7.10.2006 | 18:46 von DonAlphonso

Wer macht solche Scheisse an seine Klowand?

Zum Thema deutsche Blogs:

“Was ich wirklich und nachhaltig originell finde, ist, wie sehr diese Winzszene in Deutschland von Misstrauen geprägt ist.”

a) Jean Remy von Matt (Blogs sind Klowände)

b) Lars Cords (Du bist Deutschland)

c) Mathias Müller-Blumencron (99% der Blogs sind Müll)

d) ein Angestellter der drittgrössten PR-Agentur weltweit, die sich Technorati zur Überwachung und Kontrolle von Bloggern angelacht hat und jetzt eine Umfrage bei den “wichtigsten” Blogs macht, indem die Blogger meist ungefragt Spammails erhalten, die sie dazu auffordern – eine Umfrage, die nicht nur bescheuert formuliert hat, sondern, als wäre es eine unseriöse Abzocke, noch nicht mal den angesichts des Vorgehens dringend nötigen Begriff “Datenschutz” erwähnt und auf das Bemühen der internationalen Mammi zurückgeht, die einen Neocon – hierzulande würde man sagen Rechtsextremisten – eingesetzt hat, um Bloggern in den USA Pressematerial unterzuschieben, um ihrem Kunden, einer ziemlich unschön agierenden Supermarktkette zu helfen; und mit der Beteiligung an dieser Umfrage soll man das Lügen und Schmieren dieser Weisspulverbranche erleichtern diesem PR-Konzern, der obiges Verhalten auch noch prima findet, die Ansprache von Bloggern mit PR ohne weitere Kosten für diese Leute erleichtern.

Auflösung hier. Wie heisst es nicht so schön? Wer ficken will, muss nett sein.

5.10.2006 | 15:07 von DonAlphonso

5 Freundin-Leichen, Dorin Popa und das Geschwätz von Vorgestern

Und wenn Du zufällig unsere Zahlen kennst, weißt Du ja, daß die Blogs besser denn je laufen.

Der bei Burdas Schleichwerbeposti Frauenzeitschrift Freundin für Blogs zuständige Dorin Popa am 24.07.2006 auf meinen Hinweis, dass die Freundinblogs miserabel laufen.

Worst case wäre doch höchstens, daß die freundin-Blogs wieder als reiner Leserinnenblog fortgeführt werden – wie bereits von Oktober 2004 bis April 2006. Dann eben ohne redaktionellen Support der Printredaktion und ohne Blogbeauftragten.[…] Best case, daß unser Premiumblog unter anderem um Leserinnenblogs erweitert wird. Also auf keinen Fall Dons Todesszenario. Sorry.

Selbiger Dorin Popa am 01.09.2006 als Antwort auf einen Beitrag an dieser Stelle, in dem auf das Abschmieren der Freundin-Blogs und die mangelnde Beteiligung der requirierten Kräfte hingewiesen wurde.

Dieser Blog wird ersatzlos gestrichen… ….werden künftig im Sammelblog der freundin-Redaktion schreiben, während alle hier bisher erschienenen Beiträge natürlich weiter online bleiben… Daher wird dieser Bilderblog jetzt eingestellt.

http://interak tiv.freundin.msn.de/freundin/blogs/

Besagter Dorin Popa erklärt am 02.10.2006 das Ende von fünf Freundin-Blogs, deren Autorinnen schon länger keine Beiträge mehr geschrieben haben, während der ähnlich häufig gefüllte Podcast und ein paar andere bemühte Textversuche – insgesamt 10 – weiterhin die Blogträume des Burdakonzerns vorstellen.

Besser denn je, nehme ich an.

4.10.2006 | 23:15 von DonAlphonso

CEO-Blogs grosser Firmen: Dead as dead can be.

Der Krawall im Blog des Siemens-Chefs Kleinfeld hat die üblichen Scharlatane der Blogberatung wuschig gemacht: Verzweifelt wird versucht, in dem Debakel Ansätze für eine offene, erfolgreiche Kommunikation zu sehen, sei es, weil die interne Corporate Communication die Kommentare nicht dicht gemacht hat, oder man Erkenntnisse über die innere Unzufriedenheit der Mitarbeiter erlangt habe.

Das Endergebnis – ein massives Sicherheitsleck, mitlesende Journalisten und letztlich der durch öffentlichen Druck erzeugte Verzicht auf 30% Gehaltserhöhung des Vorstands – ist aber aus Sicht der internen Kommunikation der Super-GAU. Dass bei Siemens Unzufriedenheit herrscht und die Unternehmenskulturen nicht zusammenpassen, weiss man schon etwas länger, daran ändert auch ein Blog nichts. Eingeknickt ist Siemens, weil das Störfeuer von allen Seiten, auch aus dem Betrieb kam. Ein in sich geschlossener Konzern, wie die klassische PR ihn schätzt und erhalten möchte, hätte gegen den Druck bestehen können, siehe etwa die Kombination aus Arbeitsplatzabbau und Prämien bei der Deutschen Bank.

Vielleicht ist das jetzt eine gute Zeit, die anderen Lebenslügen der Scharlatane abzulegen:Der Sun-COO Schwartz sah bei der eigenen Dauerkrise nie besonders gut aus, die Blogs von General Motors bringen mit ihrer Happy Hippo Attitüde angesichts der Beinahe-Pleite des Gesamtkonzerns nichts Substanzielles – zumindest keine Lösung irgendwelcher Probleme, egal ob Mitarbeitermotivation, PR oder Kundengewinnung. Grosse Firmen sind hochkomplexe Gebilde, sie haben meist eine Unzahl von Strukturen, an denen sich auch Topberater vergeblich abarbeiten, es gibt Klüngel, Seilschaften, Feinde, Fraktionen. Und sicher immer irgendeinen, der die Medien informiert, wenn es mangels anderer Ventile plötzlich gegen den Chef geht, der für sein Multimillionengehalt lustige Geschichten und Predigten ins Internet setzt, während die da unten die Scheisse ausbaden müssen.

So gesehen finde ich CEO-Blogs prima – die schönste Munition, die sich die Gewerkschaft wünschen kann. Unter PR-Gesichtspunkten dagegen hat Vorzeige-CEO Kleinfeld allen Kollegen im DAX bis runter zum badischen Mittelständler sehr deutlich gezeigt, wie man nicht aussehen sollte. Das werden spassige Kundengespräche für Scharlatane, in den nächsten Monaten.

4.10.2006 | 3:04 von DonAlphonso

Urheberrecht von der Qualitätsgosse zur Sexgosse

Spiegel Online erfährt gerade mal wieder, wie das mit dem hauseigenen Qualitätsjournalismus nicht geht: Mutmasslich mangels eigener Ressourcen hat man einen Text aus Agenturmeldungen zusammengeschmiert, und der wiederum enthielt Material, das die Agentur AFP bei Wikipedia, nun, übernommen oder gestohlen hat, was auch immer. Während Spiegel Online inzwischen recht schnell beigibt – das war auch schon mal anders – ist AFP bei der Bereinigung des Raubzuges bislang eher störrisch. Es gibt keine Benachrichtigung der diversen Medien, die ohne Wissen um den rechtlich problematischen Inhalt auf AFP zurückgreifen. Ob AFP auch so lässig reagieren würde, wenn Wikipedia ihre Inhalte klauen würde?

Oder würden sie so reagieren: Mario von thiema.com hat etwas ganz normales getan – Bilder von Flickr in sein Blog eingebaut. Die betreffenden Flickr-User hatten die Bilder entsprechend als ihr eigenes Material eingestellt, und darüber fand sich für andere Mitglieder der Community der Knopf mit der Aufschrift “Blog this”, der das Bild im eigenen Blog über einen HTML-Code anzeigt. Dummerweise haben die Nutzer aber eben nicht die Rechte an den Bildern gehabt – und weil Mario die Bilder in Treu und Glauben übernommen hat, kassiert er jetzt Abmahnungen eines auf solche Fälle von nackten Modellen spezialisierten Rechtsanwaltes. Bei sowas vergeht einem dann sogar die Lust, sich grösser zum Thema Web2.0 und die Verantwortungslosigkeit der betreibenden Unternehmen zu schreiben – nur so viel: Die Zeiten der Youtube-Filmchen und ähnliches in den Blogs werden ungemütlich.

Bleibt nur die Erkenntnis, dass die Grossen – AFP, Yahoo/Flickr – sich gerne mittels AGBs von Schuld freistellen, ausbaden müssen es dann die Kleinen.

29.9.2006 | 12:32 von DonAlphonso

Prügelknabe Lars Cords und der Wohlfühldiktator Marc Pohlmann

Wie wäre es mal mit ein wenig mehr Gelassenheit, wenn mal wieder jemand wie Lars Cords von der PR-Agentur Fischer Appelt Blogs nicht so richtig mag? Ich habe mit dem hier angesprochenen Herren ja auch schon massiv die Klingen gekreuzt, aber im obigen Fall hat er ein paar unangenehme Wahrheiten angesprochen, die unter Cords beim Media Coffe getätigten 99,99%-Müll-Aussage für Blogs verborgen sind. Und dass sich jetzt besonders das Beraterklientel von Burda über Sinnerschrader bishin zu den üblichen freien Consult-Scharlatane daran abarbeitet, zeigt meines Erachtens deutlich, wie Cords an die Urängste dieser Zielgruppe apelliert hat. Denn Cords negiert mit seiner Absage an den von vielen getragenen Dialog mit den Kunden das Erlösmodell eben der jetzt jaulenden Gruppe.

Und es ist durchaus bezeichnend, wenn ausgerechnet aus dem Hause einer anderen PR-Agentur, nämlich von SinnerSchrader in Form von Herrn Pohlmann die Aussage kommt: “wir sind Kunde, Konsument, Zielgruppe und Meinungsmacher.” Der Herr übersieht da eine Kleinigkeit. Kann schon sein, dass ich als User das alles bin, aber er als Anbieter ist zusätzlich der Büttel einer Firma, und beide wollen letztlich etwas von mir, Geld, Kundenbeziehungen, geldwerte Vorteile. Dass jemand wie Pohlmann dabei einen auf “Wir”-Gefühl macht, ist ebenso folgerichtig wie unanständig. Und obendrein nicht wirklich klug.

Die Grundprobleme sind doch, dass selbst unter Pohlmanns Wir a) kaum jemand ernsthaft behaupten kann, mit dem Hersteller irgendwelchen Geräts gross reden zu wollen und b) das Genöle der Nutzer jetzt auch nicht gerade Unternehmer froh macht, wenn es dann auch noch schweineteuer ist. Was es aber zwangsläufig erst mal wird, wenn man zusätzliche Kommunikationskanäle aufmacht. Und dass Leute in der Regel nur reden, wenn ihnen was nicht passt, ist eine Binsenweisheit der zwischenmenschlichen Kommunikation, egal was im von Marc Pohlmann und anderen hochgehaltenen Cluetrain Manifest steht.

Manchmal habe ich den Eindruck, da leben welche in einer Blase, in der das Cluetrain Manifesto das Glaubensbekenntnis ist. Bloggen und gewisse Entwicklungen in Communities, von denen die Macher des Manifests nichts wissen konnten, als sie es geschrieben haben, passen heute zufällig in das Manifest mit seinen Dialogvisionen, wenn man nicht genau hinschaut. Mich erinnert das alles an die Deppen, die um das Jahr 1000 herum alle möglichen Ereignisse passend zur Apokalypse des Johannes uminterpretiert haben. Oder an die Machthaber im Warschauer Pakt, die sich tatsächlich beim Blick auf die Fünf-Jahres-Pläne im Einklang mit Marx Vorstellungen vom erreichten Kommunismus wähnten.

Manche bloggen halt irgendwas, aber das hat meist nichts mit Konsum oder Meinungsmache zu tun – man lese nur mal bei Myblog. Die paar Leute, die – kritisch oder begeistert – über solche Effekte debattieren, sind exorbitante Ausnahmen, es ist eine rein akademische Veranstaltung. Was natürlich nichts an einem der wichtigsten Auslöser ändert, dass sich die Kommunikation von den Medien wegverlagert, aber die Medien und Werbung und PR-Agenturen haben nun mal kein garantiertes Recht auf Kommunikation mit allem und jeden.

In Herrn Pohmanns Bitte an Andersdenkende, doch bitte wegzugehen und ihre Cluetrain-Kreise nicht mehr zu stören, sehe ich jedenfalls eine Menge Unlust, sich mal vom bekannten Denkschema des Cluetrain Manifests zu entfernen. Wie ironisch seine Vorstellung ist, merkt er vielleicht selbst nicht:

Eine Bitte an alle potentiellen Besucher dieses Kongresses: Hört auf, die zu beleidigen, die sich um eure Bedenken nicht scheren.

Zusammen mit der Unterstellung, Kritiker würden Angst um ihre Biographien und Kontrollverluste haben, eigentlich ein Witz, denn genau das ist Diskussionsverweigerung. Wenn Pohlmann schon so toll Web2.0 kann, wäre es doch eine prima Gelegenheit zu beweisen, dass er es kann – indem er selbst Dialog macht und erklärt, was sein Dialog werden soll: Etwas anderes Wohlfühldiktatur einer totalitären Wirs, das von neuen, teuer bezahlten Kontrollfreaks aus dem Hause SinnerSchrader vorgegeben wird, bis der beauftragende Unternehmer mangels Erfolg den Stecker zieht?

Bislang sehe ich da nämlich nicht mehr als zwei recht erfolglos rumstöpselnde PR-Agenturen, die sich für die Kundschaft aufplustern. Nix WIR. Zum Glück.

26.9.2006 | 21:03 von DonAlphonso

Technorati, eine gewisse Firma und China

Die Firma, die sich als Open Business Club versteht und die letzten beiden Worte im Firmennamen zu einem BC zusammenzog, diese Firma also freut sich, wenn sie im Rahmen ihrer Umbenennung bei Technorati, der beliebten Blogsuchmaschine, als besonders nachgefragtes Thema auftaucht. Naja. Eigentlich sollte seit dem Moni-Gate bekannt sein, dass derartige Suchanfragen nicht wirklich viel bedeuten.

Aber selbst, wenn sie etwas bedeuten würden, wäre das recht egal: Denn die besagte Firma zielt mit ihrer Umbenennung vor allem auf den asiatischen Raum, genauer China, wo man seit ein paar Monaten ein Joint Venture betreibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort etwas von dem Technorati-Listing mitbekommt, ist gleich 0. Denn China sperrt den Zugang seiner Nutzer zu Technorati, was angesichts der Haltung der Diktatur zu freier meinungsäusserung nicht verwundern sollte.

All das lenkt nur vom eigentlichen Problem der Firma ab, die jetzt einen chinesisch klingenden Namen will. Tatsächlich gibt es ja eine Reihe erfolgreicher chinesischer Firmen, die sich auch auf dem Heimatmarkt mit ausländisch klingenden Namen schmücken – die Käufer der IBM-Computersparte Lenovo zum Beispiel. Ein anderes Beispiel ist die Firmal Wealink. Kennt keiner? Na sowas. Wealink ist das grösste Business-Netzwerk in China mit über einer Million Mitglieder und hat für sein weiteres Wachstum im Heimatmarkt vor kurzem 10 Millionen Dollar Venture Capital bekommen. Dagegen sind die Hamburger Langnasen mit 5,7 Millionen Euro für den weltweiten Ausbau eher kleine Fische im neuen Zukunftsmarkt. Andere grössere Spieler heissen Tjanji oder, nicht lachen, Pengpeng. Aber hey, die versuchen sich damit auch nicht in Europa ranzuwanzen.

16.9.2006 | 21:37 von DonAlphonso

Politwahlbloggen in der Bloghauptstadt Berlin

Der eine schreibt unter der faktischen Ausschluss der Öffentlichkeit genau drei Beiträge in sein Wahlkampftagebuch.

Die anderen schreiben sich das linke Lüngerl aus dem Leib, ohne dass es wen juckt.

Und wieder andere versuchen es mit einem schnell vorgeschmierten 48-Stunden-Blog – kriegt das noch einer mit?

Und alle zusammen sollten die Wahlkampfmanager, die ihnen diesen Quatsch eingeredet haben, schleunigst feuern. So arm. So dumm. So ahnungslos. Sowas von an der Zielgruppe vorbei.

9.9.2006 | 12:45 von DonAlphonso

In Korea ist ja alles besser

Süd-Korea ist für Web2.0-Propheten so eine Art neues Eldorado: Das schnellste Internet, die dicksten Leitungen, die meisten Handynutzer, ungehemmte Entwicklung von Mobilapplikationen, eine komplette virtuelle Welt namens Cyworld, in der man einfach sein muss, um hip zu sein, E-Commerce, digital lifestyle wie wir ihn erst in 10 Jahren haben werden.

Zu Risiken und Nebenwirkungen für solche Kleinigkeiten wie Meinungsfreiheit, Verfolgung und Aburteilung als Cyberterrorist im schönen neuen Südkorea auf Wunsch von Promis lesen Sie bitte diese Geschichte. Danach kommen einem Abmahnungen von Sigmar Gabriel und Schreiben von Papa Klum wie Kinderkram vor.