Der Digg-Figg: Erfolg durch Korruption sozialer Netzwerke
Momentan gehen Blogger und Medien dazu über, unter ihre Beiträge eine Liste mit kleinen Knöpfen zu setzen, die es den Lesern erlauben, die Geschichten bei Bookmarkseiten wie Digg, Reddit und Yigg einzutragen. Die Hoffnung, die sich damit verbindet: Andere finden auf diesen Seiten den Beitrag, lesen ihn, bewerten ihn positiv, und somit steigt er bei dieser Gruppe im Ansehen, kommt dort auf die erste Seite – und dann fallen hunderttausende, vielleicht sogar Millionen Nutzer ein, was wiederum gut für das Werbegeschäft der Medien ist.
Bislang galten solche Systeme als eine der möglichen Antworten auf die Frage nach der Zukunft der Medien im Internet. Damit verbinden sich auch schöne Hoffnungen der “Schwarrmintelligenz”, die das Gute nach oben bringt und als soziales Netzwerk die Relevanz von Themen bestimmt. Solche Phantasien mögen auch Holtzbrinck bewogen haben, sich beim Trackbacks spammenden Dienst “Webnews” einzukaufen. Und dennoch sind andere Medienhäuser inzwischen so vernagelt, dass sie derartigen parasitären Schwachsinn auch noch fördern, in der Hoffnung, damit ihren kleinen Platz an der Web2.0-Sonne zu erhalten.
Jetzt hat die Wired-Reprterin Analee Newitz mit 450 US-Dollar mal ausprobiert, wie das mit dem Bestechen von Digg-Usern geht. Dafür gibt es inzwischen eine Art Firma, die das Pushen eines Beitrags für Geld organisiert. Und obwohl manche Nutzer ihren Zweifel an der Wertigkeit eines schnell zusammengeschusterten Blogs hatten, geschah das:
Despite their doubts, Diggers kept digging my blog. There’s a perverse incentive here: Diggers who vote early on stories that become wildly popular become more “reputable” in the Digg system. If you’re trying to move up the Digg ranks, it’s in your best interest to vote on anything that looks like it’s gaining popularity. And my blog, with its flurry of paid votes, fit the pattern.
When I woke up in the morning, my story had been awarded the “became popular” tag and had 121 diggs. U/S had done what it promised: The company had helped me buy my way into Digg popularity, and my site traffic had gone way up — overnight, I’d been hammered with so many hits that the diggers had to set up a mirror.
Dass die Geschichte am Ende von den Usern doch gekickt wurde, mag man als Hoffnung wahrnehmen. Im Kern aber bestätigt das meine Vorbehalte: Weitgehend anonyme, kaum kontrollierbare Systeme sind höchst anfällig für solche Geschaftsmodelle, die zusätzlich “soziale Strukturen” gezielt für sich instrumentalisieren. Was spräche dagegen, irgendwo in China 50 Leute vor den Rechner zu setzen, die sich dann bei derartigen Seiten zu führenden Mitarbeitern hocharbeiten und ihren Einfluss an die Kunden verkaufen? Soziale Netzwerke ohne Sozialkontrolle kippen schnell in asoziales Verhalten ab. Bei den Blogs kann ich einen gekauften Schleichwerber wenigstens noch direkt ansprechen; er hängt dann persönlich drin. Aber bei Datenmonstern wie Digg und ihren Millionen Nutzern wird es immer welche geben, die verdeckt ihr Business auf Kosten des Ganzen betreiben können.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Welcome!
Ist doch in USA total normal, in Deutschland bringen Frontpage-Stories bei Yigg oder Webnews noch nichts. Die Seiten sind aber im Moment hier auc hnoch zu radikallastig, wenn da die breite Masse auftaucht geht da einiges.
Wobei die 450 $ ja nichts ist, ein Satrtseiten Digg kostet schon mal 5 stellig…….
Ist doch für die User auch ne super Sache, Kohle kriegen fürs Knöpfchen drücken.
Und wo Du gerade Dinn und die SMOgger angreifst – Mister Wong / Delicious ist doch nichst anderes….
Weisst Du was? Langsam gehst Du mir hier auf den Sack. Kann es sein, dass Du hier überall Dein Zeug nur ablaichst, um Dich ins Gespräch zu bringen? Ich schaue mir das jetzt schon ein paar Tage an, und langsam nervt die Dauernörgelei.
Ich habe jetzt mal den Link hinter Deinem Namen entfernt…
[Edit: Problem grundsätzlich gelöst]
Letztendlich entscheidet aber die Story darüber, ob sie toll ist oder nicht, da kann noch soviel gekauft werden. Da könnte man genauso gut das Geld direkt dafür ausgeben, Pageviews zu bezahlen. Der Nutzen aus dem Multiplikatoreffekt von Digg wird sich schon legen. Irgendwann werden sie müde sein oder Digg blockt das. Gewöhnlicher Clickfraud ist man ja auch Herr geworden.
Viel interessanter sind die Aussagen auf Seite 2 des Artikel, der Moment, an dem die “kritische Masse” an Stimmen erreicht wurde:
>This was the moment when I reached a tipping point, and I began to get a lot of organic diggs and comments. The crowd on Digg is drawn to what’s popular, and many of them second-guessed themselves when they checked out my blog and saw how crappy it was.
…und weiter…
>Despite their doubts, Diggers kept digging my blog.
Offensichtlich wird ab einer gewissen Menge an vorhandener Stimmen, ALLES gediggt, sprich wir diggen alles – wenn es die anderen auch tun…
Das wiederum spricht nicht unbedingt für die Wisdom of Crowds, eher für den unüberlegten Pinguineffekt. ;-)
Paul Ginsparg hat einmal diesbezüglich gesagt: “The problem with the global village is all the global village idiots.”
Die Frage, die ich mir bei sowas stelle:
Holtzbrinck hatte mal einen Versuch mit einem auf dem ersten Blick neutralen Vergleich für Partnerschaftsdienste laufen. Dabei wurden alle einigermassen gut bewertet, aber der eigene Dienst Parship war vorne dran. Das war meines Erachtens nicht weit entfernt von Unlauterem Wettbewerb.
Ich denke, es geht weniger darum, etwas Grottenschlechtes zu pushen. Eher darum, eine Story diggtauglich zu machen und dann pushen zu lassen. Da liegt Potenzial, das im obigen Fall noch nicht ausgeschöpft ist – und dann wird der journalistische Gatekeeper de facto durch einen zahlenden Kunden ersetzt.
>Ich denke, es geht weniger darum, etwas Grottenschlechtes zu pushen.
Hätte sich der Typ mehr Mühe gegeben und den “Joke” nicht veröffentlicht, wäre es mit ziemlicher Sicherheit niemandem aufgefallen. Dass es Anbieter gibt, die derartige Dienste offerieren, ist für mich – aus Anbietersicht – verständlich. Allerdings zeigt dieser publik gewordene Vorfall, dass man mit Beliebtheitsrankings und Bewertungen durch Dritte, vorsichtig sein sollte.
Die Weisheit der Massen erfährt eben durch kommerzielle Manipulation und Vollidioten (Menschen die den Müll weiterhin diggen, weil sie sich auf das Urteil der Anderen verlassen) doch seine Grenzen.
>Da liegt Potenzial
Es gibt etliche US-Firmen – und das seit geraumer Zeit – die entsprechende Services anbieten. Wie man hört, boomt das Geschäft…
“Wisdom of crowds” ist einfach so ein Schlagwort. Eine einfache Idee in einer komplexen Welt, die leicht konsumierbar ist. So etwas spült dann eine gute Konjunktur nach oben.
In Wahrheit bestimmt sich doch die Relevanz jedes Contents für die Individuen nach zu komplexen Algorithmen als dass dies nach irgendwelchen Votingverfahren abbildbar wäre. Und sobald diesen Systemen ein Wert auch nur beigemessen wird, finden sich schon ein paar Leutchen, die für Eigennutz manipulieren.
Und in der nächsten Rezession werden diese neuen Werte nach unten bewertet und die gleichen Leute, die jetzt hochhypen, erzählen dann, dass das ja alles völlig überbewertet war.
Wahrscheinlich entsteht hier gerade ein neues Segment im SEO-Markt. Bestechen von Usern und Ausnutzen des Herdentriebs sind einfache analoge Hilfsmittel, die auch in der digitalen Welt gut funktionieren. Geschäftsmodelle auf Basis von Schutzgelderpressungen gibt es ja auch bereits.
Es ist schade, dass immer dieselben Leute nichts dem Zufall überlassen können. Aber ich bin der Meinung, dass das auf “lange” Sicht immer wieder auf diese Leute zurückschlägt. Wie? Nun, da muss man seine Phantasie ein wenig anstrengen. Es könnte. z. B. für ein Produkt geworben werden und hinterher kaufen es viele und es stellt sich raus, dass das Produkt aber nicht hält, was es verspricht; dann hagelt es Klagen und am Ende muss die Firma Konkurs anmelden, weil sie so viel Schrott produziert hat, und die Käufer des PRodukts haben oder haben auch nicht, etwas aus der Sache gelernt.
Der Stern wird demächst mitdiggen.
http://www. stern.de/aktuell/
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Von der Schwarmintelligenz nimmt wohl jeder Abschied, der sich die Top Ten bei Technorati ansieht. Falls jemand gerade weiblich, halbwegs prominent und ohne Slip aus dem Haus gegangen ist, findet sie sich dort.
Weltenweiser, logisch, denn es gibt keine Schwarmintelligenz.
Warn es wieder die Schweizer, die das erfunden haben… :)
Die Kernkompetenz de Internet ist Sex.
Und nicht Intelligenz.
We are all: not in the yellow submarine,
but: wie are all neanderthal-men.
kennt man ja alles aus den guten alten musik-charts.
im england der 60ern und 70ern war es ganz normal die charts zu manipulieren. bekanntes beispiel: god save the queen von den sex pistols, das im gegensatz zu anderen songs nicht positiv sondern negativ manipuliert wurde, so dass es zum 25. thron-jubiläum der queen nicht auf platz eins einstieg…
“Die Kernkompetenz de Internet ist Sex. Und nicht Intelligenz.”
So kann man das nicht sagen. Wenn ich heute Mineralien direkt beim Minenbesitzer über ebay kaufen kann, ist das im Gegensatz zu früher eine Erleichterung ohne Vergleich und eine erhebliche Bereicherung meiner Möglichkeiten. Natürlich kann man auch leichter an guten Porno rankommen, was für jemanden, der in einem Land mit Zensur leben muß, nicht ohne Bedeutung ist.
Das Internet ist nicht der abstrakte Raum, in dem sich Intelligenz autonom ausbreitet, nicht das Metabewußtsein des Planeten, sondern ein Spiegel der (hauptsächlich) westlichen Gesellschaft. Und wenn dort Geld fließt, passieren genau dieselben Dinge wie im RL – siehe oben. Als ich Mitte der Neunziger meine ersten Spam-Mails bekam, habe ich zumindest so verstanden.
“…sondern ein Spiegel der (hauptsächlich) westlichen Gesellschaft. ”
Yo.
So gscheit red ich auch immer daher, wenn ich soziologisch werde :)
Und wie IST die westliche Gesellschaft?
Deutschland ist übrigens wegen Korruption ziemlich vornedran und braucht sich hinter US oder Bananenstaaten schon lange nicht mehr verstecken. Da wundern mich webnews und diese lauwarmen digg-Ideen nicht groß, sondern passen ins Bild.
Ich will jetzt ein eigenes privates Internet. Von mir aus darf es auch Geld kosten. Mir langt dieser öffentliche Misthaufen langsam, Mineral-Seiten hin oder her.
ACHTUNG OFF TOPIC
http://weblog.wanhoff.de/?p=853
THEMA FÜR DICH?
@bör
Da: http://127.0.0.1
@bör
>Deutschland ist übrigens wegen Korruption ziemlich vornedran und braucht sich hinter US oder Bananenstaaten schon lange nicht mehr verstecken.
Diese Aussage ist nicht richtig. Deutschland hat (wenn man Transparency International in dieser Sache Glauben schenken darf) einen Korruptionsindex von 8,0 und steht somit weltweit auf Platz 16. Finnland steht mit 9,6 auf Platz 1 und ist laut Angaben, das Land mit der geringsten Korruptionsrate.
Schlusslicht und Bakschisch-Königin ist Haiti mit einem Index von 163, Russland belegt mit 121 Pkt. Platz 121.
Sorry, Korrektur:
Es sollte heissen: “Schlusslicht und Bakschisch-Königin ist Haiti mit einem Index von 1,8 (Platz 163), Russland belegt mit 2,5 Pkt. Platz 121.”
Zum Thema “Misthaufen Internet”, der bereits was ganz eigenes geworden ist und nicht der bequemlicherweise vielzitierte “Spiegel der Gesellschaft”(gähn):
” …ausgehend von der ursprünglichen Architektur des Internet, in der jeder Internetteilnehmer seine einmalige IP-Adresse mit der verantwortlichen Person dahinter hatte und so gut wie jegliche Internetverbindung verantwortungsbewusst genutzt wurde, das heutige Internet viel von dieser Verantwortlichkeit eingebüßt hat. Dies ist eine Folge der Umwandlung des Netzes von einem Verbindungsnetz für eine Elite zu ein Massenmedium und der daraus folgenden technischen Hilfsmaßnahmen zur Lösung der Herausforderungen, die für diesen Transformation nötig waren.
Viele Aktivitäten im Internet sind tatsächlich anonym. Herauszufinden, wer die verantwortliche Person ist oder wer die verantwortlichen Personen sind, ist bei den vielfältigen Formen von Missbrauch, ob nun klar illegal oder lediglich als Bruch der vertraglichen Vereinbarungen für den Dienst, meist schwierig und oft gar völlig unmöglich. Das unterscheidet das Internet mehr und mehr von anderen Plätzen in der zivilen Gesellschaft, wo Individuen für ihre Aktivitäten verantwortlich gemacht werden.” (Quelle John Walker, Twister, Buchmüller).
Genau der letzte Satz ist der Punkt.
Man kann daher nicht einfach sagen: “Spiegel der Gesellschaft”, wenn im Internet wesentlich weniger Verantwortlichkeiten möglich und nötig sind als in der real life Gesellschaft.
Ich denke, wir müssen uns langsam für “Spiegel” eine andere Analogie ausdenken, weil “Spiegel” schon lange nicht mehr stimmt, obwohl es noch in den Köpfen ist.
Ich plädiere für “anonymer Misthaufen” deswegen, weil man sich als mistkratzender Hahn da nur äußerst vorsichtig bewegen kann :)
Weitere Analogien welcome, dann kommen wir besser dahinter, was den Don so stört. “Pokerraum” wär auch noch ein nettes Wort.
Sorry for the offtopic.
Als ergänzende Lektüre zur Digg-Geschichte sollte man noch TechCrunch lesen, wo über die MOtivation von Wired spekuliert wird:
http://www.techcrunch.com/2007/03/01/digg-should-sue-wired/
Herdentrieb zählt in der Welt der globalen Indioten genau so, wie in der realen Welt.
Laut einem Bereicht der Wall Street Journals reichen schon 30 User bei Digg aus, um sich nach oben zu pushen:
http://online.wsj.com/public/article/SB117106531769704150-zpK10wf4CJOB4IKoJS5anuNoi6Y_20080209.html
Seltsam wie jede Negativ-Meldung dazu instrumentalisert wird gleich eine ganze Art Medium oder Medien zu machen abzuwatschen. Dieser Beitrag ist doch nicht anderes als ein dummer Klowand-Spruch. Ebenso wie die Klaquere in den Kommentaren die einen sonoren Abgesang einstimmen: Leute, natürlich bekomet alles was erstmal auf der Stertseite ist viele “echte” Stimmen. Wenn etliche 10 Tausend drauf schauen finden sich auch ein Paar die abstimmen. Aus genau dem selben Grund kommen Nazis nicht zu Christiansen.
EIn wenig mehr Medienkompetenz würde ich hier auch erwarten. Das klingt ja wie in den zweitklassigen SEO Blogs hier “YiGG ist sooo schlecht, bringt nichts”. Nichts gegen SEO per se, die Betonung liegt auf zweitklassig.
Fakt ist: Blogs wie dieser, mit einem selbtverliebtem Oberguru sind von der Entwicklung überholt worden. Bei YiGG etc. entscheidet die Gruppe gleichberechtigt was wichtig ist. Das hier kommt ausnahmsweise auch hoch, weil mir genug Leute vertrauen eine Wahl treffen zu können.
Ich gebe bör (20) recht.
Das Internet IST bei den meisten Leuten negativ assoziiert als “Misthaufen” (oder wie immer man es nennen will). Hängt in meinen Augen mit zwei ganz einfachen Punkten zusammen: Mangelnde Verantwortlichkeit, mangelnde Verwertbarkeit. Den ersten Punkt beschreibt der zitierte John Walker ja ganz gut. Zum zweiten Punkt: Es ist halt zu einfach, irgendwelchen wertvollen Content zu kopieren. Für Texte gibt es faktisch keine Schutzmöglichkeiten. Wenn ich irgendeinen Text hätte, von dem ich überzeugt wäre: Der ist richtig gut, der ist wirklich was wert – ich würde ihn jedenfalls nicht im Internet veröffentlichen. Das wiederum wirkt auf die Erwartung der User zurück: Das Internet ist ein Sekundär-Medium, ein Wegwerf-Medium. Alles, was da drinsteht, muss im Prinzip einen Pferdefuß haben. Weil: Wenn es den nicht hätte, wär es ja für Geld verkauft worden. Die “Schwarm-Intelligenz” eines solchen Voting-Systems setzt da nur einen oben drauf. Weil das zwar ein ganz nettes Gimmick ist, die Leute aber natürlich schon ein Gefühl dafür haben, dass wirklich intelligente Auswahl-Entscheidungen auf die Art und Weise nicht getroffen werden.
Vor dem Hintergrund erstaunlich, dass der Stern da einsteigt (10). Schätzungsweise experimentieren die nur. Langfristig glaub ich, dass gerade das Gegenteil vom Diggen die Chance der klassischen Medienkonzerne im Internet-Zeitalter ist: Nämlich eine gute Auswahl aus dem Informations-Chaos zu treffen, für die sie mit ihrem Namen bürgen.
Die Gleichberechtigung ist ja das Problem. Ich glaube nicht an die Intelligenz der Masse, eher an die Inkompetenz der Herde.
Und so verhält sich das auch bei Diensten wie Digg, wenn kompetente Leute abstimmen, kommt was Brauchbares dabei raus. So wie bei den klassischen Medien: es gibt geschulte und erfahrene Redakteure (bzw. es sollte sie geben), die auswählen, was es in die Sendung/Zeitung schafft, und was nicht. Es ist nicht wirklich von großem Interesse, ob Anne-Marie bei Big Brother gestern nackt geduscht hat und was es zu sehen gab, das wirst Du bei keiner seriösen Zeitung auf dem Titelbild sehen. Vergleichbarer Schmarrn findet sich aber bei Digg gleich auf der Startseite. Aktuell zweites Item von oben: http://flickr.com/photos/groovymother/sets/72157594564032667/
Ein wenig weiter unten: Wie wische ich mir den Hintern ab.
Weltbewegende Neuigkeiten, “wisdom of the crowds”-approved…
Hallo Don,
die von Dir kritisierten Bookmarkseiten sind nicht zwangsläufig “parasitärer Schwachsinn”. Es kommt (wie eigentlich immer) darauf an, wie sich die jeweilige Gemeinschaft zusammensetzt und was man daraus macht. Mir als Leser gestatten Sie einen schnellen Überblick über das Tagesgeschehen, so dass ich mir die zeitintensive Lektüre einer Vielzahl von Quellen ab und zu sparen kann.
Du hast natürlich Recht, wenn Du den möglichen Mißbrauch dieser Bookmarkseiten ansprichst. Mir gefällt es auch nicht, wenn Links auf völlig belanglose Beiträge nur zu dem Zweck gesetzt werden, dort Traffic zu verursachen. Hierzu kurz drei Punkte:
(1) Der Mißbrauch hält sich meiner Beobachtung nach gegenwärtig erfreulicherweise noch in Grenzen.
(2) Es gibt – zumindest bei dem von mir genutzten Bookmarkingdienst, den ich hier aber nicht namentlich erwähne, um mich nicht dem Vorwurf auszusetzen, ich würde für ihn Werbung machen wollen – durchaus technische Möglichkeiten, Nutzer, die durch unqualifizierte Beiträge auffallen, auszusortieren. Ferner beobachte ich bei diesem Dienst bei der ganz überwiegenden Mehrheit der Nutzer ein Bemühen um inhaltliche und sprachliche Qualität der Beiträge.
(3) Die Fälle des Mißbrauchs beobachte ich allerdings persönlich auch mit Sorge. Und dennoch: Den Mißbrauch einer an sich guten Einrichtung durch eine Minderheit, die die Gemeinschaft ausnutzt, kann man der Einrichtung selbst m.E. nicht anlasten. Man kann nur aktiv dazu beitragen, dass der Mißbrauch nicht die Regel wird.
Grüße und ein schönes Wochenende, Alexander
Schlüsselwort ist hier noch. Wenn etwas Geld bringt (und sei es nur durch eine mit Werbung voll gestopfte Seite) und einfach zu manipulieren ist, dann wird es über kurz oder lang ausgenutzt.
Seit Cantor und Siegel den ersten Spam im Usenet abliessen höre ich den Quatsch mit “technischen Möglichkeiten”. Wenn es so einfach ist, warum sehe ich dann soviel Spam in meiner Inbox? Die “technischen Möglichkeiten” sind nichts als Heuristiken die versuchen “verdächtiges Verhalten” zu finden. Wo anders bezeichnet man das übrigens als Rasterfandung und die funktioniert ja auch bestens um jemanden zu finden, der sich genauso verhält wie alle anderen.
Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass die Spammer (ich nenn’ sie jetzt mal so) ausgesperrt werden, wie lange wird es dann wohl dauern, bis die Botnetze die jetzt zum Spammen eingesetzt werden umprogrammiert werden? Wie man an den im letzten halben Jahr beliebten “Scam and Dump”-Schema für Penny Stocks sieht sind die Leute hinter dem Schrott nicht blöd, die werden das machen was für sie die höchste Rendite bei niedrigstem Risiko bringt. Sollte es sich als vorteilhafter zeigen die “Aktienempfehlungen” bei Digg nach oben zu befördern, dann werden die das tun!
Wenn die Einrichtung es nicht schafft Missbrauch zu verhindern, dann kann man das sehr wohl der Einrichtung anlasten. Oder ist das wieder dieser “Ok, sie sind Dilettanten, aber schliesslich verdienen sie kein Geld dran”-Unsinn?
Der Missbrauch von Blogs aka RevieMe und Made for Adsense Content-Schleuder ist doch viel größer. Wenn man ein Medium nicht kennt sollte man sich nicht dazu äussern. Ich habe Herrn Blogbar nicht bei YiGG gesehen. Und ich erlaube mir Namen zu nennen, denn Werbung ist es nur wenn es Geld dafür gibt. Wer mit mir diskutieren will, ich bin hier zu finden:
http://www.yigg.de/63349_Der_DiggFigg_Erfolg_durch_Korruption_sozialer_Netzwerke
@Josef:
Ad 1 (zum Thema Werbung): Die Bookmarkingseiten werden sich künftig vermutlich mit Werbung refinanzieren. So lange die Werbung vom “redaktionellen Teil” getrennt ist, habe ich hiergegen nichts einzuwenden, andernfalls dürfte ich heutzutage weder Zeitung lesen, noch eine Suchmaschine nutzen.
Ad 2 (Filtermöglichkeiten): Anders als bei Spam via Email, gegen die ich mich erst wehren kann, wenn sie mein Postfach zu erreichen droht, setzt die Kenntnisnahme unerwünschter Inhalte im Zusammenhang mit Bookmarkingdiensten voraus, dass ich diese Seiten bewußt aufsuche. Ich habe in diesem Zusammenhang also ein sehr bewährtes, wenn auch nicht zwingend technisches System, um unerwünschten Content nicht wahrzunehmen zu müssen: Es besteht aus meinem Verstand in Kombination mit meinem rechten Zeigefinder und der linken Taste meiner Maus.
An technischen Verfahren in diesem Zusammenhang gibt es die Möglichkeit, Nachrichtenquellen, die man für belanglos erachtet, von der Anzeige auszuschließen. Entsprechendes gilt für Benutzer, deren Beiträge man für verzichtbar hält.
Ad 3 (Verantwortung des Systembetreibers): Bitte nenne mir ein einziges, auf menschlichem Zusammenwirken beruhendes Konzept, das nicht mißbraucht werden kann. Der Mißbrauch von guten Konzepten ist eine systemimmanente Nebenbedingung. Deswegen sind die Konzepte nicht schlecht, sondern der Mensch, der sie mißbraucht. Offene Systeme kann man nun einmal nicht vollständig gegen Mißbrauch schützen.
Ad 4 (Zum Mißbrauch generell): Das Thema wird m.E. gewaltig überschätzt und selbst, wenn ich mich diesbezüglich irren sollte, wären die Konsequenzen nicht sonderlich fatal. Wenn sich ein paar Wirrköpfe Stimmen bei digg kaufen, gerät die Welt deshalb nicht ins Wanken. Don hat sich unlängst sehr kritisch zu bezahlten Blogbeiträgen geäußert. Ich teile seine Meinung vollständig, aber dennoch: Was soll’s? Menschen lassen sich nun einmal kaufen, das ist ja wohl keine neue Feststellung. Der geneigte Leser entscheidet, ob es eine weise Entscheidung war, dass ein Blogger für neun Euro fünfzig seine Kredibilität verkauft oder zumindest riskiert hat. Er wird entweder weiterhin gelesen – oder auch nicht. Das spielt aber am Ende des Tages angesichts einer unüberschaubaren Vielzahl alternativer Informationsquellen für die Welt keine wirkliche Rolle mehr.
je nun, seit es werbung gibt, gibt es versuche mittels manipulation des mediums und des empfängers mehr aufmerksamkeit zu erreichen. what else is new? die frage ist doch eher, wie lange sind solche manipulationen als basis eines geschäftsmodell durchhaltbar (sustainable campaigns?), schließlich gibt es auch gegenbewegung und filtermethoden. das übliche wettrüsten wie auch sonst bei suchmaschinen vs. spammer.
Meine Antwort bezog sich nicht auf den Dienst, sondern auf die Spammer. Du meintest: “Der Mißbrauch hält sich meiner Beobachtung nach gegenwärtig erfreulicherweise noch in Grenzen.” und das wird sich ändern wenn ich nicht völlig falsch liege. Auch bei Mail und bei Usenet gab es eine ganze (sogar viel längere) Zeit ohne Spam. Auch bei Blogs und jetzt? Alle diese Systeme werden zugespammt so gut es nur geht. Ich habe ein Blog das kaum gelesen wird, aber einen Spammer der versucht hat 12000 mal Trackback-Spam in 2 Wochen bei mir abzuladen. Ich bin im Moment gerade dabei per htaccess Korea das Absetzen von Trackbacks zu verbieten. Das ist Zeit um die es einfach schade ist, ich könnte wesentlich sinnvollere Sachen machen.
Nachdem jetzt klar ist wie billig man in den Rankinglisten aufsteigt und (wenn du den original Beitrag gelesen hast) wie viele Hits eine völlig belanglose Site bekam, dann kannst du ja mal ausrechnen, wieviel Geld man nur mit einfachen Ads auf der Site hätte erwirtschaften können. Wenn dieser Quotient nur gross genug ist, dann wird der Dienst missbraucht werden. Völlig ohne Risiko, es ist nicht verboten eine werbeverseuchte Seite zu erstellen, es ist nicht (gesetzlich) verboten sich tausendfach bei Digg anzumelden und es ist somit völlig legal auf die Art Geld zu verdienen.
Oh Gott, was für ein Schwachsinn! Wer zwingt dich denn den Spam in deiner Inbox zu lesen? Du brauchst ja auch nur deine Löschtaste. Das hat bei Spam nicht funktioniert und ich sehe nicht, dass es hier funktioniert. Im Gegenteil, die Autorin des Experiments bereichtet von Leuten die eine völlig unsinnige Seite hochgepuscht haben, die sogar eigene Diggs abgegeben haben. Sobald es so endet wie bei Mail, dass 9 von 10 Mails Spam sind, ist der Dienst sinnlos und es geht mehr Zeit drauf und “mein[] Verstand in Kombination mit mein[r] rechten Zeigefinder und der linken Taste meiner Maus” wird immer mehr Zeit verbrauchen.
Ah, und woher nimmst du die Orakelmaschine dafür? Das Problem ist ja wohl kaum das Sperren (ich mache das dauernd in meinem Blog), das Problem ist ja genau das automatische Erkennen. Willst du ernsthaft vorschlagen, dass nur noch bekannt “gute” Seiten bei diesen Diensten gelistet werden? Dass nur noch bekannt “gute” Benutzer Wertungen abgegen dürfen? Wo genau bleibt jetzt eigentlich der Nutzen diser Dienste? Und was ist aus der sogenannten “Schwarmintelligenz” geworden.
Wobei meiner Ansicht nach genau das der richtige Weg wäre. Derartige Systeme funktionieren meiner Erfahrung nach nur, wenn man etwas zu verlieren hat (z.B. Ansehen). Aber genau deswegen bin ich eben sehr skeptisch was die “Schwarmintelligenz” betrifft, ich fürchte der richtigere Ausdruck wäre “Schwarmidiotie”. Sobald sich genügend faule Eier zwischen den ernsthaften Benutzern verstecken können kippen alle diese Systeme und plötzlich braucht man seine ganze Zeit nur noch, die faulen Eier auszusortieren ohne dabei Schaden bei den guten Benutzern zu verursachen. Wielange denkst du werden Benutzer die Systeme noch ernsthaft verwenden, wenn sie 90% der Zeit damit beschäftigt sind, den Schrott auszusondern?
Richtig, “offene Systeme kann man nun einmal nicht vollständig gegen Mißbrauch schützen”. Und? Warum muss das System offen sein? Warum hast du oben genau ein geschlossenes System (unbewusst) vorgeschlagen? Derartige Systeme funktionieren nur, wenn man den Benutzer eineindeutig identifizieren kann. Nutzer im Web eineindeutig zu identifizieren ist praktisch unmöglich, also ist doch die logische Folgerung, dass man gegen Missbrauch machtlos ist. Und das ist doch wohl im Verantwortungsbereich des Betreibers. Viele Systeme fangen klein an und funktionieren ganz gut, aber wenn dann erst mal die Masse über diese Dinger schwappt passieren regelmässig zwei Dinge:
die Betreiber können sich den Betrieb nur noch leisten wenn sie Geld damit verdienen
die Systeme fallen auseinander weil sie keine Kontrollmöglichkeiten eingebaut haben um die Masse zu lenken.
Sollte jemand ein Botnetz mit 100.000 Rechnern, über die ganze Welt verteilt nutzen um Benutzer aufzubauen und die so agieren zu lassen wie normale Benutzer, dann sind alle diese System machtlos. Z.B. überwacht man Technorati und geht dann zu Digg und meldet die bei Technorati reinkommen, man verwendet einfach ähnliche Dienste gegeneinander, die Bots liefern die Bandbreite und die “Benutzer”, andere Dienste die Intelligenz. Wie will man das erkennen? Es ist aussichtslos und wenn man geschickt vorgeht, dann kann man nach einiger Zeit jeden beliebigen Beitrag nach oben bekommen. Also ist es doch wohl logisch, dass das System nicht als offenes System funktionieren kann! Digg schafft es gegenwärtig ja auch nicht, entgegen ihren eigenen vollmundigen Versprechungen.
>Was spräche dagegen, irgendwo in China 50 Leute vor den Rechner zu
>setzen, die sich dann bei derartigen Seiten zu führenden Mitarbeitern
>hocharbeiten und ihren Einfluss an die Kunden verkaufen?
Eventuelle Sprachschwierigkeiten?
Mit fake-blogs wurde es zwar auch schon versucht, doch fake-identitäten auf sozialen plattformen sind einfacher zu betreiben und weniger leicht (bis garnicht) zu erkennen.
lonelygirl15@youtube war zwar nur nen Test, hat aber damals doch schon gezeigt, wie einfach eine virtuelle-fake-Identität hergestellt werden kann. Ich bin sicher, dass es immer mehr werden, die versuchen fake-indentitäten auf diversen social-plattformen aufzuziehen. Die SEO Szene hat mir gezeigt, dass es immer Leute gibt, denen die Mittel völlig egal sind, mit denen sie ihre Seiten/Produkte/etc… hochpushen.
Und nur ein paar (besonders) DummDreiste werden vermutlich auffliegen.
Die “soziale Kontrolle” und “Qualitätssicherung” funktioniert bei grossen, unüberschaubaren und quasi-anonymen sozialen Netzwerken nur sehr schlecht.
Sorry, nochmal :)
>Sobald sich genügend faule Eier zwischen den ernsthaften Benutzern
>verstecken können kippen alle diese Systeme und plötzlich braucht man
>seine ganze Zeit nur noch, die faulen Eier auszusortieren ohne dabei
>Schaden bei den guten Benutzern zu verursachen.
Dazu fällt mir das Praxisbeispiel Google ein:
Der Erfolg von Google (damals gegen Altavista etc…) treffendere Such-Ergebnisse zu finden bestand darin, Schwarmintelligenz einzusetzen (die externe Verlinkung anderer Websites als Mass für die Relevanz, wie beim wissenschaftlichen Zitieren).
Die Qualität der Google-Ergebnisse kippte irgendwann, als diese Mechanismen erkannt und von Anbietern daraufhin “optimiert” (aka manipuliert…) wurde. Seit dem hat Google das nie wieder richtig in den Griff bekommen.
Ich glaub das hier, passt ganz gut zudem was du geschrieben hast, Don.
http://www.yigg.de/62899_Neuartiges_Unternehmen_hat_kostenlose_Registrierungen_zu_vergeben
http://www.newstube.de/Family/Kostenlose-Registrierungen-zu-vergeben-/
@Josef: Nochmals – zur Klarstellung:
Ich sprach davon, dass ich bei Emailspam erst dann handeln kann, wenn Spam mein Postfach “zu erreichen droht”. Natürlich nutze ich Antispam-Software. Meine Spamquote liegt seit Jahren bei 1,5% bei ca. 80-90 eingehenden Mails täglich. Ich habe damit kein Problem. Und auch nicht in meinen Blogs.
Zu den Bookmarkingseiten: Wer auf Links klickt, deren Überschrift lautet, “Sexy_Clips_von_Britney_Spears” oder “Neuartiges_Unternehmen-hat-kostenlose-Registrierungen-zu-vergeben”, ist selber schuld, wenn er dann zu Trivialseiten ohne jegliche Relevanz gelangt. Die Unterscheidung zwischen gutem und schlechtem Content ist eine Frage, die sich hier in Bayern mit der Zauberformel “XMV” beantwortet, wobei “XMV” für “gesunden Menschenverstand” steht.
Wenn Du einen dieser Dienste einmal näher betrachtet hättest, dann wüsstest Du, wie er funktioniert: Wenn ich einen Nutzer als “Spammer” kennzeichne, kann ich ihn auf eine Blacklist setzen. Natürlich kann diese Person weiterhin an dem Dienst teilnehmen, aber ich sehe seine Beiträge nicht mehr. Entsprechendes gilt für automatisiert in das System verlinkte Quellen, die ich für mich persönlich dauerhaft ausblenden kann. Kennzeichne ich ihn hingegen als “Freund”, sehe ich dessen Beiträge hervorgehoben, da sie mutmaßlich eine höhere Relevanz für mich haben. Was ist daran mühsam?
Wenn Du auf das 100% zuverlässige “automatische Erkennen” von Spam oder “guten Content” wartest, egal in welchem Kontext übrigens, dann kannst Du lange warten, denn diese Fähigkeit setzt ein zu autonomen Entscheidungen befähigtes System voraus. Dieses System heißt gegenwärtig noch “Mensch”, nicht “Computer”.
In die Diskussion über vermeintliche “Schwarmintelligenz” oder deren Herabwürdigung zu “Schwarmidiotie” mische ich mich nicht ein. Sie interessiert mich nicht. Darüber können Jaron Lanier philosophieren oder Du. Ich nutze Wikipedia und finde diesen Dienst hilfreich (ich sage nicht “perfekt”), also meckere ich daran nicht rum. Ich erachte Social Bookmarking als hilfreich (erneut: nicht “perfekt”), also versuche ich, dort einen Beitrag zu leisten. Fertig. Vom Rumstänkern allein und vom Bedenkentragen hat sich noch nie etwas geändert. Und unter uns gesagt, Äußerungen wir weiter oben gelesen, die da lauten: “Die Gleichberechtigung ist ja das Problem” verursachen bei mir einen derart starken Brechreiz, dass ich es kaum beschreiben kann. Das ist arrogantes, pseudointellektuelles, demokratiefeindliches Gequatsche, das auf dem überheblichen Irrglauben beruht, man selbst sei aufgrund eines vermeintlichen Bildungsvorsprungs etwas Besseres.
Ich bezeichne die sozialen Nachrichtendienste nicht als geschlossen, sondern als offen. Kein Mensch muss sich dort anmelden. Und kein Mensch muss sich dort anmelden, um die Nachrichten zu lesen.
Und abschließend: Ich kann die Diskussion um das, was passieren könnte, wenn eine beliebig große Vielzahl Vollidioten irgendetwas Widersinniges tun würde, nicht mehr hören. Mit dieser Keule kannst Du jede Einrichtung in Frage stellen. Entscheidend ist, was passiert, nicht was passieren würde. Wenn 20 Millionen Menschen Dir täglich eine Spammail senden würden, Dein Blog jeden Tag 3 Milliarden Spameinträge hätte, alle Münchner sich zur gleichen Zeit auf den Marienplatz begäben, ersatzweise in die selbe U-Bahn einsteigen wollten, ja, zugegeben, dann hätten wir ein Problem. Haben wir aber nicht.
Die Frage, ob soziale Nachrichtendienste gut oder schlecht sind, kann und wird jeder für sich beantworten. Ich halte es für vermessen, wenn jetzt einzelne Personen, die als Blogger erfolgreich sind, diese noch in der Entwicklung befindlichen Dienste als “sinnlos” oder “von minderer Qualität” vorverurteilen. Diese Diskussion hatten wir im Zusammenhang mit der Berechtigung von Blogs vor ein paar Jahren schon einmal. Damals waren es die Profi-Journalisten, die sich herablassend über die Blogger geäußert haben und den Niedergang der Kultur des Abendlandes orakelten. Es mutet mehr als seltsam an, wenn sich heute gerade die Blogger als Wächter des Rest der Kultur verstehen, der uns vielleicht noch verblieben ist.
Vorab: ich bin einer der Betreiber von YiGG.
Wenn ich den Beitrag von Don richtig verstehe, besteht die Hauptkritik in der Manipulierbarkeit eines Sozialen Netzwerkes wie digg oder yigg, mit der der implizit vorausgesetzte Anspruch eines Abbilds der Meinung der (Menschen-)Menge (aka wisdom of crowds) per definition nicht erreicht werden kann.
Dazu habe ich zwei Anmerkungen bzw. Fragen:
a) Wenn ich die Theorie der “Wisdom of Crowds” richtig verstanden habe, gibt es Fragestellungen, die durch den rechnerischen Konsens der Menge am besten beantwortet werden können. So, wie es auch andere Fragestellungen gibt, die besser von Experten beantwortet werden. Nun gibt es Situationen, in denen Experten für bestimmte Themen nicht vorhanden oder greifbar sind, gleichwohl jedoch die Meinung der Menge, die beispielsweise durch Soziale Netzwerke abgefragt wird.
Was ist an dieser Überlegung falsch oder -anders ausgedrückt – warum sollte an der grundsätzlichen Methode, die Meinung der Menge herauszufinden, etwas “Unsinniges” oder “Idiotisches” stecken, wie hier in den Comments sinngemäss geschrieben wurde?
b) Alle Kommunikation hat diverse Aspekte bzw. Funktionen. Ein Aspekt ist immer derjenige der beabsichtigten Zielerreichung (Appell). In den Medien (auch in Blogs, YiGG, etc.) spielt dies eine nicht zu unterschätzende Rolle. Lese ich einen Bereicht über ein Wirtschaftsunternehmen wie die Telekom, so steckt neben dem Inhalt der Nachricht immer auch das, was das Unternehmen und/oder der Autor kommuniziert haben möchte. Daher muss ich als eigenverantwortlicher Nachrichten-Konsument das Gehörte/Gesehene mit meinem eigenen Wissen, Erfahrungshorizont und meiner Einstellung zum Thema abgleichen, um der Nachricht das für mich Wesentliche zu entnehmen.
Wird in klassischen Medien weniger manipuliert als in Sozialen Newssites? Findet die Manipulation in den klassischen Medien nicht nur an anderer Stelle statt und fällt nicht so auf? Warum wird yigg von einigen hunderttausend Nutzern täglich gelesen und benutzt?
Gibt es einen systematischen Unterscheid zwischen Sozialen Newssites wie YiGG und den klassischen Medien oder ist der Unterschied nicht eher ein gradueller? Nämlich der, dass die Profi-Journalisten der klassischen Medien aufgrund ihrer Ausbildung professioneller an Themen herangehen als Poster oder ‘Amateur-Journalisten’. Und was ist mit YiGGern, die beispielsweise als freier Journalist in Teheran leben und beinahe täglich in hoher journalistischer Qualität von dort berichten?
BTW: Wie Don sagt: auf YiGG sind die Nutzer ziemlich sensibel hinsichtlich Missbrauch. Da verhält es sich so, wie mit kopierten Markenprodukten: schlechte Fakes werden rasch erkannt und gemüllt – wenn es sich um gute Fakes handelt, dann zieht sich der eine oder andere die Rolex schon einmal ums Handgelenk…
Ich als (Mit-)Betreiber sehe in YiGG nicht den Anspruch, besser als klassische Nachrichtenanbieter zu sein. Unserer Nutzer schätzen, dass sie auf YiGG (auch) Nachrichten lesen können, die sie sonst nicht lesen. Sie schätzen auch (wie wahrscheinlich ebenso in diesem Blog), dass man auf YiGG jede Meinug vertreten und äussern kann (solange sie nicht gegen Recht und Ordnung verstösst).
Wir wollen mit YiGG genau das bieten: eine Plattform für Meinungsäusserung zu allen möglichen und unmöglichen Themen. Ob daraus etwas Sinnvolles im Sinne eines “besseren oder gezielteren Wissens” entsteht, das wird in jedem Einzelfall von demjenigen beurteilt, der sich mit dem Thema beschäftigt. Bisher fahren wir sehr gut mit dieser Offenheit hinsichtlich des Ergebnisses. Und zwar ganz im Sinne der “Wisdom of Crowds”: wir wissen nicht was herauskommt, aber im Vertrauen darauf, dass alle mit anpacken, wird es schon nicht so schlecht werden ;-)
Ich hoffe, dass trotz der Länge meines Conmments noch niemand eingeschlafen ist und freue mich naturgemäss über Feedback – auch gern auf YiGG.
Michael
Ich kritisiere einfach, dass bezüglich des Themas “wisdom of crowds” zu wenig differenziert wird.
Eine Menge ist nicht automatisch klüger als ein Individuen.
Bei manchen Sachen funktioniert es. Zum Beispiel werden die in der IT Branche beliebten getürkten “Performance-Studien” heute viel schneller entlarvt. Jemand Gekauftes macht eine “wissenschaftfliche Studie”, dass Produkt x 10 mal schneller als Produkt y ist.
Aus der Blog-Crowd gibts dann sehr schnell Infos über bestimmte Nebenbedingungen, die für die Resultate entscheidend sind.
Die dramatisch gesunkenen Transaktionskosten für Informationsverbreitung führen hier vermutlich zu einem transparenteren Markt.
Zum Beispiel: Das sehen der super-heftig IBM Marketing Manager und der normale Senior Programmer von der Straße (Kommentar 5) sehr ähnlich.
http://www.edbrill.com/ebrill/edbrill.nsf/dx/market-overview-in-the-lotusphere-comes-to-you-strategy-presentation?opendocument&comments
Nur ist das eben bei Google-Page Rankings und Nachrichten bei digg nicht mehr unbedingt der Fall. Für sowas grob-granulares, unter-fokussiertes und vieles-meinende wie “Artikel im Internet”, kann das vielleicht auch gar nicht funktionieren.
Michael Reuter, mit Verlaub: Deine User sind mitunter echte Volldeppen, und was Ihr da so googleoptimiert ablasst, ist Umweltverschmutzung des Internets. Nehmen wir nur malUser Spacko Stinko Sancho mit diesem Eintrag: http://www.yig g.de/tags?tags=van%20leer%20institute.
He? Was willste hier erzählen? Von wegen Qualität und so? Wisdom of the Crowd oder vielleicht doch eher Wichser of the Kraut? Ich sehe da nirgends irgendwelchen Idealismus. Ich sehe nur Googlespam und Schrott.
Das ist im Offline-Leben doch nicht anders. Menschen bzw. Meinungen lassen sich nun mal bestechen und manipulieren. Bloß mit steigenden Anzahl wird es bloß immer schweren und so wird es auch bei Digg und Co sein.
@don: Ich habe mir den von Dir genannten Beitrag angesehen. Sicherlich werden sich einige Beiträge auf YiGG finden, mit denen man inhaltlich oder formal nicht übereinstimmt. Dies heisst aber nicht im Umkehrschluss, dass alle Beiträge “Schrott” seien.
Ein Blick zu einer beliebigen Tageszeit auf YiGG wird zeigen, dass es viele Beiträge gibt, die für ihre jeweiligen Themenbereiche sehr interessant und wertvoll sind.
Mit ein wenig Gelassenheit auf der einen und Vertrauen in das Wachstum der ‘Crowd’ (und damit einhergehenden ‘Wisdom’) auf der anderen Seite werden wir mit YiGG noch einige Perlen auf dem Grund des Nachrichtenozeans entdecken ;-)
[…] Don Alphonso (blogbar): Der Digg-Effekt: Erfolg durch Korruption sozialer Netzwerke […]
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Sie arbeiten nach dem Motto “.. alle sind korrupt – wir sind preiswerter” :) Die Geschichte ist so was von abscheulich, das tut mir immer weh zu lesen, wie im angeblich “unabhängigen” Internet so was abgeht, wie hier gekauft und verkauft, sowie auch durchgedrückt und geschmiert wird..
[…] ein schön passender Beitrag zum Thema “Manipulation 2.0” in Zeiten von “hive minds” und “wisdom of the crowds”-Schwärmereien:Der Digg-Figg: Erfolg durch Korruption sozialer Netzwerke …Jetzt hat die Wired-Reprterin Analee Newitz mit 450 US-Dollar mal ausprobiert, wie das mit dem Bestechen von Digg-Usern geht. Dafür gibt es inzwischen eine Art Firma, die das Pushen eines Beitrags für Geld organisiert…. […]