Für eine Handvoll Euro?
Martin Oetting hat da was gehört: Für 3.000 Euro sollen manche A-List-Blogger bereit sein, für ein “Web2.0-Startup” zu schreiben, ohne es als Werbung zu deklarieren. Mal abgesehen davon, dass es ein ganz schöner Preisunterschied ist zu dem wäre, was man für einen mediokren G-Lister ausgeben muss: ich würde das nicht unbesehen glauben. Wer oft mit Startuppern zu tun hat, kennt das verlogene Pack. Aufsexen, lügen, erfinden, beschönigen und aufschneiden sind für diese Leute in einem Ausmass normal, das die meisten Blogger tomatenrot werden lassen würde “Naturprall” nannte man diesen Zustand zu der Zeit, als ich als Berater unterwegs war. Wenn man bei solchen Geschichten die Hälfte wegstreicht, ist es immer noch zu wenig.
Vor allem, wenn es Deppen sind, die sowas wirklich andenken. Mit 3000 Euro gibt es bessere marketingmassnahmen, als einen Blogger kaufen – Blogger haben nmlich schlichtweg zu wenig Reichweite, um diesen Preis zu legitimieren. Und “schlimmer”: Die Leser sind meines Erachtens vergleichsweise zynisch im Umgang mit solchen Empfehlungen. Ich will hier nicht die Mähr vom mundigen Konsumenten auspacken, aber gerade die von Martin beworbene Firma Trnd sollte eigentlich wissen, was die Meinung ihrer Freebierosettenleck produktaffinen First Mover Tester wert ist: Gar nix. Für zwei lumpige 100 Euro Scheine oder Links zu PR5-Blogs kann man sich eine Menge Awareness kaufen, bis das nächste Marketingpack mit der gleichen Idee den gleichen Blogabschaum ködert. Nachhaltigkeit? No way. Das lehrt zumindest meine eigene Erfahrung, wenn ich ab und zu mal auf Dienste hingewiesen habe. Das Abkacken so eines Schmiererstartups nach der letzten Gewinnspiel-Blogkaufe, das Versagen eines Softdrinks trotz aller gezogenen Register und Hilfen, das Versprechen einer Bedienung der Blogger mit Informationen vor den Medien – das alles befriedigt eher Leute, die zum Bloggen gekommen sein dürften, als sie kein Geld mehr für 9Live hatten. Und natürlich gibt es auch dezidiert korrupte Blogger, die für jeden Scheiss zu haben sind.
Aber: Das sind keine Kunden. Wer als Startup 3000 Euro im Monat für so einen Gimpel verpulvert, wird schnell Probleme haben, das gegenüber den Investoren zu rechtfertigen. Darin liegt die eigentliche Crux dieses Vorgehens. Dazu kommt noch was anderes: Die “A-Lister”, die wirklich in der Lage wären, eine Art Hype um ein Produkt zu veranstalten, sind sehr, sehr selten, weitaus seltener als die 25 Hansel, die in Deutschland als A-Lister bezeichnet werden. Und selbst dieses halbe Dutzend könnte keinerlei Garantien geben, dass es klappt. denn selbst ann müssten die ihre Leser dazu bringen, die Geldbörsen aufzumachen. A-Lister können viel. Aber gerade in deutschland haben sie allesamt nachhaltig bewiesen, dass sie genau diese eine Sache noch nicht mal bei sich selber schaffen. Weil das telent zum Schreiben nun mal selten mit dem Talent des Verkaufens zusammenkommt.
ich würde nicht ausschliessen, dass es dennoch welche gäbe, die mitmachen würden. Prekäre Lebensbedingungen sind bei den Bloggern nicht selten, wie ich überhaupt nur wenige Leute kennen, die bloggen und wirklich gut (mehr als 70.000 Euro/Jahr) verdienen. 3000 Euro ist für manche ein ziemlicher Haufen Geld, da kann es durchaus sein, dass sich einer mal interessiert zeigte. Aber die Argumentation, dass jeder einen Preis habe; der Versuch der generell käuflichen Ecke der Blogosphäre zu sagen, dass wir doch alle die gleichen Stricher werden, wenn das Geld passt – das hat mit der Realität ebenso wenig zu tun wie mit dem, was in den Italowestern vorgelebt wird, aus denen sich solche Sprüche speisen.
Es gibt hier draussen keine Behörde, keinen Marshall, und es geht natürlich auch zu wie im wilden Westen, es finden sich Handlanger und Falschspieler – aber auch welche, die immer noch eine Kugel im Lauf haben. Und das ist das eigentliche Problem für die Tonnenrauasteller: Dass man als Käufling nie wissen kann, wer einen über den Haufen ballert. Denn wie man bei Martin sieht: Die widerlichsten Zyniker sind die Auftraggeber selber, die deratige Pläne verraten. Es gibt immer einen Verräter. Und auf jeden A-Lister kommen 5, 10, 100 andere, die ihn hassen und jede Gelegenheit nutzen, ihn zu diskreditieren. Das sind de facto die Sitten hier draussen. Manchmal werden sie etwas vergessen, bis einer sich wieder eine Ladung Schrot einfängt. Und sich kaufen lassen ist die beste Methode, um an der Mündung der Flinte zu lutschen. Wie heisst es nicht so schön im Vorspann von “2 glorreiche Halunken”?
“Siehst du nicht aus wie jemand, dessen Gesicht 3000 Dollar wert ist?” – “Ja. Aber du siehst nicht aus wie jemand, der 3000 Dollar kassiert.”
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Die Anzahl der Leute, die nicht käuflich sind, hält sich aber arg in Grenzen. Es gibt nur wenige, die sich, koste es, was es wolle, an ihre Prinzipien klammern. Der Preis wird meist wohl jenseits der 3000 Euro liegen, aber dennoch sind meiner Erfahrung nach die meisten Menschen leider käuflich.
Dazu kommt: Die von M. Oetting genannte “pure Blogger-Ehre” steht sowieso auf den wackligen Beinen einer fiktiven Elitarisierung, was wohl irgendwie auch das viel zitierte Web 2.0 ausmacht.
Wie wäre es mit ein wenig Quellenkritik? Woher kommt diese Information? Welchen Zweck könnte es haben, sie jetzt zu streuen?
Nach dem, was ich bei Martin Oetting lese, steht da nur, dass ihm jemand gesagt hat, dass zwei Blogger für 3000 Euro im Monat käuflich gewesen wären, dass dieser Deal aber nicht zustande gekommen sei.
Es gibt keinen Anlass, an dem zu zweifeln, was Martin Oetting berichtet. Aber seine Quelle entzieht sich jeder Überprüfung. Sie bleibt dabei im Diffusen. Das ist nicht mehr als reines Hörensagen.
Ich würde das – nach dem derzeitigen Kenntnisstand – nicht zu hoch hängen.
Was ist denn nun das Problem? Dass jemand für Geld im Auftrag schreibt? Oder, dass er nicht veröffentlicht, dass er Honorarautor ist – und somit möglicherweise nicht objektiv schreibt? Oder sogar eine Art Mimikry um seine (fiktive) Person veranstaltet, um die Nutzer/Leser bewusst grob zu täuschen? Das letztere halte ich für unlauter und sogar infantil, wenn nicht gar naiv vom Marketing des Auftraggebers. Die beiden ersten Fälle für “business as usual”. Schreiben dient vielen als (Ãœber-)Lebensunterhalt. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Ob dabei 3000 Euro im Monat viel oder wenig sind, ob Investoren eines Startup sich darüber aufregen oder nicht, ist relativ und hängt vom Gesamtumfang des Vorhabens und von seiner Bedeutung ab. Ich denke, dass man das überhaupt nicht verallgemeinern kann.
Der Preis ergibt sich einfach daraus, was es einem Wert ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Trotzdem an dieser Stelle: Gibt es einen Unterschied zwischen einem bloggenden Amateur und einem bloggenden (berufsmässigen) Journalisten? Messe ich beide mit der gleichen (ethischen) Elle?
Ob die Sache so stimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich finde aber diese Relativierungsversuche der Kommentatoren zunehmend lustig, wo behauptet wird, die Ablehnung von Schleichwerbung entspringe einem “Elitedenken” oder Ähnliches (zu beobachten z.B. auch hier: http://www.stefan-niggemeier.de/blog.
Schleichwerbung ist schlicht und einfach verboten! Außerdem gehört sie nun mal einfach nicht in den Journalismus, und wenn Blogger ihre Tätigkeit als dem Journalismus ähnlich betrachten, dann sollten sie auch zu diesem Standard stehen. Dass auch manche Journalisten und Medien ständig Schleichwerbung machen, taugt überhaupt nicht als Gegenargument.
Genausogut könnte man ja behaupten, das betrunkene Autofahren abzulehnen, sei “Elitedenken”. Und die Tatsache, dass es viel zu viele Leute dauernd tun, zeige, dass diese Regel sowas von von gestern sei…
Mir ist es egal, ob sich ein Blogger oder ein Journalist kaufen lässt. Es gibt schon offene PR-Varianten, die widerlich genug sind, aber Leute, die ihre Leser betrügen, kann man gar nicht hart genug abstrafen. Da gibt es keine Unterschiede. Es gibt da natürlich immer eine Grauzone, aber mit einer gewissen Härta an sich selbst und andere kann man der Korruption das Leben schon schwer machen.
An eine Verschwörung wegen dieser Information mag ich nicht glauben; wollte man partout Namen nenen, hätte man das auch tun können. Der Fall von Dittes, der Hilfe von StudiVZ angeboten bekam und damit drohte, Blogger einzuschalten, oder die laxen Ask.com-Disclaimer, an denen der Versuch dann letztlich den Bach runter ging, oder ein paar einschlägige Namen (siehe oben), die immer wieder in diesem Kontext auftauchen, sind ja nicht neu. Im Gegenteil, ich denke, dass die Karawane längst weiter gezogen ist. Das Playstationgewürge wäre wohl nicht zustande gekommen, wäre da nicht mit “Nilz” ein PR-Mitarbeiter von Sony Stichwortgeber gewesen. Die Ergebnisse von der Coke-WG und dem Opelfahren waren, denke ich, verheerend genug. Aber klar findet man immer Leute, die bei der ersten Gelegenheit ihre Körperöffnungen darbieten, für was auch immer.
Naja, und andere Blogger gehen gezielt auf die Suche nach Sponsoren für Ihre Reise in den Süden. Finden dann aber keine. Und erheben sich über jene, die Angebote annehmen. Moral ist so ein dehnbares Ding.
Sorry. Quellenangabe vergessen: Wie man so hört.
Du gehst davon aus, das die Branche lernfähig ist. Das sehe ich nicht so. Es wird immer Agenturen geben, die dem Kunden was ganz neues, aufregendes, hippes verkaufen – irgendwas mit blogs. Ist sogar verständlich. Um durch die Werbekakophonie durchzudringen, muss man sich was einfallen lassen. Und blogs und social media sind nun mal eine auf den ersten Blick naheliegende Alternative.
Zusätzlich kommt noch, dass es preiswert ist. Für einen TV-Spot werden 5-stellige Eurobeträge fällig. Produziert muss er auch noch werden und eine Ausstrahlung langt wohl nicht. Dagegen sind 5 Fake-Blogger, eine Wohnung zu WM, ein paar Vorführwagen, die eh rumstehen oder ein Hausboot, das man sowieso gechartert hat, Peanuts. Genau wie ein paar tausend Euro Handgeld für einen A-list-blogger. Und eine PR/Werbeagentur wäre wohl unfähig, wenn sie es nicht schafft, dem Kunden alles als Erfolg zu verkaufen.
Wie schon bemerkt steht da oft auch ein persönlicher finanzieller Druck dahinter. Wer sich in die A-List kämpft, der braucht viel Zeit für sein blog-Hobby. Da schliesst es sich fast aus, einen gut bezahlten Job mit Verantwortung für Budget und Personal zu haben. Ganz abgesehen davon, dass das bloggen über sexuelle Gewohnheiten anderer Menschen nur bei der WAZ die Karriere fördert.
Ah, Nummer 6 und 7, eine feige Sau namens Martin. Sag doch den Namen dazu: Ich habe mich einmal mit Wolfgang Luenenburger – vor seiner Zeit bei Edelman – nach dieser Pleite darüber unterhalten, wie ein gesponsortes Reiseblog aussehen kann und ob es dafür Sponsoren geben kann – in Zusammenhang mit den Versuchen anderer, so etwas zu machen. Die eigentliche Idee, über die wir damals geredet haben, war kein Sponsoring, sondern eine “Long-Tail”-Ãœberlegung: Jemand schreibt unabhängig eine Art Streckenbuch für eine Rundreise im Netz, zu nicht allzu bekannten Orten abseits der üblichen Zentren, und wer will, kann dort ortsnah werben. Du feige Sau findest hier übrigens eine Reihe von Beiträgen, in denen ich darüber schreibe, wie solche kommerziellen Blogs aussehen könnten. Ich habe oft genug gesagt, dass ich nicht prinzipiell etwas dagegen habe, wenn Firmen kommunizieren. Das ist ihr Recht. Wenn sie gute Geschichten schreiben – warum nicht. Wenn sie feige Säue dazu bringen, sowas zu kommentieren, sieht das natürlich anders aus.
Feige Sau ist übrigens eindeutig und nicht dehnbar. Wie mn so hört.
Strappato, ich denke, es ist da immer noch billiger, 10 Praktis etwas bei Verbraucherportalen schreiben zu lassen. Bei Blogs kommt das Problem der Zielgruppe dazu, die meines Erachtens bei grossem Blogs viel zu heterogen ist. Wenn ich mir diejenigen Leser anschaue, die ich kenne, ist von der feigen Sau a la Martin bis zu Linksextremen alles dabei. Man muss dahn gehen, wo die Kunden sind. Und ich glaube nicht, dass jemand Blogs liest, um Kunde zu sein.
Njet.
Für 3000 Euro im Monat müsste der Blogger so viel schreiben, dass es auffällt.
A-Blogger haben einfach zuviele kritische Leser.
Das spricht ja dann wieder für den adical-Ansatz, wonach der Gebrauch von Werbung klar und transparent sein soll.
Natürlich soll er das sein.
Nur wenn ein Blogger, den ich schätze, plötzlich in seinen Texten Werbung für irgendwelchen Startupmist macht, dann interessiert mich dieser Blogger nicht mehr.
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand Werbung platziert, solange diese seine Texte nicht kompromittiert. Aber wenn er Werbung und Text (auch offen) miteinander vermischt, interessieren mich seine Texte insgesamt nicht mehr.
Das ist bei einem Journalisten auch nicht anders.
Mich wundert eher, dass die für 3000 Euro nicht gleich 20 Blogger zu finden waren.
Kommt mir widersinnig vor: Warum sollte ein Unternehmen versuchen, sich mit einem Trick in der blogosphäre “hochschreiben” zu lassen, dessen Aufdeckung ebendort so ziemlich das schlimmste Sakrileg darstellt?
Kommt zusätzlich zu den 3000 Euro noch eine Rechtsschutzversicherung hinzu? Man weiß ja nie…
Schwierig auf Hörensagen was zu sagen.
Werbung vermischt mit Redaktion ist jedenfalls nicht nur nicht in Ordnung, sondern unlauter, verboten und bei Werbern verpönt, die ihren Job noch etwas länger ausüben wollen. Und das sind gar nicht so wenige.
Bei aller Raserey gegen Werbung zu bedenken.
Mna könnte sonst bei solche Hörensagengeschichten (die einem klar die Galle hochkommen lassen, falls sie denn stimmen) vermuten, dass sie gezielt platziert sind, entweder um Blogger zu spalten, oder um … cliffhanger…
Ach es ist müßiges Kaffesatzlesen an einem wunderschönen Tag.
Ich gehe lieber nach draußen, spielen.
Mensch, Don, das Thema scheint dir ja echt unter den Fingern zu brennen: Neben diversen Vertippern grübele ich ich jetzt schon länger über dem Wort Tonnenrauasteller, komme aber nicht dahinter, was das bedeuten soll.
OT: Kennt jemand die Suchmaschine Plazoo, was ist das für ein Laden (nutzt u.a. Metager2 zum Suchen)?
Hallo,
ich denke das es ist vollkommen OK, wenn sich Blogger für das schreiben bezahlen lassen. Ich selbst bin zwar noch nicht so lange im ‘Blog-Geschäft’ um zu beurteilen ob es für einen Blog, oder für den Blog im Allgemeinen gefährlich ist. Aber bei einem bin ich mir sicher und das ist, das man für einen guten Blog, auch bezahlt werden kann. Denn ist denn ein Blog nichts anderes als eine Zeitschrift?
In einer Zeitschrift mit dem einen oder anderen Artikel eines Bloggers als Content könnte man, so man es ordentlich macht seine Meinung sehr vortrefflich unterstreichen.
Bei solchen Dingen sollte man aber aufpassen, dass man den Blogger nicht unterbezahglt, denn schließlich müssen alle Menschen vom Geld leben. Es scheint recht billig zu sein einen Blogtext zu nehmen und abzudrucken, aber das hinter jedem Blog auch eine ziemlich hohe geistige Anforderung steht vergessen viele. Bloggen als Werbung ist doch mal was ganz neues, wenn man bedenkt dass es auch kräftig in die Hose gehen kann. Denn sollte die ‘google Krake’ mal wieder an der Tür klingeln ist es doch zu spät und man hat auch schonmal ein schlechtes Image weg. Denn Dauerhaftigkeit ist doch die Firmenphilosophie. Und wenn man da als Unternehmen irgendwann einmal sein Image ändern möchte kann es recht schwer fallen. Als Beispiel(vielleicht schwach aber es drückt aus was ich meine.)
Ein Filmgesellschaft dreht die berühmten Filme mit den 3X als Kurzbezeichnung(ich denke jeder weiß was ich meine), lässt darüber schreiben, sozusagen als Werbung. Weil die Leute sonst solch ein Zeug nicht kaufen.
Dann entschließt man sich als Firma doch besser Kinderfilme zu machen. und schreibt auch darüber. Was passiert wenn ich jetzt bei google den Namen eingebe? Welche Bild macht es auf mich, vielleicht als Vater von Kinder, wenn ich dann sehen muss, dass die Firma sich nicht immer so Familienfreundlich engagiert hat???
Kann mich einer eines Besseren belehren, am besten gleich Du Markus Radisch? Ich war gerade auf deiner Radisch-Seite und werde den Verdacht nicht los, dass du gar nicht dieser etwas naiv wirkende Praktikant bist, als der du dich gerade hier per Kommentar vorgestellt hast. Mir kommt dein Content-Profil nämlich ein bisschen zu ausgedacht, um nicht zu sagen getürkt vor, als dass ich dir abnehme, dass du wirklich Praktikant bei O2 UND überzeugter Christ, Lernender in Sachen neuer Verschlüsselungssoftware UND scharfer Kritiker des von Schäuble gestarteten Testballons, halber Analphabet UND absolut fehlerfrei orthographierender Angeber der Hersteller und Vertreiber deutscher Softwareprodukte bist, wie das so schön professionell verfasst in deinem Netztagebuch zum Ausdruck kommt.
Und wenn du mir, sehr geehrter Markus Radisch, nicht erklären willst oder kannst, dass ich auf dem Holzweg bin und ich mich irre, dann bitte ich eben Leser, die schon länger mit solchen oder ähnlichen Problemen zu tun haben, mir etwas auf die Sprünge zu helfen.
Sonst komme ich nämlich noch auf die abwegige Idee, es bei dem Kommentar vom Markus Radisch mit einem extrem dumpfen Versuch extrem widerlicher Propaganda zu tun zu haben, die dazu dienen soll, arglosen Lesern, die sich erst seit ein paar Wochen mit dem Thema Blogs und mit Blogs und Bloggen beschäftigen zum Beispiel also mir, einzureden, dass so ganz normale Menschen und Blog-User/Schreiber wie du und nein nicht ich Markus sondern wie du und deinesgleichen, doch gar nichts dabei finden, sondern es als Chance und Herausforderungen begreifen, wenn die vielfältig nutzbare Praxis EDV-gestützter Massen-Kommunikation, (die diese Bloggerei eben auch ist), zurück in die alten engen Korsette zwanghafter Geldverdienerei und Sinnscheißeverwaltung du kannst auch Desinformationspolitik dazu sagen, Markus gezwungen werden sollen.
Und letzter Punkt womöglich hast du ja auch oder gerade deshalb so eindimensional kommentiert, weil dieses Weblog hier und der Chefkoch, der es betreibt, nicht nur mit diesem thread den überzeugenden Beweis liefern, dass Blogs und die ihnen zugrunde liegenden Web-Technologien die Grenzen, in denen du dich offenbar bewegst, auch gedanklich bewegst, längst ein bisschen gesprengt haben.
Oder bist du wirklich so naiv, Markus, nicht zu verstehen, worum es hier geht?
Wenn ja, vergiss einfach, was in diesem Kommentar steht. Dann nehm ich gerne alles zurück und könnte dir jetzt nur noch kurz erklären, dass du mit deinem Kommentar m. E. total daneben liegst. Aber das mache ich erst, wenn du mir gezeigt hast, wie naiv du wirklich bist.
Zum Thema Zusatzeinkommen: ja, natürlich ist dieser Preis gerechtfertigt, die Conversions sind ja nachvollziehbar – sprich: Was hat der Blog gebracht. gerade in Bereichen der IT, wie beispielsweise Software-Entwicklung (siehe http://www.netvance.at), handelt es sich um eine komplexe Materie, die sehr schwer in einem kurzen briefing vermittelbar ist. Da kann ein ausführliches Blog über die tägliche Arbeit und Vorgehensweise sehr vertrauensbildend wirken.
Die naturprallen Follschecker kenn ich aus meinem Berufsaltag zur Genüge. Einlassen sollte man sich auf die natürlich nicht, weil man verliert dabei sowieso immer. In wirtschaftlichen Blütezeiten gedeihen sie ganz prächtig, aber im Grunde sind sie – wie im Text angedeutet wird – die Single- oder Multi-Pleitiers von morgen. Leider gibts einfach genug Leute da draussen, die sich von “ungeahnten Möglichkeiten” und “hohen, unerkannten Werten, die in Communities und so stecken” berieseln lassen wollen.
Distanz halten und nie so werden.
Apropos bezahlte Werbung und PR, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) legt mit Pannen rund um den Launch von unicheck.de, einer Website zur PR für Studiengebühren, gerade eine nette Bauchlandung hin, siehe http://www.technorati.com/search/unicheck
MfG
Daniel
amelia: Was hat mein Kommentar zum Elitedenken mit dem Relativieren von Käuflichkeit zu tun? Ich habe eben den Eindruck, dass sich ein Großteil der Blogger für sehr elitär hält. Dass das reine Bloggen erstmal ungefähr so elitär wie eine Frontpage-Homepage bei Freenet ist, wird dabei einfach gerne mal ausgeblendet. Gute Inhalte sind beim Bloggen genauso wichtig wie bei jedem anderen Medium oder jeder Website. Das fehlt aber häufig. Ich wollte eigentlich nur auf dieses krasse Missverhältnis zwischen Realität und Eigenwahrnehmung hinweisen. Schleichwerbung ist für die Meisten nämlich nur unmoralisch, wenn sie selbst nichts davon haben. Ist wie mit der Steuerhinterziehung.
@The Great Gate>ppp
Irgendwie habe ich heute dicke Finger. Klappt nicht mit dem Kommentieren. Na dann, später. Noch ein Versuch: Markus Radisch sieht wirklich merkwürdig aus. Wenn besagte Telefoncompany solche Praktikanten einstellt, ist ihr wohl auch nicht mehr zu helfen. Und 3000,- Euro bekommt er dafür bestimmt nicht. cdv!
@Daniel:
So, wie der Unispiegel berichtet, hat der Unicheck eine zum FrickelVZ vergleichbare Mitarbeiterstruktur. Wundern dann noch Probleme und Skandale?
Feige Sau? Du hast meine E-Mail-Adresse. Wenn Du Klärungsbedarf hast, schreib mir.
BTW, ich habe die Geschichte etwas anders gehört. Aber so ist das mit dem Hörensagen.
Es gibt nichts, was ich mit einer derartigen Person zu klären hätte. Und nun verschwinde und versuch Deine Feigheit bei Leuten, die sowas zu schätzen wissen.
Vieles klingt immer so, als wären Blogger irgendwie andere Wesen als andere Menschen so allgemein betrachtet. Ich sehe das nicht so. Ãœberall gibts solche und solche. Käuflichkeit gibts auch überall – trotzdem ist für mich Käuflichkeit keine Frage des Preises, sondern eine Frage des Charakters. War immer so, wird immer so sein, und ich gehöre bestimmt nicht zu den Großverdienern, die sich nicht über etwas mehr Geld freuen würden. Aber was ich privat mache ist nicht käuflich zu erwerben. Und dabei bleibts. Natürlich muß das jeder mit sich selbst ausmachen. Wer sich ständig kaufen läßt (und vermeidet, drüber zu reden), der ist irgendwann verbrannt. Zu recht.
Na, besser nicht. Aber gerade bei A-Listern und auch vielen anderen ist es nicht ganz unüblich, auf den Fehlern der Medien rumzureiten. Oder gewisse generelle Vorderungen zu stellen, die dann bei nächster Gelegenheit weggewischt werden. Oder auch eine gewisse Ignoranz gegenüber dem eigenen Verhalten, eine Mitnahmementalität, ein Gucken auf Gelegenheiten, eine Flexibilität, man kann da viele Begriffe finden. Gemeinhin wird das dann als “Professionalisierung” bezeichnet.
[…] Anders schaut es allerdings aus, wenn man mit seinem Blog Geld verdienen muss oder krampfhaft will (Weit übler als Startupper-Phantasien von käuflichen Bloggern finde ich da übrigens die vielen schmutzigen Deals, die schon jetzt und weitgehend unbemerkt laufen oder im letzten Jahr gelaufen sind). […]
[…] http://blogbar.de/arch… […]
70.000 Euro/Jahr, das ist ja mal ein Zielwert. Umsatz, brutto oder netto gemeint?
Don, mich würde noch Deine Meinung zum indirekten Geld verdienen via Blogs interessieren. Also nicht Werbung etc., sondern die Hoffnung, darüber Aufträge zu generieren…
Schwierig zu sagen. Als Journalist und bekannter Blogger bekommt man oft bessere Konditionen geboten, als normale Freie. Dazu kommen manche Einladungen, auf Kongressen zu sprechen, wobei Marketing und PR ganz gut zahlen würden – lehne ich aber ab. Ansonsten gibt es zu viele Journalisten, die es für weniger tun.
Immer wieder mal gibt es a) Ideen, Blogger zu kaufen und b) eine Art blogspezifisches Internetmedium zu machen. Die Einkauferei ist ein komplexes Thema, weil Onlineredaktionen nichts vom Internet jenseits ihrer eigenen Rechner verstehen. Man muss sich nur mal Blogs von Medien anschauen. Die andere Sache wird momentan von mindestens 2 Medienkonzernen geprüft. Für die wären hohe Anlaufkosten durch Löhne ein Klacks. Aber auch hier: Desto näher die dann kommen, desto unsicherer werden sie angesichts dessen, was sich in Blogs abspielt. Sie wollen Kontrolle, und ein Stück vom Kuchen. Und keinen disziplinlosen Haufen, der aus persönlichen Gründen auseinanderfällt.
Sehe Deinen Punkt, danke. Nun bin ich weder freier noch hab’ ich was mit Selbständigkeit zu tun. Wir sehen hier bei uns in der Firma gerade das, was Du im letzten Satz zum Ausdruck bringst als Grund, es im Moment bleiben zu lassen. Schlechte Nachbarschaft, sozusagen.
Ich würde nicht “schlecht” sagen. Es ist eher wie das lustige Künstlerviertel neben den Millionärsvillen. Und da gibt es vom Steineschmeisser über die Berufssöhne bishin zu denen, die drüben auch Klo putzen würden, einfach alles.
Ausser tragfähigen Businesskonzepten.
Konservative haben sich immer schon etwas schwer getan mit lustigen, freien Künstlervierteln ;-)