10.5.2007 | 23:50 von DonAlphonso

Der lange Arm, der WordPress.com erreichte

An und für sich ist WordPress.com ein ganz netter Bloghoster. In Amerika beheimatet, eine gute Software, einfach zu bedienen, und wegen der Lage auch recht stressfrei, falls man ohne grossen Ärger ohne Impressum bloggen will. Sei es nun aus persönlichen Gründen, weil Mami mitliest, oder weil man über Dinge berichtet, die sich leichter aus der Anonymität heraus tun lassen. In den USA ist das weitaus einfacher, und bis ein deutsches Unternehmen da was erreicht, kann es dauern.

Das mag auch der Grund gewesen sein, warum sich ein oder mehrere deutsche Autoren unter der URL insm.wordpress.com zusammengefunden haben, um die neoliberale Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kritisch und aufmüofig zu begleiten. Schliesslich hat die INSM nach einigen unschönen Dingen wie gekaufter Schleichwerbung für ihre nicht gerade sozialstaatfreundliche Haltung keinen guten Ruf; manchen gilt sie auch als Krake im Gestrüpp der Berliner Lobbyisten. Der Autor dieser Zeilen hatte in seiner Zeit an der Spree auch seine Kontakte zu dieser Organisation und fühlte sich dabei durchaus, nun, sagen wir mal, Indoktrinationsversuchen ausgesetzt. Der viele Journalisten nachgeben. Und auch in den Blogs findet man die INSM – so gewährt der Focus Online zwei der Organisation sehr nahestehenden Politikern eine Plattform für deren Einlassungen. Ohne dass dort etwas über diese Verbindung stehen würde. Es gibt also durchaus Gründe, genauer hinzuschauen.

Am Montag nun habe ich das Blog gefunden und mit anderen darauf verlinkt, nachdem es anderen, eher neoliberal verorteten Bloggern bereits eher unangenehm aufgefallen war. Gestern war es dann verschwunden – laut Ansage von WordPress:

This blog has been archived or suspended for a violation of our Terms of Service.

Möglicherweise wäre aufgrund des Namens – oder besser, dessen Abkürzung – ein verstoss gegen diese Regelung denkbar:

You must not describe or assign keywords to your blog in a misleading or unlawful manner, including in a manner intended to trade on the name or reputation of others,

Aber dennoch wundert man sich schon, wie schnell nach dem Bekanntwerden des Blogs da jemand eingeschritten sein muss, und wie WordPress sofort mit einer Abschaltung reagiert.Man sollte glauben, dass man in so einem Fall auch anders reeagieren kann, etwa mit der Bitte einer Namensänderung. Sah man aber nicht als nötoig oder hilfreich an. Vorsichtig gesagt ist das Ganze nicht dazu angetan, den Ruf der INSM irgendwie zu verbessern. Zumal es auch dieses Blog hier bei WordPress mit Inhalten der INSM gibt:

http://initiativeneues ozialemarktwirtschaft.wordpress.com/

Möglicherweise zur Steigerung der Bekanntheit und zur Suchmaschinenoptimierung angelegt. Ohne Impressum. Ohne Angaben zum Betreiber. Die, wenn es sich um die INSM handeln sollte, das geschäftsmässig betreiben und eigentlich schreiben müssten, wer sie sind, wie man sie erreicht und dergleichen mehr, um sich gegen den Vorwurf eines Verstosses gegen geltendes Recht zu verwahren. Wie auch immer: Vorerst sind die Watchblogger schon wieder etwas gerupft, aber bei guter Gesundheit online.

Via Perspektive 2010

9.5.2007 | 16:55 von DonAlphonso

Wortkotze. Ein langes Lob der Länge und warum das Folgen für das kurze Denken und Schreiben im Web2.0 haben wird.

Als ich in Italien war, gab es zwei Erlebnisse. Einerseits hatte ich eine neue Kamera dabei, über die ich eine Art Bericht schreiben will. Aus meiner Sicht des kulturell Interessierten mit erheblichen Ansprüchen, was Details und unterschiedliche Lichtverhältnisse angeht. Also ein sehr individueller Text aus einer Subjektivität heraus, die es dem Leser erlauben soll, von dort aus auf seine eigenen Bedürfnisse umrechnen zu können. Erfundenes Beispiel: Würde ich sagen: Kamera prinzipiell super, klein und handlich und unauffällig, tolle Details auch aus 40 Meter Entfernung, aber in dunklen Kirchen für meine Ansürüche als Kunsthistoriker ein Problem – dann könnte ein Strandspanner aus Jesolo sagen: Ey prima, die Knipse fällt nicht auf, damit mach ich meine Bilder für meine Internetfreunde, und Kirchen sind mir schnuppe. An diesem Text feile ich jetzt seit drei Tagen, und ich bin noch immer nicht so weit, dass er meinen Ansprüchen an meine Subjektivität und gleichzeitig an die erzielbare Objektivierung entsprechen würde. Es ist sehr, sehr schwer, das alles in Einklang zu bringen, wenn man es gut machen will und einen Nutzen für den Leser bringen soll. Was ich mir wünsche ist das, was mir bei genau dieser Kamera gefehlt hat: Ein derartiger Bericht, der mir bei der Entscheidung zum Kauf ehrlich und kompetent vermittelt, was ich zu erwarten habe.

Andererseits sass ich in Italien in Internetcafes, und hatte nur wenig Zeit. In der Regel nahm ich eine Stunde, und brauchte 40 Minuten allein für das Einstellen und Kommentieren meiner eigenen Beiträge. Im verbleibenden Rest konnte ich dann das tun, was ich normalerweise arbeitsbegleitend den ganzen Tag tue: Blogs lesen. Nur diesmal eben mit einem klaren zeitlimit. Und ich musste mich entscheiden, welches Blog ich nehme, und welches ich fallen lasse. Instinkiv klickte ich nur Blogs an, die in der Regel für lange, qualitätvolle Texte stehen. Um ein paar Namen zu nennen: Modeste, Anke Gröner, Ichbinerkältet, Andrea Diener, Thomas Knüwer, Kid37, Matt Wagner. Alles kein sprachliches Junkfood, sondern wohlformulierte Einsichten in individuelle Realitäten. In diesen knappen 20 Minuten trennt sich Qualität von Geseiere.

Ich habe in Italien also die Länge gesucht und gefunden. Und wer an dieser Stelle angekommen ist, dürfte ebenfalls nicht auf der Suche nach schneller Abspeise sein. Länge, Abschweifungen, Arabesken und Verflechtungen können für viele von uns eine Qualität sein, etwas, das den Reiz der Blogs ausmacht. Nicht für alle, aber doch für die, die darin so etwas wie Vertrautheit, ein Umfeld, soziale Nähe und Kontinuität suchen. Länge und Details machen plastisch, sie vermitteln eben jene Subjektivität, die meines Erachtens gute Blogs zentral ausmacht und es erlaubt, einen Blick in andere Welten zu werfen. Was in der Folge dann auch zu Bekanntschaft führen kann, Mailverkehr, sozialen Bindungen, und dann auch auf der anderen Seite in Empfehlungen, Konsum und Kollaboration. Eben das, was die im Web2.0 verbreiteten Schlagworte vom social Commerce, smart Mobs, wiscom of the crowd und consumer generated content auszudrücken versuchen.

Hier jedoch gibt es einen Widerspruch zwischen dem, was als Beispiel präsentiert wird, und dem, was letztlich im Web2.0 daraus wird. Tolle Blogs? Wenn man über gute Beispiele redet, würde keiner auf die Idee kommen, widerliche, mit Werbung vollgeklatschter Seiten voller Gaga-Youtube-Videos anzusprechen, oder sonstige Formen des Medientrashs, der sich gar nicht so erfolglos auf Blogsoftware rumtreibt. Angesprochen werden die üblichen Verdächtigen der qualitativ hochwertig empfundenen Blogs.

Die Realität im Web2.0 ist dann eine ganz andere. Man schaue sich bitte nur mal das Beispiel der SMS-Kommunikationslösung “Twitter” an. 160 Zeichen als Kommunikation im Netz. Mit der man furchtbar auf die Schnauze fliegen kann, selbst wenn man schon ein durch diverse Peinlichkeiten vorbelasteter Blogger im Dienste einer PR-Agentur ist. Als gäbe es im Netz einen einzigen Grund, Themen nicht umfassend und angemessen abzuhandeln. Oder zumindest eine Begründung für ein Verhalten zu liefern. Aber nein, viele sind völlig hingerissen von der Kürze. Ein anderes Beispiel sind all die Nachbauten der Newssite Digg.com. Wo Nutzer lange Presseartikel zu kurzen, reisserischen Schlagzeilen umformulieren und in der Regel den Dreck mit dem knappsten Trashfaktor nach oben klicken. Oder die 1-Knopf-Bindung durch Poke- oder Gruschelfunktionen bei sozialen Netzwerken. Oder die knappste Kommunikation in deren Privatnachrichten. Oder die rudimentären Fickanbahnungen in Second Life. Oder die kurzen, knackigen Empfehlungen, die man bei “social Commerce” Portalen aussprechen soll. Oder das dumme Gesülze, das die Mehrheit der Empfehlungen bei Qype ausmacht, bei denen ich immer an einen Geschäftsmann denken muss, der in einer Stadt gelandet ist und jetzt während des Handynierens mal eben im Netz ein paar kurze Tips rauskramt, um den Ortskundigen zu geben.

Abgesehen davon, dass dies alles die individuelle Inkompetenz der Nutzer zur individuellen sprachlichen Form dukumentiert, ist an dieser Wortkotze nichts individuelles. Es zieht Millionen von Nutzern an, wie das Oktoberfest, und wie dort die umliegenden Strassen stinken und aussehen, liest sich das auch. Eine besoffene Masse von Lallköpfen, die dort hingehen, weil alle dort sind, oans zwoa und ausgschpiem. Auch das ist “sozial”. Eine Zusammenrottung, die schnell etwas zusammenschmiert, für den eigenen Vorteil, ein gewisses Prestige in einer Gruppe vielleicht oder ein paar Cent oder einen Gutschein oder was man diesen Deppen sonst vor die Nase hält. Damit sie bleiben, oder zum nächsten Anbieter weiter ziehen.

Das lohnt sich für die von Werbung abhängigen Betreiber. Für den Click, die Grundeinheit ihres Verdienstes, ist es noch nicht mal egal, ob einer drei ausgekotzte Zeilen über ein Handy liest, oder einen umfassenden Testbericht. Es ist für sie besser, wenn einer über 10 Brocken Wortkotze auf 10 verschiedenen Seiten hüpft, als sich einmal ordentlich mit einem Thema und einem langen, informativen Text auseinanderzusetzen, wie man sich das als Blogger eigentlich wünscht.

Texte in Blogs und Texte im kommerziellen Web2.0 unterscheiden sich in den Extremen wie ein Festmahl von ausgekotztem Gammelfleisch. Desto mehr sie sich annähern, desto übler für das Blog. Die Kommunikation über solche Texte in Kommentaren unterscheidet sich wie das Gespräch beim Essen und dem Gelächter der Kumpels, wenn einer an der Laterne umknickt. Wir reden hier über völlig unterschiedliche Konzepte von Sprache, und ich wage zu behaupten, dass es auch Folgen für ihre Fähigkeit hat, als Träger von Individuen, sozialen Beziehungen und in der Folge auch wirtschaftlichen Transaktionen zu fungieren. Es kann vielleicht eine Weile als Werbeplattform verwendet werden, wo Suffköppen der letzte Dreck offeriert wird, es sind die Rheumadeckenverkäufer und Call-in-Shows des Web2.0.

Aber es hat nichts mehr mit dem zu tun, was Blogs einzigartig und wichtig macht.

8.5.2007 | 12:47 von DonAlphonso

Es reicht mit den Handreichungen.

Die meisten Blogger haben damit angefangen, um Spass zu haben. Ohne Hintergedanken. Und das ist gut gewesen. Natürlich hat man sich manchmal gestritten, aber das gehört dazu. Es ist menschlich.

Dann kamen manche auf die Idee, damit Geld zu verdienen. Dagegen ist nichts winzuwenden. Es ist eigentlich nur Journalismus auf dem Blog, mit menschlicher Note. Das ist prima. Dass dadurch mehr geholzt wird, ist angesichts der Kuschelmedien auch nicht weiter tragisch.

Dann kamen manche auf die Idee, dass man statt mühsamen Journalismus auch gleich in Werbung und PR machen könnte. Und in WGs zu ziehen, Geschenke anzunehmen, nette Tests zu schreiben, ihre Freunde gegen Kritiker loszuschicken, weil sie schon wussten, dass es besser kommt, und als dann deren Freunde selbst wieder für finanzielle Zwecke schrieben, gab es auch da wieder Freunde, Bettgeschichten und Leute, die auch verdienen wollten, die mitspielten.

Und inzwischen haben wir in dieser Szene dergleichen auch schon gegeneinander, wegen konkurrierender Firmen, Konzepte und Strategien. Sei es, dass mancher hervorgehoben wird, und mancher benachteiligt wird. Und es fliegt auf. Bislang nicht jedes mal, weil manche denken, es reicht, wenn man Einzelfälle vorführt, damit 10 andere eine Weile etwas vorsichtiger sind.

Aber es ist nicht so, dass diejenigen, die immer noch aus Spass bloggen, ganz doof sind und nicht mitbekommen, was da alles so läuft und wer da welche Freunde wie pusht.Ich zum Beispiel merke gerade, dass ich meine durchaus vorhandene Toleranz langsam verliere. Weil es mich ankotzt, wie nach dem Abschaum der diversen Agenthuren mittlerweile auch einige kleinere Blogger der für einige bekannteren Blogger den Spindoktor, den Troubleshooter oder den Handreicher geben wollen.

Das läuft so nicht mehr, Freunde der Blasmusik. Denn weil Blogger als Amateure angefangen haben, fehlt ihnen das Handwerkszeug, dergleichen richtig zu machen. Sie fliegen damit todsicher auf. Blogger sind unsägliche PR-Pfuscher. Und es sind trotz der Bekehrung mancher Gestalten zum Werbebefürworter und Mainstreamblogger immer noch genug andere da, um die Namen derer notfalls gut auffindbar an die Tür von Google zu nageln. Das geht hier draussen schneller und weitaus weniger sensibel als in den normalen Medien.

Oder, um es positiv zu sagen: Das Ding hier draussen gibt jedem eine Menge menschliche Beziehungen mit, die er, wenn er es klug und sauber macht, auch wirtschaftlich umsetzen kann. Dazu gehören ein paar schlichte Regeln: Nicht lügen, nicht jubelpersern, immer zugeben, wenn Interessen im Spiel sind und sauber trennen zwischen den beiden Bereichen. Und notfalls auch mal einen übereifrigen Freund zügeln. Dann startet man hier mit viel Rückhalt, den man sich weder für ein paar lumpige Basiseuro erkaufen noch von Mietbloggern erfinden lassen muss. Die anderen Wege scheinen natürlich schneller und einfacher zu sein, aber die Vernetzung der Blogs und das allgemeine Wissen darum, wer mit wem im Bett ist, macht solche unehrlichen Geschichten viel zu riskant. Und vor allem: Überflüssig. Denn diejenigen Blogger, die sich für so etwas anheuern lassen, sind beim nächsten Angebot beim nächsten Geber. Abzocker, Mitnehmer, Adabeis, auf diese Leute ist ebenso wenig Verlass wie auf die Geizgeligen Volldeppen, die jeden Markt überschwemmen, der 10% auf alles bietet. Das kann man nicht wollen, wenn eine Firma oder ein kommerzieller Ansatz auf menschlichen Beziehungen basieren soll.

Was bringt so ein Interview, das nach Kauf stinkt? Was bringt ein Artikel, bei dem in den Kommentaren der Autor zerrissen wird? Was bringt eine positive Kurzbeschreibung einer Firma, wenn sich bei der Suche zeigt, dass die Luft brennt? Allenfalls weitere Probleme, die man dann erklären, beschönigen, ignorieren muss.

Es geht also um menschliche Beziehungen. Die sind langfristig, man muss auf idealerweise auf immer denken, und nicht nur auf drei Tage oder bis zum nächsten Kommentar. Denn die Beziehung wird es immer geben, und wer die einmal ruiniert, wird lange daran zu kauen haben, und muss froh sein, wenn alles, was man da reingesteckt hat, am Ende gerade mal einem Gefühl der Wurschtigkeit weicht. Was, wenn man gründlich verarscht und belogen wurde, nicht zwingend der Fall sein muss.

Also: Denkt gefälligst vorher nach, über die besondere Natur der Blogs. Das sind keine Zielgruppen, das sind Menschen. Blöderweise welche mit Medium. Eure ganze Kommerzszene kotzt ab über die Jungs von FIXMBR und den Einfluss, den sie mittlerweile haben. FIXMBR ist das kommende Must Read, die sehen die Verwerfungen, und wie sie damit gross werden. Egal, ob ihr sie mögt, sie ungerecht findet oder unsäglich. FIXMBR ist ein wenig so, wie ihr mal ganz, ganz am Anfang wart. Es ist diese ungestüme Einstellung und euer Verhalten, das sie gross werden lässt. Und euch zu hilflos agierenden Hampelmännern, die ihre Sprache gegenüber der Blogosphäre verloren haben.

7.5.2007 | 11:42 von DonAlphonso

Wenn Shoppero noch was werden soll.

1. Sofortige Trennung von “Business Angel” Jens Kunath. Leute mit seiner Vorgeschichte (einfach mal nach Bonus.net oder 4men.de suchen). Ich bin nicht der Meinung, dass Leute mit so einer Vorgeschichte den Rest ihrer Tage Sand und Grass essen müssen, aber wer so weit ging und immer noch geht, ist zumindest für mich dauerhaft ebenso als Geschäftspartner denkbar wie ein Minenhändler, ein käuflicher Journalist oder ein Abmahnabzocker. Mal ganz abgesehen davon, dass ich halbherzige Geständnisse nicht glaube, wenn Betreffende es zugeben müssen, weil ihnen der Krempel um die Ohren geflogen ist.

2. Trennung von Edelman und ihrem Mann fürs Bloggrobe Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach. Was soll das für eine Firma sein, die sich so einen PR-Typen leistet und dem angesichts der PR-Pleite von Shoppero nichts anderes einfällt, als Blogger zu massregeln und eine Kopie von thisnext.com, die shoppero nun mal in weiten Teilen ist, als etwas zu bezeichnen, was es weltweit nicht gibt? Und was soll das für eine Klitsche sein, die das Geld derer, die ihre Inhalte liefern, für einen derartigen Berufskumpel einer gewissen Bloggerszene rausschmeisst? Vielleicht sind das ja die neuen Wege, die es so auch nicht im Amigo-Bayern gibt.

3. Runter vom Netz mit dem Zeug. Wenn das Ding Sicherheitslücken hat, hat es online nichts verloren.

Danach kann man mal darüber reden, dass eine Plattform, die vom Vertrauen der Leser auf die Ehrlichkeit der Blogger profitieren will, selbst auch ehrlich und verlässlich sein muss. Was man von den Bloggern will, muss man auch vorleben. Genauso, wie Shoppero von den Mitgliedern gute Berichte erwartet, müssen die ordentliche AGB, die mit einem Anwalt abgeklärt sind, erwarten können. Die vertrauensbildende Massnahme fängt bei den Personen an, die mehr sein müssen als der unschöne Hintergrund von Nico Lumma, es geht über die verlässliche Technik und vor allem transparente Abrechnung bis zur möglichen Erkenntnis, dass man sich dann gewisse bezahlte Umfelder sparen kann, wenn das Produkt stimmt. Es muss schnell gehen, sonst verfestigt sich da ein Eindruck, der dem Zweck eines Vertrauenskommerzes alles andere als förderlich ist.

Klingt hart? Fast unmöglich? Keine Ahnung. Besondere Situationen brauchen besondere Reaktionen. Und einen Berater, der in der Situation ein “Weiter so” als Devise ausgäbe, sollte man auch gleich vor die Tür setzen. Gleiches bitte auch mit dem Typen, der mit der Bezeichnung “Shopperos” für die Mitglieder das Sprachgefühl der Geilgeizigen Spasssaustarken Kommerzdeppen bedient. Aber ganz sicher keinen, der noch halbwegs gerade Sätze schreiben kann.

Diese Beratungseinheit ist kostenlos und sollte in weniger als 48 Stunden umsetzbar sein.

6.5.2007 | 11:28 von DonAlphonso

Kundenbeziehungen zahlen sich aus.

Also, ein Blogger nimmt Kohle von einem Unternehmer, um dessen Projekte zu promoten. Dann nimmt der gleiche Blogger auch noch Geld von einer Agentur, um auf deren PR-Blog über Events zu berichten. Nach allem, was ich über Journalismus weiss, wäre es dann in der Folge eigentlich aufgrund der Interessenskonflikte undenkbar, dass dieser Blogger dann bei einem Medium über einen Kongress der ihn bezahlenden Agentur schreibt und dabei nette Worte über den ihn bezahlenden Unternehmer verliert.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Oliver Gassner, der Sinner-Schrader (oder auch an einer Steller peinlicherweise “Scharder”) und Nico Lumma irgendwo vor den normalen Lesern gut versteckt als Kunden nennt, eine wunderbare Erklärung dafür hat, wieso er für beide Auftraggeber als bezahlter “Journalist” von Telepolis für deren Kongress Next07 und dessen neue Firma wärmste Worte findet. (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25211/1.html ) Den Hintergrund dieser Worte findet man dort nicht. Vielleicht behauptet er, dass irgendwo im Netz ja drin steht, wer ihn alles bezahlt. Dass er es offen legt. “Kaeuflich”, “peinlich” und “dummdreist” wird er das wahrscheinlich nicht nennen. Ist aber auch egal, ist ja nichts Neues in dieser Form des Pro-Blogger-Geschäfts.

Aber der Heise-Verlag sollte es sich gut überlegen, bevor sie nochmal einem PRler für Lobhudeleien gegenüber seinen Kunden bezahlen. Das ist zumindest nur mässig weise. Vorsichtig gesagt. Denn bei Heise ist durchaus noch ein gewisser Ruf zu verlieren. Ansonsten: SPON wuerde in so einem Fall von der Blogosphaere Feuer bekommen. Aber weil es “unsere” Leute sind und der Saftladen, der einmal im Jahr die Haeppchen hinstellt, halten andere offensichtlich die Klappe. Ganz toll.

4.5.2007 | 15:23 von DonAlphonso

Rankings sind schei..lecht

Und der nächste Typ ist da, der eine neue Top-irgendwas-Bullshitthemen-Liste der Blogs für aus den Fingern gezogene Schmarrnkategorie veröffentlicht. Und wie so oft ist es ein Businesskasper, der Top 10 Meilen gegen den Wind nach Geltungssucht muffelt. Als gäbe es da draussen nicht schon genug andere Listen, die gezielt die Genannten um einen Link anschleimen. So muss das sein: bekommt man inhaltlich keinen Fuss auf den Boden, versucht man es eben mit dem Aufgreifen anderer Leute Texte, um sich in den Genuss eines Via-Links zu lutschen, und wenn gar nichts mehr geht und man als Blogstartup dennoch die eigene Bedeutung nachweisen muss, kommt dann so eine Liste bei raus. Based on Technorati, als hätte es nicht schon genug Pfeifen gegeben, die sich mit sowas blamieren. Und nein, damit meine ich nicht die deutschen Blogcharts, sondern die Derivate und die, die glauben, daraus irgendwas folgern zu können.

Dabei sind solche Listen für alle Plätze die gleiche Holzmedaille. Keiner bringt durch so eine Liste bessere Qualität, keiner bekommt einen schöneren Stil, keiner macht bessere Photos. So ein Listenplatz wird entweder mit breitem Arsch und einem Beitrag täglich ersessen, oder einer landet als 1-Hit-Wonder mal kurz ganz oben, um dann wieder nicht unverdient abzuschmieren. Und dann gibt es natürlich auch noch die, die gezielt um Links schleimen, siehe oben. Aber alles miteinander ist das Ganze ähnlich seriös wie die deutschen Top-100-Single-Charts. Für einen Counter gibt es noch eine gewisse individuelle Berechtigung, selbst wenn das dadurch entstehende Ranking angesichts der unterschiedlichen Besucher auch schon fragwürdig ist – wie etwa bewertet man 5.000 faschistiode Knalltüten, die eine rassistische Drecksseite ansurfen? Und was ist ein gutes Blog? Eines, das mit 10 Artikeln täglich 5 Links bekommt, oder eines, das mit einem einzigen Text am Tag auf 3 Links kommt?

Jedes Blog steht bei einem Ranking ganz oben. Beim Ranking des Bloggers. Für ihn ist es das wichtigste Blog. Und vielleicht auch noch für 1, 2, 5, 333 oder 10.000 Besucher. Jeder Blogger vollbringt eine Leistung, jeder tut was, jeder nach seinem Willen und seinen Zielen. Warum sollen meine Ziele und meine Leistung mit 5000irgendwas Links besser sein als die Abiturientin, die für ihre Freunde ihren Schulfrust beschreibt? Was erhebt den einen über den anderen? Dass es einen Haufen Lemminge da draussen gibt, die den gleichen Scheiss verlinken, den alle verlinken?

Wie krank diese Rankings eigentlich sind, sieht man, wenn man sich das aktuelle Beispiel der “Medienblogs” zu Gemüte führt. Platz 1 Bildblog, Platz 2 dieses Blog hier. Und was heisst das? Das Bildblog ist für alles, wirklich alles andere als den Springerkonzern total irrelevant. Dieses Blog hier ist vollkommen irrelevant, sobald es um etwas anderes als Blogs und Web2.0 geht. Jeder kann sich locker eine Liste definieren, in der laut Technorati dann sein spezifisches, einzigartiges Blog vorne steht – und das mit der gleichen Berechtigung wie die Ranking-Pappnasen, die anderen Pappnasen damit so etwas wie Relevanz und Bedeutung einreden.

Das sind Dinge, die ein einzelnes Blog angesichts der Grösse dessen, das die Blogosphäre ausmacht, nicht hat und nie haben wird. Wozu eigentlich Aufklärung, wenn sich manche hinstellen und behaupten, die Blogosphäre wäre eine Scheibe, die an sieben Tagen erschaffen wurde und Technorati würde bestimmen, wer die Krone der Schöpfung und der wichtigste Blogger sei?

Kurz: Geht´s noch? Es gibt hier draussen kein thematisches, inhaltliches oder sonst wie geartetes oben. Es gibt eine Gleichheit in aller Unterschiedlichkeit, es gibt vielleicht sowas wie eine durch Zugriffe und Einfluss definierbare “A-List”, aber auch die ist bedeutungslos. Wenn man das akzeptiert, kann man vielleicht mal über die sehr viel schwerer fassbare Qualität und ihre Kriterien reden – was mehr Mühe, aber auch mehr Sinn als irgendeine Zahlenliste machen würde. Aber auch das wird man kaum in ein Ranking mit oben und unten pressen können. Es gibt nur ein unten. Da, wo die Linknutten und Rankingprotzer sind.

3.5.2007 | 17:19 von DonAlphonso

Darf ich was fragen?

Lieber Leser, ich blogge ja gerade über meine Italienreise. Gleichzeitig bekomme ich Post von Leuten, die – mal wieder – über das leidige Thema Empfehlungsmarketing “social” commerce und so Sachen nachdenken. Und auch mal wieder ein Übernahmeangebot. Die Welt ist völlig gaga, besonders, wenn man mal 2 Wochen überhaupt keine Blogs ausser den eigenen liest; dann merkt man erst, wie, hm, fragwürdig da manche Ansätze sind, wie verbohrt sich da welche in einen Markt begeben, der keiner ist.

Ich verkaufe keines meiner Blogs, und solange die Konditionen nicht exzellent und vor allem langfristig gesichert sind, gehe ich auch nirgends an Bord. Was mich aber interessieren würde, ist, ob ich tatsächlich in der Lage bin, etwas, von dem ich überzeugt bin, schmackhaft zu machen. Der Gardasee und die Region ist zuerst mal eine Landschaft, dann Geschichte, und erst ganz zum Schluss, aufgrund unseres kapitalistischen Systems, kommerziell. Auch Vermieter wollen leben, und wenn etwas Gutes auf den Tisch kommt, zahle ich überall auch gerne einen guten Preis. Vom Niveau her ist die Region nur unwesentlich über Deutschland, und nähme ich mein Zimmer für einen Monat sicher, müsste ich gerade mal 500 Euro zahlen. Ich schreibe nicht über Pauschalangebote von Tuneckexphlxkotzwürg, sondern mehr über Reisen im Sinne von dort leben. Die sicher nicht unsexy wirkende Barchetta wird von Fiat schon lange nicht mehr gebaut. Und ich habe kein Problem damit zu sagen: Wenn sich jemand überlegt, Urlaub zu machen – die Ecke, die hat was, die kann ich unbedingt empfehlen.

Was mich jetzt zu empierischen Zwecken – einfach, weil ich es nicht weiss – interessiert: Wie sehr ihr die Sache?

1. Würdet Ihr daraufhin die Region vielleicht mal ausprobieren, wenn ihr sie noch nicht kennt?
2. Mache ich Euch die Region so schmackhaft, dass ihr zumindest ernsthaft überlegt, dorthin in diesem Jahr zu reisen?
3.Würdet Ihr mir noch glauben, wenn diese Reise vom Fremdenverkehrsamt Malcesine bezahlt wäre?
4. Würdet Ihr mir noch glauben, wenn ich klassische Bannerwerbung für diese Region geschaltet hätte?
5. Wie würdet Ihr reagieren, wenn ich bezahlte Links zu Werbeangeboten anbieten würde?
6. Wie würde sich Eure Sicht ändern, wenn das GTBlog (oder etwas Ähnliches), so wie es ist, zwar von mir geschrieben, aber von einem Kommunikationskonzern (Journalismus) bzw. von einer Firma (PR) betrieben werden würde?

Bitte, keine Panik, das ist weder Marktforschung noch eine Ankündigung. Es ist kein geheimnis, dass ich als Journalist Texte für Geld schreibe, und ich habe auch nichts prinzipiell gegen PR. In all den Gesprächen höre ich immer diese Mutmassungen über Blogleser. Nachdem das hier eines der bekanntesten Blogs Deutschlands mit doch einigen Lesern ist, möchte ich einfach mal die Probe auf all die Vermutungen machen. Zu gewinnen gibt es nix, keine Digicam und auch kein Wochenende für zwei am Lago. Null.

3.5.2007 | 16:03 von DonAlphonso

Bilder und Blogs

Ohne einen spezifischen Fall zu verlinken: Abmahnungen wegen verletzter Urheberrechte an Bildern müssen echt nicht sein. Aus mehreren Gründen. Da ist natürlich erst mal der Anspruch des Photographen auf eine Vergütung. Es gibt nachvollziehbar keinen Grund, warum er seine Arbeit verschenken muss – noch dazu, wenn der “Beschenkte” nicht mal vorher gefragt hat. Und dann auch noch die Quelle verschweigt. Diese Form des Bilderklaus ist leider nicht selten, und erwischen tut es meist die, die ich als die “Falschen” bezeichnen würde: Leute, die einfach mal so ein Bild nehmen, das sie über Google gefunden haben und glauben, das merkt keiner. Umgekehrt gibt es aber auch Blogabschaum aus dem rechtsextremen und fremdenfeindlichen Umfeld, die Aufrufe zu Gewalt und Persönlichkeitsrechtsverletzungen mit massenhaft gestohlenem Bildmaterial bekannter Agenturen illustrieren – und damit fast immer durchkommen.

Dass diese Cretins nicht anders können, die in ihren Löchern Versschwörungstheorien geifern und nicht dort sind, wo die leben, die sie hassen – geschenkt. Dass manche Leute, wenn man sie auf das Problem hinweist, pampig oder uneinsichtig kommen – blöd. Dann darf sich keiner wundern, wenn die andere Seite die Geduld verliert. Wenn der andere dann noch ein Geschäft damit macht, und sei es nur Google-Werbung: Ein weiteres Risiko für weitere unerfreuliche Schritte. Und unglaublich überflüssig. Denn normale Blogs sind anders, als Profimedien. Gemeinhin geht es um das eigene Umfeld. Und da sieht es ganz anders aus.

Ich denke, ein geklautes Bild mindert die Qualität. Man erwartet sich von einem Blog doch Authentizität, einen Bericht aus dem eigenen Leben. Warum also nicht diese Erwartung konsequent auch auf die Bilder ausdehnen? Mir ist es lieber, jemand umschreibt etwas, weil er kein Bild hat, als dass er irgendwo her irgendwas zerrt. Wenn schon gerade keine Digicam da ist. Und auch im Vergleich ist mir das selbstgeschossene Bild, egal wie verwackelt, unscharf und unprofessionell, immer noch lieber als Hochglanz, der nichts mit der Person zu tun hat, die mir etwas erzählt. Ich denke, eine der grossen Sachen am Bloggen ist, dass jeder Text so sein darf, wie es ist. Mir ist Ehrlichkeit wichtiger als Stilregeln, von denen ich nicht mal weiss, ob sie überhaupt stimmen, oder nur Erfindungen von Seminaren sind.

Und den gleichen Nichtanspruch kann man auch für Bilder haben. Knipst, malt, kritzelt, macht es selbst, dann kann keiner blöd kommen. Und wir alle haben mehr Spass an der Sache. Dass ein gutes, geklautes Bild die Zugriffe anwachsen lässt, halte ich für ein Gerücht. Und wer einfach nur zu faul ist, selbst was zu machen –

sollte sich mal überlegen, ob er nicht ohnehin vor der Glotze besser aufgehoben wäre.