30.10.2006 | 9:34 von andreaffm

der ruhige punkt im auge des hypes

Blog-Hype allüberall. In der Amica, die ich mir nur deswegen gekauft habe, steht was über Blogs und netzwerken im Internet; nicht viel Neues natürlich, aber ich bin ja auch nicht Zielgruppe, weil ich über Blogs nicht mehr groß informiert werden muß. Die sind übrigens lustig dort in der Redaktion, die nennen Blogs abwechselnd “der” und “das” und zwar dermaßen schwankend inerhalb eines Artikels, daß es schon wieder konsequent ist. Vielleicht haben die aber auch nur Angst vor der bösen deutschen Klowand-Blogosphäre und wollen es allen gleichzeitig recht machen.

Auch die Literaturen, das mittelneue Blatt, das so altehrwürdig tut, startet eine Reihe über Literatur und Elektronik mit den, in Anführungszeichen, Hinterhöfen des Internets, die aber wahnsinnig spannend sind. Scheint so, daß Blogs die neuen Lesebühnen sind, weil da herkommt, was jung und hip ist oder so ähnlich.

Die NZZ hingegen belegt Blogger mit der häßlichen Bezeichnung “Zwielichtige Meinungsbildner”, und zwar wegen dieses Vorfalls:

Im Auftrag der Software-Firma Mindjet hat die Zürcher PR-Agentur Jenni Kommunikation Bloggern mit Wohnsitz in der Schweiz Gratisexemplare der Mindmanager- Software angeboten. Jeder fünfte Schweizer Blogger habe das Angebot angenommen, heisst es in einem von der PR-Agentur im Namen von Mindjet verschickten Erfolgsbericht. «Die Blogger begrüssen es, von uns als Zielgruppe und als Meinungsbildner erkannt zu werden», wird in dem Bericht der Leiter der Schweizer Mindjet- Niederlassung zitiert. «Wir erwarten von den Bloggern keine Gegenleistung. Uns geht es vielmehr darum, einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Informationen herbeizuführen.» In einem Blog positiv erwähnt zu werden, sei «die beste PR überhaupt».

Des weiteren geht es darum, daß die These des medialen Umbruchs, wie in “Blogs!” thematisiert, Blödsinn sei. Jaaa, aber – Moment. Das widerspricht sich doch. Bedeutungslos und trotzdem aufgekauft? Ein Hype ohne Revolution? Ja was nun? Massenphänomen oder Prominenz? Wächst die Blogosphäre in die Höhe oder in die Breite?

Wohl beides: Hoch und breit. Vielmehr scheint sich der Blog-Begriff der allgemeinen Öffentlichkeit überhaupt zu wandeln: Ich habe mich schon verdächtig lange nicht mehr als Exhibitionist und Tagebuchschreiber bezeichnen lassen müssen. Langsam scheint eine Gewöhnung einzusetzen, daß es Leute gibt, die im Netz Texte für lau zugänglich machen. Es scheint auch ok zu sei, daß diese Texte mitunter von einem selbst handeln.

Mittlerweile verlagert sich die Poblematik: Kann und soll man denen glauben, was die da schreiben? Oder sind Blogger käuflich? Wenn ja, in welchem Grad? Käuflicher als Journalisten oder weniger käuflich? Oder nimmt man das bei Journalisten eher hin als bei Bloggern, weil der Anspuch von vorneherein ein anderer ist? Oder fällt es bei Bloggern einfach nur mehr auf, weil sie ihre Bestechlichkeit schlechter tarnen? Oder neigen Blogger eher dazu, der mitbloggenden Krähe eben doch ein Auge auszuhacken, weil Ressourcen begrenzt und Geld/Gadgets/Groupies begehrt sind?

Es wird wohl zusätzlich schwierig, weil Blogger nicht mehr so ein bunter Haufen sind, sondern sich zunehmend professionalisieren. Aber eben nicht alle. Da geht eine Schere auf: Immer mehr Teenie-Blogs auf der einen Seite, immer mehr professionalisierte A-Lister (nein, ich meine das nicht abwertend, sondern konstatiere das lediglich) auf der anderen Seite. Die meisten davon haben treue Leser und können prima schreiben, außerdem brigen sie einen Glaubwürdigkeitsbonus mit. Da liegt es als Firma nahe, sich das zunutze zu machen.

Und jetzt kommen die Feinheiten, nämlich das “wie”. Eklig wird’s bei sowas:

Die US- Firma Payperpost erregte zu Beginn des Monats Aufsehen, weil es ihr gelang, mehrere Millionen Dollar Risikokapital zu finden. Payperpost bezahlt Blogger dafür, dass sie Werbebotschaften in Form einer persönlichen Meinungsäusserung verbreiten.

Das ist aber eine grundsätzlich eklige Praxis, ob das nun Journalisten oder Blogger betrifft. Ob Blogger für solche unmoralischen Angebote anfälliger oder weniger anfällig sind als professionelle Journalisten, wäre noch nachzuweisen. Völlig ok hingegen finde ich, wenn, sagen wir mal, ein Verlag mir ein Rezensionsexemplar zukommen läßt und mich dann darüber schreiben läßt. Dann mach ich das gleiche wie ein Jornalist, erhalte vom Hersteller (dem Verlag) die gleiche Leistung wie ein Journalist (das Rez-Ex), nur daß ich eben nicht vom Medium bezahlt werde, geht ja auch gar nicht, das Medium bin ja ich. Solange der Verlag mir nicht droht, wenn ich das Ding verreiße, ist doch alles in Butter. Da der Verlag auf meiner Seite keine Werbung schaltet, hab ich auch keine ökonomischen Folgen zu fürchten.

Die einzige Folge könnte der Verlust meiner Glaubwürdigkeit sein. Das ist ein ganz fragiles Ding, da muß man sehr drauf aufpassen. Fürchte den Blogger, wenn er Geschenke nimmt! Das kann Software sein, Bücher, Probefahrten … you name it. Wie heißt es so schön: Es gibt keine schlechte Werbung, jede Erwähnung bringt Aufmerksamkeit, und Aufmerksamkeit ist der erste Schritt ins Gehirn und schließlich in den Einkaufswagen des Konsumenten. Da muß man gar keine Werbebotschaften verbreiten, im Grunde kann es völlig wurscht sein, was Blogger A überhaupt von dem Produkt hält, solange er es nicht totschweigt. Selbst dann erfährt man ja doch über Umwege von der Kampagne. Und da fängt das Problem an: Wie kann man sich als Blogger überhaupt noch neutral verhalten?

Man könnte daran arbeiten, in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen, sodaß man von vorneherein keine unmoralischen Angebote erhält. Oder einfach alles ablehnen, was einem geschenkt werden soll. Man könnte offensiv antikapitalistisch bloggen, dann wird man wohl auch umgangen (von Firmen sicher, von der Leserschaft eventuell).

Ich beobachte bei mir, daß ich immer dann die meisten Klicks bekomme, wenn ich mich wortreich über etwas aufrege – vermutlich werde ich deshalb nie eingeladen, wenn irgendwo Schnittchen an Blogger verteilt werden. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Auf die Art werd ich zwar nie reich und berühmt, aber auf die Art wollte ich es ja auch nie werden.

[Nachtrag]
Auch in der Literarischen Welt wird in einer Sammelrezension über Weblogs berichtet, und zwar vom Schriftsteller und DLL-Dozent Hans-Josef Ortheil, auch wieder aus der Literatur-Perspektive.

26.10.2006 | 0:58 von DonAlphonso

Wie Edelman die Technoradieschen von unten sehen wird

Ich habe vorhin einen nicht wirklich freundlichen Artikel über die Freundin und ihre Blogs geschrieben. Und wollte dann mal schauen, wie das bei Technorati ausschaut. Oha. Eine halbe Stunde später ist noch immer nichts bei Technorati zu sehen. Sollte die PR-Agentur Edelman vorhaben, ihre Technorati-Kooperation wirklich zur Verkaufe von Blogmonitoring einsetzen, dann wäre das unter den normalen Krisen-PR-Situationen schon eine Viertel Stunde zu viel (Zeit läuft, jetzt 35 Minuten). Denn unter normalen Tagesbedingungen hätten inzwischen schon ein paar Dutzend “Influencers” mit eigenen Blogs und durch RSS informiert, den Beitrag lesen und kommentieren können. Oder gar verlinken. Was aus Sicht der Krisen-PR die eigentliche Katastrophe ist, denn nicht die Krise an sich ist die Aufgabenstellung, sondern die Eindämmung derselben. Aber was will man eindämmen, wenn man den Auslöser nicht bemerkt? (38 Min.)

Wäre das hier real, und Herr Burda hätte Edelman angeheuert, um den bösen Don zu kontrollieren, wäre der logische nächste Schritt zu meiner Überwachung die Kontrolle derer, die auf mein Blog verlinken. Auf Trackbacks oder Pingbacks hier in den Kommentaren kann man sich da nicht verlassen, mehr als die Hälfte der üblichen Blogs tut das nicht. Also müsste Edelman in diesem Fall erneut Technorati konsultieren. Amüsanterweise teilt Technorati gerade mit, dass zwar 474 Blogs auf die Blogbar mit 1105 Links linken. Gleichzeitig sagt es in der Zeile drunter aber auch, dass 0 Blogs auf diese Seite linken. Will sagen, Technorati spricht jetzt seit anderthalb Stunden nicht auf die Blogbar an. (42 Min.) Im kritischen Moment ist der Edelman-Blogbeobachter jetzt also vollkommen blind, er kennt weder die Probleme noch die Auswirkungen. (45 Min.) Das würde sich nur ändern, wenn ein verlinkendes Blog bei Technorati sofort gelistet wäre – aber dann müsste man schon zwei Brandherde bekämpfen und vorher erst einmal kapieren, was da los ist – und damit hat die Krise eine weitere viertel Stunde Zeit, sich auszubreiten. Wir stehen jetzt bei 50 Minuten, noch immer keine Meldung bei Technorati – zusammen mit den hypothetischen 15 Minuten läge der Best Case damit bei 1 Sunde 5 Minuten, nach Internetzeitrechnung fast ein ganzer Tag.

Auf den Blogs stehen die Uhrzeiten, wann etwas gepostet wurde. Ich vermute, dass bei irgendeinem Auftrag genau das passieren wird, was oben geschildert ist: Edelman wird das Problem auf Basis von Technorati einfach nicht erkennen, zu spät melden, und dann ist die “Kacke am dampfen”, wie es so schön heisst. (55 Min.) Ich habe keine Ahnung, wie Edelman das Ganze vertickt, aber sicher nicht mit dem Eingeständnis, dass sie schon mal eine Stunde oder länger brauchen können, um das Problem zu erkennen. In der Nachbereitung wird so ein Problem aber nicht mehr zu vertuschen sein. Ein Problem, das alle betrifft, die sich in der Sache auf Technorati verlassen. Sicher kein Spass, solche Fehlleistungen dann mal zu erklären. (gerade hat Technorati geupdated, aber die Geschichte ist immer noch nicht dabei, 60 Min.)

Man sollte sich damit abfinden, dass Technorati ein buntes, nettes, im Kern aber sinnloses Spielzeug ist. Für die Aufgaben, mit denen es ein “Global Player” der “Blog-PR” gern zu tun haben würde, ist es komplett ungeeignet. Es sei denn, jemand will mal wieder ordentlich auf die Fresse fliegen. Wie Edelman, deren Server bei der letzten Krise massenweise bei mir auf Rebellmarkt über Technorati – und sonst nichts – eingeschlagen sind. Edelmäner leben nach Technoratizeit, und damit immer entscheidende Stunden hinter den realen Ereignissen. (67 Min. and counting….)

25.10.2006 | 23:44 von DonAlphonso

Falsche Freundin: Blogs an den Rand gedrückt

Ich weiss ja nicht. Wäre ich Projektleiter eines kriselnden Blogversuchs zwischen Schleichwerbung und Ermüdungserscheinungen, würde ich mutmasslich einfach die Klappe halten und versuchen, das Ding irgendwie hinzubekommen. Oder mit Anstand aufgeben, wenn es keinen Sinn hat. Was ich aber keinesfalls tun würde, wäre das posten von Durchhalteparolen, das kommt dann immer etwas schlecht, wenn wieder, siehe zweiter Link, ein paar Positionen auf dem Weg zum Hauptquartier am Arabellapark geräumt werden müssen.

Und genau das ist jetzt wieder geschehen: Die Blogs der mit Restcontent versehenen Frauenwerbebrosch “Freundin” wurden weiter nach hinten durchgereicht. Ende August wurden sie von der obersten Leiste der Website zu den kleineren Meldungen ein paar Reihen darunter geschoben. Projektleiter Dorin Popa damals noch mit mutmasslich stolzgeschwellter Brust hier im Kommentar:

Was soll es dazu zu sagen geben? Daß wir wahrscheinlich die einzige Onlien-Redaktion unter allen profesionellen Medien sind, die ihre Blogs vier Monate lang an der besten und teuersten Stelle propagiert haben? Ab heute ist business as usual, d.h. die Blogbeiträge konkurrieren mit dem übrigen redaktionellen Inhalten von www.freundin.de um die Schlagzeilen.

Ja von wegen -Schluss istŽs mit der Konkurrenz. Facta est Fabula, sagt der Lateiner, der Spruch dürfte auch Hubert Burda, in dessen Haus die Freundin erscheint und der vor Jahresfrist noch Blogrevolutionen anleiern wollte, bekannt sein. Jedenfalls wurden die Freundinblogs bei Freundin.de innerhalb von nur 6 Wochen buchstäblich an den Rand gerückt, in die Seitenleiste, wo sie über dem Singlesuchservice ziemlich nach billiger Werbung aussehen würden – wäre es eben nicht die Website der Freundin, die generell daherkommt wie der Werbekatalog einer drittklassigen Billigparfümerie. Das das augenkrebserregende Bildchen zum Blog ist zum Glück inzwischen sehr klein. Man muss schon sehr genau hinschauen, um es überhaupt zu finden.

Noch.

24.10.2006 | 21:33 von dogfood

48h später: Germanblogs stellungnahmt

Nach eher untergründigem Gemauschel inkl. Raus- und Wieder-Reinnahme von Artikel, Blogs und Autoren, hat Carsten Schütte (BOOGIE MEDIEN) nun bei Germanblogs Stellung zu den u.a. hier erhobenen Vorwürfen der Schleichwerbung genommen:
Über Ziele, Richtlinien und Schleichwerbung bei germanblogs.de

Siebt man all das Drumherumgequatsche aus – wir kommen noch dazu – will Germanblogs sich die Blogeinträge nochmal näher anschauen und für zukünftige Blogbeiträge mehr Sensibilität in Sachen Schleichwerbung an den Tag legen. Zudem soll ein Blog-Kodex erarbeitet werden.

Soweit so gut, mehr kann man nicht verlangen, wiewohl ich mich schon frage, warum es für ein “wir wollen zukünftig vermehrt drauf achten” fast 48h Stunden braucht. Da scheint im Hintergrund einiges mehr erörtert worden zu sein.

Und damit zu der Schaumschlägerei die um den Kernabsatz der Stellungnahme herum veranstaltet wird. Wenn man unangenehme Dinge zu sagen hat, dann ist ein beliebtes rhetorisches Mittel, ein Feuerwerk an Dingen in eine Stellungsnahme reinzupacken, so das man vor lauter Items die unangenehme Nachricht nicht mehr sieht. So lernen wir was Germanblogs ist, wo es hin will, was für Blogs inzwischen bei Germanblogs sind, dass Germanblogs seine Blogger zahlt. Man wäre die Ersten. Man will die Guten, yaddayaddayadda.

Schütte “Einige Artikel sind in der Tat unglücklich.” – Es wäre sicherlich für alle Außenstehende die nicht unbedingt blogbar-Leser sind, an der Stelle interessant gewesen, die inkriminierten Artikel zu verlinken, schon aus Dokumentationzwecken. Stattdessen bleibt es so vage wie möglich.

Schütte: “Christiane Wolff hat am gleichen Tag auf die Vorwürfe reagiert und sich kritisch mit den Anschuldigungen auseinandergesetzt.“. Was versteht Carsten Schütte unter “und auseinandergesetzt”? Habe ich abseits der Wolff’schen Erklärung irgendeine andere andere Äußerung von Frau Wolff verpasst. Nö. Eine Erklärung, fertig. Auseinandersetzung mit dem Spiegelbild.

Schütte: “germanblogs.de ist vor wenigen Monaten als Deutschlands erstes themenorientiertes Experten-Blognetzwerk gestartet.” Bitte Rücksprache mit Spreeblick und Medienrauschen halten.

Schütte: “Unsere Themenblogs sollen sich zu attraktiven Online-Medien mit aktuellen und relevanten Inhalten entwickeln, die klassischen Medien Konkurrenz machen. Dazu gehört ebenso – auch wenn das einige wenige Blogger nicht hören wollen – Werbung.” – Das nächste kleine Ablenkungsfeuerwerk. Hat irgendjemand im Zusammenhang mit der Germanblogs/Wolff-Geschichte Werbung in Blogs generell in Frage gestellt?

Ein bißchen weniger Selbstbeweihräucherung und Schaumschlägerei hätte dem Statement besser getan.

Zusätzlich werden wir werden in den nächsten Tagen eine Blog-Richtlinie für germanblogs.de erarbeiten, die wir jedem von euch vorlegen werden. Feedback hierzu erwünscht! Hierbei geht es um Identität, Authentizität, Quellenangabe, Urheberrecht und Transparenz. In vielen Fällen steht euer Namen auch für ein Unternehmen oder ein Produkt, deshalb sind eure persönlichen Daten dabei sicher ein elementarer Punkt. Das haben wir jetzt gelernt.

Wenn die Diskussion öffentlich und unter Beteiligung vieler Blogger stattfindet (was ich weniger auf germanblogs, sondern mehr auf den Partizipationswillen von Blogger münze), kann das eine spannende Geschichte werden. Das Thema ist insbesondere in diesem Jahr immer wieder hochgekocht. Wie geht man mit gesponsorten Beiträgen um? Wie geht man mit Beiträgen um, in denen es Interessenskollisionen gibt. Opel, Ask, Coca-Cola, Edelman etc…

Insofern bieten die Blogeinträge von Christiane Wolff interessantes Diskussionsmaterial, da hier in der Tat eine ganze Bandbreite von “unverdächtigt” über “na ja” bis “geht gar nicht” auftaucht.

Und nein, “Subjektivität”, “Expertise” und “Meinungsfreudigkeit” muss nicht zwangläufig mit “Abhängigkeiten” einhergehen, wie schon wieder anderenortes kommentiert wird.

Germanblogs hat jetzt endlich einen ersten Versuch unternommen, die Initiative wieder an sich zu reißen. Mal sehen was der Diskurs ergibt.

24.10.2006 | 12:29 von DonAlphonso

Oooops – Christiane Wolff und Germanblogs tun es wieder!

Da bin ich jetzt doch etwas überrascht. Ich mein, ich habe schon einiges erlebt, aber… Wie auch immer: Gestern habe ich hier und hier nachgewiesen, dass Christiane Wolff von der PR-Agentur Wilde & Partner in München mehrfach nette beiträge mit Erwähnung oder Abbildung einiger Kunden ihrer Agentur beim Blognetzwerk Germanblogs einstellt, das auch zu den Kunden von Wilde & Partner gehört.

Darauf meldete sich Christiane Wolff hier zu Wort:

…meine private Reise nach Indien ([…] haben die beiden Welten vielleicht vermengt. Aber das liegt sicher auch daran, dass sich berufliche und private Interessen nicht immer strikt trennen lassen. Das werde ich mir für die Zukunft merken und anders machen. Aber hätte ich tatsächlich PR machen wollen, hätte ich das sicher anders angestellt.

Das gleiche Versprechen, allerdings ohne Hinweis auf die konkreten Einträge, findet sich auch bei Germanblogs. Und nicht nur das. Denn jetzt hat Christiane Wolff ihre bloggende Tätigkeit im “Qualitäts-Blogging” wieder aufgenommen. Mit einem Beitrag über das Taj Mahal in Indien. Und das angrenzende Hotel:

Wir konnten uns von dem wirklich magischen Eindruck schwebender Leichtigkeit des Taj Mahal nur trennen mit dem Wissen, dass der Blick aus unserem Zimmer im Luxus-Domizil The Oberoi Amarvilas direkt auf das Monument fiel.

Das in Deutschland – ÜBERRASCHUNG – von Wilde & Partner betreut wird:

Das Sommer-Special „Exotic Vacations“ präsentiert diese Häuser zum Spitzenpreis – genauso wie das verspielte Oberoi Amarvilas mit Blick auf das Taj Mahal…

Wie heisst es nicht so schön bei der Oberoi-Referenz bei Wilde & Partner?

Medien- und Marketingkooperationen und Cross Marketing Promotions

Ah ja. Und wieder eine wunderbare Geschichte aus Indien, dem Land der Gaukler, Medienschlangenbeschwörer und verwindungsresistenten Fakire. Und der Märchenerzähler, die “anspruchsvolle, glaubwürdige und unabhängige Inhalte” verkünden. Denn “germanblogs.de ist damit Deutschlands erstes Portal für Qualitäts-Bloggen”.

UPDATE: UM ca. 14 Uhr wurde die Seite vom Netz genommen, Screenshot gibt es aber hier. Mannomann. Echte Qualitäts-Blogger, das.

UPDATE 2: Um 15.30 Uhr sind dann auch einige andere, ältere Beiträge der Indientour wieder verschwunden…. to be continued.

23.10.2006 | 14:02 von DonAlphonso

Germanblogs, ihre Fakeblogs und deren Vertuschung

Die Holtzbrincktochter Germanblogs, deren Geschäftsführer Carsten Schütte mit der Senior-PR-Mitarbeiterin Christiane Wolff von Wilde & Partner und den TV1-Geschäftsführer Michael Westphal im gleichen Jahr den Medien-MBA an der Steinbeis-Hochschule in Berlin gemacht hat, hat da ein gewisses Problem: Hier an der Blogbar wurde bei mehreren Beiträgen gezeigt, dass manche Beiträge der “Bloggerin” Christiane Wolff eine ziemliche Nähe zur Tätigkeit der PR-Mitarbeiterin Wolff haben, speziell, wenn es um Michael Westphal geht. Inzwischen wurde Germanblogs informiert, und es gibt eine Reaktion: Die fraglichen Seiten wurden ohne weitere Erklärung vom Netz genommen:

Zugriffskontrolle
Zugriff gesperrt:

Leider können Sie dieses Weblog derzeit nicht betrachten, da der Zugriff gesperrt ist.

So gehtŽs natürlich auch. Inzwischen sind alle Seiten aber wieder online. Hätte auch wenig gebracht, schliesslich gibt es ja Screenshots, unsereiner weiss, wie manche Leute arbeiten. Das hier ist das Profil der besagten Autorin aus dem Google-Cache. Jetzt steht zusätzlich mit drinnen:

und arbeite bei der PR-Agentur Wilde&Partner.

Das merkt man übrigens immer noch. Hier nochmal der Link zu einer Vorankündigung bei Germanblogs und hier der Link zur weitgehend identischen Pressemitteilung von Wilde & Partner. (Screenshots vorhanden, später fälschen zwecklos). Update hier.

22.10.2006 | 20:11 von DonAlphonso

Wilde & Partner, Germanblogs, ihre PR-Fakeblogs und Christiane Wolff

Momentan wird ja ziemlich viel über Fakeblogs in den USA geredet, in denen nicht klargestellt wird, dass die Autoren von Dritten dafür bezahlt werden, die Blogs zu füllen. Betroffen: Der Einzelhandelsriese Wal-Mart und die bekannte PR-Agentur Edelman.

Und so was ähnliches gibt es ab jetzt auch in Deutschland. Betroffen: Die grosse Münchner PR-Agentur Wilde & Partner, der Medienkonzern Holtzbrinck (Handelsblatt, Tagesspiegel u.v.m.) sowie ihr Tochterunternehmen Germanblogs. Germanblogs ist gewissermassen der Versuch von Holtzbrinck, unter der Blogosphäre eine qualitative Kloake anzulegen, was sich mitunter in Bilderklau, offenen Bitten um Autorenschmierung und Bewunderung für strafbare Handlungen äussert. Kurz, was als Profinetzwerk verkauft wird, hat sich bislang nicht gerade um die Abschaffung von Peinlichkeiten verdient gemacht. Und irgendwie scheint sich da auch keiner so recht drum zu kümmern, was da eigentlich geschrieben wird.

Dem miserablen Ruf in der Blogosphäre konnte es auch nicht helfen, dass Germanblogs sich Unterstützung der PR-Agentur Wilde & Partner geholt hat, die sogleich im Newsletter vom Juli behaupten:

Die Autoren sind keine Journalisten, sondern Experten ihres Themengebiets. Alle Artikel zeichnen sich durch anspruchsvolle, glaubwürdige und unabhängige Inhalte aus. germanblogs.de ist damit Deutschlands erstes Portal für Qualitäts-Bloggen.

Ah schön. Dann schauen wir uns doch mal diese glaubwürdige und unabhängige Autorin hier an, mit dem Namen Christiane Wolff:

Mein Name ist Christiane. Ich bin in Offenbach groß geworden und lebe seit fast sieben Jahren in München. Zwischendurch war ich noch mal für ein Jahr in Wiesbaden und habe gemerkt: München fehlt mir! Also lebe ich jetzt mit noch größerer Freude in der bayerischen Metropole. Aber im Herzen bleibe ich doch Hessin…

Oooch, die Arme. Vermutlich hat sie sich auf ihrem Autorenbild mit Lappenmütze und Sonnenbrille vermummt, damit sie keiner hessischen Vendetta gegen Landesverräter zum Opfer fällt. Aber das Leben, das ist lustig und schön, nicht wahr, und deshlab macht sich Christiane auf zu den Events, wo der Boden wackelt, der Sekt fliesst und BussiBussi abgelichtet wird. Und schreibt darüber im Münchenblog. Etwa, wenn es medienmässig mal wieder voll abgeht oder was los war:

Michael Westphal, Geschäftsführer von TV1.DE, erläuterte im Rahmen seines Vortrags, wie die neue Medienwelt funktioniert – von youtube.com bis zu IPTV Sendern.

Den Michael Westphal kenne ich noch aus meiner aktiven Zeit als Höllensöldner in der Munich Area. Da ging es TV1 grade nicht mehr so gut. Aber dank der flotten Christiane weiss ich jetzt, dass TV1 auch auf die Medientage durfte. Zufällig hat sie nämlich beim Knipsen auf der langen Nacht der Medien alle möglichen Medienleute immer mit dem Michael Westphal abgelichtet. Und bei Germanblogs eingestellt. Na, es war ne geile Zeit, bei dem Schampus kann das schon mal passieren:

Die Stimmung war klasse und die am meist besuchteste Bar war wie immer die Champagner Bar von HSE 24…

Ansonsten treibt sich Christiane gern fern der Heimat in der weiten Welt herum. Indien zum Beispiel. Über Indien hat sie einen ganzen Haufen Elogen bei RGermanblogs verfasst, das Shoppen, die Wellness-Hotels der Taj Hotel Gruppe, Dates mit dem Maharaja und vieles mehr. Klingt ja alles fast so gut wie aus einem mieseren Reisekatalog, den eine halbseidene PR-Agentu verbrochen hat.

Und jetzt schauen wir uns mal die in München residierende Namesvetterin Christiane Wolff an.Diese Christiane Wolff rennt nicht mit Lappenmütze rum, schreibt aber auch lustige Geschichten. Denn sie

ist seit 2004 Senior PR-Consultant bei Wilde & Partner. Christiane Wolff ist Teamleiterin und verantwortet die Kunden aus den Bereichen Messen und Events, Medien und TV, Lifestyle und Luftfahrt, sowie Neukundengewinnung.

Deren Kunden, welch ein Zufall, ein einige Touristikunternehmen unter anderem des indischen Subkontinents sind. Oh, und übrigens auch TV1 mit Herrn Westphal, betreut von Christiane Wolff:

– Kontaktaufbau zu relevanten Medien
– Produktinformation und Präsentation bei Key-Medien
– Kontinuierliche Pressearbeit und Beantwortung von Journalistenanfragen
– Organisation und Durchführung von Speaking-Opportunities
– Regelmäßige Presseaussendungen
– Organisation von Medien- und Marketingkooperationen
– Vernetzung mit Wilde & Partner-Kundenportfolio

Na, letzteres scheint ja bei Germanblogs gelungen zu sein. Ob das vielleicht der Grund ist, dass die Wilde&Partner Christiane Wolff so ganz anders erscheint als die bemützte Fluchthessin Christiane Wolff bei Germanblogs?

Was mich jetzt interessieren würde: Welche Konsequenzen ziehen Wilde & Partner und Holtzbrinck aus diesem “Qualitäts-Blogging” aka dieser Fakebloggeschichte? Wussten da alle, was da passiert? Und hat Christiane Wolff das für Germanblogs übliche Gehalt auch noch für diese PR-Geschichten aka “anspruchsvolle, glaubwürdige und unabhängige Inhalte” bekommen?

Anregung kam von einem Kommentar bei Thomas Knüwer.

Updates hier und hier.

22.10.2006 | 1:14 von DonAlphonso

Technorati kann nicht zählen

Ich fragte mich ja schon etwas länger, womit die Blogfälscher der PP-Firma Edelman den ziemlich bedeutungslosen Blogzähler von Technorati für die gemeinsam verbrochene “amtliche” Depperlliste der angeblich wichtigen Blogs bezahlt. Jetzt habe ich einen Verdacht: In PR-Dienstleistungen.

Denn das könnte das Debakel schlüssig erklären, in das sich Technorati gerade in den USA hineinmanövriert. Nicht nur, dass auch dort inzwischen harte Kritik an der Kooperation geäussert wird. Technjorati war auch dumm genug, sich mit dem wenig zurückhaltenden PR-Blog Strumpette anzulegen – und ist dabei auf der Schnauze gelandet.

Denn Technorati hatte die wenig gute Idee, die Funktionsweise des Linkzählens an Strumpette zu erklären. Technorati stellt nur die Links der letzten 180 Tage dar. Strumpette wurde damit zum Verlierer gekürt, weil die grosse Aufregung zum Start des Blogs aus dem Zeitfenster verschwand. Dass Strumpette gerne den Kooperationspartner Edelman kritisiert und dessen Blogger wiederholt versucht haben Strumpette zu outen oder zu diffamieren, hinterlässt dabei einen faden Beigeschmack.

Zu dumm, dass Technoratiausgerechnet bei dieser prekären Gelegenheit jetzt zugeben musste, dass es wohl doch nicht so leicht ist mit dem Linkzählen: Obwohl Strumpette über Monate auf Probleme bei der Zählung und Erkennung von Links hinwies, wurden sie bei Technorati nicht entsprechend eingetragen. Erst der erneute Protest zwang Technorati jetzt zu einer Entschuldigung.

They also told us that we hadn’t been processing updates from their blog for a few months, even though they’d complained about it. We looked into this more closely, and it turned out they were quite right.

Das muss man sich mal geben: Eine Firma, die die Daten von Blogs an eine Blogfälscherwerkstatt verticken will, damit die ihre Kunden vor Blogs warnen können, ist über Monate und trotz Information nicht in der Lage, ausgerechnet eines der gefährlicheren Blogs des amerikanischen Marktes zu erfassen. Für blöde Bemerkungen reicht es gerade noch. Kennt man ja von Technoradi.