28.6.2006 | 21:08 von DonAlphonso

Der Preis der Bloggerhaut

Inzwischen gibt es in Deutschland Leute, die sich als Profiblogger bezeichnen – manche mit Grund, manche aus Gründen der PR, aber es gibt sie. Und es gibt Firmen und Medienhäuser, die etwas für das Bloggen bezahlen.

Neben aktuell diskutierten Leistungen wie Bloggen (und freiwilliges bei Kritikern spammen) für ein paar Nächte in einer Brause-WG, eventuell einem Fussballticket und mit fragwürdigen Regeln gibt es auch mitunter echtes Geld: Da sind die 1200 Euro Aufwandsentschädigung für das Rumgurken mit schlecht beleumundeten Autos einer Krisenfirma, oder die Möglichkeit, sich für ein 300-Euro-Stipendium zu bewerben.

Wenig Geld, wenig Werte, keine Frage. das ganze bewegt sich im Rahmen eher schlechter Marketingdeals wie Strassenbefragungen, und weit unterhalb der Judaslöhne für das Andrehen von Versicherungen an ahnungslose Omas. Aber – im Vergleich zu den klassischen Medien ist es noch gut bezahlt.

Nehmen wir nur mal die gerade an den Start gegangenen TAZ-Blogs. Die Blogs der alternativen Tageszeitung sehen nicht nur scheisse aus und sind ähnlich abartig zu bedienen wie der Blogmüll, den die “Freundin” ins Netz kippt, sondern lesen sich ein klein wenig, hm, unengagiert. Kann daran liegen, dass die Autoren eben nicht zu megageilen Promotouren mit Luxushotel und Cabriofahren dürfen, wie die Freundin. Statt dessen bekommen sie Geld, und zwar so wenig, dass man sich wünscht, der Laden möchte mitte für immer das dumme Maul halten, wenn es um Ausbeutung geht: 50 Euro beträgt dem Vernehmen nach die Aufwandsentschädigung für manche TAZ-Blogger.

Aber wenigstens schreiben sie für eine ordentliche Zeitung. Holtzbrinck ist angeblich bei seinem lowcost Content Projekt “Gernanblogs”, aus dem manche ebenfalls ihren Pro-Status ableiten, weitaus spendabler: 200 Euro, raunt es aus den virtuellen Gängen zwischen den beteiligten Home Offices, fliessen da im Monat für Blogs, die jetzt nicht wirklich auf reges Interesse stossen. Das ist viermal mehr als bei der TAZ, und manche, heisst es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, sexen den kargen Lohn auch noch durch Journalistenprivilegien (Presseausweis, Rezensionseemplare, Einladungen, etc.) auf – also gewissermassen das Beste aus beiden Welten mitnehmen. Nicht zu verachten! Immerhin ist es echtes Geld, und es hört sich doch prima an, wenn man beim Netwörken sagen kann: “Hey, ich mache paid blogging, ich habŽs nicht nötig, es umsonst zu tun.” Und so kriegen beide Seiten, was sie wollen: Blöde Medienhäuser bekommen beschissene Blogs, die schlampig und ahnungslos hingeschmiert werden oder aus dem RSS-Reader zusammengesaugt sind, und die Pro-Blogger bekommen einen gerechten Lohn und die Chance, sich entsprechend zu promoten.

Wer also eine richtige Arbeit will, sollte beim momentanen Stand der Dinge entweder 5 solche Blogs parallel machen, die Tonne als “Blogberater” rausstellen, solange die Medien und Firmen nicht begriffen haben, was ihnen da angedreht wird -oder, wie wäre es mal mit richtiger Arbeit?

23.6.2006 | 12:06 von DonAlphonso

Auslaufsmodell Blogosphärenrundschau

Einen gibt es noch: Der notorische Falk Lücke schreibt ab und zu immer noch ein paar belanglose Zeilen im Blog “Blogruf” der Ostelbierpostille “Die Zeit”. Momentan aber lässt er uns wissen, dass er nicht so viel Zeit hat, wegen der WM und so. Ein gutes Zeichen vielleicht, dass noch ein Blogbeobachter Tits up den Fluss ohne Wiederkehr hinabschwimmt?

Denn es sind schlechte Zeiten für die, die dachten, so ne flippige Blogschau wäre eine tolle Sache für alte Medien. Gerade für die Haus- und Hoflieferanten der Kukidentfraktion. Wie beispielsweise die “Welt” aus dem Hause Springer. Die hatte eine Rubrik names Echolot, die wir hier schon mal als Contentdieb gewürdigt haben. Da wurden munter Ausschnitte anderer Medien zusammenzitiert, die die Schreiber haben, die man bei Springer vielleicht gerne hätte – aber nicht jeder Autor macht sich die Hände bei der intellektuell viertklassigen Welt schmutzig, und so entsteht dann eine Kolumne, die auch auf Blogs zurückgreift. Einfach, billig, wenn sich keiner beschwert – und offensichtlich beim welteigenen Publikum, das in meiner Vorstellung mitunter einfach schon zu verhuzelt ist, um noch zur Nationalzeitung ganz oben am Kiosk zu greifen, eher erfolglos. Seit dem 3. Juni ist – zumindest laut Internetabfrage – keine Folge mehr erschienen.

Es ehrt die Frankfurter Rundschau, dass sie etwas ähnliches versucht hat und dabei ein gewisses Mass an eigener Schreibarbeit und Überlegung investiert hat. Nach dem Ausscheiden von Mario Sixtus versucht sich jetzt eine gewisse Frau Porrmann an dem Thema, unregelmässig und so holprig, dass es mit dem alten Konzept wirklich nichts mehr zu tun hat – die Frau hat nicht nur keine Ahnung, sondern auch nicht die nötigen sprachlichen Mittel, das Thema halbwegs vernünftig umzusetzen. Letzte Woche fiel die Kolumne denn auch schon mal aus, und das sollte sie auch weiterhin tun; ich kann mir nicht vorstellen, dass die mühsam zusammengestückelten Zitatbrocken Leser oder Blogger interessieren.

Das hat man möglicherweise bei der Netzeitung schon eingesehen. Mit der Startphase des eigenen blogähnlichen Projekts Readers Edition knipste jemand auch das Licht bei der Rubrik Blogosphäre aus. Dreimal die Woche wollte man einen Blick durch die Blogs präsentieren, tut es aber seit drei Wochen gar nicht mehr, nachdem schon Ende April die Frequenz nicht mehr eingehalten wurde.

Der eigenen wenig erfolgreichen Blogrundschau in die Grube folgte gerade auch die News Frankfurt, die sich beim Launch einen besonderen Blick auf die angeblich so hippen Blogs der sog. “Ipod-Generation” auf die Fahnen geschrieben hatte.

Bedauern wird das wohl kaum einer – von allen besagten Projekten kamen, wie so oft beim Versuch, Medien und Blogs zu verbinden, kaum Leser auf die Blogs. Es scheint nicht zusammenzupassen, irgendetwas zieht da nicht, insofern ist es nur folgerichtig, den Krempel zu kippen. Man kann fragen, ob es denn überhaupt Sinn macht, das Uraltmittel der Presseschau, das noch aus Zeiten vor dem überregionalen Pressevertrieb und elektrischer Informationsübermittlung stammt, auf Blogs anzuwenden. Die Antwort derer, die es versucht haben, ist eher “Nein”, auch wenn es nur ganz leise über stilles Ausknipsen gesagt wird.

19.6.2006 | 19:42 von DonAlphonso

Die etwas andere Blogbar

findet sich hier, mit erheblich anderem Angebot.

15.6.2006 | 2:04 von DonAlphonso

Hihi. Ich stelle mir gerade vor

wie ein paar schlaue Blogexperten bei zig Firmen waren und ihnen erzählt haben, dass Bloggen State of the Art im Word of Mouth ist, dass sie mit Verlinkung Awarenesslawinen erzeugen und Bekanntheit und Nähe der angeheuerten Blogger dafür sorgen, dass auch viele andere Blogger mitmachen, weil sie ja auch mit dem Konzern und seinen Leuten interagieren wollen. Man braucht nur die richtigen Leute, die richtige Idee, einen Haufen Kohle, und vor allem: Sie, die schlauen Leute, die sich angeblich auskennen mit dem Thema.

Und ich stelle mir vor, wenn sie in ein paar Wochen anrücken, ihre beschissenen Zahlen präsentieren, rumlabern, wieso das guerillamässig nicht ganz so geklappt hat, warum die Nähe der eingekauften Blogger doch nicht gezogen hat und die anderen Blogger die Botschaft nicht weitertragen wollten. Und dann würden sie sich hinstellen und vorrechnen, dass es bei denen und jenen und diesen da noch viel schlechter war, sie es aber immerhin ganz gut geschafft haben. Würden sie, die Vollpfost schlauen Leute.

Gäbe es da nicht Sven. Sven ist keiner, den man kennt. Er bleibt anonym, er hat keine Freunde, die er mitzieht, er hat auch kein Blog, und auf seiner Seite kann man nicht kommentieren, nicht Trackbacks setzen oder sonstwie partizipieren, und da ist auch kein allzu schön geschriebener Inhalt. Kurz, Sven und seine Seite sind das Unbloggerischte, was man sich vorstellen kann. Mutmasslich, seiner Schreibe zufolge, hat Sven auch keine Ahnung von Marketing. Er ist einfach nur ein Depp mit einer etwas beschränkten Bekannten, die sich auf eine Wette einlässt: Wenn 5 Millionen Leute die Website besuchen, auf der Sven die Wette erklärt, flitzt sie splitternackt beim WM-Finale.

www. svenswmwette. com

hat in fünf Tagen 2,5 Millionen Besucher. Und schlägt damit alle Mahonis, Cokecontainer, Yahooreisende und alle WMblogs zusammen. Mit Abstand. Und das alles nur mit einer blöden Wette und bislang zwei – möglicherweise gefakeder – Bilder von dem Mädchen. Nur per Email. Ohne A-list-Blogger, ohne Community, ohne Bekanntheit, ohne Spreeblick, ohne Medien, ohne Sonnenlicht von Group Tekkan, das bislang trotz Raab und Charts auf 4,5 Millionen Abrufe kam.

So geht das, Ihr schlauen Leute, mit Guerilla und Sonderwerbeformen zur WM. Entspricht ja auch der Denke und dem Wollen der meisten Fussballfans, zumindest mehr als irgendwelche Containershows hier aufschlagender Babytrolle. Vermutlich verdient sich Sven an der Werbung eine goldene Nase, und die Kleine ist irgendwann bei Raab, wenn ihr gerade erklären müsst, wieso der Sven das mit dem Word of Mouth kann. Ohne Blogs und ohne Euch. Und Ihr nicht. Ihr werdet ein paar Buzzwords ablassen und Sven in die nächste Powerpoint einbauen und behaupten, dass ihr das auch könnt.

Denn Ihr seid schlaue Leute. Denkt Ihr.

12.6.2006 | 18:45 von DonAlphonso

Die D.-Bach-Lounge zum Kommentieren von WM-Blogs

Blogbar präsentiert: Die D.-Bach-Lounge zum grossen Blog-Sommerlochthema “Ich bin ein Blogstar – blutgrätscht mich hier raus”! Hier können Leser ihre Meinung über die diversen scheiternden Blogbemühungen von Medien und Sponsoren loswerden. Ganz gleich ob Weallspeakfootball von Knallgrau Coke, dem bei Diktatoren mutmasslich beliebten Yahoo-WM-Blog, der linksabseitigen TAZ, die grenzgenial contentfreie Startseite des Fussballwmblogs, Thommy K. auf verlorenem Handelsblattposten, die Blogleichen von Abendblatt und Welt, der von Focus gespnsorte und dort jetzt nicht so doll kommentierte Toni Mahoni oder sein unsäglich anmoderiertes Gegenstück vpm C+P-Spargel, oder andere lebende Tote und dead men blogging: Hier ist alles erlaubt, der Schiri wusste wo sein Auto steht und ist längst abgehauen, insofern: Einlochen bitte!

9.6.2006 | 15:29 von DonAlphonso

Knallgrau Cola vs. Wahrheit 0:1 – Einladung zum Textvergleich

Irgendjemand lügt. Ich habe hier die Behauptung aufgestellt, dass es beim von der Agentur Knallgrau betreuten Projekt “Weallspeakfootball” aus dem Hause Coca Cola Gearschte und Bevorzugte gibt: Erstere müssen eine Bewerbungsprozedur durchlaufen, in der sie sich aufgrund der “Terms” unter anderem auf ewig zur potentiellen Werbefigur für Coca Cola machen, wohingegen letztere ohne Auswahlprozess und Bewerbung an den Terms vorbei eingeladen werden. Informell wurde mir das auch so bestätigt, und so war auch Rappolds Einladung an mich zu sehen. Dachte ich.

Dieter Rappold von Knallgrau, der Agentur hinter dem Bloghoster Twoday.net antwortete mir daraufhin im Kommentar allerdings:

* Nein, du hättest wie alle den formellen Anmeldeprozeß durchmachen müssen, wie kommst du darauf? Nur weil ich dich hier eingeladen habe? Weniger interpetieren bitte.

Ganz offensichtlich ist das aber nicht wahr. Ich nehme an, die WM-WG von Coke und Knallgrau hat massive Probleme, Blogger für sich zu gewinnen. Und dabei sind die Anmeldeprozeduren definitiv nicht weiter relevant, zumal solche Einladungen inzwischen auch über eine Art “Subunternehmer” ausgesprochen werden. Zumindest erklärt das dieser Eintrag von Jan Bayer im “Jaaa, Blog”:

Da sitzt man im Büro, denkt sich nichts böses, freut sich auf’s Wochenende. Dann aber kommt alles anders, weil Johnny anruft, fragt, ob man nicht irgendwie in der Nähe von Gelsenkirchen ist, weil Lyssa ihn gefragt hat, ob er jemanden kennt, der sich dort heute Abend Polen gegen Ecuador ansehen und anschliessend das Wochenende in der internationalen WM-Blogger-WG in Berlin verbringen möchte.

Und das ist wirklich mal so bekloppt, spontan und eine Once-in-a-lifetime-Chance, dass ich dieser jemand jetzt bin. WM, ich komme!

So sieht es also aus, wenn alle den formellen Anmeldeprozeß durchmachen müssen. Scheint ja eine Spitzensache zu werden, wenn man schon am ersten Tag Leute anrufen muss, die andere Leute anrufen müssen, um irgendwie den Laden vollzukriegen. Vielleicht kriegen die ja auch so ein Bildchen auf der WG-Website, wo sie nett lächeln und ihre Begeisterung für das Projekt zum Ausdruck bringen.

9.6.2006 | 14:07 von DonAlphonso

Noch eine WM-Blogpleite

“Von unten”, “Credibility”, oder dem Volk aufs Maul schauen und die kleinen Geschichten erzählen, für die grossen Konzerne: Das verspricht der Ekelhit der nächsten Wochen in den Blogs zu werden. Einen kleinen Vorgeschmack bot hier schon mal die “Ideengeberin” Nicole Simon von Beissholz.de, die sich lautstark für das WM-Blog-Projekt der leicht problematischen Firma Coca Cola ins Zeug warf. Und “vergass”, darauf hinzuweisen, dass sie ebenfalls an dem Projekt mitwirken wird. Neben Bloggern als billigen Produkttestern kommen jetzt vielleicht auch vermehrt Blogger als Trolle und PR-Provokateure bewundern, die bereits für ein paar Nächte in einer Gemeinschaftsunterkunft zu haben sind.

Soeben erreicht mich – trotz mehrfacher Bitten, das abzustellen – eine Spammail eines anderen WM-Sponsors, den ich gerne als “Büttel der chinesischen Mörder” bezeichne: Yahoo. Und was erzählen die mir? Sie machen jetzt auch ein – Tätärä – Fussball-WM-Blog. Nein wie innovativ: In seinem Blog bereist also einer Deutschland und berichtet über eine WM “von unten”. Da heisst es:

Lars Weisbrod wird auf all diese Fragen Antworten suchen – und dabei das Porträt eines Landes zwischen WM-Wahnsinn und Fußball-Euphorie entwerfen: Deutschland im Sommer 2006. Vielleicht kommt Lars auch in Deine Stadt. Du findest hier ab dem 05. Juni 2006 alle Informationen über die Reiseroute, seine Erlebnisse und Pläne.

Vielleicht ist der gute Mann aber auch noch gar nicht losgefahren. Vielleicht hat er keine Lust, oder zu viel Cola gesoffen, zu fett geworden und kommt nicht mehr durch die Tür. Man weiss es ja nicht. Vielleicht ist Yahoo aber auch einfach nur ein mieser Konzern mit miesem Projektmanagement, der seine Projekte nicht gebacken bekommt. Denn heute ist der 09. Juni 2006, und man erfährt abgesehen von der grosskotzigen Ankündigung gar nichts. Kein Eintrag, kein Erlebnis, keine Route, nichts. Null. Nada. Nur ein Haufen hässlicher Werbung, die haben sie schon mal reingeklatscht. Das können sie.

Nicht geschrieben – und damit fast genauso schlecht gefüllt wie die von “Pro-Bloggern” bislang nicht wirklich gefüllten Coke-Blogs – wird das Blog vom “ungewöhnlichen WM-Reporter” Lars Weisbrod, seines Zeichens Redakteur von Jetzt.de. Jetzt.de-Mama Süddeutsche Zeitung gestaltet seine Websuche mit Yahoo, da ahnt man schon, wo die Kooperation zwischen Jetzt.de und Kumpanen der chinesischen Mörder herkommt. Vielleicht ist es ja gerade dieses offenkundige Nichtschrieben, was jetzt.de dazu bringt, Blogstipendien zu vergeben. Wenn es die eigenen Leute schon nicht auf die Reihe bekommen.

Ausser PR-Kooperationen mit Firmen, die Daten von Regimegegnern an mörderische Diktaturen verraten.

8.6.2006 | 15:30 von DonAlphonso

Betreff: Berliner Brause-WG: Lieber Dieter Rappold,

danke für die Einladung in die von Knallgrau organisierte WG zur Fussball-Weltmeisterschaft in Berlin Im Auftrag einer Firma, deren Produkte mitunter fett machen und die momentan droht, ein paar tausend Leute in Deutschland zu feuern: Coca Cola. Es ist wirklich nett, mich so direkt über Kommentar einzuladen, ohne den Umweg über Euer Bewerbungsverfahren, mit dem Ihr andere Blogger eingeladen habt:

Noch mehr würd ich mich freuen, wenn wir dich dazu bewegen könnten uns in Berlin zu besuchen damit du dir auch wirklich ein Bild machen kannst um deine Meinung bestätigt zu sehen.

Ich habe ja schon gesagt, dass ich da nicht kommen werde. Zu meiner Ablehnung gegenüber Coca Cola und dem Gefühl, dass mein Geblogge mehr, viel mehr wert ist als ein paar Tage in einer PR-Klitsche im Marzahner Vorort Berlin a.d.Spree, kommt aber auch noch eine andere Sache, die ich erst jetzt ganz blicke.

Es ist nämlich so, dass es in dieser WG zwei Arten Menschen gibt. Salopp gesagt, die Bevorzugten und die Gearschten. Ich wäre mit dieser direkten Einladung an den Regularien vorbei ein Bevorzugter. Und ich vermute, ich wäre ich da nicht der einzige. Ich gehe mal davon aus, dass auch andere Besucher ohne die Bewerbung über die Website ausgesucht wurden. Wir, die Bevorzugten, könnten also mehr oder weniger tun, was uns behagt.

Die anderen, die, die sich normal beworben haben und ausgewählt wurden, die halte ich für die Gearschten. Nehmen wir zum Beispiel nur mal den Umgang mit den persönlichen Daten dieser Personen über über ihre Interaktion auf der Projekt-Website:

ii. Business Purposes. We may also use your Personal Information for internal business purposes, such as analyzing and managing our businesses. The Personal Information you provide through the Site may be combined with other information you provide to The Coca-Cola Company (via online or offline means), with demographic information and other information that is publicly available, or with other information about you that The Coca-Cola Company may otherwise obtain online or offline.

Sowas als “Privacy Policy” zu bezeichnen, ist allein schon eine Frechheit. Wer auf diesem Blog irgendwas tut, tritt seine Privacy so ziemlich vollumfänglich an den Brausehersteller und seine Drittanbieter und Helfer ab. Allein dafür habt Ihr Euch meines Erachtens einen Big Brother Award verdient. Nur ist das noch gar nichts gegen die AGBs aka Terms, denen sich Bewerber unterwerfen müssen. Ob die das gelesen haben?

Applicants have to:
* Authorize the organizer to use their name, image and likeness as well as all submitted blogging-material for advertising purposes both internal and external through all and any media worldwide;

Und das meine ich mit gearscht. Persönlichkeitsrechte, Publikationsrechte, alles bei Coca Cola. Weltweit. In jeder Hinsicht. Immer. Die können jeden Besucher für jede beliebige Kampagne einspannen. Wie macht Ihr das? Ist da so ein netter Typ, der happy Bildchen schiesst, wo bitte alle schön lächeln und gar nicht mitbekommen, dass sie gerade auf dem Weg an die Plakate sind? So richtig von Blogger zu Blogger, bis man alle hat: “Ui, schau doch mal, Knips, hihi”. Läuft das mehr auf die sanfte Tour, wenn Ihr jemandes Gesicht auf immer ins Coke-Portfolio nagelt, ganz gleich ob dem das passt oder nicht, oder läuft es auf die harte Tour: Antreten zum Ablichten! MARSCH MARSCH! Berlin hat bei sowas ja eine gewisse Tradition, die Ihr konsequent, als Etiquette aufgehübscht, fortschreibt:

Visitors to the flat have to behave in an appropriate manner and respect all and any directive from the personnel.

Any Directive? Hm… da kommt man vielleicht fast in Versuchung, mal jemanden von der Dachterasse springen zu lassen, wenn der sich nicht marktgerecht benimmt. So könnte man die Besatzung der WG dauerhaft optimieren. Und das bringt dann sicher Quote und Aufschlagaufstreetcredibility. Ba könnte man vielleicht auch das Publikum einbinden: Wer soll denn jetzt von der Dachterasse hüpfen?

Spass beiseite, Dieter: Eure “Once-in-a-lifetime-Experience” hatten in Ostberlin schon ziemlich viele Leute bis 1989. Kontrolle, Überwachung, Entrechtung, das ist es, was das Kleingedruckte hinter Euren lustigen Angeboten verspricht. Jeder muss selbst wissen, ob er sowas mit sich machen lassen will, in diesem dank AGBs möglichen Brause-PR-Werbe-Gulag. Ich komme allein wegen dieses Postings dafür nicht in Frage, zumal Ihr ja auch verlangt:

No slanderous, libelous, discriminatory, aggressive or other inappropriate behavior of any kind will be tolerated.

Wobei, wenn wir von unangemessenen Vehalten sprechen, Coca Cola angesichts dieser AGBs als allererste rausfliegen müssen, meiner Meinung nach. Ooops, ich habe auch diesmal vorher weder bei Lyssa noch bei Dir angerufen, um zu fragen, wie die andere Seite das sieht. Na ja. So ist das nun mal.

Servus nach Wien!

(Riesenschnörkel) Don Alphonso Porcamadonna