Rivva und die Tücken der Technik (und möglicherweise auch die der Korruption)
Ich habe nicht viel übrig für Aggregatoren, die sich aus dem RSS-Feed der Blogs Inhalte für die eigenen, “übergreifenden” Seiten ziehen – beispielsweise die Schweizer Spammer von Blogbox, die wie viele andere Geld mit der Leistung anderer Leute verdienen wollen – oder besser gesagt, wollten. Bei der Plattform Rivva jedoch ist es was anderes, da wird nicht einfach Inhalt abgegriffen und verwendet, sondern versucht, anhand von Interaktion in der Blogosphäre relevante Themen zu gewichten und abzubilden. Der Entwickler Frank Westphal hat es so konstruiert, dass sich das Portal automatisch die wichtigsten Themen raussucht – und ist jetzt frustriert, weil nach einer gewissen Euphorie die Userzahlen sinken:
Gleichzeitig liegen meine Vorstellungen vom eigentlichen Wert eines Dienstes wie Rivva und die Wirklichkeit, die tatsächlichen Nutzungsmuster offensichtlich weit auseinander. Die Zugriffszahlen nehmen seit Wochen einen steilen Weg nach unten (und ich verstehe nicht, worans liegt …)
Dabei muss man nur mal schauen, welche Geschichten nach oben gespült werden, und welche nicht auftauchen. Die Blogosphäre hat jeden Tag viele schöne Geschichten aus dem Bereich “Tagebuch” und “Privates, aber aus irgendwelchen komischen Gründen tendieren Blogger dazu, diese Geschichten zu ignorieren und nicht zu verlinken. Es gibt einfach die seit Jahren unverrückbare Neigung, auf solche Texte nicht gesondert hinzuweisen. Das ist meines Erachtens dumm, weil es das Entdecken von Schönem enorm erschwert. Und es sorgt dafür, dass andere, die zwar für kein Fünferl schreiben können und keine eigenen Inhalte haben, die sich immer an PR und Medien hochziehen müssen, in den üblichen Charts ganz oben sind. Und nebenbei sorgt das auch dafür, dass diese Texte bei Rivva keine Chance haben
Chancen haben dagegen alle Formen von Linkgeilen – um das mal hart zu formulieren. Man muss sich Rivva nur mal jeden Tag anschauen, es sind oft irgendwelche PR-Texte von Startups oben. Bedanken kann sich Frank Westphal für diese Gülle bei Leuten wie Robert Basic, Jochen Krisch, Alexander Hüsing und dem Pleitier Peter Turi, die momentan versuchen, sich als Meinungsführer im Bereich Web2.0 zu etablieren, und deshalb an Links und Texten raushauen, was geht. Aktuell gerade vorne mit dabei: Ein Geschenkservice, von dem erzählt wird, dass er seine Reputation in gewissen Blogs durch mehr als nur nette Anfragen ergattert hat. Wenn in der zweiten Reihe dann noch die SEO-Bratzen ihre Linkorgien abziehen, wird so eine softwarebasierte Lösung wie Rivva eben unlesbar.
Kurz: Rivva ist, wie auch einige Beifall kaufende Startups, dem Fehler aufgesessen, dass Verlinkung automatisch Qualität bedeutet. Linkschleudern bieten nun mal keine Qualität, und die Linkanzieher sind auch nicht zwingend gut, aber genau das Platte, Hingewurschtelte, Abgeschriebene und populär ins Netz Gekotzte zieht es bei Rivva nach oben. Und deshalb verlieren die Leser meines Erachtens sie Lust an diesem Dienst. Weil Rivva nicht mehr findet, weil Rivva nur Oberfläche abbildet, die man an jeder Ecke der Blogosphäre bei den Linkstrichern auch bekommt.
Ich denke, die technische Lösung könnte eine prima Hilfe sein, sich überhaupt erst mal zu orientieren – und dann manuell die Dinge nach vorne zu ziehen, die wirklich gut, wichtig und neu sind. Einen Leistungsmesser für die Rattenrennen der PR-Abschreiber und Link-Stechschrittparadenbüttel brauchen vermutlich nur die, die von sowas profitieren – Qualität ist was anderes. Und leider ist sie, siehe die strategische Dummheit derjenigen, die schreiben können, schwer zu finden.
Sorry, the comment form is closed at this time.
… Lernfähig :Über die Strategen in ihren ‘Linkschwemmen’ schreibt der Don A. …
Rivva will die Vernetzung darstellen. Und die ist nun mal in der web2.0 Blase am grössten. Ein Kuschel-Portal. Blogs, die aufgenommen werden wollen, brauchen eine Empfehlung von bloggern, die schon drin sind.
Rivva ist dem Fehler aufgesessen, das Plappern Qualität bedeutet.
Wer wirklich einen Eindruck davon bekommen möchte, was in der “Blogosphäre” los ist, sollte sich vielleicht darauf beschränken, Zufallspostings / Zufallsblogs zu lesen.
Kann ich allem zustimmen. Andererseits – meine ich – muss man sich auch fragen, warum dies so ist, bzw. warum es nicht anders ist. Niemand wird davon abgehalten “wunderbare Texte” zu verlinken, niemand wird gezwungen, auf jeden durchfahrenden Blogzug aufzuspringen um für kurze Zeit “Aufmerksamkeit” zu erhaschen.
Solange jedoch diese “Leuchttürme” der Blogbeobachtung solch eine Reputation genießen, muss man sich nicht wundern, wenn es anders nicht klappt. Plappern ist nicht gleich Qualität, da muss man Strappato zustimmen. Im Grunde ist das wie sonst im Leben (auch dem Medienleben) auch. Besondere Qualität findet sich nur selten im großen Diskursspiel der Blogs (oder Zeitungen). Ist auch wie bei der Musik: die Popcharts wiederspiegeln auch nicht musikalische Qualitätsprodukte, sondern offenbar gut verkäufliche und mit viel Geld nach oben gespülte Produkte. Da kann was mal dabei sein, aber das ist selten genug. Und im long tail des Pop ist es nicht viel anders.
Da ist Selbsthilfe eine Chance. Eben hinweisen auf anderes, auf Gutes, auf Qualität, auf geschickte Argumentation, auf gute Argumente, auf neue Sichten, auf einfach schön Geschriebenes etc. pp. Man muss es eben nur machen.
bei den kleinen perlen fällt auf, dass verlinkungen nur spärlich gesät sind. aber wenn, dann auf interessantes neues verweisen. vielleicht sollte daher die linkgewichtung reziprok proportional zur anzahl der links im verhältnis zur anzahl der beiträge eines blogs sein.
Gülle fällt bei jedem an – oder stinkt der Herr nicht beim Sch***? Eben. Vu? Gesehen?
Ich weiß die Antwort: Was bei Rivva vorn drauf ist, interessiert außerhalb Klein-Bloggersdorfs keine Sau.
habe mein Redaktionsteam angewiesen, Rivva-schonend zu bloggen, damit all die kleinen Arte-Blogs endlich auch mal ihren berechtigten Sitzanteil am Rivvatisch bekommen.:)
Aber joke beiseite: es wäre für Frank ein Leichtes, thematisch zu sortieren. Also ein Aufsplitten der Rivva-Inhalte nach Tech, Sport, Musik, Kultur, Privates, Polit, Wirtschaft zB. So kann man sich unter Gleichgesinnten gegenseitig die Eier kraulen. Also a bisserl mehr Hauch von Subleitkulturen.
Mit dem unter Gleichgesinnten hat der Blog-Gott ja Übung.
Ich muss da jetzt aber mal Exciting Commerce etwas in Schutz nehmen (die anderen genannten Blogs kenne ich nicht gut genug).
Exciting Commerce ist für eine bestimmte Zielgruppe ein echter Mehrwert, da dieses Blog hilft, die aktuellen Entwicklungen im Markt im Blick zu behalten. Und da sollte man auch eine Trennung zu Blogs anderer Themengebiete vornehmen (siehe Robert Basic, #8). Macht man das nicht, schert man alles über einen Kamm, dann kommt da eben auch ein plattes Ranking dabei raus, das keine individuellen Interessen berücksichtigt.
Daran aber Jochen Krisch und Robert Basic die Schuld zu geben finde ich ehrlich gesagt etwas – unfair.
[…] lese bei der Blogbar, dass Rivva nicht so recht funzen will. Thomas, der Macher von Rivva, schreibt auf seinem Blog: Mit Ernüchterung stelle ich fest, dass 90% der entwickelten Features, wenn überhaupt, dann nur von einer Handvoll Leute genutzt wird. (Eine tiefer gehende Ursachenanalyse dazu schenke ich mir hier einfach mal …). Gleichzeitig liegen meine Vorstellungen vom eigentlichen Wert eines Dienstes wie Rivva und die Wirklichkeit, die tatsächlichen Nutzungsmuster offensichtlich weit auseinander. Die Zugriffszahlen nehmen seit Wochen einen steilen Weg nach unten (und ich verstehe nicht, worans liegt …) – ja, mir scheint sogar, als könnte ich Rivvas User Interface auf das Abonnieren des RSS-Feeds reduzieren und 90% von Euch wären glücklich damit. […]
Nur kurz, da gerade aufm Sprung:
Problem erkannt, Ressorts werden kommen, zusammen mit weiteren Verbesserungen des Signalrauschabstands.
Wie auch schon woanders geschrieben, ist es nicht so einfach, einem dummen Programm so viel Eigenintelligenz mit auf den Weg zu geben, dass es autonom immer so handelt, wie es für den Menschen offensichtlich und richtig erscheint.
Ich hab über die letzten Monate viel gelernt, was Rivva wie anders machen sollte, und möchte das Gelernte in den kommenden Wochen in Rivva zurückfließen lassen – deshalb auch der Reboot diese Woche.
Von der Funktionsweise her bin ich allerdings zu 100% auf die Empfehlung von Links aus den Blogs angewiesen. Im Rivva spiegelt sich ja nur das tatsächliche Linkverhalten, das ausgesprochene Vertrauen und der gegenseitige Respekt unter Bloggern wider, kurz: das soziale Gefüge. Kann Kommentar #4 (HUFI) also nur applaudieren: Wer oder was nicht verlinkt wird, existiert im Netz eigentlich nicht, hart gesagt. Also verlinkt bitte, was verlinkt gehört … und ihr könnt Rivva so formen, wie ihr es haben wollt.
Bei Frank Westphal sehe ich immerhin eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass der darüber öffentlich reflektiert. Hat ja auch schon angefangen.
Der war bisher ein klar überdurchschnittlich mutiger, kompetenter Mann. Ziemlich bekannt bei Kommerz-Proggern wie mir. Hatte sehr früh eine wirklich schöne Podcast Serie. Hatte auch durch vielbeachtete und recht gut verkaufte Veröffentlichungen zum Thema – hm sagen wir Qualitätsmanagement einen Namen im kommerziell wohl dominierenden J2EE-Bereich und ist dann aus Überzeugung auf Ruby-on-Rails gewechselt.
Bei Zeitungen verkauft sich ja auch die BILD ziemlich gut. Auch in Zeitungen mit einem gewissen Anspruch an den Leser werden Verisse ja auch gern gelesen. Vermutlich bildet die Blogosphäre damit nur die aus Print bekannte Lust am Skandal und Easy-Reading der ungewaschenen Massen (die wir irgendwie alle sind) ab.
Ich les auch manchmal PI und hab dann dieses warm fuzzy feeling: Ihr seid vielleicht ein paar Blödmänner. Oder als letzte Woche Richter Cerda den Pinochet Clan wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern ins Gefängnis gesteckt hat, hab ich mir direkt reingezogen, in welche geistigen und moralischen Abgründe sich die Ekel-Rechte-Comentaristas nun stürzen.
Les aber nicht nur diesen dunkles Zeugs. Bezieh das aber aus redaktionell betreuten Quellen meines Vertrauens. Redakteure oder Solo-Publizierer lassen sich eben nicht durch Technik und Statistik ersetzen.
Robert Basic hat immerhin diese Editier-Funktion…
Hab meinen Beitrag angefangen, bevor ich Frank Westphals Kommentar gelesen habe. War vielleicht noch nicht da. Bestätigt sowieso irgendwie, was ich versuche zu sagen.
Ich kann dem Tenor des Artikels nur voll und ganz zustimmen. Einen Platz bei Rivva bekommt wer ohnehin schon hohe Leserzahlen hat oder sein Angebot über Backlinks pusht.
Ein Zusammenhang zwischen diesen Faktoren und der Qualität der Artikeln ist aber nicht gegeben. Vielleicht ist Rivva ein guter Einstieg in die Blogsphäre, um mal zu schauen was gerade populär ist, um einen ersten Eindruck von aktuellen Themen zu bekommen.
Aber dann wird es lanweilig, denn spannende Themen müssen nicht unbedingt viele Leser haben. Und große Themen (wie aktuell der Bahnstreik) werden inflationär bebloggt aber keiner will mehr darüber lesen, da in in den Blogs im Moment eh nur die Meinung der Medien aufgekocht wird und ein informeller Mehrwert fehlt.
So bliebt einem wohl auch weiterhin nichts anderes übrig, als selbst wichtige von unwichtigen Nachrichten zu trennen, der automatischen Nachrichtenlese prophezeie ich zumindest keine Zukunft.
Wer oder was nicht verlinkt wird, existiert im Netz eigentlich nicht.
Dann kann ich mein blog ja dicht machen. Ich weiss nicht, was meine 200-250 Leser dazu sagen würden. Einige, insbesondere die mit den IP-Adressen der Pharmakonzerne, wären sicher froh drum.
Ich kann nur das wiederholen, was ich schon oft in der blogbar geschrieben habe: “Statt sich gegenseitig die E.. zu kraulen”, wie es der Blog-Gott ausdrückt, sollte es eigentlich darum gehen, Leser und user ausserhalb der Blogospähre zu erreichen. Nur dann steigt die gesellschaftliche Relevanz (wie man auch immer dies bewerten will) der blogs insgesamt – oder in einzelnen Branchen/Bereichen. Diskussionsstränge zusammenführen, wie bei Rivva, hilft nur denen, die diskutieren (oder besser plappern).
Hab noch nie zuvor von diesem Dienst gehört – ehrlich. Und wenn ich das hier so lese (einschließlich Kommentare), dann erinnert mich das irgendwie an Blogscout, den ich auch nicht vermisse.
Klein-Bloggersdorf wird mit oder ohne solche Dienste existieren, Großkotz-Bloggersville allerdings scheint wohl drauf angewiesen (besonders jetzt, wo blogscout nimmer existiert…).
Also, kein Thema für mich. Ich nutz das Ding nicht, und ob mich da einer verlinkt oder empfiehlt, ist mir schnurz – eigentlich will ich gar nicht verlinkt werden, wo all die Mainstream- und Linkhuren-Marketingaffen-blogs gepostet werden.
Ja ja, ich bin für Abgrenzung! In diesem Fall.
Ein wenig blass ihr Text und dazu noch simple Resteverwertung. Da war doch schon mal mehr.
@Strappato: “Ich kann nur das wiederholen, was ich schon oft in der blogbar geschrieben habe: “Statt sich gegenseitig die E.. zu kraulen”, wie es der Blog-Gott ausdrückt, sollte es eigentlich darum gehen, Leser und user ausserhalb der Blogospähre zu erreichen.”
Damit hast du aber sowas von Recht! Es geht wirklich um das Ende dieser verf***ten Selbstreferenzialität der “Top”-Blogger, die permanent über Sachen bloggen, die nur sie und ihresgleichen interessiert. Das ist ja Gottes BILDblog schon eine verdammt rühmliche Ausnahme. Ansonsten immer: Medientypen bloggen über Medientypen, die über Medien bloggen (plus di unvermeidlichen Web- und Sonstwas-Gestalter). Booooring!
Aber das ist doch alles nicht so schwarz/weiß. Wie Strappato erwähnt hat, wenn ichs richtig verstehe, sind doch die Wirkungsweisen mancher Webpublikation (auch Blogs) durchaus nach außen gerichtet. “Erfolg” innerhalb der bloggenden Gruppe ist dann eben zunächst auf diese Gruppe weitgehend beschränkt und gut ists. Kann man ja als Ziel für sich so definieren und dann funktionieren die berühmten 10 Dingenssachen, die man machen muss, auch.
Zielt man mit seinen Texten auf andere Welten, dann wird auch das einen Weg finden. Die Wirkungsweise eines Textes kann ja auch durch einen einzigen Leser etwas bewirken. Blogs können ein abgeschlossenes System für sich wollen, aber sie müssen das nicht wollen müssen. Und so bilden notwendigerweise alle Blogscouts dieser Welt nur diesen kleinen Teil von Gedankenentwicklung ab. Anderes steht in Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Gesprächen irgendwo und ichweißnichtwasnochanderes. So what?
Améry hat vieles davon in seinem Vorwort zu “Widersprüche” unter dem Titel “Der Terror der Aktualität” 1971 abgehandelt: Zum Beispiel als Sammeln von “Meinungen über Meinungen”: “Denn zwar erfahren wir Meinungen – vielleicht sogar echte, was hier nicht weiter diskutiert werden soll -, aber wir werden uns nur selten bewußt, daß diese Meinungen auf einem weitgehend blinden Glauben an andere Meinungen beruhen und daß die selten aus der Authentizität des Individuums erwachsen. Diesem Mechanismus, der stets ein prekäres Äquilibrium – „die öffentliche Meinung“ – einwägt, sind wie allemal untertan, seien wir nun Konsumenten oder Produzenten der Meinung.” (S. 14)
Das Spiel funktioniert ja auf allen Ebenen. Heute sind es Buzzwords, die diesen “Terror” ausüben und die zugleich die Auseinandersetzung oft lähmen, weil dahinter nicht mehr viel kommt. Und das ist bei manchen Blogs so langweilig wie beim Rest anderer Publikationsformen.
Strappato ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch anders geht.
Ich lese aus dem Artikel einfach die Wahrheit heraus, dass man Lesenswertes für die Leser berichten und verlinken soll. Ob per Blog, Webseite, Blogroll oder del.icio.us ist wahrscheinlich relativ egal.
Eine Seite, die ich in irgendeiner Art merkenswert finde, kriegt von mir eine kurze Miniblog-Notiz bei del.icio.us und fertig ist die Empfehlung (s. Link).
Irgendwann packe ich das auch noch einmal halbwegs vernünftig (Krücke bzw. Negativbeispiel s. Link) in ein eigenes Ressort auf meine Seite…
PS: Ich vermisse die tagesaktuellen Referrer-Berichte von blogscout.
Ein Link war früher einfach mal nur ein Verweis, aber inzwischen haben Links eine neue Bedeutung, weil Google, Technorati, Rivva etc. Links als ein Votum interpretieren und daraus irgendwas abzulesen versuchen. Wer nicht gerade SEO, Ego-Vermarkter im Bloggerkostüm, oder Affiliate-Pyramidenspieler ist, verlinkt meist ohne Gedanken über den Einfluss der Links auf solche Tools. Ich persönlich habe jedenfalls keine Lust, daran was zu ändern. Google, Technorati und Rivva werden mir nicht sagen, wie ich zu verlinken oder zu bloggen habe.
Andererseits sollte man die Vorbildwirkung von sog. A-Listern nicht unterschätzen. Es gibt viele Blogger, die glauben, bloggen ist, was der Basic macht. Es gibt viele, die Dons Durchstreichen von Schimpfwörtern übernommen haben. Insofern könnte ein großes Blog mit Links zu guten Texten sicher etwas ausrichten.
[…] Die Blogosphäre hat jeden Tag viele schöne Geschichten aus dem Bereich “Tagebuch†und “Privates, aber aus irgendwelchen komischen Gründen tendieren Blogger dazu, diese Geschichten zu ignorieren und nicht zu verlinken., schreibt Herr Mayer dazu. “Korruption” sehe ich bei Rivva weniger (dann schon eher bei allen digg-Klonen – auch meinem eigenen). Eher linken solche “schönen” Autorinnen häufig selbst nicht viel aus ihren Texten heraus, nicht genug, um von anderen Aufmerksamkeitsgestörten, auch manchmal A-Blogger genannt, wahrgenommen zu werden. Vor allem von denen, die sich die Dröhnung täglich geben. Die DBC-100 beispielsweise. […]
Der bisherige negative Höhepunkt der Linkverwertung war meiner Meinung nach die mediale Ausschlachtung des Burma-Konflikts.
Ich würde liebend gerne ständig schöne Texte lesen und freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich Empfehlungen bei Rebellen ohne Markt entdecke, aber das sind einfach nicht genug.
Die Blogperlen-Seite lieblink.de ist ein guter Anfang, aber da ist zuviel Mist dabei. Ich glaube bei schönen Texten nicht an die Weisheit der Masse, ich will redaktionelle Empfehlungen von Leuten, deren Ansichten ich schätze.
Don: bitte mehr Empfehlungen. Und vielleicht auch mal eine Liste Deiner Lieblingsblogs. :)
Bin ein kleiner Muckel und ein gottverdammter Ex-Werber noch dazu und tu doch schon was ich kann. Was muss ich noch alles tun, um zu sühnen^^…
Ich verlinke große Blogs nicht mehr und schrub das auch hin in die Blogrollspalte. Außer den Fontshop-Blog (is halt Typo- und Designerkram, wie er mir gefällt).
Ich verlinke derzeit Cohu aus München und einen Coach (der seinerzeit dm gecoacht hat), der launig über Marketingssprache berichtet. Einen Blog über internationale Literatur, und noch so’n Designerkram, dann den Sinnraum (“verrückter” Mathematik-Professor philosophiert, herrlich). Auch den Ostblog hatte ich mal (ich wechsle gerne, mal den Blog, dann den, weil ich nichts von riesenlangen Blogrolls halte), weil er eine wunderbar einfach Sprache hat, die fast schon Zen ist. Einige Geschichten drin, die sind richtige Perlen der Kurzform.
So das wars: Statt Eigenwerbung Werbung für andere.
Ich versteh ebenfalls nicht, warum das vielen Kleinen so schwer fällt, auf Gutes von anderen hinzuweisen und sie sich statt dessen immer auf den größten Scheißhaufen setzen und Schit fressen nach dem Motto Millionen Fliegen können nicht irren. Muss was mit der Idee zu tun haben, dass man möglichst schnell bekannt werden will und glaubt, nur mit der Methode, sich an Große anzuhängen, gehe das. Hat was Faustisches, dieser Zwiespalt und dieses Verraten der eigenen Seele, ohne es zu merken.
Gibt genug “B(e)ratungs”-Blogger, die das kleinen Bloggern einträufeln, derart vorzugehen (sich überall per Kommentare bekannt zu machen und dann spammen schlichte Gemüter halt wie Teufel, weil ihnen keiner von den B(r)atern gesagt hat, dass sie schon was mit Substanz erwidern sollten). Ist schon Mist das.
Und auf der Business-Seite gibt es ellenlang SEO-Bratung, wie man sich mit Links hochschaufelt und mit einem lausigen Blog, der mit Gesülze vollgestopft ist, seine öde Kommerz-Seite vorne in den Rankings hält.
Gottseidank (aus dieser Sicht Gottseidank, sonst auch übel), geht der Trend zum professionellen Linkkauf (mit Tücken, weil man auch aus Google sehr schön und sehr schnell rausfliegen kann), weil das Spammen allein auch nicht viel bringt. Macht eben auch Arbeit ^^.
SEO-Glaskugel: Google wird der übel gewordenen Linksammlerei auf mittlere Sicht in einem angepassten Algorythmus entgegensteuern, dann fliegen die Linkfritzen und PR-Freaks alle raus und SEOs haben wieder ein bissi zu tun, rauszufinden was. (Neue Geschäftsmodelle winken, harhar).
Wenn wir eine semantische Suchmaschine für alle hätten, die wirklich nach sinnhaftem texttlichen Inhalt suchte, wäre vielen geholfen. Aber vielleicht ist das semantische Web eine romantische Vorstellung.
Immerhin: Große Verlage wie Bertelsmann/Burda (wieder die) verwenden intern für die eigenen Recherchedienste bereits intra-semantische Suchmaschinen für ihre Mitarbeiter. Diese semantische Suchsoftware muss auf proprietärem Server aufgesetzt werden (kann aber auch auf Websuche eingestellt und codiert werden) und kostet im 6stelligen Bereich.
Vielleicht gibt es in zehn Jahren den Linkunfug wirklich nicht mehr (dafür anderen Unfug, sogar wahrscheinlich…)
[…] Zwar gibt es derzeit mal wieder Kritik an den Mechanismen der Blogosphäre, indem nur die größeren Blogs auf die eigenen oder ihnen wichtigen Themen verlinken, doch ändert das nichts an der Tatsache, dass die anderen Dienstleister am Markt nur den überflüssigen, unstrukturierten Feuchtraum bieten, der wirklich der Klowand-Propaganda gleich kommt. Die Struktur bei Rivva formt die Blogosphäre so gut, dass zum Glück keine persönlichen Leidenswege, das Katzenblog oder das Strickblog an Relevanz gewinnen. Aber das obliegt sicherlich einem Leser, nach welchen Suchmustern und Filtern er sich im Netz bewegt. […]
Was gibt es schon an Rivaa auszusetzen? Dass fixmbr und ähnliche Blogs jedem zweiten Artikel (oder wirklich allen Artikeln dort?) ein Trackback schicken, dürfte inzwischen bekannt sein.
Diese ganzen rolligen Kommentierblogs liest doch eh keiner mehr.
Es geht wirklich um das Ende dieser verf***ten Selbstreferenzialität der “Top”-Blogger, die permanent über Sachen bloggen, die nur sie und ihresgleichen interessiert.
Rainer – geht es denn nicht genau darum seine Stimme zu Dingen zu sagen von denen man eine Ahnung hat? War das nicht irgendwie auch so mit eine Intention des Bloggens?
Klar könnte ich mich seitenweise über Dinge auslassen von denen ich keine Ahnung habe und die mich nicht interessieren, aber dann wäre das Blog nach ein paar Tagen dicht.
Und meine A-Blogger sind längst nicht die A-Blogger der anderen oder überhaupt welche, die zu den sogenannten gezählt werden. Was nicht heißt, dass ich nicht auch ab und an in den Mainstream bei Rivva schaue – einfach nur um die Strömung zu beobachten und eventuell Steine reinzuschmeißen… ;-)
Dass literarische hochanspruchsvolle Texte nicht verlinkt werden ist sicherlich bedauernswert aber das kann ja Jeder ändern.
(Hiermit also mal auf die To-Do-Liste gesetzt – das Wort Qualitätsoffensive aber bitte nur im ironischen Tonfall denken…)
Ad Astra
Ähnlich ist FACTS 2.0 (www.facts.ch). Traurig, traurig!
Warum werden die Geschichten und Geschichtenerzähler(innen) so selten erwähnt, verlinkt, benannt?
Mich deucht, hier wirkt noch etwas anderes. Der Hausherr schreibt: “Die Blogosphäre hat jeden Tag viele schöne Geschichten aus dem Bereich “Tagebuch” und “Privates, aber aus irgendwelchen komischen Gründen tendieren Blogger dazu, diese Geschichten zu ignorieren und nicht zu verlinken.”
Dafür gibt es Gründe – gute vielleicht. Eine gut erzählte Geschichte, die einen wirklich anrührt, lässt den Leser oder die Leserin in einem anderen Zustand zurück. Man ist erstaunt, irritiert – wie immer wenn man im scheinbar Vertrauten neue Aspekte entdeckt – vielleicht sogar verstört oder auch irgendwie erfüllt, befriedet.
Das Alles sind keine inneren Zustände, die nach Aktion rufen – nicht nach Verlinkung, auch nicht unbedingt nach Kommentierung. Das ist anders als bei Empörung oder Verachtung gegenüber irgendwelchen Widerlingen, was der Treibstoff für eine Sauhatz wäre.
Nein, der gute Text macht den Leser still, demütig. Er steht für sich, er ist sich selbst genug – und benötigt nichts durch den Leser an Aktion.
Verlinkung ist laut – Verlinkung schreit in die Welt: Ich habe hier was entdeckt, das ist toll! (Kommentierung schreit: Ich weiß aber etwas besser – oder zumindest anders …)
Der gute Text erzeugt eher so etwas wie Andacht. Nicht nur, dass hier jegliche Motivation nach lärmender Aktion fehlt – es wäre auch störend. Es stellt sich das Empfinden ein, dass jeglicher Lärm diese Andacht mindert, oft sogar verhindert.
Der gute Text pflanzt im Leser, in der Leserin, die Ahnung: Alles, was ich tun kann, würde das Staunen und den Genuss stören. Es würde gerade dem, was man mag, weil es in der Seele etwas zum Klingen bringt, Schaden zufügen.
Das Geräusche machen bleibt dann den Werbefuzzis, Egomanen, Selbstdarstellern. So ist das eben.
Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort, das in etwa lautet: Die höchste Form der Freude ist still.
Die Sache mit Rivva und dem schwindenden Interesse
Selbstreferenziell ist die Blogosphäre, an der wir hier teilnehmen. Genau das kann man ihr vorwerfen. Aber schlimmer noch als gewollte Selbstreferenz ist eine rein technische Auswertung eben dieser. Ist das so? Aktuell hoch in der Diskussion ist ein g…
Ich würde auch im Sinne von Kommentar 30 mutmaßen, dass sehr gute Artikel – Perlen eben – nicht dazu führen intuitiv die Reaktion a la “Das muss ich der Welt unbedingt empfehlen” auslösen.
Denn jeder Beitrag “repräsentiert einen Augenblick, in dem jemand ruhig – und diese Ruhe ist zweifellos ein Teil des Wunders – dasaß und versucht hat, dem Rest von uns eine Geschichte zu erzählen.“ und wenn diese Geschichte (in welcher Form auch immer) berührt steht das Verlinken auf der Verhaltenshierarchie wahrscheinlich weit unten.
@ Katja und @ Gruschelnix
Stimmt, das mit der Stille. Gute Einwände.
Denke ich jedoch länger darüber nach, muss ich sagen, dass man sich zwar gerne einen wunderschönen Sonnenuntergang oder einen berührenden Film anschaut. Aber die sind doch noch schöner, wenn man sie mit jemandem teilenkann. Ich glaube, das geht den meisten so, außer sie sind ausgesprochene Einzelgänger und haben nie Lust, Freude oder Ergriffenheit zu teilen.
Vielleicht haben wir alle ein bisschen das sharing, das Teilen verlernt?
Es stimmt schon, dass man im Moment des Berührtseins nicht gleich dran denkt, ui, das muss ich sofort in der nächsten Sekunde verlinken. Wenn die Geschichte jedoch Substanz hat, wirkt sie länger als einige Sekunden nach (das ist ein Merkmal wirklich guter Geschichten)und man könnte (wenn man sich wieder gefangen hat) sehr wohl hergehen und anderen sagen: Lest das mal, das ist eine gute Geschichte. Also ich mach das dauernd, aber vielleicht gehöre ich zu einer aussterbenden Art.
Vielleicht sind diejenigen, die sehr viel im Internet unterwegs sind (mehr als 26 Wochenstunden), ein bissi zu arg einzelgängerisch und kurzfristig verkonsumierend unterwegs? Vor’m Computer ist es physisch einsam, auch wenn man glaubt, am kommuniziere mit der ganzen Welt. Einen Papp tut man: man kommuniziert nicht (das bildet man sich nur ein, weil man am Netz hockt), man konsumiert. Daher kommt das da oben Beschriebene von das: Man teilt nicht (das wäre kommunizieren), man zieht sich was rein. Eine Egonummer, nix weiter. Das Internet hat uns bereits verändert und wir haben es nicht gemerkt.
[…] Rivva – für manche Blogger der Nachfolger des Blogscouts. Ich stehe diesem Projekt kritisch gegenüber – nicht, dass ich was gehen den Macher habe, aber Blogscout war nicht zensiert! Ich hatte nicht den Mut dies auszusprechen. Gut dass erfahrene Blogger den Mut aufbringen und Rivva kritisch beäugen. […]
Links sind mittlerweile nützten in Zeiten von Hardcore SEO Spammern eher wenig um die Qualität eines Textes zu beurteilen. Auch der Inhalt muss nicht zwangsläufig gut sein – im Internet wird häufig auch auf Schlechtes, Skurriles und Falsches verlinkt, einfach weil es lustige rund interessanter ist.
[…] Der Link. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber auch ein wenig inflationär. Jedenfalls hält der Link das Gefüge Web zusammen, was wäre die Sprache ohne Verben. Gerade in der Blogosphäre und noch drastischer bei einer Technik wie dem Memetracking sind Links das Lebenselixier. Aber was passiert wenn man den Mensch, der den Link setzt, aussen vor lässt? Bessere Frage: Was passiert wenn man eine Technik wie das linkbasierte Memetracking mit einer Qualitätscommunity kombiniert? Sollte man dann gar in den Untiefen des Webs, der Feeds, der Blogosphäre das herausfischen können, was ansprechend und eventuell sogar ein wenig exklusiv ist? Schwierige Fragestellungen an die sich hier und da mehr oder minder Web2.0-ige Dienste herantasten mit unterschiedlichstem Erfolg. Frank Westphal ist sogar nach vorne geprescht und hat seine Bedenken bezüglich der Attraktivität seines Memetrackers Rivva, der derzeit ohne partizipative Community auskommt, öffentlich gemacht. Und Don Alphonso hat dies aus einer berechtigen Anspruchshaltung heraus kommentiert. […]
Die Sache mit Rivva und dem schwindenden Interesse…
Selbstreferenziell ist die Blogosphäre, an der wir hier teilnehmen. Genau das kann man ihr vorwerfen. Aber schlimmer noch als gewollte Selbstreferenz ist eine rein technische Auswertung eben dieser. Ist das so? Aktuell hoch in der Diskussion ist ei…
[…] Rivva – für manche Blogger der Nachfolger des Blogscouts. Ich stehe diesem Projekt kritisch gegenüber – nicht, dass ich was gehen den Macher habe, aber Blogscout war nicht zensiert! Ich hatte nicht den Mut dies auszusprechen. Gut dass erfahrene Blogger den Mut aufbringen und Rivva kritisch beäugen. […]
[…] Rivva – für manche Blogger der Nachfolger des Blogscouts. Ich stehe diesem Projekt kritisch gegenüber – nicht, dass ich was gehen den Macher habe, aber Blogscout war nicht zensiert! Ich hatte nicht den Mut dies auszusprechen. Gut dass erfahrene Blogger den Mut aufbringen und Rivva kritisch beäugen. […]