Ein weiterer grandioser Sieg der unaufhaltsamen Professionalisierung der deutschen Blogosphäre!
Und natürlich kann jeder, der will, ernsthaft bezweifeln, dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht. Es ist sogar ganz leicht. Er muss nur die Augen zumachen.
Bildblog-Autor Stefan Niggemeier am 13. April 2007 in seinem Privatblog in Erwartung eifriger Werbebuchungen über Adical
Früher konnte ich das Blogvermarktungsnetzwerk Adical nicht leiden, weil man mich erst gebeten hat, die Sache ruhig anzuschauen – was ich, erst mal positiv eingenommen von der Idee, tat – und dann ein paar widerliche kleine und grössere Kampagnen gefahren hat, wohl in einer Mischung aus persönlicher Anlehnung und Hoffnung, mit Adical sowas wie eine ungestörte Hegemonie auf dem Markt der Blogwerbung zu erreichen. Ob es nun die andauernden Debatten waren, die die vielen erhofften Werbekunden ausbleiben liessen, technische Probleme, grosskotzige Übertreibungen, andere Vermarktungsansätze – ich weiss nur, dass nach einem Jahr Adical definitiv nicht dort ist, wo sich die Macher Sascha Lobo und Johnny Haeusler zu Beginn hinpromoten wollten.
Menschlich ist in diesem Konflikt keine Eskalation mehr zu erwarten, nachdem seit vorgestern die Geschichte neben den seit ein paar Monaten andauernden Spamattacken von offensichtlichen Freunden gewisser Adicalteilnehmer in meinen Blogs und der Neigung, den Konflikt über die körperlicher Erscheinung zu spielen, auch noch einen offen schwulenfeindlichen Aspekt bekommen hat. Ich bin zwar nicht schwul, habe aber lange zusammen mit Schwulen an einer Radioshow gebastelt, bin aufgrund meiner familiären Herkunft selbst Angehöriger einer früher ebenfalls diskriminierten sog. “Minderheit” und denke, dass nach “unten” nicht mehr viel nicht mehr möglich sein dürfte, selbst wenn es hier dank Spamblocker nur noch in meinem Mails aufschlägt. Wie üblich, sind es dann neben ein paar wenigen herausragenden Beispielen unter den Begünstigten doch die Fanboys, Schlachtenbummler, Partner und Bloghools, die mehr oder weniger akzeptiert oder gefördert die “Debatte” um die Kommerzialisierung auf eine Stufe bringen, die man bislang nur aus der rechtsradikalen Ecke der Blogosphäre kannte. Wer gegen Adical ist, ist fett, “schwul”, lebt von seinen Eltern, ist ein kaputter Versager, erfindet seine Freunde, hat etwas zu kompensieren oder selbst was zu verbergen, so die gängigen Thesen. Kennt man inzwischen. Dank Verhaltensmuster und IP erkennt man dann hoffentlich auch diejenigen Zeitgenossen, die Unterstützer der nichtkommerziellen Seite zu sein vorgeben und die Kommentare mit Thesen fluten, die für die “Begünstigten” rechtlich höchst problematisch sein können.
Glücklicherweise war ich eine Weile in Urlaub, und kann das Ganze mitsamt den Beteiligten eigentlich nur noch als Kommödie auffassen, und mit leichtem Herzen weiter zuschauen, wie sich das tolle Projekt aus der Hauptstadt der deutschen Topblogger entwickelt.
Deshalb das Neueste hier eine Multiple-Choice-Frage – mehrere Antworten können richtig sein.
Wenn sich das Vermarktungsnetzwerk Adical wegen eines Rechtsanspruchs einer nicht unähnlichen Firma in “Nads” umbenennt und dann nur ein paar Tage später den Namen gleich nochmal zu “Adnation” ändert, aber noch immer keinen relevanten Inhalt auf der Seite hat, dann ist das
[ ] hochprofessionell
[ ] ein weiterer Beweis, dass die Professionalisierung der Blogosphäre voranschreitet
[ ] ein kluger Entschluss, denn mit Nads hätte es schnell andere rechtliche Probleme geben können – neben dem amerikanischen Slangausdruck für bescheuert nennt sich so ähnlich auch ein bekannter Schokoriegel
[ ] endlich mal ein wenig Abwechslung
[ ] das geniale Prinzip der permanenten Revolution auf dem Niveau der Berliner digitalen Bohäme
[ ] eine konsequente Fortschreibung bisheriger Adical-Erfolge
[ ] ein toller Claim für den allumfassenden Ansatz der Betreiber, es gleich ganz, ganz gross zu machen.
[ ] ein Hinweis auf den unmittelbar bevorstehenden Durchbruch
[ ] eine peinliche Ungeschicklichkeit, die als solche zu bezeichnen allerdings mit nicht mit weniger als 100 Spameinträgen bei Rebellen ohne Markt, eine dicke Knetfigur einer Amateurbildhauerin inclusive Verlinkung dreier Adical nahestehender Blogs sowie die Diskussion in einem Berliner Keller um die Möglichkeit, vielleicht doch irgendwie meinen Arbeitgebern mal einen Hinweis zu geben, bestraft werden kann.
Sorry, the comment form is closed at this time.
ein ziemlich trefflicher beitrag. ist die adical-historie doch schon seit geraumer zeit eine einzige lachnummer. angefangen von der unterirdischen informationspolitik über die “gerade viel um die ohren”-posts bis hin zum aktuellen “neubeginn”. man kann nur raten: macht doch den laden einfach dicht. diese vorgeschichte kriegt ihr sowieso nicht mehr los. eine bäcker, der erst vollmundig rumkrakeelt, dann seine brötchen backt wann er gerade lust hat und zwischendurch mit seinem laden ein paar mal umzieht, wird auch nicht mehr erfolgreich werden.
Wenn ich mich nicht täusche, meinst du Nuts (=bescheuert) [bekannt durch den bekannten Film mit Barbara Streisand]. Nads würde übersetzt eher “Eier” bedeuten.
Adnation ist aber auch wahrlich kein toller Griff in die Buchstabenkiste. Soll wohl eine Kombination aus Advertising und Nation sein. Warum immer diese Anglizismen? WerbeLand wäre doch auch so schön gewesen. Und ehrlich.
Naja, ist ja halt auch schon vergriffen. Hätten sie gleich Nuts nehmen können, kommt der Sache schon ganz nah.
adnation knüpft beim Namen an historische Vorbilder an. “Blognation” war ja auch der grosse Knaller, der das web2.0 in seinen Festen erschüttern sollte.
Alle Antworten mit Ausnahme der letzten sind richtig!!!
Tja, soviel zur unternehmerischen Kompetenz…
Ob die sich vorher mal angesehen haben, was das im englischen Sprachraum bedeutet? :-)
Ich favorisiere die Bohäme Berliner Prägung. Wie sagte schon Heinz Erhardt: wer den Schaden hat spottet jeder Beschreibung. Zwar habe ich so gut wie nichts mitbekommen, was die “Argumente” der Befürworter des Kommerzbloggens betrifft, sollten die aber wirklich mittlerweile das von Dir angesprochene Niveau erreicht haben in der Kritikerbeschimpfung, wird es ihnen weitaus mehr zu Schaden gereichen als Dir oder mir oder überhaupt den Kritikern.
Ich glaube ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich Johnny’s und Lobos Idee eigentlich ganz gut finde – zumindest dessen Basis, gute, passende Werbung für Blogger und deren Kunden zu entwickeln.
Doch dass das Bisherige doch etwas enttäuschend war, dass kann man nicht bestreiten. Und der neue Name, “Adnation”, ist auch nicht gerade etwas, das man als einfallsreich oder besonders kreativ bezeichnen kann.
Immerhin – sieben Kommentare bis zum ersten typischen Eintrag eines Spammers auf der gelöschten Nummer 8, bezeichnenderweise über eine bei solchen Leuten beliebte Verschleierungs-IPs von ovh.net. Ts. Ein Vollprofi.
“Adnation”? Ich glaubte erst an einen Scherz, aber die Info steht auch in anderen Blogs so. Gehört denen auch die entsprechende de-Domain, auf der noch kein Inhalt zu finden ist (“Bitte versuchen Sie es in 4267 Minuten nochmal”)? Wenn das so weiter geht, hat die Agentur bald mehr Namenswechsel als Kunden vorzuweisen. :-)
Sehr berechtigte Kritik, aber wirklich konstruktives hört man hier ja auch nicht. Wie würde zum Beispiel Mark S. eine Firma nennen, die er mit seinem eigenen Geld gegründet hätte?
Wäre Jürgen an seiner Seite, um nachzusehen, was das im armenischen Sprachraum bedeutet?
Würde Franktireur mit dem Don eine Firma gründen? Oder kann sich man nur aus dem sicheren Angestelltendasein über Gründer lustig machen?
Ich würde keine Firma gründen, die wenig Aussichten auf Erfolg hat. Meine Vorbehalte habe ich vorher schon direkt und ehrlich einem Gründer mitgeteilt, und daran hat sich nichts geändert:
Denn um davon leben zu können, müsste man Mondpreise verlangen. Mondpreise, die durch nichts gerechtfertigt sind. Blogleser sind meines Erachtens genau der Typ Leser, der keine Lust auf Werbung hat. Und dann sind es jeden Tag 2/3 die gleichen Leser, jede Kampagne ist nach ein paar Tagen sinnlos. Ausserem habe ich es a priori bezweifelt, ob ein “Werber” ein guter Werbeverkäufer ist, und massiv vor der Personalie Lobo gewarnt. Ich kenne Frank nicht persönlich, aber ich würde bei einer Gründung nach Qualifikation gehen. Und nicht zu Freunden, die gerade da sind, mit grossem Maul und nichts ausser ein paar Insolvenzen dahinter.
Solange es dann noch hunderte anderer käuflicher Blogger gibt, die es bei Trigami für ein Butterbrot tun, sehe ich da keinen Markt für ein Premiumangebot, das die ausgesuchten Blogs aus Spreeblicks Freundeskreis aber schon von Beginn an nicht waren. Einen Markt sähe ich, wenn es eine Kartellbildung der Besten gäbe, einen einzigen fähigen Verkäufer und den Willen der Beteiligten, etwas mehr zu tun als Zeug ins Netz zu schreiben. Huffibgton Post und Boing Boing sind ja auch nicht nur irgendwelches Geschreibsel, sondern harte Arbeit. Und das wiederum ist ein Konzept, das nicht im Businessplan von Adical stand. Adical war “Wir vermarkten Euch so, wie ihr seid, und ihr kriegt enorm hohe TKPs”. oder, wie Lobo meinte “Ich mache euch alle reich”.
Nachher war es dann eben Ironie, die kleine GbR-Schwester des Insolvenzantrags. Aber selbst unter idealen Voraussetzungen glaube ich nicht, dass man in Deutschland, von Ausnahmen abgesehen, mehr als mit Kellnern verdienen kann.
Und nein, ich bin kein Angestellter. Ich habe einen ordentlich bezahlten Job in einem sehr kleinen Markt, auf dem ich mich jeden Tag wieder beweisen muss.
Sie hätten bei Nads bleiben sollen, denn das wäre für uns Amis noch lustiger als “Dusch das”.
http://www.urbandictionary.com/define.php?term=nads
“Wie würde zum Beispiel Mark S. eine Firma nennen, die er mit seinem eigenen Geld gegründet hätte?”
Natürlich “BGE” – “die Beste, Größte und Erfolgreichste”. Hab die Gründung dann aber verschoben, weil die Domain schon weg war. ;-)
Und nein, ich lebe nicht im “sicheren Angestelltendasein”, sondern bin (mal mehr, mal weniger erfolgreicher) Freiberufler.
@ Klabautermann
Wenn ich mir schon einen Namen gebe, dessen erste Silbe aus dem englischen Wort für den Zweck meiner Unternehmung kommt, dann tippe ich das einfach mal bei einer grösseren Suchmaschine ein und sehe nach was passiert. ;-)
Da braucht man eigentlich keine Hilfe.
Nads wäre doch ein guter Begriff gewesen, um zu beweisen, daß die Werbemacher Eier haben.
Das Problem ist halt, wenn man dicke Backen macht, man auch leisten muß.
Wenn schon GrimmeBerlin es nicht packt, seinen Blog-Freunden relevante Einnahmen zu verschaffen (Führ mich zum Schotter !), sollte man (sich) eingestehen, daß es nicht funktioniert.
Komisch, wie manche Leute darauf kommen, dem Don seinen Job “vorzuwerfen”. Dabei ist es doch gerade ein Armutszeugnis für die Typen, die das, was der Don nebenher macht, “hauptberuflich” nicht mal besser hinbekommen. Um so erbärmlicher, das diese Leute offensichtlich Ihre kühnen Kapitalisierungspläne noch nicht mal realisiert bekommen und so wohl noch von (familiären?) Spenden leben müssen?
Naja… Hauptsache der Johnny von Spreeblick bekommt von irgendwo seine Fetischobjekte finanziert (wie armselig):
http://www.spreeblick.com/2007/08/23/podcast-vom-2382007/
Der ulkige Lobo scheint sich ja derzeit verstärkt um Präsenz in den “richtigen” Medien zu bemühen und sülzt dafür z.B. für D-Radio:
http://www.breitband-online.de/index.php?id=startseite_blogspiel&rm=detail&track_id=2253e5abd4350d44d64ca2117526965f
Ich kann mir nicht helfen, ich lese “Nads” als ein verschliffenes, durch das schnelle Sprechen zusammengezogenes “No Ads” — und das deckt sich trefflich mit meinen Absichten.
Aber eine tolle Firma braucht man dafür nicht… :D
@Klabautermann: ich befinde mich nicht in einem sicheren Angestelltendasein und bin auch nicht materiell vermögend.
Außerdem erschleißt es sich mir ehrlich gesagt nicht, was die Frage, ob ich mit Don eine Firma gründen würde, mit meiner inhaltlichen Kritik an den “adical” -(oderwieauchimmerdasnunheisst) Gründern zu tun hat. Im Übrigen würde ich die ähnlich wie Don beantworten. Bei mir kämen zur Qualifikation und Verläßlichkeit eines Partners als wichtiges Kriterium noch die Vertrauenswürdigkeit hinzu. Ohne eine passende Geschäftsidee wäre das alles aber bloße Makulatur.
Äh? Wo?
Bei stefanniggemeier+de gibt’s am 13.April2008
einen (einzigen) Artikel mit ‘Heuchler’ als
Überschrift.
Ich bin dumm.
Die nennen sich jetzt Verwachsung? Dazu großartig passend bei Wikipedia:
“Viele Adhäsionen bleiben klinisch stumm und verursachen keine erkennbaren Symptome.”
[…] “die kleine GbR-Schwester des Insolvenzantrags” (Don Alphonso) […]
[ ] hochprofessionell
[ ] ein weiterer Beweis, dass die Professionalisierung der Blogosphäre voranschreitet
[ ] ein kluger Entschluss, denn mit Nads hätte es schnell andere rechtliche Probleme geben können – neben dem amerikanischen Slangausdruck für bescheuert nennt sich so ähnlich auch ein bekannter Schokoriegel
[ ] endlich mal ein wenig Abwechslung
[ ] das geniale Prinzip der permanenten Revolution auf dem Niveau der Berliner digitalen Bohäme
[ ] eine konsequente Fortschreibung bisheriger Adical-Erfolge
[ ] ein toller Claim für den allumfassenden Ansatz der Betreiber, es gleich ganz, ganz gross zu machen.
[ ] ein Hinweis auf den unmittelbar bevorstehenden Durchbruch
[X] eine peinliche Ungeschicklichkeit, die als solche zu bezeichnen allerdings mit nicht mit weniger als 100 Spameinträgen bei Rebellen ohne Markt, eine dicke Knetfigur einer Amateurbildhauerin inclusive Verlinkung dreier Adical nahestehender Blogs sowie die Diskussion in einem Berliner Keller um die Möglichkeit, vielleicht doch irgendwie meinen Arbeitgebern mal einen Hinweis zu geben, bestraft werden kann.
*gnihihi*
adnation? Na immer noch besser als urination :-)))
das wäre dann fürwahr ein
uriruinöses geschäft![…] Nach adical Adnation plant nun auch technorati ein Werbenetzwerk für Blogs aufzubauen. Trotz eines viel größeren Marktes ist die Idee nicht besser, als die der Berliner Blogentrepreneure Sascha Lobo und Johnny Haeusler. Technorati, which has raised around $10 million in new funding to save it out of oblivion, is now launching an online ad network for blogs, amidst heavy competition in the sector. The Technorati Media network has signed on some blogs as its core, more focused on technology sector: blogtalkradio, Blogcritics, blogcatalog, BlogTV, GeekAlerts, GPSMagazine, NerdApproved and Technabob. … […]
“eine dicke Knetfigur einer Amateurbildhauerin”
Lol. Der war gut.
:)