ach so, gegen diverse adsense terms of service verstoßt ihr natürlich auch, u.a:
“Google-Anzeigen dürfen von Website-Publishern nicht auf Webseiten mit urheberrechtlich geschütztem Inhalt gezeigt werden, es sei denn, sie verfügen über die erforderlichen Berechtigungen zur Anzeige dieses Inhalts.”
wann soll ich euch reporten?
uns?
Tim, Zpeech ist ein eigenes Fenster mit eigenen Inhalten. Denke ich. man kann das sicher wasserdicht machen. Vergiss einfach mal die Technik und all das Gerödel. Es geht um die Idee.
Und die Bezeichnung “kriminell” ist rechtlich, hm, wenig ratsam, um das mal so zu bezeichnen.
das ging @28, Tim, der sich hier als mitbetreiber von zpeech.com geoutet hat.
…da haben wir hier wohl 2 Tims…verwirrend…
Wie gesagt, das rechtliche Thema ist nicht unkritisch – aber wir haben es gewagt. Wie viele tolle Ideen würde es nicht geben, wenn die “Erfinder” nur bei 100% Garantie “Ja” gesagt hätten?!
DonAlphonso, danke für dein Mut-Machen!
Tim (von zpeech)
An den kleinen tim: In wiefern ist framen illegal? Sind dann auch alle Browser illegal? Oder nur, wenn sie mit Javascript geschrieben sind?
@20
“einen sauberen, ehrlichen Parasiten zu züchten. Einer, der saugt, aber nicht infiziert.”
Warum muß ich da zuerst an den “Bundestrojaner” denken?
Auch Zpeech scheint mir da auch eher für Nachrichten-/Beobachtungsdienste geeignet. Ein positiver, sinnvoller und im Sinne des Eingangspostings funktionierender Einsatzzweck wäre vielleicht eine interessierte, aber relativ geschlosse Community, so daß die rechtlichen Eingriffsmöglichkeiten der Seitenbetreiber beschränkt sind.
Wünchenswert wären da eher dezentrale P2P-Ansätze. Aber genau das kann doch schon die Bloggerei, nur daß das eben noch deutlich von der/den diskutierten Webseiten getrennt läuft. Aber selbst beim Blog gehen keine Trackbacks, wenn der/die Blog-Betreiber nicht wollen…
@47, mspro: framen ist illegal, wenn content unter einer webadresse, die nicht der des verfassers entspricht, ohne dessen einverständnis dargestellt wird.
dies ist bei zpeech.com der fall.
ein browser ist nicht illegal, weil er den content im obersten fenster der hierarchieebene (sprich: unter der original-url) darstellt – zu erkennen in der adressleiste des browsers.
Don: “Zpeech ist ein eigenes Fenster mit eigenen Inhalten. Denke ich. man kann das sicher wasserdicht machen. Vergiss einfach mal die Technik und all das Gerödel. Es geht um die Idee.”
falsch. zpeech ist ein eigenes fenster mit fremden inhalten. man kann da nix wasserdicht machen. es sei denn ich würde es als eigene applikation nebenher laufen lassen wie icq zum beispiel.
aber das widerspricht ja gänzlich der idee, auf die alles aufbaut und die du so toll findest. nämlich das kommentieren-können *im gleichen fenster*. und das ist ohne verstoß gegen das urheberrecht des website-betreibers eben nicht realisierbar.
so no respect from me on this one..
mspro: Das Einbetten und Veröffentlichen fremder Inhalte bedarf der Erlaubnis des Urhebers/der Rechteinhber (Ausnahmen wie Zitate mal aussen vor). Beim klassischen Framing ist also schlicht das Urheberrecht im Weg, ist in Deutschland soweit auch ständige Rechtsprechung: http://www.it-rechtsinfo.de/index.php/news/23/56/
Interessant wird es aber tatsächlich, wenn man fremde Inhalte nicht via Framing einbindet, sondern über einen flüchtigen Proxy durchleitet. Also quasi einen “alternativen Browser” anbietet.
Siehe auch http://www.heise.de/newsticker/meldung/34832
Im Falle des Assoziations-Blasters hat die Bahn AG damals einen Rückzieher gemacht, sonst wüssten wir heute mehr.
Jeder Seitenbetreiber kann doch durch eigene Seitenbeurteilungen die schlechten Kommentare in diesem Ding da relativieren. So klappts doch auch bei Ebay.
Also ich habe jetzt mal fertig überlegt.
Ich glaube das Sinnvollste ist ein Browserplugin zu haben, welches sobald man auf eine neue Seite navigiert bei einem zentralen Indexdienst nachschaut, ob es Kommentare gibt und dies meldet. In diesem Fall kann man die Kommentare lesen und selbst welche anhängen.
Weiterhin ist es aus meiner Sicht notwendig dafür verschiedene Kanäle zu haben, so können auch thematisierte Diskussion zu bestimmten Seiten stattfinden. Auch wäre es hier angebracht Kanäle mit Passwortschutz belegen zu können, sodaß man geschlossene Diskussionsrunden haben kann. Für Diskussionskanäle gäbe es dann immer Moderatoren, im Zweifel immer derjenige, welcher den Kanal eröffnet hat.
Dies bedeutet daß man schon auf einen Blick sehen kann, ob eine Community, welcher man angehört oder beitreten möchte, für besuchte Webseiten Kommentare hinterlegt hat.
Für diese Lösung wäre es ebenfalls Wichtig, daß die Benutzer eines solchen Systems Authentifiziert und somit bekannt sind. Wie weit man die Nachverfolgung der Authentizität eines Benutzers treiben will würde ich abhängig von den Kanälen sehen. Somit ist es dann auch möglich für z. B. geschlossene Projekte einen “erlesenen” Kreis zu haben, welcher ein bestimmtes Thema diskutiert.
Sorry Leute. Raff ich nicht. Googlebildersuche z.B. ist also illegal? Wenn man da die Bilder anklickt, kommt man geframt auf die entsprechende Website.
BTW. Das GUI vom Firefox ist in HTML und wird von der eigenen Engine interpretiert. Dementsprechend ist das sogenannte Haupt-Fenster tatsächlich auch rein technisch nur ein Frame. Ich seh da nirgends eine Grenze, wo man sowas festmachen können soll.
Wie sähe das als Plagin aus? Ich mein, es it doch alles das selbe. Man ist auf Website, das Ding holt fremde Daten dazu und zeigt sie z.B. als drüberliegnden Layer an. Nur die technische Implementierung wäre eine andere. Nicht mal das wirklich. Die grundsätzliche Art wie es arbeitet ist die selbe.
Das hat doch alles keinen Sinn. Vielleicht das Urheberecht im Internet generell nicht.
Ich würde das auf einer anderen Ebene sehen. Also nicht in die angezeigt Webseite eingebettet sondern in einer eigenständigen Anwendung. Sprich das Plugin würde nur weiterleiten, daß eine Navigation stattgefunden hat und wohin diese ging. Der Rest bleibt dann der externen Anwendung überlassen.
zu 25.: Hm, genau das ist doch eine der Funktionen von StumbleUpon, und das Teil wird sogar von Mozilla als “recommended Plugin” vorgeschlagen – mithin dürfte es sich auch einiger Verbreitung (wenngleich geringer Nutzung) erfreuen.
Klar, Gespräche sind das wichtigste. Durch die Diskussionen bekommst Du ja den Content, teilweise sogar kostenlos. Alles was wir hier schreiben tun wir für Dich. Für Dein Ranking. Ist Dein Content. Ist doch super! Ich liebe Diskussionen / Kommentare auf meinen Seiten. Noch besser ist ein Forum – da schreiben die User Dir auch noch alles umsonst :-)
Nana… dann müsste man ja auch sagen: Alles, was ich mit Dir rede, rede ich für Dich.
Natürlich bringen Debatten Blogs voran, aber das ist so eine Art Tauschgeschäft. Du bekommst hier Aufmerksamkeit, kannst Dein eigenes Blog verlinken, für DEIN Ranking. Ich denke, den meisten ist durchaus klar, was und warum sie es tun.
@52
Sowas bei einer Suchmaschine angesiedelt, fänd ich das Ei des Kolumbus…
Aber statt Authentifizierung wär ein anonymisierender Hash zur Wiedererkennung sinnvoll (ob Cockie-ähnlich oder Zentral hinterlegt wäre zu überlegen). Ich denke nicht, daß die Benutzer in jedem Fall bekannt sein sollen, sondern nur wiedererkennbar und im Mißbrauchsfall sperrbar/löschbar vom Moderator etc. Das erbt zwar dann das aus anderen Internet-Kommunikationskanälen bekannte Spam- und Müllablade-Problem. Im Sinne einer offenen Kommunikation sollte man aber eben nicht von vornherein “die Hosen runterlassen” müssen, bevor man mitreden darf.
Auf den ersten Blick eine revolutionäre Idee, dieses zpeech, auf den zweiten gibts aber in meinen Augen einige Aspekte, die gegen den Erfolg sprechen.
Auf was für Seiten würde eine solche Funktion denn genutzt? Unternehmens-Seiten? Hm, das wird doch wenn überhaupt zum Schlachtfeld von Jubelpersern vs. Konkurrenz-Trolle, bei dem sich der Kunde keinen Mehrwert verspricht. Offene Diskussions-Foren? Da bin ich entweder mit dem Stil der Community im Grundsatz einverstanden oder bleibe halt ganz weg.
Irgendwie gibt es doch für so eine Funktion wie zpeech eigentlich nur ein ganz kleines Anwendungsfeld, nämlich große Unternehmen, die einen oder mehrere Skandale an der Backe haben und eine Diskussion über ihr Unternehmen mehr oder weniger konsequent unterbinden wollen. StudiVZ ist da ein gutes Beispiel. Da würde sowas (vorübergehend) Sinn machen.
Im übrigen gilt doch auch, dass Leute mit analytischem Verstand ihre Kritik in so einem Fall nicht in irgendeinem mehr oder weniger nicht-moderierten Kommentar-Umfeld posten wollen, wo im Prinzip jede Pöbelei erlaubt ist, sondern sich für ihre Postings eher ein Umfeld suchen, das seinerseits über bestimmte Regeln und einen bestimmten Stil verfügt.
ich sehe das Anwendungsgebiet bei den Medien, und zwar nicht nur durch Kommentare, sondern auch durch Trackbacks. dadurch kann man eventuell Spon & Co. einfach näher auf den Pelz rücken.
Apropos parasitäre Ansätze: Aktuell hurt die Agentur weblike aus München bei Bloggern Links für die Jugendorganisation Connecting Youth von der evangelischen Kirche, siehe http://www.perspektive2010.de/blog/2007/02/06/connecting-youth/
Gruß
Alex
Mit scheint, dass das in dieser Diskussion sehr relevante Firefox-Plugin von Google noch gar nicht erwähnt wurde, das es schon über ein Jahr gibt. Bei einem Test funktionierte es gut, wenn ich mich recht erinnere, aber wer will schon sein Surfverhalten an Google (oder wen anderen) übermitteln?
http://www.google.com/tools/firefox/webcomments/
[…] Die Blogbar (Quelle) bewertet Zpeech so: »Zpeech ist eines der Dinge, die für Internetmedien ohne Kommentare und mit Leckmich-Haltung gegenüber den Usern zu einem Alptraum werden können. Wer keine Diskussion anbietet, bekommt sie eben aufgezwungen. Wer Debatten restriktiv handhabt, kann sein blaues Wunder erleben. Zpeech ist so parasitär, dass es gleich noch Google Adwords im Programm hat. Sprich, es blendet faktisch eine weitere Werbeebene auf den besuchten Seiten ein.« […]