14.8.2008 | 7:52 von DonAlphonso

Spamkommentardepp des Tages

Gerade gelöscht, aber der ist dann doch zu gut:

Author : M*sal
E-mail : light-*****@gmx.de
URI : http://www.tshirtsfürallejaneisklar.de
Comment:
Naja bei Spam Probs kannste versucehn drauf hin zuweisen das du die Links löscht oder dein Blog auf Nofollow umstellen

Ich könnte natürlich eine Rechnung schreiben, aber weiss ich, dass er sie lesen kann?

12.8.2008 | 17:50 von DonAlphonso

Ãœber Bloghoster

Manche empfehlen mir, den Spammerbefall meines Blogger.de-Blogs mit einem Wechsel zu WordPress, wo man viele Möglichkeiten hat, Spammer auszuschliessen. Andere streiten sich gerade ein wenig über die neue Version von Antville, die möglicherweise sowas wie eine Verschlimmbesserung ist. Nach dem Ende der Blogzeitschrift mindestenshaltbar fragt man sich natürlich auch hinter vorgehaltener Hand, ob das Interesse deren Betreiber Knallgrau an ihrem Bloghoster twoday.net ewig währt, und nach dem Abgang von Nico Lumma bei der Stroer-Gruppe würde ich auch für den etwas in die Jahre gekommenen Bloghoster Blogg.de nicht mehr die Hand ins Feuer legen. Der Uropa der Blogcommunities Typepad ist in Deutschland längst marginalisiert, und inwieweit dezidiert kommerzielle Anbieter wie Overblog, blog.de oder myblog trotz ihrer angeblich hunderttausenden Mitglieder jemals kommerziell erfolgreich sein werden, ist nochmal eine ganz andere Frage. Neben dem Risiko, dass der Bloghoster irgendwann den Stecker zieht, ist da natürlich auch das Problem, dass man gewissermassen von Gnade und Ungnade der Betreiber abhängt. WordPress dagegen ist schnell installiert, Webspace kostet nicht viel, und man ist sein eigener Herr mit einer Wunschdomain. Blogcommunities, hört man oft, seien vor allem was für technisch Unbegabte.

Und damit für einen grossen, wenn nicht sogar den grössten Teil der Blogger. Ich kann nur für meine Erfahrungen bei Blogger.de sprechen; einen älteren Hoster, der von Dirk Olbertz privat betrieben wird, und der sich nach meiner Meinung sehr intensiv und akkurat um dieses Projekt kümmert, weit über all das hinaus, was man von einem normalen Bloghoster erwarten könnte. Was ich an Blogger.de mag, ist die gute Mischung von Leuten, die dort kommentieren; es ist nicht eine abgeschlossene Community, sondern viel durcheinander. Was absolut nicht zieht, ist die Trollunsicherheit. Einerseits bin ich absolut nicht der Meinung, dass man ein Blog erst mal präventiv gegen alle Arten von Dumpfhirnen verriegeln sollte – dieser Generalverdacht schadet nur denen, die sinnvoll mitreden wollen, und halten niemanden auf, der es ernsthaft darauf anlegt. Gleichzeitig sorgt die Registrierungspflicht bei Antville durchaus dafür, dass nur sielten bei WordPress häufigen Nonenskommentare reingeschmiert werden, seien es nun Spammer mit windigen Links zu ihren Klitschen, Serienverrückte oder die Kommentararschlöcher, für die eine offene Kommentarfunktion sowas wie die Einladung zum Beleidigen sind. Probleme lassen sich nie ganz ausschalten, aber in grossen und ganzen habe ich bei Blogger.de weniger Probleme.

Wollte man den Unterschied zwischen einem guten Bloghoster und einem eigenen Blog irgendwo im Netz beschreiben, könnte man es vielleicht mit einer Halbinsel und einer richtigen Insel versuchen. Ich denke, dass der Austausch einer Stammleserschaft mit neuen Lesern in einer Community leichter und schneller geht, dafür ist man auf dem eigenen Blog komplett sein eigener Herr. Es ist durchaus richtig, dass auf Antville basierende Systeme in der Betreuung ein wenig stressiger sind, und auch manchmal etwas altbacken und unflexibel wirken, weil dort Volltexte erscheinen. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass die bei WordPress beliebten Magazinlayouts der Weisheit letzter Schluss sind, und am Ende kommt es immer noch auf die Inhalte an.

Es spricht also in meinen Augen absolut nichts gegen Bloghoster, solange man nicht auf Leute setzt, die das Projekt irgendwann dicht machen. Und da traue ich dem Liebhaber immer noch mehr als Firmen, die irgendwann schwarze Zahlen schreiben müssen, und Projekte vom einen Tag zum anderen ausknipsen.

10.8.2008 | 14:36 von DonAlphonso

Statt der üblichen Umfragen

So sollte man es ganz sicher nicht machen (ausserhalb der Klammern mit echten Zitaten echter Studenten von Unis, die angeblich echte Lehrtätigkeit ausüben):

Hallo Du (Blogger, dessen name ich hinzuschreiben zu faul bin und dessen Email ich aus dem Anklicken der deutschen Blogcharts gewonnen habe)

Mein Name ist (diverse, aber keine Erklärung, was sie nun genauer machen, KoWi, PR-Ossi-Lehrgang in Läbzisch, oder noch was übleres, und warum es gerade Blogs sein müssen)
Im Rahmen meiner Bacherlor/Masterarbeit/B.A.-Thesis an der Uni (blabla ohne Fachbereich, geht ja keinen was an) führe ich eine kleine Umfrage unter Bloggern durch/möchte ich mit Dir ein Interview via Chat führen/habe ich einen Fragenbogen als PDF angehängt.
Die Umfrage/Beantwortung ist anonym (und deshalb ohne jede Datenschutzregelung) und hat maximal 31 Fragen, die jeweils einzeln gestellt werden/das Intervies dauert höchstens 10 Minuten/ich brauche die Antworten bis Mitte nächster Woche. (Ich könnte noch dazuschreiben, dass ich eine drittklassige PR-AnjaTanja bin und mit der Arbeit danach auch gleich noch meinen Chef bekrieche, der sowas im Portfolio haben möchte, oder Sinn und Zweck der Umfrage oder auch nur die Fragestellung, aber das waren jetzt schon doppelt so viele Zeichen wie in einer SMS, das muss hoffentlich reichen, also klick Dich durch, ich lass es dann durch die Auswertung laufen, während ich bei StudiVZ die Partybilder meiner Chicks uploade)

(ohne Gruss)

Name (von jemandem, dem ich mit besten Gründen übelstes Prekariat und anschliessend Arbeitslosigkeit wünsche, denn sowas hat keinen Platz im Journalismus)

Ich verstehe absolut nicht, wie Unis heute derartige Spacken produzieren können; und ich bin mir auch sehr sicher, das hier so schreiben zu können, denn von denen liest garantiert keiner die Blogbar. Das sind vermutlich irgendwelche viertelgebildeten Auswendiglerner, die unter Druck ihre 20 Seiten zusammenschmieren und dann faktisch von irgendeinem HiWi betreut werden, der auch keine Ahnung vom Thema hat. Hauptsache was mit Internet und einem Modethema. Dass eine Abschlussarbeit ausgerechnet über Blogs bei der Arbeitssuche nicht wirklich sexy ist, hat denen vermutlich keiner gesagt. Und Umfragen, die pseudowissenschaftlich aufdröseln sollen, aus welcher Motivation – Geld, Partner finden, Informationen, blabla – man blogt, gab es schon zuhauf. Das braucht kein Mensch mehr, und ich würde es auch nicht bringen, hätten mich in den letzten Tagen nicht vier derartig hingeschluderte Dummdreistigkeiten erreicht, deren Institute ich mir rausgekramt und gespeichert habe, um zu wissen, welche Unis ich ganz sicher nicht mehr besuchen werde.

Abgesehen ist die Frage, wieso ich blogge, ähnlich sinnvoll wie die Frage, warum ich atme oder gern Sex habe oder Zwetschgendatschi mache. Trotzdem lässt sie sich beantworten mit einem Wort, das kommunikationswissenschaftlich irrelevant und für die PR lediglich ein Teil der offenen Dreilochgestaltung ihrer Protagonisten ist: Sehnsucht.

Ich würde nämlich gern mit meiner Reisecopilotin Andrea in meinem Roadster in das brandneue Hotel von Lu fahren, wo ihr Diener Jonathan das Gepäck in Empfang nimmt, und Peter gerade die letzten Glaser einsetzt. Das Hotel ist an der Küste am Berg nahe es Dschungels gleich neben dem See und der Wüste, und nach ein wenig geistreichem Plaudern mit Modeste wartet auch schon Bergführer Mek auf mich und Holgi, um ein paar Spitzen am Sellajoch zu erklimmen. Oben ist eine idealtypische Hütte, die von der Meisterköchin betrieben und von Stubenzweig und philosophisch betreut wird, und nach dem Abstieg erwarten mich “Chez Lu” die von Kulinaria bereiteten und auf die Speisekarte geschriebenen Köstlichkeiten. Am Abend führt dann Matt durch das Nachtleben von Hamburg, und im Morgengrauen treffe ich am Strand von Florida dann ein paar amerikanische Wirtschaftswissenschaftler der Extraklasse, um mich über Immobilien auszutauschen.

Manches davon habe ich gemacht, manches werde ich vielleicht noch tun, vieles ist komplett illusorisch, aber es wäre eine äusserst feine Sache, wäre es möglich. Blogs sind kein Ersatz und allenfalls ein Abglanz, aber es ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung, es erlaubt diese Fluchten mal eben während der Arbeit, oder auch täglich oder tagesbegleitend. ich mag es, wenn die Deutschen schlafen gehen und die Amerikaner kommen, ich höre mir das alles gerne an, oft ohne involviert zu sein, denn wie man vielleicht merkt, bin ich kein eifriger Kommentarschreiber. Ich mag das alles, es zeigt, wie es vielleicht sein könnte, und deshalb läuft das nebenbei. Auch, weil es von Menschen kommt, die mir etwas sagen wollen, und nicht von den späteren Ausgaben der oben erwähnten Umfragedeppen, die genauso dumm, unengagiert und herzlos den Journalismus betreiben, der angeblich relevant ist.

Aber ganz sicher nicht für mich.

6.8.2008 | 4:40 von DonAlphonso

Ein paar Thesen zu Web2.0 und der Krise

1. Ich glaube nicht, dass Firmen gerade jetzt in der Krise ihre Werbeausgaben zugunsten von Internetstartups umschichten.

2. Ich glaube eher, dass der Werbemarkt generell in Folge der restlichen Wirtschaft zusammenbrechen wird, und das weitaus drastischer als die Wirtschaft allgemein.

3. Und wenn in dieser Situation jemand Werbung bekommt, dann sind es immer noch die etablierten Angebote von Google bis zu den klassischen Medien.

4. Dass ausgerechnet die bisher dominierenden Kräfte wie Banken, Automobile, Telekommunikation und Reisen wirklich übel betroffen sind, macht die Lage für alle, die was von denen wollen, auch nicht besser.

5. Ungeachtet dessen steigen Internetnutzung und Onlinezeit weiter an. Niedrigere Nachfrage trifft auf höheres Angebot.

6. Firmen, die Werbung als zentralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells sehen und noch nicht kostendeckend arbeiten, werden das auch 2010, bis die Krise bestenfalls abgehandelt ist, nicht erreichen. Oder sie gehen vorher schon pleite.

7. Angesichts von Inflation und Sparquote wage ich auch den diversen Shoppingangeboten für mehr oder weniger Überflüssiges schwere Zeiten vorherzusagen.

8. Produktions- und kostenintensive Internetformate, die wenig Quote liefern und nicht anderweitig sekundär verwertet werden können – also Video, Audio, mobile Content und Weblogs – werden von den Verlagen eingestampft.

9. Die Theorie des “long tail”, mehr von weniger zu verkaufen und spitze Zielgruppen zu bedienen, wird sich als Fehleinschätzung herausstellen: Die hohen Kosten bleiben, die Zielgruppen dagegen dünnen aus.

10. Communities sind ein Nicht-Geschäft, haben aber auch ihren Schweinezyklus: Alle paar Jahre begreifen die Betreiber, dass sie nur selten wirtschaftlich erfolgreich sind. Dann folgt das grosse Zusammenlegen. Spätestens 2009.

11. Eine ganze Reihe von Firmen, die für viel Geld in den chinesischen Markt gegangen sind, werden den dortigen Abschwung bitter bezahlen.

12. Firmenverkäufe werden äusserst schwierig und selten sein – wie schon der gescheiterte Verkauf von digg an Google zeigt.

13. Die hohe Inflation wird auch bei Neugründungen für höhere Kosten sorgen, ohne dass bei stagnierenden Realeinkommen mehr verdient werden könnte.

14. Und natürlich werden auch diesmal alle versuchen, Kosten auf Teufel komm raus zu drücken, statt endlich mal die Krise zu nutzen und in die Rezession der Inhalte hinein etwas Tolles dagegen zu setzen.

15. Trotzdem wird man uns 2009 erzählen, dass jetzt Web3,0 mit nich besserer Userintegration und Erlebniswelten kommen wird.

1.8.2008 | 12:51 von DonAlphonso

Wie behandelt man Spammer wegen Nazimaterial?

Zusammen mit Antville entstand leider auch im Düsseldorfer Raum eine relativ unerfreuliche Gruppe an Blogbetreibern, die für einige Tiefpunkte innerhalb dessen sorgten, was man als Blogosphäre bezeichnet. Da haben wir Typen wie den ehemaligen Blogger.de-Hilfsadministrator “pappnase”, der einfach mal so, um seine Macht auszuspielen, nach einer Löschung seiner wenig hilfreichen Kommentare dann eben Beiträge auf meinem Blog bei Blogger.de veröffentlicht hat. Und drohte, mein Blog einfach zu löschen.

Und dann noch seinen Freund, den altbekannten Zitterwolf, der seit Jahren offensichtlich aufgrund eines wenig ausgeprägten Privatlebens Nacht für Nacht viele Blogs mit seinem bei Antville entstandenen Blödsinnskommentaren spamt. Bei Antville ist er wegen ein paar unterirdischen Bemerkungen rausgeflogen; inzwischen schmiert er anderen an Miniziwo oder kleinzwolf und Ähnliches die Kommentare voll. Bei mir lösche ich jeden Tag rund dreimal seine Versuche, mein Blog zu fluten, manchmal auch 20 mal, dann auch schon mal die Hinweise, dass er das länger durchhält als ich.

Und das sehe ich inzwischen definitiv anders, denn neben den üblichen Beleidigungen fällt er inzwischen auch zurück in die Zeiten, da er das Horst-Wessel-Lied in die Kommentare schmierte. Diesmal waren es Links zu Nazipropagandavideos. Und jetzt frage ich mich schon: Ein offensichtlich nur auf Konfrontation ausgerichter Spammer, der anonym zu agieren glaubt und aus der Anonymität heraus braunen Dreck verbreitet – warum sollte man so jemanden anders behandeln als jeden anderen rechtsextremen Spammer? Wo ist die Grenze, und wie reagiert man angemessen? Die Personalie öffentlich machen? Anzeigen? Abmahnen lassen? Ich sehe nach über 1000 mal in meine Kommentare gekotztem Schmarrn jenseits von dem, was man als “freie meinungsäusserung” bezeichnet, von der Lüge über die Beleidigungen bis hin zu seiner Vorliebe für – zumindest das Spiel mit – braunem Gedankengut eine Grenze erreicht, die ich eigentlich gerne auch nachhaltig definieren würde.

30.7.2008 | 15:28 von DonAlphonso

Ich kann mich nicht mehr über Journalisten aufregen

Und besonders nicht, wenn sie noch nicht mal in der Lage sind, Blogger auseinanderzuhalten, richtig zu zitieren oder gar gezwungen sind, bei Telepolis zu schreiben. Wobei man dort ohnehin fragen müsste, ob man das unter “Journalismus” abheften kann. Gibt es dort überhaupt noch sowas wie eine Instanz, die den grössten Schmarrn und PRler in eigener Sache filtert?

ich denke, die Konfliktlinie hat sich längst verschoben, auch innerhalb des Journalismus. Nehmen wir nur mal die aktuelle Krise der Finanzmärkte: Realistisch betrachtet ist jeder bescheuert, der jetzt Geld auf der Bank hortet. Die Krise stellt alles in den Schatten, was wir während der New Econom gesehen haben. Und es gibt im deutschen Internet exakt ein Medium, das in der Lage ist, längere, fundierte Texte über die hochgradig komplexe Thematik zu schreiben: Die FAZ. Bei allen anderen grösseren Wirtschaftsseiten wie FTD, Handelsblatt und Managermagazin beschränkt sich die berichterstattung auf ein Hinterherhecheln der Börsenkurse und ein peinlich seichtes Abschreiben eben jener Firmen-PR, die man schon vor drei Jahren hätte hinterfragen müssen. Ich als interessierter Konsument muss mir die Informationen letztlich aus ein paar amerikanischen und britischen Seiten zusammenklauben, und die wirklich saubere Bewertung der neuesten Fakten finde ich in den Blogs, die FTD und Handelsblatt wohl auch lesen, um sie dann Tags drauf für Kolumnen abzuschreiben, aber bittschön gedämpft und weiterhin devot. Oder auch nicht – da beschäftige man sich nur mal mit exotischen, aber extrem wichtigen Themen wie der saisonalen Schwankung der Eigenheimkäufe.

Diese Durchreichemedien sind dann auch nur leicht besser als die Wirtschaftsseite meines heimischen Schmarrnblatts, bei dem aus jeder Zeile die vollkommene Ahnungslosigkeit der Redakteure trieft. Da wird dann aufgefordert, die Bundesregierung müsse in diesen Zeiten Aktienbesitz wieder fördern, und es gäbe da Abschreibungen bei einer amerikanischen Bank, die aber weit, weit weg ist und gerade mal 20 Zeilen Platz bekommt. Wer sich diesen Dreck als einzige Nachrichtenquelle hält, und dazu vielleicht noch den Nachrichtensender B5 Aktuell, ist formal sicher schon gut informiert – und wird trotzdem nicht verstehen, was da gerade passiert.

Gleichzeitig ist aber der Zeitvorsprung der Meldung an sich zwischen Medien und Bloggern faktisch gleich. Wenn die Financial Times als erste erfährt, dass StudiVZ von Facebook verklagt wird, steht es eben hier schneller, als die dpa bei der FT abschreibt und es der Spiegel am Morgen hat, bis es dann am Morgen drauf in den gedruckten Medien ist. Das Rennen um die Deutungshoheit zwischen Bloggern und klassischen Medien und den Medien intern entscheidet sich nicht mehr durch den Zeitvorsprung, sondern durch den Bewertungsvorsprung. Auch das ist eine zweischneidige Sache, wie man an der gern von anderen Medien verbreiteten Jauche wie Winehousebritneyparis oder den Kurt-Beck-Hass aus den Leitgossen Spiegel.de und Bild.de erkennen kann. Gleichzeitig liegt es aber auch in der Hand der Blogger, eine, wenn es nötig ist, Gegenstimme oder einfach “nur” ein eigener, nicht gleichgeschalteter Standpunkt zu sein. Ich weiss, wie meine Eltern Medien rezipieren. Die lesen das, aber sie machen sich dazu ihre eigenen Gedanken und trauen keinem. Dafür kann man eine Plattform bieten.

Die Entscheidung um den Weg der Inhalteangebote im Internet ist nicht im Mindesten gelaufen, ganz im Gegenteil. Die aktuelle Finanzkrise wird in den nächsten Monaten auch den Boom der Onlinewerbung beenden, und da wird man sich dann auf Verlagsseite entscheiden müssen, ob man weiterhin Bildergalerien machen möchte, oder auf gute Inhalte für gute Zielgruppen setzt. Da gibt es jeden Tag Themen, Geschichten und Spins, die man besser machen kann und wichtiger sind als irgendwelche Typen, die zu blöd sind, Blogger richtig abzuschreiben.

28.7.2008 | 15:14 von DonAlphonso

Burdas Ivyworld sieht die Radieschen von unten.

Es gibt ein neues Kreuzerl auf dem Internetfriedhof für gescheiterte Blogprojekte deutscher Medienunternehmen: Wie schon während der New Economy mt dem Frauenportal Vivi@n, hat Burda jetzt auch bei seinem angeblichen “Nachhaltigkeitsprojekt” Ivyworld – laut Claim: Lifestyle für eine bessere Welt – den Stecker abrupt unter Hinterlassung einer ausgeknipsten Website gezogen:

Diese Website ist vorübergehend nicht erreichbar.

Damit ist nach einem halben Jahr all der hübsche web2.0ige Zukunftscontent tot: Drei Blogs, wenn ich mich erinnere, eine blogartig gehaltene Hauptseite, eine Community, die mit Klimaschutzangeboten geangelt wurde, und natürlich auch Videoformate. Würde man den Apologeten des neuen Internets glauben, hätte Burda mit Ivyworld alles absolut richtig gemacht. Und dass viele Leute inzwischen auf Natur und Umwelt vermehrt achten und damit irgendwie in die Zielgruppe passen würden, steht auch ausser Frage. Und nochwas anderes war anders: Burda setzte erst die Website ins Netz, liess dann – auch durch Auftragsvergabe an einen bekannten Vorzeigeblogger – ein wenig Rummel um die Seite machen und startete erst nach deren Etablierung mit einer Printausgabe des Magazins. Hat alles nicht geklappt. Meines Erachtens lag es daran, dass all die tollen technischen Hilfsmittel nichts bringen, wenn man keine überzeugenden Inhalte hat.

Die Videos waren auf den Niveau einer Teleshoppingsendung, die Blogs von Leuten geführt, die keine Ahnung hatten, wie das geht, und obendrein konnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass es vor allem um das Platzieren von Produktinformation ging – man will schliesslich auch Werbekunden, neben der Rettung der Welt. Oder anders gesagt: Eine Zielgruppe sollte bespasst werden, die jetzt nicht zwingend zum Umfeld von Burdas sonstigen Peinlichkeiten wie Focus und Freundin passt. Und jetzt schauen wir mal, was es als nächstes rasiert: Burdas weitere Web2.0-Spielzeuge wie die Kochcommunity Bon Gusto oder das Frauenportal Bequeen? Die schauderhafte Suite 101? Holtzbrincks Videotrash watchberlin oder die Nachrichtenkloake Zoomer.de? Oder die erlahmenden Küchengötter, die etwas verloren zwischen den anderen, weitaus engagierten Kochblogs herumvegetieren? Das wird mitsamt der kommenden Werbekrise noch ein spannendes Jahr.

22.7.2008 | 18:01 von DonAlphonso

Gut, dass es keine deutsche Huffington Post gibt

Der Artikel ist schon etwas länger als Fortführungs dieses Beitrags angedacht, aber vielleicht ist das gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, mal über das amerikanische Politikportal – manche sagen auch Blog – Huffington Post zu sprechen. Es ist eigentlich ganz einfach, und dazu bitte ich die Leser, sich einfach mal Folgendes vorzustellen.

Nehmen wir mal an, die Frau des Chefs eines Kraftwerkriesen ärgert sich über die grosse Koalition. Früher war sie absolut für Helmut Kohl, hat während dieser Zeit viele Kontakte zu Medienmachern und, was wichtiger ist, zu Medienbesitzern. Unter Schröder verstand sie schnell, dass sich ein paar Dinge geändert haben, und nachdem es die SPD reuigen Unternehmern leicht machte, sie zu mögen, probierte sie den Wechsel. Dann fand sie das auch wieder nicht gut, engagierte sich für Merkel, und als dannn die grosse Koalition mit dem Einheitsbrei kam, sagte sie zu ihren Kumpels, die sie auf diversen Berliner Events kennengelernt hatte: Da gibt es diese neuen Blogs, da rennen massenhaft Rechtsextreme und viel Linksalternative rum, das machen wir jetzt auch und gehen damit BANG! in the middle. Dafür nimmt sie von ihrem Mann ein paar Hunderttausend, lässt ein paar den Medien wohlbekannte Nasen des Berliner Betriebs schreiben, und prompt “entdecken” ihre Freunde in den Medien “das Politikblog”. Sie wird eingeladen, ist der Star vieler Podiumsdiskussionen, eine Instanz im Netz, und wenn jemand was zu sagen hat, geht er damit dann zu ihr und SPON und Welt und FAZ und überhaupt alle schreiben, dass derjenige Politiksimulant so supidupi modern ist und den üblichen PR-Dreck jetzt auch bei einem Blog! DEM BLOG! DEM EINZIGEN BLOG! veröffentlicht. Junge, dynamische, moderne Politiker, die im Netz ansprechbar sind, und das Blog als Schnittstelle neben dem Medienbetrieb…

Genau das ist Huffington Post. Eine dem Trend folgende, politisch leicht linke Institution, die das Thema “politische Blogs” in der Medienberichterstattung dominiert, weil die Macherin ein Teil des Systems ist, dem sie etwas entgegensetzt. Everybodies Darling. Und macht auch gleich everbody zum Depp, denn die Huffington Post ist längst auch nicht mehr als ein kommerzielles Mainstreamprojekt, das aktuell nur zu gut in den amerikanischen Wechselwillen passt, und entsprechend von allen Medien bis runter in die Murdochkloake verhätschelt wird. Sie alle lieben Huffington. Damit gibt es ein Pars pro Toto unter den Blogs, ein williges Vehikel, das jenseits dieser egalitären Bloggerei steht, endlich ist mal eine der ihren dort und auch gleich gleicher als gleich, nett, anschmiegsam und willig, das Spiel mitzuspielen. Amerikanische Medien müssen sich nicht mehr mit irgendwelchen linken oder rechten Pijamaguerillas auseinandersetzen, wenn sie Blogs zeigen wollen. Sie müssen nicht mehr suchen oder andere Sichtweisen zur Kenntnis nehmen: Frau Huffington hat ihnen das perfekte Spiegelbild in der Blogosphäre hingestellt, oben Societylady und unten die üblichen Journalisten, sie nennen es Blog, das Blog, man soll kein anderes Blog neben der Huffington Post haben, und alle sind zufrieden.

Ich bin verdammt froh, dass es sowas in Deutschland nicht gibt. Ich finde diejenigen in meiner eigenen Partei SPD widerlich, die so etwas “in der Art” zur nächsten Wahl aufziehen wollen, und sich dafür PRler aus der Berliner Pleitengosse kaufen. Ich will nicht schon wieder irgendwelche Spins und Mauscheltouren der Medien, die zwar zu blöd sind, um selbst zu bloggen, aber das Problem dann eben mit einer eigenen Blogsimulation bereinigen, die einen weiteren Arsch hinhält auf der Strichmeile unter den Linden zwischen Bundestag und Bertelsmann-Stiftung. Es gibt in der Blogosphäre ohnehin schon zu viele Selbstdarsteller und Nachvornedrängler, Podienschubser und intrigante Lügenmäuler. ich glaube, es ist ganz gut, wenn es für sowas keine zentrale Anlaufstelle gibt, und weiterhin zwischen den Lagern und Einstellungen so die Fetzen fliegen, dass es einfach keinen Mainstream gibt, auf den man “die Blogs” festnageln kann. Das Wort von der Gleichschaltung wäre hier zu böse, aber es gibt keinen Grund, den Medien den Gefallen zu tun und etwas zu schaffen, was die Blogs in der öffentlichen Wahrnehmung auf Linie bringt.

Genau das Gegenteil ist wichtig.