Ich habe nicht viel übrig für Aggregatoren, die sich aus dem RSS-Feed der Blogs Inhalte für die eigenen, “übergreifenden” Seiten ziehen – beispielsweise die Schweizer Spammer von Blogbox, die wie viele andere Geld mit der Leistung anderer Leute verdienen wollen – oder besser gesagt, wollten. Bei der Plattform Rivva jedoch ist es was anderes, da wird nicht einfach Inhalt abgegriffen und verwendet, sondern versucht, anhand von Interaktion in der Blogosphäre relevante Themen zu gewichten und abzubilden. Der Entwickler Frank Westphal hat es so konstruiert, dass sich das Portal automatisch die wichtigsten Themen raussucht – und ist jetzt frustriert, weil nach einer gewissen Euphorie die Userzahlen sinken:

Gleichzeitig liegen meine Vorstellungen vom eigentlichen Wert eines Dienstes wie Rivva und die Wirklichkeit, die tatsächlichen Nutzungsmuster offensichtlich weit auseinander. Die Zugriffszahlen nehmen seit Wochen einen steilen Weg nach unten (und ich verstehe nicht, worans liegt …)

Dabei muss man nur mal schauen, welche Geschichten nach oben gespült werden, und welche nicht auftauchen. Die Blogosphäre hat jeden Tag viele schöne Geschichten aus dem Bereich “Tagebuch” und “Privates, aber aus irgendwelchen komischen Gründen tendieren Blogger dazu, diese Geschichten zu ignorieren und nicht zu verlinken. Es gibt einfach die seit Jahren unverrückbare Neigung, auf solche Texte nicht gesondert hinzuweisen. Das ist meines Erachtens dumm, weil es das Entdecken von Schönem enorm erschwert. Und es sorgt dafür, dass andere, die zwar für kein Fünferl schreiben können und keine eigenen Inhalte haben, die sich immer an PR und Medien hochziehen müssen, in den üblichen Charts ganz oben sind. Und nebenbei sorgt das auch dafür, dass diese Texte bei Rivva keine Chance haben

Chancen haben dagegen alle Formen von Linkgeilen – um das mal hart zu formulieren. Man muss sich Rivva nur mal jeden Tag anschauen, es sind oft irgendwelche PR-Texte von Startups oben. Bedanken kann sich Frank Westphal für diese Gülle bei Leuten wie Robert Basic, Jochen Krisch, Alexander Hüsing und dem Pleitier Peter Turi, die momentan versuchen, sich als Meinungsführer im Bereich Web2.0 zu etablieren, und deshalb an Links und Texten raushauen, was geht. Aktuell gerade vorne mit dabei: Ein Geschenkservice, von dem erzählt wird, dass er seine Reputation in gewissen Blogs durch mehr als nur nette Anfragen ergattert hat. Wenn in der zweiten Reihe dann noch die SEO-Bratzen ihre Linkorgien abziehen, wird so eine softwarebasierte Lösung wie Rivva eben unlesbar.

Kurz: Rivva ist, wie auch einige Beifall kaufende Startups, dem Fehler aufgesessen, dass Verlinkung automatisch Qualität bedeutet. Linkschleudern bieten nun mal keine Qualität, und die Linkanzieher sind auch nicht zwingend gut, aber genau das Platte, Hingewurschtelte, Abgeschriebene und populär ins Netz Gekotzte zieht es bei Rivva nach oben. Und deshalb verlieren die Leser meines Erachtens sie Lust an diesem Dienst. Weil Rivva nicht mehr findet, weil Rivva nur Oberfläche abbildet, die man an jeder Ecke der Blogosphäre bei den Linkstrichern auch bekommt.

Ich denke, die technische Lösung könnte eine prima Hilfe sein, sich überhaupt erst mal zu orientieren – und dann manuell die Dinge nach vorne zu ziehen, die wirklich gut, wichtig und neu sind. Einen Leistungsmesser für die Rattenrennen der PR-Abschreiber und Link-Stechschrittparadenbüttel brauchen vermutlich nur die, die von sowas profitieren – Qualität ist was anderes. Und leider ist sie, siehe die strategische Dummheit derjenigen, die schreiben können, schwer zu finden.