22.3.2005 | 12:03 von DonAlphonso

Das grosse Fressen: Snapfisch geschnappt

Grosse Fische fressen kleine Fische, besonders im Bereich Online-Photographie. Nachdem gestern Flickr an Yahoo geht, kauft jetzt HP die etwas ältere Firma Snapfish. Ziel ist hier nicht die Verknüpfung mit einer kompletten digitalen Lebensumgebung wie Yahoo 360°, sondern eher banales Ausdrucken von Photos, was besonders die Drucker- und Kamerasparte von HP begeistern dürfte. Snapfish hat inzwischen auch eine Schnittstelle für Bilder von Handies. An die Flickr-typischen Erweiterungen denkt man bislang wohl nicht, da hat HP sicher andere Interessen.

Man sollte übrigens die Dimensionen im Auge behalten: Einer der grössten Drucker- und Kamerahersteller der Welt holt damit 13 Millionen Mitglieder und geschätzt 350 Millionen Bilder an Bord, monatlich kommen 500.000 User dazu. Yahoos in den Medien und Blogs vielgerühmte Erwerbung Flickr hat dagegen nicht mal 300.000 User und weniger als 4 Millionen Bilder – allerdings ein Wachstum von geschätzt 30% im Monat. In beiden Fällen sollte man Firmen glauben wollen, die sich gerade für ein paar Millionen an Yahoo und HP verkaufen.

Dennoch die Frage: Kann es sein, dass Flickr vielleicht ein Kugelfisch war, der sich nur kräftig aufgeblasen hat? Und unter dem Fisheye-Objektiv der Blogosphäre grösser gewirkt hat, als er ist?

21.3.2005 | 22:04 von dogfood

2015 oder Don + Patalong revisited

Die Diskussion zwischen Don Alphonso und Frank Patalong/SPIEGEL Online-Netzwelt auf der Buchmesse Leipzig, dort wo “maik, danny und enrico am patschhändchen ihrer eltern über messen geschleift werden, ‘weil wochenende ist'”, hat einige enttäuscht, so auch Mario Sixtus in “Offener Brief“. Statt über Blogs hätte Mario Sixtus gerne eine Diskussion über Utopien gehabt und verweist auf einen Flash-Film: “Epic”.

Epic” ist eine Vision von Robin Sloan und Matt Thompson über die Umwälzung der Medienlandschaft durch Soft- und Hardware und die “Entmachtung” der bisherigen Medien durch Vernetzung von Informationen.

(Original Blog-Posting von Robin + Matt, Flash-Film, Transkript (Englisch))

“Epic” stammt von Mitte November und bietet aufgrund der Souveränität mit der es in groben Zügen einen Zukunftsentwurf hinlegt, Futter für Diskussionen.

Adäquates allerdings von einer 40minütigen Plauderei auf einer Publikumsmesse zu erwarten… na ja, das ist wie sich mit Thomas Berthold und dem Mittelfeld der Regionalliga Nord abzukaspern, während Erzgebirge Aue längst an die erste Bundesliga klopft…

21.3.2005 | 15:59 von DonAlphonso

Punkrock

Ich schneid mir einen Iro, und Ihr hört solange dem Johnny bei seinen 3 Akkorden zu.

21.3.2005 | 12:40 von DonAlphonso

Bloggerfreie Bloggertagung

Weil, so einen normalen Bloggimpel lassen die elitären Herren vom Netzwerk Recherche garantiert nicht auf ihr geheiligtes Podium, auch, wenn sie zwei Tage lang in Bezug auf die “rasante Entwicklung der so genannten Weblogs (“Blogs”)” Grosses vor haben:

“Während der Tagung möchten wir die neuen Kommunikationswelten ausleuchten, ihre Chancen und Gefahren ausloten und ihr Veränderungspotenzial auf den `Klassischen`Journalismus ausloten,”

Oho – ausleuchten also, das dunkle Loch, das die Blogger sind. Ausloten, dieses unbekannte Ding, könnten ja Riffe und Untiefen drin sein. Gefahren, jaja. Undgleich nochmal “ausloten” in einem Satz – ups, da hätte man das Geld der Bundeszentrale für politische Bildung mal besser in eine ordentliche Pressearbeit investiert. Ooops, ne, hat man ja getan, der Thomas Leif, der das verbochen hat, ist jahat die Email von einer PR-Agentur,was sagt man dazu…

Es gäbe vielleicht ein paar Blogger, die vielleicht was darüber erzählen können, Trendsporten wie Fact Body Checking oder Extreme Spargel Bananing, aber das Programm zeigt, dass man die Verursacher der Gefahr einer “heimlichen Medienrevolution” bitte draussen vor den Toren haben will – Ausnahme Bildblog, das wiederum von Medienjournalisten gemacht wird.

Typisch für die Blogsicht der Journaille: Statt irgendwelcher Blogger holt man sich lieber die typischen Freunde der Journalisten auf die Tagung – die PR und die Marktforschung, beide Branchen bekanntlich erstklassige Contentlieferanten der Medien, garantiert billig und willig, wenn sie nur ihren kostenlosen Abdruck bekommen:

Lars-Christian Cords (PR Agentur FischerAppelt ? Globaler Verbraucherprotest ? Neue Öffentlichkeiten im Netz ? Ergebnisse wissenschaftlicher Studien – zusammen mit Vertreter Berlecon Research, Berlin ? Autoren einer Weblog – Studie

Wer lieber Blogger als PR sehen will, kann ja zur Manifestation der “heimlichen Revolution” kommen – am 7. Mai ist die Blogmich 05, garantiert ohne Berlecon und FischerAppelt.

[Update:] Thomas Leif, sagt ein Bekannter, arbeitet nicht bei dieser Agentur, sondern nutzt nur ihre Email. Hm. Da kann sich jetzt jeder zu denken, was er will.

21.3.2005 | 10:56 von DonAlphonso

I hate Yahoo,

I hate PR, and I hate Yahoo and MSN bodysnatching cool startups. Aber das hier ist ausnahmsweise mal eine wirklich nette Pressemitteilung in Blogform. Auch wenn das für Flickr nach den üblichen Erfahrungen mit Yahoo-Aufkäufen am Ende eher keine gute Geschichte wird.

20.3.2005 | 17:43 von DonAlphonso

Gestern, am Spiegel-Stand

Die erste Angst, die ich hatte, war unbegründet. Man muss sich das so vorstellen: Am Stand sind eigentlich nur die Redner, die Zuhörer sind praktisch auf dem Gang und blockieren damit den Weg. Und sind wahrscheinlich schnell wider weg, wenn es langweilig wird. Auf Buchmessen sieht man das oft: Einsame Leser irgendwo, vor ihnen latschen die Leute vorbei, furchtbar, danach mag man eigentlich gar kein Buch mehr machen. Aber die Leute kamen, blieben, es gab schnell eine Traube von Zuhörern, Passanten blieben stehen, sehr gemischt, überraschend viele ältere Leute, und fast alle ausser einem nun wirklich sehr alten Paar sind geblieben. So weit, so gut.

Frank Patalong war eigentlich nur für einen anderen Kollgen eingesprungen, hatte sich aber vorbereitet und kannte, wie einige andere SPON-Mitarbeiter, das Buch. Er hatte sich an meinen Thesen zum Versagen des Journalismus im Netz festgebissen, und logischerweise viel daran auszusetzen. Was ich als Journalist verstehen könnte, denn solche Thesen hasst man als Journalist instinktiv. Daher kamen wohl auch die steten Beteuerungen, dass man sich bei SPON als Marktführer sehr wohl fühlt, gigantisch viele Leser hat, das Richtige zu tun glaubt, und auf der anderen Seite die Blogger unverhältnismässig viel Aufmerksamkeit (wie etwa beim Spiegel gerade jetzt) bekommen, relativ gesehen winzig sind und nicht im Mindesten eine Bedrohung, und auch kein Korrektiv. Stilistisch sei der Spiegel ja auch sehr frei, und irgendwie hatte ich den Eindruck, wenn das alles so stimmt, dann dürfte ich nur einen Leser haben, mich selbst, und alle anderen müssten beim Spiegel sein und den unsagbar toll finden.

Ich habe nach dem Gespräch nicht den Eindruck, dass die andere Seite komplett verpennt, dass da etwas im Entstehen ist. Aber ich habe den Eindruck, dass man die Blogleser und Blogger für irregeleitete Schäfchen hält, eine Art Modeerscheinung, die kommt und geht. In meinem Fall führte Patalong den Erfolg von Rebellmarkt und Blogbar auf den aggressiven Stil zurück, so nach dem Motto: Der macht Rabatz und schreit rum, kein Wunder, dass da alle gucken. Wahrscheinlich haben Journalisten wie Patalong für jedes Blog eine derartige Erklärung: Bei Lyssa ist es der Sex, beim Schockwellenreiter die vielen Updates, bi IT&W der Fetisch Mac, bei Lumma der legendäre Dönerstag – aber letztlich ist die Verirrung der blöden Leser hin zum Blogmüll immer nur ein Betriebsunfall.

Patalong blogt nicht. Patalong begreift nicht den Sog eines gut laufenden, mit viel Liebe und Engagement geschriebenen Blogs. Das ist kein Vorwurf, nur eine Tatsache. Entsprechend überrascht war er dann, dass alle Publikumsfragen mehr oder weniger gegen den Spiegel oder den Journalismus gingen. Danach meinte er, es wären schon ziemlich viele Blogger da gewesen… in fact, nur Andrea und Frank waren aus meinem Bekanntenkreis da, und die haben keine Fragen gestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob er verstanden hat, was da abging: Das Selbstbild der grossen Nachrichtenquelle wurde angegriffen, und kein einziger stellte sich hin und verteidigte den Spiegel. Wenn mir so was bei einer Lesung passieren würde, bekäme ich massive Selbstzweifel – für Patalong dürfte diese Real Life Experience mit seinen Lesern nicht mehr als ein weiterer Betriebsunfall gewesen sein; da hat der Don halt seinen Mob zusammengetrommelt. Das Thema “Literarische Qualität von Blogs” fand dagegen nicht statt; schade eigentlich.

Im Übrigen war es wie so oft; hinter der Bühne konnte man privat einiges flexibler sehen, als man es vorne rum vertrat. Für mich sind viele Entwicklungen hin zu einem Napster-Journalismus auch nicht immer die reine Freude, die Geschwindigkeit des Wachstums sowohl der Blogger als auch der Leser ist wahrscheinlich zu hoch, als dass es detaillierten Überlegungen zum Phänomen an sich gut tun würde – früher oder später wird es dabei unweigerlich zu grösseren Pleiten kommen, doch die Dynamik ist nicht zu bremsen, selbst wenn man es wollte. Den Medien fliegt diese Entwicklung um die Ohren, und das ist der Grund, warum sie bei allem Gemecker bald wieder über den Betriebsunfall berichten werden. Voll bei Bewusstsein, aber ohne Verstand. Und unfähig, als Beamte der Informationskontrolle das Abenteuer der Kommunikation zu begreifen.

Ich fand das Gespräch gestern ganz grosse klasse, es hat sehr viel Spass gemacht. Aber es war, denke ich, ein einseitiges Vergnügen.

20.3.2005 | 16:08 von dogfood

Feintuning für Bloghoster oder schlicht: Girliezine

Nico Wilfer, der “Vater” vom Bloghoster “Myblog“, hat Samstag nachmittag das Blog “Girliezine” geschlossen. Der Hintergrund zu “Girliezine“, “Kelly M.“, Magnus Becker, Ronny Mora und weisse-rose.info ist Einträgen und Kommentaren hier auf Blogbar zu entnehmen [1], [2].

Nico begründet den Schritt:

Trotz unserer Warnungen spamte “Kelly” weiter andere Blogs zu. Gestern kamen Beschwerden über Bedrohungen mit konkreten Angaben dazu. Da sowohl der Spam als auch die Bedrohungen im Zusammenhang mit dem myblog.de-Blog standen, habe ich das Weblog deaktiviert.

Warum es so lang gedauert hat: Wir sind der Meinung, dass wir einen richtig guten Grund brauchen, um ein Weblog zu löschen. Wenn wir solche Fälle nicht genau prüfen und den Betreiber vorwarnen würden, bestünde die Gefahr, dass wir auch “aus Versehen” auch Weblogs löschen, die nicht gegen die Regeln verstoßen.

Wer meinen Kommentar auf Dons Forderung nach Reaktion des Blog-Hosters gelesen hat, wird ahnen, dass ich Nicos Verhalten in dieser Geschichte begrüße.

Bei allen Vorbehalten die man gegenüber Inhalt und Ziel des “Girliezine”-Blogs haben kann: solange keine juristischen Grenzen überschritten sind, ist es mir lieber das ein Bloghoster nicht einschreitet und die Sache sich selber überläßt. Ein Bloghoster der anfängt “geschmäcklerisch” über den Inhalt zu urteilen und Blogs zu schließen, macht damit ein Faß auf für endlose Diskussionen wie “Wenn A geschlossen wird, muss doch B genauso zu gemacht werden“.

Im Falle von myblog.de kommt aber noch ein anderes Moment hinzu: die Funktion als Blog-Community, die ausgeprägter ist, als bei einigen anderen Bloghostern. Wenn Blog und Blogger durch ihr Verhalten die Community belasten, dann macht es Sinn einzuschreiten.

Anscheinend war für Nico irgendwann der Punkt gekommen, wo er agieren musste. Er zog die gelbe Karte, es wurde nicht reagiert und er zog Rot, Platzverweis. Das Ganze geschah ? so sieht es von außen aus ? fair, berechenbar und am Ende mit wohltuend wenig Boohay.

“Girliezine” ist letztendlich ein plumper Vorläufer eines PR-Blogs gewesen, die Evolution ist da schon weiter fortgeschritten, bis hin zu automatisch generierten Spam-Blogs z.B. bei Blogspot/blogger.com. Wie Don formulierte:

Aber Kelly wirft für mich die Frage nach der Möglichkeit einer dynamischen Abwehr bestimmter Methoden auf. Gerade weil es so schlecht gemacht ist, und dennoch funktioniert: Wie wird das erst, wenn der Nächste sich intelligenter anstellt? Nehmen wir mal an, drei, vier PR-Agenturen bauen solche Blogs erst mal sinnfrei auf, oder mit einem gewissen Anspruch für das Gute und Wahre zu stehen. Und dann, hastenichgesehn, werfen sie sich plötzlich gegen (Name eines kritischen Blogger einsetzen) in die Schlacht.

Die Frage nach den Abwehrmechanismen. Blogs sind kein komplett neu vom Himmel gefallenes Medium. Insbesondere wenn eine Gemeinschaft von Blogs sich als Community verstehen, sind Mechanismen anzutreffen, wie in anderen Community-Formen des Internets seit längerem gibt. Da ist es recht erhellend zu älteren Büchern zu greifen, wie z.B. Derek Powazeks “Design for Community” vom Sommer 2001, die das Wechselspiel zwischen Community-Macher und Community-Teilnehmer an inzwischen klassischen Community-Beispielen wie slashdot.org oder metafilter.com beschreibt.

Die wichtigste Ressource die Fake-Blogs, PR-Blogs oder Stealth-Blogs i.d.R. haben wollen, ist Öffentlichkeit. Entweder in Form von Lesern oder als Werkzeug für Verlinkung und Suchmaschinen-Ranking.

Dies kann ein Ansatz für abgestufte Reaktionen auf solche Blogs sein, damit Bloghoster die Möglichkeit haben, noch unterhalb der ultima ratio “Schließung” zu reagieren.

  • Probezeit: in den ersten vier Wochen nach Einrichtung eines neuen Weblogs, wird das Blog nicht in Rangliste (“meistgelesenste Blogs”) geführt und von Suchmaschinen-Spidern ausgeschlossen (z.B. bei Google via META-Tag noindex, nofollow)
  • No Community: bei Fehlverhalten Ausschluß von Suchmaschinen-Spider, Ausschluß von eigenen Ranglisten (“meistgelesenste Blogs”), Ausschluß aus der Aktualisierungsliste der Bloghoster-Homepage (“Die neuesten Einträge“)
  • Feature-Limit: bei Fehlverhalten Schließung der Kommentarfunktion, Blog nur mit Passwort lesbar

Die Frage wann eine Reaktion notwendig ist und wann nicht, ist letztendlich eine Frage die jeder Bloghoster für sich ausmachen muß, weil es eine der Faktoren ist, die für ein Bloghoster image-/markenprägend ist.

Die Branche “Bloghoster” ist frisch und sie ist dabei ihre eigenen Regeln zu entwickeln. Verständlich dass diese noch nicht in Zement gegossen sind udn noch lernprozesse stattfinden. Der Fall “Girliezine” kann den Bloghostern als Anregung dienen, darüber nachzudenken wie man auf solche oder elaboriertere Blogs reagieren würde und ob man dafür z.B. mit seiner Blogsoftware gerüstet ist.

20.3.2005 | 14:52 von dogfood

99% aller eMails sind Müll

… wäre vermutlich ein sinnentzerrendes Extrakt aus dem Gespräch zwischen dem SPIEGEL Online-Ressortleiter Frank Patalong und yours truly Don Alphonso, dass da gestern auf der Buchmesse Leipzig stattgefunden hat: “Blogs: Konkurrenz für etablierte Medien?“.

Bereits gestern wurde ein Mitschnitt als MP3 vom Audibleblog online gestellt (9MB, 38min). An anderen Stellen setzt die Diskussion ein: Bei Don Alphonso selber: rebellmarkt (mit besonderer Empfehlung des Kommentars von gibsmir), IT&W, Literatur-Cafe (Interview mit F. Patalong, sollte man auf der Homepage landen, rechts nach “Das war doch kein Boxkampf” Ausschau halten), Bürger-Herold (CH), Wirres, Lumma