4.8.2005 | 0:44 von DonAlphonso

Blogtodeswette: Ausknipsing by Numbers

Sieben kleine Bloggerlein (oder ihre PR-Manager)
sondern beim Focus ab nen Text,
die Leyen hat sich menschlich gesehen ausgeknipst
jetzt blubbern nur sie nur zu sechst.

Und eine Ersatzspielerin von der CDU – so plötzlich aufgetaucht wie des Kochs jüdische Vermächtnisse, dazu später mehr…

Aber wie lange halten die es noch aus? So richtig frisch hat bisher noch keiner von denen gewirkt. Ich denke, mittelfristig schaffen die locker eine Todesquote, die Myblog vergleichbar ist. Wer wohl als nächster menschlich den Blograsen von unten sieht? Und, das sollte man angesichts der fortschreitenden Vermarktung unserer Gesellschaft nicht vergessen, wo liegt der Benefit für die Gemeinschaft? Nun, ich denke, man kann wenigstens mal auf den Todeszeitpunkt und die Abfolge wetten.

Also: Der Tränhardt hat auch ein paar Tage im Dschungel überstanden, der wird es noch eine Weile packen. Auch der Urchs hat schon als Minister for Tomorrow für eine Glimmstengelmarke überlebt, der fällt blogtechnisch nicht so schnell vom Eames-Suhlstahlrohr-Stangerl, solange es ihn in den Medien hält. Aber unsere Polit-C-Promi-Kader? Der Oswald Metzger sieht schon etwas blass aus…

Aber meine Favoritin ist die Hildegard Müller von der CDU. Weil: Immer, wenn sich deutsche Politiker gleich in den ersten Sätzen voller angeblicher Sorge an Israel ranschleimen* – in diesem Fall wegen der iranischen Atompolitik – gehen ihnen die normalen Argumente aus. Aus Phrasen wie “Freundin Israels” spricht die Unfähigkeit, für sich selbst stehen zu können, was ist nicht nur peinlich, sondern auch Zeichen einer mangelnden Ruhe in sich selbst. Ich glaube, dass man ohne diese Selbstsicherheit nicht lang bloggt, sondern als Mauerblogblümchen irgendwann verkümmert, hops geht, lieber hintenrum irgendwas ausbaldowert, als sich selbst zur Diskussion zu stellen, und nicht einen hohlen Popanz, ein Ämtchen, eine erbärmliche, pseudomoralische Angeberei.

Deshalb sage ich: Die Müller ist die erste, die den Stecker zieht. Kein Format, keine Persönlichkeit jenseits der Karriere, das ist die typische Pressemitteilungstante, Freiheit ist nicht ihr Ding, Eigenständigkeit auch nicht. Die hat bald keine Politiker-Masken mehr, auf die sie (und/oder ihre PR-Ghostwriter/in) sich berufen kann, dann fällt ihr nichts mehr ein, und sie entleyent sich. In drei Wochen.

*8 Jahre Erfahrung als Autor jüdischer Medien hinterlassen so ihre Spuren…

3.8.2005 | 19:33 von DonAlphonso

Rosettenmeerschweinchen, Arschlochhamster*) und Ratten

aus den alt-neuen Medien, deren Schiff absäuft und das sie gern verlassen würden: Eine Runde Mager-Nagerdung aus der PR-Kloake über Blogs: “Es gibt keine Rasse, kein Geschlecht, kein Alter, nur die Wahrheit.”

Prima, dann sag ich mal, dass ein gewisser Rossetto keine Ahnung hat, und Page die Brigitte der Kreativen ist. Ist die Wahheit, garantiert.

*) Insiderwitz. (mal schaun, wie viele Nager hierzulande auf das Thema von hinten drauf gehen, Tags: Visionär, Zukunft, Celebrity, Ich habe es ja immer gesagt, etc.

1.8.2005 | 18:57 von DonAlphonso

Neues, Professionelles aus Lummaland

Hier gibt es hin und wieder Interviews mit denen, die das Bloggen auch mal in einem anderen Kontext sehen – durchaus auch kommerziell. Nach der Spreeblick KG und den Mac-Essentials tritt jetzt auch der Bloghoster Blogg.de mit Profiblogs an. Ich habe dem Blogg.de-Übervater Nico Lumma ein paar Fragen gestellt, wie er sich das so vorstellt.

Nico, Sportblog und Formel1Blog, sind das nur Testballons oder hast Du schon ein Konzept für ein grösseres Blog-Netzwerk?

Wir haben ja schon vor über einem Jahr mit Formel1blog.de und Motorblog.de angefangen, ein wenig rumzutesten. Letztendlich war aber bei beiden Testblogs der Content nicht gut. Sebastian von pöbler.de hat mich dann angesprochen, ob wir nicht was für das Thema Sport machen wollen, also machen wir da mal was zusammen. Don Dahlmann und Felix Schwenzel machen das Formel1blog. Alles völlig unaufgeregt, ohne das Versprechen, hier innerhalb kürzester Zeit kommerziell erfolgreich sein zu wollen. Ein Konzept für ein grösseres Blog-Netzwerk habe ich ehrlich gesagt gerade nicht, da ist die Devise eher “blog it as it comes”. Ich denke allerdings schon darüber nach, wie man die Vermarktung von Blogs in Deutschland professionalisieren kann.

Blogg.de gehört indirekt zur Ströer-Gruppe, einem grossen Werbevermarkter. In wie weit können die Profiblogs auf den Konzern bei der Akquise zurückgreifen?

Null. Blogg.de gehört zur New Media Management GmbH, die u.a. Dirk Ströer gehört. Das bedeutet aber keinesfalls, dass ich jetzt bei Ströer einfach nur anrufen muß und sage “los, gebt mal das Krombacher-Budget her, ich habe hier ein paar Blogs, da würde das passen!” Ganz nebenbei hat Ströer keine Online-Budgets, was die Akquise noch problematischer machen würde. Ich kann allerdings auf die orangemedia.de GmbH zurückgreifen, die als Online-Vermarkter natürlich Kontakte zu allen Media-Agenturen haben. Darüber ist beispielsweise die Integration von MSN Messenger auf Blogg.de entstanden, wie natürlich auch alle anderen Werbeformate, die aktuell platziert sind.

Das neue Formel-1-Blog wird von Don Dahlmann und Ix gefüllt, zwei sehr bekannten Bloggern. Was muss ein Blogger mitbringen, um ein Profiblog zu füllen? Reicht Popularität aus?

Bier. Felix hat versucht, mich mit Kölsch betrunken zu machen, da habe ich irgendwann eingewilligt, weil ich los musste und ich das Zeugs nicht mehr sehen konnte (http://lumma.de/eintrag.php?id=1726). Popularität ist sicherlich hilfreich, aber eine gute Schreibe undviel Interesse am Thema sind noch viel wichtiger. Gerne vor allem eine andere Herangehensweise an ein Thema als allgemein üblich. Man kann überall nachlesen, wie die Formel1-Punktestände sind, damit kann man in einem Blog kaum Leser faszinieren.

Inzwischen sind einige bekanntere Blogger bei Spreeblick, andere dagegen bei Dir – siehst Du einen Wettlauf um die guten Namen?

Nö. Ich weiss ja nicht, ob Johnny da am Laufen ist, ich sitze ganz relaxed rum und gucke mir das alles an. Wenn jemand eine pfiffige Idee hat und ich dabei helfen kann, dann freue ich mich auf ein neues Weblog.

Nun gibt es ja schon ein paar Sportangebote im Internet. Wo siehst Du die Marktlücke?

Sebastian will seine eigenen Schwerpunkte setzen, natürlich auch zum Thema Fußball, sobald die Saison läuft. Eine Martklücke haben wir nicht definiert, wir gehen davon aus, dass er auf Dauer knackig genug texten wird, dass er dann Leser binden kann. Das ist ein längerer Prozess und geht nicht von jetzt auf gleich.

Ich habe hier eine eher naive Herangehensweise an die Profiblogs. Ich finde es gut, wenn Leute sagen, sie wollen mit Bloggen Geld verdienen und sie haben auch Themen, die sie interessieren. Wenn das klappt und eine Leserschaft aufgebaut wird, um so besser. Was ich nicht machen werde, das ist die Orientierung an Google Adsense und die Lieferung von optimiertem Content. Ja sicher, wir könnten ein Versicherungsblog machen. Gähn. Wenn jemand kommt, der wirklich Spass an dem Thema macht, gerne. Aber wenn es nur um Contentproduktion geht, dann habe ich da weder Spass noch Interesse dran. Klingt naiv, aber für mich macht bloggen aus, dass man sich nicht primär mit seinen Texten an den Wünschen der Leser oder Werbekunden orientiert, sondern sein Ding macht. Wenn das den Lesern gefällt und die Adsense-Dollars rollen, um so besser.

Was müssen, was können Blogs anders und besser machen?

Naja, im Sportbereich ist es schwer, weil man ja meistens keinen Zugriff auf Bildmaterial hat. Also kann man entweder mehr ins Detail gehen bei der Analyse oder eben seine pointierte Meinung zum Besten geben. Mir kommt es darauf an, dass der Blickwinkel ein anderer ist als in den herkömmlichen Medien.

Space42 von Thomas Gigold bezahlt einen Euro pro Artikel – gibt es bei Euch wenigstens eine Handvoll Euro?

Auch hier ist es bei unsere Blogs etwas anders. Ich glaube fest an einen lukrativen Werbemarkt für Weblogs, nur leider noch nicht im Sommer 2005. Unsere Kooperation mit MSN Messenger hat gezeigt, dass Media-Agenturen langsam aber sicher Blogs als Werbe-Umfeld annehmen. Momentan ist allerdings die Werbeform der Wahl noch Google Adsense. Da zudem die Zugriffszahlen auf Weblogs allgemein noch nicht sehr aufregend sind, haben wir einen einfachen Split gemacht. Die Adsense-Dollars gehen an die Blogger, die Erlöse aus der Bannerwerbung gehen an uns. Ja, klingt nicht nach viel Geld. Ist es auch nicht. Nur ich bin nicht derjenige, der hier auf den Hype baut und eine Redaktionsmannschaft aufbaut, ordentlich viele Euros verspricht, in Vorleistung geht, und dann nach 3 Monaten ohne Geld da steht. Wir bauen die Blogs gemeinsam auf und leisten unseren Beitrag, indem wir versuchen, Traffic auf die Blogs zu lenken. Alles andere hängt von der Schreibe der Blogger ab. Sobald spezielle Buchungen für die Blogs kommen, wird dann der Split ausgeweitet, damit beide Seiten Spass daran haben.

Es gibt ja auch einige andere – mehr oder weniger – Profinetzwerke. Da könnte es natürlich Synergien geben, aber auch Konkurrenz, wie heute schon zwischen den Bloghostern und Blogberatern, die sich teilweise bis aufs Messer bekämpfen. Wo geht der Trend hin – zu den Einzelkämpfern oder zu einem Profiblogger-Verband?

Die Blogosphäre in Deutschland ist noch klein, aber am wachsen. Da kommt man sich eigentlich nicht großartig ins Gehege, jedenfalls empfinde ich es nicht so. Ich freue mich über jeden neuen Bloghoster und jedes neue Profiblog, da es zur Vielfalt der Blogosphäre beiträgt. Es ist ja nun nicht so, dass es nur wenige Weblogs geben kann und der Kuchen dadurch klein ist für alle. Blogg.de deckt nicht nur den Bereich Bloghosting ab, sondern aggegriert alle Blogs aus dem deutschsprachigen Raum, oder versucht es jedenfalls fleissig, daher profitieren wir natürlich auch am allgemeinen Wachstum der Blogosphäre. Einen Verband zu gründen, nur weil es eine Handvoll Leute gibt, die professionell bloggen wollen, kann man machen, aber ich finde, es geht auch so. Ich für meinen Teil rede mit allen Konkurrenten und scheue mich auch nicht, mit einigen punktuell zusammen zu arbeiten oder ihre Arbeit öffentlich gut zu finden.

28.7.2005 | 16:47 von DonAlphonso

DonŽt fuck in the Blogosphere

+++Vorsicht – dieser Text ist nicht für ironieresistente Volldeppen und funktionale Analphabeten geeignet+++

So, youŽre in it for the sex – Du denkst, da draussen sind viele Tausend Blogger, die den ganzen Abend vor der Kiste sitzen und niemanden haben, also potenzielle Geschlechtspartner für Dich sind… die Blogosphäre als gigantisches Singlemarkt, und die Blogtexte verraten in etwa, was einen da horizontal mal erwarten wird… von Flickr zum Ficker, billiger und williger als Partneragenturen, ganz ohne 0190er-Nummern… denkst Du. Lass die Finger davon, weil:

1. davor kommt noch eine Menge Mailerei, bei der Du beim ersten klaren Wort schnell als Stalker abgeheftet und eventuell auch gleich gebloggt wirst.

2. Danach kommt ein erstes Real Life Date, das aller Erfahrung nach garantiert nicht im Bett endet. Wüstlinge und Nymphomane ficken am Abend, und wer fickt, bloggt nicht. Und falls jemand beim Geschlechtsverkehr doch bloggen sollte (“Kondom? Pille? Gleitmittel? Subnote? WLAN aktiv? Ok, lass es uns tun Schatzi!”) – Finger weg, das kann nicht gut werden.

3. Statt dessen musst Du verbal in Echtzeit beweisen, dass Du tatsächlich so toll, reich, sexy, intelligent, wortgewandt und bedworthy bist, wie Du das in den letzten zwei Monaten für den anderen in Deinem Blog zurecht gelogen hast, mit viel Zeit und Übernahme der besten Geschichten aus Deinem Freundeskreis und dem mit Ärzteromanen reich bestückten Bücherregal sowie den alten GZSZ-, Magnum-, Miami Vice und SATC-Folgen. Du musst Dir keine Vorwürfe machen, die andere Seite war sicher genauso ehrlich.

4. Nehmen wir mal an, Du schaffst es dennoch – oder die andere Seite ist tatsächlich verzweifelt und einsam genug, sich trotz Deiner Lügen darauf einzulassen – sag ehrlich: Ist es nicht etwas seltsam, mit einer Person zu schlafen, die ihr Privatleben im Internet jedem Deppen erzählt, obendrein zumindest Grundbegriffe in HTML beherrscht und ein CMS bedienen kann, also irgendwo in der Psyche einen inneren Geek hat, der mit seiner schleimigen Pizza im Insitutskeller Pornos runterlädt – und mit sowas willst Du ins Bett? OK, wenn Du meinst – sag nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt.

5. Denn was bei Punkt 3. im angezogenen Zustand an einer Bar noch vergleichsweise leicht zu bewältigen ist, ist horizontal und nackt weitaus schwieriger. Du weisst verdammt viel über den anderen, den Namen der Katze und den bevorzugten Kurzschwa RSS-Reader, aber in Bezug auf die bevorzugten Sexpraktiken stehst Du so ahnungslos da wie vor dem Tag, an dem Dein Papa die Sache mit den Bienen, äh, also. Da muss jetzt was kommen, Du musst den über Monaten aufgebauten Erwartungen tatsächlich körperlich entsprechen. Hey, viel Spass dabei – hoffentlich hast Du ein gutes Deodorant.

6. Guten Morgen! Na, wie warŽs? Gar nicht so schlimm, ah ja, aber auch nicht der Brüller. So ist es meistens, denk Dir nichts, Dein Partner hat es wahrscheinlich auch nicht besser. Is ja nur Internet, da steht viel drin, was nicht gehalten wird, Blogs sind auch nur just another bloody lie. Was hast Du erwartet? Blogger (abzüglich Vollgeeks und Myblog-BNP-Trägerinnen, also ca. 80% der deutschen Blogosphäre) sind durchschnittliche Leute, da ist auch der Sex nicht der Brüller, und desha – was? Was sagst Du? Du hast da einen Geek oder ein BNP-Schatzi an Deiner Seite? Äh… also, ich, ich, äh wollte im Grunde genommen, äh zu Punkt

7. kommen. Hey, was sollŽs, es ist vollbracht, der Spass war gestern Nacht, und heute kommen die echten Probleme. Weil, ganz gleich ob bauchnabelgepierct wie ein Schweizer Käse, Rückwärtsaufsager von C+-+? oder normaler Zufallspartner auf klassischem Trostfick-Niveau: Jetzt ist der Moment da, wo Du so gebloggt werden kannst, wie der andere es will. Du bist literarisches Freiwild, Baby. Und erinnerst Du Dich noch an die zickigen, unverschämten Anspielungen über Vorläufer, bei denen Du dachtest: Wow, da geht ja voll was ab? Tja, jetzt kannste mal erleben, wie sowas passiert. Und Du wirst 1000 Gründe finden, das misszuverstehen, Du wirst es mit anderen Texten vergleichen und das Gefühl haben schlecht wegzukommen, Du wirst zwischen den Zeilen lesen und nie wirklich wissen, was gemeint ist.

8. Nein? Doch nicht? Kein Ton, nichts? Und das auch volle acht Tage danach? Nun, dann kann es ja wohl für die andere Seite kein allzu prägendes Erlebnis gewesen sein, da kann ich Deinen Zweifeln nur Recht geben. Aber vielleicht immer noch besser, als wenn ein nicht genehmer Text erschienen wäre, nach dem Motto: “Gestern mal wieder froh gewesen, dass ich Schnupfen hatte und die Kontaktlinsen draussen waren”. He – hörst Du überhaupt zu? Hallo?

9. Nein. Die Eifersucht nagt an Dir. jeder Mist wird gebloggt, tausend Leute kommen vor, Du nicht. Du fängst also tatsächlich an, im Blog der anderen Seite zu kommentieren, Anspielungen zu machen, Geständnisse zu erpressen, Du spielst ein Spiel mit der Öffentlichkeit… und da, auf Deinem Blog rüffelt Dein Geschlechtspartner eine alte Bekanntschaft, da ging wohl was in eine falsche Kehle, Klettentum, Besitzgier, Beschützerinstinkte sind die Triebfedern… das fällt etwas auf, meine Freunde. alle tuscheln sowieso schon rum, ob ihr beide nicht was am laufen habt… und morgen steht das dann bei den Schrottquellenverbreitern, und bei Heerscharen von unbestiegenen Semmelasseln laufen die Telefone heiss, und wenn es Bestand haben sollte zwischen Euch, dann schreibt wenigstens keine Links a la “mein Schnuckiputz” und “mein Mausischnecklein” in Eure Blogroll weil

10. das auf Dauer sowieso nicht gutgeht, und dann muss das alles wieder gelöscht werden, alle wissen es, jeder kriegt es mit, und ausgerechnet in der geschwätzigsten Mediensphäre seit der Höhlenmalerei seid ihr damit Thema Nummer 1. Freundinnen und Freunde werden Euch mit Mails überschütten, wieso es denn nicht mehr klappt, warum es schief ging, ob da vielleicht noch wer Drittes oder Viertes mit im Spiel war, und sie werden es nicht bloggen, nur am Telefon weitererzählen und rummailen, und natürlich aufsexen, so wie Ihr damals Eure eigene Geschichte bei Punkt 1.

Oder aber es geht gut, Ihr macht ein Hochzeitsblog und eine Geschenkliste als Download, ein Flitterwochenblog und ein Schwangerschaftsblog, und… hm…

wisst Ihr was? FICKT EINFACH NICHT IN DER BLOGOSPHÄRE, VERDAMMT!

26.7.2005 | 3:55 von siebenviertel

Wo habe ich dieses Wort nur schon mal gehört? Ach ja, nirgendwo.

Sarah Boxer schreibt in der New York Times vom Montag über Video Blogger. Oder Vlogger, wie diese Boxer zufolge allgemein genannt werden. Selbst eine Vlogosphäre meint sie bereits identifiziert zu haben. Moment mal, eine was?

After blogging came photo blogging and then, suddenly last year, video blogging. Video bloggers, also known as vloggers, are people who regularly post videos on the Internet, creating primitive shows for anyone who cares to watch. Some vlogs are cooking shows, some are minidocumentaries, some are mock news programs and some are almost art films.

Aso.
Ich schäme mich jetzt ein wenig, denn wenn das alles stimmt, habe ich schon wieder einen Trend verpaßt, von dem ich eigentlich etwas hätte mitbekommen sollen. Die avantgarde ist längst weitergezogen und bald gibt’s Blogs! auf dem Grabbeltisch. Oder die NYT hat sich den eigenen Trend erfunden. Wäre ja auch nicht das erste Mal.

25.7.2005 | 3:00 von DonAlphonso

Schatzi, bringst Du den Lesermüll runter?

Diese Frage könnte man mal stellen, wenn man sich diese Debatte bei IT&W anschaut. Kurzfassung: Der Autor Majo hat einen finalen Aspekt des neuen Harry-P.-Buches verraten, und eine Reihe von Lesern teilten ihm mit, dass sie ihn jetzt aus ihren Bookmarks und Kurzschwa RSS-Readern schmeissen würden. Majo hält sich an den Grundsatz, dass man Reisende nicht aufhalten soll, und gibt ihnen noch ein paar nette Worte mit auf den Weg.

Das Problem in solchen Fällen ist weniger, dass die Leser sich wirklich empört vom Acker machen – vielmehr zeigt die Erfahrung, dass derartige Leute trotz vollmundiger Ankündigung trotzdem weiterlesen, allein schon um zu schauen, wie sich das alles weiterentwickelt, und dann oft unter gefaketem Namen weitermachen. Es ist ähnlich wie bei Spiegel Online, den viele Blogger über weite Strecken für Infosondermüll halten, aber trotzdem weiter lesen, um sich weiter darüber aufregen zu können.

Der Spiegel lebt blendend von diesem Verhalten – was die Leser “da unten” denken, spielt für die Reichweite und die Klickzahlen keine Rolle. Im Gegenteil, wenn ein Blogger darauf verlinkt und zeigt, was für inkompetentes Geschwätz diesmal wieder verbreitet wird, bekommt der Spiegel eben nochmal ein paar Dutzend oder Hundert Visitors. Beim Bloggen mit offenen Kommentaren ist das anders – durch die Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Leser ist es eben nicht egal, was die Leser denken oder ohne grosses Nachdenken in die Kommentare schleimen und kotzen. Bei grösseren Blogs wie IT&W oder auch diesem hier kommt es dann hin und wieder zu Aufläufen dieses Lesermülls mit ganz erstaunlichen soziokulturellen Phänomenen.

Es liesse sich trefflich darüber streiten, ob das allein den tatsächlichen oder so empfundenen provokativen Ansätzen eines Blogs geschuldet ist, oder ob der Lesermüll nicht, was ich nach einigen sehr unterschiedlichen Projekten sagen würde, eine unvermeidliche Begleiterscheinung jedes halbwegs oft gelesenen Blogs ist. Demzufolge sammelt sich analog zum realen Leben um die grösseren Blogs eine schwer einzuschätzende Gruppe Leser an, die sehr eigenwillig reagieren. Der eine bekommt einen Kommentar in den falschen Hals, der andere findet es ungerecht, dass auf seine Kommentare nicht beantwortet werdeb, der dritte sonnt sich im Glauben, er sei schon fast ein Vice-President des Chefbloggers. Und dann kommt eben der Funke, der Schlagabtausch, durch den sich dann zeigt, wieviel Lesermüll sich angesammelt hat.

Und es ist, das zeigen manche Kommentare bei IT&W, tatsächlich Müll: Leute mit unverschämter Erwartungshaltung, Leute, die bedient werden wollen, Leute, die die gleiche Augenhöhe verwechseln mit ihrem Recht, ihrem “Contentsklaven” bei Unzufriedenheit zu züchtigen. One-Way-Rezipienten, die Blogs mit der Glotze verwechseln und nur dann jammern, wenn sie ihre kostbare Onlinezeit ohne Benefit verschwenden. Die Offenheit und persönliche Nähe von Blogs werden überstrapaziert und missbraucht, die Anonymität des Netzes macht in Kombination mit der Öffentlichkeit der Kommentare eine Feinabstimmung des Verhältnisses Leser-Autor so gut wie unmöglich. Die Kommunikation ist asymetrisch: Für den Leser ist es eine Kommunikation mit einem Autor, für den Autor ist es aber eine Kommunikation mit vielen Lesern, und das kann nicht gut gehen, wenn Konflikte entstehen.

Es gibt kaum gute Lösungen für das Problem – ideal wäre natürlich eine Leserschaft mit geringem Müllanteil, was beim Wachstum und der Veränderung von Blogs aber eher schwer zu gestalten ist. Wer als Blogger nicht “Everybodies Darling” werden will, wer sich vom Mainstream der Leser in seiner Agenda nicht gängeln lassen möchte, wird wohl nicht drum rum kommen, immer mal wieder den Lesermüll zu runterzutragen. Man könnte das Zensur nennen, oder Angst um den Traffic haben – aber nach meiner Meinung ist das am Besten mit dem Idioten zu vergleichen, der im Kino die ganze Zeit den Film laut und abfällig kommentiert. Nach dem 10. Mal hat es jeder kapiert, dass es ihm nicht passt, er nervt, er belästigt, aber man kann ihn auch nicht ignorieren und kaum rausschmeissen. Im Blog geht das. Und die Erfahrung zeigt auch, dass der allergrösste Teil der Leser danach eigentlich sehr zufrieden ist, dass der Lesermüll weg ist. Was noch lange n icht heisst, dass der Rest dann nur aus willenlosen Kriechern besteht. Man kann einen Film auch schlecht finden, ohne sich darüber lautstark aufzuführen.

21.7.2005 | 22:00 von DonAlphonso

Rotblogg – nicht wirklich überraschend

Sagen wir es mal so: Nico Lumma von Blogg.de ist bislang noch nicht als glühender Verehrer von Stoiber, Merkel oder Westerwelle aufgefallen. Nein, das Herz schlägt links, ungefähr dort, wo es auch bei den Sozialdemokraten schlägt. Und so kann es nicht ganz verwundern, wenn Blogg.de jetzt den bedrängten Roten an Rhein und Ruhr – die mit dem Machtverlust – und ihren Unterstützern jetzt ein paar kostenlose Bloggs parteispendet die technologische Basis für parteinahe Blogs zur Verfügung stellt. Ohne Werbung – es wäre ja auch zu doof, wenn dann plötzlich die CDU-Kampagne auf den roten Blogs ihre Anzeigen erscheinen würde.

Vielleicht kann Nico denen bei der Gelegenheit auch gleich ein paar Tipps zum richtigen Geschlecht der Blogs geben. Damit sich die Unterstützer nicht gleich vertun, wenn sie den mühseeligen Stand in der Fussgängerzone gegen den Teleparteiarbeitsplatz eintauschen.

Was passiert eigentlich, wenn ich mich da registriere und plötzlich entdecke, dass ich einen gewissen Oskar ganz ok finde? Parteiblogausschluss?

20.7.2005 | 15:58 von dogfood

Und die Süddeutsche schaut interessiert zu

Wenn man schon mit Blog-IDs spielt, warum nicht auch mit URLs?

Einfach mal durch die Bank weg bei den bekannten Zeitungen URLs wie “http://blog.xxx.de”, “http://blogs.xxx.de”, “http://www.xxx.de/blog” und “http://www.xxx.de/blogs” ausprobiert.

FAZ Fehlanzeige, Stern Fehlanzeige, Spiegel Fehlanzeige, taz Fehlanzeige, WAZ Fehlanzeige, FR leitet in den “Blogosphären-Bereich” um (ARD und ZDF, keine Zeitungen, aber auch Fehlanzeige).

Süddeutsche? Bingo: http://www.sueddeutsche.de/blog/. Vielleicht ein übriggebliebener Dummy von alten Versuchen oder schon die Andeutung eines Kuchens den man in den Ofen geschoben hat.

Wer will, kann die URL-Spielereien ja mal mit seiner Leib- und Magen-Zeitung/Rundfunk-/Fernsehanstalt ausprobieren.