Do ya hoe? Yahoo und Charakter
OK. Da entscheidet sich also Yahoo, nach Menschenrechtsverletzungen in China nun auch Zensur von Bildern bei ihrer Tochter Flickr in Deutschland einzuführen, abgesegnet von der Zentrale, die sehr genau darauf schaut, die Gesetze der jeweiligen Länder zu beachten. Die deutsche Tochter nun eiert furchtbar rum, erklärt zwei Tage nicht, warum sie das eigentlich tut, und kommt dann mit einer etwas dummen Begründing: Jugendschutz wegen möglicher Pornographie. Schuld seien die deutschen Gesetzesregelungen.
Das erklärt dann auch, wieso beispielsweise auch Korea und Singapur neben Deutschland betroffen waren. De facto gibt es in diesen Ländern zwar eine unübersehbare Sex- und Pornoindustrie, gegen die St. Pauli eine nette Nostalgiebar ist, aber auch eine enorme gesellschaftliche Doppelmoral und gesetzliche Regelungen zum Thema “Moral”. Dinge, die man sich hierzulande nach 68 nicht mehr vorstellen kann. Und das sagt auch sehr viel darüber aus, wieviel Yahoo von Deutschland weiss, und wie sehr hier einfach vollzogen wird. Neuestes Beispiel: Flickr entfernt Protestbilder auf der eigenen Seite, mit der Begründung, dass es die Community stören würde, die einfach nur Bilder sehen wollen, und keinen Protest.
Und China sagt, dass Protest nur ein paar Störer machen, die man entfernt, weil die Volksgemeinschaft zufrieden ist und das nicht sehen will.
Yahoo Deutschland sagt dagegen gar nichts und lässt damit auch ihren Werbepartner Spreeblick, wie man in Bayern so schön sagt, am ausgestreckten Arm verhungern. kein Statement für Spreeblick. Und Werbepartner Spreeblick, die ihre “Du bist Deutschland”-Gegenkampagne bei Flickr gemacht haben, meinten noch jüngst:
Und wie lächerlich hätten wir uns gemacht, Yahoo als Werbekunden abzulehnen, während wir konstant Yahoos flickr (die mittlerweile selbst die chinesische Zensur zu spüren bekommen) oder das ebenfalls Yahoo gehörende del.ico.us nutzen und im Fall von flickr-Premium-Accounts sogar dafür zahlen?
Und ich möchte dazu sagen: Wie kann man sich eigentlich weiterhin für solche Leute zum bezahlten Vollhorst machen, die hierzulande den gleichen vorauseilenden gehorsam an den Tag legen, wie schon in China? Yahoo/Flickr legen dieses Verhalten hierzulande an den Tag, sie wollen offensichtlich die Kritik kleinhalten. Yahoo ist ein deutsches Problem, die auf China bezogene Ausrede, dass man in Berlin nicht wisse, was man in Hongkong tue, zieht hier nicht mehr. Und ein Haufen Vertreter des Dings formerly known as kritische deutsche Blogosphäre winden sich zu all dem in den Kommentaren, werben weiterhin für Yahoo und finden das nicht mal irgendwie inkonsequent.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die Blogs marken wie Flickr aufbauen können.
Es ist ebenso erstaunlich, wie Blogs eine Marke wie Flickr in wenigen Tagen zerstören können.
Es ist noch erstaunlicher, dass eine Firma wie Flickr, die Blogs das meiste verdankt, das nicht mehr kapiert und sich einer Firma wie Yahoo als Zensor unterordnet.
Das alles kann ich mir noch rational erklären, ich kenne Yahoo und die Blogosphäre jetzt schon etwas länger. Aber was mich immer noch am meisten erstaunt ist, was ich mir nicht erklären kann ist, wie weit Yahoo gehen kann, ohne dass bekannte Blogger allein schon als Selbstschutz für ihren eigenen Ruf Yahoo die Brocken hinschmeissen. Und damit einerseits ein Zeichen setzen. Und andererseits was für ihren angeblichen Ruf als Blogversteher tun.
Nicht bei allen. Dass Abzocker der Kategorie “Jeden Deal mitnehmen und Fernbedienungen beim Fachhändler daheim ausprobieren, dann aber umtauschen und billiger bei Ebay kaufen” von derartigen Statements und Überlegungen ausgeschlossen sind, ist klar. Solche Leute passen perfekt zu Yahoo, 9Live, Mediamarkt und “Gut dass wir verglichen haben”. Die der Üffentlichkeit präsentierte Front von Adical sah aber etwas anders aus: “Wer mit Blogs reden will, muss mit uns reden”.
Das bewahrheitet sich jetzt auf eine pervertierte Art: Denn Adical und der Werbeauftrag von Yahoo tun jetzt genau das, was die Teilnehmer gemeinhin vehement abstreiten. Es fördert keine Blogkultur, es macht sie kaputt. Es macht sie kaputt, weil die lLeute sich verbiegen müssen, nicht mehr geradlinig sind, die Schnauze halten, und Verständnis für einen Drecksladen konstruieren müssen, für den es kein Verständnis geben kann. Für 2 lumpige Cent pro Page Impression. Das ist der Wert eines denkenden Menschen, der auf ihre Seite geht.
Ich weiss, dass sich manche eine etwas gezügeltere Debatte wünschen würden. No fucking way. Wenn wir es nicht jetzt ausdiskutieren, wann sollen wir es dann tun.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Tja, Käuflichkeit und Charakter passen halt nicht zusammen. All die, die nach wie vor glauben, keine blogs machen zu können, ohne irgendwie damit Kohle verdienen zu können (meist eben über Werbung), schrauben sich halt selbst immer tiefer in die Niederungen und den Sumpf des Kommerzes, menschenverachtenden Kapitalismus neuer Prägung (der alte war natürlich auch nicht viel besser)und müssen dann eben sehen, wie sie damit zurechtkommen. Ich bin aber recht überzeugt, daß Leute, deren Seele etwa so groß wie eine Kreditkarte ist, damit weiterhin keine Gewissensprobleme haben werden, höchstens die Angst um den eigenen Arsch frei nach dem Motto: Glaubwürdigkeit? Wär mir ja scheißegal, wenn es nur nicht dazu führen würde, daß meine Klickrate und damit meine paar Einnahmen sinken!
Die Pornoindustrie der USA ist mit Abstand die grösste und mächtigste der Welt. So wie ihre Rüstungsindustrie. Mich erstaunt immer wieder dieser bigotte Spagat, den die amerikanischen Neokonservativen dabei hinlegen, wenn sie Bürgerrechte, Freiheit und Demokratie nach ihrer Façon auslegen. Ich habe es so satt mittlerweile. Ich kann den Unterschied zu totalitären Systemen, ob nun religiös oder anders getrieben, nicht mehr deutlich erkennen.
[…] Aber wie gesagt, die Worte kann ich mir sparen … der Don gibt sich da schon die Ehre. […]
Der vorauseilende Gehorsam und das Unwissen über die deutsche moralisch-rechtliche Unterscheidung zwischen Erotik und Porno, den Flickr/Yahoo hier an den Tag legen ist vom Prinzip her (und meiner Meinung nach) typisch für US-Konzerne, die in kulturell von den USA abweichenden Ländern aktiv sind, und das Land halt nicht wirklich kennen, in denen sie Geschäfte machen wollen. Dafür aber grosse Angst haben, in für jene unbekannten Rechtssystemen persönlich verklagt zu werden.
Auch wenn wenn flickr/yahoo jetzt noch (dem Schein nach) zurückrudern sollten (im Moment verschlimmbessern sie ja eher…): Wer mit den betreffenden Konzernen Geschäfte machen will, sollte sich an solch ein Verhalten gewöhnen und es akzeptieren, oder konsequent mit jenen keine Geschäfte mehr machen. Das ist (leider) konzern-immanent und damit kaum änderbar.
Ganz einfach.
Also ich bin kommerziell. Sobald mir einer Geld gibt arbeite ich für ihn. Im Rahmen meiner Regeln und manchmal sogar innerhalb der gültigen Gesetze.
Frank du doch auch.
Don, ist Werbung wirklich das gleiche wie Zensur?
Ist der Maßstab den du an dich legen kannst, auch die Maßeinheit mit der Andere gemessen werden müssen?
Zuerst mal: Sorry, es gibt ein Problem mit Spam Karma, ich musste gerade zwei Beiträge rauskramen. mailt mich bitte an, wenn was verschwindet.
Jochen, nein, das muss jeder selber wissen. Aber das hier ist das Internet, und da habe ich ein Recht, meine meinung zu sagen und Fragen zu stellen. ich halte überhaupt nichts von der real existierenden Bloggeromerta und all den Rücksichten, die in Bezug auf “wichtige” Personen genommen werden. Wir haben aktuell ein Problem, weil ein grosser Teil der de-Facto-Meinungsführer der deutschen Blogger bis zum Hals in der Yahooscheisse steht und momentan so tut, als sei das Milch und Honig und wenn nicht, zumindest nicht anders als das, was alle anderen umgibt.
Und wenn sich dann ein Hanswurst wie der Lobo hinstellt und davon faselt, dass er mit dieser halsstehenden Scheisse Kultur und Professionalität machen will, dann gibt er mir den Massstab in die Hand, den ich ihm jetzt um die Ohren äh an dem ich ihn jetzt messe. Sie werben und nehmen Geld für die Zwensurkultur von Yahoo. Was soll man da noch anderes sagen?
Jochen, Du könntest das Geld auch ablehnen und nicht für diesen Auftraggeber arbeiten … man muss diese Entscheidung VORHER treffen und sich nicht hinterher peinlich rausreden. Oder man sagt klipp und klar, dass man einen Fehler gemacht hat, beendet die Zusammenarbeit und verzichtet auf das Geld. Denn Fehler machen ist es etwas normales. Fehler jedoch zugeben und Konsequenzen daraus ziehen … nein, leicht ist das nicht.
Jedoch, wie hier manche das Relativieren, Herumdrucksen und Schönreden zelebriert haben, ist in höchstem Maße entlarvend, da gerade diese Herrschaften sich noch zuvor gerne als “Fighter against the Establishment” gefeiert haben. Ganz eklig ist da vor allem IMHO Rene von Nerdcore. Meine Fresse, nicht einmal ein halbes Jahr und aus einem kleinen Netz-Autonomen ist ein käuflicher Opportunist geworden … und das für einen Appel und Ei. Wenn das wenigstens standesgemäßg mit Nutten und Geldkoffern und Millionenbeträgen passiert wäre … aber für Kleckerbeiträge auss Werbebannern? *kreisch*
@ Frank
” deren Seele etwa so groß wie eine Kreditkarte ist”
Deren Seele ist eine Kreditkarte und die wird überall reingesteckt, wo Geld rauskommen könnte. ;-)
Offensichtlich teilt sich die Blogosphäre ja mittlerweile in zwei Welten. Eine, die das bloggen als Geschäftsmodell und eine die es aus welchen Motiven auch immer ohne kommerziellen Hintergrund betreibt. Die Kluft zwischen diesen beiden Welten scheint ja ständig größer zu werden und wird auch nicht zu überbrücken sein. Yahoo, die Werbung dafür und die Entrüstung darüber wird kein Einzelfall bleiben. Peinlich wird es nur, wenn sich Leute mit einem angeblichen Moralanspruch mit sowas bloss stellen und es dann noch verteidigen wollen.
Über die Verlogenheit amerikanischer Moralvorstellungen muss man sich nicht mehr ernsthaft entrüsten. Anspruch und Wirklichkeit hatten dort noch nie etwas miteinander zu tun.
Waren das noch Zeiten, als es sogar für spießige Reihenhausbesitzerchen schick war, massenhaft beim Shell Boykott wegen der Brent Spar mitzumachen (auch wenn Grünfrieden sich mit den Zahlen vertan hat…). Gab ja noch andere Tankstellen, hehe. Die Shell-Umsätze sanken tatsächlich dramatisch und Shell zog die weiße Fahne raus “wir haben verstanden”.
Und jetzt mit dem einen Blogger-Dissidenten ausliefernden und munter zensierenden Yahoo? Boykott? Klappe aufreißen? Engagieren? Wie gutmenschig uncool. Könnt ja ein Cent aus der eigenen Kasse fehlen. Das war schon immer der Motor fürs Schweigen. Bei der Brent Spar hat der Protest nichts gekostet, außer 10 Meter weiter zur anderen Tanke zu fahren. Obwohl ich glaube, dass auch das heutzutage nicht mehr möglich ist: die Leute sind einfach zu abgestumpft. Und mit ihnen viele Blogger.
Es herrscht anscheinend bei adical-Bloggern die pseudo-suberversive Ansicht vor, dass Werbung, egal welche, sich doch eh keiner anschaut. Da wäre es dann auch wurscht, wenn man solchen Konzernen was aus der Tasche leiert. Eine ganz neue Form der “Subversion”. Ich bin “begeistert”.
Ich glaube, für adical ist es nicht so einfach, Yahoo als Werbepartner rauszuschmeißen.
Nichts ist einfach. Aber als Yahoo versucht hat, mich bei einem Podium wegen der Chinasache zu massregeln, habe ich nachher ohne mit der Wimper zu zucken alles selbst bezahlt und das Honorar nicht eingetrieben. Ich habe deshalb ein paar hundert Euro bezahlt, um denen öffentlich die Meinung sagen zu können, ohne deshalb dem Veranstalter, der weich wurde, etwas schuldig zu sein. Ich hätte mir mit dem geld auch was anderes zu machen vorstellen können, und würde das von niemandem verlangen. Ich verlange auch von keinem, einfach so Yahoo zu kicken. Aber ich habe ein Recht zu sagen: Ihr könnt Euch gern für Yahoo verkaufen. Aber dann steht Ihr auf deren Seite des Abgrunds, der uns trennt. Und wenn Ihr versucht, ihn mit Yahoo im Gepäck zu eierrnd und stotternd und möchtegernironisch zu überwinden, aus welchen Gründen auch immer, gibt´s Ärger. Und wer meint, dass es erst das ist, was auf die Lage in China hinweist und der Hanswurst es erst möglich gemacht hat, verdient ein paar aifs Maul.
@Kajetan
Genau das aber erfordert Größe. Verdammt viel Größe. Es gibt Firmen für die ich nie arbeiten würde, mit denen ich jede Zusammenarbeit ablehne. Nur verlange ich das nicht von anderen.
@Don
Grinz. Manch einer hält sich für wichtig. Ich war mal mit einer netten Lehrerin verheiratet. Deren Kollegen sprachen immer davon das ihnen die Schüler keine Autorität ließen. Zu Anfang habe ich versucht ihnen zu erklären das Autorität und Achtung nur durch gutes Beispiel erworben werden. Dann hab ich irgendwann aufgegeben.
Ich komm mal wieder mit meiner Oma: “Wer sich verteidigt klagt sich an”. Genau das hast du mit deiner Autorität locker geschafft.
Natürlich wird flickr klein beigeben. Keine Frage. Lobo wird den nächsten Werbepartner mit dem Elektronenrastermikroskop untersuchen. Und natürlich wieder auf die Schnauze fallen, genau wie Yahoo neuen Dummfug macht, bis es komplett tot ist.
Es ist das Beispiel das den Führer macht.
Nein, es wäre aber einfach gewesen, Yahoo erst gar nicht zu aquirieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht Lobo doch Klinkenputzen. Von alleine kommen die Kunden ja nicht angerannt. Ich weiss nicht, was ich schlimmer finden soll, dass Johnny offensichtlich entweder das Gespür etwas abhanden gekommen ist oder dass er es wirklich drauf anlegt, etwas zu demonstrieren. Vielleicht sollte er sich da mal öffentlich Gedanken drüber machen anstatt sich über das böse China auf spreeblick auszuheulen.
Ich möchte, vor allem weil mir eingefallen ist, was mich so enttäuscht hat, an einen anderen Johnny Haeusler erinnern. Am liebsten ihn selbst.
Gedanken sollten sich vielleicht mal einige machen. ich finde es auch etwas seltsam, diese Dinge beim Bildblog zu sehen. Das grosse schweigen des Herrn Niggemeier. Schon komisch. Das wäre doch auch mal ein wirklich fettes Medienthema. Aber nüscht.
Ja. Von Niggemeier würde ich auch gerne was hören. Aber bei dem bin ich mir ziemlich sicher, dass da was kommt. Gib ihm Zeit.
Ich würde auch nicht ausschließen, dass bei Johnny ein Umdenken stattfindet. Er mag es nicht, in der Kritik zu stehen und er mag es überhaupt nicht, wenn irgendwelche Leute in seine Geschäfte reinreden – die aus seiner Sicht niemanden etwas angehen. Aber nachdenken: Das tut er, jedenfalls gehe ich davon aus.
War es wirklich sooo klug, die Vermarktung von Blogs selbst in die Hand zu nehmen ?
Ohne Adical hätte man sicherlich auch über yahoo-Werbung bei X und Y reden können aber wieso mußte man unbedingt auch noch den “Schweinejob” der Vermittlung von Blogs an zahlende Kunden übernehmen ?
Ist so etwas klug ? Der hochnotpeinliche Vergleich zwischen “Werbe- und Kundenpolitk” auf der einen und “Blog-Image” lag doch in der Luft.
Manche verwechseln da wohl was – sie meinen, sie müssten endlich vernünftig werden und sich auf die schmutzige Realität einlassen. Man könne sich nicht ins Geschäftsleben begeben, Geld verdienen wollen und rundum anständig sein. Die übliche Verspießerung des Kleinbürgers halt.
Dabei ist, laut Erich Kästner, nur der ein Mensch, der erwachsen wird und dabei ein Kind bleibt.
Ich sehe es auch so, die Blogosphäre teilt sich gerade (mal wieder) in 2 Teile auf. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die ihren Traffic nutzen, um ihn in Geld zu wandeln. Prinzipell ist daran nichts verwerfliches zu sehen. Denn gerade wenn man viel Zeit und Arbeit in das Führen eines eigenen Weblogs steckt, dann kann man durchaus auch die Chance nutzen, wenn jemand finanziell unter die Arme greift.
Demgegenüber stehen Blogger, denen es entweder aufgrund niedrigen Traffics nicht möglich ist, mit ihrem Blog Geld zu verdienen. Oder aber, die es aus aufrichtigen Prinzipien ablehnen, Werbung in ihren Blogs zuzulassen.
Egal für welche Seite man sich als Blogger entscheidet, so lange sich nichts an der Qualität der Beiträge ändert, sollte man die jeweilige Entscheidung respektieren (was nicht heißt, dass man sie nicht kritisieren darf).
Die ganze Sache mit Yahoo & Adical sehe ich sehr kritisch. Ich frage mich wirklich, wie Johnny & Co soetwas unterlaufen konnte. Denn gerade als erfahrener Spreeblogger, als der man sich ja qusi als einer der “Führer der deutschen Blogosphäre” sieht, musste man doch mit einem solchen Aufschrei rechnen können.
Es scheint, als seien manche Blogger mittlerweile in der Geschäftswelt angekommen, in der es in erster Linie um Zahlen und das liebe Geld geht. Natürlich hätte man Yahoo eigentlich gar nicht erst in den Adical-Katalog mit aufnehmen dürfen. Schließlich verfügt man über langjährige Erfahrung, um die Kritikfähgkeit der Blogger zu kennen.
Wenn man mit Adical schon einen neuen Weg gehen und Blogger unterstützen möchte, dann sollte man sich auch nach deren Interessen richten. Und Werbung für in der Kritik stehende Unternehmen wie Yahoo gehören da sicherlich nicht dazu!
Ach, Adical hat doch all die Meinungsführer im sack, die haben sich schon bei der fragwürdigen Sixtusnominierung lange auf die Zähne gebissen, genau das gleiche läuft jetzt wieder, und es gibt immer genug Leute, denen das zwengs Bespassung egal ist. Diesmal funktioniert es mit dem kollektiven Mundtotmachen der Gegner nicht so leicht, obwohl der peinliche Versuch, es an FIXMBR festzumachen, durchaus erkennbar ist. Zynisch gesagt: indem sie Yahoo jetzt abspeisen, können sie den Rest ihrer Tage argumentieren, dass die nächsten Partner eben nicht mehr so schlimm sind wie Yahoo, also was soll die ganze Aufregung. Und bei den Werbepartnern wird noch lang der Glaube vorherrschen, dass man über Adical prima leuten das Maul stopfen kann. Nochmal in aller deutlichkeit:
BILDBLOG WIRBT FÜR YAHOO.
Und die Kacke dampft inzwischen schon so lange, dass ich nicht an eine Einsicht glaube. Die werden brav das geforderte Kontingent an PIs durchasseln lassen und hoffen, dass dann Ruhe ist. Ruhe ist erstes Adicalbloggerziel. Ruhe ist super für das Geschäft. Und wenn Kauftypen wie Felix Schwenzel, Schwadroneuse, René Walter, Nilzenburger und MC Winkel nicht gerade so arg viel Sch**sse von Yahoo fressen müssten, wäre auch weitaus mehr los. Nur kann man halt momentan schlecht glaubhaft über Leute herziehen, wenn man sein Blog an Yahoo vertickt. Kommt aber sicher alles noch mal später.
Das Verhalten von Flickr ist sicherlich scheisse, die ursprüngliche Diskussion hätte aber früher stattfinden müssen …nämlich bei den gesetzlichen Regelungen über Beiträger Dritter und der Prüf-Pflicht der Betreiber von Telemedien.
Eine Firma macht nunmal nicht die Gesetze, sondern befolgt sie nur. Die Entrüstung sollte also dem Gesetzgeber entgegenwehen, und nicht der Firma Flickr.
Flickr befolgt hier kein Gesetz, sondern will auf Grund diverser, sich widersprechender Gerichtsurteile kein Risiko eingehen. Es bestand also KEINE gesetzliche Verpflichtung.
In gewissem Maße nachvollziehbar, aber dennoch ein kompletter Griff ins Klo. Vielleicht hält man sich dadurch juristischen Ärger vom Halse, aber definitiv hält man sich dadurch künftig zahlende Kunden vom Halse, die sich nicht bevormunden lassen wollen.
“Und bei den Werbepartnern wird noch lang der Glaube vorherrschen, dass man über Adical prima leuten das Maul stopfen kann.”
Ich denke das ist genau der Punkt: Die Page-Impressions sind da zweitrangig, viel wichtiger dürfte sein, dass fragwürdige Unternehmen sich über Adical offenbar das Stillschweigen zahlreicher sonst gefürchtet kritischer “A-Blogger” erkaufen können. Eigentlich ein recht attraktives Geschäftsmodell für Herrn Lobo.
Ich glaube bezüglich der Werbung in Blogs sind es momentan eigentlich 2 verschiedene Diskussionen, die gerade (auch in meinem Kopf) etwas miteinander verschmelzen.
Zum einen die Werbung in Weblogs generell. Sollen Blogger Werbebanner schalten & an der fortschreitenden Kommerzialisierung von Web2.0 (Unwort des Jahre?!) teilnehmen. Diese Entscheidung hat jeder Blogger für sich selbst zu treffen.
Davon zu unterscheiden ist die aktuelle Diskussion um Yahoo & Co. Was mich besonders aufschreckt ist, dass den Adical-Blogs die Werbekunden ohne Einflussmöglichkeit vorgesetzt werden. Wenn Spreeblick meint auf einmal für Yahoo zu werben, dann ist es deren Sache. Man kann sie dafür kritisieren, keine Frage.
Was aber wirklich zuviel des Guten ist, ist, dass die Adical-Teilnehmer auf einmal selbst zu Yahoo-Supportern werden. Am allermeisten stört mich jedoch die Rechtfertigung, die Haeusler vor ein paar Tagen veröffentlicht hat. Damit hat er sich sichtlich keinen Gefallen getan!
Kajetan: Sag mal, möchtest du dich vielleicht nicht erstmal ein wenig mit der Entwicklung und den Hintergründen im Bereich Jugendschutz beschäftigen (Wo waren sie da, die kritischen Blogger?) bevor du Dritten die Welt erklärst?
Hier geht es nicht um sich “widersprechender Gerichtsurteile”. Es geht eigentlich nicht einmal um Yahoo, auch wenn die sich in ihrem vorauseilendem Gehorsam gerade besonders eindrucksvoll entzaubern.
@Kajetan
“Paragraph 54 des Staatsvertrags für Rundfunk und Telemedien (Rundfunkstaatsvertrag, RStV)
(2) Telemedien mit journalistisch-redaktionell gestalteten Angeboten, in denen insbesondere vollständig oder teilweise Inhalte periodischer Druckerzeugnisse in Text oder Bild wiedergegeben werden, haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen zu entsprechen. Nachrichten sind vom Anbieter vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Inhalt, Herkunft und Wahrheit zu prüfen.”
–>> Was ich meine ist, dass man dieses Gesetz und seine Macher kritisieren sollte. Es ist absolut berechtigt für Yahoo und die Flickr Betreiber davon auszugehen, dass der zitierte Ausschnitt auf sie zutrifft. Dazu das umstrittene Hamburger Urteil … das ist alles viel mehr zu gewichten als eventuell vielleicht mal zahlende Blogger. Da zählt nur, was ein ungünstiges Gerichtsurteil für fatale Konsequenzen für Flickr-Deutschland an sich haben könnte.
@Peter
Nein, das von Dir zitierte Gesetz sagt nicht, dass Du hier rigide Filtermechanismen einbauen sollst. Das steht dort nicht.
Flickr, bzw, Yahoo Deutschland geht angesichts diverser Urteile bez. Forenhaftung (eine ganz andere Baustelle) auf Nummer Sicher und bauen Filter ein, damit sie selber aus dem Schneider sind. Denn dann können sie im Falle des Falles auf ihre Maßnahmen verweisen.
Ja, das auf Grund dieser zT. Urteile, die ja nur immer einen ganz spezifischen Fall betreffen (zB. heise-Urteil oder Supernature-Urteil) dringend rechtlicher Klärungsbedarf besteht, da gebe ich Dir Recht. Es ist dennoch in “guter alter” Yahoo-Tradition vorauseilender Gehorsam. Denn sie waren zu diesen Maßnahmen nicht verpflichtet.
@jo:
Was hat der Jugendschutz mit einer Sperrung der Inhalte für alle (!) deutschen Nutzer von Flicker zu tun?
@jo: Jugendschutz hin und her: Auch der beste Filter der Welt wird Kinder nicht davor bewahren, sich Alkopops zu kaufen, Pornos anzuschaun oder sich Tittenbilder (im Netz) zu organisieren. Von den strafrechtlichen Dingen im Netz sprech ich da gar nicht, sondern von einer gehörigen Portion nicht vorhandener Kompetenz Vieler, die zur Bevormundung führt. Und sobald sich so etwas erstmal in breitem Maße etabliert, ists auch aus mit der oft beschworenen Freiheit. Freiheit, die für mich persönlich zum Beispiel bedeutet, meine eigenen Kinder aufzuklären und trotzdem nicht ständig zu bevormunden.
Flickr hat es übel vercheckt, sich ordentliche Beratung für ihre Expansionen zu sichern. Sonst wären Ihnen ja die Reihe anderer Fehler aufgefallen (fehlendes Impressum, Aufklärung der Nutzer über die Änderung der AGB…) Eigentlich müssten Sie dann auch gleich Nazi-Symbole rausfiltern, aber nur für die Deutschen, und warum die bisherige Funktion zum Flaggen anzüglicher Fotos nicht ausreicht? Amerikaner kriegen ja auch gerne mal die Krise, wenn ihre Kinder in der Schule das Wort Vagina hören und verknacken Lehrerinnen, die die Pornowerbung im Internet nicht verbannen.
Teilweise wurden schon Butzer komplett auf “restricted” umgestellt, weil irgendwer ne Hetzkampagne gestartet hat und dann so oft Beschwerden eingingen, dass der User erstmal schuldig gesprochen wurde. Klärung kommt später… Der totale Saftladen eben. Mal schauen, wann sie del.icio.us auch noch verhunzen.
Ist nur doof für Leute, die nun von Werbung abhängen. Es gibt keine Firma, die nicht in der einen oder anderen Weise angegriffen werden könnte. Selbst Vorzeigeläden wie American Apparel fallen nicht nur durch ökologische Baumwolle und Produktion in USA auf, sondern werden für die sexistische Auswahl der Models geschmäht. Ob die sich das wirklich leisten können, auf hochkarätige Kunden zu verzichten? Springen danach weniger ab, als neue Kunden dazukommen?
Kajetan: Ohne Altersverifikation muss man nunmal alles blocken, wenn man auf der sicheren Seite Business machen will. Macht Google übrigens auch nicht anders (die kleinen Anbieter eh): http://blog.koehntopp.de/archives/1724-flickr.html#c13119
Und mei, dass vorauseilender Gehorsam (Regulierte Selbstregulierung, wie man so schön sagt) praktisch immer zu Overblocking führt, hat damals selbst Büssow schon erkannt.
Falk: Du, da bin ich ganz bei dir, wie eine kurze Google-Recherche zeigt. Fakt ist aber, dass die Suppe schon eine ganze Weile köchelt. Wirklich überraschend kommt das nun nicht (Wie auch Don sicher aus seinen Erfahrugen mit einer großen deutschen Stiftung bestätigen wird).
Yahoo hat sich im Rahmen seiner bekannten Unternehmensrichtlinien entschieden, sich an lokal geltendes Recht zu halten. Nach den Compuserve-Verfahren gilt dieses Land zu den “strange markets”, in denen man kaum s
innvoll Geschäfte generieren kann, sich also juristischer Ärger nicht rentiert. Man eruiert demnach nicht einmal, ob es nicht sinnvollere Ausgestaltungen geben könnte. Durch den Abgang von Dan. R. und der Flucht der Ebenen darunter fehlt auch das nötige Knowhow. Yahoo Werbepartner können einfach eine Protestnote in den Yahooblog setzen, bei ausreichender Resonanz wird man sich schon bequemen, nochmal zwei Stunden in die vitale deutsche Community zu investieren. Und für jeden, der geht, kommen hunderte von Yahoo Photos nach.
Das hat mit Stiftung nichts zu tun, das ist yahoospezifisch. Yahoo hat schon immer jeden Mist gekauft (Geocities 1999 für 3,6 Milliarden, WebJay, Konfabulator, Oddpost, Jumpcut, Mybloglog) und es konsequent nicht geschafft, das zeug entweder ordentlich zu integrieren oder es eigenständig gross zu machen. Yahoo ist eine Katastrophenfirma und wird früher oder später mit einem anderen Onlinanbieter gemerged. Und irgendwelche regionalen Töchter und deren Probleme werden von oben einfach durchreguliert. Was soll so ein leitender Manager in den USA schon von Europa wissen? Die hören eben, dass die Krauts ähnliche Gesetze haben wie die Koreaner, fertig, Schluss. Mit B-mann hat das wenig bis nichts zu tun.
Eben. Yahoo ist da allerdings allenfalls ein besonders dankbares, weil extremes Beispiel, bei den restrelevanten Mitbewerbern läuft es kaum anders.
B-mann ist einer der maßgeblichen Player auf deutscher Seite (selbst die Einladungslisten der staatlichen Regulierer waren mit denen von B-Mann identisch). Sie saßen alle am gleichen Tisch. Ist im Grunde wie bei der G8, mit dem Unterschied, dass wir diesmal zur dritten Welt gehören.
Ach, falls sich wer für die Hintergründe interessiert:
Transparenz im Netz – Funktionen und Defizite von Internet-Suchmaschinen
von Marcel Machill (Autor), Christoph Neuberger (Autor), Friedemann Schindler (Autor), Verlag: Bertelsmann Stiftung (2002)
… bietet einen guten Überblick (und wird gerade nach und nach umgesetzt. Ja, die Realität wehrt sich noch. Noch.)
Machill war der strategischer Kopf bei Bertelsmann und googlebekannter Hardliner (Schund und Schmutz stört die Verlage beim Geldverdienen), Schindler ist Leiter von Jugendschutz.net. js.net ist seit der Novellierung des JuSchG 2003 quasi der technische Dienstleister der KJM (Kommission für Jugendmedienschutz) und kümmert sich um das Alltagsgeschäft (Einschüchte^H^H freundliche Hinweise an IT-Unternehmen …).
Und Neuberger ist ein Freund des sinnlosen Zitierens aus amerikanischen Studien und hat in Karlsruhe einen verdammt peinlichen Auftritt hingelegt. Ich frage mich, wie ahnungslos man sein darf, um bei den Medien als Onlineexperte durchzugehen.
@#33 yahoofan
“Und für jeden, der geht, kommen hunderte von Yahoo Photos nach.”
—>>> Hundert mal unbeachteter (bzw. im Sinne von Yahoo “ungeklickter”)
Mist erreicht nicht dass, was ordentliche Fotografien an Aufmerksamkeit erzeugen.
Und da Amateur-Fotografie ja nunmal die aktive Auseinandersetzung nicht nur mit dem Medium, sondern auch mit den Werken anderer, voraussetzt, kann man schon davon ausgehen das der Verlust der Amateurfotgrafen (und besser) schon bemerkbar sein wird bei den Fotos, dadurch bei den Zugriffen, und damit letzlich auf der Bilanz von Flickr.
@ Jochen: ich handhabe das genauso wie du – ich hab schon einiges abgelehnt in meinem Leben. Ich will auch keinem meine Sicht aufzwingen. Wer will schon mit 47 Jahren von etwa 1000 Euro im Monat leben müssen (incl. Lebensgefährtin). Nach Abzug von Miete und Co. bleiben uns ca. 300 Euro zum Leben im Monat. Uns ist das aber scheißegal, uns macht das nix, es geht auch ohne Auto, teure Versicherungen, teure Abos, all den Kommerz…
Ich kann in den Spiegel schauen ohne Reue oder Konflikte. Ich habe keinen Herren, der mich tritt oder mir drohen kann damit, mir etwas wegzunehmen, interessiert mich alles nicht. Und weißt du was? Ich würde sogar noch mal was an Geld opfern, wenn ich noch unabhängiger werden könnte dadurch. Glaub es oder nicht.
Nur: Typen, die sich fürn Butterbrot hergeben oder für ne Million $, ganz egal, die sind jedenfalls keine Vorbilder für mich. Wer alles (oder fast alles) bereit ist zu tun fürn bißchen Geld oder macht oder Ansehen oder Karriere, der ist ein Sklave. Vielleicht ein hochdotierter, dekorierter – aber nichtsdestotrotz ein Sklave. Ich ziehe es vor, ein freier Mann zu sein, auch wenn ich mal hungern muß. Wer weiß, vielleicht bin ich ja bekloppt? Vielleicht aber auch genau das Gegenteil. So bin ich eben, ich kann nicht anders – und ich wills auch gar nicht.
[…] Do ya hoe? Yahoo und Charakter […]
mögliche gesetze hin oder her, ein verdammt peinlicher auftritt und eine vollkommen gescheiterte deutschland-erweiterung von flickr auf jeden fall.
an pornos kann jedes kind gelangen, spätestens durch klick auf “yes” bei “are you over 18?”. hier geht es noch nicht mal darum, sondern allenfalls um harmlose aktfotografien. lächerlich, ohne jegliches verständnis von (nicht unbedeutenden) regionalen märkten.
interessant ist aber in diesem zusammenhang in der tat, zur gleichen zeit auf dem adical-netzwerk zu werben.
es ist auf anhieb nicht wirklich ersichtlich, ob lobo tatsächlich klinken putzt oder dann doch auf die pull-strategie seines gewäschs vertraut.
wie dem auch sei, die ersten, die sich melden sind:
a) firmen, die sich tatsächlich eine konkrete einnahme versprechen (was hier imo nicht zutrifft, siehe unverschämter tkp mit anspruch auf angeblich “besser qualifiziertes” blogleserpublikum) oder
b) firmen, die durch branding ihr image aufpolieren wollen.
genau b) ist hier der fall (auch cisco). lustig, wie genau diese firmen einsteigen. und die adical-blogger müssens nun aussitzen und auch noch die pr-hampelmänner spielen mit beschissenen rechtfertigungen, die sie total entwerten und unglaubwürdig machen. arme säcke..
Nun gut.
Wenn wir Menschenrechte und Meinungspluralismus in China unterstützen wollen, dann gibts sicherlich bessere Wege als mit unseren nackten Fingern auf Leute zu zeigen, die für Firmen werben, für die im Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern globale Menschenrechtsprinzipien nicht zu existieren scheinen.
Effektiver wäre wohl eine mehr aktive Kampagne, die auf Konkurrenzprodukte zu Produkten mit hohen chinesischen Wertschöpfungsanteil und gleichzeitig auf chinesische Menschenrechtsverlezung hinweist. Und zwar jenseits des Gejammers über chinesische Wanderarbeiter, die ihr Dorf nach 500 Jahren Elend und Stagnation vielleicht auch freiwillig verlassen haben. Leute, die so etwas extrem schlimm finden, können imnsho in ihrem Leben noch kein wirklich elendes Dorf gesehen.
Ohne jetzt total relativieren zu wollen, aber zum Bleistift die deutsche oder auch israelische Geschichte sind sicher auch nicht frei von Widersprüchen. Und es gab Gesellschaften, die sich nach den wirklich unglaublichsten Perioden an Menschenrechtsverletzungen demokratisiert haben. Und irgendwie ist ja auch die tolle westliche Handelspolitik im 19. Jhdt. sowie unsere brilliante Mithilfe bei der Verteidigung der chinesischen Republik gegen die japanische Agression in den 30ern/40ern vielleicht nicht ganz unschuldig an den Entwicklung in jenem Land. Noch in den 60ern als es in China eine noch rücksichtslosere Unterdrückung gab, haben sich ja sogar noch einige unserer Kulturvertreter teilweise mit dem Regime Mao solidarisiert (Satre, Jean Luc Godard).
Der Impetus zu Menschenrechten und Pluralismus kann eh nur aus der chinesichen Gesellschaft kommen und von uns nur ein bischen unterstützt werden. Ich seh das mittel- bis langfristig als nicht hoffnungslos an.
@Don
“Ach, Adical hat doch all die Meinungsführer im sack, die haben sich schon bei der fragwürdigen Sixtusnominierung lange auf die Zähne gebissen, genau das gleiche läuft jetzt wieder, und es gibt immer genug Leute, denen das zwengs Bespassung egal ist.”
Ich glaube das nicht. Wer mit im Boot ist muss rudern, weil der Wasserfall schon so schön braust. Aber solche Notteams wider besseren Wissens halten nicht. Das klappt ein, zweimal und dann schert der erste aus. Rumms.
Genau das gleiche ist das Bild von den Meinungsführern. Du kannst einen deutschen Schäferhund führen, ein Leonberger wird schon fragen ansehen und mein Dackel wird bei dieser Methode zum Felsbrocken. Fest gemauert in der Erden steht der Fips aus Beton gemacht.
Es gibt in dieser Szene keine Meinungsführer. Es gibt Respekt und Autorität. Beides ist wie japanische oder venezianische Vasen. Der Vase, die Vase, das warse. Sehr zerbrechlich.
Für Klein-Bloggersdorf gilt das, was überall auch gilt. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich völlig ungeniert, aber auch ohne jede Anerkennung, ohne Respekt und ohne Autorität. Das aber genau ist doch die Währung die in diesem Dorf gilt.
Wenn du oder Fixmbr, die manchmal mehr als über jedes Ziel hinausschießen und dafür auch mal einen Dämpfer brauchen, adical angreifen, dann werft ihr eure Reputation in die Wagschale. Dann steht adiacal alleine da. Der einsame Lobo mit dem Häusler der mitmuss, weil er mitgegangen ist.
Das Schweigen der Werbelämmer ist nicht als aussitzen zu verstehen sondern als das Alleinelassen von adical. Fixmbr wird mich vierteilen, aber trotzdem:
Kennst du den Spruch aus dem Ruhrgebiet, während der Luftangriffe:
Lieber Ami flieg doch weiter, wir sind alles arme Bergarbeiter, flieg doch weiter nach Berlin, denn dort haben alle ja geschrien.
Genauso machen das die Werbelämmer die ja, befragt wurden ob sie Yahoo haben wollten auch. Lieber Don so flieg doch weiter hin zu adical dort an der Spree. Lieber Alphonso verschon unser Haus, zünd das vom Spreeblick an.
Das nämlich ist des Pudels Kern. Sie stehen zitternd im Gewitter und ziehen die Kackstelzen ein um kleiner zu erscheinen und nicht aufzufallen.
Also kein Schweigekartell sondern Feiglinge auf Kosten von Adical.
Wer da eher meine Solidarität hat, dürfte klar sein.
@Kajetan
“Flickr, bzw, Yahoo Deutschland geht angesichts diverser Urteile bez. Forenhaftung (eine ganz andere Baustelle) auf Nummer Sicher und bauen Filter ein, damit sie selber aus dem Schneider sind. Denn dann können sie im Falle des Falles auf ihre Maßnahmen verweisen.”
Flickr wälzt die Verantwortung per AGB komplett auf den User ab. Wie schrieb Don so schön im Fall Qype?
Der User ist, wenn etwas passiert, der Gearschte, und kann eigentlich nur darauf hoffen, dass sich [Anbieter] im Zweifelsfalle auf seine Seite schlägt.
Ich möchte zur Zeit wirklich kein Moderator (mit deutschem Account) irgendeiner Flickr-Gruppe sein. Wie, bitte, soll man Inhalte verantworten, die man nicht mal sehen kann? Ich sehe da ein ganz neues Hobby für Abmahnanwälte auf uns zukommen: Man postet dem Opfer einfach ein unsichtbares, weil entsprechend geflaggtes problematisches Bild in die Kommentare und schon geht die Abmahnung mit der nächsten Post raus.
Yahoo wird im Falle des Falles mit dem Finger auf den User zeigen, der ist für solche Spielchen sowieso das bessere, weil wehrlosere Opfer.
Erstaunliches
Was mich bei adical erstaunt, abgesehen von der Kaltschnäuzigkeit, an Yahoo als Werbepartner festzuhalten, ist die noch größere Bereitschaft zur Schönrednerei, die in Worte des Dialogs gehüllt wird – aber auf vorgebrachte Bedenken eben nicht eingeht.
Ja, nicht einmal auf Bedenken der eigenen adical-Blogger!
So wäre das adical-Blog “London Leben” die Yahoo-Werbung gerne wieder los, man schreibt dort:
Dumm nur, dass adical dem Wunsch gegenüber, die Yahoo-Werbung abzustellen, taub ist. Auch Dobschat plädiert in Sachen Yahoo-Werbung für eine Denkpause, durchaus in tiefer Freundschaft mit Johnny verbunden. Doch traut er sich nicht bzw. mag es nicht, bei Johnny oder Sascha per Email nachzufragen:
Die Suppe schmeckt nicht. Auch der adical-Blogger Wirres bzw. Felix ärgert sich ebenfalls, wenigstens ein wenig, über die geschaltete Yahoo-Werbung. Er hat mit seiner Argumentation m.E. völlig recht, wenn er zu seinem nachträglichen Sinneswandel schreibt:
Klare Ansage. Nur: Offenbar ist es nicht so einfach, diesen Wunsch umzusetzen. Man wird als adical-Blogger die Yahoo-Werbung nicht so leicht wieder los. Johnny und Sascha stellen sich nämlich hübsch taub – oder, das kann ggf. auch sein, sie haben keine Einflussmöglichkeiten.
Sorry:
Was ist das denn für ein Mist??
Die adical-Blogger trauen sich nicht, ihre (nachträglichen) Wünsche an Sascha und Johnny zu richten bzw. wollen die Yahoo-Werbung nicht (mehr)- und werden mit ihren Wünschen ignoriert? Ist sowas noch der eigene Wille oder bereits brutale Corpsmentalität, wo man halt auch eklige Kröten schlucken muss, selbst dann, wenn es einem nicht passt? Jedenfalls, der Zwang, an einmal getroffene Entscheidungen festzuhalten, auch dann, wenn man diese Entscheidungen nicht mehr mag.
Bloggen.
Ist es das, was unser (diesmal schönrednerischer) Johnny immer wollte?
Die Speerspitze von Kommerzialisierung und Duckmäusertum in Blogs. Werbender Unterstützer für aktive Bekämpfer von Menschenrechten – wie Yahoo.
Ich hoffe nicht.
Vllt. sollte man sich fragen, ob es denn in Sachen *yahoo* überhaupt so etwas wie “Unrechtsbewußtsein” auf Seiten der Werbenden und Werbung Vermittelnden überhaupt gegeben hat.
China-Kritik war ja in hiesigen Breitengraden nicht gerade der “Bringer” – problematisch ist (allein ?), daß man sich selbst via G8-Kritik und ähnlichem ein moralisches Hütchen aufgesetzt hat, daß man jetzt nicht schnell genug wie herunterbekommt. :)
Das ist nun mal die Krux an der Sache. Jeder kreist in seiner eigenen Blogospähre. Während sich in China und anderswo blogger sich über mehr Aufmerksamkeit bei dem yahoo-China-Ding gefreut hätten, sind es nun die deutschen blogger, die verzweifelt hoffen, dass in anderen Ländern sowas wie Solidarität mit der Kritik an der Bildzensur bei flickr aufkommt.
Da können die lange warten und Yahoo sitzt das locker aus.
Lobo und Häussler würden es gerne auch aussitzen. Da müssten sie aber samt der adical-blogger die deutsche blogospähre verlassen. Internationalisierung. Würde Lobo wahrschjeinlich gerne sehen und es würde uns ein paar Diskussionen erparen.
Aber Dr. Dean, nun hau mal hier nicht so auf den Putz. Wie war das noch adical, Werbung in Blogs steigert die Unabhängigkeit?
Genau, das erleben wir gerade live und in Farbe, also diese Unabhängigkeit… :D
*Yahoo* kann deshalb hoffen, das ganze auszusitzen, weil in Wirkichkeit “China-Zensur” kein relevantes Polit- oder Medienthema ist.
Nur *adical* & Co. haben das Problem, daß ihr Lager das Ganze nicht so toll findet … und sie sich demnächst nicht mehr wie die (Werbe-)Fische im (Blogger-)Wasser bewegen können. :))
[…] Sehr lesenswerte Blogreaktionen: Kai: Erst blind. Jetzt mundtot. Franz Patzig: I love Flickr – the very subjective view of a German Flickr user on the desaster Kosmar: Yahoo – Flickr – Zensur in Deutschland pl0g: Flickr nervt die User – âthinkflickrthinkâ Don Alphonso: Do ya hoe? Yahoo und Charakter Assbach: The flickr censorship drama – my personal view […]
[…] Sehr lesenswerte Blogreaktionen: Kai: Erst blind. Jetzt mundtot. Franz Patzig: I love Flickr – the very subjective view of a German Flickr user on the desaster Kosmar: Yahoo – Flickr – Zensur in Deutschland pl0g: Flickr nervt die User – âthinkflickrthinkâ Don Alphonso: Do ya hoe? Yahoo und Charakter Assbach: The flickr censorship drama – my personal view […]
Meine Pingbacks bitte einfach löschen. Ich lege keinen Wert darauf, aber ich kann es meinem WordPress auch nicht wirklich abgewöhnen.
Danke!
@38 peter Naja, man versprengt eine aktive Nutzergruppe, die werbetechnisch kaum relevant ist (zu kritisch, zu wenige, zuwenig konsumaffin) und gewinnt eine eher passive aber konsumwillige Nutzerschaft, die sich einiges gefallen lässt. Und das Sahnehäubchen sind dann eine handvoll semiprominenter Promitglieder, Flickr als die BUNTE des Onlinemainstreams. Yahoo stand nie unter dem Generalverdacht eine karitative Vereinigung zu sein, hat den bestverdienenden CEO der Welt und ist doch auch das grösste Onlinemedium, das geht nur über die gesellschaftliche Mitte, die Ränder sind dann nur etwas Salz in der Suppe. Viel Spass beim Auslöffeln.
etwas viele kulinarische Konnotationen, mann sollte nie vor dem Abendmahl kommentieren
Ich glaube die Fronten sind geklärt und jeder hat seine Meinung nicht nur gefunden, sie wird vielmehr militant unabänderbar durchgesetzt.
Für manche zieht das Argument nicht, jede Firma hat Ihre dubiosen Seiten (Siemens, VW). So wird sich weiter auf Yahoo eingeschossen, was auch berechtigt ist, aber auch eine Frage des Betrachtungsstandortes ist.
Würde die Diskussion den Aufhören, wenn Adical Yahoo rauskickt? Nein, die Gegner würden sagen das es zu spät war usw.
Ich lese weiter Spreeblick und andere Blogs die von Adical vermarktet werden, weil die Qualität stimmt und ich Werbung sowieso nur Aktiv konsumiere. Ich schaue auch einen Film auf ProSieben wenn im Break ein Spot für Grünenthal läuft…
Ich wünsche noch eine spannende Diskussion, viel neue Meinungen wird es wohl nicht mehr geben.
bleiben wir unseren idealen treu-
lassen wir uns nicht verbiegen-
lass uns viel gegenöffentlichkeit herstellen-
lasst uns die wahrheit verbreiten, vielleicht können wir einige ignoranten überzeugen-
aber seien wir uns bewusst, dass es ein langer weg ist. wir werden die ergebnisse vielleicht nicht mehr erleben. das machtgefälle in der welt wird immer grösser.
wir haben keine chance-nutzen wir sie!
http://demokratischesinternet.twoday.net/stories/3164954/
mit demokratischen grüssen
g.w.
[…] Es gab im letzten Jahr drei ernsthafte Übernahme- und Kooperationsangebote für die Blogbar. Einmal eine Agentur, die vollkommen indiskutabel war, und zwei bekannte deutsche Qualitätsmedien. Mit denen habe ich mehrere Gespräche geführt, in einem Fall bis zu dem Punkt, an dem es nur noch um Bagatellen ging, die dann aber ausschlaggebend waren für meine Entscheidung, es bleiben zu lassen. Bezahlung, Umfeld, Ausrüstung, Ausbau und Verankerung bei den Medien als externes Angebot waren prima und durchdacht. Die Blogbar wäre vom Konzept her so geblieben, wie sie ist, wir hätten lediglich das Layout an das Medium angepasst, es im Header erwähnt und verlinkt. Keine Werbung, keine Abhängigkeit, meine Leitung, eine journalistische Spielweise, auf der das Medium auch mal journalistische Dinge austesten kann, die in ihrem Angebot nicht möglich wären. Am Rande: Eines dieser Medien kooperiert bei der Suche mit Yahoo. […]
[…] Yahoo, Flickr, Adical – Es hört nicht auf Und weiter geht die Diskussion um Blogs, Werbung, Inhalt und Integrität angeheizt durch Flickr und die Ausperrungen. […]
[…] Anfangen möchte ich mit einem Diskurs, der sich schon seit einigen Wochen in den deutschen Blogs hält. Es geht um die Frage, inwieweit Weblogs Werbung schalten und damit Geld verdienen sollten. Und es geht um die große Frage, ob die populärsten deutschen Blogs, die über das von Sascha Lobo und Spreeblick gegründete Adical Werbeeinnahmen generieren, Banner für Yahoo schalten sollten, dass sich in China mit Zensuren von Weblogs einen Namen gemacht hat! Gleichzeitig dreht sich die Diskussion auch im die Yahoo-Tochter Flickr die wegen der Zensur von Fotos auf der deutschen Seite in den Schlagzeilen steht. […]
[…] In der Blogosphäre kann man sich einen Teil dieser Strategien am Beispiel der Rechtfertigungsversuche der Yahoo-Werbeträger oder auch der Stellungnahmen zur Klügelei beim Grimme-Online-Award ansehen, einen Teil auch im Privatfersehen am Beispiel eines Filmes zum Klimawandel, den RTL ausgestrahlt hat – in dem Versuch, sich damit ratzfatz gegen die Vorherrschende Meinung zu stellen und damit das zu werden, was jedes Medium gerne sein möchte, „Talk of the town“ – in aller Munde. Auch die anderen Einwände hat die Wissenschaft vielfach widerlegt, dennoch stützte sich darauf vor kurzem eine Fernseh-Dokumentation bei RTL namens “Der Klima-Schwindel”. Seine Thesen untermauerte der Film mit der Manipulation von Daten und dem Verschweigen von Gegenargumenten. […]