In der Debatte um gekaufte und klar gekennzeichnete Beiträge in Blogs wird von deren Verfechtern gern ins Feld geführt, dass Blogger ja kritisch schreiben könnten und auch genug Medienkompetenz besässen, um eventuell problematische Dinge richtig einzuordnen. Das können wir dank der Schweizer Bloggerkauffirma Trigami und einige ihrer Käuflinge anhand folgender Frage überprüfen:

Merken es Blogger, dass sie ein “Hilfswerk” eines fragwürdigen Wunderheilers und Sektenführers beurteilen sollen, wenn man ihnen zur Beurteilung lediglich den Link zu einer fadenscheinigen Website gibt?

Die Antwort sollte ein klaren Ja sein. Eigentlich müssten schon die Alarmglocken schrillen, wenn eine angebliche Hilfsorganisation für Hungernde in Afrika bereit ist, 20 angefragten Bloggern für einen bezahlten Eintrag jeweils 10 Franken ihrer Spendengelder zu geben. Genau das aber hat Trigami getan – in Zusammenarbeit mit einem Verein namens Joint Aid Management (JAM Schweiz). (http://www.trigami.com/blog/archives/99-JAM-Schweiz-Auftrag-ist-gestartet.html)

Spätestens bei der Website müsste man nachdenklich werden: Der Verein verzichtet darauf, die komplette Satzung oder Namen des Vorstandes oder der Gründer online zu stellen. Auch ein Beitritt ist nicht vorgesehen. Bei der renommierten Zewo-Stiftung, die in der Schweiz gemeinnützige Vereine prüft, ist JAM nicht aufgeführt. Überhaupt fehlen auf der Website alle Hinweise auf Zertifizierung der Vereinsarbeit, Datenschutzerklärung beim Spenden oder ein Leistungsbericht, die im Bereich Hungerhilfe ansonsten absolut üblich sind. Dennoch behauptet die Website leicht schwammig:

Unter dem Namen “Joint Aid Management Schweiz”; kurz “JAM Schweiz” besteht seit 2006 ein körperschaftlich organisierter Verein im Sinn von Art. 60ff des Schweizerischen Zivilgesetzbuches. JAM Schweiz ist dabei die offizielle Landesvertreutung von JAM International. Der Verein arbeitet auf gemeinnütziger Basis, ist konfessionsfrei und politisch neutral.

Dass “konfessionsfrei” international eindeutig nicht zutrifft, sieht man, wenn man die Website der Mutterorganisation besucht. Dort steht es ganz anders:

Joint Aid Management (JAM) is a South African founded non-profit, Christian humanitarian relief and development organization with 22 years experience in sustainable development.

Dass man es hier mit einer christlichen Organisation genz besonderer Art zu tun hat, hätten ein paar einfachste Googleabfragen gezeigt. Was die Website von JAM wohlweislich verschweigt: Der Gründer und Chef Peter Pretorius ist gleichzeitig der Gründer der evangelikalen Sekte “Jesus Alive Ministries“, die in Südafrika und Mosambik nach seiner “Erweckung” in den späten 70er Jahren wörtlich “Kreuzzüge” – Crusades veranstaltet. Inclusive Wunderheilungen bei Gottesdiensten und Austreibung von Dämonen:

Jonas Lukas (65 year old), became demon possessed four years ago, after his son started visiting witch doctors. Jonas’ son visited the witch doctors in the hope for his business to prosper. On Saturday night at the Moshi Crusade. Jonas was totally set free from all demonic activity. Praise the Lord for He came to set captives, like Jonas, free.

Wer auf der Seite ein wenig herumschaut, wird noch andere Beispiele für das Wirken dieses Herrn finden, die nicht wirklich was mit dem landläufigen Verständnis von Christentum zu tun haben. Dass Joint Aid Management und Jesus Alive Ministries in Südafrika und Deutschland (hier bei einer freikirchlichen Einrichtung in Stuttgart) unter der gleichen Adresse zu finden sind, überrascht dann nicht weiter. Kann man eine solche Organisation guten Gewissens empfehlen, wenn man die Website gesehen hat?

Fast immer ganz absolut eindeutig.

Zumindest ist kein einziger auch nur auf die Idee gekommen, mal etwas genauer bei der Organisation hinzuschauen. Dämonenaustreiber und Kreuzzügler Pretorius bekommt dank Trigami und der Blauäugigkeit der Blogger 5 mehr oder weniger gute Erwähnungen seines Projekts, und zwar auch dann noch, als ich in einem Kommentar auf die Verquickung zwischen Hilfsorganisation und Sekte hingewiesen habe. Nur einem Blogger war danach bei der Sache unwohl. Und die Reaktion?

Trigami-Gründer Remo Uherek bittet den Auftraggeber um eine Stellungnahme, die dann auch kommt: (http://www.trigami.com/blog/archives/99-JAM-Schweiz-Auftrag-ist-gestartet.html#c262)

Darum ist richtig, dass Joint Aid Management von einer Person mit einem religiösem Hintergrund gegründet wurde (wie die meisten anderen Hilfswerke auch), jedoch zu 100% falsch, dass die Spender des JAM Ernährungsprogramm religiöse Aktivitäten finanzieren. Ich hoffe, dies dient zur Klärung.

Und ebenfalls als Nachtrag unter meinem Kommentar:

jedoch zu 100% falsch, dass unsere spender irgendwelche religiöse aktivitäten finanzieren.

Damit waren es die Beteiligten zufrieden Und das hier ist der Reisebericht eines Bibelschülers zum Hilfswerk JAM in Mosambik (Hervorhebungen von Blogbar.de]:

Eine Gruppe von uns, die Krankenschwester des Projekts und ihre Ãœbersetzerin begleiteten den Pastor und seine Frau zu den Dörfern, wo schon früh am Morgen das Suppenfaß vorbereitet worden war. Drei Stunden dauerte es, bis die 200 Liter Wasser im Ölfaß zu kochen begannen, dann wurde das Suppenpulver eingerührt. Anschließend mußte die Suppe noch zwei Stunden weiterkochen, bis sie fertig war. Als wir ankamen, waren die Kinder schon da und warteten. Der Pastor und seine Frau nutzten die Zeit, um mit den Kindern zu singen und ihnen von Jesus zu erzählen. […]. Anschließend spielte das Pantomime-Team ein lustiges und ein evangelistisches Stück, das der Pastor danach kommentierte. Noch bevor die Suppe ausgeteilt wurde, konnte er mit etlichen Kindern beten, die ihr Leben dem Herrn Jesus Christus weihen wollten.

Soviel also zum Thema “100% falsch”, “Medienkritische Blogger”, “Unabhängigkeit bezahlter Beiträge” und anderen schönen Illusionen. Mal schaun, was Trigami seinen 150 registrierten Schreiberlingen das nächste Mal anzubieten hat. Scientology, Hamas-Spendensammler und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft haben bekanntlich auch ein gewisses Vermittlungsproblem ihrer Vorstellungen, dem man mit einer wohlfeilen PR-Website und den bezahlten Bloggern abhelfen könnte. Wie sagt Remo Uherek nicht so schön?

Genau das Gegenteil ist unser Ziel: Authentische Beiträge die frei von Schleichwerbung sind. […] Unsere höchste Priorität liegt derzeit darin, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Denn am Ende des Tages zählen die Taten, und nicht heisse Luft.

Wer spenden will: Hungerhilfe Afrika, Rotes Kreuz. Ganz ohne durchgeknallte Sektenführer und Blogschmierer, die hier hoffentlich nachvollziehbar absolutes Kommentarverbot haben.