22.10.2008 | 20:11 von DonAlphonso

Yahoo und StudiVZ: 1500 und 1 Trennung

Yahoo lässt nach enttäuschenden Quartalszahlen 1500 Mitarbeiter weltweit über die Klinge springen. Die tränenreiche Email zur Ankündigung der Grausamkeiten, zusammen mit einem “Tschaka go Web 3.0 Bild” gibt es hier.

Weitaus knapper und dürrer gehalten ist dagegen die Pressemitteilung, in der Holtzbrinck den plötzlichen Abgang des StudiVZ-Chefs Riecke vermeldet. Riecke war ja nicht ganz unumstritten, und auch innerhalb von StudiVZ verlief manche Trennung von Mitarbeitern – beispielsweise im gescheiterten Auslandsgeschäft – nicht immer zu aller grenzenloser Zufriedenheit, wie man hört.

Ich will mich hier gar nicht gross an Spekulationen beteiligen, aber ein paar Dinge sind offensichtlich: Yahoo und StudiVZ haben gleichermassen Probleme, ihre Besucherzahlen in Einnahmen umzusetzen. Dass es hier 10% der Mitarbeiter und dort den Chef erwischt hat, kann morgen bei beiden Firmen schon andersrum sein. Beide setzen vor allem auf Werbung, und beide bekommen es nicht richtig hin. Da helfen die ganzen tollen Marken nichts. Und mit einer Rezession vor der Tür, die alle die Gürtel enger schnallen lässt, sieht es auch nicht so aus, als würde sich an den mauen Aussichten etwas ändern. Die Frage, was Unmengen an Besuchern mitsamt all der Awareness wert sind, wird wohl nochmal neu diskutiert werden müssen, und zwar ohne die vagen Web2.0-Blütenträume. Auch die Idee, die Nutzer von Plattform A nach Plattform B zu schicken, wie es Holtzbrinck mit Zoomer und Lovelybooks und Yahoo mit Flicks-Nutzern versucht hat, scheint nicht allzu erfolgreich gewesen zu sein.

Was also tun mit all den Besuchern, die zu wenig Werbung klicken, von der auch zu wenig vorhanden ist, weil sich alles bei Google konzentriert? Das ist die übergeordnete Frage über all dem kleinlichen Hickhack, in dem sich schlecht laufende Web2.0-Firmen vermutlich aktuell nicht im geringsten von der BayernLB, General Motors und der Bush-Regierung unterscheiden. Es is wias is, sagt man in Bayern. Gelddrucken, wie man früher glaubte, ist jedenfalls was anderes.

Wann gibt es eigentlich Entlassungen bei Facebook?

19.10.2008 | 1:01 von DonAlphonso

Kündigungen beim Blognetzwerk Gawker.

Gawker Media betreibt mit Gizmodo, Fleshbot, Gawker, Valleywag, Consumerist und etlichen Spezialblogs das grösste kommerzielle Blognetzwerk in den Vereinigten Staaten. Monatlich verursachen die Nutzer über 250 Millionen Pageviews, und in einigen Nischen ist Gawker eindeutig marktführend. Noch.

Denn Gawker-Boss Nick Denton sieht jetzt schon eine Anzeigenflaute auf sein Haus zulaufen und feuert 19 Redakteure der 133 Personen umfassenden Belegschaft. 2009 fallen auch die Bonuszahlungen für erfolgreiche Schreiber weg. Klingt wie aus einer krisengeschüttelten Regionalzeitung als Kansas, ist aber lange Zeit als das heissester Ding im Journalismus gehandelt worden, und hat international viele, noch weniger erfolgreiche Nachahmer gefunden. Bequemerweise gibt es die Kreditkrise, mit der Denton dieses Vorgehen begründen kann.

Es gibt unter Beobachtern die Theorie, dass alles unter der Krise leiden wird, Onlinewerbung jedoch nur gebremst weiter wächst. Damit wäre die Kreditkrise keine Gefahr für Startups, Profiblogger und Web2.0. Mal abgesehen davon, dass Web2.o von den Communities über Adnation bishin zur Gestöpselei von Zooomer bis derwesten nicht den Eindruck macht, als sei es bei der Wirtschaft weitgehend akzeptiert und beliebt: Lege ich meine Erfahrungen aus der New Economy zuugrunde, werden wir über Weihnachten noch viele andere schnelle Rückzieher erleben. Und wer bleibt, wird von den Geldgebern sicher bald gefragt werden, ob man nach all dem Wachstum nicht bitteschön mit dem Geld verdienen anfangen könnte.

Ich denke, das wird dann eher schwer. Sehr, sehr schwer.

13.10.2008 | 19:21 von DonAlphonso

Bloggend aus dem Elfenbeinturm

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist kein echter Nobelpreis und wurde nicht von Nobel gestiftet.

Und der Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman bekam diesen Preis auch nicht für sein scharfzüngiges und recht unwissenschaftlich gehaltenes Blog bei der New York Times. Sondern für seine Analysen der Marktgewohnheiten.

Trotzdem ist es toll, dass man im Blog eines Nobelpreisträgers einfach so seine ungeschminkte Meinung zum Tagesgeschehen nachlesen kann. Und kommentieren. Jemand, der besserBescheid weiss als Journalisten, und dieses Wissen auch noch besser vermitteln kann. Da hat die New York Times nicht nur einen guten Blogger angeheuert, sondern auch gleich einen Hoffnungsträger, den dieses Blatt in diesen schweren Zeiten gut brauchen kann. Ich denke, den witzigen, klugen und bodenständigen Krugman lesen kann auch bei der Erkenntnis helfen, warum sowas

“Eva Rother ist Medizinerin und erforscht am Institut für Genetik der Universität zu Köln die Ursachen für Ãœbergewicht und Typ-2-Diabetes: In Versuchen mit Mäusen identifizierte sie das Areal im Gehirn, das den Tieren signalisiert, ob sie satt oder noch hungrig”

(http://www.scienceblogs.de/for-women-in-science/200
8/10/preistragerin-dr-eva-rother-im-interview.php)

zu lesen in Burdas Scienceblogs, nie nie nie etwas werden wird.

9.10.2008 | 10:25 von DonAlphonso

Der Fluch des Pagerank-Updates

Ich fände es nett, wenn man in Zukunft darauf verzichten könnte, Listen von Blogs vorzulegen, die bei Google vorteilhafte Rankingzahlen aufweisen. Ich glaube nicht, dass es die meisten Blogbetreiber juckt – ich selbst habe es beispielsweise nur “aus den Medien” erfahren. Aber seitdem jemand so eine Liste gemacht hat und die unter Vertretern windiger Geschäftstätigkeit im Netz kursiert, kommen hier wieder mal zu viele handegschriebene Spamkommentare rein.

Leute, die filme-bluray.de bewerben, oder ihr aus Rabatthinweisen, Firmen-PR oder Druckerpatronen angeboten bestehenden Pseudoblogs mit zwei windigen Texten ins Gespräch bringen wollen, sind hier nicht willkommen, und das Rauskratzen ihrer Einlassungen geht schneller als das Absetzen. Manchmal frage ich mich, ob irgend so ein abgefuckter Pseudoberater an die armen Schlucker des Netzes sowas wie einen Leitfaden “Blogger lieben Ihre Hinweise!” vertreibt. Falls ja: Ich wünsche ihm eine Seuche an den Hals, die so unangenehm ist, wie das in die Kommentare schleimende Pack.

3.10.2008 | 19:06 von DonAlphonso

Wie das Handelsblatt seinen Blogger zensiert

Es gibt Beiträge, von denen man nicht denkt, dass man sie je schreiben würde. Und es gibt Beiträge, die man keinesfalls schreiben möchte. Dieser Beitrag gehört, da ich eine sehr hohe Meinung vom Handelsblatt als Wirtschaftszeitung habe, in beide Kategorien.

Neben dem bekannten Blogger Thomas Knüwer hat das Handelsblatt auch einige weniger berühmte Blogs, wie etwa das von Bernd Ziesemer, das mit jedem hingeschlonzten Beitrag massiv zu meinem nachlassenden Respekt für das Handelsblatt beigetragen hat. Ein anderes Blog beschäftigt sich mit Makroökonomie und ist vom externen Wirtschaftswissenschaftler Harald Uhlig verfasst. Nun ist der Markt der Makoökonomieblogs im Zuge der Finanzkrise sehr voll geworden, und dort wird allgemein sehr deutlich über die Lage an den Märkten gesprochen; im Gegensatz zu den Mainstreammedien, die oft und gerne die Lage ihrer anzeigenschaltenden Kunden beschönigen. Letzte Woche hat auch Harald Uhlig in seinem Handelsblatt-Blog ein ziemlich deutliches Stück geschrieben, das sich mit der Sicherheit der Bankeinlagen in Deutschland beschäftigte:

Wenn Sie ein grösseres Konto bei der Commerzbank oder der von ihr geschluckten Dresdner Bank oder UBS oder Fortis haben, so sollten Sie froh sein. Denn noch können sie dort ihr Geld abheben: in aller Ruhe und ohne Schlange zu stehen. Die Einleger scheinen nämlich Nerven aus Stahl zu haben, und das ist gut so. Bisher ist ein bank run auf diese Institutionen ausgeblieben, und dabei könnte es auch bleiben.

Dabei stehen die Zeichen schon lange an der Wand. Die Dresdner Bank hat sich mit ihrem K2 Fond verspekuliert, und war schon lange das Sorgenkind der Allianz. Die Chinesen wollten die Dresdner nicht: nun hat die Commerzbank sie geschluckt. Mittelfristig sicher eine gute Idee – man kann im gemeinsamen Filialgeschäft viel sparen – aber kurzfristig ist das ein schwer verdaulicher Brocken, und die Risiken sind da. Die Aktie der Commerzbank hat seit Juli 2007 fast 60 Prozent verloren – so berichtete die FAZ am Samstag. Ich denke, der Aktienmarkt weiss schon warum. Und sollte es einen run auf die Commerzbank geben, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Einlagensicherung des Bankenverbandes der Privatbanken ist nach dem Lehmann-Untergang so gut wie pleite.

Harter Stoff, aber durchaus im Rahmen dessen, was auch andere Blogger in Deutschland gerade diskutieren. Ich kann diesen Beitrag, der meines Erachtens keine falschen Tatsachenbehauptungen enthält und nach allen journalistischen Regeln sauber ist, und der ausspricht, was die Märkte schon länger besprechen und bewerten, jedoch nur im Google-Cache verlinken. Denn der Beitrag ist verschwunden.

Gelöscht hat ihn das Handelsblatt:

Mein letzter Blog-Eintrag vom Sonntag wurde von der Redaktion des Handelsblatts gelöscht und ist daher hier nicht mehr verfügbar. Ich habe versucht, gegenwärtigen Ereignissen meine eigene Interpretation zu geben, die man teilen mag oder nicht oder die man sonstwie bewerten mag. Es ist meine feste Auffassung, daß die ungefilterte Interpretation (ausgeschlossen Beleidigungen etc.) und die Diskussion darum mit den Lesern die Kernfunktion eines funktionierenden Blogs ist. Aufgrund dieses Prinzips habe ich keinen Beitrag meiner Leser gelöscht, es sei denn, es handelte sich offensichtlich um Spam. Aufgrund des gleichen Prinzips habe ich mich daher entschlossen, daß mir kein anderer Weg bleibt als die Bitte an die Handelsblatt-Redaktion, meinen Blog zu schließen.

Und das finde ich persönlich eine wirklich ganz harte Nummer. Das Verhalten des Handelsblatts gegen einen Blogger und zugunsten der Objekte der eigenen Berichterstattung ist nun wirklich etwas, das ich als Zensur bezeichnen würde, eine Schande für das Handelsblatt. Angesichts des Drecks, den andere Abteilungen des Holtzbrinckkonzerns dulden und verbreiten, ist es eine ganz miese Nummer. So leid es mir tut.

(via)

3.10.2008 | 2:14 von DonAlphonso

Ganz leere Tube bei Ehrensenf

Es hat etwas über ein Jahr gedauert, seit der ersten Vorhersage sogar mehr als anderthalb Jahre, doch nun ist es soweit: Das überregionale Trash- und Boulevardportal Spiegel Online trennt sich vom Videoformat Ehrensenf, das es trotz Erweiterungen und neuen Gesichtern nicht mehr so bringt als damals unter einer gewissen Kathrin. “Verbraucht” ist das erste, was mir einfällt, wenn ich an Ehrensenf denke, dann “ausgereizt”, “totgeritten” und “unfähig zur Weiterentwicklung”.

Bemerkenswert ist das Ende der Kooperation insofern, als Ehrensenf zumindest sowas wie eine gewisse Kontinuität mitbrachte, etwa im Vergleich zum halbtoten Videoformat “Elektrischer Reporter” von Mario Sixtus, der nach vollmundigen Ankündigungen nun schon seit vier Monaten nicht mehr berichten mag/kann/wasauchimmer. So gesehen sind das eher schlechte Bedingungen, wenn man sich ähnlich konzipierte Videoversuche im Netz anschaut; wie etwa Sevenload.

Vielleicht liegt das Problem einfach darin begründet, dass es nicht reicht, wenn sich irgendjemand, der von seinen drei Freunden als coole Sau gesehen wird, vor eine Kamera stellt und was ohne Sprechausbildung ins Internet faselt. Vielleicht muss man sich vorher Gedanken machen, was gut ist, was ankommt und was attraktiv bleibt, auch wenn es keine tief ausgeschnittenen T-Shirts sind. Vielleicht aber ist Internet einfach nur ein begrenzt videotaugliches Medium, wenn es um die Erfindung von reichweitenstarken Kanälen jenseits der Pornographie und deren Verwertung geht. Das Scheitern von Ehrensenf beim Spiegel jedenfalls sollte Anlass sein, sich darüber mal Gedanken zu machen.

30.9.2008 | 23:59 von DonAlphonso

Unsinkbar. Zumindest weitgehend.

(Komisch, wenn man so einen Artikel schreiben will, und prompt ist der Server eines Blognetzwerk gerade nicht erreichbar…)

Ich kenne im Moment kaum einen Journalisten, der nicht Angst um seinen Job hat. Ich kenne einige neue Projekte aus dem Bereich Web2.0 und Internetjournalismus, die unter massiven Druck kommen. Und es ist keine Kunst vorherzusagen, dass in Zeiten der kreditknappheit Projekte, die nur geld kosten, schlechte Überlebenschancen haben, egal ob Nischenprodukt oder Marktführer. Wenn schon die Aktien von Google unter 400 Dollar gehandelt werden, was sind dann die Verlustbringer der Communities noch wert, was dürfen Nischenblogs kosten, die irgendwo versteckt vor sich hingammeln?

In den letzten Jahren wurden von einigen Medienkonzernen erhebliche Summen im Internet versenkt. Das dürfte jetzt, wie schon nach der New Economy, erst mal wieder vorbei sein, mit den üblichen Nebenwirkungen: Verkleinern, abschalten, feuern, streichen, Klickstrecke statt Qualität, und ja, es geht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist. Die Krise des Onlinejournalismus wird weder unerwartet noch überraschend kommen, Klicks lassen sich leicht produzieren, zahlende Kunden eher nicht, und Werbung ist kein Geschäftsmodell in Zeiten, da keiner werben will.

Ein paar Vorstellungen von professionellem Bloggen sind hochgradig anfällig gegen die Krise, weil sie die gleiche Exposition wie Medien haben. Gleichzeitig gibt es zumindest in Deutschland kein Blog, das etwas aus der Krise machen würde – wie etwa die Frage, wie man sein Geld retten kann. Ich glaube auch nicht, dass Bloghoster-Firmen wie Mokono oder Overblog viel zu lachen haben werden. Aber die weitestgehendst unkommerzielle Ausrichtung der Blogs wird vermutlich dafür sorgen, dass zumindest dieser Bereich der Inhalte, texte und Ideen im Internet ungeschmälert Bestand haben wird. Egal, wie brutal der Niedergang dessen sein wird, was man als Web2.0 bezeichnet.

25.9.2008 | 21:22 von DonAlphonso

Ein kleines soziales Hm.

Wenn ein Blogger zwei Monate nichts mehr von sich hören lässt, fange ich an, das Blog für tot zu erklären. Das ist nicht weiter schlimm, nichts währt ewig auf dieser unserer Welt, Kommen und Gegen gehört dazu, und manchmal kommt es anders, als man denkt.

Das Blog, um das es mir heute geht, ist aber kein Teenieblog oder ein aufgeflogener Sicko aus der totalitären Ecke, sondern das Blog der Arbeitsgemeinschaft Social Media, die seit Anfang März 2008 eigentlich dabei sein sollte, Verständnis und Wissen zur Vermarktung der neuen “sozialen Medien” zu fördern. Das hier:

http://ag-sm.de/

Ich will jetzt nicht gleich mit der Grabschaufel anrücken, aber angesichts des Anspruches der Arbeitsgemeinschaft, bei der auch einige gestandene Blogger mitmachen, die auch ab und an was darüber sagen, hätte ich mir irgendwie gedacht, dass da mehr kommt. Das Blog wäre das beste Beispiel, um zu zeigen, wie social Media funktioniert. Eine inaktive Gruppe bei Xing und eine tote Gruppe bei Facebook und eine Videoansprache, die auf den heutigen Tag zwei Monate alt ist, könnte auch auf einer statischen Website stattfinden. Medien sind in meinen Augen was anderes.

Warum ich darauf hinweise: Vor ein paar Wochen kam die Studie von ARD und ZDF zur Onlinenutzung heraus, und die hat – wenn man mal vom generell etwas komischen Ansatz der Befragung absieht – gerade für den Berich “social Media” nicht eben schmeichelhafte Zahlen erbracht. Grob übersetzt: Jüngere Zielgruppen laufen den Blogs weg und machen fast nur noch Communities, und auch sonst scheint bei der Studie nach einem Boom in den letzten Jahren das Phänomen Blogs keine grosse Rolle mehr zu spielen. Nachdem diese Studie durchaus Beachtung findet und Blogs bei der AGSM eine wichtige Rolle spielen, hätte ich mir erwartet, dass da irgendwas kommt. Wenn man Blogs bei der Vermarktung helfen will, ist es vielleicht nicht so toll, als Nischenmedium für alte Säcke zu gelten. Aber es kam nichts.

Deshalb an dieser Stelle das kleine soziale Hm. Mein ja nur.