MovableType 3.1 draussen
MovableType 3.1 ist gestern abend veröffentlicht wurden, pünktlich am angekündigten 31ten August.
MovableType (MT) hat in den letzten Jahren massiv zur Popularität von Weblogs in den USA beigetragen. Das Image bekam aber im letzten halben Jahr eine Delle, als die lange angekündigtes neue Version MovableType 3.0 nicht die erwarteten neuen Features, sondern nur massive Umbauten im Inneren der Software brachte. Gleichzeitig kam es zu umstrittenen Änderungen des Lizenzmodells (Einschränkung der kostenlosen Nutzung durch Privatuser). Diese Änderungen wurden zwar wenige Tage später nochmals modifiziert bzw. klargestellt, aber zahlreiche User schauten sich nach Alternativen um.
SixApart, die Macher von MT, erklärten dass MT3.0 eigentlich nur eine Entwickler-Version sei. Die Änderungen in den MT-Innereien seien ein notwendiger Zwischenschritt gewesen, um im nächsten Schritt die neuen Features zu integrieren und fortan eine bessere Erweiterbarkeit zu garantieren. Mit diesen Worten wurde man auf MovableType 3.1 für “Ende Sommer” vertröstet.
Und nun ist MT3.1 wirklich da und diesmal auch wirklich für den normalen User gedacht.
Die Neuerungen, laut MT-Website: Unterkategorien, mächtigere Zusatzmodul-Struktur, komfortablere Bearbeitung von Kommentaren, zeitabhängiges Veröffentlichen von Einträgen. Und: “dynamic publishing options“. Mit anderen Worten: kein “Rebuild”, kein Generieren von HTML-Seiten.
Mehr werde ich allenfalls in ein paar Tagen sagen können, wenn ich beruflich mit der Software zu tun bekomme. Aber bei den teilweise sich sehr gut anhörenden Neuerungen scheinen einige Teufel in Details zu stecken. So weist Brandon Fuller darauf hin, dass oben erwähnte “dynamic publishing options” nur mit den Standard-Befehlen (“Tags”) von MT und mit in PHP geschriebenen PlugIns laufen, aber nicht mit in Perl geschrieben PlugIns, die überwiegende Mehrheit der derzeit erhältlichen Zusatzmodule.
Weitere Infos zu MT3.1 bei:
SixApart, Menas Corner (Gründerin von SixApart/MT), TypeBlog.de (Deutscher Vertrieb)
fired for blogging?
Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens ins Büro. Gestern haben Sie eine ihrer Angestellten gefeuert, nichts außergewöhnliches eigentlich, kommt eben vor. Sie schauen sich ein wenig im web um, schließlich wollen Sie ja auf dem laufenden bleiben, nur um zu entdecken, daß sie über Nacht zum Bösewicht in den Augen Ihrer Nutzer geworden sind. Zu allem Überfluß haben die auch noch blogs, die sie jetzt nutzen, um ihren Mißmut einander mitzuteilen.
Ein schönes Beispiel für die Macht, die blogs in der Netzwelt mittlerweile ausüben (man beachte die trackbacks), kein schöner Tag dagegen für die Damen und Herren bei friendster. Die lernen jetzt gerade die Michael Dukakis Lektion: schweig Dich aus und man wird annehmen, Du habest tatsächlich etwas zu verbergen.
Bloggerbestechung mit Financial Times Deutschland
Corporate Publishing ist ja auch so ein Hype. Am besten mit Blogs. Dann auch als Werbemassnahme. Direkt, oder auch indirekt über Blogger, die Genehmes schreiben. Die FTD sinniert mit dem von mir sehr geschätzten Martin Roell über geeignete Formen der Beeinflussung von Blogschreibern:
“Intelligenter wäre gewesen, ein paar Bloggern einen Kasten von dem Getränk zu schicken und sie darüber schreiben zu lassen, wie es ihnen schmeckt.” Ja, fraglos angesichts der im Text erwähnten Rohrkrepierer a la Art of Speed oder Dr. Pepper , aber intelligenter wäre es auch gewesen, sich mit solchen Worten nicht zitieren zu lassen. “schreiben zu lassen”. Unternehmer lassen Blogger schreiben, kost ja nur einen Kasten. Nicht wirklich fein. Zumal ich persönlich denke, dass das qualifizierte Trink-Bloggertum eher in Fässern denn in Kästen denkt. Und ob die Postings der Werbeabteilung gefallen hätten, steht auf einem anderen Blatt. Nicht dass da steht:
Willst Du die FTD zu lesen wagen?
Entleere erst mit Dr. Pepper Deinen Magen.
Und sowas dann noch bei Google dank Verlinkung auf die Eins geht, und von anderen Bloggern aufgeschnappt wird. Was dann wirklich glaubwürdiges “virales Marketing” ist – nur leider nicht im Sinne der Erfinder.
Übrigens: Das nenne ich Qualitätsjournalismus, Frau Diplomjournalistin und Henri-Nannen-Journalistenschülerin Angelika Unger aus Hamburg: “Dabei kann man über Blog-Suchmaschinen wie Blogstats.de kostenlos (! d. Red.) feststellen, was Blogger über das eigene Unternehmen schreiben.”
Klar, man kann zur Not auch mit Google Linkstatistiken abfragen. Mit Dampfern fliegen. Und wenn Sie so weiter recherchieren, werden Sie ganz sicher mal Chefredakteurin. Die Suchmaschhinen-Site heisst www.blogg.de. Oder Technorati. Oder einfach auch mal bei IT&W nachlesen, wo ich das her habe. Statt bei Blogstats.de falsche Zahlen zu klauen. Blogstats registriert zwar 19.616 Blogs, die Sie in etwa für die Zahl der deutschen Blogs halten, aber da fehlen ein paar Tausend von Livejournal, und etliche andere. Ach kennse nich. Na sehnse mal an.
Update: Der von mir (ohne jede Ironie) sehr geschätzte Martin Roell weist darauf hin, dass da aus einem lässig auf die Frage nach Dr. Pepper hingeworfenen Satz a la “Nee, die war schlecht, besser wär’s gewesen, einfach nen Kasten zu verschicken.” ein aufgesextes Zitat gebastelt wurde. (note2myself: donnie, pass beim nächsten interview mal besser auf deine eigene grosse klappe auf)
1. Geburtstag
Vor exakt einem Jahr kam mein Verleger nach München, um neue Projekte zu planen. Ich holte ihn am Flughafen ab und ging mit ihm früshstücken. Es war einer dieser einzigartigen Spätsommertage, wie ihn nur die Munich Area kennt: Blauer HImmel, warme Luft voller sirrender Schwalben, und an der Kreuzung runter zur Isar testete ein neuer BMW die Knautschzone eines blitzsauberen Golfs. Wir sassen draussen. Das Leben war schön.
Ich erzählte ihm von den Blogs, dass das eine spannende Geschichte ist, das bislang aber nur als amerikanisches Phänomen wahrgenommen wird – dabei gibt es doch auch in Deutschland verdammt gute Leute. Autoren, die es eigentlich verdienen würden, in ein Buch zu kommen, um den dem Literaturbetrieb mal zu zeigen, was eine Harke ist. Ich erzählte ihm nette Anekdoten, von strammen Bloggern, die sich mit den Medien anlegen, von knackigen Bloggerinnen, die frech ihr Leben und ihre Meinung gegen all die DSDS und verbotenen Lieben setzten. Ich sprach von der grenzenlosen Freiheit des Internets, ich sagte, dass es mit Kai den idealen Herausgeber für so ein Mammutprojekt geben würde, und irgendwann sagte er: OK, einen hast Du bei mir frei, macht es.
Und jetzt gerade, ein Jahr später um die Zeit, müsste es in den Buchhandlungen ankommen. Zufall. Aber ein schöner Zufall. /selbstreferenziell mode
Wir sind erfreut über Netbib
Wer sind denn die?, wollte die Presseabteilung wissen, als das Netbib Weblog ein Rezensionsexemplar anforderte. Das sind die Guten, sagten wir, erklärten ein wenig, und schwupps, waren die Fahnen draussen. Und weil Weblogs bekanntlich oft schneller sind als herkömmlichen Journalisten, kam gestern die grosse Rezension, mit vielen erfreulichen Worten:
Lässt man sich […] auf die Texte ein, so kann man Amüsantes, Nachdenkliches, Bedrückendes – kurz die ganze Vielfalt entdecken, die die Blogszene auszeichnet.
Geht runter wie Honig. Und:
Alles in allem ein sehr gelungens Buch zum Thema ?Blogs!”, das für alte Hasen sicherlich nichts Neues bietet, Interessierten jedoch das Thema und die Gründe für die Faszination dieses Online-Mediums erklären und erläutern kann. Wer zudem ein Faible für schön designte Bücher hat, sollte auf jeden Fall zugreifen.
Zum Beispiel in New York
Blogs als Informationsträger. Der derzeit in New York stattfindende Parteitag der Republikaner zeigt wie Blogs ergänzende und alternative Informationsquellen sind.
Da gibt es die Journalisten die in Blogs Eindrücke, Details und Skizzen aufschreiben, die entweder keine Verwendung in ihrem “normalen” Bericht finden oder Motive festhalten, die später zu Berichten ausgebaut werden.
Für die Tagesschau (blog.tagesschau.de) bloggen die Rundfunkjournalisten Carsten Schmiester, Rainer Sütfeld und Sebastian Hesse (z.B. “Willkommen zu den Bush-Festspielen“).
Auch die BBC läßt einen Mann direkt vor Ort bloggen: Kevin Andersons “Republic Convention“. CNN läßt gleich eine ganze Horde von seinen Redakteuren und Journalisten über die Convention bloggen: “GOP Convention Blog”
Das “Times on the Trail” nennt die New York Times zwar nicht offiziell Blog, aber die kurzen, persönlichen Einträge der NYT-Journalisten zum Wahlkampf sind zumindest blogähnlich. Die Washington Post hat einen Redakteur und Photographen für ein “Convention diary” abgestellt.
In der angestammten Blog-Szene werden Blogs mit Einträgen über die Convention und den Veranstaltungen und Demos rund um das Nominierungsspektakel, heftig verlinkt. BoingBoing berichtet über die Proteste im Umfeld. Jason Kottke, einer der Blog-Granden und darüberhinaus in New York beheimatet, war bei den Demonstrationen dabei (Text und Bilder: [1], [2]). Donald Tetto ergänzt mit Bildern (Link by Matt Haughey)
Wie geht man vor, wenn man Blogs finden will, die über solche Events berichten? Weil die Convention in den USA stattfindet, tut man erst einmal gut daran, sich durch Lesen der Berichte bei CNN und BBC Vokabular anzueignen: “GOP” für die Republikanische Partei (Grand Old Party), “RNC” für die “Republican National Convention“. Mit diesen Stichwörtern versehen, kann man einige Portale und zentrale Anlaufstellen aufsuchen.
Technorati ist so ein Portal, das versucht die Vernetzung der Blogs untereinander und aktuelle Diskussionen zu erfassen. Technorati listet auf einer speziellen Seite “Election Watch” aktuelle Diskussion in den Medien und Blogs ab. Bei Technorati läßt sich z.B. die Blog-Szene nach oben erwähnten Stichwörtern absuchen und z.B. Blogs mit Diskussionen über “Convention” suchen sowie Blogs anzeigen die just auf diese Beiträge verlinkt haben (Klick auf die kleine Sprechblase in den Suchergebnissen).
Andere “Blog-Suchmaschinen” sind Popdex, Feedster, Daypop, Bloogz (nicht sehr aktuell), Bloglines und andere.
Dazu kommen Websites die individuelle “Inhalte” zusammentragen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen: Zum Beispiel Flickr und Del.icio.us.
Bei Flickr lassen sich nach Anmeldung z.B. Photos hochladen und mit der Kategorie (“tag“) “rnc” markieren. Flickr stellt quer durch alle User alle Photos mit der Markierung “rnc” zusammen und schon hat man eine Photosammlung zur “Republican national convention”. Del.icio.us wendet das gleiche Prinzip auf Bookmarks und Linksammlungen an: Bookmarks zur Convention.
Ein Stadtplan von New York läßt sich nach Bloggern abgrasen: “www.nycbloggers.com”
Dazu kommen unzählige Sites von (selbsternannten) Meinungsführern (“Pundits“) oder Wahlblogs wie Watchblog.com.
Damals im Januar
als Kai und ich uns gerade noch überlegten, wie wir dieses Buchprojekt ankündigen, und dann von den *lieben Mitbloggern* jeglicher Sorge enthoben wurden, weil man es von alleine fand und sich ja so herrlich darüber aufregen kommte – damals im Januar also kamen auch Bemerkungen wie: Was hat Jetzt.de mit Blogs zu tun? Die Antwort, dass es dort sogenannte “Tagebücher” mit faktischer Blogfunktion gibt, ging im allgemeinen Getöse unter.
Inzwischen hat aber auch jetzt.de ein wenig über das Thema Blogs nachgedacht, und siehe da: Es gibt ein Redaktionsblog. Intern läuft es schon länger, aber jetzt wird es schneller gefüllt, und ist auf der Startseite verlinkt.