Das Platzen des Social Network Blase
Das wird man in Deutschland gar nicht gerne hören, es sei denn, man arbeitet bei einer Zeitung des Holtzbrinck-Konzerns und ist scharf auf einen inneren Reichsparteitag mit den hauseigenen Online-Schnöseln und ihren Investments: Die heisseste Story der Internets seit dem Börsengang von Google heisst Facebook und ist als Social Network inzwischen – nach Zahlen, ohne Berücksichtigung von Fakeaccounts, Pornospammern und Stalkern – grösser als das Netzwerk “Myspace”, dem schon vor ein paar Monaten in Sachen Gewinn und Umsatz gehörig die Luft rausgelassen wurde.
Trotzdem – und assistiert von dummer Johurnaille, die im Aufbauschen von Rekordzahlen seit jeher ihr Metier begreift und dabei gerne jeden Brocken schluckt, den ihr Startupper hinhalten – wurde Facebook eifrig beklatscht, als ein mit 240 Millionen Dollar relativ kleiner Anteil an der Firma von Microsoft übernommen würde, zusammen mit dem Recht, die Werbevermarktung für Facebook zu übernehmen. 15 Milliarden Dollar sollte Facebook damit wert sein, wofür man in Europa nach ein paar weiteren Monaten Kreditkrise möglicherweise noch eine Packung Pommes und mit etwas Glück auch noch Mayo bekommt – aber ich schweife ab.
Oder auch nicht, denn glaubt man der Eigenbewertung von Facebook, ist der Wert erheblich niedriger. Mit gerade mal einem Viertel der errechneten 15 Milliarden – 3,75 Milliarden – wird in einem unschönen Plagiatsprozess der Wert der Facebookanteile insgesamt beziffert. Das ist immer noch eine Menge für eine Firma, die möglicherweise nie einen Cent Gewinn machen wird und ausser schwer verkäuflichen Werbeflächen nichts hat, das man als Geschäftsmodell bezeichnen könnte. Es zeigt aber auch, zu welchen massiven Überbewertungen sich Firmen wie Microsoft hinreissen lassen, um auf neuen Märkten mitspielen zu können.
Übrigens, im letzten Hype zahlte Yahoo für das nicht ganz unähnlich verwendete Geocities fast genauso viel, wie Facebook wert sein möchte – 3,57 Milliarden. Ich vermute mal, dass wir rückblickend in 8 Jahren die Deals für wertlose und profitfreie soziale Netzwerke ähnlich belächeln werden. Fragt sich nur, warum der Journalismus es auch diesmal nicht rafft, während es passiert.
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Wahrscheinlich niemals wird sie es begreifen, denn wer beißt schon die Hand, die einen nährt! Vielleicht kauft es ja doch noch google und legt es mit Orkut zusammen. Es könnte aber auch sein, das irgendein Großer kauft und dann als Abschreibungsobjekt nutzt? Geocities ist ja nicht kostenlos. Vielleicht auch ein Modell? Aber was ich mich da immer frage, wie schaffen es solche jungs den ach-so ausgebufften Anzugsträger ein solches Ding unterzuschieben und dann auch noch ordentlich dafür abzukassieren…
Möglicherweise. Aber bevor sich Microsoft & CO. sagen lassen, den Trend hätte man früher erkennen können, ihr habt doch erst die Werbung und Suche im Netz verpasst, investieren sie lieber. “Die Gefahr dabei zu sein ist geringer, als die Gefahr, nicht dabei zu sein.”
[…] Die Abschweifung des Tages findet sich an der Blogbar, wo Don eigentlich eher spürbar genüsslich über das Scheitern der jüngsten Geschäftspläne mit dem so genannten »Web Zwo Null« abjaucht: »15 Milliarden Dollar sollte Facebook damit wert sein, wofür man in Europa nach ein paar weiteren Monaten Kreditkrise möglicherweise noch eine Packung Pommes und mit etwas Glück auch noch Mayo bekommt« – ich kann mir kaum vorstellen, dass der Papierpreis so stark ansteigen wird… […]
“Taler, Taler, du musst wandern,
von der einen Hand zur andern …”
Warum Journalisten “mitlaufen” ? Weil das ihr Metier ist.
Es ist geradezu Aufgabe von Journalisten, die jeweiligen “Irrungen und Wirrungen” abzubilden und zu verstärken. Warum und wie sollten J. klüger sein als der Rest der Bevölkerung ? Ihre “Macht” beruht auf ihren Positionen der “Vervielfältigungsmöglichkeit”, nicht darauf, daß sie irgendwann in ihrem Leben als “hellste Sterne am Geistes-Himmel” erkannt worden wären. ;-)
Man sollte nicht vergessen zu erwähnen, daß wir in einer Gesellschaft leben, in der ernsthaft diskutiert wird, per “Bürgergeld”
jedem völlig leistungsfrei ein über der Armutsgrenze liegendes Einkommen zu ermöglichen .. und “Arbeit” nur noch “freiwillig” aufgenommen werden soll. Der “weiche Keks”, den manche zwischen ihren Ohren haben, schlägt dann eben zuweilen auch bei “Internet-Hypes” zu. :-)
Ich finde es etwas abwegig, an dieser Stelle ausgerechnet das Thema “Bürgergeld” zu diskutieren. Aber ich frage mich, ob manche Journalisten es nicht doch besser wissen, aber sich gleichzeitig der Tatsache bewusst sind, dass sich solche Hype-Stories eben schön “verkaufen” lassen. Eine Story über ein seit Jahrzehnten konstant erfolgreiches Maschinenbau-Unternehmen ist halt weniger unterhaltsam. Und manchmal scheint nur dieses Kriterium zu zählen.
Es gab auch Journalisten, die schon im Herbst 2007 nörgelten, dass über die Subprime-Krise zu viel berichtet werde, dass das Thema doch langsam “durch” sei und man langsam mal wieder neue Stories ausgraben müsse, die mehr sexy sind. Pustekuchen.
Ich frage mich manchmal, ob die Medienbranche nicht vieles mit anderen Branchen gemeinsam hat, die eigentlich ein ganz anderes Geschäft betreiben. Zum Beispiel die Bäcker: Nur wenige Kunden achten darauf, ob der Bäcker selbst bäckt oder fertige Rohlinge verwendet, ob das Brot Bio-Zutaten enthält oder ob es mit lauter Chemie auf “Geschmack” einschließlich Farbe, Geruch etc. getrimmt wurde. Genauso lassen sich die meisten Medien-Nutzer vermutlich von künstlichen und ungesunden Geschmacksstoffen, sprich substanzlosen Internet-Hype-Stories, ergänzt durch etwas Paris Hilton und Britney-Spears zum Nachtisch, beeindrucken – und viele Medienproduzenten machen das leider willig mit.
Okay, das ist vielleicht ein bisschen platt formuliert. Aber es war mir gerade ein Bedürfnis…
” … sprich substanzlosen Internet-Hype-Stories, ergänzt durch etwas Paris Hilton und Britney-Spears …”
Andersrum, andersrum :)
Boulevard wie Paris Hilton oder die 10 frischesten Sex-Tips “klicken” wie verrückt und schütten viel Geld in die Kassen der Portal-Betreiber. Mittlerweile können Online-Journalisten froh sein, wenn sie zwischen Titten-Gallerie und Promi-News hier und da noch RICHTIGE Nachrichten unterbringen können.
Und nein, daran sind weder die Journalisten, noch die Portal-Betreiber, sondern die Nutzer “Schuld”, die eben lieber auf Paris Hilton klicken, anstatt auf gut aufbereitete Hintergrundberichte zu Politik- oder Wirtschaftsthemen. Wobei ich ehrlich gesagt nicht von Schuld sprechen will, sondern vom Hinhalten der Bettelmütze eines Journalisten an die Stelle, wo das Geld runtertröpfelt. Niwo verkauft sich im Mediengeschäft nicht so einfach. Es ist schwer, für Substanz genügend zahlunsgwillige Kunden zu finden. Also gehen die meisten den leichteren Weg.
Journalisten sind Teil der Unterhaltungsbranche.
Mich dünkt, der als Kabarettist bekanntgewordene Dr. Werner Schneyer hat in seiner Promotion beschrieben, daß Zeitungen vor allem die Meinung ihrer Leser repräsentieren sollen.
Man verkauft halt eine “story”. Wenn die sich gut anhört, gibt es dafür Beifall und “hype”.
“Facebook” oder *myspace* sollen in Wirklichkeit keine Einnahmen erzielen, sondern nur eine Idee darstellen. *bildblogger* hat ja auch nix mit Journalismus zu tun aber es dockt an die “Jugendliebe” von Altvorderen an und als Belohnung bekommt man den Grimme-Preis. (Ein Sahnebonbon bekam er von seinem Opa. Das steckte er sich sofort in den Mund.)Z.B. will man mit Ü30 ja nicht wirklich als übergewichtiger Iro-Träger zur Volksbelustigung beitragen … ist aber eine lustige Idee.
Nebenbei: “Die meisten Mediennutzer…”
Wer ist das ? Wir oder die anderen ?
Muß ich unterstellen, daß je höher die Zahl der Abiturienten, je höher die Zahl der Hochschulabsolventen ist, desto größer die Zahl der “dummen Mediennutzer” ? Und vor allem: Darf man in Weimar schon “Medien” nutzen und liest sich das vorher der ABV durch ?
Sorry, aber das tut weh! “Das Platzen des Social Network Blase” sollte wohl wohl eher heissen “Das Platzen der Social Network Blase” …
depp. der alphonso korrigiert halt seine tippfehler prinzipiell nicht. typ klugscheißender jungstudent, wa?
Nein, Christian hat recht. So einen Bock könnte man schon korrigieren.
Selten arrogant!
Sowas kann passieren. Und es ist nicht arrogant oder gemein zur Rechtschreibung, es ist passiert, und ich stehe, wenn ich dergleichen nicht innerhalb von ein paar Stunden entdecke, zu diesem Fehler. Ja, es ist falsch. Nein, es ist auch nicht gut. Aber an dem Ort, der diese Kritiker vorbeischickt, sind Zitate von mir aus dem Kontext gerissen und ziemlich verdreht verwendet worden. Da könnte man auch mal. Oder so.
Der Fehler hat mich angezogen, wie die Scheiße die Fliege, als ich den Screenshot auf http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,567038,00.html gesehen habe. So erzeugt man Traffic.
[…] Das wird man in Deutschland gar nicht gerne hören, es sei denn, man arbeitet bei einer Zeitung des Holtzbrinck-Konzerns und ist scharf auf einen inneren Reichsparteitag mit den hauseigenen Online-Schnöseln und ihren Investments: Die heisseste Story der Internets seit dem Börsengang von Google heisst Facebook und ist als Social Network inzwischen – nach Zahlen, ohne Berücksichtigung von Fakeaccounts, Pornospammern und Stalkern – grösser als das Netzwerk “Myspaceâ€, dem schon vor ein paar Monaten in Sachen Gewinn und Umsatz gehörig die Luft rausgelassen wurde. (more) […]